Archiv für den Monat: Juni 2014

Das bockige Kind von der 3-Tage-Woche

10.06. Ich habe Angst davor wieder Alkohol trinken zu müssen. Die angenehme Zeit der Abstinenz vergeht wie im Flug. Vielleicht bleibe ich einfach dabei. Machen andere auch. Ich muss mich davon frei machen. Es zwingt mich ja keiner wieder anzufangen. Klar werden mir die Weinweiber, die Schwestern, die aussehen wie Sofia Lorens Zwillinge, halt große, gut aussehende Italienerinnen, fehlen, aber was soll’s.

Ich mag die Kunst im Innenhof der Sparkasse am Aegi und sage zu der Mitarbeiterin, die die Berufsbetreuer führt und jetzt hierher umgezogen ist vom Raschplatz, dass es schöner hier ist, gerade der Kunstwald im Innenhof gefalle mir gut. Bäume hat Hannover ja weiß Gott genug. Meine Betreute, die aus dem Heim auszieht, hat ein Konto eröffnet und ich muss mit unterschreiben und das tue ich heute kurz. Dann Termin beim Kollegen und Notar, den mein Herr Engel beauftragt hatte. Sehr aufgeräumte Räume, schattig und grün die Aussicht und viele USM-Möbel innen. Er arbeitet jeden Sonntag seit 30 Jahren, samstags habe er immer frei und sonntags, meist nachmittags würde er sich dem Aktenstudium widmen. Armer Kerl. Da würde ich auch bald aufhören zu arbeiten an seiner Stelle. Ich will nie so enden.

NDR Funkturm

Dilek war mit uns in Paris, gleichzeitig. Dann hätte sie die Führung machen können, das wäre mir auch viel lieber gewesen. Sie hat so tolle Führungen für uns mit uns in Istanbul gemacht und das für lau. Was für ein Glück hatte ich, dass ich diese Frau, mit der ich zusammen studiert habe, bei meiner ersten Istanbulreise gleich am ersten Vormittag auf der Straße getroffen habe. Das war so ein Zufall damals und wiegt einen in Sicherheit. Wie Stephan sagt, eigentlich hätten wir sie auch in Paris wieder treffen müssen. Wenn es einem einmal gelingt, fühlt man sich unbesiegbar.

Anhörung von Frau Yoga beim Betreuungsgericht und dann Bürgeramt Podbipark Ausweis abholen von einer Betreuten und ich bekomme die 28,80 €  wieder, die ich ihr dafür geliehen habe. Hannovers Häuserstuck.

Batmanputten

Es ruft eine Irre an in einer familienrechtlichen Sache (Mandantin des Kollegen). Sie sprach von „unseren Damen“. Wir sind doch hier nicht im Puff, ich stelle durch an den Kollege und sage, ich habe ihr gesagt, es sei nur die Dame mit Bart heute für sie zu sprechen. Apropos Irre, Herr Ihme war wohl da als ich unterwegs war berichtet die Steuerfachangestellte. Daran merke ich mal wieder, dass ich mit meine „Irren“ total gut kann und mich die normalen Mandanten, weinerliche Frauen in Scheidungssachen total verrückt machen. So hat jeder seine Welt.

Der Kollege mit seiner Tochter war doch im Film „Zero One Zero“ drin geblieben nur nicht zur anschließenden Diskussion mit dem Filmemacher.

Mittags gibt es noch mal lecker Spargel. Ich esse oben ohne und halte es in meinen Klamotten nicht aus. Alles juckt. Ich werde bald Nacktbuttermuschfotos machen oder zumindest oben ohne, wenn das so weiter geht. Aus Solidarität zieht Stephan auch sein T-Shirt aus. Ich bedanke mich bei meiner Schwiegermutter für den Spargel. Es war das dritte Mal dieses Jahr und immer haben wir mindestens zwei Mal davon gegessen und dann Suppe. Die Nostalgiehaarklammern habe ich vergessen. Meine Schwägerin ist nicht mitgekommen im Flieger Pfingstmontag und musste heute ganz früh nach Hause fliegen. Das war ja bestimmt nervig, umsonst zum Flughafen und dann wieder nach Hause weil Stand by nicht geklappt hat. Feiertage sind tückisch.

Stephan fotografiert niedliche Tiere im Obstbaum.

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Ich meine Hammerblüten im Wintergarten. Die ganze Wohnung riecht danach, ein betörender süßer Duft von der Wachsblume mit mindestens 50 Blüten.

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Türken bauen gut Muskeln auf, stelle ich mal wieder fest bei dem Wetter. Ich mag türkische Männer. Es gab mal einen Bauarbeiter. Wir waren Fans voneinander. Ich weiß aber, kein Mann verehrt mich so wie meiner. Da habe ich viel Glück gehabt und eine Nachfolge wird es nicht geben. Ich stelle nur fest, dass ich mir oft mit türkischen Männern sympathisch bin, auch mit älteren Männern. Wir mögen uns. Mit den Franzosen habe ich es dafür nicht so.

Wir fahren in die Stadt. Rentner und Jugendliche sind modisch vereint und lieben die neue Mode von Cloppenburg, die ausschaut, als wäre das Kleidungsstück verwaschen oder Farbe ausgelaufen, d.h. es gibt einen unnatürlichen Farbverlauf in der Strickware. Wir sind in der Cumberlandschen Galerie in dem Stück, was immer ausverkauft ist. Die Giraffe war früh ein Hirsch oder eine Antilope vor der Spezialisierung. Das Stück beeindruckt die anwesenden Lehrer (so ca. 99 %) sehr. Frau Frey spielt toll, aber es ist vom Thema her nicht ganz unsere Sache. Cool, wie sie Ratte häutet, seziert und dann kocht und die traurigen Zimmerpflanzen, die als Deko dienen. Wie Verachtung für die Schüler und das private Scheitern ineinander übergehen. Isst sie wirklich kalten Eintopf Königsberger Klopse aus der Dose? Das wäre hard core, aber der ist alles zuzutrauen. Sie ist großartig und ich bin immer noch totaler Fan. So eine tolle Frau! Auch mit der Bestuhlung haben sie sich Mühe gegeben sehe ich anschließend.

Charles Darwin Gym 3 Charles Darwin Gym 2 Charles Darwin Gym 1

Die Leute fahren heutzutage Autos wie aus dem Film Cars. Infantil kommt mir das vor. Die sprechen laut und haben lustige „Augen“.

Wenn die Tage richtig lang sind, macht heiß auch Sinn. Wir fahren durch die Gegend und landen bei einer Pizza.

Ihme Sonnenuntergang 2 IhmeSonnenuntergang 1

Dann fängt es etwas an zu regnen. Das ist schön.

Ich habe ein schlimmes Paillettenoberteil an, nur weil ich dachte, dass muss ich mal tragen, aus Wolle, mit scharfkantigen Dingern, alles kratzt, vor allem der Rücken, ich könnte durchdrehen, wie laut Preisschilder auf dem Rücken und dann noch der BH-Metallhaken. Es ist Quälerei. Auch abends reiße ich es mir vom Leib.

11.06. Ich trage Pudding an den Ohren. Die neuen Ohrringe mit Schlüsselbundanhängern aus Paris dazu eine ganz tolle Wickelblusenkreation meiner Freundin Heike. In ihr „Für die Liebe sterben“ Jacke bin ich derzeit auch richtig verknallt und trage sie täglich, soweit man eine Jacke benötigt zur Zeit.

Angeblich gucken die Leute am Nachbartisch schon als ich neulich erklärt hatte, dass mein Mann was Sex anbelangt heterosexuell veranlagt ist (er mag weibliche Geschlechtsteile und Schwabbel), aber neben Sex ist er wie ein Schwuler um die Fünfzig von seinen Vorlieben her und liebt z.B. Oper.

Ich erreiche die Betreuerin in einer neuen Betreuungssache und es gibt einen Einwilligungsvorbehalt, d.h., dass der Betreuer ausschließlich das Geld verwaltet. Sie ist unerfahren und weiß nicht, ob die Betreute Grundsicherung oder Wohngeld bezieht. Sie müsste in der Akte nachsehen. Sie wusste auch nicht, ob sie jetzt ein oder zwei Mieten nicht gezahlt hat und ob die Stadtwerke bezahlt sind und das Telefon soll auch nicht gehen. Da wohnt ein Alkoholiker mit in der Wohnung und das hat sie dem Amt gemeldet, dass er da schon über ein Jahr wohnt und immer zum Fenster rausspringt, wenn der Pflegedienst kommt, so dass sie es nicht mitbekommen habe und die haben die Leistungen eingestellt und sie wollte die Betreute dann ins Heim bringen, aber das wollte die nicht (Jahrgang 55). Dann hat der Typ sie angespuckt und es gab wechselseitige Anzeigen bei der Polizei. Danke, dass reicht mir schon an unprofessionell. Ich werde Morgen zu der Neuen fahren und bin geschockt, wie man so wenig nachdenken kann. Die Miete schuldet die Betreute alleine und kann sich die Wohnung dann nicht leisten, wenn man eine entsprechende Meldung macht. Was treibt einen dazu der betreuten Person zu schaden und gegen sie zu arbeiten? Solche Betreuer haben ihren Auftrag nicht verstanden und die braucht kein Mensch. Jetzt will sie das Geld von dem Alkoholiker wieder holen? Wie realistisch ist das denn?

Mr. Borderline entschuldigt sich für den Ausraster bei der Wohnbetreuung. Sie hatte Angst vor ihm und er hat sie wohl beleidigt und schlägt wohl auch seine Freundin. Er will Paartherapie mit Freundin machen und dann gehen sie erst mal zu dritt hin (Begleitung durch die Wohnbetreuung). Er will Frauen immer gut behandeln, so sei er eigentlich auch, aber manchmal rastet er aus. Ich habe sogar Verständnis dafür. Er lobt mein Outfit, so rührend, wie gut ich immer aussehen würde. Hat das einen therapeutischen Effekt auf meine Betreuten? Ich glaube es manchmal. Bei dem warmen Wetter sieht man seine ganzen Schnittverletzungen an den Unterarmen und die Narben sind beeindruckend. Der schneidet schon konsequenter.

Hostel in Berlin. Gleich bei dem Lakritzfachgeschäft (ja, hier gibt es eine gewisse Fixierung). Will Lakritze dies mal nicht mehr fertig sortiert kaufen, sondern weiß mittlerweile um meine Vorlieben. Claudia lobt die Lakritze aus Berlin. Die Tüte hätte sie auf einmal gegessen. Ich habe ihre Whats App vom 17.05. entdeckt bzw. Stephan hat sie mir „vorgelegt“. Hey, das Medium funktioniert ja super mit uns.

Mittags gehen wir wählen und ich mag das Rathaus.

Steinfrauen Rathaus 1 Stein Mann Rathaus 1

Dann in die Kantine meiner Wahl.

Reis mit Fisch Spargel mit Kartoffeln

Im Marktcafé bleibt heute die Küche kalt. War auch so eine gute Entscheidung. Wir trinken noch Kaffee und ich setze mich weit weg von den Fußballgesprächen. Es ist der Kollege aus dem anderen Büro und ich höre, dass Deutschland gegen Spanien oder Holland spielt. Langweiliger geht nicht.

Wir haben Karten gekauft für unseren Hundeerzieherfreund, der nach Hannover kommt und ich lese die Überschrift in der Zeitung, dass Wulf ein Buch geschrieben hat und sich offenbar anpreist mit den Worten, dass er immer noch der richtige Bundespräsident für Deutschland wäre. Der spinnt doch, denke ich und sage: ungebrochenes Selbstbewusstsein, aber irgendwo jenseits der Zurechenbarkeit. Die Titanic macht daraus ein Bilderrätsel mit den Kernaussagen des Wulf Buchs ganz in meinem Sinne. Bockiges Kind und beleidigte Leberwurst. Die Kartenverkaufsstelle hat unbeschreiblich hässliche Geschenkartikel.

Objekte

Ich darf Mix nur noch mit Binde machen. Ich werde beim Trampolin springen undicht und tue es so gerne, dass ich einfach weiter mache. Das sind die Vorteile des Alters. Früher hätte ich mir einen Kopf gemacht, ob man einen Fleck sieht, jetzt ist es mir einfach egal. Blut und Eiter, Schweiß oder Pipi. Wo ist der Unterschied. Katja gibt richtig Gas und ich mache mit und der Schweiß läuft in Strömen und tropft mir aus dem Gesicht. Es läuft Kate Bush „Running up the hill“ und das irritiert die Trainerin, weil es ihre Aufwachmusik ist. Wer ist das, wird von einer Teilnehmerin gefragt. Das ist total alte Musik, aber sie hat so eine tolle Stimme. Ja, Gramophonzeiten. Als eine Teuilnehmerin ihr Trampolin nicht auseinander gebaut bekommt, probiere ich es mal, weil ich helfen will und die jungen Dingern bewundernd: „und das mit nur einer Hand“. Ja, Mutti hat Kraft mittlerweile. Ich mag es, mein neues Körpergefühl. Es mag idiotisch klingen, aber mein Körper gefällt mir besser denn je und ich war noch nie so damit im Reinen. Jugend war scheiße im Vergleich. Apropos Jugend. Auf dem Trampolin läuft immer „Jump around“ oder wie das Stück heißt von „House of Pain“. Die habe ich ja früher geliebt und frage Stephan: ist das nicht der Sänger „Everlast“, was er bestätigt. In finde, die Stimme klingt so ganz anders, wohl einmal gerappt und einmal gesungen? Ich kriege es nicht richtig zusammen.

Überall fahnenbeflagte Autos und Kneipen. Mir wird schlecht davon. Schön hingegen ist das Deichkindvideo „Ich habe eine Fahne und die steck ich jetzt in Brand“ sowie die Titanic-Vorteile der WM, Kinos sind leer und man kann Idioten leichter erkennen an dem Tragen einer Flagge.

Abends englische Satire. Fifa und Geld ist wie Schamhaare und Wachs, es verteilt sich überall auf Dir und nimmt dann alles mit bis hin zu den Stellen, wo man nicht wusste, dass man Haare hatte und sich anschließend sagt, dass man das nie wieder machen wird. Fifa und Bestechung passt zusammen wie peanut butter and jelly sollte aber zusammen passen wie peanut butter und a boy with a deadly nut allergy. Das Stadion in der Provinz wird für 4 Spiele gebaut und ist anschließend das teuerste Vogelklo der Welt. Sehr lustig und sehr richtig.

12.06. Unser Treppenhaus im Büro trägt auch die Zeichen des Irrsinns.

Andreas Köpke

Morgens Telefonate mit dem Pflegedienst und dem Amt in der neuen Sache. Ja, der angebliche Mitbewohner hat sogar eine eigene Wohnung, wo er gemeldet ist. Im Februar hatte die alte Betreuerin die Nachbarn ausgehorcht und ihre Betreute ans Messer geliefert. Unfassbar für mich. Das Amtsgericht überträgt die Geldverwaltung einem Profi und das endet in Mietschulden und Verlust der Wohnung? Da kann man doch auf die Hilfe und Unterstützung verzichten, oder? Das schreibe ich dem Betreuungsgericht verbunden mit der Frage, warum sich der Betreuungswechsel so lange hingezogen hat, weil meine Betreute hatte dem Gericht die Missstände durchaus mitgeteilt, das sie kein Geld hat und das Telefon abgeschaltet ist. Das darf alles gar nicht wahr sein. Dann spioniert uns Berlin noch aus, na warte, ich werde im Gegenzug das Lakritzgeschäft leer kaufen.

Klaut Berlin

Ich halte bei einem Betreuten, den vor allem seine Mutter betreut wird, aber die hat eine gebrochene Schulter. Sie wohnen 150 Meter Luftlinie. Beide freuen sich mich zu sehen. Dem Sohn wird es schnell zu viel. Er bietet mir eine Zigarette an, die ich ausschlage, „ist auch gesünder“ meint er darauf und geht dann auf sein Zimmer, legt sich aufs Bett und schaut Sport. Die Mutter hat ihre Zähne nicht an und spricht komisch. Der Arzt hat 4 Stunden am Tag hauswirtschaftliche Hilfe verordnet und die Krankenkasse hat das erst nicht einsehen wollen. Wenn irgendwas nicht läuft, sagt sie immer und lacht dabei hämisch, dass sie eine gute Anwältin hätte, die das dann regelt. Recht so. Dafür bin ich da und ich mach’s gerne.

Winnetou

Die neue Betreute wohnt neben meinem „Richter“ und ihre Stimme klingt wie die der Frau des Richters. Geradezu unheimlich. Sie hat früher bei Steinecke gearbeitet von morgens bis abends und bekam eine Abmahnung, weil sie mal einen Kaffee getrunken hat. Ich frage, was ist Steinecke und sie antwortet „die größte Bäckerei“ und erst abends nach dem Sport fällt mir eine Filiale von denen an der Königsworther Brücke auf. Ich fahre da nahezu täglich dran vorbei. Sie bekommt gleich ab Morgen Essen auf Rädern und die Frau vom Pflegedienst ist total begeistert von mir und ich soll jetzt alle betreuen. So was Engagiertes. Da haben sie lange drauf gewartet. Ja, meine Energie ist ganz gut und ich arbeite auch gut, aber mich kann nicht jeder bekommen. Die Nachbarin vor dem Haus mag mich und findet ich sollte ein Instrument spielen. Mundharmonika oder so.

Blumen auf Fliesen

Meine Betreute, der ich Geld einteile will ich auf 14-tägig umstellen. Sie hat ganz schlimm Asthma und richtig Mühe beim atmen. Sie atmet tief ein, aber es kommt wohl nur wenig Sauerstoff an. Das tut mir immer richtig weh. Unsere eine Sportlehrerin hat das auch. E-Zigarette setzt sich in Frankreich total durch und auch Polizisten rauchen im Dienst. Daran muss ich gerade denken, wie sie ungeniert diesen Zauberstab in der Hand halten und ich denke, es ist ein Elektroteaser.

Auf dem Rückweg sehe ich Mel bei Glüxkind und grüße sie freudig vom Rad aus. Hatte mich gewundert wo die Stammbedienungen vom 11 A abgeblieben sind, d.h. wundere mich immer noch, hatte mich aber auch gefragt, ob und wann ich sie mal wiedersehen würde. Da ist ein Generationenwechsel eingetreten und man tut so als wäre nichts bzw. geht zur Tagesordnung über und die Nächsten lassen sich vermutlich ausbeuten und fertig machen. Das ist zumindest mein Eindruck.

Heute sage ich der Kollege, dass ihr Welpe jetzt schon bellt wenn ich im Treppenhaus die Treppe hoch komme und wir das hier nicht gebrauchen können. Sie verteidigt ihn auch noch, ja nur, wenn sie nicht da ist oder im anderen Zimmer, dann passe er auf. Ach so. Das soll er aber nicht machen. Er hat keine Funktionen und soll auch keine Meinung haben zum Kommen und Gehen. Zurückhaltend und freundlich ist seine Aufgabe, sie müsse ihm das jetzt abgewöhnen, er sei noch Welpe und habe noch keine richtigen Zähne, kläffe aber schon, aber Frauchen hat wohl andere Pläne oder ist einfach nur verliebt, keine Ahnung. Exercise, discipline and then affection sagt Cesar immer und nicht betüddeln wie ein Baby.

Geräusche von außen dringen ins Büro. Eine Demo? Ich will mal schauen. Nein, sie haben Leinwände mit Fußballkrams auf dem Marktplatz aufgebaut. Hölle. Public Viewing ist mein Ambrosia und kann mir jeden lauen Sommerabend versauen. Ich kann es einfach nicht ab.

Morgen steht wieder ein kleiner Ausflug an nach nur 3 Tagen Büro. Stuttgart ist das Ziel. Wir treffen erst meine Tante, die gerade einiges durchmacht und sich mit dem Rest der Familie nicht versteht. Alles kompliziert. Dann kriege ich mich mit meinem Mann noch in die Wolle. Abends treffen wir meinen Kollegen und meine Eltern.

Ich will mich nicht immer streiten wegen der Berlinreise, sonst brauchen wir 10.000 Tage auch nicht zu feiern. Wegen der kleinen Reise jetzt erst Recht nicht. Wir treffen neben meinen Eltern, Teile der Stuttgarter Verwandtschaft und für die Weinliebenden steht eine Weinprobe auf dem Programm.

Ein Freund kommt vorbei. Er kommt vom Laufen, seine Leiste ist verkürzt. Wir sehen ihn selten, aber kennen ihn schon seit unserer Jugend. Das schafft eine gewisse Vertrautheit. Ich sage, er war früher immer sehr uncharmant zu meinen Freundinnen und hat ihnen gesagt, dass sie einen ganz dicken Pickel im Gesicht haben. Zu seiner Arbeitskollegin sei er noch fieser gewesen und habe er gefragt, ob sie ihre Regel habe, er könne das riechen. Er behauptet es wirklich zu können. Vielleicht riecht er an mir was, ich bin wieder überfällig und werde dann wieder Monate ausbluten. Es fühlt sich jedenfalls so an, als würde es losgehen und Stephan sieht die Zeichen auch.

Ich steige barfuß aufs Fahrrad und klingele bei den Nachbarn um noch einen Geburtstagsbrief einzuwerfen. Wir haben von ihnen heute eine Postkarte aus Potsdam bekommen, wo wir gemeinsam waren und mit so eine schönen Schrift (das Gegenteil von meiner). Auf der Karte steht, dass der FKK Kult noch sehr verbreitet ist im Osten und sogar beim Surfen ernst genommen und umgesetzt wird. Die Straße ist leer, es ist 22:15 und überall dringen Schreie aus den Häusern. Die Fußballreligion und ihrer Anhänger als würden Tiere oder Menschen geopfert werden. Der Sohn des Nachbarn mit seinen Kumpels vor der Haustür und sie haben Bier dabei im Fahrradanhänger. Ich sage, „da wird jetzt aber nicht dieses Fußball geguckt, Scrabble könnt ihr spielen“ und als sie lachen „ich kontrolliere das auch“. Ich bin gerne die schrullige Alte.

Mein Buch vom Flohmarkt in Göttingen. Daraus werde ich zu gegebener Zeit noch zitieren…

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Das hat Pornobilder (Männer mit Werkzeug) drin und hier ist das erste und sicherlich nicht das letzte was ich zeigen werde.

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Emily Pfingsten

07.06. Ich wundere mich über diesen Tattoo-Kult. Klar kenne ich auch tätowierte Leute bzw. habe tätowierte Freunde, aber ich denke immer, früher war das anders, d.h. die Motivation dafür und die Szene, die sich hat tätowieren lassen. Wer sich heutzutage alles beliebig zutätowieren lässt, wundert mich immer wieder. Das sind ganz spießige, penible Leute, die sich über Tags an der Hauswand aufregen und zeitgleich ihren ganzen Körper zutagen lassen. Ich bin vielleicht altmodisch, aber ich kann es einfach nicht verstehen. Es scheint jedenfalls bald ein Zeichen der Spießigkeit und Anpassung zu sein, wenn man auf eine bestimmte Art tätowiert ist und von Underground keine Spur mehr. Es ist genau das Gegenteil von vermeintlich individuell, nämlich uniformiert. 

 

Langes Telefonat morgens. Mir fällt es vergleichsweise leicht den Willen einer anderen Person zu respektieren, auch wenn er gegen meine ethischen Vorstellungen oder meine Wünsche oder was auch immer verstößt. Ich denke, dass dicke Fell bzw. die konsequente Einstellung kommt von meinem Beruf, weil ich hier viel aushalten muss, was nicht meine Entscheidung gewesen wäre. Wenn jemand nicht will, dass ich etwas weiß, wie es um ihn steht, dann ist das so und wäre derjenige z.B. bei einer total riskanten OP abgekratzt und ich hätte ihn nicht mehr gesehen oder gesprochen, hätte ich das respektieren müssen, weil derjenige diese Entscheidung so für sich getroffen hat. Was ich beruflich einhalte, kann ich auch privat umsetzen.

Heute steht Grillen auf dem Programm. Wir treffen meine Schwägerinnen in der Bahn und nehmen ihr Gruppentagesticket in Anspruch. Nein, sie waren nicht beim Bierfest in der Altstadt, aber Prosecco bei Mövenpick gab es schon. Den neuen Bewohnern von Eilvese, die nach einer Exkursion nach Köln aus Hannover dort hinziehen (jetzt in promoviert) wollen wir einen Besuch abstatten und schauen, wie sie die Wohnung eines verhassten Missbrauchsonkels, der gestorben ist, umgestaltet haben. Sie hat evangelische Religion studiert und wird als Lehrerin arbeiten und er macht in seiner Freizeit in Bienen. Sie sind nett und sympathisch, aber richtig adoptiert hatten wir den Bruder Constantin, der in Berlin gestorben ist. Sie sind jedenfalls nicht zuhause.

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Der weiße Schimmel mag mich nicht mehr oder es ist ihm zu heiß. Jedenfalls verlässt er seinen Unterstand nicht.

 Das Grillen und im Garten herumsitzen ist entspannt. Ich mache ein paar Übungen, worauf mein Schwiegervater kommentier, ich „könne ja richtig was“. Ich habe noch nicht so viel Grillfleisch gegessen und bin richtig scharf drauf und lass mich mit Bratwurst nicht abspeisen. Der Lavendel ist so stark frequentiert, dass es wirklich sehr erstaunlich ist. Alles voller Bienen und Hummeln, die auch nicht Feierabend machen wollen und auch nach 20 Uhr noch die ganzen Blüten absuchen. Das reinste Gewusel. Die eine Hummel stirbt und nein, es ist kein Geschlechtsakt, sondern sie zuckt nur, ist aber überwiegend bewegungslos und stirbt am Stängel bzw. Arbeitsplatz.DSC05167 DSC05169 DSC05179 DSC05182 DSC05184 DSC05186 DSC05187 DSC05189

 Es gibt frische Erdbeeren vom Feld. Die sind totlecker, aber Spühsahne dazu tut etwas weh. Auf dem Rückweg steigen wir in Leinhausen aus und fahren über den schönen Radweg am Bad entlang nach Linden. Auf dem Spielplatz gegenüber von unserem Haus essen wir ein Eis vom Kiosk.

Ich freue mich auf die Musik Morgen, einmal nicht mit Mozart gequält werden. Ich bin da doch wie die Junkies, dass Mozart mein Autan ist und ich mir echt keinen Druck dazu setzen könnte. Die Musik ist eine Qual für mich. Wir haben die Idee zu Cron und Lanz zu gehen vor der Oper und Stephan findet sogar noch einen Flohmarkt in Göttingen. Ich habe im ersten Staatsexamen dort mündliche Prüfung gehabt zu der ich Windpocken hatte. Der Prof am Lehrstuhl hat mich angesteckt, weil sein Kleinkind sie hatte und das war noch nicht mal mit an der Uni (seit dem weiß ich, wie sie ihren Namen bekommen haben). War leicht anderer Stamm als in Kalifornien und meine Immunabwehr unten, so dass ich sie bekomme habe und mit wässrigen Pusteln im Nacken und unter den Armen in der Prüfung gesessen habe und auf einer schwitzigen Luftmatratze bei ätzenden Uni-Strebern übernachtet hatte, die ihren Namen in alle Bücher vorne reingeschrieben oder sogar einen Stempel dafür hatten, so doll haben sie sich damit identifiziert. Es war ein Alptraum und seit dem ist Göttingen für mich gestorben. Gut, es war mir auch sonst damals nicht sympathisch. Nur Uni, Studentenwohnheimkasernen. Ich habe danach immer gesagt: „Göttingen kann dem Erdboden gleich gemacht werden bis auf Cron und Lanz“.

 

08.06. Kaum habe ich eine gekaufte Kette wiederentdeckt, die ich bestimmt zuletzt in den 80ern getragen habe, stirbt sie an Altersschwäche und ich nur noch doppelreihig. Ich deponiere eine Schere im Briefkasten, damit ich besser Minze schneiden kann im Garten. Wir nehmen den ICE nach Basel und Zürich.

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Göttingen ist nach wie vor schlimm. Stephan stellt fest, dass er bestimmt eines Tages als alter Mann bei so einem Wetter sterben wird.

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Alles Uni, dieses Bildungsgedönse nervt. Das kann Leute beeindrucken, die Komplexe haben. Wenn man vom Prof. gewickelt wurde hält sich die Hochachtung in Grenzen und vor allem das überkandidelt damit umgehen, das fehlt ganz. Wir schauen uns eine Ausstellung an im alten Rathaus, die mich an Helnwein erinnert und die Bilder finde ich ganz sehenswert. Immerhin kommen Kröte und Meerschweinchen darin vor.

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Dann der Flohmarkt. Es ist so heiß, dass sich eine Kampfhündin sofort auf den Boden legt bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

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Beim Flohmarkt finden sich Verkäufer und Käufer. Ich sage, was sind das denn für schöne Plastikketten und die Frau (beleidigt) „das ist Holz“. Dann weiß ich, dass ich mit der keine Geschäfte machen will. Leute die Plastikkette als Schimpfwort begreifen und meine, dass sie ganz tolle Ware haben und das auch noch so blöd betonen müssen und dann total utopische Preisvorstellungen haben, können mich mal. Ein anderer Typ ist nett und ich kaufe eine Sonnenbrille, eine Brosche, ein Porno-Heimwerkerbuch mit dem Titel „Liebe auf den zweiten Blick HEIMWERKEN“ (die Männerfotos haben was von Porno) sowie zwei Tuschkästen, der eine ist hoffentlich versiegelt, weil alle Farben schwarz sind.

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Stephan hat sein „Spaß beim Töpfern“ T-Shirt von der Santiago Sierra Ausstellung an und der Typ bietet ihm spontan eine Töpferscheibe an. Er hat eine tolle Therapeutenliege, aber die können wir nicht mitnehmen. Eine alte Frau spricht mich mit Mäuschen an. Komm kauf einer alten Frau doch was ab, damit ich meine Standgebühren bezahlen kann. Das tue ich doch glatt und nehme eine schöne Plastikkette, die Perlen sind sogar einzeln geknüpft und eine zartrosa Baskenmütze- jeweils 1,- € und wir freuen uns beide. Im nachhinein hätte ich einem Schwulenpaar noch eine Handtasche abkaufen sollen.

Viele bedeutende Wissenschaftler werden hier verehrt u.a. Herr Gauß. Der sagt sogar mir was, weil Paps immer die Normalverteilungskurve von dem zitiert.

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Dann Cron und Lanz dort und für zuhause. Eiskaffee ohne Ende. Vor allem der Eismokka schmeckt Hammer, aber auch die Quiche ist nicht von schlechten Eltern. Die Bedienung sagt, es gäbe keine Quiche. Ich hatte aber unten welche gesehen, in der Vitrine rechts und lasse mir da nix vormachen. Hier sitzen wieder schlimme Bildungsbürger, die wir gleich in der Oper sehen werden und dann auch sehen.

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Weiter geht’s ins Theater.

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Ist klein und viele Rentner sind gekommen. Ich frage mich, warum hier nicht der ganze CSD aus Hannover zu Besuch ist so transgender wie es in der Oper und Inszenierung zugeht. Zwei Countertenöre und die dritte männliche Hauptdarstellerstimme wird von einer Frau gesungen (Mezzosopran oder Alt heißt das dann). Ich mag diese „Kastratenstimme“ seit Klaus Nomi, den ich sehr verehrt habe, aber es scheint ein sehr anstrengendes Genre zu sein und es gibt kaum Sänger, die das drauf haben. Dann auch noch 4 Stunden durchhalten und im Pelz singen als König der Schwaben. Keine festgelegten Klischees, wenn die besonders männlichen Männer mit Frauenstimme singen oder Frauen den Mann spielen. Hier sind Küsse auf den Mund offenbar eine Zumutung, so dass nur Wangenküsse verabreicht werden. Ich nehme an, dass es an der launischen russischen Sängerin liegt, die uns hat melden lassen, dass sie erkältet ist, aber trotzdem für uns singt. Die Amerikanerin, Emily Fons, die den Mann verkörpert, spielt es einfach zu gut und überzeugend, so dass ich es nicht ihr unterstellen will. Ihr nehme ich ab, dass sie in Rosimonda verliebt ist. Sie ist echt gut und ich frage mich, wie so ein junges Ding aus Michigan auf den Trichter kommt männliche Opernrollen singen zu wollen. Ich mag Händel, d.h. gerade auch instumental ist es meine Musik und viel effektiver und sparsamer als Wagner (man braucht nur einen Bruchteil der Musiker). In Hannover läuft ein massenkompatibles Stück „Chaplin“ im Opernhaus. Das sehe ich wer reingeht und weiß, was man davon erwarten kann. Gefälliger Tanzkram halt.

Statt Binden mache ich Karamell in meine Bindendose aus Paris.

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Nachher gehen wir Essen im Gauß. Das ist recht mittelmäßig und baut kontinuierlich ab. Vorspeise noch am besten. Ein vegetarisches Menü finde ich eigentlich super, aber das kann man viel leckerer machen z.B. In Potsdam zuletzt gegessen. Auf zum Bahnhof. Der Mond steht am Himmel und wir werden von einem jungen Studentenpärchen angesprochen, dass man bei Rot stehen und bei Grün gehen soll. Was soll man dazu sagen. Ich kann es gar nicht erwarten aus dieser Stadt wieder weg zu fahren. Gauß hat es ganz hart erwischt: in Braunschweig geboren und in Göttingen gestorben.

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09.06.Wenn mich einer länger mit seinen krassen Eheproblemen belastet, fällt es mir offenbar schwer neutral zu bleiben und die Vorstellung einem vermeintlich harmonischen Familienfrühstück beiwohnen zu müssen, ist mein Alptraum. Ich entziehe mich auf allen möglichen Wegen der Situation, die direkt vor mir sich abspielt. Mit diesen Szenen wache ich auf.

Pfingsten wird neuer Schmuck gemacht aus meiner Pariser Flohmarktware, insgesamt 2 Ketten und 2 paar Ohrringe. Auch die ineinander hängenden Skelette, die ich mir vor über einem Jahr beim vorletzten Parisbesuch gekauft habe werden endlich zu einer Kette verbastelt. Diesmal keine Perlen und keine Klamotten. Habe zu viel davon. Das Maß ist quasi voll. Was allerdings noch aussteht ist die Verarbeitung einer Serie französischer Briefmarken für Inlandsbriefe. Sie zeigen die verschiedenen Kuhrassen und auf der Rückseite aus welcher Region in Frankreich sie beheimatet sind. Das war teures Bastelmaterial und hat 7,40 gekostet. Da habe ich 2 Tüten voller alten Schlüsselbundanhänger bekommen, aber ich konnte nicht widerstehen und es hat auch seinen Reiz quasi Geld oder zumindest Währung direkt zu entwerten, sprich zu verbasteln.

Ich bin stolz auf mich, dass ich mein Alterstagebuch schreibe am Pfingstsonntag bis mir der Hintern weh tut.

Abends treffe ich Psychologenkollegen mit Teenagertochter im Kino. Perlen im Frühling. Sie waren Eis essen und gehen wohl vorzeitig aus dem Film. Ist nicht jedermanns Sache so eine Doku über behinderte und psychisch kranke Dragqueens. Der Filmemacher ist da. Die Hauptfigur erinnert an Leigh Bowery, aber ich mag vor allem seine Kunst, die er in der Kunsttherapie macht, vor allem die Tonarbeiten. Braucht er noch eine gesetzliche Betreuung? Schade bis Niederlande ist nicht mein Einzugsgebiet. Ich muss noch mal an die Van Gogh Ausstellung denken. Hier hatte ich anhand der Selbstporträts festgestellt, wie krank er ausgesehen hat und habe dann an Krebs oder eine ähnliche Krankheit gedacht, aber nein, er hat sich ja umgebracht. Er war aber trotzdem von seiner Krankheit gezeichnet. Der Dragqueendarsteller erzählt offen, dass sich seine Mutter das Leben genommen habe. Die hatte auch eine Psychose, aber noch keine modernen Medikamente dagegen. Da ist wohl viel dran, dass hier die moderne Medizin wirklich hilft Menschenleben zu retten, gerade auf dem Gebiet der Psychiatrie. Bei dem Darsteller Murat habe ich Zweifel an seiner Geschichte. Kindheit total glücklich, alle haben sein Schwulsein und seine Behinderung akzeptiert und er war ein ganz „normaler Junge“. Er habe nicht gemerkt, dass er anders war bis er nach Deutschland kam. Es wäre ihm zu wünschen, dass es so gewesen ist. Gleichzeitig hält er seine Familie konsequent raus aus dem Film. Ich bin da misstrauisch, ob die Geschichte echt ist oder Wunschvorstellung. 

Dann der Film „Test“. San Francisco der 80er Jahre und man weiß nicht, wie Aids übertragen wird. Es geht Panik um. Es geht um eine Tanzgruppe und die eine hysterische Tänzerin geht nicht mehr im Castro essen, weil sie Angst hat, dass es sich wie Hepatitis über Lebensmittel überträgt. Es gibt noch keinen Test und dann doch. Kondome sind noch ganz neu für die Schwulenszene. Der Film ist o.k. Ich muss an Filme aus den 80ern zu dem Thema denken, die aber eher fiktional damit gearbeitet haben. In dem einen ging es darum, dass den Virus nur Leute bekommen, die Sex haben ohne sich wirklich zu lieben (eine etwas romantische Vorstellung) und in dem anderen, der mir gut gefallen hat, erinnere ich mich noch an den Titel. Liquid Sky. So Außerirdische haben immer Freier im Moment des Orgasmus getötet. Ihr Gehirn hat ihnen eine Art Kokainkick verliehen und die Prostituierten blieben am Leben, weil sie nicht gekommen sind

Was mir nach Paris noch mal neu deutlich wird ist, wie gut die jeweiligen „Ausländer“ zu dem jeweiligen Einwanderungsland passen. Ist das Absicht, dass jemand mit einer bestimmten Veranlagung dann nach Deutschland oder Frankreich zieht oder assimilieren sie sich doch so gut. Eher wohl Letzteres, zumindest mehr, weil oft ist es Zufall oder man kann es sich gar nicht aussuchen. Jedenfalls die Afrikaner in Paris sind so was von Französisch und die Türken hier sind so was von Deutsch. Unsere „Ausländer“ passen so was von gut zu uns und bei den Franzosen dito. Die zweite Dragqueen im Film Murat bzw. BayBJane ist so was von Kölsch. 

Ich entdecke in meinen heißgeliebten Carambar Karamelsticks kleine Rätsel oder Witze. Mir fällt aus, dass die Innenseite immer verschieden bedruckt ist. Wenn eine Leserin Französisch kann, bitte helfen:

 

Quel est le sport préferé des nourrissons?

 

Résponse: Le baby-foot.

 

Das verstehe ich noch: welcher Sport wird von Säuglingen bevorzugt? Der Baby-Fuß.

 

Aber jetzt kommt es:

 

Quel basketteur retient le mieux ses lecons? (am c fehlt ein Komma darunter)

 

Résponse: Tony par coeur.

 

Que craint le plus un électricien?

 

Résponse: Le coup de foudre.

 

Das war ein schöne Wochenende und zuhause bleiben ist auch mal total schön!

 

Ob Wissenschaft oder Sprachen, etwas Geheimnis muss bleiben.

Arschlochwelpen

03.06. Wir sind wieder da. Ich habe total süße Hundepostkarten von Katalin, meiner Nichte bekommen. Sie macht jetzt auch in Postkarten (wir sind halt große Hundefans, sie und ich).

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Mein Mann verteilt seine Raubmilben.

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Ich bewundere die Flughafenbeute.

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Zur Vorbereitung des Termins schrieb mir mein neuer Betreuter täglich Emails nach Paris in den Urlaub:

„p.s.s.

die Engelwelle heißt the AGE818: AlliedGodchildsEngagement818= 81 Qabala-Engel

Metatron nach Qabala-Praxis auf hebräisch rufen: hey zaye jod mem tet tet resh vav nun jud zayin lamed

Am 29. Mai 2014 15:27 schrieb ……:

ich betreibe die spirituellen Praktiken nur, weil ich mich nicht wohl fühle und ich stoße in tiefe Schichten des Bewußtseins und Unterbewußtseins vor. Dort finde ich die Parameter, Muster, Schemen und Schablonen des Menschen. Ich tauche ein und erkennne ein Gefühl von Hilflosigkeit gegenüber Erwachsenen, denen ich als Kind ausgeliefert war ohne Unterstützung meiner Eltern, für die ich mehr da war als sie für mich und meinen Bruder. Ich bin kein Kind mehr und doch ist dieses Gefühl präsent. Ich isoliere dieses Gefühl und sediere durch das Gefühl Ihrer Stärke, die nun hinter mir steht. Ein Gefühl der Freiheit erreicht mich wie Fesseln, die abfallen. Nichts, was passieren könnte, berührt mich so, daß es mich dirigiert oder ergreift. Ich fühle, wie meine Stärke das Leben begehrt und geboren werden will. Das Gefühl der Hilflosigkeit lasse ich fallen und werde getragen von mir selbst. Ich danke Ihnen vom ganzen Herzen, wünsche Ihnen einen weiterhin schönen Urlaub

und grüße freundlich

….

p.s.
Freitags ist immer um 8:18 pm CET ALPHA eine weltweite Engelwelle von Reikimeistern und Anderen. Ich hab Sie auf meine Liste geschrieben. Denken Sie nur kurz dran und sagen sie: Erzengel Metatron, ich spende meinen Tropfen Geist zum See des Ganzen oder besser, als ich formulieren kann. Fluß bringt den Strom. Oder stellen Sie sich eine Lichtsäule aus mir in den Himmel vor, die wie ein sich ausweitender Schirm verschmilzt mit anderen Schirmen rund um die Erde.“

Frühstück: Baguette mit Salzbutter.

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Heute bringt er mir 18 kg Unterlagen vorbei in einem Wanderrucksack. Er hat ihn vorher gewogen. Das wird schöne Sortierarbeit für Stephan. Ich schicke ihn erst mal weg nachdem ich ihm gesagt habe, dass sein früherer Anwalt sich durch seine SMS bedroht gefühlt habe. Was macht meiner, schickt ihm eine und will sie mir zur Kenntnis auch schicken. Ich sage ihm, dass ich ihm das im Vertrauen gesagt habe und es auf mich zurück fällt, wenn er so handelt und es unklug sei. Er gibt mir Recht.

Der Tag ist voller Termine. Die Querulatorin will wieder Krankengeld, obwohl der Anspruch ausgelaufen ist. Die Krankenkasse dreht durch, weil sie so von ihr bombardiert werden. Sie ist angeblich auf den „Popo“ gefallen und das ist eine neue Diagnose, dazu muss man nicht Medizin studiert haben und die setzt der Krankenkasse Fristen von 2 Tagen ihr neue Auszahlscheine zuzusenden.

Herr Ihme war bei der Spritze. Es hat geklappt. Ich bin happy.

Der letzte Termin mit Herrn PM, der immer total stinkt, so dass sich die Mitarbeiterin der Steuerberaterin beschwert, aber ich lüfte schon und mir was von seiner großen Liebe, einer australischen Musikerin erzählt und ich muss mir das Bild auf seinem Tablett anschauen. Die pennt nächste Woche mit einem Mitmusiker bei ihm und er ist so was von verknallt und vielleicht zieht sie nach Amsterdam und er dann mit und schraubt da Fahrräder, aber sie müssen sich vorher noch besser kennen lernen. Ich schmeiß ihn nach einer Zeit derbe raus und sag, alles schön und gut, er soll sich um seine Bankkarte und einen neuen Ausweis kümmern. In Wirklichkeit kann ich die Geschichte nicht glauben, gut, vielleicht ist er ein kostenloser Pennplatz, aber mehr wohl nicht und der Mitmusiker ist ihr Freund oder so wird das Missverständnis laufen.

04.06. Ich wach morgens auf zu dem Klang von Pariser Metro-Stationen Etienne Marcel und so was. Als mir der eine Stationsname nicht einfällt, konsultiere ich Google. Die Linie 4 ist die zweitlangsamste Linie der Metro und fährt nur 20 km/h. Deswegen war es auch augenöffnend mit dem Rad zu fahren, weil man so merkte, dass Gare Du Nord und Gare de l’est gleich nebeneinander liegen und man praktisch in 20 Minuten vom Montmatre „in der Stadt“ ist, im Chateaubriand z.B.

Ich mache die beiden letzten Croissants warm. Einmal Croissants aux amandes und einmal mit Mandeln und Schoko. Die schmecken auch nach 2 Tagen noch so gut, dass es zum Heulen ist. Die können einen Umzugskarton durchfetten in Null Komma Nichts und sind unfassbar lecker. Am Rand karamelisiert, voller Mandeln und Marzipan und Butter, dick und weich und lecker.

Rufe meinen Paps an. Die nächste Darmspiegelung machen die Würmer. Soll man alle 10 Jahre machen lassen und mit 86 wird er es wohl nicht mehr auf sich nehmen. Das ist eine harte Erkenntnis für ihn, aber auch für mich. Ich hoffe, ich lerne noch besser mit der Sterblichkeit umzugehen bevor es so weit ist. Mein Vater wünscht sich einen gemeinsamen Urlaub in Istanbul und hat das wohl Claudia vorgeschlagen für 2015, weil wir uns da auskennen und er da mal hin will, osmanisches Reich usw. Ja, ist auf jeden Fall erholsamer als Paris und schön am Wasser. Meine neue Betreute aus Linden, die immer dem Tod näher stand als dem Leben, kommt vorbei. Bestimmt könnte sie mir hier Einiges beibringen oder ist mir Voraus. Ich mag die Frau.

Nachdem ich mich erst im großen Stil mit der Rechtspflegerin der Staatsanwaltschaft angelegt habe, bin ich jetzt beste Freundinnen mit ihr und die Beschwerde hatte Erfolg und sie wird alle drei Strafsachen zurück stellen und mein Betreuten kann pünktlich zum 16.06. in die Therapie aufgenommen werden. Ich kann nicht nur nervig sein, sondern auch sehr charmant und jetzt bedanke ich mich überschwänglich für die gute Zusammenarbeit. Im Laufe der Woche fragt das Amtsgericht dann auch pünktlich an, ob die Betreuung nicht aufgehoben werden kann. Noch ein Fall von, „ohne Sie bin ich verloren“, nur wie soll ich es dem Amtsgericht erklären.

Die Neue von dem Berufsmusiker sieht aus wie seine Schwester und will mir Tipps geben, dass man kein Visum für Frankreich braucht, weil sie ein Telefongespräch mithört (sie ist nämlich gelernte Reiseverkehrsfrau, nur nennt sich das bei ihr anders und weil sie in einem Busunternehmen gelernt hat kann sie die ganzen Programme nicht und hat schlechte Karten bei der Stellenbewerbung). Dass es dabei um einen Ghanaer mit einem befristeten Aufenthaltsstatus geht, ist ihr nicht klar, aber Danke für den Tipp. Sie will vielleicht Gastroführungen in Linden machen, muss aber ihr Englisch aufbessern. Sie haben sich übers Internet kennen gelernt. Ich komme auf das unkontrollierte Geldausgebeverhalten ihres Mannes zu sprechen und die Schnapsidee mit der Umschuldung. Sie will da jetzt mehr den Daumen drauf habe und den Jaguar fährt nur noch sie, weil von den ganzen Parktickets hätten sie schön in den Urlaub fahren können, hat sie meinem Betreuten schon vorgerechnet. Stephan sagt, Urlaub ist auch dann nicht drin. Der Oberarzt, der ihren Mann aufgenommen hat (er war im Tagesklinikstatus in der Psychiatrie) sei komisch gewesen. Ich frage nach dem Namen und kenne ihn privat. Komisch finde ich persönlich nur, dass er auf Mozartopern steht, aber das behalte ich für mich.

Herr Ihme kommt vorbei, weil er Sehnsucht nach mir hatte und zitiert Texte mit Liebesinhalt von Subway to Sally. Ich schaue weg. Er hat heute noch einen Zahnarzttermin. Den Termin beim Jobcenter morgen habe ich eh abgesagt, weil es alles zu viel wird mit der psychiatrischen Pflege, die sich erst einspielen muss usw. und die Sachbearbeiterin ist direkt erleichtert darüber.

Nachmittags Sorgerechtsverhandlung mit Frau Yoga. Gottseidank hat mein Kollegen den anwaltlichen Teil übernommen. Er hat zur Feier des Tages seine Clark Kent Frisur aufgesetzt, die nur hält solange hält wie die Haare nass sind. Was kommt als nächstes kommentiere ich das, rasierst Du Dir die Brust und trägst dazu T-Shirts mit V-Ausschnitt. Es ist gut, dass ich ihn dabei habe, auch wenn er auch nur wenig ausrichten kann. Ich wäre komplett überfordert gewesen. Die Gegenanwältin ist kratzbürstig ohne Ende und die Richterin weiß auch ganz genau, was sie will und zeigt einem dann, wo es lang geht. Wir hatten beide den Verfahrensbeistand der Kinder falsch verstanden. Die Kinder sind nicht traumatisiert durch den jähzornigen Vater, sondern angeblich durch die Spritztour mit der Mutter und erholen sich gerade beim Vater. Die Richterin ist erheblich unter Druck und anschließend wissen wir auch warum. Ein niedersächsisches Promi-Pärchen hat eine geheime Verhandlung, bei der das Prinzip der Öffentlichkeit umgangen wird. Es steht nicht auf dem Terminzettel, der vor dem Sitzungssaal hängt und ein anderslautender wird sofort wieder abhängt. Wir waren vermeintlich die letzte familienrechtliche Sitzung des Tages. Ja, ich habe sie erkannt an ihrer Tätowierung und angeblich verstehen sie sich so gut, aber dann doch um die Ecke von einander warten und Familiengericht. Was ist das für eine Geheimjustiz jenseits des Prinzips der Öffentlichkeit? Mein Kollege lädt mich ein und es gibt total beschissenes Conveniencefood neben dem Bahnhof. Eine richtige Frechheit und kostet 45,- €. Er isst vorgegarten Spargel und vorgefertigte Kartoffel mit Sauce Hollandaise aus der Verpackung und ich Salatmischung von Rewe mit Fertigsauce und dann das was sie Baguette nennen. Es ist zum Heulen.

Etwas Regen und eine Doppelstunde Sport. Ich liebe Arrested Development und freue mich immer wenn der Song von denen kommt, Everyday people könnte er heißen. Eine andere Version von „A Man’s World“ von Natacha Atlas, die klingt wie aus Crossing the bridge erfreut mich auch. Zuhause ist die neue Waschmaschine angeschlossen. Meine Schwiegereltern mussten anreisen. In dieser Hinsicht sind wir lebensunfähige Kinder und ich sage Stephan müsste eigentlich der Penis abfallen, so wenig wie er von handwerklichen Tätigkeiten versteht. Andererseits wächst meine Vagina auch nicht zusammen bloß weil ich von Haushalt nichts verstehe. So ist es eben mit uns. Was sollen wir mal machen, wenn unsere Eltern tot sind? Mehr Personal bestellen. Es gibt Pfannkuchen mit Salzbutter und frische Erdbeeren. Immerhin das funktioniert heute mal ohne fremde Hilfe.

05.06. Endlich mal schlafen bis der Wecker klingelt. Ich dachte schon 6 ist das neue 8. Ich setze die erste Wäsche auf.

Der Esoteriker hat ein Vorstellungsgespräch und kann bei einem Finanzdienstleister anfangen. Direkt von der Tagesklinik dorthin. Ich frage mich, ob jemand, der seit 2005 seine eigene Post nicht geöffnet hat, anderer Leute Finanzen machen sollte, aber vielleicht geht das und er ist sehr überzeugend. Das muss ich zugeben, wenn man es nicht wüsste, würde man nie darauf kommen mit Betreuung und so. Er unterscheidet sich in dieser Hinsicht von meinem anderen Klientel. Ich warne ihn trotzdem vor dem Drückersystem und sage, er soll lieber was Anständiges mit seinem Talent anstellen, statt im Freundes- und Bekanntenkreis oder Leuten, die es sich nicht leisten können irgendwelche Finanzprodukte andrehen. Er stimmt mir zu.

Im Büro keine besonderen Vorkommnisse, außer dass Elisabeth Taylor einen Schäferhund geklaut hat, der dann über facebook gesucht wurde. Er war vor Rewe angeleint und Zeugen hatten gesehen, wie eine Frau ihn mitgenommen hat. Nach ihr hat sie ihn gerettet, weil er wurde ausgesetzt, 2 Stunden hat er im Regen gestandet und hatte sich schon eingemacht (wobei ich mir das nicht so richtig vorstellen konnte, was sie damit meint) und man wollte seinen Schwanz abschneiden und einen Fuchsschwanzanhänger daraus machen und er beschützt sie jetzt und die Polizisten mit Bart, die in der Nase bohren, sollen ihre Wohnung verlassen und sich eigene Schäferhunde besorgen. Sie braucht ihn zu ihrem Schutz und die Mädchen, die ihr übel mitspielen, haben sie angeschwärzt, dass die Polizei ihr den Hund wieder weg nehmen soll, damit sie ihnen wieder schutzlos ausgeliefert ist. Die religiösen Männer mit dem Bart sollen ihre Wohnung verlassen, sie will nicht auf den Strich gehen und ihr Körper gehört ihr. Ich spreche mit ihr und versuche beschwichtigend auf sie einzureden. Ich bin auf laut gestellt, weil der Mann von der Staatsgewalt ihr sein Handy nicht geben will. Ich denke, es wird mit einer Einweisung enden und bin in Alarmbereitschaft als der Bruder eintrifft, aber 10 Minuten später die Entwarnung. Sie hat den Hund herausgegeben, der total verängstigt war und jetzt wohl sichtlich erleichtert ist nicht mehr in ihrer Obhut zu sein. Ich höre ihn bellen und sage zu dem Polizisten, das war wohl ein Kläffer, ist auch besser, dass wir den los sind. Ich esse zuhause und es gibt Nachtisch aus dem Supermarkt aus Frankreich. Ich war so fertig am letzten Tag, dass ich die Lebensmitteln, die ich noch einkaufen wollte nicht eingekauft habe, kein Salz (koscheres am besten), keine Fromage Blanc, gar nichts. Paris war stressig und ich schaue mir schon Wohnungen in Lyon an („the Gastrocapital of France“). Hier gibt es die Lebensmittel zu weniger stressigen Bedingungen.

Ich habe auch so diese Woche mit Hunden zu tun. Ich dachte immer, alle Welpen seien süß aber genau wie es Arschlochkinder gibt, gibt es auch Arschlochwelpen. Doch es ist so und Ursache sind Fehler in der Erziehung. Unser Markenwelpe aus Hamburg nervt wenn Frauchen nicht da ist und unterhält das ganze Büro mit seinen immer fordernder werdenden Rufen und nein, er hat keine Angst (und man muss ihm nicht zeigen, dass sie nicht da ist oder hier nichts Schlimmes los ist im Flur!). Wenn ich ihn korrigiere, knurrt er mich an, das kleine Freundchen und meine Kundschaft wird heute angebellt. Sein Frauchen unternimmt nichts und der wird sich noch in einen Tyrannen entwickeln und dann landet er im Heim für schwer Erziehbare in Langenhagen. Als unser Welpe einmal in Wien einen Schwarze angewufft hat (total peinlich, weit und breit nur Weiße, aber Hunde melden manchmal, wenn ihnen ein vermeintlicher Fehler auffällt, jemand läuft mit 3 Beine, auf Krücken oder so was, das ist eine eingebaute Behindertendiskriminierung). So schnell konnte man gar nicht hingucken, wie Stephan Feininger geschnappt und auf den Rücken gedreht hat. Er brauchte ihn so zu dem dunkelhäutigen Mann, der ihn streicheln sollte und der aber nicht wusste, wie ihm geschah, so eingebunden in die Hundeerziehung. Der Welpe muss lernen, dass alle Menschen über ihm stehen und er hier weder eine Aufpassfunktion hat noch seine Meinung gefragt ist. Er muss ordentlich sozialisiert werden. Stattdessen wird unser Bürowelpe wie ein Baby behandelt und nicht wie ein Tier. Welpen gehören nicht verhätschelt, sondern müssen gleich auf die Regeln eingenordet werden. Umso mehr Freiheiten haben sie später. Sie wissen sich zu benehmen und sind angenehme Zeitgenossen und dürfen überall mit hin, ähnlich wie bei menschlichen Welpen. Bin gespannt, wo das hinführt. Erziehung ist Liebe zum Zögling und keine Erziehung ist höchstens Selbstliebe desjenigen, der den Erziehungsauftrag hat, aber nicht ausführt.

Elisabeth Taylor ist total aufgelöst. Da sind so Mudschaheddin im Auto vorbeigefahren und haben Steine nach ihm geworfen und sie hat gehört, wie eine Punkerin gesagt hat, Du bist selber Schuld, weil Du nach Drogen geschnüffelt hast. Jetzt kannst Du noch einmal kacken und dann töten wir Dich. Die wollten ihm an die Wäsche und sie hat ihn gerettet. Der Hund war ihr Freund und hatte seine Decke, die sie gestrickt hat aus der neonfarbenen Wolle und sie haben zusammen ferngesehen und er hat nachts neben ihr geatmet. Sie hat immer seine Pfote gehalten. Sie schlutzt und ich habe fast das Bedürfnis sie in den Arm zu nehmen. Sie hätte vor 14 Jahre zurückgehen sollen in den Iran, ihre Heimat, dann hätte sie noch ein paar Jahre mit ihren Großeltern leben können. Sie hat keine Zukunft hier. Erst verliert sie die Großeltern und jetzt nimmt man ihr den Hund weg. Die haben nicht mal Namensschilder an gehabt. Sie fragt danach und der Typ zeigt auf das Wort Polizei. Das ist doch nicht sein Name. Das ist doch nicht in Ordnung. Das ist vor 12 Jahren schon mal passiert, dass ihr ein Hund weggenommen wurde, damals ein Pitbull. Sie wird sich vielleicht in Deutschland umbringen wenn sie nicht wieder in den Iran kann. Vielleicht legt sie sich so eine Narbe zu, wie ich. Sie zeigt mir wie weit sie heute gekommen ist, aber es ist nur ein Kratzer. Durfte sie keinen deutschen Schäferhund haben, weil es ein deutscher Hund ist und sie ist eine Ausländerin? Sie wollte schon immer einen Schäferhund, der sie verteidigt und keinen „kleinen Nuttenhund“. Sie hat Amadeus immer weggezogen von den „kleinen Nuttenhunden“, die haben ihm nachgebellt von der anderen Straßenseite. „Die können sich selber lecken“ hat sie zu Amadeus gesagt. Sie hat total Angst, dass sie im Puff landet, dass ein Typ mit ihr Sex haben will und dann die Polizei oder Psychiatrie zur Verstärkung holt. „Ich bin keine Anwältin, ich muss keine Sachen im Bett klären“. Ja, das leuchtet ein. Sie ist 1,5 Stunden bei mir und es gelingt mir, sie etwas abzulenken und sie trinkt Kaffee und geht dann in besserer Verfassung und wir sehen uns in 2 Wochen wieder. Da ist schon Lumix.

Nach dem Termin rufe ich die Vermieterin an. Die hatte sich schon vor Paris gemeldet, dass sich meine Betreute einen Hund angeschafft hat, der permanent in der Wohnung bellt. Sie hatte ihr erzählt, sie habe den Hund von ihrem Vater geschenkt bekommen und die Vermieterin dachte noch, wie verantwortungslos von dem Kerl. Während sie um die Häuser zog, war der Hund wohl nächtelang alleine in der fremden Wohnung und ist durchgedreht und sie hat nur gedacht, die arme Katze und die kann nicht aufs Klo und pinkelt dann aus Protest in die Wohnung, was spielt sich dann in der Wohnung bloß ab (Vermieterperspektive). Sie hat sich heute total geschämt, weil Elisabeth so schmutzige Worte benutzt hat und die Polizisten sind ganz ruhig geblieben und haben immer nur gesagt, aber das wollen wir doch nicht.

Mein Hütchen ist eine Fehlkonstruktion und die Eichel baumelt mir im Gesicht herum.

Abends leicht schnarchige Lesung, vor allem wenig Leute. Wir sind wegen Hartmut El Kurdi da, aber es gibt einen anderen Stargast, der etwas aussieht wie Jonny Cash und aus Bayern kommt. Am unlustigsten ist der Moderator, der offensichtlich in Jonny verknallt ist, d.h. der Grad der Bewunderung hat eine peinliche Note erreicht und ihn immer besonders herausstellt, eben als „Stargast“. Der Moderator kann weder gut lesen noch singen. Beides ist eher erbärmlich und so pseudowissenschaftlich, wie einer der keinen hoch kriegt und auf Pornostar macht, aber eben alles nur theoretisch und als Text. Es geht um das Thema Musik. Hartmut hat einen schönen Text für die Taz geschrieben, den hatte ich vor Paris gelesen. Er macht sich über die 20.000,- teure Anlagen lustig, die die Leute, meist Männer, sich zulegen, weil man damit mehr Musikgenuss hat. Sie vergessen dabei, wie die Liebe zur Musik entstanden ist, damals mit einem Tapedeck und Mixkassetten. Das ist wie die Leute, die denken nur mit einem Dampfgarer, Markentöpfen und einer Designerküche kann man lecker kochen und dabei hat das gar nichts miteinander zu tun. Die Leidenschaft muss da sein. Unser Freund Georg in Berlin hat eine schlichte Küche und keine teuren Gerätschaften und macht die besten Blutwurstravioli, die ich jemals gegessen habe, Sternenküche inklusive. Wir kaufen gleich Karten für die Frühlingsperlen. Doppelvorstellung Montag. Freie Platzwahl und im Bildungskino Koki wollen erfahrungsgemäß immer alle hinten sitzen und wir haben das vordere Drittel ganz für uns. Hartmut liest einen guten Text darüber, dass man die englischen Texte nicht versteht und daher nachmittags Bobby Brown von Zappa im Radio läuft, während er Mandarinenschnittchen mit seiner Tante isst. Das ist nicht nur gut beobachtet, sondern ich habe mich darüber auch schon öfter gewundert gerade bei dem Lied mit der harmlosen Melodie und dem knallharten sexualisiertem Text. Das ist sehr schön, weil man bei Nichtverstehen einfach der harmlosen Melodie glaubt und nichts Böses ahnt.

06.06. Das Gute ist auch, dass ich im Alter versöhnt werde mit meinem Körper und mich sogar einigermaßen gerne nackt im Spiegel sehe. Das war früher nicht so. Versöhnlich halt. Zufrieden.

Die Querulatorin ruft schon morgens an. Sie soll nicht auf Krankengeld spekulieren, sondern sich wieder arbeitslos melde. Sie wird eh nicht so schnell vermittelt und dann kann der „Popo“ sich auskurieren. So mein Rat, heute erneut. Ich merke ihr an, dass sie Existenzängste hat und dann ist das die beste Lösung, dass andere ist Spielen mit Risiko, ob sie noch mal Krankengeld bekommt und dafür fehlen ihr offenbar die Nerven.

Ich gehe ich eine Runde arbeiten und wundere mich warum die neue Mitarbeiterin Faxe, die an mich adressiert sind für meinen Kollegen abzieht. Darauf reagiere ich leicht aggressiv.

Indischer Politiker rechtfertigt Vergewaltigung war die Spiegel online Überschrift. Ich denke als ich durch die Eilenriede fahre, wenn Vaginas Zähne hätten, die im Fall einer unfreiwilligen Penetration den Penis abbeißen könnten, wäre das besser. Ich meine, man könnte sagen, gut vielleicht wird der ein oder andere Schwanz dann zu Unrecht abgebissen. Die Frau wurde nicht zum Geschlechtsverkehr gegen ihren Willen gezwungen, wollte nur den Penis abbeißen beim einvernehmlichen Sex, aber die meisten Frauen sind charakterlich nicht so schlecht und das wäre halt ein Restrisiko, würde aber das Gleichgewicht besser herstellen.

Ich bin erst bei einer Messyfrau, die ich schon länger betreue und nur noch selten sehe. Sie war mal Chefschneiderin bei Mäntelhaus Kaiser. Sie liebt Schmuck und ihre artritischen Hände können mein Handgelenk fest greifen, wenn sie sich meine Armreife anschauen will. Sie musste aus ihrer früheren Wohnung raus und ist der Meinung, da lagen noch lauter Schätze die ihr von den neuen Eigentümern geklaut wurde. Es wird immer mehr, was das war. Pelze, Teppiche, Goldschmuck eimerweise. Sie schenkt mir eine alte Postkarte. Es ist ein Motiv vom Brunnen beim historischen Museum in der Altstadt und sie hat die Postkarte 11 mal, jetzt nur noch 10. Ihr Sohn, den sie tot aufgefunden hat, hat Flohmarkt gemacht. Ich finde von Bothfeld nicht zur MHH, dabei hatte meine Frau Klein, wie ich sie mal nenne, mir den Tipp gegeben mich an dem Turm zu orientieren. Ich muss immer zuhause anrufen und auch das klappt nicht. Ich bekomme Tobsuchtsanfälle und kann kaum dem Impuls widerstehen mein iphone auf die Straße zu donnern. Komme gleichzeitig mit dem MDK-Gutachter an. Mein übergewichtiger Betreuter mit der Minussymptomatik hat dieselbe Klamottenmarke an wie der durchtrainierte MDK-Gutachten, nur als fleckiges Polohemd. Ich glaube es ist Ralf Lauren. Er bekommt Essen auf Rädern und ich schaue mir das Wochenprogramm an und es gibt einen Salat, der heißt „Pariser Mischung“. Das kann gar nicht sein, ich war gerade in Paris und der Salat sieht da anders aus. Nach dem MDK-Termin darf ich heute mit um den Block gehen. Das ist eine große Ehre, sonst hat mein Betreuter Angst vor mir und will, dass ich wieder gehe. Im Treppenhaus liegt eine Sonderausgabe der Bild zur WM, die von der Berufsbetreuerin mit dem Kommentar „das schmeißen wir gleich weg“ bedacht wird. Alles riecht nach Blüten, auch wenn sie alle unscheinbar ausschauen, alle weiß, aber sie riechen herrlich und sehr kräftig, wenn es sogar mir auffällt und ich habe keine sonderlich gute Nase und fühle mich aber wie eine Biene, die angelockt wird. Ich bin betört. Der Holunder ist ein Traum. Nach der Runde sage ich, dass es schön gewesen sei und er strahlt mich an. Anschließend ein paar Worte mit der ambulanten Wohnbetreuung. Er wohnt im Wald und hat früher Win Chung gemacht und ist jetzt begeistert von Tango Argentino, dort lernt er Dinge, die ihm fehlen, wie feine Körperarbeit. Außerdem verbessert es die Haltung und man soll den Raum vor dem Brustbein mit Stolz ausfüllen sagt seine argentinische Tanzlehrerin. Immer das als Hobby suchen, was man nicht so gut kann, ist Herausforderung und Ausgleich, so er. Ich sage ihm, dass er etwas aussieht wie unser Lindy Hop Tanzlehrer und mit dem wollte immer keine Tanzen. Das ist wohl nicht so freundlich, war jedoch nicht beleidigend gemeint und beim Tanzlehrer lag es weniger am Aussehen als am Geruch. Ich glaube, der Wohnbetreuungsmann mag mich und ich finde ihn auch sympathisch. Er ist etwas steif und da hilft der Tango bestimmt. Ich will ihn mal an unsere Nachbarin, die Tango unterrichtet vermitteln, d.h. die beiden per email zusammen bringen. Da ergibt sich vielleicht was z.B. ein Seminar. Er sagt Kampfsport hilft einen aus der Opferrolle rauszubringen, aber damit hätte ich wohl weniger Probleme. Ja, das stimmt.

Dienstag esse ich zur Begrüßung erst 2 Kugeln Eis (Schoko und Kokos) und dann noch mal 2 (Schoko und Zabaione), nachdem ich Kontoauszüge geholt und die ersten auf dem Weg verdrückt haben und heute eine Großpackung Tic Tac Orange und habe kurz Angst, dass ich davon Durchfall bekomme.

Ein kleines Lahmacun, der Chef fragt mich, wie’s geht, weil ich länger nicht da war und dann wieder ins Büro. Die Cola von Bionade schmeckt auch scheiße. Herr PM hat mit Stephan telefoniert und sich so aufgeregt, dass er seinen Gestank durchs Telefon riechen konnte. Wie soll das erst werden, wenn es richtig warm wird, die berechtigte Frage meines Mannes. Die Stände an der Marktkirche sind nicht für den CSD, sondern es ist BIERFEST in Hannover. Na toll!

Abends statt Boyhood Käse aus Paris. Beim Sport erkennt mich eine Trainerin am Schritt. Wie ein Hund oder was? Sie weiß, dass ich die Treppe hochkomme. Mein Thema ist, dass Wirbelstürme keine Frauennamen mehr tragen sollen, weil sie dann nicht ernst genommen werden. Das ist der total falsche Ansatz. Die niedlichen Namen sollen denen das Fürchten beibringen.

Unten im Garten ist Kindergeburtstag oder so. Ich sah die Woche die Nachbarin, die ihre Kinder immer anschreit Hand in Hand mit ihrer Tochter, die dafür schon zu alt ist, die Straße entlang gehen. Das sieht so was von gequält und verlogen für mich aus. Die ist ungeduldig und schreit gerne Kinder an, auch Gastkinder. Entsprechend ist auch heute Abend die Geräuschkulisse und überhaupt bei schönem Wetter, obwohl sie sich natürlich mehr zusammenreißt vor Zeugen. Sie ist streng und ungeduldig und hat keinen Draht zu Kindern. Warum musste sie welche bekommen, frage ich mich da.

Wir haben einen netten Käseabend. Ich trinke Diavolo zuhause und es gibt die leckeren Chips aus dem Käseladen in überraschend blauer Farbe, dafür ist mein Getränk mit Stevia und natürlichen Farbstoffen nicht so knallig wie ich es gewohnt bin.

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Dazu Karamellbonbons vom CGD und spielen wir Mahjong. Ich habe heute kein Spieleglück, aber es tut gut den Abend mit Freunde zu verbringen, außerdem stehe uns 3 freie Tage bevor. Was kann man mehr wollen?

Tief einatmen in Paris und dann aufatmen in der Provinz

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01.06. Der Tag startet auch in gewohnter Manier. Ich wünsche mir heute Marche aus Puces. Ich will nur einen Eindruck davon und nicht ihn systematisch abgrasen. Kathrin und vor allem ich kaufen alte Werbeschlüsselbundanhänger an einem Stand, der ausschließlich mit diesen handelt. Ja, es gibt hier durchaus eine gewisse Spezialisierung. Es sind Profis am Werk und Schnäppchen macht man wo anders.

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Mittags essen wir in einem schlimmen Laden, der bei mir unten durch ist. Das Essen ist kalt und ungenießbar und ich habe schlechte Laune und nein, ich meine nicht, dass es daran lag, dass wir nur das Tagesmenü genommen haben und nicht wie die Japaner eine Meeresfrüchteplatte für ein paar hundert Euro. Ich erwarte, dass auch die Tagesempfehlungen oder gerade diese gut gemacht sind. Ich ärgere mich total und fühle mich verarscht. Die Butter, die hier besonders gut sein sollte, war abgepackt in Einzelportionen wie im Hotel.

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Wir gehen in unsere frühere Nachbarschaft zum Centre Pompidou und sehen eine tolle Fotoausstellung (von Henri Cartier-Bresson). Der Typ am Einlass freut sich über mein Hütchen und will es fotografieren, fragt mich vorher, ob es „possible“ ist. Jetzt musste er bis halb vier Uhr warten bis zu diesem Lichtblick, so sinngemäß. Stephan sagt, ich komme bei den wichtigen Leuten an das u.a. sind die Mitarbeiter der Museen und die Crêpebäckerinnen.

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Dann trinken wir Kaffee bei dem schwulen Pärchen, der Inhaber ist Australier. Das kennen wir vom letzten Mal. Anschließend fahren wir mit den Rädern zum Pere la Chaise und die Glocken läuten als wir vor fahren. Um 18 Uhr schließen die. Wir fahren dann zum Notre Dame wo wir letztes Mal nicht reinkonnten, weil der rechte Idiot aus Protest gegen die Schwulenehe sich eine Kugel in den Kopf gejagt hatte. Es läuft eine Messe , die auf diversen Bildschirmen übertragen wird und es riecht stark nach dem katholischen Haschisch.

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Wieder nach Hause und heute ist der letzte Abend und wir sind recht erschöpft.

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Dann gehe wir mal den Montmatre zur anderen Seite runter und entdecken eine bürgerliche und ruhige Wohngegend und mal nicht den Touristenrummel der vorderen Seite. Das hätte uns mal jemand vorher verraten sollen. Es ist richtig erholsam und wir atmen durch. Ohne die übliche Hektik einfach durch die Straßen wandeln. Wir kehren ein in eine Kneipe und essen eine Kleinigkeit. Für mich gibt es wieder Diavolo und ein paar Nüsschen dazu. Kathrin muss früh raus. Man kann gar nicht früh genug zu diesem CDG aufbrechen und muss auf dem Weg mit Allem rechnen.

02.06. Ich werde wach und meine Schwägerin ist noch nicht angezogen. Basteln. Packen. Den Müll wegschmeißen, der nicht mehr ins Gepäck passt. Stephan warnt mich vor den ganzen Überwachungskameras.

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Erst mal zum Sacre Coeur. Die Kirche ist innen kitschig und nur von außen schön. So wie wir sie die letzten Tage gesehen haben und der Blick, den wir hatten, das war das reizvolle. Im Park machen zwei Frauen Gymnastik, aber reißen sich am Nacken und machen ruckartige Bauchcrunchs. Ich will hingehen und korrigieren. Das bringt so gar nichts und ist einfach falsch ausgeführt. So verdorben bin ich schon von Movenyo.

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Ohne App finden wir kein Fahrrad und der ganze Montmatre ist leer gefegt und kein einziges Rad vorhanden. Da sind die Franzosen wohl mal in der Stadt zur Arbeit gefahren.

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Ich kaufe mir einen afrikanischen Stoff. Die Wahl war schwer bei der Auswahl. Ich will mir von Andrea einen Faltenrock à la Margaret Thatcher daraus nähen lassen. Ich nehme einen günstigen Stoff für 15,- €. Es gibt Preisspannen bis 82,- € wobei ich keine Qualitätsunterschiede erkennen kann. Es gibt tolle Muster z.B. eines was ich nicht fotografiert habe in schwarz, gelb, weiß mit Henne, Küken, Eiern und in schwarz-gelb und etwas grafisches schwarz-weiß dazwischen. Total schön, aber ungeeignet für meine Zwecke, weil die Falten keine großen Muster vertragen und die Küken dann nur zerteilt werden wie die Brüderküken. Das will man nicht. Die Vögel, die aus den Käfigen fliegen und die Strauße gefallen mir auch, aber ich entscheide mich für einen anderen Stoff, aber aus diesem Laden.

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Dann zum 134 RDT und Croissants und Törtchen und Baguettes kaufen. Mehrfach im Büro denke ich noch an diese Salate und werde ganz traurig, dass ich das nicht essen darf so als Convenience Food fürs Büro. Das würde mir taugen. Schön Linsensalat und ernst zu nehmenden Käse und nicht so ein Rewe-Zeugs. Die Zitronentarte war auch der nackte Wahnsinn und Kalorien für einen halben Tag. So praktisch mit plus de beurre.

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Zum Glück werden wir fündig mit dem Fahrrad und können uns von der Metro verabschieden.

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Dann fahren wir vorbei an dem Turm, den ich immer Kondom mit Reservoir genannt hatte und den man von unserem Balkon aus sehen konnte. Er hat tolle schwarz-weiß Bilder außen dran, aber wir müssen weiter. Hier findet wohl in den nächsten Tagen eine namhafte Ausstellung statt. Auch an der Sorbonne und dem Jardin du Luxembourg, wo wir nur kurz einen Blick reinwerfen fahren wir mal schnell vorbei. Crêpes zum Abschied sind das Ziel und wir essen bis uns die Bäuche weh tun. Den mit Schokolade und Creme Chantilly hatte ich vor lauter Gier vergessen abzulichten. So ist das manchmal wenn die Lust siegt über die Systematik.

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Dann doch noch mal halten an der Brücke mit den Schlössern, wobei es da mindestens 2 von gibt. Die auf der wir die Fotos gemacht haben mit dem Holzsteg ist jetzt wohl zum Teil eingekracht. Grds. ist es eine Verschandelung und was mal originell begonnen hat ist zur Massenplage geworden.

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Das bewachsene Haus sehen wir auch kurz.

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Dann zurück zum Apartment. Nicht wieder zu spät kommen. Wir hetzen und treten rein und kommen genau pünktlich und durchgeschwitzt an, außer Atem und mit letzter Kraft. Die Energie ist verbraucht.

An meiner und Kathrins Handtasche waren die Reißverschlüsse defekt, damit sollte man die zumachen wegen der Taschendiebe. Da hätte ich gleich diese hier nehmen können.

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Ich habe in einem der vielen Souvenirläden eine Karte gekauft und es gab Kondome mit einem erigierten Penis in Baguetteform, leicht nach oben geneigt mit einer Eichel und dem Satz darauf „Eat my Baguette“. Davon hatte ich meinen Mitreisenden erzählt, aber es gibt sie wirklich bzw. altes Baguette verwandelt sich in eine Penisform, ganz von alleine.

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Jetzt heißt es Abschied nehmen. Ich denke an die vielen afrikanischen Muster, die ich gesehen an total aufgebrezelten Frauen mit großem Kopfschmuck, meist gebunden aus den Stoffen, die sie tragen. Was mit gut gefallen hat ist, dass eine rote Ampel nur ein Vorschlag darstellt. Das hatte ich am ersten Tag mit Fahrädern so richtig begriffen. Da wird die Umgewöhnung schwer.

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Wir finden noch eine szenige Kneipe bei uns um die Ecke und es läuft Indiemusik und wir erholen uns etwas bei Eiskaffee und Kusmi-Tee.

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Ich will nichts mehr und kann auch nichts mehr und so fahren wir viel zu früh zum Flughafen, weil alles andere auch nicht mehr lohnt. Im Zug junge Eltern aus Finnland und ein total süßes Baby. Der Mund sind die frühen Augen, wie Stephan meint. Alles wird zum Mund gezogen und damit „angeguckt“.

Ich denke, dass ich hier noch einkaufen kann, gut sortierte Shops mit Lebensmitteln und Raumduft schweben mit vor, aber das ist ein Trugschluss und es gibt nur einen Buchladen. Ich kaufe 3 Tüten Bonbons als Frustkauf.

Wir genießen die Architektur vom CDG und fahren mehrfach hin- und her mit dem Flughafenschuttelbus. Es ist mein Disney Land Paris und das ist die Achterbahn, erkläre ich Stephan.

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Davor gibt es Baguette von 134 und eine französische Limo, die allerdings nur mittel ist.

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Dann wieder die bunten Fenster, die gute Laune machen. Dieses bunte Glas sollte man viel öfter einbauen. Ich mag’s!

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Dann noch eine Birnentarte. Oh, wie lecker. Das lässt sich kaum beschreiben was der Teig hier für eine Konsistenz hat. Besser geht nicht.

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Der Flughafen ist zu hektisch für meinen Geschmack. Das Gate wird erst 20 Minuten vorher angezeigt und dann nicht mal das. ich fahre nächstes Mal wieder Zug, zumindest den Rückweg. Dann warten wir noch über 30 Minuten auf dem Rollfeld, weil das falsche Catering geliefert wurde (angeblich). Was soll das bei einem 40 Minuten Flug und es gibt 3 Butterkekse oder Chips (d.h. Minibaguettes). Es gibt dann Champagner als Entschädigung. Früher zuhause wäre wohl allen lieber gewesen.

Ich freue mich auf Zuhause. Das war echt anstrengend. Wir haben alle drei Muskelkater in den Waden gehabt.

Am Flughafen Hannover heißt es erst, dass das Gepäck vielleicht nicht mitgekommen ist. In meinem Koffer ist aber ein kg Butter, sage ich panisch. Am Förderband was nicht unseres ist fährt ein roter Koffer vorbei. Ich hetze Stephan hin, dann der Schock, der ist total kaputt, der Griff abgerissen und der Stoff auch eingerissen. Dann noch mehr Schock, der ist so leer (hat man die Butter geklaut) und dann die Erlösung, der hat ein Zahlenschloss und das ist nicht unserer und das verlorenen Gepäck betrifft höchstens die Bremer, die mitgeflogen sind und deren Flug gecancelt wurde.

Home sweet home.

Paris Teil II

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30.05. Heute treffen wir uns mit unserem Stadtführer. Es geht zu einer Bäckerei, wo man total modern bezahlt und wir frühstücken im Park. Ich liebe tatsächlich das Gebäck was ich an diesem Morgen esse sehr. Es kommt aus der Heimat von Guillaume und heißt irgendwas mit Königin. Es ist jedenfalls leckerster Blätterteig.

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Er führt uns etwas herum, hört aber auch sich selber gerne reden und wenn man nicht geduldig genug zuhört, ist er sauer. Er gibt Essenstipps, die wir diesmal gar nicht alle ausprobieren können und führt uns dankenswerter Weise in das Velib-System ein. Die Jahreskarte kostet nur 30,- € und man hat eine coole Plastikkarte und kann die einfach rauflegen und sich ein freies Fahrrad nehmen, während die Touristen ihre Nummer vom Ticket eintippen und dann leer ausgehen. Ein jüdischer Grill mitten im arabischen Viertel werde ich mir für nächstes Mal vormerken.

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Wir landen in der Fernfahrerkneipe, die echt cool ist und ich lerne den Diavolo kennen, alkoholfrei mit Minze. Mein neuer Cocktail.

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Am Kanal entlang fahren macht auch total Spaß und dann fahren wir zu kleinen Arbeiterhäuschen und gehen vietnamesisch Mittag essen. Ich habe Müll von der Straße aufgehoben, einen verwelkten Strauß und das hat ihm auch missfallen. Es ist zum Andenken an die Kämpfer der Resistance im 2. Weltkrieg. Er versteht meine Absicht dahinter nicht. Er zeigt uns eine russisch orthodoxe Kirche, die versteckt liegt. Die stillgelegten Bahngleise sollen in einen Radweg verwandelt werden. Da liegt auch lauter Müll, der mich interessiert, aber ich komme nicht ran.

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Dann in einen bergigen Park mit Aussicht. Etwas auf dem Rasen sitzen und dem Treiben zusehen.

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Ich bin fast froh als wir wieder unter uns sind. Er reagiert sauer als ich ihm berichte, dass meine Hütchen in der niedersächsischen Provinz gelassener aufgenommen werden als in der Hauptstadt der Mode. Hier bekomme ich schon hin und wieder einen Daumen nach oben von  einem Mann beim Vorbeifahren mit dem Rad, aber überwiegend sehe ich die fassungslosen Blicke der Männer. Die kennen nur Frauen, die schön und sexy aussehen wollen und nicht solche, die einen humorvoll gemeintes Hütchen aufhaben. Das betrifft vor allem meine krasseren Modelle, die ich abends aufsetze.

Am Bahnhof vorbei mit Rädern ist stressig, dann kaufen wir Käse und ich Butter und wir trinken in Ruhe einen Kaffee bzw. Tee.

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Abends sind wir im Chateaubriand und ich bin total anti, noch mehr als wir ausschließlich unter amerikanischen Touristen sind, aber ich lass mich überzeugen. Das Essen an diesem Abend ist Hammer und die gepiercte weibliche Bedingung ist auch super, die den Amerikanerinnen mit der Hand vor den Augen winkt und dazu so guckt wie „hallo“, als sie Essen serviert und was dazu erklären will und die einfach stumpf weiter auf ihren iphones herumspielen. Ich will nicht alles beschreiben nur eines. Die kleinen Garnelen waren knusprig und mit Himbeerpulver bestreut und die Hammerkirschen waren mit Essig und Kapern und das wirkt als Geschmacksverstärker. Es war hammerlecker. Mein Hütchen sitzt offenbar besonders gut, weil sich zufällig eine Haarsträhne bei dem Vogel im Schnabel verfangen hat.

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Anschließend fahren wir mit den Rädern am Kanal entlang und es sitzen Hunderte von Franzosen draußen, aber auf der Stange, der Metallbegrenzung zum Wasser. Gemütlich sieht trotzdem irgendwie aus und ich muss an den Film von Jim Jarmusch denken, „Night on Earth“ mit der Pariser Taxigeschichte.

31.05. Der morgendliche Aufbruch wie immer.

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Wir wollen zu „unserem“ Croissant-Laden RDT 134 und dann etwas im Marais in den Park und die Markthalle der roten Engel. Im Park sind viele Kinder und Familien, aber auch eine Frau, die einen total kaputten Koffer hat, schwarzer ehemals Rollkoffer mit großen Löchern, den sie über den staubigen Boden schleift und auf eine Park legt und dann irgendwie versucht zu flicken. Man kann sie schlecht einschätzen, ist sie obdachlos oder nur so total überfordert? Ich mag jedenfalls die Werbung. Ich sage nur „Jaune avec un grand „R“!“.

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Dann wollen wir ins Grand Palais. Da ist eine Mapplethorpe-Ausstellung. Der Mann mochte echt gerne Schwarze, vor allem Männer und da die Geschlechtsteile und die stehen echt auf so Stahlkonstruktionsgeschichten hier und es sieht auch geil aus, d.h. nicht nur am Eifelturm.

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Im Garten des Petit Palais (wir haben uns an der Schlange und den Securities vorbei gemogelt, ganz geschickt und zielstrebig) nehmen Kathrin und ich den Kaffee Gourmand und ich hoffe auf Creme Chantilly und sie auf Schnaps und wir bekommen Supermarktkekse dazu. Ich stelle fest, guck mal Deutsche, erst mal die Handtücher ausgelegt und alle Plätze reservieren. Sie schauen pikiert.

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Wir fahren ins Lafayette und mein Mann, dessen Fünfzigsten wir mit der Reise auch nachfeiern, kauft sich in der Sockenabteilung glücklich. Ich nehme einen Prospekt der Männerabteilung mit (schön Hochglanz) und verbastele den und wundere mich, dass man zum „Festival du Glastonbury“ als Jugendlicher mit einem gebatikten T-Shirt von Calvin Klein für 320,- € fahren soll.

Anschließend noch schnell in eine Modestraße, die uns Guillaume gezeigt hat mit Nachwuchsdesignern, die den interessanten Stadtteil jenseits des Champs Elysée bevorzugen. Ich mag „Chaussettes Orphelin“, die einzelne Socke, praktisch Stephans Lebensmotto. Dahinter verbirgt sich eine Frau, die aus alten Socken Klamotten näht und nähen lässt von Jugendlichen, die sie anleitet. Am besten gefällt mir ein Oberteil aus unvorteilhaften verwaschenen weißen Sportsocken. Es sieht aus wie Quilt, aber in seiner ursprünglichen Form. Hier haben Sklavinnen die alte Arbeitskleidung aufgebraucht und daraus Muster und Bilder genäht abends zur Beschäftigung, wenn sie sich unterhalten haben. Die Oberteile sind mir zu unförmig, aber die Idee ist top und Orphelin verstehe ich auch wegen Orphan, Waise, auf Englisch.

Abends hat Guillaume seine Party und wir übergeben ihm unsere Geschenke und stehen etwas herum wie Falschgeld. Das gute sind die französischen Limonaden, vor allem die Sorte Feige ist hammerlecker. Leider hat der Gastgeber nur Alkohol umsonst im Programm.

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Ich überrede meine Reisegefährten in das Fernfahrerresto einzukehren und es ist echt urig da. Stephan isst ein Steak so groß wie ein Ziegelstein und es gibt Kartoffel mit Munsterkäse und ich esse einen Schwertfisch á la nicoise und denke der ist mit Salat, aber statt dessen ist er mit einem Haufen gekochten Gemüse, vor allem grüne Paprika und Auberginen habe ich noch in Erinnerung und Fromage Blanc zum Nachtisch. Wir lernen unseren Nachbartisch kennen. Große Kerle, der eine gibt mir einen Nachtisch aus, Baba au Rhum mit Vanillecreme. Es sind 3 Typen und eine sehr nette und gesprächige Frau. Der Teller mit den Froschschenkeln als Chips gehört unseren Nachbarn und ich bin eher etwas gegruselt davon. Frösche und Schildkröten will ich nicht essen.

DSC04998 DSC04999 DSC05002 DSC05003 DSC05004 DSC05005 DSC05008Zum Abschied sagt Kathrin zu der Frau: „Bonne chance avec les autres“ und sie fügt „et avec Francoise Hollande“ hinzu. Das scheint ein Runing Gag zu sein.

Jeden Abend schauen wir vom Balkon aus auf das nächtliche Paris. Man kann sich nicht satt sehen.

Je suis fatiguée

28.05. Mit dem Einschlafen hat es besser geklappt, dafür werde ich um 5 Uhr wach und denke an unerledigte Dinge. Dem Zeitungskiosk absagen, schwarzen Tee in Beuteln aus dem Büro holen usw. Hier regnet es doll. Gutes Wetter zum Abhauen.

Telefonat mit meinem Bruder gestern Abend. Wir fehlen ihm und er will uns in die Schweiz locken im August. Wanderungen und Ausflugslokal sowie eine Vernissage, die meine Schwägerin organisiert stünden auf dem Programm. Mein Bruder ist süß in so anhänglich. Sonst kommt er uns mal alleine besuchen in Hannover ohne Familie kündigt er an. Dann aber bitte mit Skateboard, wie früher, verlange ich von ihm. Das waren Zeiten. Vielleicht quetschen wir es noch rein im August. Reisefreudig ist mein Mann ja!

Wie werden wir Paris vorfinden? Die Penner, die rechts gewählt haben, wohnen eher auf dem Land beruhige ich meine Nerven.

Meine Eltern fragen wegen Kinderfilmen im Kino, die Enkel sind im Anmarsch. Den DDR-Comic, Mosaik in New York, den ich gefunden habe, bekommen sie bei Gelegenheit auch noch. Mama sagt, ich soll einen Schirm mitnehmen, damit ich mich nicht erkälte. Aber Mama, ich benutze nie einen Schirm. Paps sagt, ich hätte nicht so panisch Angst vor Wasser wie meine Mutter, weil die Haare dann anschließend immer in die falsche Richtung zeigen. Es sei bestes destilliertes Wasser von oben.

Im Büro brannten noch Lampen und Kaffeemaschine. Das waren die Psychos und ich petze gleich. Die nutzen die Besprechungszimmer für ihre Patienten und müssen das auch kontrollieren, wenn sie gehen.

Ich habe ein Essensgeschenk für den französischen Guide, der 716 als Blog schreibt.

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Zuerst denke ich, dass mein Mann total krank ist, aber die Socken sind doch verschieden.

Socken

Das wahre Paris, aber was ist schon „wahr“? Wahrheiten gibt es bekanntlich viele.

Die Pariser tragen, wie ihre internationalen Stars, gerne Motorradhelme als Straßenbekleidung, auch wenn sie gerade zu Fuß unterwegs sind. Sie sind radfahrfaul und im Land der Tour de France fahren sie gerne mit dem Fahrrad den Berg herunter, aber nicht wieder hoch. Deswegen findet man kein einziges Velib-Fahrrad auf dem ganzen Montmatre am Montagmorgen. Die Franzosen haben die Touristenfahrräder alle zur Arbeit genommen und sind damit in die Stadt gefahren. Das Velib-System bietet einen Anreiz, dass einem Minuten gut geschrieben werden, wenn man bergauf fährt, um die Fahrräder auch irgendwie wieder nach oben zu bekommen, dass hat uns Guillaume, unser Guide erklärt, der uns überhaupt dankenswerter Weise in der Velib-System eingeführt hat. Die Jahreskarte kostet 30,- € und mit einer entsprechenden App auf dem Handy ist man damit flott unterwegs und wozu dann ein eigenes Fahrrad, denkt sich der Pariser. Wird nur geklaut und man hat Verantwortung und muss es aufpumpen, wenn es einen Platten hat, dann lieber immer wechseln und ein Neues nehmen, was gerade gewartet wurde und schön fahrbereit ist. Wir haben französische Abenteuer erlebt wie Bücktoilette, Natursekt quasi, die ich falsch herum benutzt habe um meine Schuhe anzupinkeln und richtig herum um mir selber ins Gesicht zu pinkeln. So ist will aber etwas der Reihe nach einsteigen in meinen Reisebericht aus Paris. Dieser mag etwas lustlos klingen, weil ich ihn quasi als halbe Pflichtaufgabe im Nachhinein erstelle. Ich glaube das tägliche Tagebuch ist mehr meine Sache als der Reisebericht oder ist müsste mir mehr Zeit zum schreiben vor Ort gönnen.

Der heimische Flughafen (Händewaschen nicht vergessen bzw. „nicht ohne Seife waschen“. So nennt ein Freund seinen Blog und ich weiß jetzt auch, woher der Spruch stammt, Harald).

Flughafenhalle 3

Das gute Wetter über den Wolken.

Flug 6

Paris, CDG, kurzes Foto vom Eifelturm, hier schon.

Anna Tor Eiffel 1

Ich mag das bunte Licht im Flughafen sehr.

Bresson 6Flughafenhalle 2 Flughafenhalle 1

Am Flughafen gehen unsere Kreditkarten nicht am Automaten und ein aufdringlicher Amerikaner will helfen und steht mir im Nacken. Das macht mich aggressiv. Dann Schlange stehen, alle hauen von ihrem Posten ab. Ausfall der Rechner und dann darf man umsonst Zug fahren. Eine Engländerin telefoniert mit ihrer in Paris lebenden Tochter und wir versuchen herauszufinden ob sie im Zug sitzen bleiben oder im Gard Du Nord umsteigen muss. Dann wird doch abkassiert und die beiden Helfer der weiblichen Bahnmitarbeiterin sehen aus wie die französischen Verbrecher von Madame de Ville in Tausend und ein Dalmatiner. Wir machen den Fehler und wollen kurz mit dem Taxi ins Apartment, weil die Zeit drängt. Unter einer Markise warten ca. 200 Menschen auf ein Taxi und das muss erst abgearbeitet werden. Metro wäre viel schneller gewesen. Es folgen Telefonate und SMS mit unserer Vermieterin. Wir kommen zu spät, sie muss den Schlüssel in der Kneipe abgeben, aber kaum im Apartment drin, ist das alles vergessen und ich fühle mich wie Captain Kirk auf der Brücke. Die Betonwüste von Paris liegt zu unseren Füssen.

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Hier macht selber das Spülen Spaß.

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Das wird in den kommenden Tagen in jeder freien Minute mein „Arbeitsplatz“ zum Tuschen. So einen schönen hatte ich noch nie.

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Die Sitzbadewanne und das Bettchen.

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Ich hinterlasse Delphine politische Botschaften in der Wohnung.

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In ihrer Küche. Erst mal verwelkte Blumen in den Müll, Teekanne ausspülen und Tee kochen.

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Meine Schwägerin kommt und wir brechen auf. An der Kreuzung hält ein Auto mitten auf dem Fußgängerüberweg, fährt da rauf als schon rot ist und es gibt eine Runde Selbstjustiz mit seinem Auto, d.h. Faustschläge aufs Dach und beulen (durchaus beeindrucken). Ich rechne damit, dass er rausgezerrt und zerrissen wird vom Mob, aber es ist halb so schlimm und man muss hier auch erst mal ankommen. Erst mal ist alles für deutsche Verhältnisse bunter und anders. Fürs Ankommen gibt es erst mal Falafel, dann pilgern wir zu Stephans Schneider, der mittlerweile indische Fotos verkauft. Wir geben ihm unsere Geschirrhandtücher u.a. eines der Stadt Hannover mit einem Kalender aus dem Jahr 1973 und er meint nur, vielleicht würde er noch bessere finden und versteht nicht, dass wir unsere bewusst gewählt haben u.a. ein Guggelhupfrezept mit Klagenfurt und anderen Motiven. Ja, wir stehen auf so was. Drei sollen es werden.

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Ich kaufe den ersten Käse, Nougat aus altem Gouda und vermeintlich eine Milch. Es handelt sich aber um Dickmilch, die ich mir am nächsten Morgen in den Kaffee schütte.

Wir laufen etwas durch die Stadt

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und fahren zum Essen.

Meiner Schwägerin musste ich erklären, dass sie kein Vampir ist und nicht in Paris war als die Metro gebaut wurde, ach so, dass war diese Tram. Das kann dann schon stimmen. Hier gibt es Terrine und kleine Gürkchen als Snack vorweg. Am Nachbartisch zwei schwarze Amerikanerinnen, die auch keinen Wein trinken (wie ich), es sich aber essensmäßig total besorgen und vom Risotto mit Tintenfisch bis hin zum Reißpudding für 2 Personen als Nachtisch (Spezialität des Hauses) alles genüsslich in sich rein machen. Wir essen auch total lecker das Menü inklusive Soufflee als Nachtisch (hier leider schlecht abgebildet).

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29.05. Mein Zimmer habe ich schon „eingerichtet“.

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Ich mache schön Übungen an der Ballettstange.

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Die ganzen Tage über immer wieder Staunen. Wie kann sich an diesen Blick gewöhnen? Das braucht sicher seine Zeit.

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In den Straßen sind Bäume, die etwas ausschauen wie meine Mimose, aber in Groß und ich liebe die verschiedenen Lampen der Straßenbeleuchtung.

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Ich habe meine 5-Tages-Fahrkarte vergessen und Stephan geht zurück, was hier mit Treppen steigen verbunden ist.

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Zu diesem Zeitpunkt haben wir Velib noch nicht für uns entdeckt. Wir haben Karten für eine Van Gogh Ausstellung und das ist das erste Ziel im Musée d-Orsay. Dieses Louvre kommt mir lächerlich riesig vor. Haha, fickende Schiffe feixen wir albern.

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Die Selbstporträts von Van Gogh berühren mich sehr und ich könnte weinen. Sie haben so eine Kraft, das ist der Wahnsinn. Der andere, ein Franzose, der in den 50ern über Van Gogh geschrieben hat, ist nur so verrückt. Seine Kunst finde ich untalentiert und schlimm. Der Typ an der Garderobe ist auch entsprechend beleidigt, dass wir so schnell durch sind mit einem Museum.

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Gegen vom Museum gibt es Lederetuis aus Kröten. Die Augen sind schwarze Straßsteine und den Unterleib hat man abgeschnitten und mit einem Reißverschluss versehen. Nehme an, dass sie dafür eine andere Verwendung hatten. Wir essen Mittagstisch im Lipp. Neben uns ein kanadisches Pärchen um die 60, die innerhalb beachtlicher Zeit eine Flasche Rotwein kippen und Wasser strickt ablehnen. Der Typ hat lange Haare und sieht etwas freakig aus. Er will die Haxe mit Sauerkraut. Kathrin und ich essen nur einen Salat und Stephan den Bohneneintopf (Gericht des Tages), der uns nicht so schmeckt, dafür aber wieder der Nachtisch.

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Weiter geht’s.

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Wir wollen auf den Friedhof und eine Runde Crêpes essen, mache das in umgekehrter Reihenfolge und einen Flohmarkt gibt es auch. Wir pilgern sogar zu einigen prominenten Gräber und ich erfreue ich wieder an den Porzellanblumen. Der australische Vogel gefällt mir besonders. Wie Kathrin festgestellt hat, muss man schmunzeln und das ist bei Friedhof nicht mal das Schlechteste.

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Es beeindruckt mich, dass man Fahrräder hier noch nicht mal schieben darf. Wieder zuhause dekoriere ich etwas.

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Auch meine Einkäufe aus dem Supermarkt genießen den Ausblick.

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Dann umziehen und gut essen gehen. Der Laden ist schick, es schmeckt auch gut. Der Fenchel ist z.B. sehr lecker. Wir treffen eine ehemalige Arbeitskollegin meiner Schwägerin, eine Engländerin, die seit 20 Jahren in Paris lebt und mit einem Franzosen verheiratet ist. Beide haben einen guten Humor, er spricht sehr gut englisch und hat absichtlich keine Französin geheiratet, sondern eine Engländerin, wie er betont und wir verbringen einen netten Abend. Ich behaupte an diesem Abend noch tollkühn, dass ich nicht auf so einem Behindertenrad fahren würde, wie sie hier an der Straße stehen. Es geht um die teuren Autos von Kathrins Chef. Teure Autos seien mir egal, aber ein unsexy Fahrrad, das würde mir nicht in die Tüte kommen. Wir waren auf dem Hinweg am Arc de Triumph ausgestiegen, was durchaus beeindruckend war. Ich merke beim Essen gehen, dass man diesen Franzosen total leicht vor den Kopf stoßen kann. Der Kellner hält mehrere Jacken und ich erkenne meine als einer der hinteren und will sie greifen, tue das mit einem Spruch auf englisch wie: „I’ll just take mine“. Der Kellner ist total geschockt und äfft mich böse nach bevor er sich wieder einkriegt und sein Dienstleistungsgesicht wieder aufsetzt.

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