Archiv für den Monat: Januar 2014

Dreck ist nur Materie an der falschen Stelle

13.01. Wieder mühsam in Hannover ankommen. Als Trost gibt es jeden Tag was zu essen aus Wien. Käse, Kuchen, Wurst. Hier Partywürstchen, die wir auch ohne Gäste wegziehen:

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Wir haben in Hannover offenbar eine tolle Vernissage verpasst. Träume sind Schäume.

Wieder eine neue Betreute stellt sich vor. Sie will kurz in den Innenhof und sich ausruhen bevor sie die Heimreise in die Oststadt antritt und scheint auch ansonsten kompliziert und anstrengend zu sein. Sie weint. Alles sei schrecklich, Studium nicht zu Ende gemacht, Ausbildung verwehrt vom Jobcenter und das ist alles 10 Jahre her, aber noch brandheißes Thema, quasi Lebensthema.

Mittags: a ghost of Expo. Dann kommt mein Betreuter mit seiner Erbschaft. Der Bruder bekommt den Pflichtteil. Der ist zwar „behindert“, aber unkompliziert und wir lachen viel. Er hat die Zahlen per Hand zusammen gerechnet. Ich frage, was das für Zahlen seien. Das sind die, die man beim Rechnen überträgt, weil sie größer als zehn sind. Jetzt verstehe ich.

Abends Doppelprogramm Sport und dann Tatortreiniger. Jeden Abend 2 Folgen.

14.01. Beratungshilfemandant kommt nicht, nachmittags eine Mandantin, die will, dass ich ihren früheren Betreuer verklage. Ich sage ihr, wir haben schlechte Karten. Das hat der Kollege vor mir wohl auch schon gesagt, aber es kommt nicht an. Wir wollen ihr alle nicht helfen. Ich würde sie gar anschreien. Das passiert zwangsläufig, wenn ich ungeduldig werde, weil ich Sachverhalte zig mal erkläre. Ich sage nicht, dass der Betreuer gut gearbeitet hat, er hat schlecht gearbeitet, aber ob man erfolgreich prozessieren kann, ist eine andere Frage. Kommt nicht an. Sie versteht es nicht. Ich bin dann froh als sie geht. Dazwischen eine Frau mit hellblonden Haaren, die jetzt wohl schon hellgrau sind und braun verfärbten Schneidezähne in Outdoor-Klamotten und die mir sagt, ich wäre die Betreuerin, zu der man wechselt wenn man nicht zufrieden ist mit der jetzigen. Ihre Freundin, für die sie so viel tut. Hat sie zufällig nach Jahren bei Arzt im Wartezimmer getroffen und dann das ganze schimmelige Geschirr gewaschen. Wohnung sieht jetzt tip top aus, Pflegedienst geht für sie einkaufen. Sie bekommt kein Geld, weil sie es sofort in Alkohol umsetzt. Sie nennt auch andere Fälle, in denen sie sich engagiert. Das Amtsgericht habe ihr gesagt, sie bekomme Schwierigkeiten, wenn sie Arzttermine ausmacht und es eine gesetzliche Betreuung gibt. Ich sage, das sei Quatsch. Betreuer haben ihr Hausverbot erteilt, das endete in Hausverbot des Betreuers. Interessante Frau. Der Fall klingt auch nicht einfach. Mal sehen.

15.01. Langenhagen für ein kurzes Gespräch mit Frau Dauerpatientin. Sie lässt mich antanzen und will nur 2 Minuten mit mir sprechen. Das können wir nächstes Mal auch telefonisch erledigen sage ich ihr.

Bett und Tasche

Den Stationsarzt finde ich süß und er mich auch. Nachmittags Herr PM, der noch nicht beim Vermieter war, weil er sich immer wieder krank gemeldet hat (hatte die „Kotzerei“). Er spricht von WG-Zimmern und anderen Optionen. Ich dränge dazu, das zu nehmen, was geht und nicht zu pokern. Es ist sehr schwer ihn aus dem Büro zu bugsieren, wenn wir fertig sind nach 50 Minuten. Ich gehe schon mal raus und kopiere und er packt immer noch, wenn ich wieder komme und bleibt dann vor meinen Collagen stehen. Ein Freund macht auch so was Ähnliches. Ah hah. Tschüss dann. Ich muss erst mal stundenlang lüften bei mir um die Wolke aus dem Zimmer zu bekommen.

Ich habe noch mehr aufgestellt in meinem Zimmer, eine wachsende Gesamtcollage, die neue Blüte eine Postkarte vom Kunsthistorischen Museum in Wien. Cavaggio. David und Goliath. Jeden Tag schaue ich das Bild an. Wie die Figuren aus der Dunkelheit hervor treten. Der Hammer.

Ich versuche eine alte Tapete mit graphischem Muster aufzutun für die Faschingsfeier in Wien zum Thema Gemeindebau. Es wäre so herrlich, was ich damit vorhabe. Bauhaus in der Innenstadt hat nur Raufaser, weiß. In Hamburg finde ich den Tapetenkeller. Die könnten mir was schicken…. Wenn ein Leser hierzu einen Tipp, wäre ich sehr verbunden. Muss auch keine ganze Rolle sein, kleines Stück genügt. Hatte früher Tapetenmusterbuch. Wurde ausgemustert, es waren aber auch eh keine Muster wie ich sie jetzt suche dabei, sondern eher Strukturtapete in Perlmuttfaben.

Beim Mittagstisch wird mir das Buch „Kulinarische Begegnungen“ oder so ähnlich gezeigt, eine Werbung für heimische Gastronome, die ihre Stammgäste präsentieren bzw. die Gäste werden interviewt und sagen allerlei über ihr Lokal und Hannover. Ich war seinerzeit gefragt worden, ob ich mit machen wolle und dann wäre ich zwischen den ganzen Lokalpromis gelandet. Ich hatte abgelehnt, was auf Unverständnis gestoßen war. Das Buch ist schön geworden. Am Endprodukt hatte ich keine Zweifel.

Abends wieder Tatortreiniger mit der Patenschaft für den Fleischesser, damit die Veganerin sich wieder versöhnen kann mit ihrem Freund, will Schotte 12 Tage vegan leben, dann ist das Gleichgewicht wieder hergestellt. Lustige, gelungene Folge und ja: „Dreck ist Materie an der falschen Stelle“.

16.01 Heute mal zu Jobcenter Vahrenwalder Str. 245. Fahre erst mal dran vorbei. Meine Betreute kommt nicht. Ich mache den Termin alleine. Auf dem Rückweg zu dem Rattenhalter, der Montag in die Entgiftung möchte. Spreche ihm Mut zu. Ob alles geregelt sei, Einweisung, wie er hin kommt. Ja, ja.

Nachmittags kommen die Damen, die sich Taschengeld holen. Elisabeth Taylor gefalle ich heute besonders. Sie war heute bei der Spritze und hat die Mitgliedschaft im Evangelischen Frauenbund schon bezahlt und gibt mir die Quittung zum Abheften. Sie war mit denen im Wilhelm-Busch-Museum und die Ausstellung hat ihr gefallen. Sie war gar nicht so kompliziert, wie es geklungen hat.

Abends mein Buchbinderkurs. Ich habe mir zu viel Papier andrehen lassen vom Artservice. Die Maße des Buches waren 26,5 x 48 und er sagt mir was von 50 breit und es passen keine 2 rein, dabei haben die Pappen de Grüße 50 x 65 und ich habe mehr als doppelt so viel. Das ist nicht schlimm, weil ich weitere Kurse belegen werde. (5er Karten). Außer mir basteln zwei andere bei der Ergotherapie vor sich hin. Schneiden mit der Schneidemaschine, dem Beil und dann nähen mit der speziellen Technik und der Rundnadel und kleben und das System verstehen, dass die gebundenen Seiten nicht direkt auf dem Buchrücken festgeklebt werden. Für mein dickes Pixi-Pappbuch hat Laura auch noch Tipps. Das kriegt man nicht gepresst. Band machen und zubinden. Funktioniert und sieht hübsch aus. Neben mir bastelt ein schweigsamer Mann an einem Papierrahmen und schaut viel auf den Plan und schleift das Papier mit Sandpapier, alles sehr exakt. Eine gesprächige Frau, die viel sammelt, lernt japanische Bindung (hinten offen, vorne zu). Sie hat große Bögen aus stärkerem Papier mit alten Geldscheinen, den 100ter und den 500ter. Darum beneide ich sie etwas. Mein Projekt: Baden-Württemberg im Farbbild wird fertig. Das Buch hat neue, dicke Seiten, die ich mit Collagen bebasteln kann, die ich schon gemacht habe und liegt in der Presse. Basteln ist großartige Therapie. Ich treffe noch Stephan und Detlef im 11 A und erzähle ganz begeistert von meinem Kurs. Eine Kakerlake lief wohl die Wand runter, so dass alle Frauen auf der Bank wie auf heißen Kohlen sitzen.

17.01. Herr MRV hat Anhörung und ich hatte gestern mit dem Kollegen telefoniert, der nicht kann am 07.02. Ich rufe beim Landgericht an, leider ist der Vorsitzende in der Sitzung. Ich wollte ihm sagen, dass Dr. N. zur Eröffnung der olympischen Spiele nach Sotschi fliegt. Ich telefoniere mit dem Arzt in Wunstorf. Herr MRV ist in einer Depression und macht nichts und das Landgericht wird ihn bald entlassen. Das wird dann auch lustig.

Nachmittags kommt meine sehbehinderte Verehrerin mit ihren 3 Verträgen von Vodafone. Ich darf die jetzt anschreiben, dass sie eine Schwerbehinderten mit Merkzeichen „BL“ für blind alles Mögliche unterschreiben lassen und dann 300,- € bei ihr abbuchen. Sie fragt mich, warum ich immer so schick aussehen würde und sie so normal „oder wie sehen Sie mich, Frau A.?“. Das sind kniffelige Fragen.

Das Lustigste an dieser Woche war ohne Zweifel die Pakete, die Stephan bekommen hat. Das erste aus Berlin und ich frage ihn: hast Du was bestellt? Er verneint, wir machen den DIN-A4 Umschlag auf und es ist ein Palästinensertuch drin. Der Rechnungsbetrag ist 0,- €. Ich sage, das ist eine Finte, Du hast irgendwie angeklickt im Internet, da will jemand irgendwas von Dir. Stephan ist der Meinung, irgendjemand habe neulich gesagt, dass er früher so ein Tuch getragen habe. Vielleicht wollte sich ein Freund einen Scherz erlauben. Der Umschlag liegt auf seinem Schreibtisch und ich bin für Rücksendung. 3 Tage später kommt ein Paket aus Berlin, auch wieder von einer unbekannten Firma. Geht das jetzt weiter so? Wir machen es auf und finden darin eine Plastikbaseballkappe in Neon gelb/grün. Hier steht Rechnung bezahlt. Jetzt hört sich‘s auf schimpfe ich und was soll das? Was machst Du da! Zurückschicken. Gottseidank klärt sich das alles auf, bevor ich meine Forderungen in die tat umsetzen kann. Diese Requisiten benötigt ein Freund für eine Faschingsfete. Er hatte es wohl auch angekündigt, dass was kommt, aber Stephan hatte sich den Inhalt anders vorgestellt!? Jetzt können wir die lustigen und leichten Stücke zu unseren Gastgebern nach Wien mitnehmen.

Nach dem Sport haben wir Karten für „Terminator 2“ von „Das Helmi“ im Ballhof. Lange nicht mehr da gewesen. Einen Apero Spritz vor der Vorstellung um in Stimmung zu kommen. Es sind echt seht gute Ansätze vorhanden u.a. wie die Psychiatrie-Ärzte verarscht werden, die Sarah Connor eine SMS schreiben, dass sie noch 6 Jahre da bleiben muss und immer „Fixierung“ rufen und sich dabei totlachen. Dann der T-1000, der sich ärgert, dass er immer zu spät kommt, dabei ist er das überlegene Modell mit dem besseren Plan und den besseren Fähigkeiten, das merke man schon an den Zahlen T-1000 gegenüber T-800. Es war mir in Passagen zu lang und ich habe auch nicht verstanden, warum die Schauspieler Schlagzeug, Gitarre und Bass spielen mussten. Das passte gar nicht rein. Ich hätte es zusammen gestrafft und davon hätte das Stück nach meinem Empfinden profitiert. Wir gehen zu Beckmann’s. Am Nachbartisch sitzt ein Pärchen. Die Frau, die einen schwarzen Rollkragen trägt, hat eine sehr tiefe Stimme. Stephan sagt, das war ein Mann. Der Mann mit Halbglatze und Brille ist Modell Oberstufenlehrer und sitzt auf der Bank und erzählt von geschichtlichen Dinge, Schildern der Römer und die Form von denen und einem Antiquariat, welches er neu gefunden habe. Sehr langweilig. Das Essen ist total super, gegrillte Artischocken und Schinken. Der Wahnsinn. An dem anderen Tisch lassen sich welche beraten für eine Feier im Frühjahr. Nach dem Spargel, gibt es Erdbeeren. Ja, das macht Sinn. Zum Spargel ein leichter Rotwein hingegen macht keinen Sinn. Wir essen Robiola mit Peperonata, was das Lehrerehepaar hatte (aber ihnen hätte die Hälfte auch gereicht, wie sie mehrfach beim Essen feststellten) und blasen den Nachtisch ab, weil wir auf einen Geburtstag wollen. Wir fahren nach Vahrenwald und trinken Wodka-Kirsch und Sekt aus Wien, danach noch Campari-O. Das Geburtstagskind bekommt 2 Collagen von mir. Hier der Hund des Gastgebers, Nando:

Nando vor Geweih

Auf dem Rückweg fahren wir an der Kirche vorbei in Linden Nord an der Ihme, die zum Verkauf stand. Herrliche Lage. Ich würde unsere Etage dafür eintauschen. Das wäre mal was Neues und Lindennord ist eh besser. Dann wäre man im Bermudadreieck der Cafés zwischen Bar, Menagerie und Rossi.

18.01. Etwas ausschlafen und basteln. Einen Hut aus der Gummi-Abdeckung eines Plattenspielers, die ich kunstvoll einschneide und die jetzt aussieht wie eine Kreissäge auf meinem Kopf. Stephan unterstellt mir, dass das Helmi mich zu der Kreation beeinflusst hätte, aber das war schon vorher meine Idee gewesen. Das Pixi –Buch für Wien bastele ich fertig und erledige einige Handnäharbeiten.

Um 18:37 Uhr fahren wir nach Kleefeld zu einer Einladung bei meinem ehemaligen Ausbilder, der jetzt im Ruhestand ist. Lucian Freud Postkarte und Bründelmeyer im Gepäck. Die anderen Gäste, unsere Nachbarn quasi, fahren mit uns in der Straßenbahn. Es gibt Rouladen und Rotkraut. Die Einladung dauert länger, die Gespräche geben es her. Ich trete in ein Fettnäpfchen als ich sage: Einzelkind sei keine artgerechte Haltung. Natürlich weiß ich, dass es manchmal nicht anders geht, aber zu sagen, ein Kind, das reicht doch wohl, da ist dann auch mal Schluss, habe ich etwas entgegen setzen wollen. Wir fahren Taxi zurück und sind erst um 2:20 Uhr zuhause.

19.01. Etwas basteln, dann ziehe ich mir schnell was über und hole ich mein gepresstes Buch ab.

Nachmittags nähen mit einer Freundin. Sie lobt meine durchtrainierten Beine und das ist ein Lob, was runter geht wie Öl: Das Lob einer Freundin. Sie hängt etwas in die Seilen aufgrund eines nächtlichen Exzesses, der morgens an der Döner-Bude endete, aber sie zieht die Nähsession durch. Hart im Nehmen. Gefällt mir. Erst wird eine neue Schlafbrille für Stephan genäht (Andrea, Du wirst die Stoffe wiedererkennen)

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und dann näht sie mir noch einen Rock. Ich habe diverse Stoffreste an einen abgetrennten Sweatshirtbund gelegt. Das steckt sie zuerst und näht es dann alles und ich bin begeistert. Ein herrlicher Nähnachmittag. Hier die Nähreste…

Schlafbrillenreste

Suki, der neue kleine Wippetmischling, der aussieht wie Scratch aus Ice Age und ich lernen uns etwas besser kennen. Flirten mit Hunden macht mir sehr viel Spaß und ich bin auch recht erfolgreich und Suki ist auf meinen Schoß und in meinen Armen.

a biserl Wien zum Jahresbeginn 14

09.01.2014

Meine Kollegin hatte einen Nagel dabei und der Bürokalender hängt in der Küche. Ich habe den Programmierhamster der Versagerfirma noch in die Collage eingebaut. Ein Foto von mir aus Istanbul „süpper internet“ steht da zu lesen. Die Schrift auf dem Glasfenster ist fast weggerubbelt. Ein lustiges Foto, jetzt noch mehr durch meine Manipulation. Ich habe endlich mein Fahrrad weggebracht zur Inspektion. Die Handbremse geht seit Monaten nicht mehr und die Klingel auch nicht, die ich für unkaputtbar hielt. Ich schließe es vor dem Radladen ab und laufe zu Fuß nach Hause. Stephan hat heute seine Brille bekommen und hat mir nichts verraten. Es sollte eine Überraschung sein. Leider hat man ihm keine Hardschalenverpackung dazu geliefert, so dass er das 500,- € Teil einfach so in seine Lederjackeninnentasche verfrachtet. Später wird er in Wien von Sunla eine adäquate Behausung bekommen. Das wär sonst auch zu leichtsinnig.

Mein früherer Ausbilder fährt mit uns Bahn ohne uns zu sehen. Er hält seine Gitarre und kommt offenbar vom Unterricht. Wir halten unsere Koffer fest. Zu dem Ausbilder sind wir eingeladen und haben de Einladung aufgrund der Wienreise verschoben. Ich will ihm und seiner Frau was aus Wien mitbringen. Am besten irgendwas von der Lucian Freud Ausstellung, weil sie den auch mögen.

Am Flughafen lese ich Stephan aus meinem Wientagebuch vor, was wir am 17.01.2013 erlebt haben auf der Reise nach Wien. Da war nämlich der Flughafen gesperrt und wir sind mit deutlicher Verspätung als eine von 3 Maschinen an diesem Tag dort gelandet, quasi totales Glück. Ich merke, dass ordentlicher schreiben sich lohnt. Manche Passage kann ich gut lesen und andere, vermutlich in der Bahn geschrieben, gar nicht. Sunla schreibt mir eine SMS, dass sie heute Abend im Atelier ist, was gleich bei uns um die Ecke ist, aber wir sind schon verplant. Sie hatte sich nicht festlegen wollen im Vorfeld und jetzt sind wir festgelegt.

Im Flieger sind viele Geschäftsreisende. Uns gegenüber, d.h. nebenan in der anderen Zweierreihe sitzt ein junges, dünnes, blondes Ding. Sie schläft auffällig fest für 18 Uhr. Sie hat die Cowboystiefel ausgezogen und die Beine sind angewinkelt gegen den Vordersitz, dann hängt sie wiederum im Gurt, der sie hält, fast auf dem Boden. Dann sitzt sie wieder und die Beine suchen irgendwie halt in immer neuen Positionen. Im Schlaf fängt sie an, ausgiebig in der Nase zu bohren. Erst wird tief und fest gebohrt und dann kreist der Finger und sucht mühsam und umständlich die Mundöffnung und findet sie. Ca. 10 mal das eine Nasenloch und dann das andere und dann wieder Nr. 1. Ich muss fasziniert hinschauen. Wie schafft man es so breit ein Flugzeug zu boarden, frage ich mich. Ich tippe, dass die Drogen erst im Laufe des Fluges ihre Wirkung voll entfaltet haben. Kurz vor der Landung sind ihr Füße oben auf dem Sitz und dann hinten dem Sitz am Kopf des Geschäftsreisenden vor ihr. Der dreht sich wütend um und stößt den Fuß runter. Sie überlegt ca. 2 Minuten und beugt sich dann vor um sich zwischen den Sitzen zu entschuldigen. Das hält nicht lange an. Jetzt sind die Füße wieder oben auf der Kopflehne und die Augen sind auf. Sie redet mit ihren Füßen. Nach der Landung sehen wir sie bei Starbucks, wo sie sich eine XXL Kaffee holt. Ich will ihr sagen: nächstes Mal, höchstens die Hälfte. Die Szene ist wie aus Fear and Loathing in Las Vegas und sie muss bestimmt überlegen, ob sie einen Koffer dabei hatte. Unsere Koffer sind schon da und wir erwischen die frühe Bahn. Ziel Alser Straße. In der Bahn studiert eine Frau handschriftliche Texte. Es ist was von „Harmoniesymbolen“ zu lesen und dann sind Zahlen angegeben wie 3, 5, 12 usw. Oh weia. Das Umsteigen in die U 6 klappt prima. Die Bahn steht bereit und man wechselt zügig auf das gegenüber liegende Gleis. Das Apartment finden wir gleich, aber keiner macht auf. Stephan ruft Jasmina an. Alexander sei unterwegs. Er kommt Sekunden später. Der Fahrstuhl ist so groß wie eine kleine Dusche, nur Stephan und das Gepäck passen rein.

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Die Wohnung ist der Hammer. Superschön eingerichtet, ganz nach meinem Geschmack mit Dingen, die ich teilweise selber habe bzw. schon einmal gekauft habe z.B. eine Postkarte auf dem Klo: „Dicke Kinder sind schwerer zu kidnappen“ oder ein Retro-Untersetzer: „Ran into my ex, put it in reverse and hit him again“.  Dazu zahlreiche ausgestopfte Tiere, die auch gerne meine Hütchen tragen, eine Hausbar und eine prima Teekanne.

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So was liebe ich immer, wenn ich meinen Kräutertee nicht im Kochtopf machen muss. Sie ist sehr geschickt geschnitten mit einem offenen Wohn- und Kochbereich, einem Arbeitsblock mit Herd, dann abgetrennt die Dusche, mit Glas. Man kann sehr gut darin duschen und ein großer Balkon ist auch dabei. Der Innenhof ist betoniert, aber mit großen Bäumen und es erinnert mich an Berlin. Toll, toll, toll.

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Die Gastgeberin hat einen Brief hinterlassen, einen Korb voller Schokolade, einen Laptop, sowie eine Flasche Rotwein. Der Kühlschrank ist voll mit Schinken, gekocht und geräuchert, Lachs, Käse, Butter gesalzen, Butter ungesalzen, Philadelphia, Marmelade, Toast, alles, alles. Man fühlt sich wie bei Freunden und es ist offenbar viel Vertrauen da. Hinzu kommt, dass wir noch nie so nah an einer Station gewohnt haben.

Wir gehen zurück zur Hochbahn und fahren ins Steirereck in den Stadtpark. Das Steirereck ist eine Baustelle, geschickt weiß verkleidet, so dass ich es zuerst nicht schnalle. Roter Teppich zwischen dem weißen Holzzaun. Man geht die Treppenstufen hoch ca. 40 Stück und kommt am Empfang an. Dort wird einem die Garderobe abgenommen und der Liftboy drückt. Man fährt dann sehr langsam eine Etage nach unten (ca. 10 Stufen) und dort wartet der Liftboy. Ich sage: lustig. Ihr Zwillingsbruder arbeitet oben. Wir haben tolle Plätze und sitzen fast nebeneinander und schauen auf die Bühne quasi, d.h. auf den opulenten Vorhang und die anderen Tische davor. Die Chefin nimmt die Bestellung entgegen. Ich nehme mehr die Gemüsegänge aus dem Menü, aber wir wollen wie immer teilen. Die Weinbegleitung besteht aus sehr leckeren, auch französischen Weißweinen, die mal nicht nur Sancerre sind. Mit dem Somelier verstehen wir uns gut. Ich lerne ein neues Gemüse kennen. Italienischer Bittersalat, dick wie ein kleiner Finger, schmeckt etwas nach Artischocke. Der rohe Fisch ist der Hammer, auch das rohe Reh, wie Carpaccio. Ja, den Japanern aus Kyoto, die trinkfest sind, würde der Laden gefallen.

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Die Horndeko kommt aber aus Paris und nicht Wien:

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und die Schönbrunner Zitrusfrüchte, die durch die Gegend gefahren werden, schauen hauptsächlich gut aus.

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Wir lassen den Brotwagenkellner den Teewagen bringen und plaudern mit ihm über den geplanten Teesalon nach dem Umbau. Die schweren Metallkannen sollen abgeschafft werden, damit es vernünftig gemacht wird. Ich verstehe nicht, was er gegen die hat. Die Bedienung verrät uns eine Station, die näher ist als die vor der wir kamen und die Bahn bringt uns bis eine Station vor Ziel. Allgemeines Krankenhaus. Das ist auch nicht weit und wir vertreten uns noch die Beine. Ich schlafe mit Unterbrechungen. Die Bettwäsche stinkt „frisch“ nach Weichspüler und Lenor, so dass ich von dem Geruch im Schlaf gestört werde. Morgens klingelt es sturm, aber wir ignorieren das. Vielleich brauchte Jasmina wichtige Medikamente, witzelt Stephan.

Ich kuschele mit den fremden Tieren und setze fremde Brille auf:

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10.01. Nach dem Aufstehen gibt es Nespresso und irgendwie muss die Heizung angemacht werden. Es ist kalt. Dafür geht duschen super. Nicht nur die Alser Straße (Hochbahnsteig) ist gleich vor der Tür, auch die Tram oder Bim. Wir fahren Bim. „Es wird gebeten, sich festzuhalten“. Eine Frau spielt lieber ein Früchtematchspiel auf dem Tablett und knallt mehrfach fast hin. Wir steigen am Schottentor aus und laufen in die Innenstadt zum Schwarzen Kameel. Die weibliche Bedienung am Brötchentresen freut sich und begrüßt uns mit Handschlag. Es ist nichts los. Hinten sitzt eine alte Frau und raucht. Wir setzen uns an den Tisch gegenüber. Hans-Hermann bringt uns Kaffee.

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Dann kommt eine andere alte Schachtel und will die Raucherin vertreiben, erzählt ihr was von Tisch reserviert. Die zeigt sich unbeeindruckt, so dass die Frau die Hilfe von Hans-Hermann beansprucht, ihr den Platz frei zu machen. Der geht hin und erklärt der Uneinsichtigen, dass die Frau soundso und er Herr Gemahl reserviert hätten. Es ändert nichts am Ergebnis. Schließlich fragen die beiden, ob bei uns noch frei sei, was wir bejahen. Natürlich rauchen auch sie, entschuldigen sich zwar, weil wir essen, rauchen aber trotzdem. Die renitente Frau telefoniert Handy. Es ist 10:30. Sie sagt: „Du, hör zu, das wird heute nix mit unserer Verabredung um halb 12 zum Mittag“. Ich denke, die Alte ist ja noch härter als wir. Dann geht es weiter, nächstes Telefonat. „Heute Nachmittag bin ich bei der Petiküre“. Dann geht es an unserem Tisch zu Sache. Die Frau ist steinalt, aber der Typ mindestens 20 Jahre älter. Der Sugarboy will dirty talk mit ihr machen und ich höre immer so was wie: „Ist die Decke weich? Ist die so weich, dass man da nackt drauf liegen kann?“. Ich will so was nicht hören und ich will weg hier bzw. wir sind voll in Wien angekommen. Beide Antworten stimmen. Nach einem zweiten himmlischen Tramezzini sind wir draußen. Die herrliche Schaufensterauslage eines Tabakfachgeschäfts:

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Um etwas Zeit zu überbrücken gehen wir ins Meinl und Stephan findet die italienische Trüffelschokolade, die er früher tonnenweise gefuttert hat, wie Sunla später meint. Ich kaufe Meinl Madeleines mit ganz viel Butter, Kaffee und Zitrone und einen Früchtetee für eine Freundin in Hannover. Dann laufen wir zum KHM vorbei an dem ganzen Sissi-Kram, Sissi-Apartments, Sissi-Baustelle. Hofburg, viele Japaner. Der Himmel ist strahlend und toll. Stephan will keine Touristenfotos machen.  Wir kaufen schon mal Karten. Stephan entscheidet sich für eine Jahreskarte, weil die so schön eingefasst wird in eine Klappkarte von Archimboldo. Das hat was, ohne Frage.

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Wir warten auf Sunl und schauen uns derweil die ägyptische Sammlung an. Die ist wirklich eindrucksvoll und ich stehe sonst gar nicht auf so was. Die Tierfiguren wirken oft sehr modern oder zeitlos.

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Dann gehen wir schon mal rein zu Lucian Freund. Der Grund, warum wir gekommen sind. Die Bilder sind sehr eindrucksvoll und berühren mich sehr. Die Vergänglichkeit spricht aus ihnen. Danach gehe ich durch die Gemäldegalerie und denke, wer hat die Barbiepuppen mit den Plastikhaut gemalt? Lucas Cranach? So sehen doch keine Menschen aus. Die ganzen Töne des Fleisches, die bläulichen Elemente, alles stellt Freud schonungslos da. Leigh Bowery ist ein Highlight. Gerade sein Rücken. Wie kann mal so ausdrucksvoll einen Rücken malen? Sunla beschenkt mich zum einen mit einem Geschenk, was ich ihr wohl mal gemacht und dann zurückgefordert habe und dann mein rot-schwarz geringeltes T-Shirt: „Mensch mit Menstruationshintergrund“, was ich mir gewünscht hatte. Ich bin überglücklich.

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Ich kaufe viele Postkarten, auch alle von Lucian Freud ohne den doofen weißen Rand. Der Katalog gefällt mir nicht. Andras macht Feierabend und holt uns ab. Wir gehen bei strahlendem Sonnenschein

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ins Eiles und die Einheimischen wollen dort einen Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster essen, was sie auch tun und der ist sehr gut. Ich trinke einen Franziskaner. Das ist Kaffee mit Milch und Schlagobers, wieder eine Lektion in Sachen Kaffeekunde. Das Eiles war unser allererstes Kaffeehaus 2002? Jedenfalls war unser Hund Welpe. Wir kamen raus und eine Frau mit einem dicken Kampfhund mit Mantel um, fragte uns, ob das gut sei. Man ist so gut mit den Menschen in Kontakt gekommen mit einem Hund, mit unserem Charmeboltzen Feininger erst recht, der jeden Hund zum Spielen aufforderte und auch die Hartgesottenen nicht abgeneigt waren.

Wir wollen nach Hause, chillen. Ich entscheide mich um und wir fahren zum Naschmarkt.

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Erst mal zu Urbanek. Nein, heute habe ich kein Urbanek-Hütchen auf. Urbaneks erkennen mich wieder. Erst mal Jausenplatte mit Braten, Trüffelmortadella und Gelbwurst oder wie das hier heißt. Superlecker.

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Die Stimmung in der Bude ist wieder eins-A. Als ich sage, dass wir bald wieder da sind wird vermutet; nach dem Fasching dann und ich: nein, zu einer Faschingsfete mit dem Thema Gemeindebau. Der Sohn, Daniel, empfiehlt mir eine Serie zu dem Thema. Als ich den Namen nicht verstehe, schreibt er ihn auf einen Zettel: „Kaisermühlen Blues“ müssten wir schauen zur Einstimmung. Ein Freund der Familie gibt eine Flasche Unendlich Riesling für über 200,- € aus und beim Einschenken gerät etwas von dem Blumenstrauß in das Glas. Der Sohn Thomas entfernt den Krümel und kommentiert das mit den Worten: „Wenn’s ne Fliege ist, dann ist’s ne Suppe. Das kostet dann extra“. Es ist auch ein Pärchen aus Italien in der Ecke und die schauen sich die Szenerie freudig an und freuen sich über die Kultur des Ladens, die herrlichen Aufschnittplatten. Die Stammgäste lassen sich gerne ein Brot mit Käse überbacken, aber superstinkig. Dann lachen alle und machen Sprüche. Der italienische Mann interessiert sich auch für den Riesling. Dann Einkauf für Zuhause, Dauerwurst, Foie Gras der Extraklasse und Sacherwürste. Wo ist der Gerhard? Die Söhne finden nur die etwas würzigere Variante, die ich ja mitnehmen will. Wir gehen erst mal weiter. Stephan war vorgegangen ins Käseland und dann etwas Zotter, aber angesichts des Madendesasters kein Großeinkauf. Die heiße Schokolade will auch getrunken werden. Zurück zum Gerhard. Der Sohn Daniel hält mir eine eingeschweißtes Packet mit ganz kleinen Partywürsten durch die Scheibe entgegen. Ich gebe Daumen nach oben , die nehm ich auch. Er hat eine Primageschichte dazu. Fragt eine Kundin: wie viele Würste sind da drin (Anm.: wir sprechen jetzt von Babywürsten, die so dick sind wie der kleine Finger einer Frau, aber kürzer. Daniel: 10 Stück und sie darauf: „die mache ich dann mal, wenn ich Gäste habe“. Alle brechen zusammen vor Lachen.

Jetzt will ich noch meine Stempelkarte bei dem japanischen Teegeschäft einlösen. Es ist supervoll. Wir wollen trotzdem 2 x tea ceremony. Grüntee wirkt auf mich besser als Koks. Es macht eine supertolle, ausgeglichene und wache Stimmung. Der Hammer.

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Im Übermut kaufe ich ein bei Billa und zwar erst mal 5 Flaschen Pagosaft, aber 1 Liter Flaschen. Damit ist der Hohlraum im Koffer gut ausgefüllt. Stephan lässt mich gewähren, statt zu sagen, „spinnst Du? Stell die zurück“. Marillenmarmelade gibt es auch und schwer beladen gehen wir zum Karlsplatz und fahren Richtung Apartment. Dann in der Tram Spontanausstieg als wir an einem Humana vorbei fahren. Die Blase ist voll. Trotzdem Shoppingrausch, u.a. ein Morgenmantel mit rot-weißem Muster aus Wolle. Ich erkläre der jungen Verkäuferin, die ich duze, dass ich Morgenmäntel aus Wien besser gesagt aus Humana-Läden in Wien sammle, unfreiwillig und damit bald einen Laden aufmachen kann. Ich brauche sie nicht, aber sie sind zu schön und wenn dann doch mal die Gebärmutter raus muss, dann hat man’s wenigstens schön gemütlich im Krankenhaus. Dazu kaufe ich einen gestreiften Wollrock und einen Pulli dazu, bei dem die Streifen längs verlaufen, auf dem Rock quer. Der Rock ist selbstgenäht und wollweiß-orange, während der Pulli, orange-schwarz ist und 30er Jahre mäßig ausschaut mit einer Wollschleife vorne und paspelierten Mustern an den Schultern. Heißt das so? Eine tolle Kombi jedenfalls, die astrein zusammen passt. Fast wie ein Zweiteiler. Dann noch ein Polyesterkleid, an dem ein Knopf fehlt (wird gleich verhandelt) und 3 Hüte. Volle Tüte. Der Wahnsinn. Glücklich. Später bemerke ich, dass der Morgenmantel, der aus Italien stammt für eine kleinere Frau gedacht war, wie das weinrote Kleid aus London. Da bin ich immer sehr großzügig, auch wenn die Sachen dann Mini sind an Beinen und Armen und die Taille auch sehr hoch sitzt. Das ist mir manchmal egal, wenn die Liebe zu groß ist. Dann würde ich auch einen kleineren Mann nehmen.

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Ich schaue auch einen Tag später auf den Kassenbon, weil ich nachschauen will, wie viel der Strickrock gekostet hat (ich hatte bei mehreren Teilen gehandelt) und kann dem Bon nur entnehmen, dass 7 Teile 74,- € gekostet haben, dabei sind 4 x Wühl M.P. und 1 x Angebot für 4,- €. Ich steige da nicht durch, aber der Preis erscheint mir mehr als fair.

Humana Bon

Im Apartment wechsele ich kurz den Schmuck. Mehr englisch mit Karo und Plastikblumen, die mir unten meinem neuen, seriösen Hut an der Seite rauswachsen. Dann fahren wir zum Konzerthaus am Ring. Oben seriös. Wir sind im Keller. Da haben sie den Raum mit Baumstämmen dekoriert, wie einen Wald. Wir trinken Gin and Tonics, ohne Eis aus Plastikgläsern, die überraschend gut schmecken. Es muss an der Ware liegen. Der Laden heißt übrigens Brut. SMS von Gela, dass sie im falschen Laden ist, der auch Brut heißt, wo dann später ab 23 Uhr Disko ist, meinte die Sunla, aber in 5 Minuten da sei. Sie gibt noch eine Runde aus und ich bin langsam richtig in Stimmung für die Performance. Gela hat uns Plätze in der ersten Reihe gesichert, was ich für gewagt halte, aber ich bin zu allem bereit. Dafür muss Gela mitmachen und etwas 8 andere, aber wir nicht. Der rothaarige Engländer ist schmerzbefreit, er ist fast nackt, hat sein Geschlechtsteil nach hinten gebunden und viel Lack und Gaffa-Band an und rote Körperbehaarung und wohl strengen Körpergeruch, wie Gela uns später anvertraut und erzählt von seinen Erfahrungen auf der Suche nach Sexualpartnern im Internet. Auf der Bühne liegt ein Mann auf dem Rücken auf einem Schlafsack. Ein Mikro hängt von der Decke. Er legt sich zu dem Typen und zeigt ihm verschiedenen Sex-Stellungen und fragt, wenn er Sex hätte, wäre es dann in Stellung A oder B. Der Typ, den man für einen Nebendarsteller hält, ist auch aus dem Publikum rekrutiert worden. Er erzählt wie er sich als Frau ausgibt, weil das besser ankommt und dann seine Brüste zeigen soll. Dazu werden Filmchen eingeblendet. Er rasiert seine Brust und drückt sie zusammen bis das Ergebnis für ein Foto zufriedenstellend ist. Dann soll er seine feuchte Pussy zeigen. Auch hier wieder rasierten und dann nach hinten ziehen, dass sich eine Falte ergibt und Foto machen. Dann auch noch mal mit rohem Hähnchenbrustfilets. Auch hier gelingt es ihm eine Vagina zu formen. Die Statisten bekommen Kopfhörer und müssen mitwirken u.a. muss Gela backstage mit einer Frau engtanzen im Dunkeln, l’amour hatcher. Das wird nach vorne übertragen. Immer wieder Einspieler. Filme aus England, englische Häuser. Der Performer im Baumarkt mit Dienstuniform, der den Kunden erklärt, dass es ihm scheißegal sei, wo die Holzschrauben sind (sie hatten ihn vorher gefragt) und sie informiert, dass er zum Mitarbeiter des Monats gewählt worden sei und seine Auszeichnung zeigt. Die höfflichen Engländer gratulieren ihm dann.  Dann folgt der Anruf des Typen mit dem er den Internetkontakt hat und er hat seine Stimmung weiblich verfremdet und mehrere Sätze aufgenommen, die er abspielen kann. Leider fragt der Typ, wie viele Finger er gerade in seiner Muschi hat und er kann nur sein Alter, nämlich 35 antworten. Das müsste ich für die Faschingsparty von Gela machen mit ihrer Stimme, Wiener Slang. „Gemma, gemma, gemma“ oder so Sätze wie: „einen vertrag‘ ich noch“… „schau mal, der Gespitzte“. Der Höhepunkt ist dann ein Treffen im Hotel mit dem Internetflirt. Er rasiert mit Perücke und Strapse im Vierfüßler auf dem Hotelbett mit der Rückseite zur Tür. Der Typ kommt zur Tür rein und schaut, dann noch mal (großes Fragezeichen im Gesicht) und dann reißt er die Augen auf, Panik und haut ab und der Protagonist läuft ihm nach und ruft ihm nach und die Zimmertür fällt zu. Am Ende des Stückes tanzen alle Statisten miteinander l-amour hatcher und eine Diskokugel macht Stimmung dazu. Gela tanzt mit einer Frau, was sehr überzeugend aussieht, aber die wollte die ganze Zeit abhauen, wie uns Gela anschließend verrät.

Wir gehen dann mit Gela zum Naschmarkt ist Café Amacord (?) oder so. Stephan und ich essen was, vegetarisch und Gela besorgt herrliche Postkarten von dem Laden mit einem Pärchen, so um die 60-70 beim Nacktgärtnern. Er mäht Rasen und sie trinkt Tee und hat einen Hut auf. Das Foto kannte ich schon. Ich nutze die Postkarte für einen Gruß an meine Schwiegereltern. Gela will in den Ostklub zur Lindyhopparty und wir Richtung Heia. Stephan ist bei so was immer etwas unzufrieden und würde wahrscheinlich gerne mit ausgehen und ich bremse. Noch etwas Tram fahren und dann den Tag beschließen. Das reicht mir. Stephan will etwas an den Marktständen entlang laufen. So von wegen, vielleicht entdecken wir was Interessantes. Stattdessen sind es leer stehende Buden, die abgeschlossen sind. Die Salami hängt an der Stange und wartet auf Morgen. Stephan zeigt mir noch Sunlas Atelier bei einem Pfeiffenstudio und ich bin richtig müde und werde quengelig.

11.02. Schlafe gut bis 8:45 Uhr und dann richtig ausgeschlafen. Ziehe meine neuen Altkleider an, das orangefarbene Emsemble und mein Hütchen mit dem Stephansdom drauf. Dann gehen wir los. Die Sonne strahlt wieder vom Himmel. Die Hochbahn ist wieder das Ziel. Josefstädterstraße. Wir wollen ins Café Schopenhauer. Das hatte ein Wiener uns vor Jahren empfohlen und von dem kamen immer die besten Kaffeehaustipps. So ganz untouristische Dinger, die einfach nur toll sind, z.B. Kaffeehaus am Rathaus. Die Gegend, Währingen, gefällt mir wieder. Ein kleiner Laden mit Hütchen und Handschuhen und Wäsche, aber eher so Gesundheitswäsche. Ich kaufe 2 Paar Handschuhe aus Wolle mit tollen Mustern für nur 22,- €. Ich sage, die sind dicker, wobei das heißt hier stärker, korrigiere ich mich selber, auch bei Frauen. Typische Verkäuferin, die immer „bitte, bitte, danke“ sagt und viele Verkäuferinnenfüllwörter. Der Frau vor uns, die Strickmützen gekauft hat, gibt sie noch das Papier mit rein, dann schaut’s schöner aus, is auch ganz leicht. Unsinnig ist es auch, Wollmützen mit quasi Schuhspannern auszustopfen, aber egal. Die will die Rechnung nicht und auch damit kommt sie nicht so richtig klar.  Ich komme mit ihr ins Plaudern, weil sie Pferdekram dekoriert hat und es Karottenchips für Pferde gibt, quasi gesunde Nascherei. Das sei das Hobby ihrer Chefin, erfahre ich.

Der Wochenmarkt um die Ecke ist großartig. Ganz tolle Stände mit Gemüse, gelbe Möhren, kleine, dicke Bio-Möhren, die Frauen zum Lachen bringen. Käsestände, die keinen Wunsch übrig lassen. Gemüse, was ich noch nie gesehen habe. Mir gehen die Augen über und ich denke, Nachmarkt doch in weiten Teilen für Touris, aber was soll ich jetzt mit  Brot und Gemüse? Wir gehen ins Schopenhauer und der Laden ist toll. Ein Deckengewölbe und der Raum ist auch gekrümmt, geht rund um die Ecke, interessante Form. Der Ober schaut, als müsste sie uns erklären, dass wir Krebs haben als es keine Butterhörnchen mehr gibt und sie Stephan abschlägig bescheiden muss. Ein gequälter Gesichtsausdruck. Er nimmt Apfelstrudel und ich das gesunde Frühstück bestehend aus einem selbstgemachten Knuspermüsli mit leckerstem Joghurt und Früchten. Superlecker. Es ist wenig los. Auf den Tischen wird per Flyer für spanische Konversationskurse geworben, die immer donnerstags stattfinden. Es gibt auch Tee in Glaskannen. Sehr schön so eine Teekultur und das neben der Kaffeekultur. Allein die Teekannen verbreiten eine ganz gemütliche und entspannte Atmo. Hier kann man auch als Single stundenlang herumsitzen und im Internet surfen oder lesen. Ganz Kaffeehaus. Sie haben die Öffnungszeiten etwas eingeschränkt und machen nie länger als 22 Uhr. Es ist eine früh zu Bett geh Stadt, Wien. Im Gegensatz zu Hannover, Provinz, mäßiges Essen, aber Nächte durchmachen, das geht ohne Probleme. Neben uns im Separee sitzt auch ein mittelalte Pärchen und Stephan klaut dem Mann seine Zeitung, die in eine Holzhalterung eingepasst ist, wie sich das gehört, die dieser auf einem Beistelltisch abgelegt hat als er kurz den Tisch verlässt. Ich sage: Liebling, das gehört dem anderen Mann, das darfst Du nicht machen.

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Auf dem Weg zur Tram, renne ich ein Mädchen fast um. Wir fahren zum Volkstheater und dann Josefstädter Straße und zu diesem viel beschworenen Markt mit den Ständen. Hier gibt es viel türkisches Gemüse, alles was man braucht und Geflügelstände (sehr spezialisiert, einzelne Teile des Tieres oder Eier) und Fleisch (Rind und Lamm) und dazwischen ein Wiener Würstelstand. Auf dem Yppenplatz gehen wir schnurstracks zu Stauds, da hatte ich nachts schon an der Scheibe geklebt und ich suche kleine Marmeladengläser aus mit Motiven, die mich ansprechen aus Kunst und Wiener Stadtbild für ein Hütchen. Zu dem Mann an der Kasse sage ich dann, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin, dass ich Ihr Haupthaus endlich entdeckt habe. Sie können sich nicht vorstellen, was ich schon in Museumsshops für Phantasiepreise gezahlt haben für 3 Marmeladenportionen, nur weil ich einen Deckel wollte. Er daraufhin: wo kommen Sie her? Ich Hannover. Er: er lässt in Seesen? Sarstedt? produzieren und ein Topf habe einen Deckel. Das seien Verschlüsse. Ich sage ihm, ich sei noch lernfähig. Wir kaufen gegrillte Artischocken, Rumkirschen in Eierlikör und Piri-Piri Schoten eingelegt. 5 Marmeladengläser kaufe ich (kleine für 99 Cent) und 2 bekomme ich von dem freundlichen Mann geschenkt. Ich gehe dann noch mal rein, um ihm zu empfehlen, eine Sonderedition mit den Bildern von Lucian Freud zu machen. Das wäre herrlich, aber wahrscheinlich nicht massenkompatibel, wie wir dann gemeinsam feststellen. Er sagt, ja, sie arbeiten mit dem Kunsthistorischen Museum, aber es muss lebensmitteltauglich sein und nicht blutrünstig. Alles klar. Wir kommen hier nicht auf einen Nenner.

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Auf einmal stehe ich vor Milch. Ein Designladen, den Stephan schon gefunden hatte. Erst bedienen mich 2 Schwule, die echt schöne Röcke machen, die sehr vorteilhaft sind. Sie sind Gastdesigner bei Milch. Ich verliebe mich in die Milchproduktion und bin 3 Liter (von der Größe). Die Frau näht aus alten Männerhosen Röcke und Kleider. Ich unterhalte den ganzen Laden und sage, wie ich Staud’s eine Lucian Freud Edition vorgeschlagen hätte und der Schwanz von Leigh Bowery sei sehr schön und würde gleich Lust machen auf ein Marmeladenbrot. Neben mir kaufen 2 Schweizerinnen ein. Ich schwanke zwischen 2 Kleidern, sie sind aus breiten Streifen genäht und man erkennt die Opa-Hosen an dem Material. Der Kragen besteht aus dem Bündchen und entscheide mich dann und ein Rock nehme ich eh, der ist umgekehrt und der Hosenstall ist unten am Knie der Schlitz quasi. Da ist die Bewegungsfreiheit halt leicht eingeschränkt, aber es geht. Ich bekomme den totalen Preisnachlass wegen Sympathie und freue mich über diese Mode. Später sagt mir Sunla, die die Mode kennt, dass sie findet, dass die Sachen nicht so gut sitzen würden, der Rock im Speziellen. Ich sage, dass sind die Schwierigkeiten, die sich aus der Form ergeben, aber Abzug beim Aussehen kann ich mir leisten und ich finde den Humor dahinter viel wichtiger als noch ein gut sitzender Rock. Das ist eine universale Sprache. Streetware in San Francisco, eine politische Aussage ist es eh, aus Männerklamotten Frauensachen zu nähen und die versteht man überall auf der Welt von Istanbul bis Italien und richtig kombiniert taugt es auch als Opernoutfit. Ich bin überzeugt davon, wie man merkt.

Jetzt hatte ich mein Shopping und Stephan will in die Burgenlandvinothek. Ich begleite ihn. Erst will ich ins Sperl, aber die Zeit reicht nicht. Wir wählen zufällig den richtigen Ausgang aus der U-Bahn und sind gleich da. Ich setze mich auf die Treppe und schreibe in mein Reisetagebuch und Stephan macht seine Bestellung. Hier ist schon auf Fasching dekoriert…

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Dann nutze ich – wie immer gerne die Toilette (günstige Gelegenheit und Zeit nutzen) und mache dann einen Scherz, dass die Frauenspielecke fehlen würde. Während die Männer Wein bestellen… Ich korrigiere mich dann und sage, vielleicht gäbe es auch Frauen, die Wein einkaufen würde oder Paare würden den Weineinkauf als eheliche Pflicht absolvieren. Immerhin finde ich noch Gewürze an der Kasse, die ich kaufen kann. Dann ist unerkannt eine Frau in das Kellergewölbe gekommen. Wir stehen zu dritt an der Kasse und Stephan deutet nur aus sie, so von wegen: doch eine Frau, die Wein kauft. Sie wird dann von der Verkäuferin gefragt, ob sie ihr helfen könne und die Frau (ohne Witz): sie will ein Buch über Wein. Die Verkäuferin fragt nach: einen Weinguide oder was? Das weiß die Frau auch nicht, worauf sie von der Verkäuferin zu Thalia geschickt wird. Ich denke mir, wie geil ist das denn. Wir sprechen gerade davon, Spielecke und dann kommt eine Kundin in den Weinladen und will ein Buch kaufen!

Um 15 Uhr sind wir mit Sunl verabredet. Ich schaue in den Laden mit persischen Lebensmitteln gegenüber. Ich kaufe eine Nussmischung und Süßigkeiten mit Pistazien wegen der Dose. Neben dem Perser, Unterwäsche, die aber eher nicht in Frage kommt:

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Dann essen wir den Krustenbraten vom Urbanek mit etwas getoastetem Toastbrot mit Butter von der Gastgeberin. LECKER!! Sie holt uns ab und bestaunt kurz unsere Absteige. Dann gehen wir in ihr Atelier und ich bestaune das und bin etwas neidisch 130,- € warm? Das habe ich für meinen Platz im Gemeinschaftsatelier Fössetraße gezahlt und das hier ist eine Wohnung. Klo vor der Tür im Flur ist nicht so das Problem für mich. Sonst gibt es alles, vor allem einen sehr potenten Ofen, der feuert ohne Ende. Während mein Mann nach Hause geht, d.h. zurück ins Apartment und Sunl zu Hofer, tusche ich vor mich hin und kann gar nicht so schnell basteln, wie das Zeug durchtrocknet. Herrlich ist das!

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Ich bekomme von Sunla noch lauter tollen Modeschmuck geschenkt und darf mir was aussuchen und genauso auch was ablehnen. Es ist toll. Ein bisschen Freundinnengespräche für ein Jahr nachholen oder aufholen. Wir besprechen, was Freundschaften stabil macht und wie wir unsere beurteilen. Ich will an der Freundschaft festhalten bei allen Unterschieden, das steht fest.

Mit Sunlas schweren Einkäufen zum Antonsplatz. Gela wartet schon und es gibt Bründelmeyerrosé aus der Burgenlandvinothek. Dann gehen wir zu Meixners und es ist wieder der Knaller. Ich sage nach der Vorspeise: Steirereck wird überbewertet. In welche Kamera darf ich das reinsprechen? Faschingsdeko ist noch nicht. Ist noch Weihnachtsdeko. Ich fotografiere leider nicht die Hauptspeisen, weil die Gier siegt. Hier ist meine Vorspeise mit Avocado, dann riss die Fotolust ab…

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Wir essen Tafelspitz, so lecker, wie ich ihn noch nie gegessen habe mit ganz frischem Apfelkren, wie Kompott, sehr erfrischend (beim ersten Mal war ich enttäuscht, weil ich das in sehr scharf aus Oberfranken kannte und dachte, was ist das für eine Marmelade, aber so wie hier, macht es auch Sinn zum Fleisch) und einer Schnittlauchsoße und als zweites Gericht Beinfleisch mit Kohl, der so hammerlecker zubereitet ist. Dazu trinken wir einen sehr leckeren Weißwein. Dann gibt es 3 Nachspeisen. Schokoladenpalatschinken, Schneenockerln und Powidl mit einer kleinen Sauciere mit brauner Butter. Ich sage, der Palatschinken schmeckt hier besser als in jedem Kaffeehaus. In welche Kamera soll ich das hinsprechen? Wobei ich heute sagen muss, dass die Schokolade sehr dominant ist und Marille mehr den Buttergeschmack durch lässt.

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Am Nebentisch werden Cola-Mixgetränke konsumiert und es wird durchgehend geraucht wie in einem Jugendkeller. Irgendwie zahlen wir viel weniger, weil Andràs einen Trick mit der Bestellung angewandt hat (irgendwas internetmäßiges, was ich nicht verstehe). Trinkgeld soll man nach dem eigentlichen Preis geben! Also es war eine erhebliche Ermäßigung, die Neukunden werben soll und man muss fast ein schlechtes Gewissen haben. Ich komme darüber hinweg.

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Bei Sunla und András schauen wir eine Folge Kaisermühlen Blues. Die Ösis zeigen noch lieber nackte Frauen im Fernseher, stelle ich fest. Minutenlang sieht am sehr buschige Schambehaarung. Es ist eine Fernsehproduktion und kaum zum Aushalten. Ich weiß aber, dass ich als Norddeutsche, die nervige Tante mimen darf, die mit dem Politiker verheiratet ist und als einzige Dirndl trägt, so dass die anderen sich lustig machen: wie schaut die wieder aus? Wie Opernball. Sie bekommt ihren Bruder aus Bremen zu Besuch, der Minipli trägt und will ihren Mann mit dem eifersüchtig machen: „komm, schnell, zieh Deine Hose aus.“  Erst haben wir Pech mit der Tram, die nur eine Station fährt und dann nehmen wir die falsche, die abbiegt, aber alles wird gut und die Laufstrecke zurück zum Reumannplatz war nur kurz.

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12.01. Aus den Zeitungen, die Sunla für mich gesammelt hat, mache ich schnell noch Collagen. Dann Probepacken und wiegen. Aus 8 kg (Hinflug, leere Koffer, sind 23 geworden) dabei habe ich Pago zum Teil schon vor Ort gekillt. Wir haben ein neues Kaffeehausziel. Das Café Hummel. Josefstadt. Tram hält vor der Tür. Später entdecken wir, dass es auch einen Nichtrauchereingang gegeben hätte. Das quält am Morgen, andererseits finde ich Raucherbereich an sich super, wenn man sieht wie überglücklich diese Raucher sind, wenn sie zum Kaffee ihre Zigarette rauchen dürfen und dabei wie Menschen behandelt werden und nicht in Plastikzelten vor der Tür kauern müssen dabei. Ich finde das durchaus lobenswert, stehe aber auf strikte Geschlechtertrennung zwischen Raucher und Nichtraucher. Sehr leckere Eier im Glas, dann ein Paar Sacherwürste und eine Germknödel mit Mohn.

DSC02448Hummelserviette mit Anna Germknödel im Hummel mit Stephan 2Germknödel nah DSC02449

Die Ösi-Frau am Nachbartisch ist total anstrengend und labert den Typen ohne Punkt und Komma voll. Sie will lästern und erzählt vom ganzen Bekanntenkreis. Der muss viel aushalten für Sex, denke ich mir. Ein älterer Typ, der in Protokollen liest und eine interessante Wurst- und Käsestulle mit Gewürzgurke bekommen hat auf der anderen Seite hat eine total schlecht erzogenen Hund, dem er ganz viel erklärt und ihn fürs betteln belohnt, indem er vom Tisch gefüttert wird. Gut, das ist auch ein Profi-Bettler, eine weiße dicke Wurst mit Glubsaugen. Der fängt dann an wegen eines anderen Hundes zu nerven und Herrchen: „Ja, Du willst zu der Dackeldame“. War dann auch noch ein „Dackelherr“. Oh Mann!  Die Wiener sind so was von dog lovers und so wenig pack leader das es fast schon weh tut. Die lassen sich selbst von einem King Charles Spaniel kurz und quer über den Bürgersteig ziehen. Das muss man erst mal schaffen!

Auf dem Weg zu den Toiletten ein „Kraft der Steine“ Automat.

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Wie kriegen die richtige Bim und fahren zum MAK.

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Da ist Designausstellung. Die Schließfächer sind alle besetzt. Die Frau an der Garderobe meint, das seien unsere Landsleute, die oben im Lesesaal sitzen würden (Studenten quasi). Ich sage: „ich gehe gleich hoch, mich beschweren“. Das macht ihr Angst. Es wird Jugendstil als Inneneinrichtungsform gezeigt, die Lampen, Vasen, Bestecke, Möbel, Kissen, Teeservice usw. Nur eine nervige Führung stört etwas. Der Typ hatte uns daran gehindert falsch herum in die Ausstellung zu gehen (so nach dem Motto, sonst versteht man es nicht?) und so waren wir seinen Erklärungen ausgeliefert. Beim Rausgehen will ich der Frau an der Garderobe sagen, dass ich den Studenten oben erst mal richtig einen Einlauf gegeben habe von wegen: geht ins Kaffeehaus, wenn hier surfen und abhängen wollt, aber es war Schichtwechsel in der Zwischenzeit.

An der Bimhaltestelle am Ring will ich Ergänzungstickets für den Flughafen kaufen und sehe eine Frau direkt auf mich zulaufen und denke, sie braucht ein Ticket und die Bahn kommt gleich und ich daddel hier am Automaten rum und mache gleich den Platz frei und erkenne sie nicht. Es ist Julia mit einer Mütze auf, die Gela und Dagmar im Schlepptau hat. Lustig, dass man sich zufällig trifft. Gela und Dagmar wollen spazieren und wir fahren ein paar Stationen mit Julia und steigen am Sperl aus. Unsere letzte Station. Stephan isst 4 Strudel. Der Apfelstrudel ist schön wie venezianisches Glas.

DSC02457 DSC02456 DSC02458 DSC02459Apfelstrudel nah Apfelstrudel

Ich sage, es sei unfair zu behaupten, der Palatschinken bei Meixners wäre besser als im Kaffeehaus, wenn wir ihn im Sperl noch nicht probiert haben. Wir müssen dem Sperl eine Chance geben. Leider gibt es keine. Stephan fragt, was man dann machen könne und bekommt Strudel mit Vanillesoße. Das gibt es hier sonst nicht so.

DSC02460Apfelstrudel mit Vanillesosse 2 Apfelstrudel mit Vanillesosse 1

Ich esse einen Caesars salad, der auch nicht von schlechten Eltern ist.

DSC02461Cesar Salad

Am Nachbartisch sitzen zwei junge Studentinnen, die sich ganz lange an ihren Bestellungen festhalten und die Frage der Bedienung, ob sie den Tisch am 17:30 Uhr vergeben darf einfach kackfrech verneinen. Es ist 14 Uhr. Darüber rege ich mich dann schon auf und denke, es wird zu sehr ausgenutzt das laissez faire des Kaffeehauses. Die haben schön ihre Laptops gegeneinander aufgeklappt und schreiben irgendwelche Arbeiten und recherchieren dazu im Internet und trinken in 5 Stunde einen Kaffee und eine Limo. Frechheit. Man hätte das nicht als Frage formulieren sollen seitens der Bedienung, sondern einfach sagen, der Tisch ist ab 17:30 Uhr reserviert. Aus die Maus. Na ja, das ist wieder norddeutsch. Eine andere Schlampe, die umzieht und einfach ihren Mantel hängen lässt und so einen ganzen Tisch blockiert schwärze ich gleich an mit Fingerzeigen, wer hier der Übeltäter ist. Das ist Stephan schon ganz peinlich, angeblich eine schlechte deutsche Eigenschaft. Leute anschwärzen. Ich meine, man muss die richtigen anschwärzen. Aber dann wieder Diskussion, wer sind die Richtigen. Das hat schon was Bestechendes. Manchmal kann ich halt nicht anders. Vor allem liebe ich die Bedienungen, gerade im Sperl. Unser muss unsere pervers take away Gelüste ausführen. Ich zeige die Tupper. Sie bringt es auf Pappe und Folie und ich mache das wieder kaputt, weil ich weiß, was mit dem weiche Kuchen im Flieger passiert und das ist nicht schön, tut aber dem Geschmack keinen Abbruch. Rein, immer rein, da passt noch was rein..

Strudel in Tupper 1

Im Gegenteil in Hannover überlege ich mir Extrabestellung fürs Sperl nächstes Mal: einen Topfen- und einen Apfelstrudel im Glas! So zusammengematscht ist das Zeug noch leckererer. Ich hoffe, die Wiener stehen auf Extrabestellungen. Habe mir auch überlegt, dass die die Soßen vom Tafelspitz im Meixners zu den anderen Fleischgerichten einfach dazu bestellen. Beinfleisch mit Apfelkren und Schnittlauchsoße. Mhhhh. Auch Gela und Dagmar werden Zeuginnen der deutschen Verfressenheit. Stephan sitzt wie beide am Fenster vorbeilaufen. Wir sitzen im toten Winkel. Ich springe schnell nach draußen und tatsächlich waren sie auf der Suche nach den Kaffeehausjunkies aus Deutschland. Dagmars Steinpilzrisotto sieht gut aus und riecht gut, aber meine Kapazitäten sind erreicht für den Moment. Wie Claudia schrieb auf die Mehlspeisenfotos hin: wir treiben es hart. In 6 Wochen sind wir wieder da. Da fällt der Abschied nicht so schwer. Doch Kanarienvogel auf Gelas Party. Ich will so gerne einen guten Auftritt hinlegen.

Im Apartment wird gepackt. Wir durften bleiben und schmeißen den Schlüssel in den Briefkasten. Unkompliziert wie alles an diesem Arrangement. Man kann basteln wie man will und muss sich keine Gedanken machen dass alles explodiert ausschaut. Überall verteile ich mich sonst und stelle Freundschaften auf harte Belastungsproben. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass ich den Morgenmantel unter meinen Mantel tragen muss und dann wirklich aussehe wie eine Rolle, aber ich hätte es gemacht. Ich habe Glück bzw. einen sehr großen roten Koffer mit fast unbegrenzten Kapazitäten. Als wir schon aufbrechen wollen, höre ich klack-klack Geräusche und gehe zum Fenster. Es sind tatsächlich die Fiaker, die hier in den Betriebshof gefahren werden wenn sie Dienstschluss haben.

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Auf dem Weg zum Flughafen ist der Himmel so schön rosa und blau. Ich hätte mehr Wien fotografieren sollen denke ich wehmütig!

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Ich habe was Wichtiges dazu gelernt:

HERNOIS IST OIS

kann ich aus voller Überzeugung bekunden. So lautet das neue Motto. Vielleicht auch mal Abenteuerurlaub im Atelier. Jedenfalls bin ich dankbar, dass das erst Teil 1 war und ich wieder kommen darf so bald. Es fehlen nur unsere Fahrräder! 3 Tage Wien war wie eine Woche. Ich will nächstes Mal auch noch mal ins Gartenbaukino. Die Zeitreise in die fünfziger, aber XXL und dann OmU Filme. Ich bin im Himmel! Wir hatten Django unchained geguckt und ich habe noch vor dem Film (wegen der Gewaltszenen) bereits Visionen gehabt, wie ich auf dem Beifahrersitz mit einem Lkw gegen die Scheibe fahre, die zerbricht während meine maskierte Bande blitzschnell reinrennt und mir alle Möbel, die nicht niet- und nagelfest sind rausholt.

Hier einiges meiner liebsten Anblicke in Vienna: die Schaufensterauslage in Arbeit:

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Lustig war übrigens noch, wie die Ösis auf Angelas Skiunfall reagiert haben. Das war leider ungeeignet für eine Postkarte. Es war so der Tenor, in Mathe und Russisch Überflieger, aber mit dem Sport hat sie’s nicht so, eher Pumpe.

Der Strudel zuhause:

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Die Hütchenlehre

Am Wochenende wurde immer Breaking Bad geschaut und wenn das zu aufregend wurde eine Folge Cesar Millan dazwischen zum Runterkommen. Daneben nur gegessen und in der Bastelsauna gewesen. Zeitung lesen gehört dazu. Ich bin traurig, dass der Skateboardladen auf der Limmerstraße schließt. Wenn nicht hier, wo dann kann man so einen Laden machen mit dem Küchengartenplatz und den Skatern vor der Tür. Kaufen die alle im Internet? Wie unsolidarisch. Ich gehe jetzt ab und zu zu Denn’s einkaufen und hier scheint sich der Aktionismus gelegt zu haben. Ich habe es nie verstanden und war immer dafür Onkel Rewe zu entglasen statt hier seine vermeintliche politische correctness auszuleben. Ich weiß nicht, ob es unanständig ist, wenn man länger als 48 Stunden nur im Nachthemd ist. Ist mir auch egal. Ich kann am Ende des Wochenendes etliche neue Kreationen mein eignen nennen. Hütchen 2014. Soll ich sie durchzählen? Das ist wohl zu zwängig und ich verbiete es mir selber.

Montag, 05.01. Ich habe einen komischen Traum. Mein Kollege hat sich heute Nachmittag einen Termin eingetragen in einer Unterhaltssache, die ich ihm mal vermittelt habe. Der Typ kann viele Kinder machen mit verschiedenen Frauen, aber kein Unterhalt zahlen. Ich träume von diesem Termin, dass so eine Art Großmediation stattfindet mit der ganzen Verwandtschaft, die ich mir natürlich ausdenke. Tanten, Babies mit Wickeltischen, haufenweise Mäntel und Sachen liegen überall herum u.a bei mir im Büro und meine Kollegin sitzt mit einer dieser Tanten an meinem Rechner. Ich flippe aus und sage, hier gäbe es sieben Rechner in der Kanzlei, warum sie ausgerechnet an meinem sitzen müsse. Sie darauf, ich hätte es ihr angeboten, dass sie ihn nutzen könne. Ja, das würde für sie gelten, aber nicht für das Familientreffen und jetzt raus hier, ist meine Reaktion. Meine Tür hat im Traum einen Glaseinsatz und ich sehe, dass immer noch fremde Sachen in meinem Büro zurück gelassen wurden u.a. eine Tüte mit gebrannten Nüsse so wie wir sie zuhause hatten vom Christkindlesmarkt in Nürnberg. Ich pfeffere die Tüte von innen gegen das Glas und die Kollegin sagt, so sei es also, wenn ich wütend werde. Ich kann an diesem Tag der Kollegin nicht unvoreingenommen begegnen, obwohl sie natürlich unschuldig ist an meiner Verarbeitung der Dinge.

Morgens kommt die Querulantin und will gute Stimmung machen. Sie wisse jetzt, wo ich meine schicken Kopfbedeckungen her habe (und meint das Hutgeschäft unter uns). Ich beschließe, dass ich dieses Hütchen nie wieder aufsetzen werde. Zu dekorativ. Ich sage ihr: so sei das manchmal mit dem Wissen. Der türkische Mandant spricht davon seine Frau umbringen zu können. Nach dem Wochenende Breaking Bad kommt mir das naheliegend vor. Schön in der Plastiktonne in Säure auflösen das Problem. Dabei fällt mir ein, dass mein erster Mandant den ich überhaupt hatte und der jahrelang bei mir war und arbeiten ließ, wie Jessy Pinkman aussah wie aus der Serie Breaking Bad, der Meth-Koch-Assistent von Walter White. Abends mache ich Yoga „absolute beginners“. Schön knallvoll mit fast 30 Teilnehmern. Mir tut es richtig gut nach den Bändern und der Ballettstange, schön langsam sein und Dehnen. Nach dem Kurs unterhält sich ein Pärchen. Er sieht aus wie ein Langweiler. Sie würden allen spüren, Schultern, Arme. Er dann: ja, das komme von der sitzenden Tätigkeit. Nur Büro und Auto fahren. Kenne ich nicht das Problem. Ich habe weder mit dem Rücken noch der Beweglichkeit Probleme und bin schön viel an der frischen Luft mit meinem Fahrrad. Glücklich radele ich nach Hause.

06.01. Morgens kommt der nette Mandant, der fast 25.000,- abschreibt, weil er ein guter Mensch ist und die Einnahmen nicht so nötig hatte. Ich kann neben Betreuten auch betuchte und politisch korrekte, steinreiche Alkoholiker gebrauchen. Die passen in mein Portfolio oder wie man das nennt. Danach arbeite ich wieder an meiner 50-Minuten-Taktung. Die Betreute in spe erzählt mir ihr ganzes Elend, was sie alles seit 16 Jahren durchmacht und an Ungerechtigkeiten erleidet. Ich stoppe dann nach der Zeit, fasse das Wesentliche zusammen und traue mich durchaus ein paar Katastrophen und Lebensängste zu relativieren. Ja, das ist mein Therapieansatz. Ich sei in Vorleistung gegangen durch das Gespräch, jetzt sei sie erst mal am Zug und müsse Freitag zu der Rechtspflegerin und dafür sorgen, dass ich eingesetzt werde. Der Wind nervt und ist ein Feind der Hüte. Ärgerlich reiße ich sie mir dann vom Kopf bevor sie mir vom Wind heruntergerissen werden. Ich fahre mit dem Fahrrad nach Ronnenberg und verfahre mich auch noch, weil ich wie in Trance fahre, macht nichts, bin trotzdem zu früh beim Termin. Ich denke immer, da brauche ich 30 Minuten, dabei sind es nur 15. Kann die Zeit bei Rossmann überbrücken, außerdem ist meine Betreute auch zu früh. Das passt zusammen und wir können früher anfangen. Ich gehe an die Tür, weil der Mann vom sozialpsychiatrischen Dienst etwas träge ist. Er fragt zu Beginn meine Betreute, ob sie gerne in Empelde lebt oder lieber eine Villa mit Blick auf den Maschsee? Was will er? Ich sage: klar, deswegen schicke ich sie ja in diese Tagesstätte (wegen der Verlängerung dieser Maßnahme tagen wir heute), damit sie dort einen reichen, alten Knacker kennen lernt. Als ich zurückkehre und wir vollständig sind, fällt mir ein, dass er immer vergisst das nicht-stören-Schild in Gestalt eines roten Ampelmännchens außen an die Tür zu hängen und erledige das gleich mit und sage ihm, Hotelschild raushängen, richtig? Ich kann hier anfangen. Er kommt über die Immobilien nicht hinweg und will über Häuser im Harz sprechen, die man jetzt günstig kaufen könne, jetzt wo die TUI sich zurück gezogen und die Wohnungen frei gegeben habe. Etliche Freunde von ihm hätten da gekauft, so Baujahr 1988. Was redet der Mann die ganze Zeit. Meine Betreute und ich freuen uns, dass wir uns mal wieder sehen. Gegen die Migräneattacken schlage ich ihr TCM vor. Sie bewundert mein neues Fahrrad als es vorbei ist und wir unten vor der Tür stehen. Nachmittags kommt die Frau mit der geilen Sprache. Faule Kerle, sage ich nur. Die schleppt jetzt immer ihren Freund an. Für den bin ich auch nicht zuständig. Der soll jetzt mal sich um das Betreuungsverfahren kümmern. Ich schreibe ihm auf, was zu tun ist. Er macht langsam meine Betreute wuschig. Das kann ich auch nicht zulassen.

Dann kommt die neue Betreute und wir kämpfen uns durch den Rentenantrag. Sie ist 100%ig und ganz genau und es gehört zur Therapie, dass ich ihn ausfülle mit meiner Sauklaue und durchstreiche und Pfeile mache, aber ein professionelles Anschreiben und alles Wichtige chronologisch darstelle. Ja, das kann ich. Es sieht chaotisch aus, aber der Kopf ist es nicht. Kann sofort in jeden Text eine Gliederung rein machen. Meine Freundin hat mal behauptet, da sei ein Zusammenhang. Bei ihr, wenn der Kopf sehr chaotisch ist, braucht man eine strenge äußere Ordnung sonst dreht man durch. Ich würde das fast unterschreiben. Als ich gelähmt war, wollte ich meine Sachen wegschmeißen. Ich war überfordert mit dem Chaos. Das bin ich in gesund nicht. Wir lachen viel und bringen das Schreckliche der Antragsflut hinter uns. Beim letzten Mal ist sie von der Rentenversicherungsstelle wo sie zur Beratung war weggegangen und hat eine Überdosis Pillen geschluckt. Auch darüber kann ich lachen und sage, soll ich jemanden vom Begleitservice der üstra herbestellen um sie nach Hause zu bringen oder auf andere Gedanken. Sie geht und alles ist gut, weil ich es erschaffe. Den Eindruck habe ich. Ist keine Allmachtsphantasie. Macht Cesar Millan auch mit den Hunden. Die Besitzer steigern sich immer in das unerwünschte Verhalten rein, wie aggressiv werden bei einem anderen Hund, visualisieren das, dann passiert ist. Er macht das Gegenteil und dann passiert das. It’s all about the energy, you are projecting.

Abends wieder voller Sportkurs. Das sind diese Groupon-Gutscheine. Ich turne ohne Matte. Ich bin ein harter Brocken, kommentiert das die Kursleiterin. Ich sage: weniger putzen, weil man die sonst mit Mattenreiniger abwischen muss. Ich bin auch als erste fertig und verlasse schon die Umkleide als die ersten Teilnehmer reinkommen. An solchen Kleinigkeiten merke ich, dass ich schnell bin, die Schnellste. Zwar viel Kram, aber als erste auf dem Fahrrad und zuhause während andere sich noch umständlich umziehen.

Ich erreiche Herrn PM nicht und wir haben Morgen Wohnungsbesichtigung, Kostenvoranschlag für Umzug. Morgen ist auch Frist zur Klageerwiderung auf die Räumungsklage. Da muss ich auf Zeit spielen und Fristverlängerung beantragen. Ich bin genervt, dass ich den Kerl nicht erreiche. Abends fällt mir auf, dass ich mich doch nicht mit den Eltern eines Betreuten bei der Psychiaterin treffe, sondern mit einem anderen Betreuten beim Gericht. Hier sollte die Betreuung aufgehoben werden und jetzt haben wir doch noch 2 Jahre in Aussicht bis der Aufenthaltsstatus gesichert ist. Hey, Planungschaos. Ich versuche Herrn G abends um 22:15 noch anzurufen, dann weiß ich, es hilft nur sofort ins Bett gehen und schlafen.

08.01. Toller Traum. Hat mit Betreuungen und übermäßig essen gehen zu tun. Neuer Betreuter lädt mich ein. Hat Geburtstag und die Betreuung ist neu. Piekfeiner Laden, schwule Bedienung. Er bestellt Champagner und irgendwelche Häppchen. Am nächsten Tag bin ich wieder in dem Laden und völle, d.h. ist bekomme das große Frühstück und dann überraschend noch ein Hauptgericht und esse das auch, überfresse mich. Ich erkläre, dass der Laden teuer und spießig sei und wir da auch selten reingehen. Wir seien vor 10 Jahren mal dort gewesen und ich dann gestern und heute halt wieder. Eine schlimmer Spießerfamilie mit Kindern, die nicht neben uns sitzen will. Ich bin mit Stephan und meiner Mutter (glaube ich). Dann stellt sich heraus, mein Betreute, den ich gleich einweisen werde, hat für gestern eine Rechnung über 900,- € bekommen, weil das zahlen mit der Karte nicht geklappt hat. Was die Salznüsse haben 7,- € pro Portion gekostet? (und eine Portion bestand aus 4 Nüssen, also wir haben ca. 10 Portionen verbraucht). Machen Sie die denn selber? Ah, schälen, rösten, salzen, so wie im Kochbuch meiner Großtante? Das hätte ich auch mal gemacht. Ach so und dann in flüssiger Butter, damit sie goldgelb werden. Interessant. Ich lasse den Chefkoch antanzen und erkläre ihm, dass meiner nicht geschäftsfähig war und gleich von mir eingewiesen wird. Dann kann ich auch ein entsprechendes ärztliches Zeugnis holen. Ich schlage ihm vor, dass ich den Drink zahle, den ich gestern selber bestellt habe und sie den Rest ausbuchen. Das passiert dann und ich bekomme ein Storno für 2 Rechnungen und es kostet statt 900,- € nur 30,- €. Ich sage dem Laden, nichts für ungut. Wir würden auch mal wieder Essen kommen. Ist das Betreuung gepaart mit schlechtem Gewissen wegen Essigbrätlein. Ich weiß es nicht.

Morgens erreiche ich keinen meiner Termine und bin pessimistisch. Bei Herrn G rufe ich bei der Arbeit an. Er hat Spätschicht. Das ist ein gutes Zeichen. Ich erkläre denen, dass ich einen Termin mit ihm habe und ihn leider nicht erreiche. Auf nach Badenstedt. Der Wind nervt wieder. Ich überlege mir, wie genial der menschliche Kopf geformt ist, dass Hüte überhaupt halten. Wäre er nicht so wie er ist, breit in der Mitte, würde das gar nicht klappen bei einer anderen Form. Auf den letzten Metern überholt mich der Wagen des Sozialunternehmens. Ich erkenne ihn an der Schrift und denke: perfektes Timing. Als Herr PM aufmacht und die Besichtigung stattfinden kann, bin ich happy. Der Chef ist ein älterer Türke mit vielen Muskeln und Glatze so um die 50. Optisch gefällt er mir sehr gut und auch er schaut mich interessiert an und lässt mich immer betont vor. Er hat ein Hulk-T-Shirt an, was seinen Typ unterstreicht und interessant senkrechte Furchen am Hinterkopf. Wenn Männer sehr massig sind, haben sie diese Querfalten am Schädel. Die gefallen mir auch sehr gut. Hier kann ich die Ursache nicht anatomisch ausmachen. Es sieht aus, als sei er von Freddy mit seinen Messerfingern angegriffen worden und das hätte tiefe Narben hinterlassen. Wir besichtigen alles. Die 8 Keller- und Garagenräume voll mit Bastelkram und das Gartenhäuschen und die vollgestellte Wohnung. Die Jungs sind Profis. Als sie nach Haustieren fragen und sagen, dass er die Katze selber umziehen muss machen ich meinen besten Spruch des Tages: “Haben Sie gehört, Herr PM, für den Umzug der Katze sind Sie verantwortlich. Die Herren sind nicht Siegfried und Roy“. Die Vorstellung belustigt mich sehr, dass der muskulöse Türke und sein jungen, großer deutscher Kollege mit der Katze von Herrn PM als Parodie auftreten, aber lassen wir das.  Zwischenzeitlich ruft Herr G an, der den Termin auf dem Schirm hat und die bei der Arbeit haben auch Bescheid gesagt. Klappt also doch alles wie am Schnürchen. Schlafen ist die beste Medizin. Nachmittags habe ich meinen ersten Augenarzttermin. Auf dem Fahrrad mache ich mir bewusst, wie wichtig mir das Sehen ist. Früher gab es ja dieses Gedankenexperiment blind oder taub. Das wäre bei mir keine Frage. Stille mag ich und Geräusche oder auch Musik bringen mir nicht so viel. Klar tanze ich gerne, aber auch immer seltener und das kann man vielleicht trotzdem. Man könnte ja vermutlich Schall spüren und auch innere Musik hören, wenn man vor sich hin summt, aber ohne Augenlicht, keine Hütchen, kein Leben. Als es so weit ist, unterbreche ich die Arbeit und fahre ich erneut an diesem Tag in die Innenstadt. Ich dachte, dass ich mir in der schicken Praxis am Steintor einen Termin gemacht hätte, die ich aus einer Betreuungssache kenne, bin aber tatsächlich woanders angemeldet. Erst der Sehtest. Ja, Brille habe ich dabei. Wird ausgemessen. Ich trage sie nicht. Dann bekommt man Zettel was man alles an Untersuchungen kostenpflichtig machen lassen kann, u.a. Augendruck messen. Das seien alles keine Kassenleistungen und 2% leiden darunter, mit zunehmendem Alter über 7% und macht das Auge kaputt. Ja, aber Aufnahme der Netzhaut um zu sehen, wie gut die durchblutet ist. Ich äußere Zweifel. Das soll ich mit der Ärztin besprechen. Das dauert noch eine Weile. Ich habe mir in der Zwischenzeit alles durchgelesen und mich selber entschieden nur den Augendruck die Basisuntersuchung ohne Gesichtsfeldmessung (noch genauer) machen zu lassen und verkünde der Ärztin, dass mir alles andere überkandidelt vorkommen würde. Sie lacht. Ich ergänze, dass meine Netzhaut bestimmt prima durchblutet sei und ich auch keine organischen Probleme mit Blutdruck hätte. Sie fragt nach Erkrankungen. Wir besprechen das. Sie bestätigt meine Brillenstärke, in der Nähe bin ich 1 Dioptrin weitsichtig und in der Ferne auch und daher 2, die werden addiert. Weniger dürfe es nicht sein und wenn das schlechter wird, werde ich die schon benutzen meine Brille. Ich sage, es sei meine Hoffnung, dass ich sie neben mir auf dem Sofa ablege und mich draufsetze und das Thema damit erledigt sei. Sie lacht und sagt, dass ich dann eine neue kaufen müsse. Ach. Sie macht mir Tropfen rein, die brennen und sagt dann, dass der Augendruck total normal sei und der Sehnerv gut aussehen würde. Ich daraufhin: super, dann sehen wir uns in 10 Jahren. Sie lacht wieder und erzählt mir, was ich schon gelesen haben, dass die Vorsorge alle 1-2 Jahre empfehlen. Ich sei erwachsen und müsse das entscheiden. Ich sage, klar und mein Körper besteht aus mehr als Augen. Auf dem Rückweg halte ich bei Artservice mit meinem Bildband „Baden-Württemberg in Farbfotos“. Hier habe ich Collagen gemacht und will das Buch quasi neu bestücken. Erst wollte ich das von Waniek in Wien machen lassen und Stephan sagt, warum nicht Hannover. Ich frage bei einer Industriebuchbinderei an, die nicht helfen können und da fällt mir Laura ein, meine ehemalige Atelierkollegin. Jetzt bin ich am 16. zum Buchbinderkurs angemeldet und sie hilft mir mit meinem Projekt. Dass ich einmal Bücher machen würde, ich als selbsternannte Buchhasserin, wenn mir das einer erzählt hätte….Es ist wie ein Ex-Nazi, der die Seiten wechselt.

Abends wieder Yoga und meine Kopfhaut juckt wie verrückt, so dass ich die Übungen unterbrechen und vehement kratzen muss. Haare sind gewaschen. Das ist mir peinlich. Habe ich doch Läuse? Danach jucken noch andere Körperregionen, aber richtig krass. Keine Ahnung was das ist. Bei der Entspannung merke ich mal wieder, dass ich echt passiv sein kann. Ich höre, wie Mikael vielen anderen Frauen sagen muss, dass sie mal loslassen und entspannen sollen, dass er das macht, was er macht in dem Moment und sie nicht dagegen arbeiten der festhalten sollen.

09.01. Heute geht es nach einem halben Tag Arbeit nach Wien. Bin in Vorfreude. Es ist die zweite Heimat. Da gibt es keinen Zweifel. Bin gespannt auf das Apartment und Sunlas Atelier. Sie hat mir schließlich Atelier beigebracht, seinerzeit.

Habe auch wieder komisch geträumt, dass wir mit 2 anderen Paaren im Urlaub sind und Partnertausch machen für Fotos. Die anderen Frauen tragen meine Kette, wobei sich herausstellt, die musste ich ihnen schenken, weil sie hinten ein Erbstück als Verschluss eingearbeitet hatten. Als ich dran bin mit einem Schulfreund von Stephan, den ich ganz abscheulich finde, besteht der seine Liebe zu mir und sagt, dass er mir das habe sagen wollen, als ich von Stephan getrennt war, seinerzeit. Ich sage, wir waren nie getrennt und argumentiere das beim wach werden. War das der Konflikt von gestern Abend? Bestimmt.

Es gibt eine bestimmte Hutphilosophie, zumindest bei mir oder wie soll ich sagen. Warum versuchen alle die Kunst zu verstehen und nicht den Gesang der Vögel, sagte einmal Pablo Picasso und Recht hat er. Stephan versteht mich. Wäre auch doof, wenn nicht nach so vielen Jahren des aufeinander Sitzens. Beide Hütchen Outfit 05.01. und 06.01. sind Hütchen 2014. Das eine ist mir zu dekorativ und ich will es tendenziell loswerden. Das andere mag ich. Stephan erkennt, das hat seitlich eine kleine braune Schleife, weil ich damit einen ernsthaften Hut andeute und zugleich verarsche und das ist tatsächlich was ich mir dabei denke. Meine Familie z.B. kann das nicht. Die tappen immer im Dunklen, was ich mir angeblich bei irgendwas gedacht habe.

Das Ende und der Anfang

Letztes Wochenende des Jahres. Nur basteln und in der Wohnung hocken. Herrlich. Die Fundstücke aus dem Bayreuther Trödel (oder zumindest 2 davon) werden gleich zu Schmuck gemacht.

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Mein Jahresresümee fällt positiv aus. Das Beste aus 2013:

1)      Meine Eierstockzysten sind weg (zumindest derzeit). Das ist der Wahnsinn. TCE bringt’s und ich habe nicht daran geglaubt, als die Ärztin sagte, sie bekommt sie weg. Es war nicht der Glaube.

2)      Dass ich mein Atelier gekündigt habe, wo ich nicht mehr hingegangen bin. Beste Entscheidung des Jahres und stattdessen den Blog als Tagebuch habe.

3)      Den Ausflug nach Kopenhagen ins Noma im März 2013 zu sechst. Beste Reise und beste Aktion des Jahres.

Auch zu Hause ist der Morgenhimmel schön.

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Samstagabend treffen wir uns mit Freunden und hängen dann bei Rotwein in unserer Küche ab. Ein mit den Freunden befreundeter Musiker kommt dazu und lässt seinen Frust raus über seine Beziehung und die „Kackbratzen, von denen er sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt“. Gemeint waren die Kleinkinder. Die Geschichten um eine bevorstehende Unterernährung eines 2-Jährigen, für den er nicht mehr den Tisch decken würde, weil er sowieso nicht esse, hören sich schlimm an und alle haben ein mulmiges Gefühl als müsse hier bald das Jugendamt informiert werden. Sonst ein sehr netter Abend. 2 Kleider von mir finden ein neues Zuhause und das freut mich sehr. Sonntag kommen die Freunde noch kurz mit ihren Kindern vorbei auf ein paar Lebkuchen und Kaffee und Tee und wir freuen uns die beiden Sonnenscheine kurz zu sehen bevor sie auf die Autobahn müssen. Wir bauen ein wenig mit Holzspielzeug.  Mehr kann ich nicht anbieten. Bäume gibt es viele, aber es sind zu wenig Autos für eine Autobahn. Ich sage, ich hoffe es sieht es gleich in Wirklichkeit aus, so leer.

Es ist ein tolles Jahr, bei dem zwischen Weihnachten und Silvester auch noch ein Wochenende liegt. Silvester wird überbewertet und könnte von mir aus mit Weihnachten zusammengelegt werden. Ich arbeite vor mich hin und freue mich, dass ich noch ordentlich Briefe verschicke, zumal ich vor Weihnachten schon dachte, ich bleibe auf einem Haufen Briefmarken sitzen. Am 31. stehe ich bei meiner Kollegin freudestrahlend im Büro und sage, ich habe nur noch eine 58er Marke auf meiner Rolle. Das ist super, zumal ich immer noch 55er habe. Ich überlege wem ich noch auf Teufel kommt raus ein paar Zeilen schreiben kann. Eine Betreute kommt mit ihrem Sohn. Das Amt will Geld zurück, weil sie nach Monaten auf den Trichter gekommen sind statt nur das reduzierte Bafög als Einkommen anzurechnen den fiktiven Unterhaltsanspruch gegen den Vater. Der ruft mich zurück, Leiharbeit, verdient nur 10,81 € die Stunde. Er kann von 105 auf 150 erhöhen. Mehr geht nicht. Es muss ein Überprüfungs/-Aktualisierungsantrag bei der Bafögstelle gestellt werden, beschließe ich mit ihm. Mittags mache ich den Laden zu bzw. gehe erst mal in Ruhe einkaufen mit meinem Mann zu Denn‘s. Vegetarische Lasagne nach einem Rezept meiner Mutter mit 1 kg Auberginen. Rundmail zum Jahreswechsel muss her. Wir essen früh und trinken leckeren Rotwein, dann duschen wir 1/2 Stunde. Das Dusche putzen in der Wellnessoase muss sich lohnen. Ich hatte Silvester schon abgesagt, fühlte mich aber nach 10 Stunden Schlaf wieder fit am letzten Tag des Jahres und dachte aber skeptisch, erst mal abwarten, wie es Dir abends geht. Batterie alle und dann doch nur Sofa, aber ich habe Lust rauszugehen.  Wir gehen zu der Party. Der Konflikt von früher soll mich nicht behindern und das ist auch so. Ich bin darüber hinweg. Ich will nicht mehr die Freundschaft, die ich mal hatte, aber es ist kein Groll da. Warum auch?

Es gibt ein astreines 70er Jahre Büffet, stillecht mit Mettigel und Käseigel.

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Gleich zu Beginn gibt es einen Sektunfall mit einer Flasche, die wir auf dem Fahrrad mitgebracht haben, aber das macht ein schönes Foto, was irgendwie nach Tatort aussieht.

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Es sind Teenager in der Überzahl. Es gibt 2 Fraktionen um die Gastgeberinnen. 15-jährige Mädchen, die nuttig aufgebrezelt sind, d.h. Minikleider, die den Hintern kaum bedecken, gerne mit Pailletten oder Goldketten und Lücken im Stoff, haut-farbene Strumpfhosen und Platteauhighheels, die sexy dance moves aneinander üben und welche, die Karohemden anhaben, auch nur mit Strumpfhose, aber dickem Wollpulli darüber, selbstgestrickte Strümpfe an und eher nerdig sind und mit uns Schwimmen spielen. Diese Fraktionen standen sich zu Beginn des Abends im Flur gegenüber, nachdem sie sich in dem Zimmer der jeweiligen Gastgeberin partyfein gemacht hatten. Um Mitternacht gehen alle nach unten, wo in dieser Straße nähe Küchengarten Krieg herrscht. Das kontrastiert zu der Stimmung der Bewohner des Hauses, weil hier das 80jährige Eigentümerpärchen raus kommt und Vermieter und Mieter sich wechselseitig ein frohes, neues Jahr wünschen. Krankenwagen fährt vor. Junges Ding steigt ein. Ist das der neue Partytrend 2014 im Krankenwagen feiern oder lässt die sich in die Korn fahren? Dann Polizei, die mit 80 Sachen durch die Spielstraße braust und eine Batterie von Böllern umfährt, so dass diese wild in alle Richtungen schießen. War das der Angriff auf ein Polizeifahrzeug von dem in der Haz zu lesen war.

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Die Teenagermädchen gehen noch mal ins Haus und tauschen die Highheels gegen Ballerinas aus. Wir spielen eine Runde Activity und ich kann ohne Lesebrille die Begriffe nicht entziffern und male dann derart schlecht und ohne Ideen, so dass ich wesentlich dazu beitrage, dass das Team der Frauen nur ca. 1/3 der Punktezahl der Männer erreicht. Mit Spielehrgeiz war auch 2014 bei mir nichts zu Holen. Das tut vielleicht einer Mitspielerin leid, aber auch das wäre mir egal. Eine der erwachsenen Gäste wiegelt die Mädels auf und mischt sich in Erziehungsangelegenheiten der Gastgeber ein mit der Begründung, sie habe auch schon mit 14 gevögelt. Warum muss die 15-Jährige hier bleiben mit den „Sugardadies“. Damit sind offenbar mein Mann und die anderen männlichen Freunde ihres Vaters gemeint? Das ist wenig hilfreich und eher peinlich. Silvester ist kein guter Tag um auszugehen. Die Veranstaltung löst sich langsam auf, weil alle noch tanzen wollen. Wir schauen kurz ins Fischers zu Sabine. Dort sind jede Menge Gleichaltrige und als ich gehen will und wir schon vor der Tür stehen, aber Missy Elliot läuft und ich mich noch mal hinreißen lassen und eine Runde in Hut und Mantel tanze und dann gehen will, sagt eine sehr große Frau mit dunkler Stimme, die ich vom Sehen her kenne: „Deiner ist noch drin“ und tatsächlich steht Stephan wieder am Tresen. Sie kennt offensichtlich auch mich vom Sehen. Ein runder und ausgeglichener Abend.

Am 1. war ja dies herrliche Wetter. Das Basteln dauert nur kurz, aber meine erste Kette 2014 entsteht.

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Ich wollte nur Sofa, dann aber doch raus mit dem Rad. Ich fahre so gerne mit Sonnenschein durch die lädierte Stadt, gezeichnet von den Partyresten der Nacht. Unser Ziel: das Sprengelmuseum. Heute ist zwischen 13 und 18 Uhr freier Eintritt in die Geisterbahn. House of Horrors. Sind auch andere auf die Idee gekommen und wir müssen etwas Schlange stehen. Divine in der Geisterbahn, wie sie die Hundekacke isst. I like! Wir schauen uns im Keller noch eine Sammlung an, die überwiegend aus Zeichnungen und Lithografien besteht. Der Laden ist voll. Das sollte die öfter machen oder gleich Eintritt abschaffen wie in Manchester und das Ganze über Spenden finanzieren. Dann sind wenigstens mehr Besucher als Angestellten in den Museen. Mein Kollege sagt, dass die ohnehin nur 5 % mit den Eintrittsgeldern abdecken können. Bringt also eh nichts. Dann überlege ich ins Café zu gehen, aber es gibt zu viel Essbares zu hause. Heiße Schokolade, Premiumstollen aus Bayreuth (Bäckerei Nitschke) sowie Vanillefrüchtejoghurt mit Bananen, Klementinen, Walnüssen. Abends die Reste der Lasagne. Ach, geht es uns gut. Dann wieder vor den Fernseher, Breaking Bad Folgen gucken und mit Stephans Hilfe einen Knaller nachbauen „bum, bum Katze 2014“. Etwas Jahreswechselschmuck, aber verspätet. Ihr werdet das Hütchen im Laufe des Januars zu sehen bekommen.

02.01. Ruhig fängt das neue Jahr an. 4 neue Betreuungen in der Warteschlange. Der Kollege hat den Vorratsschrank zugebaut und ich werde bei der Bürogymnastik erwischt.

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Elisabeth Taylor habe ich lange nicht gesehen. Sie hat eine neue Jacke aus grauem Kunstfell, die nicht schließt. Ich habe schon Angst, wie sie auf meine Lesebrille reagieren wird und was ich mir alles anhören muss, aber sie sagt nichts dazu. Sie kommentiert sonst alles. Stephan sagt, sie was zu geschockt. Dafür ist sie der Meinung, dass meine Kette was mit einem amerikanischen Verein, wahlweise mit Außerirdischen zu tun hätte wegen der geometrischen Formen. Das sei immer so. Sie war jedenfalls Silvester im Zaza und ist reingekommen und hat up gedanct. Soll sie da öfter hin? Was meine ich dazu? Es geht um die Mitgliedschaft bei dem Evangelischen Frauenbund. Sie spricht mich darauf an. Wir hatten eine Probezeit für Dezember vereinbart und sie will wohl immer noch. Die gehen ins Wilhelm Busch Museum. Das kostet 4 oder 5,- €. Soll sie da mit? Ich sage, warum nicht, was läuft denn da? Ja, Frau A., schauen sie nach, was da läuft. Ich lese den Titel vor Kaiserreich und Donnergroll, der Simplizisimus im Spiegel der Wilhelminischen Ära oder so ähnlich und sie: „das klingt kompliziert“. Ich kann ihr nur Recht geben. Sie will mir einen Gutschein für Maredo geben, aber die Ofenkartoffeln wären nicht mehr das was sie mal waren. Die wären voll klein. Na dann.

Nachmittags gibt es lange Telefonate mit der Familie. Es geht um ein Treffen im Mai in Stuttgart. Schwierige Familienkiste und alle wollen auf einmal meinen Kollegen kennen lernen, der heilende Hände hat. Das gibt es nicht, der gehört immer noch mir.

03.01. Ich bekomme schöne Gruftiekunst aus der Türkei von Sila. Mit einem altmodischen Rahmen und altmodischer Schrift steht da auf türkisch, „I could like in you eyes forever“ und ein Gruftiemädel hält ein Glas mit zwei Augen drin in der Hand oder „Eating helps me get over my feeling“ und die dunkelhaarige Schönheit mit den langen Haaren isst aus dem Bauch eines Mannes und Blutspritzer sind zu sehen. Das ist gut gemacht und vor allem die türkische Schrift gefällt mir in ästhetischer Hinsicht sehr. Ich fühle mich dick und rund und die Klamotten passen nicht mehr und der Bauch drückt unangenehm. Mag es daran liegen, dass Kiloweise Stollen und Lebkuchen mit Rooibuschtee mit Vanillesojamilch heruntergespült werden. Ich kann es mir nicht anders erklären. Es wird Zeit, dass der Sport wieder einsetzt, auch wenn ich ein Frauenproblem als Ausrede hätte. Ein Betreuter läuft betrunken auf und verarscht mich, dass unten ein Taxi warten würde. Der Fahrer wolle bezahlt werden. Ich will mit runter und so kurz sind die Beine dieser Lüge. Oh Mann, wie bei Grundschülern. Eine andere Betreute hat auch wieder angefangen zu trinken. Lover ist gegangen. Sie sei „nicht mehr sexy für ihn“ oder so was. Jetzt will sie seine Tasche nicht herausgeben und hat sich verschanzt Es droht zu eskalieren. Ich kann eine Sozialarbeiterin hinschicken. Ich bedanke für die Entlastung. Pervers, aber heute ist dann wieder Wochenende. Ich muss das erste mal im jungen Jahr Kollegenverstärkung für Montag anfordern. Langjähriger Mandat türkischer Abstammung will die Scheidung und ich muss ihm erklären, dass er noch nicht mal getrennt lebt im Sinne des Gesetzes. Ein gemeinsamer Haushalt und sich von der Frau bekochen lassen reicht nach deutschem Recht für eine Ehe. Kein Sex haben viele Paare. Wenn er sich trennt, hat er deutlich weniger Geld und muss Unterhalt zahlen. Dafür brauche ich kollegialen Beistand. Wegen der Vorbesprechung komme ich zu spät zum Sport, der Raum ist voll mit altbekannten und neuen Gesichtern. Vorher lag mein Fahrrad umgestürzt da und jetzt schleift irgendwas. Das nervt. Die Bremse geht schon lange nicht mehr und es muss zur Inspektion, aber ich gebe es einfach nicht weg. Ich habe Freude an der Bewegung bei „high five“, wie der Kurs heißt. Mit guter Musik und den Tanzchoreos ist das richtig mein Ding und endlich wird wieder geschwitzt. Larissa war bis morgens um halb 9 im Fischers. Jawohl, das sind die Zahlen, die ich hören will. Würde gerne den neuen Jim Jarmusch Film schauen, auch wenn ich Angst vor Enttäuschung habe. Die ersten Filme waren seine besten. Wochenende und das Basteln kann weitergehen und packen für Wien. Fängt gut an, dieses 2014.