10.06. Ich habe Angst davor wieder Alkohol trinken zu müssen. Die angenehme Zeit der Abstinenz vergeht wie im Flug. Vielleicht bleibe ich einfach dabei. Machen andere auch. Ich muss mich davon frei machen. Es zwingt mich ja keiner wieder anzufangen. Klar werden mir die Weinweiber, die Schwestern, die aussehen wie Sofia Lorens Zwillinge, halt große, gut aussehende Italienerinnen, fehlen, aber was soll’s.
Ich mag die Kunst im Innenhof der Sparkasse am Aegi und sage zu der Mitarbeiterin, die die Berufsbetreuer führt und jetzt hierher umgezogen ist vom Raschplatz, dass es schöner hier ist, gerade der Kunstwald im Innenhof gefalle mir gut. Bäume hat Hannover ja weiß Gott genug. Meine Betreute, die aus dem Heim auszieht, hat ein Konto eröffnet und ich muss mit unterschreiben und das tue ich heute kurz. Dann Termin beim Kollegen und Notar, den mein Herr Engel beauftragt hatte. Sehr aufgeräumte Räume, schattig und grün die Aussicht und viele USM-Möbel innen. Er arbeitet jeden Sonntag seit 30 Jahren, samstags habe er immer frei und sonntags, meist nachmittags würde er sich dem Aktenstudium widmen. Armer Kerl. Da würde ich auch bald aufhören zu arbeiten an seiner Stelle. Ich will nie so enden.
Dilek war mit uns in Paris, gleichzeitig. Dann hätte sie die Führung machen können, das wäre mir auch viel lieber gewesen. Sie hat so tolle Führungen für uns mit uns in Istanbul gemacht und das für lau. Was für ein Glück hatte ich, dass ich diese Frau, mit der ich zusammen studiert habe, bei meiner ersten Istanbulreise gleich am ersten Vormittag auf der Straße getroffen habe. Das war so ein Zufall damals und wiegt einen in Sicherheit. Wie Stephan sagt, eigentlich hätten wir sie auch in Paris wieder treffen müssen. Wenn es einem einmal gelingt, fühlt man sich unbesiegbar.
Anhörung von Frau Yoga beim Betreuungsgericht und dann Bürgeramt Podbipark Ausweis abholen von einer Betreuten und ich bekomme die 28,80 € wieder, die ich ihr dafür geliehen habe. Hannovers Häuserstuck.
Es ruft eine Irre an in einer familienrechtlichen Sache (Mandantin des Kollegen). Sie sprach von „unseren Damen“. Wir sind doch hier nicht im Puff, ich stelle durch an den Kollege und sage, ich habe ihr gesagt, es sei nur die Dame mit Bart heute für sie zu sprechen. Apropos Irre, Herr Ihme war wohl da als ich unterwegs war berichtet die Steuerfachangestellte. Daran merke ich mal wieder, dass ich mit meine „Irren“ total gut kann und mich die normalen Mandanten, weinerliche Frauen in Scheidungssachen total verrückt machen. So hat jeder seine Welt.
Der Kollege mit seiner Tochter war doch im Film „Zero One Zero“ drin geblieben nur nicht zur anschließenden Diskussion mit dem Filmemacher.
Mittags gibt es noch mal lecker Spargel. Ich esse oben ohne und halte es in meinen Klamotten nicht aus. Alles juckt. Ich werde bald Nacktbuttermuschfotos machen oder zumindest oben ohne, wenn das so weiter geht. Aus Solidarität zieht Stephan auch sein T-Shirt aus. Ich bedanke mich bei meiner Schwiegermutter für den Spargel. Es war das dritte Mal dieses Jahr und immer haben wir mindestens zwei Mal davon gegessen und dann Suppe. Die Nostalgiehaarklammern habe ich vergessen. Meine Schwägerin ist nicht mitgekommen im Flieger Pfingstmontag und musste heute ganz früh nach Hause fliegen. Das war ja bestimmt nervig, umsonst zum Flughafen und dann wieder nach Hause weil Stand by nicht geklappt hat. Feiertage sind tückisch.
Stephan fotografiert niedliche Tiere im Obstbaum.
Ich meine Hammerblüten im Wintergarten. Die ganze Wohnung riecht danach, ein betörender süßer Duft von der Wachsblume mit mindestens 50 Blüten.
Türken bauen gut Muskeln auf, stelle ich mal wieder fest bei dem Wetter. Ich mag türkische Männer. Es gab mal einen Bauarbeiter. Wir waren Fans voneinander. Ich weiß aber, kein Mann verehrt mich so wie meiner. Da habe ich viel Glück gehabt und eine Nachfolge wird es nicht geben. Ich stelle nur fest, dass ich mir oft mit türkischen Männern sympathisch bin, auch mit älteren Männern. Wir mögen uns. Mit den Franzosen habe ich es dafür nicht so.
Wir fahren in die Stadt. Rentner und Jugendliche sind modisch vereint und lieben die neue Mode von Cloppenburg, die ausschaut, als wäre das Kleidungsstück verwaschen oder Farbe ausgelaufen, d.h. es gibt einen unnatürlichen Farbverlauf in der Strickware. Wir sind in der Cumberlandschen Galerie in dem Stück, was immer ausverkauft ist. Die Giraffe war früh ein Hirsch oder eine Antilope vor der Spezialisierung. Das Stück beeindruckt die anwesenden Lehrer (so ca. 99 %) sehr. Frau Frey spielt toll, aber es ist vom Thema her nicht ganz unsere Sache. Cool, wie sie Ratte häutet, seziert und dann kocht und die traurigen Zimmerpflanzen, die als Deko dienen. Wie Verachtung für die Schüler und das private Scheitern ineinander übergehen. Isst sie wirklich kalten Eintopf Königsberger Klopse aus der Dose? Das wäre hard core, aber der ist alles zuzutrauen. Sie ist großartig und ich bin immer noch totaler Fan. So eine tolle Frau! Auch mit der Bestuhlung haben sie sich Mühe gegeben sehe ich anschließend.
Die Leute fahren heutzutage Autos wie aus dem Film Cars. Infantil kommt mir das vor. Die sprechen laut und haben lustige „Augen“.
Wenn die Tage richtig lang sind, macht heiß auch Sinn. Wir fahren durch die Gegend und landen bei einer Pizza.
Dann fängt es etwas an zu regnen. Das ist schön.
Ich habe ein schlimmes Paillettenoberteil an, nur weil ich dachte, dass muss ich mal tragen, aus Wolle, mit scharfkantigen Dingern, alles kratzt, vor allem der Rücken, ich könnte durchdrehen, wie laut Preisschilder auf dem Rücken und dann noch der BH-Metallhaken. Es ist Quälerei. Auch abends reiße ich es mir vom Leib.
11.06. Ich trage Pudding an den Ohren. Die neuen Ohrringe mit Schlüsselbundanhängern aus Paris dazu eine ganz tolle Wickelblusenkreation meiner Freundin Heike. In ihr „Für die Liebe sterben“ Jacke bin ich derzeit auch richtig verknallt und trage sie täglich, soweit man eine Jacke benötigt zur Zeit.
Angeblich gucken die Leute am Nachbartisch schon als ich neulich erklärt hatte, dass mein Mann was Sex anbelangt heterosexuell veranlagt ist (er mag weibliche Geschlechtsteile und Schwabbel), aber neben Sex ist er wie ein Schwuler um die Fünfzig von seinen Vorlieben her und liebt z.B. Oper.
Ich erreiche die Betreuerin in einer neuen Betreuungssache und es gibt einen Einwilligungsvorbehalt, d.h., dass der Betreuer ausschließlich das Geld verwaltet. Sie ist unerfahren und weiß nicht, ob die Betreute Grundsicherung oder Wohngeld bezieht. Sie müsste in der Akte nachsehen. Sie wusste auch nicht, ob sie jetzt ein oder zwei Mieten nicht gezahlt hat und ob die Stadtwerke bezahlt sind und das Telefon soll auch nicht gehen. Da wohnt ein Alkoholiker mit in der Wohnung und das hat sie dem Amt gemeldet, dass er da schon über ein Jahr wohnt und immer zum Fenster rausspringt, wenn der Pflegedienst kommt, so dass sie es nicht mitbekommen habe und die haben die Leistungen eingestellt und sie wollte die Betreute dann ins Heim bringen, aber das wollte die nicht (Jahrgang 55). Dann hat der Typ sie angespuckt und es gab wechselseitige Anzeigen bei der Polizei. Danke, dass reicht mir schon an unprofessionell. Ich werde Morgen zu der Neuen fahren und bin geschockt, wie man so wenig nachdenken kann. Die Miete schuldet die Betreute alleine und kann sich die Wohnung dann nicht leisten, wenn man eine entsprechende Meldung macht. Was treibt einen dazu der betreuten Person zu schaden und gegen sie zu arbeiten? Solche Betreuer haben ihren Auftrag nicht verstanden und die braucht kein Mensch. Jetzt will sie das Geld von dem Alkoholiker wieder holen? Wie realistisch ist das denn?
Mr. Borderline entschuldigt sich für den Ausraster bei der Wohnbetreuung. Sie hatte Angst vor ihm und er hat sie wohl beleidigt und schlägt wohl auch seine Freundin. Er will Paartherapie mit Freundin machen und dann gehen sie erst mal zu dritt hin (Begleitung durch die Wohnbetreuung). Er will Frauen immer gut behandeln, so sei er eigentlich auch, aber manchmal rastet er aus. Ich habe sogar Verständnis dafür. Er lobt mein Outfit, so rührend, wie gut ich immer aussehen würde. Hat das einen therapeutischen Effekt auf meine Betreuten? Ich glaube es manchmal. Bei dem warmen Wetter sieht man seine ganzen Schnittverletzungen an den Unterarmen und die Narben sind beeindruckend. Der schneidet schon konsequenter.
Hostel in Berlin. Gleich bei dem Lakritzfachgeschäft (ja, hier gibt es eine gewisse Fixierung). Will Lakritze dies mal nicht mehr fertig sortiert kaufen, sondern weiß mittlerweile um meine Vorlieben. Claudia lobt die Lakritze aus Berlin. Die Tüte hätte sie auf einmal gegessen. Ich habe ihre Whats App vom 17.05. entdeckt bzw. Stephan hat sie mir „vorgelegt“. Hey, das Medium funktioniert ja super mit uns.
Mittags gehen wir wählen und ich mag das Rathaus.
Dann in die Kantine meiner Wahl.
Im Marktcafé bleibt heute die Küche kalt. War auch so eine gute Entscheidung. Wir trinken noch Kaffee und ich setze mich weit weg von den Fußballgesprächen. Es ist der Kollege aus dem anderen Büro und ich höre, dass Deutschland gegen Spanien oder Holland spielt. Langweiliger geht nicht.
Wir haben Karten gekauft für unseren Hundeerzieherfreund, der nach Hannover kommt und ich lese die Überschrift in der Zeitung, dass Wulf ein Buch geschrieben hat und sich offenbar anpreist mit den Worten, dass er immer noch der richtige Bundespräsident für Deutschland wäre. Der spinnt doch, denke ich und sage: ungebrochenes Selbstbewusstsein, aber irgendwo jenseits der Zurechenbarkeit. Die Titanic macht daraus ein Bilderrätsel mit den Kernaussagen des Wulf Buchs ganz in meinem Sinne. Bockiges Kind und beleidigte Leberwurst. Die Kartenverkaufsstelle hat unbeschreiblich hässliche Geschenkartikel.
Ich darf Mix nur noch mit Binde machen. Ich werde beim Trampolin springen undicht und tue es so gerne, dass ich einfach weiter mache. Das sind die Vorteile des Alters. Früher hätte ich mir einen Kopf gemacht, ob man einen Fleck sieht, jetzt ist es mir einfach egal. Blut und Eiter, Schweiß oder Pipi. Wo ist der Unterschied. Katja gibt richtig Gas und ich mache mit und der Schweiß läuft in Strömen und tropft mir aus dem Gesicht. Es läuft Kate Bush „Running up the hill“ und das irritiert die Trainerin, weil es ihre Aufwachmusik ist. Wer ist das, wird von einer Teilnehmerin gefragt. Das ist total alte Musik, aber sie hat so eine tolle Stimme. Ja, Gramophonzeiten. Als eine Teuilnehmerin ihr Trampolin nicht auseinander gebaut bekommt, probiere ich es mal, weil ich helfen will und die jungen Dingern bewundernd: „und das mit nur einer Hand“. Ja, Mutti hat Kraft mittlerweile. Ich mag es, mein neues Körpergefühl. Es mag idiotisch klingen, aber mein Körper gefällt mir besser denn je und ich war noch nie so damit im Reinen. Jugend war scheiße im Vergleich. Apropos Jugend. Auf dem Trampolin läuft immer „Jump around“ oder wie das Stück heißt von „House of Pain“. Die habe ich ja früher geliebt und frage Stephan: ist das nicht der Sänger „Everlast“, was er bestätigt. In finde, die Stimme klingt so ganz anders, wohl einmal gerappt und einmal gesungen? Ich kriege es nicht richtig zusammen.
Überall fahnenbeflagte Autos und Kneipen. Mir wird schlecht davon. Schön hingegen ist das Deichkindvideo „Ich habe eine Fahne und die steck ich jetzt in Brand“ sowie die Titanic-Vorteile der WM, Kinos sind leer und man kann Idioten leichter erkennen an dem Tragen einer Flagge.
Abends englische Satire. Fifa und Geld ist wie Schamhaare und Wachs, es verteilt sich überall auf Dir und nimmt dann alles mit bis hin zu den Stellen, wo man nicht wusste, dass man Haare hatte und sich anschließend sagt, dass man das nie wieder machen wird. Fifa und Bestechung passt zusammen wie peanut butter and jelly sollte aber zusammen passen wie peanut butter und a boy with a deadly nut allergy. Das Stadion in der Provinz wird für 4 Spiele gebaut und ist anschließend das teuerste Vogelklo der Welt. Sehr lustig und sehr richtig.
12.06. Unser Treppenhaus im Büro trägt auch die Zeichen des Irrsinns.
Morgens Telefonate mit dem Pflegedienst und dem Amt in der neuen Sache. Ja, der angebliche Mitbewohner hat sogar eine eigene Wohnung, wo er gemeldet ist. Im Februar hatte die alte Betreuerin die Nachbarn ausgehorcht und ihre Betreute ans Messer geliefert. Unfassbar für mich. Das Amtsgericht überträgt die Geldverwaltung einem Profi und das endet in Mietschulden und Verlust der Wohnung? Da kann man doch auf die Hilfe und Unterstützung verzichten, oder? Das schreibe ich dem Betreuungsgericht verbunden mit der Frage, warum sich der Betreuungswechsel so lange hingezogen hat, weil meine Betreute hatte dem Gericht die Missstände durchaus mitgeteilt, das sie kein Geld hat und das Telefon abgeschaltet ist. Das darf alles gar nicht wahr sein. Dann spioniert uns Berlin noch aus, na warte, ich werde im Gegenzug das Lakritzgeschäft leer kaufen.
Ich halte bei einem Betreuten, den vor allem seine Mutter betreut wird, aber die hat eine gebrochene Schulter. Sie wohnen 150 Meter Luftlinie. Beide freuen sich mich zu sehen. Dem Sohn wird es schnell zu viel. Er bietet mir eine Zigarette an, die ich ausschlage, „ist auch gesünder“ meint er darauf und geht dann auf sein Zimmer, legt sich aufs Bett und schaut Sport. Die Mutter hat ihre Zähne nicht an und spricht komisch. Der Arzt hat 4 Stunden am Tag hauswirtschaftliche Hilfe verordnet und die Krankenkasse hat das erst nicht einsehen wollen. Wenn irgendwas nicht läuft, sagt sie immer und lacht dabei hämisch, dass sie eine gute Anwältin hätte, die das dann regelt. Recht so. Dafür bin ich da und ich mach’s gerne.
Die neue Betreute wohnt neben meinem „Richter“ und ihre Stimme klingt wie die der Frau des Richters. Geradezu unheimlich. Sie hat früher bei Steinecke gearbeitet von morgens bis abends und bekam eine Abmahnung, weil sie mal einen Kaffee getrunken hat. Ich frage, was ist Steinecke und sie antwortet „die größte Bäckerei“ und erst abends nach dem Sport fällt mir eine Filiale von denen an der Königsworther Brücke auf. Ich fahre da nahezu täglich dran vorbei. Sie bekommt gleich ab Morgen Essen auf Rädern und die Frau vom Pflegedienst ist total begeistert von mir und ich soll jetzt alle betreuen. So was Engagiertes. Da haben sie lange drauf gewartet. Ja, meine Energie ist ganz gut und ich arbeite auch gut, aber mich kann nicht jeder bekommen. Die Nachbarin vor dem Haus mag mich und findet ich sollte ein Instrument spielen. Mundharmonika oder so.
Meine Betreute, der ich Geld einteile will ich auf 14-tägig umstellen. Sie hat ganz schlimm Asthma und richtig Mühe beim atmen. Sie atmet tief ein, aber es kommt wohl nur wenig Sauerstoff an. Das tut mir immer richtig weh. Unsere eine Sportlehrerin hat das auch. E-Zigarette setzt sich in Frankreich total durch und auch Polizisten rauchen im Dienst. Daran muss ich gerade denken, wie sie ungeniert diesen Zauberstab in der Hand halten und ich denke, es ist ein Elektroteaser.
Auf dem Rückweg sehe ich Mel bei Glüxkind und grüße sie freudig vom Rad aus. Hatte mich gewundert wo die Stammbedienungen vom 11 A abgeblieben sind, d.h. wundere mich immer noch, hatte mich aber auch gefragt, ob und wann ich sie mal wiedersehen würde. Da ist ein Generationenwechsel eingetreten und man tut so als wäre nichts bzw. geht zur Tagesordnung über und die Nächsten lassen sich vermutlich ausbeuten und fertig machen. Das ist zumindest mein Eindruck.
Heute sage ich der Kollege, dass ihr Welpe jetzt schon bellt wenn ich im Treppenhaus die Treppe hoch komme und wir das hier nicht gebrauchen können. Sie verteidigt ihn auch noch, ja nur, wenn sie nicht da ist oder im anderen Zimmer, dann passe er auf. Ach so. Das soll er aber nicht machen. Er hat keine Funktionen und soll auch keine Meinung haben zum Kommen und Gehen. Zurückhaltend und freundlich ist seine Aufgabe, sie müsse ihm das jetzt abgewöhnen, er sei noch Welpe und habe noch keine richtigen Zähne, kläffe aber schon, aber Frauchen hat wohl andere Pläne oder ist einfach nur verliebt, keine Ahnung. Exercise, discipline and then affection sagt Cesar immer und nicht betüddeln wie ein Baby.
Geräusche von außen dringen ins Büro. Eine Demo? Ich will mal schauen. Nein, sie haben Leinwände mit Fußballkrams auf dem Marktplatz aufgebaut. Hölle. Public Viewing ist mein Ambrosia und kann mir jeden lauen Sommerabend versauen. Ich kann es einfach nicht ab.
Morgen steht wieder ein kleiner Ausflug an nach nur 3 Tagen Büro. Stuttgart ist das Ziel. Wir treffen erst meine Tante, die gerade einiges durchmacht und sich mit dem Rest der Familie nicht versteht. Alles kompliziert. Dann kriege ich mich mit meinem Mann noch in die Wolle. Abends treffen wir meinen Kollegen und meine Eltern.
Ich will mich nicht immer streiten wegen der Berlinreise, sonst brauchen wir 10.000 Tage auch nicht zu feiern. Wegen der kleinen Reise jetzt erst Recht nicht. Wir treffen neben meinen Eltern, Teile der Stuttgarter Verwandtschaft und für die Weinliebenden steht eine Weinprobe auf dem Programm.
Ein Freund kommt vorbei. Er kommt vom Laufen, seine Leiste ist verkürzt. Wir sehen ihn selten, aber kennen ihn schon seit unserer Jugend. Das schafft eine gewisse Vertrautheit. Ich sage, er war früher immer sehr uncharmant zu meinen Freundinnen und hat ihnen gesagt, dass sie einen ganz dicken Pickel im Gesicht haben. Zu seiner Arbeitskollegin sei er noch fieser gewesen und habe er gefragt, ob sie ihre Regel habe, er könne das riechen. Er behauptet es wirklich zu können. Vielleicht riecht er an mir was, ich bin wieder überfällig und werde dann wieder Monate ausbluten. Es fühlt sich jedenfalls so an, als würde es losgehen und Stephan sieht die Zeichen auch.
Ich steige barfuß aufs Fahrrad und klingele bei den Nachbarn um noch einen Geburtstagsbrief einzuwerfen. Wir haben von ihnen heute eine Postkarte aus Potsdam bekommen, wo wir gemeinsam waren und mit so eine schönen Schrift (das Gegenteil von meiner). Auf der Karte steht, dass der FKK Kult noch sehr verbreitet ist im Osten und sogar beim Surfen ernst genommen und umgesetzt wird. Die Straße ist leer, es ist 22:15 und überall dringen Schreie aus den Häusern. Die Fußballreligion und ihrer Anhänger als würden Tiere oder Menschen geopfert werden. Der Sohn des Nachbarn mit seinen Kumpels vor der Haustür und sie haben Bier dabei im Fahrradanhänger. Ich sage, „da wird jetzt aber nicht dieses Fußball geguckt, Scrabble könnt ihr spielen“ und als sie lachen „ich kontrolliere das auch“. Ich bin gerne die schrullige Alte.
Mein Buch vom Flohmarkt in Göttingen. Daraus werde ich zu gegebener Zeit noch zitieren…
Das hat Pornobilder (Männer mit Werkzeug) drin und hier ist das erste und sicherlich nicht das letzte was ich zeigen werde.