Das Ende und der Anfang

Letztes Wochenende des Jahres. Nur basteln und in der Wohnung hocken. Herrlich. Die Fundstücke aus dem Bayreuther Trödel (oder zumindest 2 davon) werden gleich zu Schmuck gemacht.

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Mein Jahresresümee fällt positiv aus. Das Beste aus 2013:

1)      Meine Eierstockzysten sind weg (zumindest derzeit). Das ist der Wahnsinn. TCE bringt’s und ich habe nicht daran geglaubt, als die Ärztin sagte, sie bekommt sie weg. Es war nicht der Glaube.

2)      Dass ich mein Atelier gekündigt habe, wo ich nicht mehr hingegangen bin. Beste Entscheidung des Jahres und stattdessen den Blog als Tagebuch habe.

3)      Den Ausflug nach Kopenhagen ins Noma im März 2013 zu sechst. Beste Reise und beste Aktion des Jahres.

Auch zu Hause ist der Morgenhimmel schön.

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Samstagabend treffen wir uns mit Freunden und hängen dann bei Rotwein in unserer Küche ab. Ein mit den Freunden befreundeter Musiker kommt dazu und lässt seinen Frust raus über seine Beziehung und die „Kackbratzen, von denen er sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt“. Gemeint waren die Kleinkinder. Die Geschichten um eine bevorstehende Unterernährung eines 2-Jährigen, für den er nicht mehr den Tisch decken würde, weil er sowieso nicht esse, hören sich schlimm an und alle haben ein mulmiges Gefühl als müsse hier bald das Jugendamt informiert werden. Sonst ein sehr netter Abend. 2 Kleider von mir finden ein neues Zuhause und das freut mich sehr. Sonntag kommen die Freunde noch kurz mit ihren Kindern vorbei auf ein paar Lebkuchen und Kaffee und Tee und wir freuen uns die beiden Sonnenscheine kurz zu sehen bevor sie auf die Autobahn müssen. Wir bauen ein wenig mit Holzspielzeug.  Mehr kann ich nicht anbieten. Bäume gibt es viele, aber es sind zu wenig Autos für eine Autobahn. Ich sage, ich hoffe es sieht es gleich in Wirklichkeit aus, so leer.

Es ist ein tolles Jahr, bei dem zwischen Weihnachten und Silvester auch noch ein Wochenende liegt. Silvester wird überbewertet und könnte von mir aus mit Weihnachten zusammengelegt werden. Ich arbeite vor mich hin und freue mich, dass ich noch ordentlich Briefe verschicke, zumal ich vor Weihnachten schon dachte, ich bleibe auf einem Haufen Briefmarken sitzen. Am 31. stehe ich bei meiner Kollegin freudestrahlend im Büro und sage, ich habe nur noch eine 58er Marke auf meiner Rolle. Das ist super, zumal ich immer noch 55er habe. Ich überlege wem ich noch auf Teufel kommt raus ein paar Zeilen schreiben kann. Eine Betreute kommt mit ihrem Sohn. Das Amt will Geld zurück, weil sie nach Monaten auf den Trichter gekommen sind statt nur das reduzierte Bafög als Einkommen anzurechnen den fiktiven Unterhaltsanspruch gegen den Vater. Der ruft mich zurück, Leiharbeit, verdient nur 10,81 € die Stunde. Er kann von 105 auf 150 erhöhen. Mehr geht nicht. Es muss ein Überprüfungs/-Aktualisierungsantrag bei der Bafögstelle gestellt werden, beschließe ich mit ihm. Mittags mache ich den Laden zu bzw. gehe erst mal in Ruhe einkaufen mit meinem Mann zu Denn‘s. Vegetarische Lasagne nach einem Rezept meiner Mutter mit 1 kg Auberginen. Rundmail zum Jahreswechsel muss her. Wir essen früh und trinken leckeren Rotwein, dann duschen wir 1/2 Stunde. Das Dusche putzen in der Wellnessoase muss sich lohnen. Ich hatte Silvester schon abgesagt, fühlte mich aber nach 10 Stunden Schlaf wieder fit am letzten Tag des Jahres und dachte aber skeptisch, erst mal abwarten, wie es Dir abends geht. Batterie alle und dann doch nur Sofa, aber ich habe Lust rauszugehen.  Wir gehen zu der Party. Der Konflikt von früher soll mich nicht behindern und das ist auch so. Ich bin darüber hinweg. Ich will nicht mehr die Freundschaft, die ich mal hatte, aber es ist kein Groll da. Warum auch?

Es gibt ein astreines 70er Jahre Büffet, stillecht mit Mettigel und Käseigel.

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Gleich zu Beginn gibt es einen Sektunfall mit einer Flasche, die wir auf dem Fahrrad mitgebracht haben, aber das macht ein schönes Foto, was irgendwie nach Tatort aussieht.

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Es sind Teenager in der Überzahl. Es gibt 2 Fraktionen um die Gastgeberinnen. 15-jährige Mädchen, die nuttig aufgebrezelt sind, d.h. Minikleider, die den Hintern kaum bedecken, gerne mit Pailletten oder Goldketten und Lücken im Stoff, haut-farbene Strumpfhosen und Platteauhighheels, die sexy dance moves aneinander üben und welche, die Karohemden anhaben, auch nur mit Strumpfhose, aber dickem Wollpulli darüber, selbstgestrickte Strümpfe an und eher nerdig sind und mit uns Schwimmen spielen. Diese Fraktionen standen sich zu Beginn des Abends im Flur gegenüber, nachdem sie sich in dem Zimmer der jeweiligen Gastgeberin partyfein gemacht hatten. Um Mitternacht gehen alle nach unten, wo in dieser Straße nähe Küchengarten Krieg herrscht. Das kontrastiert zu der Stimmung der Bewohner des Hauses, weil hier das 80jährige Eigentümerpärchen raus kommt und Vermieter und Mieter sich wechselseitig ein frohes, neues Jahr wünschen. Krankenwagen fährt vor. Junges Ding steigt ein. Ist das der neue Partytrend 2014 im Krankenwagen feiern oder lässt die sich in die Korn fahren? Dann Polizei, die mit 80 Sachen durch die Spielstraße braust und eine Batterie von Böllern umfährt, so dass diese wild in alle Richtungen schießen. War das der Angriff auf ein Polizeifahrzeug von dem in der Haz zu lesen war.

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Die Teenagermädchen gehen noch mal ins Haus und tauschen die Highheels gegen Ballerinas aus. Wir spielen eine Runde Activity und ich kann ohne Lesebrille die Begriffe nicht entziffern und male dann derart schlecht und ohne Ideen, so dass ich wesentlich dazu beitrage, dass das Team der Frauen nur ca. 1/3 der Punktezahl der Männer erreicht. Mit Spielehrgeiz war auch 2014 bei mir nichts zu Holen. Das tut vielleicht einer Mitspielerin leid, aber auch das wäre mir egal. Eine der erwachsenen Gäste wiegelt die Mädels auf und mischt sich in Erziehungsangelegenheiten der Gastgeber ein mit der Begründung, sie habe auch schon mit 14 gevögelt. Warum muss die 15-Jährige hier bleiben mit den „Sugardadies“. Damit sind offenbar mein Mann und die anderen männlichen Freunde ihres Vaters gemeint? Das ist wenig hilfreich und eher peinlich. Silvester ist kein guter Tag um auszugehen. Die Veranstaltung löst sich langsam auf, weil alle noch tanzen wollen. Wir schauen kurz ins Fischers zu Sabine. Dort sind jede Menge Gleichaltrige und als ich gehen will und wir schon vor der Tür stehen, aber Missy Elliot läuft und ich mich noch mal hinreißen lassen und eine Runde in Hut und Mantel tanze und dann gehen will, sagt eine sehr große Frau mit dunkler Stimme, die ich vom Sehen her kenne: „Deiner ist noch drin“ und tatsächlich steht Stephan wieder am Tresen. Sie kennt offensichtlich auch mich vom Sehen. Ein runder und ausgeglichener Abend.

Am 1. war ja dies herrliche Wetter. Das Basteln dauert nur kurz, aber meine erste Kette 2014 entsteht.

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Ich wollte nur Sofa, dann aber doch raus mit dem Rad. Ich fahre so gerne mit Sonnenschein durch die lädierte Stadt, gezeichnet von den Partyresten der Nacht. Unser Ziel: das Sprengelmuseum. Heute ist zwischen 13 und 18 Uhr freier Eintritt in die Geisterbahn. House of Horrors. Sind auch andere auf die Idee gekommen und wir müssen etwas Schlange stehen. Divine in der Geisterbahn, wie sie die Hundekacke isst. I like! Wir schauen uns im Keller noch eine Sammlung an, die überwiegend aus Zeichnungen und Lithografien besteht. Der Laden ist voll. Das sollte die öfter machen oder gleich Eintritt abschaffen wie in Manchester und das Ganze über Spenden finanzieren. Dann sind wenigstens mehr Besucher als Angestellten in den Museen. Mein Kollege sagt, dass die ohnehin nur 5 % mit den Eintrittsgeldern abdecken können. Bringt also eh nichts. Dann überlege ich ins Café zu gehen, aber es gibt zu viel Essbares zu hause. Heiße Schokolade, Premiumstollen aus Bayreuth (Bäckerei Nitschke) sowie Vanillefrüchtejoghurt mit Bananen, Klementinen, Walnüssen. Abends die Reste der Lasagne. Ach, geht es uns gut. Dann wieder vor den Fernseher, Breaking Bad Folgen gucken und mit Stephans Hilfe einen Knaller nachbauen „bum, bum Katze 2014“. Etwas Jahreswechselschmuck, aber verspätet. Ihr werdet das Hütchen im Laufe des Januars zu sehen bekommen.

02.01. Ruhig fängt das neue Jahr an. 4 neue Betreuungen in der Warteschlange. Der Kollege hat den Vorratsschrank zugebaut und ich werde bei der Bürogymnastik erwischt.

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Elisabeth Taylor habe ich lange nicht gesehen. Sie hat eine neue Jacke aus grauem Kunstfell, die nicht schließt. Ich habe schon Angst, wie sie auf meine Lesebrille reagieren wird und was ich mir alles anhören muss, aber sie sagt nichts dazu. Sie kommentiert sonst alles. Stephan sagt, sie was zu geschockt. Dafür ist sie der Meinung, dass meine Kette was mit einem amerikanischen Verein, wahlweise mit Außerirdischen zu tun hätte wegen der geometrischen Formen. Das sei immer so. Sie war jedenfalls Silvester im Zaza und ist reingekommen und hat up gedanct. Soll sie da öfter hin? Was meine ich dazu? Es geht um die Mitgliedschaft bei dem Evangelischen Frauenbund. Sie spricht mich darauf an. Wir hatten eine Probezeit für Dezember vereinbart und sie will wohl immer noch. Die gehen ins Wilhelm Busch Museum. Das kostet 4 oder 5,- €. Soll sie da mit? Ich sage, warum nicht, was läuft denn da? Ja, Frau A., schauen sie nach, was da läuft. Ich lese den Titel vor Kaiserreich und Donnergroll, der Simplizisimus im Spiegel der Wilhelminischen Ära oder so ähnlich und sie: „das klingt kompliziert“. Ich kann ihr nur Recht geben. Sie will mir einen Gutschein für Maredo geben, aber die Ofenkartoffeln wären nicht mehr das was sie mal waren. Die wären voll klein. Na dann.

Nachmittags gibt es lange Telefonate mit der Familie. Es geht um ein Treffen im Mai in Stuttgart. Schwierige Familienkiste und alle wollen auf einmal meinen Kollegen kennen lernen, der heilende Hände hat. Das gibt es nicht, der gehört immer noch mir.

03.01. Ich bekomme schöne Gruftiekunst aus der Türkei von Sila. Mit einem altmodischen Rahmen und altmodischer Schrift steht da auf türkisch, „I could like in you eyes forever“ und ein Gruftiemädel hält ein Glas mit zwei Augen drin in der Hand oder „Eating helps me get over my feeling“ und die dunkelhaarige Schönheit mit den langen Haaren isst aus dem Bauch eines Mannes und Blutspritzer sind zu sehen. Das ist gut gemacht und vor allem die türkische Schrift gefällt mir in ästhetischer Hinsicht sehr. Ich fühle mich dick und rund und die Klamotten passen nicht mehr und der Bauch drückt unangenehm. Mag es daran liegen, dass Kiloweise Stollen und Lebkuchen mit Rooibuschtee mit Vanillesojamilch heruntergespült werden. Ich kann es mir nicht anders erklären. Es wird Zeit, dass der Sport wieder einsetzt, auch wenn ich ein Frauenproblem als Ausrede hätte. Ein Betreuter läuft betrunken auf und verarscht mich, dass unten ein Taxi warten würde. Der Fahrer wolle bezahlt werden. Ich will mit runter und so kurz sind die Beine dieser Lüge. Oh Mann, wie bei Grundschülern. Eine andere Betreute hat auch wieder angefangen zu trinken. Lover ist gegangen. Sie sei „nicht mehr sexy für ihn“ oder so was. Jetzt will sie seine Tasche nicht herausgeben und hat sich verschanzt Es droht zu eskalieren. Ich kann eine Sozialarbeiterin hinschicken. Ich bedanke für die Entlastung. Pervers, aber heute ist dann wieder Wochenende. Ich muss das erste mal im jungen Jahr Kollegenverstärkung für Montag anfordern. Langjähriger Mandat türkischer Abstammung will die Scheidung und ich muss ihm erklären, dass er noch nicht mal getrennt lebt im Sinne des Gesetzes. Ein gemeinsamer Haushalt und sich von der Frau bekochen lassen reicht nach deutschem Recht für eine Ehe. Kein Sex haben viele Paare. Wenn er sich trennt, hat er deutlich weniger Geld und muss Unterhalt zahlen. Dafür brauche ich kollegialen Beistand. Wegen der Vorbesprechung komme ich zu spät zum Sport, der Raum ist voll mit altbekannten und neuen Gesichtern. Vorher lag mein Fahrrad umgestürzt da und jetzt schleift irgendwas. Das nervt. Die Bremse geht schon lange nicht mehr und es muss zur Inspektion, aber ich gebe es einfach nicht weg. Ich habe Freude an der Bewegung bei „high five“, wie der Kurs heißt. Mit guter Musik und den Tanzchoreos ist das richtig mein Ding und endlich wird wieder geschwitzt. Larissa war bis morgens um halb 9 im Fischers. Jawohl, das sind die Zahlen, die ich hören will. Würde gerne den neuen Jim Jarmusch Film schauen, auch wenn ich Angst vor Enttäuschung habe. Die ersten Filme waren seine besten. Wochenende und das Basteln kann weitergehen und packen für Wien. Fängt gut an, dieses 2014.

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