Archiv für den Monat: Mai 2014

Seniorenteller

19.05. Finde Parisfächer und Postkarten wieder. Entscheide mich für selbstgebastelten Schlüsselbundanhänger aus meiner Fimokollektion und mache aus den Paris-Souvenirs Ketten. Das ist besser.

Wir müssen Federdecke wegschmeißen. Immer wenn das Bett abgezogen wird, sieht die komplette Wohnung aus wie bei Frau Holle. Es ist massiv undicht. In diesem Segment stehe ich auf Luxus und denke über eine Eiderdaunendecke nach. Das sind die wärmsten und leichtesten Federdecken der Welt und kein Tier wird geärgert, wenn die Mauserdaunen der Enten, die sie für den Nestbau benutzten eingesammelt werden, auf einer Insel. Da habe ich mal einen Filmbericht gesehen. Diese Federn haben besondere physikalische Eigenschaft und kleine Widerhacken und verkletten sich ineinander. Das macht die Wärmeeigenschaft, wenn ich es richtig erinnere.

Die neue Betreute. Die anderen denken, sie simuliert, als könnte ich auch einen Gutachter überzeugen, wenn ich einen Fehlkauf bereue. So ein Schwachsinn. Ich habe auch Gesundheitssorge und das nimmt Belastung von den Töchtern. Ich will mit ihr Plan machen, wie wir verfahren, wenn sie wieder manisch wird und die Töchter sich bei mir melden. Das ist wie Patientenverfügung und sie kann mir jetzt sagen, wie es optimal wäre und wir treffen eine Absprache.

Mittags mit Tyark 11 A. Blutwurst in der Sonne.

11 A Spaghetti Bolognese 11 A Würste

Tyark ist genau 2 Monate vor der Feier in Wien da und wir laden ihn auch zu der Wienfeier ein. Stephans will ein Wiener Sprachlexikon für Freunde: Wenn man jemanden trifft sagt man zur Begrüßung: „bam, Alter“. Wenn es an der Kasse nicht schnell genug geht, sagt man: „gemma, gemma, gemma“ und Polizisten nennt man auch „G‘spritzte“.

Der Typ aus dem Studium sitzt am Nebentisch, hat mir mal eine Flasche Rotwein geschenkt und fasst mich an beim Gehen. Mich nerven Leute, die keine Entscheidungskompetenz haben. Man muss selber wissen, was man macht und das vertreten können. Ich kann es als Betreuerin und Dinge auf meine Kappe nehmen, da brauche ich keinen Richter oder Rechtspfleger. Das habe ich selber entschieden und dafür haben die mich ja bestellt, dass ich die Verantwortung trage.

Nachmittags Eisdiele mit der geistig behinderten Betreuten. Der Tag besteht aus viel Gastronomie. Manchmal muss man sich dem hingeben können sage ich meinem Kollegen, der mit einem Steuertypen im Anzug unterwegs ist. Die Betreute schenkt mir Modeschmuck, der mir sehr gefällt, das hat sie wirklich gut eingeschätzt und einen Brieföffner von der Opferhilfe mit einer Art Schaffot . Nicht wegwerfen. Immer erst der Betreuerin zeigen, sage ich ihr scherzhaft.

Modeschmuck Brigitte Opferhilfe

Ein neues Hobby für Andrea? Jedenfalls sind die Abbildungen schön.

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Noch schöner ist der Hintern an dem sie gerade stickt:

Akt gestickt

Kein Yoga bei Kestner. Ich will auch das weiße Pferd nicht reiten und auch kein anderes. Ist mir kein Bedürfnis ein Pferd zu besteigen. Kann man Fahrrad fahren und das Pferd läuft dazu wie mit einem Hund? Jedenfalls fühlt sich beides nicht gut an. Kein Yoga bei Kestner und kein Pferd reiten.

20.05. Ich bin wenig flexibel und zähle langsam runter bei der täglichen Routine, zwei Mal am Tag, die mich seit Jahrzehnten begleitet, 3 – 2- 1 zur Feier des Tages, wenn mein Mann 50 wird.

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Andere machen Ausflug zum Steinhuder Meer und ich fahre in die Psychiatrie nach Wunstorf. Herrlicher Ausflug. Metzgerei und ich will Schwarzwälder Schinkenbrötchen für die Spargelsuppe zuhause kaufen. Habense nicht, nur anderen Schinken und der gekochte ist eckig. Muss ich wohl mal weiter schauen.

Herr PM ist auf einer neuen Station, weil er Beziehungsideen entwickelt hat zu einer Mitarbeiterin der anderen Station und die verkannt hat. Ausgang stark reglementiert. Er wirkt aber überraschend vernünftig und lässt sich auf die Behandlung ein. Ausgang erst Morgen, dann ist das eben so und dann nur eine Stunde, o.k. Ich sage, das mit der Katze muss nächstes Mal anders organisiert werden und überhaupt muss irgendwo ein Zweitschüssel deponiert werden. Herr PM sagt: „Frau A. Sie sollen sich nicht immer so Sorgen machen. Ich sehe das doch“…. Das ist mir das liebste, wenn die Betreuten mich beruhigen müssen und der schwule Pfleger ganz genervt ist, weil wir alle auf einmal reden und ich noch am lautesten bin.

Die Kollegin hat eine Konfrontationstherapie mit einem Wolfsbarsch in der Markthalle gemacht. Klientin ekelt sich vor Fisch. Ob man das ernst nehmen muss, will ich wissen. Jedenfalls wurde das Tier gestreichelt und nachdem sie erst bei Stressstufe 9 von 10 war, wurde dann alles gut und der Fisch wird heute Abend mit einer Freundin gebraten und zubereitet. Ich sagte, den musste man wohl kaufen, wenn man ihn stundenlang gestreichelt hat, oder?

Termin des Betreuten der noch im Iran verweilt, weil er keinen günstigen Rückflug bekommt. Ich bin bei der Fachärztin an seiner Stelle.

Stephan sagt seit Tagen nur noch Seniorenteller.

Abends erst das Tanzen (und ich kann nicht für Drehungen gebucht werden), dann gehen wir ins Beckmanns und ich esse wieder die Kalbszunge mit Bohnen.

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Ich kann nicht mehr warten und gebe Stephan um 20 Uhr mein Geschenk. Ein selbstgebasteltes Buch, was er dann auch noch lesen muss. Am Tisch gegenüber sitzen Männer in blauen Hemden von einer Messe, Marke sehr langweilig und gab es die als Sammelbestellung und am Nachbartisch Arbeitskollegen, die Mode verkaufen und nur oberflächlich daher reden. Ein Tuch, was über 100,- € kostet und die Kundin findet das teuer, dabei hat man ihr doch erklärt, dass es aus Seide ist. Oh Mann!! Ein Typ aus der Gruppe erzählt von Freunden, die 50 geworden sind und noch mal heiraten wollen, kirchlich. Das hätten sie sich gewünscht und sie als Freunde hätten sich überlegt, Wein zu kaufen und in die Kisten jeweils Wünsche für das Paar zu legen. Wenn sie dann die Weinkisten in 2, 5 und 10 Jahren öffnen, je nach Anweisung, sind die Wünsche der Freunde darin. Das sei riskant, aber die seien schon 25 Jahre zusammen. Wir hören gespannt zu.

Weil das Wetter so schön ist, treibt es uns zum Fluss und wir fahren in der Glocksee vorbei. Hier war ich seit Jahren nicht mehr. Ich liebe den Innenhof. Alles ist beim Alten. Gerd gibt Getränke aus und empfiehlt einen türkischen Imbiss mit gegrilltem Fisch und Salat am Hainhölzer Markt. Kalinka legt sich mit dem neuen Glöckchen an, aber der ist älter, aggressiver und stinkt. Wir fahren dann irgendwann mal. Ich habe das Gefühl, dass ich das alles kenne, ist nett, aber nicht mehr so meins. Ich halte sogar bis nach 12 Uhr aus.

21.05. Topfe Stephans Tomate um (war wohl das größte Geschenk). Meine Eltern dachten Stephan hat am 22.05. (ich hatte sie angerufen) und lesen ihm seinen Brief am Telefon vor. Trotzdem habe ich die beste Mutter der Welt. Zuverlässig ohne Ende, selbstlos liebend. Manchmal sehe ich, wie eine Mutter der Tochter eine Strickjacke abnimmt und es zwar macht, aus Mutterpflicht, dabei aber vorwurfsvoll guckt. So war meine Mutter nie. Sie hat gedient und geliebt und das aus vollem Herzen. Ich habe einen Traum. Mein Bruder und seine Frau sind verpeilt und sie läuft in die falsche Richtung und wird Stunden unterwegs sein auf dem Gelände. Meine Mutter fegt in einer Gastronomie nebenbei tatkräftig Blätter auf und schmeißt sie in den Ofen und dabei stand da ein Fernseher drin und er war nur Attrappe, wie sich heraus stellt. Meine Freundin Claudia hat auch meine Eltern ins Herz geschlossen, die gerade bei ihr in Hamburg gehalten haben und das gefällt mir. Eifersucht wurde uns nicht beigebracht. Ich war in der Vorpubertät mit unserer Nachbarin sehr befreundet. Die war Zeugin Jehovas und hat mich wie eine Freundin behandelt, über ihre Eheprobleme gesprochen, der Mann wurde von den Vietcong gefoltert und dann natürlich, der Weltuntergang und die apokalyptischen Reiter. Ich habe auch nebenbei ihre Kinder gesittet. Das hat mich sehr gefordert, gerade die religiösen Diskussionen und jeden Tag war ich bei ihr. Meine Mutter hat mich gehen lassen und hatte keine Eifersucht wegen anderer Bezugspersonen, so wie ich das hier aus meiner Praxis kenne. Ich glaube, dass hat mich positiv geprägt. Ich bin auch nicht eifersüchtig und freue mich, wenn Freundinnen untereinander sich gut verstehen usw. Ich habe das Selbstbewusstsein, dass ich mich für nicht austauschbar halte.

Heute ist Großkampftag bei Herrn Ihme. Erst die Hausverwaltung, warte ein wenig auf die junge Frau und weiß dafür wo die Stromzähler sind. Ich klingele kurz bei ihm um zu sehen, ob er da ist. Ein junger Punker macht die Tür auf und sagt zu mir: „er ist gleich wieder da“. Sie wollen eigentlich zum Opernplatz und da chillen, aber heute muss er mit mir mit. Die Fenster sollen offen bleiben frage ich. Der Freund sagt, es werde schon keiner einbrechen. Ja, so spießig bin ich nicht und sage: das nicht, aber vielleicht nistet eine Taube in der Wohnung, wenn wir wieder kommen und hat auf den Tisch geschissen. Wir stehen zu viert im Fahrstuhl, Herr Ihme, der Punker, ich und ein grauhaariger Typ um die 1,90 m und Herr Ihme sagt: „Ich finde, Sie beide passen gut zusammen“ auf mich und den Grauhaarigen bezogen. Der Typ ist der Meinung, dass ich zu klein bin und, dass er mir nicht in die Augen schauen könne und ich stelle fest, dass er dann wenig Auswahl hat. Als er uns verlasse hat frage ich Herrn Ihme, ob er mich verkuppeln wolle. Er will wissen, ob ich einen Mann habe und ich sage: ja und der wird heute fünfzig, ist aber wesentlich knackiger als der alte Mann den er mir angedeihen lassen wollte. Ich bin in Hochstimmung, weil ich ihn im Schlepptau habe und die Sonne scheint und mein Mann Geburtstag hat. Ich lade ihn zu Luis ein. Das Himbeertörtchen schmeckt ihm nicht. Backfactory will ich aber nicht und sage, ich zahle, also bestimme ich auch. Er zieht sich aus und zeigt mir seinen Bizeps bzw. fordert mich auf, ihn anzufassen. Ich lehne ab. Einen six pack hat er auch. Auf seinem T-Shirt steht „Can’t resist killing shit“ „CRKS. Es gibt Übersetzungsprobleme und er ist der Meinung da heißt: ich kann tödlicher Scheiße nicht widerstehen. Das passt auch besser zu ihm. Ob wir Kinder haben, will er wissen und warum nicht. Weil ich nicht wollte. Er überlegt kurz und stellt dann fest: „ja und jetzt haben sie ja auch mich“. Das ist irgendwie süß. Stephan weiß noch nichts von seinem Vaterglück. Verfaulte Zähne, aber einen muskulösen Körper hat unser Sohn ohne Schulabschluss. Als er erfährt, dass Stephan für mich arbeitet, stellt er fest, dass ich die Chefin sei und das gefällt ihm. Ich sage, es sei schon eine Zusammenarbeit. Im Wartezimmer des sozialpsychiatrischen Dienstes ist er super unruhig und macht Push ups an den Stuhllehnen, verschüttet Kaffee, der er sich zuvor besorgt hat bei der Sekretärin und geht alle paar Minuten zur Toilette. Es ist wie ein Sack Flöhe hüten und ich verliere langsam die Geduld. Ob ich ihn massieren kann, weil er Rückenschmerzen hat. Nein, kann ich nicht. Nehme meine neuen Medis im Wartezimmer der Sozialpsachiatrische Beratungsstelle das erste Mal. Passt auch. Herr Ihme erwischt mich bei einem Vitamin-C Kaubonbons und ist da schon äußerst interessiert. Die Ärztin meint, als er draußen ist, dass ein männlicher Krankenpfleger vielleicht besser wäre, obwohl Herr Ihme gesagt hatte, „dass er lieber mit Frauen zusammen arbeite“. Die haben Angst vor meinem Hasen und fragen, ob er schon mal was hatte wegen Körperverletzungen. Nein, so ist er nicht. Er hat eine gewisse Fixierung, aber man muss keine Angst haben. Die Sozialarbeiterin mag meine Accessoires. Die Freundin von Detlef ist die nächste mit einer Klientin. Er umarmt mich stokelig zum Abschied und Morgen probieren wir es mit dem Pfleger um 15:45 Uhr. Ich sage ihm den Termin mehrfach, dass er bitte zuhause sein soll. Ihm wurde ambulante psychiatrische Pflege verordnet und der Marathon heute, 3,5 Stunden hat sich gelohnt. Ich kann beruhigt nach Paris reisen. Er rennt mir nach als ich bei der Ampel mit dem Fahrrad halte und ich biege dann anders ab zu Fielmann, die mir umsonst eine Schraube in die Sonnenbrille drehen.

Ich fahre zu meiner Betreuten, die derzeit Amphetamine konsumiert und damit rückfällig geworden ist und sie lässt mich nicht rein. Mit ihr sei derzeit „nicht gut Kirschen essen“. Sie will nicht, dass ich in die Wohnung komme und im Treppenhaus will sie auch nicht sprechen und auch nicht spazieren gehen. Ich fahre nach Hause zu meinen Schwiegereltern und Kaffee und Kuchen. Ja, die Kondensmilch aus der Schweiz habe ich ordentlich ausgedrückt. Da war ich mal energisch und auch mit einem Werkzeug zugange.

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Meine Schwiegermutter stellt fest, dass ich einen guten Mann hätte und der hätte das von seinem Vater. Es gäbe ja andere Männer (und ich warte auf die Fremdgehgeschichte), die würden nicht im Haushalt helfen und zwar überhaupt nicht. Ich habe schon sehr Glück gehabt mit meinem Mann. Dachte immer, ich kriege einen schlauen, den ich hässlich finde. Andrew Schechtmann. Wir waren vor dem Wegzug aus Kalifornien zu seiner Bar-Mizwa eingeladen. Der hat auf der Junior High Mathe an der Uni gemacht und war Brillenträger mit schmalen Schultern. Dachte mit dem werde ich mal verheiratet. Schmale Schultern und Trichterbrust, aber halt schlau. Das wollte ich nicht und habe einen Mann mit breiten Schultern bekommen und der trägt mich noch auf Händen und ist lustig und hat Verständnis für meine Spleens. Was will ich mehr.

Stephan ist ein angenehmer Zeitgenosse und wenn er einlädt, kommen die Leute gerne. Entspanntes auf der Wiese Liegen. Eine Bekannte die Krebs hat wird im Rollstuhl vorbei geschoben. Ja, das Leben ist kurz und man muss unendlich dankbar sein. Stephan bekommt u.a. ein Chips-Kochbuch von Bahlsen mit den krassesten Fotos geschenkt aus dem Nachlass von Käte. Hammerteil. Immer eine Tüte Chips in der Tüte zerkleinern und mit Butterflöckchen dekorieren und Markus macht mich noch darauf aufmerksam, dass sie noch Bahlsen Chips gefunden hätten. Ich ignoriere das.

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Wir fahren mit Lastenfahrrad ins Da Etna und die Liefern zum Kackstreifen mit dem Auto, schöne Vorspeisenteller haben sie gemacht. Ich fahre eine Runde Rad mit Suki. Beim Faustgelände ist die Wiese voll wie beim Fährmannsfest und im Georgenpark wird gegrillt was das Zeug hält. Das stellt den Gehorsam des Hundes auf die Probe. Wenn die Ablenkung zu groß ist, z.B. am Küchengarten mit Band, leine ich ihn an und das klappt prima. Ich bin ruhig und führe und das überträgt sich auf den Hund. Sabines Anlage ist super und ich tanze etwas barfuß und es ist ein total netter Abend im Freien auf der Wiese. Harald spricht mich auf unser Franzi goes fashion Projekt von damals an. Um 1 Uhr brechen wir auf.

22.05. Jan hat mir eine Waz geschenkt. Darin ist die Todesanzeige vom Vater einer Freundin. Ich schneide sie aus.

Bei meiner neuen Betreuten soll der Dispo gestrichen werden, nicht wegen der Betreuung, aber weil die Sparkasse jetzt auf den SGB-II Leistungsbezug aufmerksam wurde und dann geht das nicht, sonst wird das Konto gekündigt und sie hat kein Geschäftskonto, das geht auch nicht. Am Ende darf sie den Dispo behalten, weil die Filiale das freigegeben hat und die Mitarbeiterin macht einen Aktenvermerk, dass ihr Kopf nicht in der Schlinge hängt. Ich freue mich total. Wenn wir ihn dann einvernehmlich streichen lassen, ist es was anderes. Sie hatten viel mit Tod zu tun, mit 17 eine Todgeburt und dann einen schweren Verkehrsunfall bei dem der Freund ums Leben kam und der Bruder kam zu ihr zum Sterben. Wir reden offen und sie sagt, dass sie sich erst jetzt für das Leben entschieden habe, entschieden habe hier zu bleiben. Sie hat 3 erwachsene Kinder und ist Oma. Ich mag die Frau und habe auch gegenüber der Bank getont, dass ich ein sehr gutes Gefühl habe, weil das alles sehr einvernehmlich und vernünftig läuft.

Frau Wellensittich mit riesigen Pupillen und der Faden reißt immer mitten im Satz ab. Sie zeigt mir alte Zeugnisse aus den USA und Bücher mit Collagen, der aber sehr schlecht gemacht sind. Ein graues Pferd hat sie gemalt. Ich frage sie, ob sie was genommen hat wegen der Pupillen. Die Richterin will keine neue Betreuerin für sie suchen, ohne mich wäre sie verloren.

Ich bin um 15:45 mit dem Pfleger, einem Ossi bei Herrn Ihme und er ist nicht da. Dafür stehen wir mit 6 jungen Männern und einen „Kampfhund“ im Fahrstuhl. Der schwarze große Terrier hatte sich im Eingangsbereich auf die kalten Fliesen gelegt mit dem Bauch und die Beine nach hinten ausgetreckt und ich sagte: „armes Baby“ um von dem beleidigten Besitzer zu hören, dass es kein Baby sei. Als wir vor dem Haus stehen und ich erzähle, kommt Herr Ihme um die Ecke. Hat er an den Termin gedacht oder kommt er zufällig nach Hause. Es war Zufall, wenigstens ist er ehrlich. Er fängt Morgen bei einer Zeitarbeitsfirma an. Maschinen putzen in Garbsen. Das Handy funktioniert das aller erste Mal. Ich bin sehr skeptisch, ob das klappen wird, aber ein anderer macht jetzt die Hausbesuche und hat die Schlüsselgewalt. Ich kündige den Stromvertrag mit RWE. Er hat ein Guthaben von über 90 bei den Stadtwerken. Das wird wieder ein unerwarteter Geldsegen für unseren Sohn.

Ich bespreche den Sorgerechtsfall etwas mit meinem Kollegen vor. Meine neue Betreute, Frau Yoga, die ich nicht anwaltlich vertreten will und die mir eine SMS als Fax schickt, dass ich doch lieber nach mal zu ihr kommen soll. Ich lehne ab nach 6 Hausbesuchen.

Geldabholtermine. Eine Betreute sagt ab wegen Kreislaufproblemen und Elisabeth Taylor erzählt was von einem Kampf Dicke gegen Dünne. Sie und die ambulante Wohnbetreuung seien dick und ich und die Ärztin dünn. Ich will in den Urlaub fahren und sie soll die ambulante Wohnbetreuung zumindest bis nach meinem Urlaub bestehen lassen. Bitte.

23.05. Ich hatte einen Filmriss als ich mir auf diesen Blazer war draufgenäht habe. Erinnere mich nicht und wundere mich über den Buckel aus Eskimos. Mit der Ex-Prostituierten bei dem Rockerarzt. Der unerzogene Dackelmischling ist mit dabei. Der Arzt formuliert die Ziele der Hilfeplanung und erklärt ihr, dass er es so schreibt, als sei es schon passiert. Sie hat eine Zahnsanierung durchführen lassen. Immer wieder ist sie irritiert und er sagt auf sich bezogen wäre das Ziel Dr. K trägt Jeans Größe 44. Ich sage, auf den Hund bezogen wäre es, der Hund bleibt liegen, wenn man das Kommando Platz gibt und steht nicht nach einer Sekunde wieder auf. Der Berner Sennen Hund vom Wohnbetreuer ist in der TiHo nach einem Italienurlaub und sie finden nicht, was er hat. Er heult bei jeder Gelegenheit. Ich muss in dieser Sache beim Deutschlandradio mir was einfallen lassen und das tue ich auch.

Werde sauer wegen Elisabeth Taylor, soll machen, wenn sie meint. Ich glaube, es geht schief. Ich habe heute keine Nerven.

Nachmittags Frau Yoga. Die Töchter wollen wieder zu ihr, aber sie will sie dann nie wieder zum Vater geben, weil die Kinder das auch nicht wollen. Das ist sehr unreflektiert und ich sage ihr, dass ich so eine Haltung nicht unterstütze und denke, dass sie kein Sorgerecht verdient hat mit der Einstellung und überzeugt davon bin, dass sie ihren Kindern was Schlimmes damit antut. Die gemeinsame Besprechung dauert über 2 Stunden. Sie mandatiert den Kollegen.

Schön schwitzen beim Sport. Dann treffen wir uns bei den Pasta-Frauen in der Südstadt mit Jens und Sven. Jens erzählt von der Schulförderung und ich von unserem neuen Sohn. Ich sehe Ähnlichkeiten nur, dass er es mit Kindern zu tun hat und meine Hasen etwas älter sind und ich sie nicht nur beim Schreiben lernen unterstütze, sondern so ca. bei allem anderen.

24.05. Basteln, Kette Paris und 4 Hütchen. Jetzt bügeln, wo Waschmaschine defekt ist. Abends keine Bläser am Kali-Berg in Empelde. Spargel mit Sauce Hollandaise, geht immer besser, ist etwas zu salzig geraten. Kein Ping-Pong-Club. Keine Lust.

25.05. Altkleidercontainer, dann Wahl. Flohmarkt, supervoll. Handtasche einer Bekannten aus Morgenmantel und Buch: „Die Farben der Tiere“. Rossi. Habe ich einen schlimmen Ausschlag oder nur etwas Sonnenallergie. Den Rest des Tages nur basteln und chillen. Pillow Talk mit Rock Hudson und Doris Day schauen und den Hohlsaum nähen. Schlafe zur Zeit nicht so gut.

26.05. Werde ich langsam müde Tagebuch zu schreiben. Berlin und warum ich kotzen musste, ist noch nicht geschrieben. Wien davor auch nur halb. Einsilbig komme ich mir vor. Treffe mich mit der schlechten gelaunten Betreuten beim Bürgeramt Podbi Park. Neuen Ausweis machen. Leihe ihr das Geld. Sie hat Fotos machen lassen, die sogar gut geworden sind. Wir kommen immer besser miteinander aus auch wenn sie noch nicht weiß, ob sie einen Ableger von meiner Pflanze will. Ich werde das Bonusheft für meinen Zahnarzt in 7 Jahren voll haben. Yuhu!! Ich habe auch reiche Mandanten, die auf 30.000,- Mieteinnahmen verzichten. Warum anmelden zur Insolvenztabelle, sie wollen den jungen Leuten nicht das Leben versauen. Sie hätten auch noch mehr Mietrückstände in Kauf genommen um die zu unterstützen. Ich mag so eine Einstellung. Abends beim Sport merke ich, dass es mir gut bekommt, viele Mitglieder aus der Familie meines Mannes mit dabei zu haben. Das beruhigt meine Nerven. Wie gut, dass meine Schwägerin uns nach Paris begleitet und auch auf die anderen noch anstehenden Auslandsreisen dieses Jahr. Nach dem Sport Spargelsuppe und ich schlafe immer noch schlecht.

27.05. Viele Dinge zum abwickeln und nervös bin ich auch. Der Typ, der nach der Waschmaschine guckt ist doof, läuft in die falsche Richtung und findet das Haus nicht, außerdem lahmarschig. Sie hat angeblich einen Lagerschaden. Das wusste ich irgendwie schon vorher.

Neue Betreuungssache. Morgens in der Bahn treffe ich Betreuten, ehemals spielsüchtig, der gerade Maßnahme in der MHH macht und heute frei hat, weil er zum Amt will den Widerspruch wegen der Fahrtkosten selber gegenüber dem Sachbearbeiter begründen. Der neue Betreute macht viel Yoga und ist durchtrainiert und sieht aus wie ein guter Freund meiner Schwägerin. Sehr vorteilhafter Betreuter mit Kunst an den Wänden und Smooties in der Küche in der Riesenwohnung mit Dachterasse und Sauna im Schlafzimmer. Hat 333,- € Strom pro Monat gezahlt und 750.000,- € wurde vom Rechtsanwalt verwaltet als Treuhänder, hat namhafte Internetfirmen mitgegründet und Immobiliengeschäfte gemacht, Porsche ist weg, Garage gekündigt, Führerschein auch wegen Marihuana am Steuer. Er geht im Tiergarten joggen und macht vor allem morgens Yoga, hat 2 Rechtsschutzversicherungen, ist spirituell eingestellt und will mein chinesisches Sternzeichen wissen. Überall Engel und tibetanische Puppen flankiert von ägyptischen Hunden. Unter dem Schreibtisch viel alte Post, Stadtwerkeschreiben aus 2009. Er ist beflügelt von meiner Bestellung und will vorsortieren. Wir treffen uns am Dienstag und er soll sich nicht zu viel vornehmen und alles mitbringen, ob sortiert oder nicht.

Schnecke und Hase

Fahre nach Hause. Schlimme Mutter in der Bahn mit 2 Söhnen. Der 2-Jährige macht immer was falsch und sie kommentiert das harsch „Flosse aus dem Gesicht“, „Arsch nach hinten, setz Dich richtig“. Statt ihn abzulenken stellt sie fest, wenn er weiter quengelt dürfe er zusehen, wie sein Bruder noch eine Schokolade bekommt und er nicht. Grausam so was. Grob werden die Kinder angefasst und scheinbar keine Liebe und Zärtlichkeit. Die Mutter spielt auf ihrem Handy statt mit ihren Kindern zu reden oder sich positiv mit ihnen zu beschäftigen und der 2-Jährige ist selber für seine Laune verantwortlich. Warum bekommen solche Leute Kinder? Ich kann diesen Hass nicht verstehen.

Stephan soll Akte anlegen. Die hole ich in einer Stunde und esse die restliche Suppe. Kaffee nein. Dass ich schlecht einschlafe macht mir zu schaffen und ist ein Novum in meinem Leben.

Der Pfleger geht Morgen um 8 Uhr zu Herrn Ihme. Scheint nicht geklappt zu haben mit der Arbeit und mit dem Treffen am Montag, aber es regeln jetzt andere. Dafür habe ich lange genug gearbeitet.

Ich muss die Postkarte einwerfen mit der mein Mann sich Schädlinge, auch nee, Nützlinge, aber Viecher für zuhause bestellt. Innen sollen die verwendet werden! Ich kann ihm doch eine Paprika für 15,- € auf dem Markt kaufen. Verstehe diesen Pflanzenehrgeiz nicht.

Ich schenke meinem Dauermandanten, der mit einem deutschen Freund kommt und mir die eprimo Abrechnungen und die Fehler erklären will einen niegelnagelneuen Ordner. Auch der Freund ist genervt vom Papierchaos des Mandanten. Heute ist er ohne Kind da.

Herr PM wird aus der Klinik entlassen und fährt aus Wunstorf nach Hannover mit einem selbstgebastelten Fahrrad, er kommt nass an und holt sein letztes Geld bzw. 7 € kann ich ihm davon nicht auszahlen. Soll gleich Bescheid sagen gegenüber bei der Postbank, dass sie ihm seine Kontokarte zuschicken und an die Katze im Tierheim denken. Ich bin wieder Obermutti.

Ich arbeite meine Fristen ab und habe irgendwie ein schlechtes Gewissen, dass ich wegfahre, auch wenn die Betreuten mir alle gute Erholung wünschen und verstehen, dass ich mal aus Hannover weg muss. Mal raus aus der Provinz. Elegant würde ich ausschauen. Mein türkischer Betreuter bringt mir eine Stoffrose und beteuert, wie viel ich ihm zu verdanken hätte.

Rose

Ich soll mal wieder zum Buchbinderkurs kommen. Es sei lustig mit mir gewesen. Noch mal Wetter Paris gucken? Habe ich richtig gepackt? Sollen wir nach dem Ergebnis der Europawahl die Reise absagen. Jetzt haben wir Jahrelang Italien boykottiert wegen der politischen Führung und jetzt so was. Was geht in diesen Menschen vor? Es kann einem Angst machen. Ich will doch nur knallgrüne Falafel essen (oh Gott waren die lecker). Ich hoffe, dass ich die Zeit genießen kann. Bald habe ich auch einen Lagerschaden oder Stephan und vorher will ich Spaß haben und eine gute Zeit.

Ich improvisiere ein bisschen viel bei der Choreo und kann auch die Burlesque-Moves nicht so formvollendet, aber die Frauen loben meine „sexy“ Beine in der Straßenbekleidung, d.h. mit Strumpfhose. Das ist mir etwas peinlich oder sollte es mich aufbauen? Mein neuer Betreuter hatte mir nachmittags schon 3 mails geschrieben und nach dem Sport bekomme ich diese:

„Liebe Frau ….,

vielen dank für die überaus positiven Nachrichten und ihre rasche Handlungsweise. Sie sind eine wirklich toffe Powerfrau, das habe ich gleich durch meine Hellsichtigkeit gespürt, daß diese archaische, weibliche Urkraft in Ihnen lebt (Aus dieser Zielsetzung beginnen viele Yoga). Den Termin am 10.6. würde ich gern mit Ihnen zusammen wahrnehmen wollen.

Rechtsanwalt … hat innerlich gezuckt, als Sie ihn angerufen haben, das habe ich auch gespürt. Ich glaube, er wird Probleme bekommen.

Bis Dienstag und viele freundliche Grüße
……

p.s. als Sie ihr Sternzeichen sagten, war ich sicher, sie sind 1979 geboren, weil ich dachte, so etwa sehen Sie auch aus.“

Mozart – nein danke!

16.05. Ich nehme 300,- € weniger als die Gegenseite, finde den Preis für meine Arbeit aber angemessen und habe einen glücklichen und treuen Mandanten. Mein früherer Kollege hat zu wenig zu tun und Geldsorgen. Das habe ich zum Glück nicht. Außerdem ist es hier so, dass die Gegenanwältin mich immer anschreibt, ob wir den Vergleich geschlossen haben, weil sie sich den Gebührenanspruch von ihrer Mandantin hat abtreten lassen, d.h. meiner hätte an sie direkt zahlen sollen. Ich habe von meinem das Geld schon überwiegend bekommen und es fehlen nur noch 300,- €. Die Kollegin, die 300,- € fordert wird wohl ganz leer ausgehen, ist also eher theoretisch mit dem mehr verdienen.

Unser ehemaliger Nachbar hat noch eine Dachgeschosswohnung in dem Haus gekauft, wo ich mich auch mal für das Ladenlokal interessiert habe, was jetzt ihm gehört. Er hat damit wohl seine private Elbphilharmonie erlebt. In einem Haus bei uns um die Ecke, wo seine Ex lebt, hat der Eigentümer sich umgebracht. Die Wohnungen sind zum Verkauf. Er hat kein Geld mehr dort zu investieren. Soll ich ihm sein DG abkaufen? Schicke Scherz-Email, auf die er bisher nicht antwortet. Die Preise in Linden Mitte sind zu hoch und ich bin außerdem versorgt und muss Wohnungen nicht wie Kleidung vom Fairkaufhaus sammeln.

Sie suchen einen neuen Namen für Zumba, soll ähnliche Gymnastik sein, aber ohne die Abgabe und die Vorgaben. Wir werden aufgefordert was vorzuschlagen. In der Zumba-Umkleide fällt mir heute spontan ein: „Heißes Fett in der Pfanne“. Finden sie aber nur zum Teil lustig. Ich bin motiviert und wir pressen mit den Schenkeln einen dicken Gummiball zusammen. Weil Steffi mehrfach gesagt hat, wir bekommen keinen Preis wenn wir diese oder jene Übung am schnellsten machen sage ich: wenn ich den mit den Schenkeln zum Platzen bringe, bekomme ich aber schon einen Preis, oder? Dann wird ein Kurs nach mir benannt. Füge aber auch hinzu, dass ich es für sehr unwahrscheinlich halte siehe auch Walnüsse mit den Schamlippen knacken.

Ich merke beim Sport, dass ich unten meinem Schwabbel ein festes Muskelkorsett bekommen habe, gerade bei einigen Übungen für die seitliche Bauchmuskulatur und wenn ich mich dann dabei in der Taille anfasse. Neues Körpergefühl, weil das Fett bei mir auch so weich ist, kann ich gut durchfassen und das neue, harte darunter spüren. Ich habe Innen bald den Körper eines Staffordshire Terriers mit etwas Schwabbel darüber. Cool.

Frau die Woche beim Sport in der Umkleide, die feststellt, dass ich immer so lustige Hütchen auf hätte. Ja. Mache ich die selber? Ja. Und woher bekomme ich die Ideen dafür? Schwer zu sagen, ist halt wie Durchfall. Eine andere lacht.

Das Zuhausekochen muss bis Morgen warten, zumal Glück will mein Mann auch immer unter Leute und Essen gehen. Das Leben ist auch hier zu kurz und ich kann gar nicht so oft essen gehen wie ich will, z.B. 1 Millionen Mal. Wir gehen ins Beckmanns, die hatten geschlossen und waren weg, im Urlaub. Die Kalbszunge ist so was von lecker, dass ich nicht verstehen kann, wer Schnitzel von diesem Tier essen will, was total langweilig und geschmacksneutral ist im Vergleich. Auch der Pulpo-Fenchel-Apfel-Salat ist lecker.

Beckmann Zunge Bohnen Beckmann Pulpo Apfel FenchelBeckmann Steinbutt

Ich glaube, der Koch geht bald fremd mit seiner Assistentin. Ich würde es jedenfalls tun an seiner Stelle, weil seine eigene Frau ist unlustig, spröde und langweilig und diese Frau ist gutaussehend und schnell und sexy und Stephan und ich stehen beide auf sie. Wir haben die Plätze an dem Bistrotisch und das ist die beste Unterhaltung, den Köchen bei der Arbeit zuzusehen. Aquarium nix dagegen. Sie arbeiten nebeneinander und ein kurzer Blick genügt. Sie lachen zusammen. Sie ist dann an der Schneidemaschine, weil im Nachbarraum ein –geschätzt – sechzigster Geburtstag gefeiert wird und die bekommen lauter Vorspeisen. Sie lehnt sich rein ins Salami Aufschneiden und das sieht es ein bisschen aus wie Sex von hinten. Daran merkt man schon, dass ich die echt gut finde. Sie hat meine Spagetti Vongole gemacht und ich habe gesehen, wie sie die Möhre dafür geschnitten hat. Die Stücke sind niedlich und haben trotzdem noch Biss. Die unlustige Chefin fragte mich beim Abräumen, ob die Schalen heute mal wieder zu hart gewesen seien bzw. stellt es fest. Ich verziehe keine Miene und sage auch nichts. Das sollte wohl lustig sein, weil unsere Teller leergeputzt sind. Ich hatte die Muschelschalen auf die Papiertischdecken gestapelt, damit ich besser die Soße essen konnte und dann in zwei Türmen wieder auf den Teller platziert. Stephan ist Liebling der Küche und bekommt den Meringen-Nachtisch in XXL. „Bombe“ sage ich als er serviert wird und kann meinen langstieligen Löffel da nicht raushalten.

Beckmann Merengue mit Löffel

Nein, ich bin nicht frauenfeindlich. Ich mag sonst alle Frauen in dem Laden. Die etwas männliche schroffe Dunkelhaarige, die Korpulente und die Frau in weiß mit kleinen Haaren und guter Figur in der Küche. Nur die Chefin ist ganz und gar nicht mein Fall.

Neue Erkenntnis: unsere Freunde werden zu 90 % auf Hartz-IV Niveau sein als Rentner. Das ist bitter bzw. wird ein erhebliches Gefälle darstellen, weil eine dicke, berufsständische Rente auf mich wartet, auch die, die jetzt jeden Abend in die Kneipe gehen und einen drauf machen. Werden wir uns dann aufs Kochen konzentrieren? Das werden wir sehen.

Was mich übrigens beleidigt hat war, dass Sunl dachte, wir feiern in Wien im Plachutta. Sie hatte es verwechselt. Ich war einmal in diesem Laden und der Tafelspitz war saulecker, aber ein Keller wurde von einem anderen körperlich gemaßregelt und das hat mir gar nicht gefallen. Die Stimmung war dahin und somit habe ich das viel früher gemerkt als die Medien, die jetzt über die Arbeitsbedingungen dort berichten und Demonstranten sammeln Zucker, weil ein Keller entlassen wurde, der auf eigene Erdbeeren Zucker seines Arbeitgebers drauf gemacht hatte. Mir war das schon länger klar und auch eine bewusste Entscheidung dort nicht mehr essen zu gehen, obwohl es richtig Kult und lecker ist.

Übelkeit während der Schwangerschaft ist übrigens ein gutes Zeichen. Es deutet, dass sich das Immunsystem der Mutter mit dem Organismus des Kindes auseinander setzt. Das sagt doch schon Einiges.

17.05. Erfahre auf Gesichtsbuch, dass heute auch Premiere in der Oper Dortmund gewesen wäre mit Serdar Somuncu, auch Mozart, „Entführung aus dem Serail“. Das Bühnenbild sieht vielversprechend aus und dass Herr Somuncu sehr musikalisch ist, war mir schon aufgefallen. Läuft leider nur bis Juli. Mal schauen, ob wir das noch unterbekommen. Sein Kollege ist in der Maske, wo sie entscheiden, wann er genug geschminkt wurde um als Chinese als Türke durchzugehen. Er zeigt uns die Kante und hier kommt die Stimme aus dem Off, „die Votzibär sagt, wann er auf der Bühne sein muss“. Er zeigt uns auch den Platz der Stimme, der ausschaut „wie die Schaltzentrale aus Raumschiffenterprise der 60er Jahre“. Heute heißt es „Go love your own city“ und dann ist der Weg nicht so weit. Ist mir mehr als Recht, auch wenn mich die andere Produktion interessieren würde, wird heute auch modern, so meine Hoffnung.

Bei Mozart fällt mir schon mal das Tom Lehrer Zitat ein, aus meiner Erinnerung: It’s a sobering thought to know when Mozart was my age he had been dead for three years.“ Bei mir kann ich das bald sagen mit ten years.

Morgens ein paar Postkarten tuschen und ja, früher war alles besser. Ich weiß es jetzt. Der Pelikantuschkasten, den ich nur wegen der schönen, alten Blechdose gekauft habe und gar nicht nutzen wollte, hat ganz tolle Farben. Die Wassermalfarben heute haben nicht so eine Qualität, deswegen kaufe ich auch Tuben. Hier reibt man etwas mit dem nassen Pinsel in einer der runden Trockenfarben und sie malt deckend (!) Das ist ein deutlicher Unterschied zu den Tuschkästen heute. Ich plane diesen zum basteln nach Paris mitzunehmen und muss nur ergänzen um einige Rottöne und Weiß, die hier fehlen. Ich mache Ohrringe aus einem Buchdeckel. Neue Technik. Gefällt mir, ziehe ich heute Abend an.

Schon mal vorpacken für Paris. Neue Hütchen vom vergangenen Wochenende sollen ins Gepäck und mein Gaffa-Puppenhütchen muss auch mit. Kam gestern einfach zu gut an in Hannover. U.a. eine Radfahrerin, die mir entgegen kam, hat mich total angestrahlt. Meine Schwägerin und mein Mann haben etliche Restaurantreservierungen vorgenommen und ich lass mich einfach überraschen. Wichtig ist, dass ich neue Hütchen dabei habe, auf die ich auch Lust habe. Bei den Hütchen bin ich wie andere beim Partner, die alten tragen habe ich gar keine Lust, ist langweilig, mir ist immer nach was Neuem zumute. Die alten wegwerfen will ich auch nicht, die werden gesammelt als Trophäen der Vergangenheit.

Habe noch ein rotes Nähetui gekauft, was aber wenig vorteilhaft vom Kopf aussieht, so dass ich den Inhalt als Hütchen vernähe (mit Filz von Käte).

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Wer Rossi auf Freitag vorzieht, hat Zeit gewonnen fürs Wochenende. Sollte man meinen…

Lege mich nachmittags hin. Dann wird Spargel gemacht und Sauce Hollandaise ist recht einfach, wie ich beruhigt feststellen muss. Dass ich einmal so viel Respekt, ja Angst davor hatte…Das ist jedenfalls überwunden.

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Im Koki läuft wegen „die Briten kommen“ einiges englisch OmU, habe mir den Flyer mitgenommen u.a. Brazil im Original am 22.07. Muss ich rein, auch wenn wir da gerade aus Wien wiederkommen, ob ich vor Paris den alten Stanley Kubrick schaffe werden wir sehen. Der Regisseur von Sugarman ist tot, hat sich das Leben genommen. Das war einer meiner Lieblingsdokumentarfilme und er hat mich sehr bewegt. Ich finde das traurig und frage mich, ob sie den noch mal zum Gedenken zeigen können im Sprengel-Kino. Steffi hat das Plakat bei sich hängen.

Ich habe meinen Schlüsselbundanhänger mit den Fächern aus Paris verloren. Kurz vor der Reise. 1 Jahr hat er mich begleitet, aber ich habe noch einen auf Halde, weil damals gab es 4 zu einem günstigen Preis. Steffi hat einen, wegen Marc habe ich überhaupt mit dem Kauf angefangen, weil der eine sehr kitschige einen Tennisschläger als Anhänger hatte und eine Perle war der Ball, sehr tussig. Jetzt habe ich noch den Schlüssel mit „Paris Souvenirs“. Ein Schlüssel als Anhänger an einem Schlüsselbund. Auch nur mäßig lustig, aber immerhin kann ich gleich Ersatz stellen. Was heißt Ersatz, ich habe mal eine Serie gemacht mit den Sprüchen aus dem Yogi-Tee und Perlen und Sachen rangebastelt und 5 davon in der Yoga-Werkstatt verkauft und davon habe ich noch ca. 30 und bestimmt auch sonst 4 Stück in meiner Materialiensammlung. Ich bin nicht arm an Schlüsselbundanhängern.

„Ich war’s nicht. Ich habe keine Dreijährige angefahren“, rufe ich unseren Nachbarn zu als wir Richtung Innenstadt fahren (weil ich doch auch ein Lila Fahrrad habe und Stephan mir den Artikel aus der Haz vorgelesen hat, die übrigen eine schlimme, neue Grafik hat, schlimme Schrift, nicht mehr zentriert und macht auf NP). Vorbei an dem Zaun, der geflickt ist, war vorher viel besser, ohne Zaun oder mit einem durchsichtigen und man konnte den Innenhof sehen. Diese Mauern überall machen hässlich, warum wollen die Leute es so? Privatsphäre? Vorbei an dem netten Mann vom Rossi. der seinen Feierabend in der Abendsonne in der Weinbar genießt. Am Schwarzen Bären ein komisches Wahlplakat muss an die Comedy-Sendung von gestern Abend denken. Diese AfD kann man gar nicht parodieren, die sind in Echt schon solche Lachnummern. Ihr seriöser Sprecher erzählt von der Sachbeschädigung und dem Vandalismus an den Wahlplakaten. Schäden von 30-40 %, in Universitätsstädten von 100 %. Lache mich tot über das Plakat der Partei am Waterlooplatz, Richtung Innenstadt. Ein Vater mit Kleinkind im Arm und das Motto: Mit uns 2 x die Woche Samstag – die Partei. Mo Di Sa…Sehr gut. Ob ich die wählen muss, weil sie mich wenigstens zum Lachen bringen.

In der Oper treffen wir schwule Paare und beide haben heute was im Garten gemacht, die einen bei einer befreundeten Anwältin und die anderen Holunder angesetzt. Fleißig. Hier hat der eine der gemeinsamen Freundin Nachhilfe gegeben, die gerade eine Umschulung macht und sich auch etwas psychiatrisches Fachwissen drauf schaffen muss. Er hat über das Niveau gestaunt. Ob das heute Abend was wird, will ich wissen. Er mag diese Oper vor allem musikalisch jedenfalls sehr.

Stephan und ich sitzen hintereinander und da einzelne Personen neben Stephan sitzen, will ich die erst fragen wegen Plätze tauschen, aber nach der Pause sitzt Leporello neben Stephan. Immerhin zwei schlechte Beweisfotos.

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Das Publikum wird auf einen Textilvorhang gespiegelt und gefilmt. Erst kapiere ich das nicht und denke es ist ein Backdrop eines anderen Opernhauses. Es braucht eine Weile bis ich das Spielbild erkennen kann. Die Inszenierung arbeitet viel mit Filmen hinter dem halbdurchsichtigen Vorhang und wird dem Stück sehr gerecht. In schwarz-weiß sind die Figuren zu sehen und durch die Projektion auf den Vorhang in Groß und die Mimik ist gut zu erkennen. Von Don Giovanni, der nach dem Motto lebt, wenn man eine Frau treu ist, betrügt man die anderen und in Italien 370 und in Deutschland 278, aber in Spanien 1003 Frauen beglückt hat, sieht man nur die Lederhandschuhe und seine Stimme. Das ist toll gemacht und sehr intensiv dadurch. Das Fest auf dem man ausgelassene und freizügig tanzen soll und im Prinzip jeder mit jedem ist so gemacht, dass man einen Wald aus nackten Beine sieht und die Sängerin, die ihren Weg durch sie hindurch bahnt und Don Giovanni ruft sie zu sich und wieder kommen die Lederhandschuhe ins Bild, er streckt sie aus und greift nach ihr. Sehr gut gemacht das Ganze. Ich finde das Stück an sich langatmig und operettenhaft und teilweise auch idiotisch, aber die Inszenierung ist spitze und auf die lasse ich nichts kommen. Leporello, der Diener von Don Giovanni verkleidet sich als er und verarscht eine Frau, die Don Giovanni liebt. Dazu genügt ein Federhut und seine Stimme. Das kann man bei dieser Inszenierung auch gut darstellen und man sieht in Großaufnahme, wie Leporello die Lippen bewegt und sich dann kaum einkriegt vor Lachen, wie doof die Alte ist, die darauf reinfällt und dem Liebhaber, der sie betrogen hat und ihr die Ehe versprochen hatte, wieder verzeiht und ihn zurück haben will. Sonst taugt Oper, die angeblich „die Oper aller Opern“ ist, wieder für potenzielle Hundenamen. Leporello ist auch ein Diener, der widerwillig aber dann doch seinem Herren dient, er will frei sein und sein eigener Herr, hat aber nicht das Zeug dazu und sucht sich nach dessen Ableben gleich einen neuen Herren. Super Hundenamen, weil so ist auch ein Hund. Das Publikum sieht das mal wieder anders mit der Inszenierung und nach dem Applaus für die Darsteller überall Buhrufe. Woher kommen die ganzen Buhrufe? Frage mich immer, ob man sich nicht vorher erkundigen kann, ob das was für einen ist und dann einfach nicht reingehen. Was soll das? Es ist so, wie ich mag kein Thai Essen, gehe da aber immer wieder zum Thai und gebe volle Teller zurück. Denke wieder an die Comedy-Sendung von gestern. Frauen aus Stuttgart, die gegen Homosexuelle sind, weil es widernatürlich sei. Dünnlippige Kirchentrutschen, die es ekelhaft finden, „wenn Männer ihren Penis in einen anderen Menschen stecken“. Darauf der Sprecher: Dann sollen sie nicht den ganzen Tag Schwulenpornos gucken. Wenn Mozart auf die Bühne käme, würde ich Buh rufen. Tut er aber nicht. Schnell weg hier und nicht mehr bei oberflächlichen Gesprächen ein Getränk auf dem Dach einnehmen. Ist schon nach 11 Uhr. Im Kino hätte das 50 Cent Überlängenzuschlag gekostet Stephan ist nur essensmäßig ein Don Giovanni stelle ich auf dem Rückweg fest. Kaufe noch eine Butter bei Rewe, der um nach 23 Uhr noch geöffnet hat und sehr gut besucht ist. Junge Menschen vor dem Ausgehen. Frauen, die Weißwein im Tetrapak für unter 2,- € den Liter kaufen und Ältere, die schon desolat sind, d.h. strunz betrunken und die Schokoladenosterangebote an der Kasse wahllos mitten in den Nacht kaufen und sich dann scheinbar selber darüber wundern oder einfach so etwas herumstehen und sich sammeln bevor sie wieder heraus wanken. Der Typ an der Kasse ist blutjung, gutaussehend und freundlich, auch noch um die Uhrzeit. Er sieht aus wie der eine Schauspieler aus Sonnenallee, der junge aus der Clique, er ist multitaskingfähig und lässt sich Zigaretten von der Nebenkasse rüberreichen und ist dabei sehr freundlich. Er wünscht jedem Gast noch einen schönen Abend und schaut einen dabei in die Augen. Ich muss ihn anstrahlen. Wahnsinn. Das ist Dienstleistung. Um die Uhrzeit und bei dem Scheißjob auch noch so gute Laune verbreiten und das in der Blüte seiner Jugend.

Mozart ist echt nicht mein Fall und auch wenn Calixto den in Basel inszeniert will ich nicht hin. Mein Zwischenfazit bei der klassischen Musik. Entweder Verdi-Oper mit viel Chor oder Händel, Barockmusik. Das mag ich beides. Das andere quält mich auch und ich wünsche mir, dass es vorbei geht. Dafür muss man dann nicht zahlen. Die Inszenierung mit anderer Musik wäre Hammer gewesen. Ich bin also im Gegensatz zu dem Stammpublikum der Oper falsch gepolt.

Mit Steffi haben wir gar nicht ESC geguckt. Wusste nicht, dass es läuft und habe mich beim Gassi gehen anschließend noch gewundert, was im Exil auf dem Bildschirm flimmert und kein Fußball ist.

Das Kleid von heute Abend gebe ich auch weg. Steht mir nicht, auch wenn ich es liebe. Ist Seide und Paisley. Vielleicht was für Steffi. In der Oper ist mir ein Knopf abgeplatzt.

18.05. Sieht zuhause aus als wäre eine Bombe explodiert, aber das sonnige Wetter und die Bastellaune lässt mich nach Flohmärkten schauen und siehe da: bei Real in Linden ist einer. Ich finde meine Collagepostkarten nicht. Messyhaushalt. So weit können sie nicht gekommen sein, aber ich kann mich bei bestem Willen nicht erinnern, wo ich sie hingetan habe nach dem Scannen.

Flohmarkt bei Real. Ich mag große Dinge aus Eisen, weil ich auch die Kerle dazu mag (kräftige Schweißer, wie meinen Schwiegervater und das am besten noch in jünger und auf türkisch).

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Das erste Mal will Stephan was kaufen. Ein Buch „Der Humor der Niedersachsen“. Die langen Witze sind in plattdeutsch und er muss sie mir übersetzen. Hat es für mich zum basteln gekauft, aber dazu ist es zu schade. Papier- und Schreibwaren, Philippsbornstraße, 3000 Hannover. Aus der Serie gibt es auch „Der Humor der Wiener“, aber leider nicht hier zu kaufen. Der Verkäufer erklärt seinem Gesprächspartner auf dem Handy, dass er am Lindener Hafen sei, als wir widersprechen meint er, aber Linden sei hier doch schon. Ich kaufe hier alte Postkarten u.a. mit Magdeburg Tristesse.

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Am Nachbarstand verkauft einer eine Tüte voller Plastiktiere. Es setzt ein erstklassiges Verkaufsgespräch ein: Das sei ein ganzer Zoo, mit allen Tieren und Zaune und so, ob ich das kennen würde. Mit allem, auch den „teuren Pferden“. Seine Kinder hätten sich auch von dem Gabelstapler getrennt. So habe er sie erzogen, nicht wegwerfen. Da könne man noch Geld mit verdienen. Ich kann nur einzelne Tiere gebrauchen. Er kommt mir mit dem Preis entgegen auf 3,50 € und dann könne ich ja in Ruhe zu hause gucken und das Geld sei Spende für seine Kinder und den Rest der Tiere könne ich eine Kindergarten spenden. Da könnten Kinder sehr gut mit spielen, aber ein Auto, „da fährt man einmal mit“. Ich sehe seinen Punkt, verzichte aber trotzdem auf einen Abschluss. Weiter lustig ist ein Rentner, der mir seinen Modeschmuck erklärt, indem er ihn beschreibt. Das schönste sei die grüne Kette, die würde 2,- € kosten, die sei aus Perlmutt, ich solle mal anfassen, ob ich das kennen würde und Stephan fragt ihn, ob er die getragen habe. Nein, Frauensache. Der Schmuck hat seiner Freundin gehört und man habe sich getrennt. Warum der Schmuck jetzt bei ihm geblieben ist und ob sie zuhause in der Tiefkühltruhe liegt, kam nicht richtig raus. Weitere Käufe, sehr günstiger Modeschmuck von einer jungen Hippsterfrau, die Escada-Bloussons aus den 80ern verkauft und ich sage, dass könne sie doch selber tragen. Dann noch ein Wollrock, kariert in den Burberry-Farben, mit Mottenlöchern, aber wenig und Flecken, die hoffentlich rausgehen. Ich erkenne eine Verkäuferin an ihrer Ware. Die war neulich auch am Wasserturm. Aber auch andere haben Interessantes im Angebot:

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Schöner Flohmarkt. Wir treffen Isabelle, der ich mein Mitleid ausspreche, weil bei ihr alle schlicht sein muss und sie nichts sammeln darf, ob sie noch diese Unterlegscheiben für die Törtchen brauche, die kleinen Teller, die keine Unterteller sind, weil keine Vertiefung.

Stephan geht zum Sport und ich mache mit fettigen Bratkartoffeln, aber mit Butter und scharfer Paprika aus Wien und Sucuk und Curryketchup (besser als Pommes mit schlechtem Fett auf dem Flohmarkt)

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und fange an zu nähen im Wintergarten. Dann ruft Steffi an und ich gehe um 15 Uhr rüber und vergesse die Hälfte meiner Nähsachen. Reicht aber auch so. Sie näht mein Jill Sander Kleid mit Angoraunterwäsche oben und einem gelben Wallestoff unten. Sie hält es für nicht geeignet. Mir taugt es. Hohlsaumnähen ist mir zu langweilig. Ich muss an Werbeknecht.at. Die Seite meiner Freundin Sunla denken, mit einem Zitat von Camus, dass wir uns Sisyphos als sehr glücklichen Menschen vorstellen müssen. Die meiste Arbeit, gerade Handwerk, ist Sisyphos. Am meisten nach mit: kochen. Stundenlang machen, dann wird es in Sekunden oder Minuten verzehrt und dann wieder von vorne, Gemüse waschen, schneiden, Teig kneten. Es macht aber Menschen glücklich. Gerade Müllabfuhr soll sehr glücklich machen und Gärtnern und was ist mehr Sisyphos als Gärtnern, wo der Rasen doch eh nachwächst. Ich muss an Andrea denken, die mir von dem Sticken erzählt. Total Zen ist sie versenkt in das Malen nach Zahlen und auch etwas ausgebremst, weil das aktuelle Stickbild von Ikarus ein Jahr dauern wird bis zur Fertigstellung. In der Zeit hätte sie früher 4 Frauen mit einer neuen Garderobe ausstatten können und jetzt macht sie stattdessen Kunst, weil die Technik ist nicht Schuld am Ergebnis. Es müssen nicht unsagbar hässliche, kitschige Bauermalerei-Motive gestickt werden. Das gibt die Technik nicht vor. Auch Steffi mag Hohlsaum, zumindest mehr als ich. Ich spiele lieber, aber da muss ich mal durch, aber dann im Wintergarten bei sehr heller Beleuchtung. Werde mal die Zeit stoppen. Das würde mich interessieren. Denke mal mindestens 2 Stunden. Irgendwie fällt mir dabei Bügelwäsche ein. Wir schauen Sherlock Holmes auf Englisch und ich mache ein Hütchen aus der schwarzen Bohnenpaste aus China. Hatte mir Yunfeng geschenkt und Steffi gefällt es. Es sieht aggressiv aus, so gefaltet und dreieckig wie Kinder Hüten bauen, bevor es ein Schiff wird. Stephan sagt, dass es aussieht wie Napoleon. Ich glaube, es muss nach Paris mit. Ich mache auch ein weiteres Hütchen aus Wollresten von Käte. Habe bald 10 Stück davon, aber die sehen alle anders aus. Ich finde sie toll und sie wärmen auch.

Abends gibt es noch mal Spargel und Kräuterquark mit Maggikraut und einer frischen Zwiebel sowie gebräunter Butter. Schmeckt besser als gestern. Da war ich im Voropernstress und das ging zu lasten des Genießens.

Die jungen Mädchen bei der Konfirmation neulich, die so gekünstelte Locken hatte wie Prinzessinnen aus alter Zeit, sahen irgendwie aus wie König Knuffi aus Wenzel Storchs „Die Reise ins Glück“.

Neben Chanel war in Hamburger Museum für Gewerbe noch schönes Pressglas ausgestellt. Eine ganze Vitrine mit alten Modellen u.a. aus England in tollen Farben z.B. Lindgrün oder auch Schwarz. Und warum ich darauf komme? Weil das Rotkäppchen auf der einen Postkarte mich darauf bringt. Hier war außerdem ein Amerikaner ausgestellt, der total kleine Figuren in Nadelöhre reingebaut hat. Die waren mit dem bloßen Auge kaum sichtbar und unter dem Mikroskop. Ob das deswegen schon gut war, stand für mich eher in Frage. Gut, nimmt dann nicht so viel Platz weg, aber war mehr erstaunlich als Kunst und das Erstaunen hielt auch nicht so lange vor, wenn man 2-3 gesehen hatte, es waren Bauwerke wie das Tatsch Mahal und bekannten Figuren, z.B. aus einem Märchen.

Steffi mag übrigens auch kein Mozart und fragt sich dann immer bei Klassik, warum nervt mich das? Ach so, ist Mozart.