Archiv für den Monat: September 2013

Hannover kann was. Wäre ich sonst da?

25.09. Als ich schon müde war, überredete mein Mann mich zu einer Folge Cesar Millan, was dazu führte, dass wir gleichzeitig ins Bett gingen und ich viel zu gesprächig war, sprich aufgekratzt und nicht einschlafen konnte. Das endete im Gästezimmer. Morgens will ich mir ein Brot machen und schneide mir erst mal mit dem dicken, geriffelten Brotmesser kräftig in den Finger.

Das Wetter beschert einen Nieselregen, der zunächst kaum merklich ist und wie eine Erfrischung daher kommt, aber nach und nach wird man doch einfach naß und das Wasser läuft einem übers Gesicht.

Manche, z.B. hiesige Modedesignerinnen, die ich unlängst aufgesucht habe, lästern über die schlecht angezogenen Hannoveraner. Das würde in der Wertung direkt nach Braunlage kommen usw. Das finde ich immer müßig, mir Gedanken darüber zu machen, wer, wie angezogen ist. Natürlich ist es mir auch schon aufgefallen, dass, gerade Frauen ab 60, in Italien und auch in Wien bedeutend geschmackvoller gekleidet sind. Hier hat man das Gefühl, dass im Alter alles Richtung praktischer Kurzhaarfrisur, Bequemhose und Funktionsbekleidung tendiert. Als hätten alle ihren Geschmack abgeschafft und würden sich jetzt nur noch auf Werbeverkaufsfahrten einkleiden. Aber was bringt es eigentlich, darüber zu lamentieren? Ich meine, Nichts. Lästern darf man natürlich. Richtig schlimm finde ich ältere Paare im Partnerlook, am schlimmsten wenn beide diese Selbstmordattentäter- Baumarktwesten tragen, so wie unsere früheren Miteigentümer. Da reagiere ich allergisch drauf. Statt die Hannoveraner zu dissen für ihren schlechten Modegeschmack bin ich ihnen dankbar, dass ich hier so viel machen kann und sie mich überwiegend in Ruhe lassen oder positiv reagieren. In Oberfranken z.B. wäre das undenkbar. Da gibt es Menschen die so dreist glotzen, dass sofort ein Menschenauflauf entsteht und mein Vater nicht mehr mit mir in die Stadt will oder sagt, wenn wir für jeden einen Euro kriegen würden, dann wären wir reich oder er weiß nicht, wer mehr Aufmerksamkeit erregt meine behinderte Schwester (die sehr auffällig ist) oder ich und recht hat er, es wird so oder so geglotzt was das Zeug hält mit Stehenbleiben und der Mund ist offen oder mit dem Finger zeigen und andere darauf aufmerksam machen. Hier hingegen kann ich friedlich vor mich hinleben und mich eben auch ausleben und das ist mir sehr viel Wert und dafür bin ich den Hannoveranern unendlich dankbar. Denn auch wenn meine Eltern und auch vereinzelt andere mir das gerne unterstellen, es ist nicht die Lust auf Provokation, die mich dazu bringt, Hütchen zu basteln und ich fühle mich damit auch ganz normal und mache es weder für Lob noch für Tadel der anderen. Schlimmer als die Oberfranken sind vielleicht noch die Bewohner meiner Geburtsstadt Stuttgart. Hier ins Museum gehen, dann ist man selber die Attraktion und Stephan hat etliche Male, die kurz antippen wollen, um sie da raus zu „snappen“, wie Cesar Millan sagt, wenn das Gehirn zu sehr sich gerade ins Glotzen versteift und man es durch eine körperliche Berührung da raus bringen muss. Aber auch die coolen Hanseaten sind ganz schön uncool und bekommen hier eine schlechte Note von mir. Ganz selten passiert es, dass ein Hütchen hier für etwas mehr Aufsehen sorgt und das war heute der Fall. Das für mich unscheinbare „Dean and Deluca“ Kaffeebecherhütchen hat es den Hannoveranern angetan. Ein Mann im Hauptbahnhof auf der Rolltreppe strahlt mich an und sagt, dass sei bestimmt die neue Mode von Karl Lagerfeld. Ich bin Richtung MHH unterwegs und freue mich, dass ich heute nicht in die Abteilungen der körperlichen Leiden muss, sondern schön in die Psychiatrie. Unterhalte mich lange mit der Frau und auch gut und kann ihr das ein oder andere erklären. Sie bedankt sich für meinen Besuch. Mein Fahrrad habe ich am Bahnhof stehen lassen. In der Unterführung treffe ich meinen früheren Ausbilder und kreuze die Straße und fahre zu ihm hin. Er trägt ein blütenweißes Hemd und hat heute seinen letzten Sitzungstag. Was für ein Zufall, weil wir uns selten begegnen und, wie die Zeit vergeht. Ich mag ihn sehr gerne. Er und seine Frau sind jetzt öfter in Basel bei der Tochter und wir wollen uns mal wieder privat treffen. Ich kaufe zwei weitere Bastelkalender (es werden dann dieses Jahr 7 Stück sein, die ich mache) und fahre zurück ins Büro. Aufgrund meiner Schwerhörigkeit erschrecke ich mich leicht, weil ich z.B. Leute nicht höre, die sich nähern und mich dann total verjage. Das führt automatisch zu schlechter Laune. In der Adolfstraße radelt sich eine Frau von hinten an mich ran und sagt: Sie sind ganz schön flott unterwegs. Ich erschrecke mich. Sie will dann meinen Haarschmuck erklärt bekommen, was das sei. Das ist nicht die originellste Anmache, aber sie passiert halt selten hier und der Mann mit Lagerfeld war da schon eher lustig, dass ich es weder blöd noch störend fand.

Herr A. hatte einen Kokainrückfall und wurde aus der Klinik rausgeworfen. Heute kann mir nichts die gute Laune verderben. Ich liebe die Ohrringe, die ich trage. Ganz kleine Stöpsel für Waschbecken, die ich mal in einem Haushaltswarenladen auf Mallorca gekauft habe vor Urzeiten. Heute Abend wieder das therapeutische Yoga.

Nachmittags kommt eine andere Alkoholikerin, die ich betreue. Ihr Ex, der immer zwischen Knast und Entziehungsanstalt und draußen pendelt bedroht und stalkt sie. Er tritt die Wohnungstür ein und sie lebt in Angst vor ihm. Sie war zuletzt bis zum 19.09. in der Entgiftung und er war wohl schon mehrfach bei der Wohnung und hat sie gesucht und dann ihr Fahrrad beschädigt (lässt sich vermutlich schlecht nachweisen). Als sie wieder da war und ihn nicht ins Haus lassen wollte, tritt er gegen die Hauseingangstür, die seit dem nicht mehr schließt und ruft: ich bringe Dich um und deinem Hund drehe ich den Hals um. Dann kommt er irgendwie ins Haus und tritt jetzt gegen ihre Wohnungstür, während sie sich im Schlafzimmer verpisst hat und die Polizei ruft. Als die kommen, ist er schon abgehauen. Diesen Sachverhalt will sie Montag, den 22.09. auf der Dienststelle zur Anzeige bringen und die weigern sich eine Anzeige aufzunehmen. Sie solle sich erst mal eine einstweilige Verfügung holen. Witz komm raus. Wir haben keine Zustelladresse. Die Bewährungshelferin von ihm hat mich immer angerufen um zu fragen, ob ich wüsste, wo er ist. Ich hatte gestern in der Büttnerstraße, einer Männerunterkunft nach ihm gefragt, aber dort war er zuletzt bis zum 30.04.2012. Wir machen die Strafanzeige jetzt schriftlich und die Polizei soll sich erklären, warum sie es nicht für notwendig hält hier zu ermitteln, ob Sachbeschädigung, Hausfriedenbruch und Bedrohung auf einmal nicht mehr ausreichen und sich bis zum 30.09. erklären, ob sie bereit sind beim nächsten Einsatz ihm das Schriftstück auszuhändigen und damit zuzustellen, weil wir sonst keine Chance haben. Das klappt dann allerdings meistens auch nicht. Ich dachte nur, diese Stalker würden mittlerweile ernster genommen.

26.09. Ich träume toll, dass irgendein Typ mit ganz süß was Gebasteltes geschickt hat in einem Päckchen. Es sind zwei kleine Skateboards als Holz. Ich bin entzückt und will mir ein Hütchen daraus machen und probiere schon mal die Position am Kopf vor dem Spiegel. Dann treffen wir den Typen zufällig auf der Straße und geraten in Köln (?) in den tollsten second hand Laden, den ich in Wirklichkeit nicht finden darf. Ein Designerkleid mit metallic Glitzer und weit ausgeschnittenen Ärmelausschnitten ist zu klein, aber dann geht es weiter mit einem Morgenmantel. Hinten nur weiß, aber vorne das tollste asymmetrische Muster mit Gebäuden drauf. So was habe ich noch nie gesehen, brauche ich dringend, obwohl ich von Morgenmänteln auch schon eine stattliche Sammlung habe. Dann finde ich ein weiteres Kleid und das hat so lustige Strippen und wenn ich daran ziehe wird es zum Mini. Sowas habe ich auch noch nie gesehen. Begeistert demonstriere ich das dem Typen, den ich in Wirklichkeit nicht kenne und sehe meine Beine von hinten im Spiegel. Sehen gar nicht so schlecht aus, wäre da nicht dieser dicke Pickel. Das wiederum ist ein Teilstück aus der realen Welt, nur, dass dieser am Oberschenkel meines Mannes wuchs. Schon lustig, wie ich beim Träumen alles so schön durcheinander mixe.

Beim Kundalini-Yoga kommen nur tiefe Gefühle der Dankbarkeit, wenn ich meditiere. Für was anderes scheint kein Raum da zu sein. Das finde ich gut.

Der Arbeitstag gestaltet sich stressig. Ich versuche was mit einem neuen Fall zu klären und muss ewig der Rechtsschutzversicherung hinterher telefonieren. Junge Menschen, die schlimme Verträge abschließen, in denen sie 8.000,- € praktisch ohne Gegenleistung zahlen sollen. Kommen mit Mutter, die vor der Begrüßung gleich die Rechtsschutzkarte überreichen will, wie in einer Arztpraxis.

Das Heim von Frau P. ruft an, das Post da sei vom Amtsgericht Coburg und die läge da schon länger und sie hätten sie jetzt aufgemacht auf Wunsch von Frau P. Ein Mahnbescheid vom 09.09. wird mir zugefaxt. Es geht um eine Haftpflichtversicherung, die zum 03.03. schon aufgehoben werden sollte und jetzt versuchen die hintenrum über eine Zustellung ans Heim sich einen Titel zu besorgen. Mache eine Runde Thermik, hat sich aber alles erledigt und überschnitten. Gut wäre für die Zukunft, wenn das Heim früher solche Dinge melden würde. Das muss ich denen noch mal erklären.

Nachmittags kommt wie immer die Frau aus der Frauenunterkunft, die ihre Medikamente abgesetzt haben soll nach Auskunft der Sozialarbeiterin des Wohnheims, in dem es Beschwerden gegeben habe von Mitbewohnnerinnen, weil sie sich zunehmend obszön äußere (diese Entwicklung sei bei der letzten Einweisung auch so gewesen) und nackt herum laufe und in Unterwäsche am Fenster rauche. Nach meinem Kenntnisstand hat sie die Medikamente gleich nach der Entlassung aus der Klinik gar nicht mehr weiter genommen. So hatte sie es mir gesagt also quasi von Anfang an, zumindest seit ich sie kennen gelernt habe nach einem Betreuerwechsel. Sie kommt mir ganz unverändert vor. Kommt pünktlich ihr Geld abholen und ihre Art ist speziell, aber darin konstant und ich kann keine Veränderung feststellen. Ich spreche mit ihr darüber Einweisungen zu vermeiden. Der Arzt hatte wohl vorgeschlagen ein Bedarfs- oder Notfallmedikation zuhause vorrätig zu haben. Das halte ich für eine gute Idee und rate ihr dazu.

Dann kommt danach wieder Elisabeth Taylor. Die Vermieterin hatte so eine geile Betriebskostenabrechnung gemacht mit 635,85 und dann handschriftlich abzüglich gezahlter Abschläge 50 = 300 macht 33,85 € noch zu zahlen. Stephan und auch dem Sozialamt war dann aufgefallen, dass 12 x 50 600 macht und daher nur 35,85 € noch ausstehen. Das sage ich ihr dann auch bei einem Anruf.

Elisabeth ist wieder super drauf: Die Vermieterin klingelt immer, wenn sie auf dem Klo sitzt, das sei schon das zweite Mal passiert. Sie hat Angst bekommen und gefroren. Die Vermieterin sagte, dass Dienstag zwei Männer vorbei kommen würden und sie zuhause sein soll und sie habe gedacht, die kommen wegen Exorzismus, um ihr den Dämonen auszutreiben, weil sie Fingernägel trägt und raucht. Ich sage, ihr Prospekt aus Krelingen „Mensch sein- Gott begegnen“ mache mir Exorzismus und lasse ihn auf den Schreibtisch fallen. Wenn sie mir so was noch mal zuschicken lässt, flippe ich aus. Sie hat denselben Prospekt bekommen, also bewerben die mich jetzt vielleicht von sich aus oder ich bin anderweitig in deren Datenpool gelangt. Sie überreicht mir Prospekte über Hospizdienst und sagt dazu, sie hat sich erkundigt wegen Friseurhandwerk. Hähhhh? Sie will wechseln vom VPE (Anm.: Verein Psychiatrie Erfahrener) zum Evangelischen Frauenbund. Sie hat jetzt fast alle Vereine durch. Das stimmt und das glaube ich ihr sofort. Ich soll mir einen Wasserbrunnen hinstellen mit einer Kugel, die sich dreht, das hilft bei der Konzentration und gegen Stress. Letztes Mal sollte öfter mal einer bei mir putzen und Staub wischen wegen Wanzen (Abhörwanzen waren gemeint) oder vielleicht ist es ihr auch zu schmuddelig in meinem Büro. Dann redet sie weiter über den Brunnen, den gibt es auch mit Nebel und ihre Mutter wollte so einen mit Wasser und dann zu ihren Pflanzen. Das wäre professionell und wirke wie bei einer große Firma, so ein Brunnen. Das passt zu mir, ist sie der Meinung.

Abends gibt es Blumenkohl- Kartoffelsuppe und Michael isst mit uns. Ich habe eine neue Freundin, es ist eine wunderschöne Spinne an der ich meine Spinnenangst abarbeite bzw. überwinde, indem sie mein neues Haustier ist und ich durch die Glasscheibe ihr schönes Netz bewundere. Leider hat sie es vor die Balkontür gebaut und so wird es immer zerstört, wenn einer rausgeht und sie darf dann tagsüber nicht schlafen, sondern muss derbe Reparaturarbeiten verrichten. Ich glaube nachdem Michael rauchen gegangen ist und sich kräftig gegen das Netz gewehrt hat, wird es morgen besonders schlimm sein.

27.09. Mild soll es sein? Davon merke ich nichts und hole meine Avocadopflanze vom Balkon in den Wintergarten und ziehe eine Angoraunterhose an, bevor ich heute in aller Früh nach Herrenhausen fahre. Beim Zusammenräumen der Bastelunterlagen beschließe ich, dieses Jahr 9 Kalender zu machen, es macht Spaß und Material ist reichlich vorhanden. Beim Radfahren stelle ich fest, Handschuhe hätte ich auch gebrauchen können. Es ist Reif, so heißt doch der gefrorene Tau? auf dem Gras und den Pflanzen am Boden. An dem Radweg neben dem Bad/Wasserkunst wird gebaut und ich muss den unschöneren Radweg an der Schnellstraße entlang nehmen und kann nicht meinen Lieblingsradweg in Hannover fahren, bei dem man den Eindruck hat, dass man in Montana U.S.A. sei, verwachsene Baumallee, Felder mit riesigen Bäumen in der Mitte abgesteckt durch lustige, gebastelte Holzzäune. Manchmal sind auch Kühe oder Rinder auf den Weiden. Ich liebe es hier und fühle mich immer als wäre ich woanders.

Bei meinem Betreuten sind die Briefkästen vor der Tür. Seiner ist recht voll, aber wohl nur mit Werbung, was ich so ertasten kann. Er macht nicht auf. Ich komme schließlich über einen Nachbarn ins Haus, weil ich dann auch bei denen klingele und oben an der Haustür steht nicht mehr sein Name, sondern ein anderer. Ich bin verunsichert und kontrolliere das noch mal anhand der Klingel. Klingele und klopfe dann an seine (ehemaligen?) Wohnung.  Aufmachen tut keiner. Er hatte einen Untermieter, der aber wieder ausziehen wollte. Ist er im Ausland, Iran und hat sich nicht abgemeldet? Ist er woanders hingezogen und hat dem Untermieter die Wohnung überlassen, die er bzw. das Amt weiter zahlt? Was soll ich dem Amtsgericht in dem anstehenden Jahresbericht melden?

Der Kollege hatte mich vorgewarnt, dass Frauen im Büro sein würden. Er veranstaltet irgendeine Sitzung (es ist ein Seminar wie ich von der Mitarbeiterin höre) in unserem Besprechungszimmer und kennt mich gut genug, dass er weiß, dass ich sonst unbeherrscht auf Eindringlinge reagiere. Abweisend bin ich so oder so.

Der Commerzbank muss ich wieder auf ihren Systemfehler hinweisen. Der Mitarbeiter gibt mir Recht, dass er meine Unzufriedenheit verstehe und es auch so nennen würde „Systemfehler“. Die sollen in einer Betreuungssache einen Dauerauftrag ausführen über 1.900,- € und jeden Monat klappt es nicht und zwar grundlos, einfach weil die Bank es nicht hinbekommt das so einzustellen, dass es funktioniert. Was soll man davon halten. Ich freue mich, dass ich bei einer anderen Bank bin. Ich sage nur: „Kuuuchen“.

Das Jobcenter ruft mich zurück. Eine Seltenheit. Hat vielleicht gereicht, dass ich der Tante im Callcenter sage, dass es um 2.700,- € geht, die ihnen sonst durch die Lappen gehen. Die Alkoholikerin, die jetzt neu Rente bekommt, hat die Rentennachzahlung auf ihr Konto bekommen, obwohl das Amt eine Erstattung gegenüber der Deutschen Rentenversicherung angemeldet hat. Das ist der Fehler der Rentenversicherung. Darf ich ihr jetzt raten es zu verprassen. Sie sagte gleich: Hundefutter, neue Waschmaschine. Ich habe zur Besonnenheit gemahnt. Mal schauen, was das Wochenende bringt. Die Sachbearbeiterin kann mir nämlich keine Auskunft geben und muss erst die Teamleiterin befragen und meldet sich Montag oder Dienstag. Dann kann es natürlich zu spät sein….

Im Zug soll weder Doppelkopf noch Skat gespielt werden, weil nicht alle das Kartenspiel gleichermaßen beherrschen. Uno oder Mau Mau oder einfach unterhalten und aus dem Fenster schauen 2 ¾ Stunden sind kurzweilig.

Was mir nach dem heutigen Vormittag bewusst wird, ich lebe nicht seit über 25 Jahren in derselben Stadt. Es ist nicht dieselbe wie damals; ich bin auch nicht dieselbe. Wenn ich am Bad vorbei fahren, was heutzutage mit Stacheldraht umzäunt und mit großflächigen Fassadenbildern verziert, von den Pflanzen zurück erobert wird, sehe ich die Kasse von damals und wie wir anstehen um in die Disse reinzukommen. Ich sehe meine Jugend. Es gab das Hannover der 80er und 90er Jahre (viel von Punkrock und Chaos-Tagen geprägt), dann das Hannover des Expo (mehr Glocksee, zumindest für mich und gut, die spielte auch in den 90ern schon eine Rolle) und jetzt das heutige Hannover (eher Lindener Markt, aber weniger als die anderen, die ihn wirklich lieben, dann die Museen und die Oper und die Radwege, die für mich eine Rolle spielen, sowie die Restaurants und Cafés der Stadt, Yoga und movenyo und der Küchengartenplatz). Mindestens diese 3.

Wieder im Netz

23.09. Schlafe ausversehen bis 8:30 Uhr obwohl wir Besuch haben. Der tummelt sich schon in der Wohnung. Schnell Kaffee. Ich ins Büro, Gäste Richtung Insel. Herr W. ist in den Hospizen von Hannover auf der Warteliste, außerdem hat er einen neuen Termin in der Radiologie zum CT, beim Maßregelkandidaten suche ich einen ambulanten Wohnbetreuer, schildere den Fall und warte auf Rückruf, ebenfalls Polizei erreicht in der Sache Hausbesuch, der Kollege, der zu meinem Herrn K. wollte musste spontan Urlaub nehmen, was auch immer das heißen mag. Dennoch schildere ich ausreichend deutlich, dass ich keinen Hausbesuch wünsche und gerne Fragen zur Person wie weitere Vornamen meines Betreuten und den Geburtsort beantworte, aber wir sonst keine Angaben zur Sache machen können. Dann Telefonat mit meiner Mutter. Mein Vater ist unvernünftig, hat eine Schiene am Arm und darf nicht stürzen. Trotzdem zieht er sich die Hose nicht sitzend auf der Toilette an, sondern kommt mit der Hose unterm Arm vom Klo zurück und zieht sie dann auf einem Bein balancierend im Zimmer an. Telefonat mit meiner Schwiegermutter, hier auch erlösende Nachricht: alles gut. Arzt hat ärztedeutsch gesprochen, lauter lange Worte, aber das Ergbenis hat sie verstanden, dass kein Befund vorliegt. Großer Erleichterung bei mir. Will mir langsam eine Brieftaube anschaffen. Ich sehe mich schon, wie ich das Röhrchen mit einer Nachricht fülle und sie losschicke und sie dann bei Stephan am Fenster gurrt und mit dem Schnabel gegen die Scheibe pickt. Dann ruft Stephan an, dass wir wieder Internet haben. Telefon war nur höchstens 10 % des Problems. Jetzt ist alles gut. Wahnsinn, heute ist mein Tag. Ich rufe Paps an und sage ihm, wenn ich es noch einmal höre oder mitbekomme, dass er seine Hose im Stehen anzieht, statt im Sitzen, werde ich für ihn eine Betreuung anregen beim Amtsgericht Bayreuth und dann sei Amtsermittlung angesagt und das wird peinlich für ihn.

Auch die anderen Selbstständigen, sogar die Steuerberater lachen und freuen sich über das Aus der FDP. So ist das zumindest in Linden Mitte. Auf den Plakate stand das auch schon mit abschaffen. Das bezog sich zwar auf den Soli, aber irgendwie ist das missverstanden worden.

Meine Mandantin kommt nicht, sagt aber ab. Beratungshilfe. Letzte Woche hatte sie 10 Minuten warten müssen und sich bei der Mitarbeiterin der Kollegin erkundigt, ob ich überhaupt gut sei. Es geht um Umzugskosten und das Amt will wissen, warum keine Freunde oder Verwandte als Umzugshelfer zur Verfügung stehen. Ich versuche ihr zu erklären, dass das normal ist, weil Frau A. auch entweder selbst zahlen muss oder Umzugshelfer einladen und dann anschließend ein Bier und ein Mett- oder Käsebrötchen ausgeben muss und sie habe 2 Töchter in der Oberstufe, so dass man davon ausgehen könne, dass hier junge Männer, die nicht wüssten wohin mit ihren Kräften die Kartons tragen könnten, auch wenn sie nur bis 2 Kilo darf. Wenn dem nicht so ist, sollte man erklären und plausibel machen, warum und nicht einfach nur schreiben, gibt es nicht. Hatte mich angeboten bei der Formulierung zu helfen. Sie kommt jetzt Morgen. Dann kommt mein Betreuer mit der Gewaltproblematik, die Bewährungshelferin hatte um ein Treffen gebeten. Er kommt in Begleitung seiner Mutter. Ich bin heute gut drauf und sorge für Unterhaltung. Ich frage, ob es neuerliche Vorfälle gegeben habe und er erzählt, dass er zu einem Typen gesagt habe, dass er dessen Lonsdale Klamotten gut finden würde, daraufhin habe er irgendwas geantwortet und nach dem Wortwechel hat meiner ihm dann eine geknallt und ich sage, da würde ich mir an ihrer Stelle Gedanken über Kommunikation machen. Das ist doch als würde ich ihrer Mutter jetzt ein Kompliment machen, dass die Grüntöne in ihren Sachen gut zusammen passen und dann“ bam“ scheuert sie mir eine. Das passe doch nicht zusammen. Wir sprechen über das Anti-Aggressionstraining und das Wort Autogenes Training fällt und er sagt: das kenne er. Da sitzt man mittem im Raum auf einem Stuhl und alle anderen sitzen im Kreis um einen herum und schreien einen an und beschimpfen und beleidigen einen und ich sage: nee, dass ist eher das mit: mein Bein ist ganz schwer. Entspannungsübungen. Ich habe noch ein andere Thema. Ich frage ihn, was ich als Betreuerin mit seinen Internetspielen zu tun hätte und ob mich wirklich alles interessiern müsse. Er schreibt mir am Samstag eine Email mit folgendem Inhalt:

Sehr geehrte Damen & Herren,

hiermit informiere ich Ihnen folgenden Sachverhalt.

Battelfield 2 / Bad Company 2 beide Spiele funktionieren nicht sobald man einen Server Joinen möchte !!!! Anmeldung ist aber möglich !!!! Bei beiden Spielen !!!!

So ich habe es wieder einmal versuch ein 3tes mal nun und habe jetzt mal Battlefield Bad Company ausprobiert und auch dort musste ich feststellen das mein eigentlicher Soldat der dort schon gespielt hat nicht spielen kann.

Dann hab ich einen 2ten Soldaten in BC2 auch dieser kann nicht an der Schlacht Teilnehmen…

Um es mal hier auf den punkt zu bringen „ICH“ habe Geld für Spiele hingelegt die nach einem Jahr nicht mehr gehen wie kann das angehen auch wenn ich nicht all zu oft gespielt habe „FAKT“ ist es geht nicht anmelden kann ich mit meinen Daten aber Spielen kann ich nicht und das bei beiden BF Games, ist doch echt ein Witz oder….

Oke ich von meiner Seite aus sehe nicht ein das ich dies hier so durch gehen lasse und bestehe darauf mir das Geld oder ORIGINAL verpackte Games mit CD & Key via Packet mir versenden.

Es ist eine Bodenlose frechheit das die Spiele über Origin einfach nicht laufen…nur verstehe ich nicht das BF3 reibungslos geht und eben halt nicht die Spiele…mal ganz zu schweigen von BF1942 da schau ich erst gar nicht rein.

Zur Info alle Spiele laufen über der E-Mail XXXX

Und wenn sie mir schon einen neuen Code schicken sollten sie wenigstens alle Daten so löschen das ich mt dem neuen neu anmelden kann….

Ich gebe Ihnen bis zum 5.10.2013 gelegenheit den sachverhalt zu klären und das aus der Welt zu schaffen.

Sollte es bis dahin nicht abgefertigt sein werd ich diese Angelegenheit an meinem Rechtsbeistand schicken, nun ja ich weiß das EA das nicht interessiert und mit Axel zucken darüber lacht…

MfG  XXX

Ich sage ihm, seine Soldaten können nicht aufs Battlefield, obwohl sie schon mal drauf waren. Das ist echt bedauerlich. Wir vereinbaren, dass er sich einen Beratungshilfeschein holt und dann gerne auch zu einem Kollegen geht, wenn er meint, dass die anwaltlich bearbeitet werden muss. Er stimmt zu und sieht es ein. Seine Mutter muss grinsen. Nebenbei schaue ich Emails und bekomme einen sponaten Freudenausbruch, weil Stephan mir meldet, dass die uneinsichtige Mieterin gezahlt hat inklusive Zinsen. Ich sage. Ein Soldat von mir wäre eben ins Battlefied gezogen. Noch mal Lacher. Er kümmert sich jetzt um einen ambulanten Therapieplatz und lässt sich von der Krankenkasse eine Therapeutenliste zukommen und telefoniert die ab. Daneben kümmert er sich um ein Rezept für Ergotherapie. Hat damals seiner Mutter schon dieses schöne CD Regal gebaut. Alles gut.

Nachmittags fülle ich Rentenantrag während eines Telefonats aus. Die Betreute soll nicht mehr kommen. Zwei gescheiterte Versuche reichen mir und das nervt meinen Arbeitsablauf, wenn ich versetzt werde. Wir erledigen das via Telefon.

Dann kommt ein Betreute, der im Dezember 2011 einen PlayStation 3 gekauft hat, die gerade das dritte mal reklamiert und dann getauscht wird. Er will vom Kaufvertrag zurück treten. Das mache ich gerne, weil der mich sonst kaum beansprucht und ich lasse mir eine Vollmacht unterschreibe und mache ihm schön den Anwaltsbrief dazu.

Abends Doppelprogramm Sport. Montags warten wir immer während innen hinter der verschlossenen Tür Mädchen in Ballett unterrichtet werden. Man hört aus dem Raum neben dem Klavier, wie die Lehrerin ganz laut „Hop“ (gefolgt von einem kräftigen in die Hände klatschen), Hop (Klatsch), Hop (Klatsch) ruft und zwar sehr laut. Ich sage, irgendwie klingt das wie Tierdressur.

Danach schaue ich Im Brennpunkt zur Wahl und denke, wie der Rössler neben dem Brüderle sitzt, wie zwei die zufällig nebeneinander in der Bahn reisen. Ein ungleiches Paar, ein bisschen wie Urlaub in Thailand oder zumindest in die Richtung.

24.09. Stephan hat geträumt, dass ich mir beim Radunfall zwei Mal das Bein gebrochen habe und er ganz lange mit dem Rettungsdienst telefonieren muss und ich während dessen mit dem zweifach gebrochenen Bein durch die Gegend humpele. Ich bin nicht Jung, aber diese lange Telefonieren hat sicherlich was mit der Störungsstelle der Telekom und der vergangenen Woche zu tun.

Ich liebe den Dienstag und den Wochenmarkt und die Gemüsefrauen lieben mich. Sie loben meine Farben und mein Outfit und lege da ein besonderes Augenmerk darauf.  Beim Suppe essen im Marktkaffee ruft meine Mutter mich auf dem Handy an, dass alles in Ordnung sei sagt sie vorab und dann, mein Vater würde sich jetzt nur hinlegen, dass ich ihn jetzt nicht anrufen solle (!?). Süß. Heute holt meine Freundin die grüne Tasche ab, die ich für sie deponiert habe. Sie arbeitet die nöchsten tage im Linden-Outlet. Ja, alle haben heutzutage ein Outlet, wo früher ein Grabbeltisch ausreichte, stellen wir fest. Ich soll die Tage mal vorbei kommen und mir eine Brille aussuchen. Ich sage, gute Idee, weil ich muss dringend zum Optiker. Ich sehe immer schlechter. Buttermuschmode mit Brille gibt es bald. Den Frauenarzttermin habe ich heute gemacht für den 19.11. Früher ging nicht. Alle fragen sich, was hat das damit zu tun. Ich sage, ich gehe die gesundheitlichen Themen an. Frauenarzt, Zahnarzt, Outlet….

Nachmittags kommt die Mandantin von gestern und wir formulieren die Erklärung fürs Amt mit dem Ehemann, der Moslem war und sie abgeschirmt hat und 12 Jahre älter. Dann kommt mein Mandant, der jetzt unmittelbar in meine Nähe gzogen ist. Wir müssen dem Amtsgericht erköären, warum er trotz des beachtlichen Einkommens als mittellos anzusehen ist. Er übertreibt gerne, Mutter ins Altersheim stimmt wohl, aber Beziehungstrennnung nach Jahren. Ich sage: mit der Frau waren sie weniger als 1 Jahr zusammen. Dann kommt Neumandat, Mutter und Sohn, der Vertrag abgeschlosen hat aus dem er wieder raus will. Dann noch ein Betreuter von mir, der zu früh kommt, aber noch in der Apotheke Salbe kaufen war, wie er mir zu Beginn des Gesprächs erklärt. Heute muss ich lange arbeiten bis fast 20 Uhr. Das muss ja auch mal sein bei dem ganzen Sport. Während ist arbeite, komme Freundinnen vorbei, die eine Kette abholen wollen und es werden dann 7. Mein Mann ist machtlos. Nein, alles gut. Das Bambi war eigentlich für die andere Freundin angedacht, aber diese Freundinnen, die Abholende und die Prädestinierte sind auch wiederum miteinander befreudet. So schwer kann es nicht sein. Hier die Ketten am Hals der Freundin. Ich freue mich… (Die eine, die sie im Vorfeld schon ausgesucht hatte, ist doppelt abgebildet). Ich freue mich, dass sie ein neues Zuhause gefunden haben. Stephan sagt zwar immer verkaufen, aber die Babies sind nur für die freiwillige und Freundschaft zu haben bzw. das finde ich schöner als sie an den meistbietenden zu verscheuern wie auf dem Sklavenmarkt. Ja, ich habe ein inniges Zuhältnis zu meinen Bastelarbeiten….

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Muss Morgen in die MHH in einer Verfahrenspflegschaftssache. Unterbringung, 6-Wochen-Beschluss. Telefonat auf dem Patiententelefon zeigte, dass dieses nicht ausreichen würde und ich mich hinbequemen muss. Dann muss ich diese Woche noch einen abgetauchten Betreuten von mir zuhause aufsuchen und Freitag um 14:32 fahren wir nach Köln (Büroausflug). Yuhu!!!

Wahlwochenende

Der Freitag nach der Arbeit gehört schon zum Wochenende. Nach dem Sport gehe ich erst mal eine Runde zu Rossmann und Denns und kaufe ein wie im Drogenrausch: Mottenpapiere, Müsliriegel, bunte Haargummis, Ingwerkekse, 3 Tüten Chips, also nur Grundnahrungsmittel….Die Donnerstagsrunde kommt zu uns und einer davon hat Geburtstag. Wir trinken viel Wein und ich verziehe mich vor dem Käsegang zum Basteln von Jahreskalendern 2014 auf den Wohnzimmerfußboden. Das gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen des Jahres und nachdem ich nachmittags 5 Blankokalender erstanden habe, kann es los gehen. Ich suche Fotos der Personen oder Familien aus für die ich den jeweiligen Kalender bastele und dann lasse ich meinen freien Assoziationen ihren Lauf und such passend Collagematerial aus meinem Fundus aus und kann die ganze Zeit eine Kopfreise machen. Die Gäste und mein Mann denken, dass ich mich schon ins Bett verpisst hätte, aber ich komme wieder und halte durch bis 2 Uhr. Immerhin. Der Frotteemeister aus Hamburg ist sehr reizend und hat meinen Morgenmantel auch schon mal verarbeitet. Er steht auf Istanbul und lernt gerade türkisch und wir haben das ein oder andere gemeinsame Thema. Das Geburtstaskind läßt sich feiern und bastelt sich immer wieder eine Krone aus der Geschenkverpackung und einen Umhang aus dem neuen Handtuch und posiert als König mit Weinglas in der Hand. Was ist bemerkenswert finde ist, dass wir bei 7 Gästen 7 Jahrgänge sind, wie sich herausstellt und keiner doppelt. 1963, 1964, 1965, 1966, 1967, 1968 und der Frotteemeister ist der jüngste mit 1969.

21.09. Bin wieder manisch. Werde um 8 Uhr wach und bastele weiter. Das Malen geht nur bei Tageslicht. Wenn ich in die Küche gehe, sehe den Riesenberg  Altglas und irgendwie tun meine Organe hinten am unteren Rücken weh und ich denke an den Prospekt in der MHH über die Leber, die still vor sich hin leidet bis es zu spät ist. Der Prospekt verdeutlichte das als Karikatur, die Leber als weinrote Frau gezeichnet, der wahlweise Vorräte einlagert (Fettleber). In einer anderen Zeichnung sagt das Gehirn zu ihr: „Mensch, Du bist ja völlig am Ende. Ich wusste gar nicht, dass es Dir so schlecht geht“. Nachmittags tun mir die Beine weh und die ersten 2 Kalender sind fertig. Um 15 Uhr rufen die Frankfurter an, die ich ab Mittag unterschwellig schon erwarte, dass sie noch zuhause sind und erst gegen 20 Uhr kommen. Das Basteln ist gegen 17 Uhr beendet und ich nehme ein Vollbad. Seit morgens denke ich an meinen Paps, der heute an einem Samstag (!) operiert wird. Langsam werde ich nervös, weil ich nichts höre und mein Paps quasi eine Krankenhausjungfrau ist, der zuletzt vor 50 Jahren am Blindarm operiert wurde. Schließlich kommt der Rückruf meiner Mutter, dass es umfangreicher war, aber alles gut überstanden ist soweit und er eine Schmerzkanüle hat, mit der er selber die Schmerzmedikation dosieren kann. Die Gäste treffen ein und wir steigen ins Taxi. Ich lobe den Fahrer, der trotz Haltestelle vor der Tür die Seite der Straße gefunden hat mit dem „Anlieger frei“  Zeichen und dieses auch verstanden hat und zu nutzen wusste. Oft werden wir nicht vor der Tür abgeholt, sondern müssen zum Taxi laufen. Er sagt so schön: wenn ich einen Auftrag habe, also er nimmt seinen Job ernst. Das finde ich gut. Wir fahren durch die Stadt. Überall sind die Gäste heute schon gewesen als sie durch Hannover geirrt sind. Anhand der Wahlplakate erkläre ich die Hannoverschen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl. Der Kandidat der Grünen sieht aus wie ein Hund, ein Setter ist dann meine genauere Angabe. Wir essen leckere Speisen im Tropeano und treten die Heimfahrt an. Diesmal entschuldigt sich der Taxifahrer, dass er so lange nach hinten geschaut hatte. Er dachte, meine blaue Schleife sei ein Verband. Er hatte unlängst einen Motoradunfall und hat sich den Ellbogen gebrochen. Gemeinsames Thema mit Stephan, der seine Armnarbe vorzeigt. Beim Aussteigen sage zu dem Fahrer, ich hätte auch nichts vollgeblutet in seinem Wagen, zumindest nicht oben rum. Ich merke, dass ich angefangen habe zu menstruieren (wie immer total überraschend, wie beim ersten Mal). Die Schrauber bei der Kaffee Pause im Hinterhof machen Wahlparty oder sonst eine und einer steht gegenüber um zu testen, wie laut die Anlage auf die Straße schallt und stellt fest: könnte auch eine private Anlage sei. Ich sage: „ich finde es klingt wie ein Handy“. Die Gäste fragen nach Oropax und wir haben sogar noch welches. Wir gehen früh ins Bett, weil ich auch um 7 Uhr wach werden werde ohne Aufwandsentschädigung von 25,- €.

22.09. Werde wach und fühle mich ausgeschlafen und denke, komisch, dass Stephan neben mir liegt, weil er doch um 7:30 Uhr im Wahlbüro sein musste und anrufen kann uns keiner. Gut, die hätten vielleicht jemanden vorbei geschickt. Die Neugierde siegt und ich stehe auf und gehe um das Bett zum Wecker und Stephan fragt: willst Du den jetzt und ich sage. Es ist Viertel vor 9 und er sagt: zweite Schicht. Er war schon da, hat kaum geschlafen und brauchte daher auch keinen Wecker und sie waren vollständig und hoch motiviert mit zwei Ersatzleuten, so dass 10 da waren und die Kassenführerin hatte nur für 9 Geld da. Kaum hatten sie den einen weg geschickt, kam der 11te. Um Viertel vor 1 muss er wieder drüben sein um seine Schicht anzutreten. Wir frühstücken. Charlotte schaut die Ketten durch. Es werden 12 oder 13 Stück (weiß ich nicht mehr) und ein Buch und eine Tasche (Trachtenstil). Später drehe ich ihnen noch eine maritime Collage für die Ferienwohnung auf Amrum an. Sie kennen die Vermieter und sind mit denen befreundet und ich sage, ist doch lustig, erst mal die Bilder anhängen und gegen neue tauschen. Außerdem noch ein Buch von Wolf Haas als Urlaubslektüre.

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Die Gäste wollen fahren, stellen aber fest, dass das Motorproblem des Vortages sich nicht über Nacht gelöst hat (das Rütteln und die blickende Lampe), quasi Selbstheilungskräfte des Autos. Sie rufen ihren Klub, den ACE. Das sagte sie bereits am Vortag, dass die hier Mitglieder seien. Ich kenne es nur vom Saft. Kommen tut ein Berliner vom ADAC. Das wäre dasselbe, erklärt er uns und das Auto muss in die Werkstatt. Mit mir will er immer wieder technische Dinge besprechen, auch wenn ich mehrfach sage, dass ich Radfahrer sei und ich das schwarze Auto meiner Freunde hässlich finden würde und er es für 15,- € haben könne, dann seien wir das Problem los. Er versteht das offenbar nicht, auch nicht, als ich vor die geöffneten Motorhaube trete mit dem Worten, mal schauen, ob ich noch was machen kann.

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Ich gehe eine Runde nähen zu einer Freundin. Sie sitzt mit ihrer Freundin am Rechner und sucht ein Appartement für New York. 7 Übernachtungen, die Flüge schon gebucht. Da kann man neidisch werden, aber ich gönne es ihnen. Sie werden richtig Spaß haben, das weiß ich jetzt schon. Die Freundin der Freundin ist DJ und legte gestern in einem Szeneladen auf und wer sei dort aufgeschlagen, fragt sie uns? „Edelgard Buhlmann herself“ mit Leuchtstäbchen, die sie unter dem Diskopublikum an die jungen Leute verteilt habe. Wahnsinn. Wahlkampf amerikanisch, voller Einsatz. Ich werde bei dieser Gelegenheit meine braune Umhängetasche mit silberner Schnalle los. Irgendwann sind wir nach einer Runde Plaudern total ins Nähen vertieft, dann kommt der Anruf, dass die Gäste noch eine Nacht bleiben, weil sie jetzt erst den Leihwagen bekommen haben. Ich bastele an einem Moustache-Hütchen für London.  Zuhause Chips, leichte Speisen, Sekt, Wein, Wahlparty. Hessen hatte Landtagswahl. Ich weiß gar nicht, wie dieser Bouffier ausschaut. Schlimm, höre ich nur. Dann stellt sich heraus, dass die FDP raus ist auf Bundesebene. Ich muss vorsichtig sein mit meinen Wünschen, wenn die so leicht in Erfüllung gehen. Rösler sieht versteinert und richtig fertig und geschockt aus. Jetzt tut es mir fast leid, was ich mir gewünscht habe.

Offene Hüften

16.09. Montag. Morgens zuhause schon einen Anruf der MHH. Herr W. soll sich wegen einer Chemo-Therapie in der Hämatologie-Onkologie melden. Die Putzunruhe zuhause treibt mich aus dem Haus. Ich versuche sodann einen Termin auszumachen, aber die brauchen noch Unterlagen, also wieder bei der Strahlenambulanz anrufen, die ein Fax schicken wollen. Die Frau, die ich als Verfahrenspflegerin unterstütze ist schwer alkoholisiert in der Wohnung gestürzt und wurde vom Pflegedienst gefunden und ist jetzt im Krankenhaus. Sieht doch nicht so gut aus mit dem Erhalt der Wohnung, wenn das schon nach 3 Tagen zu so etwas führt.

Ansonsten ein Tag der Schriftsätze u.a. in einer Unterhaltssache. Mein Kollege steht mir mit Rat und Tat zur Seite. Ich bin diesmal voll auf der Seite meines Mandanten. Die Ex-Frau hat ihn mit seinem besten Freund betrogen (ein bisschen Opernstoff), während er Spätschicht hatte und die Frau des Freundes in der Kur war. Der Sohn ist 16 und trotzdem will die gierige Kuh Unterhalt. Der Neue von ihr arbeitet bei VW und verdient gut und sie lässt sich immer – bereits während der Ehe die Steuerlast getrennt veranlagen vom Finanzamt, so dass sie Tausende nachgezahlt bekommt und er zahlen muss. Jetzt ist meiner auch arbeitslos und zahlt überobligatorisch für den Sohn, aber das reicht der gierigen Kuh nicht. Gut, Schriftsatz geschrieben, doch leicht sachlicher und mit etwas mehr juristischem Inhalt. Mein Kollege hat nachmittags ein Vorstellungsgespräch, d.h. eine neue Mitarbeiterin hat sich vorgestellt.

Als ich sie kennenlernen soll, muss ich zum Sport und bin heute richtig heiß darauf, auch wenn das Wetter versucht mir einen Strich durch die Rechnung zu machen und ich mit einem spitzen antiken Mary Poppins Schirm, der locker als Waffe durchgeht, versuchen muss das Fahrrad dorthin zu dirigieren und balancieren. Wir machen beim Yoga viel mit Bändern und ich werde nach dem Kurs in der Umkleide angesprochen, dass eine Mitturnerin immer ganz neidisch sei, was ich mit meinen Beinen machen kann und das würde auch noch so locker aussehen und ich sei wohl wahnsinnig gedehnt in der Hüfte. Mir ist das wieder peinlich und ich sage nur, bin ich wohl, aber ist nicht mein Verdienst. Veranlagung und ist tatsächlich sehr entspannend für mich und ich muss aufpassen, dass mein Oberschenkel nicht auf dem Ohr landet, wenn ich mich zu sehr entspanne. Im Nachhinein denke ich, vielleicht war es die Hüftluxuation bei der Geburt und die Spreizhose, die ich als Kleinkind tragen musste, obwohl meine Mama mir immer gesagt hat, dass der Arzt ihr gesagt habe, dass ich wohl keine Balletttänzerin werden würde. Das ist jetzt das, was mich irritiert. Ich bin nicht Balletttänzerin, weil ich groß und dick bin und große Füße habe, aber von der Hüfte her, hätte es vielleicht doch was werden können, so dass ich den Sachverhalt doch nicht ganz klar finde.

Stephan wird nachmittags als Wahlhelfer geschult und ich sage, was macht man da. Fehlerfrei auf 100 zählen üben? Ich sage ihm auch, dass ich gleich Schostok wählen sollte, damit es eine Stichwahl vermieden werden kann, sonst muss er sich noch einen Sonntag für 25,- € um die Ohren hauen.

Abends mache ich Salat mit Heidelbeere und Mostbröckli (das letzte Fleisch aus der Schweiz) und anschließend Milchreis mit Heidelbeere. Wir sitzen ganz traurig im Tal der Ahnungslosen, weil weder Telefon noch Internet gehen, d.h. keine Emails, kein Buttermusch, kein google Kalender. Der Nachbar hilft aus mit seinem Festnetztelefon, was er uns zur Verfügung stellt und ich gehe vor 22 Uhr ins Bett. Was bleibt einem, wenn man noch nicht einmal eine Folge Cesar Millan gucken kann übrig?

17.09. Toller Traum, so dass ich um 7 Uhr noch mal eine Stunde Verlängerung will. Irgendwie soll ich ein Baby in eine Babyklappe tun. Das Kind sehe ich nicht, umso mehr bin ich mit dem Basteln einer Verpackung beschäftigt und zu überlegen, wie man das für den Blog gut in Szene setzen kann. Ich bastele eine Collage für meine Freundin Susann, die ihr aber nicht gefällt, obwohl ich sie total passend finde und ich bin dabei nachzubessern und die Freundin zu überzeugen. Dann irgendwas mit dem Nachbarn und seiner Ex-Frau und ich komme nicht voran, bin irgendwie auf einem Skateboard und soll den Berg hoch. Anschließend sind meine Ärmel ganz schwarz und stinken. Herrlich, der Traum!

Ein komisches Fahrzeug mit Berliner Kennzeichen und Blaulicht steht vor der Tür.

Bonzenfahrzeug

Ich gehe zum Markt und kaufe superleckeres Gemüse. Zuckermais, rote Paprika aus eigenem Anbau und lauter Milchprodukte bei Bauer Banse, Quark, Sahne, Joghurt und Butter sowie daneben bei dem Stand Brom- und Himbeeren. Das reicht dann für 2-3 Tage. Wir gehen mit dem Büro einen Kaffee trinken auf dem Wochenmarkt und es sind lauter Wahlhelfer unterwegs. Schließlich unterhalten wir uns etwas mit einem Mann der für die Grünen bei der Bundestagswahl kandidiert und wir fragen ihn auch, warum auf der Wahlwerbung keine Partei mehr drauf steht, so wie auch bei seinem Flyer. Keine Sonnenblume, kein Parteiname. Irgendwie wird die Auflösung nicht ganz klar. Dann geht es um Dienstwagen und er hat keinen Führerschein. Insgesamt ein ganz netter Typ und ich bekomme einen Bleistift von Lothar Schlieckau (Kandidat der Grünen für OB). Schaffelle werden verkauft und ich will spontan eines. Dann folgt die Assoziation, Spielwiese, neue Hobbies während des Technikausfalles zuhause und ich bespreche mit den Kollegen die Möglichkeit, dass der Zustand ohne Internet und Telefon noch dazu führen könnte, dass ich schwanger werde, was sollen wir sonst in der Freizeit machen, quasi Stromausfall in New York.

Heute mache ich für Freitag einen Termin in der MHH aus. Eine Woche später ist schon wieder Büroausflug nach Köln und wir fahren Samstag auf dem Rückweg zu Freunden nach Essen und besuchen sie und die beiden Kinder. Ich will die Sache schon voranbringen, aber mich vor allem mal seriös über die Aussichten und Nebenwirkungen informieren. Wenn er dann stirbt heißt es, ja, die Betreuerin hat die Therapie abgelehnt. Ich befürchte am Ende wird er ohnehin sterben, aber man wird ihn vorher noch mal richtig gequält haben oder durch die Chemo vielleicht sogar den Tod beschleunigen. Das sind meine Befürchtungen und diese basieren auch durchaus auf Erfahrungen der Vergangenheit. Nichtsdestotrotz, eine Entscheidung muss zeitnah her.

Meine grüne Tasche soll ein neues Zuhause bei meiner Freundin Andrea bekommen. Da wird sie artgerecht gehalten und bekommt die Chance mal Gassi geführt zu werden. Ich bin glücklich, dass Tasche 1 von 25 vermittelt ist und besser hätte es diese Tasche nicht treffen können.

Wir sind zuhause immer noch im Tal der Ahnungslosen ohne Internet und Telefon. Mein vermeintlich internetsüchtiger Mann nimmt das überraschend gelassen und zu gelassen für meinen Geschmack. Da wird Zeitung gelesen und Kohlrabi-Salat verputzt und heute war ja Zahnarzt und Thaimassage, da passte es nicht so gut und gestern war die Wahlhelferfortbildung und vielleicht, dass er es Morgen in Angriff nimmt. Es scheint so zu sein, dass ich da viel mehr Probleme habe, zumal die Arbeit auch davon abhängt, aber zugegebenermaßen ist die ganze Routine des Emails Guckens und schnell mal ins Internet und dann den Terminkalender noch mal schauen völlig aus den Fugen geraten.

18.09. Wieder wilde Träume. Wir sollen in Travemünde eine günstige Unterkunft uns ansehen. Diese besteht nur aus einer Dusche und einem Klo in einem superkleinen Gang und hinten kann man einen Wohnwagen mit Reißverschluss damit verbinden. Den Wohnwagen hat angeblich meine Tante, die in Wirklichkeit weder Auto noch Führerschein hat. Dann verliebt sich ein Sozialarbeiter in mich, der ein Projekt hat, bei dem Problemjugendlichen die Verantwortung für einen Primaten (Affen) übernehmen sollen. Zwischendurch geht es um Hunde, die aus einer Bäckerei herausgeführt und vor der Tür angebunden werden müssen. Ein superkleiner Schoßhund greift Stephan an und springt ihm an den Hals. Der exerziert die Techniken von Cesar Millan und greift ihn bis er sich beruhigt und „submission“ praktiziert. Dem Sozialarbeiter fallen meine breiten Füße und großen Zehen auf während wir den Berg herunter laufen zwischen Weinbergen. Ich muss ihm erklären, wer die Mitglieder meiner Familie sind und wer ich bin schon nervt mich der neue Flirt und ich werde wach.

Erneut ein Morgen ohne Internet, man kann so schön die Wohnung aufräumen, die Bügelwäsche von gestern Abend wegräumen, die Zimmerpflanzen versorgen und hat so viel Zeit. Irre. Ich ziehe meine neue Oma-Reizwäsche in rosa an, die wärmt so schön auf dem Fahrrad und nenne sie Luisa, nach einer Mitstreiterin beim Sport, die eine sehr gute Figur hat und damit irritiert, dass sie gerne lange Männerunterhosen zum Turnen anzieht, quasi ihr Markenzeichen. Ich werde ihr die Hose heute vorstellen. Sie sieht aus,  als wäre sie ursprünglich weiß gewesen und man hätte sie bei 60 ° mit einem roten T-Shirt zusammen gewaschen. Auch mein Büro freut sich, aber ich muss die Gemüter beruhigen und darf nicht zu viel von der Wäsche zeigen, sonst ist es für alle Beteiligten zu aufregend. Ich ärgere mich, dass ich die tolle Verpackung nicht abfotografiert habe, wo mir doch sonst jedes Motiv Recht ist. Es war so eine herrliche Familie, ganz in der Funktionswäsche der 70er.

Gespräche mit den Eltern des Betreuten, der viel bettelt und verscheucht wird. Sie sind gerade an der Küste und machen Urlaub und sind unzufrieden, dass sie nicht ausreichend informiert werden und überhaupt. Wir treffen uns nächste Woche mal bei mir im Büro ohne den Sohn und planen, ob man da nicht mal ein Heim oder eine Wohngruppe versuchen sollte, zumal die Wohnung den Eltern gehört und das Experiment ohne Wohnungsverlustrisiko vonstattengehen kann und vielleicht gefällt es ihm ja und er hat ein besseres Leben als immer alleine und verscheucht werden.

Ich muss heute kurz in dem Krankenhaus meiner Verfahrenspflegschaft vorbeischauen. Sie hat kein Telefon auf dem Zimmer.

Zwischendurch bekomme ich Email Post von meiner Freundin Andrea, die in meiner oberfränkischen Wahlheimat. Das Strickbild- so schön.

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Dann rufe ich bei meinen Eltern an und mein Vater erklärt mir sehr süß technische Details unseres häuslichen Problems. Es kann eigentlich nur der Router sein. Dieses Gerät ist für beides zuständig. Es sei denn, wir haben ein altmodisches System mit einer Weiche, Splitter. Wenn er defekt ist, wird er nicht mehr ausgetauscht, weil die Telekom damit nicht mehr arbeitet. Der Router kostet ca. 200,- € und der Techniker 100,- €, aber das telefonieren mit einer flat wird dann ca. 10,- € günstiger pro Monat. Mein süßer Paps….Auch damals war er der besten Mathenachhilfelehrer der Welt. Immer viel Geduld, wenn ich Plus und Mal verwechselt habe und die Begabung so lange Sachverhalte zu veranschaulichen in Physik und Chemie bis ich sie verstanden habe. Damit habe ich in der Oberstufe meine Lehrer in den Wahnsinn getrieben, dass ich auch einmal alternative Lösungen an der Tafel entwickeln konnte, wo ich doch eigentlich Non-Checker war.

Neben der Arbeit verschicke ich gebastelte Postkarten an Herrn Grubert und Jochen Dreissigacker und bedanke mich für den herrlichen Abend im Titus am 29.08.

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Der Mitarbeiter von Herrn Grubert, der immer ankündigt, „das sei Erlebnisgastronomie“ hat sie an diesem Abend wirklich geboten. Das Essen hingegen war so was von lecker, dass die Läden mit den Sternen da einfach nicht mithalten können und ich weiß nicht, womit wir dieses Kleinod in Hannover verdient haben. Diesen Mann, der völlig unprätentiös in seiner Küche vor sich hin werkelt und diese Dinger raushaut. Der Wahnsinn. Er ist bescheiden ohne Ende und begrüßt die Gästen mit den Worten, dass er heute auch da sei und sich dann mal in die Küche begeben wird und sich dann gutes Gelingen wünscht und das hat er dann auch. Er kann mit Lebensmitteln einfach unheimlich gut umgehen, ob Fisch, Fleisch oder Gemüse, alles schmeckt authentisch nach dem jeweiligen Lebensmittel und die Soßen und Kombinationen sind einfach nur genial. Der braucht auch keinen Stickstoff. Was er gerne macht ist mit Graupen arbeiten. Das sieht dann molekular aus, ist aber old school und das andere braucht wirklich nicht jeder Laden nachzumachen.

Mein Betreuter, der Architekt studiert hat und eigentlich gestern einen Termin hatte, kommt total verhuscht vorbei. Es geht eigentlich nur um Kontoauszüge für einen neuen SGB-II Antrag. Er hat zwar einen Ordner dabei, aber die Auszüge sind nicht vollständig, dafür will er mir lauter Belege zeigen, wie er sich einen Locher gekauft hat oder einen Fahrradschlauch, die keinen interessieren. Er geht noch mal los und holt frische. Ich will den Fortzahlungsantrag faxen, aber das klappt nicht immer beim Jobcenter, viel Wahlwiederholung und dann Fehlermeldung. Da ich ohnehin dort zum Krankenhaus will, nehme ich den Antrag mit und gehe zum Empfang im 1. Stock. Während ich klingele sehe ich, dass Mittwoch geschlossen ist. Am Empfangstresen sitzt aber wer und ein anderer Herr macht mir die Tür auf. Ich habe nur abzugeben. Unten sei der Briefkasten. Ja, aber der ist vor der Tür und jeder kann die Post wieder rausnehmen. Das will ich nicht so gerne. Er nimmt sie mir ab, aber als ich dann nach einem Eingangsstempel für meine Kopie frage, lehnt er ab. Sie hätten geschlossen. Ich sage, ja, aber er hätte doch aufgemacht und da hinten würde auch einer sitzen. Nur für Notfälle lautet die Antwort. Er will die Tür zuziehen und dann frage ich noch mal nach seinem Namen. Das war wohl zu viel. Die Antwort lautet: „unwichtig“. Alles klar Herr Unwichtig. Genauso habe ich mir das vorgestellt.

Die Alkoholikerin sieht böse verprügelt aus mit Veilchen und liegt in der Mitte im Dreierzimmer. Gut, dass ich bei nahezu jedem Krankenhaus in Hannover mit persönlichen Erinnerungen an eigene Aufenthalte aufwarten kann. Als pflegerische Handlungen vollzogen werden sollen und ich das 3-Bett-Zimmer verlassen soll, gehe ich zum Stationszimmer und frage wer für Frau XYZ zuständig. Eine junge Ärztin unterbricht ihr Privatgespräch und fragt, wer ich bin. Dann ist sie sehr genervt, sie habe gerade alles mit dem Betreuer abgesprochen, ich soll mich an den wenden. Sozialdienst, nach dem ich gefragt hatte, gäbe es jetzt nicht. Ich gehe wieder zu meiner Klientin und erzähle, dass sie morgen wieder ins Heim soll, weil es pflegerische Engpässe gäbe und dort erst mal wieder zu Kräften kommen soll. Die Beschwerde sei am Laufen und wir müssten das Ergebnis abwarten. Am Fahrstuhl will die Ärztin dann doch noch ganz viel mit mir reden und ist dankbar, dass ich auch zumindest vorübergehend für das Heim plädiert habe und sonst ist sie meiner Meinung, dass man es nach einer Päppelungsphase noch mal zuhause probieren könne. Ich sage, das Problem sei auch, dass solange der Heimvertrag besteht, sie Selbstzahlerin ist bei einer häuslichen Versorgung. Das müsse erst mal geklärt werden durch den Betreuer. Ich solle den Betreuer anrufen, meint sie. Ich glaube nicht, dass der noch mit mir spricht und ich will ihm auch nicht das Gefühl geben, dass ich ihm seine Arbeit streitig machen wolle. Ich habe die prozessuale veranlasst und auch einen Betreuerwechsel angeregt. Bei mir sei der Kopf rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. Da hätte ich Zweifel bei dem Betreuer, ob er auch so geistig flexibel sei  und ob er die Betreuung in vertrauensvoller Zusammenarbeit führen würde, aber auch darüber muss das Landgericht entscheiden.

Ich gehe mittags nach Hause und bringe meinem Mann mein Handy, damit unser Freund, der heute aus Nürnberg mit dem Zug anreist und bei uns übernachten will, sich ankündigen und jemanden erreichen kann. Morgen früh zwischen 9-10 kommt der Techniker, der unsere Anlage eingerichtet hat, vorbei. Die Tage der alten Welt mit viel Zeit sind begrenzt.

Ein Betreuter von mir meldet sich nicht beim Jobcenter und soll Morgen um 8:30 Uhr seinen Bildungsgutschein abholen. Ich erläutere der Frau, dass ich das zur Not für ihn machen werde und auch rechtlich kann, damit er am 23.09. mit der Ausbildung zum Pflegehelfer anfangen kann.

Nachmittags kommt in meiner Abwesenheit die entzückende Tochter meines Kollegen vorbei und nimmt auch einen Schützling von mir in ihre Obhut. Nut einen. So bescheiden. Ich konnte früher schon immer alles gebrauchen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass das junge Ding ausgerechnet diese eckige und kantige Tasche wählt. Da habe ich immer gesagt, ich lass meine Akten auf DIN-A 5 anlegen und benutze sie dann fürs Gericht, aber es war die richtige Wahl, sie steht ihr gut und irgendwie sieht das wieder total eighties stylo aus.

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Ich bin am späten Nachmittag in einen juristischen Schriftsatz vertieft. Die wollen Schönheitsreparaturen und ich hole in Gedanken schon aus zur Widerklage auf Auszahlung der Kaution. Streitig ist, ob die Mandantin fristlos den Mietvertrag kündigen durfte. Telefonisch hatte man ihr gesagt, mit einem ärztlichen Attest sei das kein Problem. Darauf hat sie sich verlassen und eine neue Wohnung angemietet. Jetzt geht es um die Klauseln hinsichtlich der Schönheitsreparaturen und einer Verlängerung der gesetzlichen Verjährungsfrist von 6 Monate auf 12 und ob das zulässig ist und so durchgeht. Bei Anlage 13 bin ich so vertieft, dass ich fast meinen Sport verpenne und heute ist doch Sektenyoga.

Viele Sa-Ta-Na-Ma Mantren und komischen Übungen, die einen teilweise überfordern und nicht nur mich. Dann soll man in einer Vorderbeuge durch die gerollte Zunge einatmen und durch die Nase aus und das 3 Minuten lang. Ich bin Nichtroller. Anschließend heißt es, jetzt schmeckt es bitter auf der Zunge. Das ist eine Entgiftung durch Atem (!!!!). Wenn man das länger macht, kann die Zunge auch schwarz werden (!!!!). Ich muss immer wieder gegen die Esoterik innerlich ankämpfen und sie abwehren, die mich abschreckt ohne Ende, aber das reine Praktizieren mag mein Körper und auch mein Geist, halt ohne die Erläuterungen, die oft an den Haaren herbeigezogen sind. Bei den anderen kommt das gut an. Eine Stelle am Oberschenkel sei für den Magnesiumhaushalt verantwortlich und daher solle man dort nicht kalt duschen, sonst wäre der Tag ganz durcheinander. Wiederum viele Fragezeichen in meinem Kopf, aber andere Kursteilnehmerinnen wollen wissen, welche Körperteile man denn stattdessen kalt duschen solle. Gar keine, wäre meine Antwort. Ich mag die Schwingungen der Mantren im Körper und auch die Meditation, aber ohne Moderation am liebsten. Wie geht es uns danach. Ich sage, ich fühlte mich erinnert an Rosemaries Baby und musste gegen die Vorstellung ankämpfen, dass meine neuen Nachbarn mein nicht vorhandenes Baby haben wollen, aber sonst geht es mir gut. Stimmt auch. Im Anschlussyogakurs höre ich von einer neuen, die neben mir turnt: Wahnsinn, ist die beweglich. Das schmeichelt mir nicht, sondern ich fühle mich wie Zirkusexot, aber Augen schließen und ignorieren hilft.

Zuhause angekommen wird gekocht und wir warten auf Martin, der verspätet aus Nürnberg kommt. Es gibt dann vegetarische Spagetti und einen guten Rotwein, sowie eine fruchtige Nachspeise mit den leckeren Topfen von Bauer Banse. Der Vollmond strahlt hell und ist wunderschön und ich habe heute deutlich das Gefühl als hätte ich Kaffee getrunken, was ich nicht getan habe, zumindest nicht in der zweiten Hälfte des Tages. Vollmond, Schlafprobleme, werde ich jetzt doch zur Hexe?

19.09. Heute kommt der Techniker und meine ganzen Hoffnungen ruhen auf ihm. Als er da ist, sagt Stephan, wir hätten einen Freund da, der wäre Schädlingsbekämpfer und hätte auch schon versucht, den Bug aus der Anlage zu bekommen. Haha. Martin erzählt lustige Geschichten von Menschen, die anrufen und die man am Telefon kaum versteht. Sie hätten Probleme mit Knack-Knack. Gezielte Nachfragen und eine Ferndiagnose führen dann zu dem Ergebnis, dass es doch Kakerlaken sind. Martin hat heute einen Kunden in Hannover am alten Rathaus. Mensch, da spricht heute Rössler, wie ich unterwegs lesen kann und wer war noch mal dieser Patrick Döring? FDP gehört abgeschafft, nur Brüderle, der kann hier als Bürokraft anfangen.

Ich verabschiede mich. Um 10:30 Uhr bin ich beim Sozialamt in der Hamburger Allee und stelle für Frau V., die Alkoholikerin einen Sozialhilfeantrag. Der Rentengutachter hatte zunächst gesagt, vollsschichtig arbeitsfähig, aber das Widerspruchsverfahren war kurz und mit wenig Widerstand gibt es jetzt die Rente ab 2012 bis zum Eintritt ins Rentenalter. Ich bin gut vorbereitet und habe neben dem Antrag alle wichtigen Unterlagen schon kopiert dabei. Die junge Sachbearbeiterin hat blaue Kunstnägel mit aufgeklebten Bildchen. Ich kaufe ein paar Gesundheitspralinen als Nachtischbeitrag für heute Abend. Wir sind eingeladen. Ich bin faul. Für die Freunde, die auch zu Besuch sind, habe ich wieder eine Hässlichkeit. Ich kann da nicht daran vorbei. Die haben eine sehr aufgeräumte Wohnung, in der alles nur schön und stilecht ist. Ich frage mich immer, wo sind die Putzeimer? Wo sind die Zahnbürsten? So was sieht man da schlichtweg nicht und das finde ich nicht normal. Die leben in einer Scheinwelt. Eine herrliche Sammlung wunderschöner Glasfiguren aus den 50ern kommt in dieser Umgebung allerdings herrlich zur Geltung. Es sind Hirsche, die von Jagdhunden angetrieben werden und die Hirsche haben ein wunderschönes Geweih aus Glas und ganz filigrane, lange und durchsichtige Beine. Ich finde dann im Trödelladen immer genau das Gegenteil. Eine total geschmacklose, pumpe Glasfigur, wie diese, quasi dicker Rumpf und sehr kurze Beine und die muss ich dann immer kaufen.

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Es ist ein innerer Zwang, aber es entlastet in diesem Fall die eigene Wohnung und Sammlung, sonst müsste ich demnächst für Glasfiguren auch ein neues Zuhause suchen. Gar nicht auszudenken, was euch da erspart geblieben ist.

Ich fahre zu meinem nächsten Termin. Kann keine Fotos von tollen Wahlplakaten machen (Schostok als Teufel am Wedekindplatz), weil mein Handy bei Stephan ist als Hausnotruf. An meinen Ohren klappert lustig die zerschnittene Fischdose. Das heißt lustig stimmt nicht, es treibt mich fast in den Wahnsinn. Es geht zu meinem Schützling mit den Ratten. Er hatte einen Rückfall mit chemischen Drogen, sieht aber irgendwie gut aus. Gut, er ist verschlafen um 11:30 Uhr und muss erst mal aus einer Tüte Gras eine Mischung machen und mit einer Bong in der Küche verschwinden mit der Bemerkung, andere bräuchten morgens einen Kaffee. Die Sozialarbeiterin und ich sitzen auf dem Sofateil ohne Ratten und warten. Die Termine mit ihr hatten nicht so geklappt und zu Ausfällen geführt, daher musste ich auf den Plan treten. Auf einmal ist sein Haar graumeliert. Er sieht ein bisschen Georg Clooney mäßig aus, aber ohne den Schönling. Ging das so schnell? Seine Freundin schläft bei offener Tür, der Fernseher läuft. Ich frage nach dem halben Herzen als Schlüsselbundanhänger mit einem Buchstaben, den ich nicht zuordnen kann. Das sei ihr Dienstname, wenn sie Telefonsex macht und chattet. Er will es mir noch mal anders erklären und ich sage, Frau A. hat das verstanden. Ich würde mich für: „hallo, hier ist die Susi“ entscheiden, aber ob das gut ankommt, weiß ich nicht. Er schaut nur mich an, auch wenn die Sozialarbeiterin was sagt. Jetzt ist wieder alles klar. Nächste Woche Zahnarzttermin mit der Sozialarbeiterin. Dann Verordnung Ergo-Therapie. Es geht weiter. Ich verabschiede mich. Sie braucht noch Unterschriften.

Auf dem Rückweg ist die Haltestelle Schwarzer Bär in Betrieb. Darauf warten wir seit Monaten und ich Stephan gleich anrufen, aber kann nicht mangels Handy. Über die Wahlwerbung der Linken kann ich mich echt aufregen. Freiheit statt Kapitalismus. Das ist wie Vollmond statt Brötchen.

Mittags kurz nach Hause. Immer noch geht nichts. Der Techniker sagt, die Anlage, die er eingerichtet hat geht, es liegt an der Telekom und die sagen, ne, bei ihnen alles o.k. und ich verliere langsam die Nerven und will ein Fax schicken, aber mein Mann will das nicht. Er hat Angst vor meinem Agieren und ich vor seiner Passivität. Er ist wie so oft in unserer Beziehung und ich habe das Gefühl, je druckvoller ich werde, desto mehr zieht er die Handbremse um das auszugleichen.

Bildungsgutschein wurde vom Schützling erfolgreich abgeholt und er fängt mit der Ausbildung an und bedankt sich bei mir. Hier mal alles gut.

Nachmittags ist wieder Geldausgabe angesagt und einen Text ins Englische übersetzen für meinen Kollegen. Außerdem der Krankenkasse erklären, warum meine Betreute keinen Rentenantrag stellen will und erst einmal über ihre Widersprüche entschieden werden soll. Außerdem kann die Rente nicht errechnet werden, weil 18 Lücken im Versicherungsverlauf enthalten sind. Immerhin will sie dabei helfen, diese zu klären. Statt mir Fristen zu setzen, lobt sie heute mein schön formuliertes Schreiben an die Krankengeldstelle ihrer Krankenkasse. Mal was Neues.

Ich freue mich auf den Abend bei Freunden und will mich aber zurück nehmen, weil ich Morgen um 8:30 Uhr schon bei Gericht antanzen muss und dann Termin mit Herrn W. in der MHH wegen Chemo. Da kann ich einen Kater nicht gebrauchen, also freuen und ausgelassen sein, aber in Maßen. Mein Gott wird das schwierig.

Der Rotwein ist lecker und die Tortelloni von Rossini auch. Das sind richtig riesige Taschen, prall gefüllt und befriedigend. Hatte ich gar nicht so positiv abgespeichert. Dann gibt es Lebkuchen aus Fürth und Süßwein aus Oberfranken als Nachtisch und wir träumen von den Radwegen zwischen Nürnberg und Regensburg, aber ich weiß nicht, ob ich der Mannschaft körperlich und geistig gewachsen bin. Wir stellen alle fest, dass wir uns total totgelacht haben über die Polizeiaktion der Ösis mit dem Wilderer (der prophylaktisch schon mal seinen Schäferhund daschossn hat). Wenn eine Spezialeinheit schon „Cobra“ oder „Kobra“ heißt und dann die Bilder, wie die Panzer auf den einsam gelegenen Bauernhof zurollen. Das haben sie echt nicht drauf. Vielleicht hätte noch Kampfjets helfen können und dann die Meldung, dass ein 75-jähriger Rettungssanitäter getötet wurde. 75-jährig? Das kann auch nicht deren ernst sein.

20.09. Stephan hat ausgemistet und rausgekommen sind u.a. 3 Gutscheine für die Glocksee, 2 mal Party freien Eintritt für 2 Personen und 1 mal Konzert. Hey, das lass ich mir nicht nehmen und die will ich nicht loswerden, sondern als stille Reserve behalten bzw. das soll mein Ehrgeiz sein, die noch selber abzutelefonieren.

Heute ist der wichtige Termine in Sachen Strafvollstreckung und die ganze Kammer hat sich eingefunden, auch die Staatanwaltschaft, der Oberarzt, sowie etliche Justiz- und Klinikhiwis. Meiner ist seit 8 Jahren im Maßregelvollzug für einen Raubüberfall, der aber mehr lustig war als alles andere. Langsam kommen wir an die Grenze der Verhältnismäßigkeit. Das sagt auch die Kammer. Ein Richter ist dabei, mit dem ich Mittagstisch mache. Jetzt soll ich es richten mit der Wohnung, alles hängt an mir und in 3-4 Monaten wird der Vollzug aufgehoben, so oder so. Einerseits bin ich sehr froh für meinen Schützling und will fast Pipi in die Augen kriegen nach so langer Zeit und der ganzen Hoffnungslosigkeit und der Unbeugsamkeit (ich sage nur der Indianer aus Einer flog übers Kuckucksnest) und der Hospitalisierung, die er zeigt. Ich sage ihm, dass vom Wohnsitz abhängt, wo ich Leistungen für ihn beantragen werde. Dazu flüstert er mir ins Ohr, dass er da schon wisse, was zu tun sei und wie er zu Geld komme und, dass er mir nicht so viel Arbeit machen wolle. Das wiederum macht mir Angst und ich sage anschließend dem Strafverteidiger, entweder es geht gut oder er entführt mich oder wen anders. Wir werden sehen, aber ich will meinem Schicksal nicht entgehen.

Wiederum die Wahlplakate ohne Telefon/Kamera. Waldraff knöpft sich den Hemdärmel zu und dazu der Slogan lebendig, bürgernah und noch irgendwas. Es sieht aus, als versuche er diese Eigenschaften aus jeden Fall herbeizureden. Ich fahre meinen neuen Lieblingsweg, Kleefelder Straße, die Fahrradstraße entlang der Bahngleise und dann vorbei an dem japanischen Haus bzw. Garten und dann kommt die Stadtparksauna und dann komme ich raus am Gebäude der AOK, was gerade richtig herrlich aussieht, wie der Bagger sich da Stückchen für Stückchen durchfrisst mit seiner Zange. Vor dem Demolition-Charme steht Konfizius auf einem Sockel. Kann ich alles nicht mit Foto beweisen. Ist aber so.

Mit Kaffee habe ich kein Glück in Kleefeld. Im Kaffeeklatsch wird die Maschine gerade ausgetauscht. Ich halte an einer Bäckerei und will ein Eibrötchen, was es nicht gibt. Frage, ob die Croissant mit Butter sind. Ja, lautet die Antwort. Das schlechte Fett klebt am Gaumen und ich erkläre beim Gehen dem jungen Ding, dass  das keine Butter war. Mein Gott, wäre ich doch nur zu Kreipe gefahren. Mit dem Kaffee trinken muss man so aufpassen in Hannover. Dafür entdecke ich die Überschrift der Bild: „MHH entdeckt das gebrochene Herz“.

Ich bin 10:30 Uhr die der Medizinischen Poliklinik, ein Gang neben der bekannten HNO. Herr W. kommt auch früh. Nach etwas Wartezeit im Zimmer nimmt sich Prof. R. richtig viel Zeit für uns und untersucht Herrn W. auch körperlich. Er sagt, auch bei Chemo oder Medikamententherapie geht es maximal um ein paar Monate. Ob sich das überhaupt lohnt sei die Frage. Das würden sie normalerweise nur topfite, eins-A Leute mit intakten Familie durchschicken. Tumor im Halsbereich immer scheiße, weil Lebensqualität im Arsch, kein Essen, Sprache betroffen. Er sagt, wie es ist. Er rät zum Hospiz. Ich freue mich sehr über die offenen Worte und nehme den Auftrag an. Nebenbei versuche ich offene Worte mit meinem Schützling zu finden, der aber oft etwas wegknickt und dann eher eine Rauchen gehen will. Das Pflegeheim will unbedingt, dass sich jemand das Gewächs am Tracheo-Ausgang anschaut. Prof. R. ruft in der HNO an und wir gehen rüber. Die sollen endlich ihren Job machen und sie das anschauen, was da aus dem Hals rauswächst. Das Personal und die schmuddeligen Räume kenne ich schon. Heute kommt ein junger Araber mit Fusselbart. Ich sage ihm, was zu machen ist. Ich bin geschockt. Das Ding ist zwischen dem 03. und heute um ein Vielfaches gewachsen und es sieht so was von gruselig aus, wie es aus dem Ausgang den Hals herunterwächst wie ein Blumenkohl aus Fleisch. Ja, er ist Krebs, sagt mir der Arzt auf Nachfrage und, dass man den auch wegschneiden und dann eine Hauttransplantation machen kann, wenn man ihn nicht mit Bestrahlung und Chemo weg bekommt. Hey, träum weiter denke ich mir. Herr W. bedankt sich, dass ich da war und ich veranlasse den Rücktransport. Als ich noch mal vorbei laufe, winken wir uns zu. Ich bin mitgenommen von dem Termin merke ich danach deutlich. Ich will so was bitte, bitte nicht, sondern dann eher Darmkrebs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs, aber nicht, dass das Essen an dem Krebs vorbei muss und man nicht mehr Essen schlucken kann und nicht mehr richtig sprechen. Es ist so schrecklich. Auf dem Rückweg fahre ich am Kunstverein vorbei. Da wollte heute Stephan mit Andreas (dem Gast aus Fürth) hin und tatsächlich, ihre Fahrräder stehen vor der Tür. Ich erkenne unser Gastfahrrad, die alte Gurke. Ich halte und  gehe hoch, stehe aber noch unter Schock. Türkische Ausstellung. Ich habe andere Bilder im Kopf. Ich muss ins Büro.

Während dessen hat Stephan dem auswärtigen Gast die schönsten Seiten der Stadt gezeigt. Pilze unter alten Bäumen und Gräber von Herrn Niemeyer.

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Auf dem Opernplatz großes Polizeiaufgebot. Merkel kommt und überall die Hinterlassenschaften der Polizeipferde. Gassi gehen mit Tüte und Papier oder „Ein Sackerl fürs Gackerl“, wie der Wiener sagt.

Heute wird bei uns gekocht, ein Gast hat dann um 24 Uhr Geburtstag und eine Semi-Promi aus der Nähszene Hamburg, den wir aber nicht persönlich kennen, unsere Gäste aber wohl, wird auch dazu stoßen, aber ich bin raus, zumindes fürs Kochen und werde passend zu dem Hamburg-Gast im Frotteemorgenmantel und damit im Zuhauselook sein und nicht im Gastmaschinenmodus und melde mich definitiv für die Küchenarbeit ab. Mir ist außerdem der Appetit vergangen. Ich wollte Milchreis machen, aber heißt der nicht auch Orsa, ne Oryza, so ähnlich. Ich trage den letzten Lebkuchen in meiner Tasche, aber er bleibt unangetastet. Kaffee geht noch und soll auch gut sein für die Leber….

Im Büro ruft mich ein Betreuter an, den ich duze. Die Bullen waren neulich nachts bei ihm und haben seinen Teenagersohn gesucht. Der war nicht nach Hause gekommen und die Mutter konnte ihn nicht erreichen und machte sich Sorgen. Er hat mit Kumpels auf dem Skaterpark übernachtet. Dann waren die Bullen tagsüber noch mal da, obwohl Sohnemann wieder aufgetaucht war und er hatte gerade eine Drogenzigarette geraucht mit einem Freund. Dann haben die festgestellt, dass es nach TCM riecht und der Freund wurde durchsucht, dann haben sie einen Durchsuchungsbeschluss von der StA besorgt und einen Hund und die Wohnung gefilzt. Gefunden haben sie jämmerliche und superkleine Pflanzen auf dem Balkon und jetzt will einer der Bullen nächste Woche zur Vernehmung bei meinem Schützling vorbei kommen und hat sich schon angemeldet. Von wegen nett sein, Hausbesuch. Ich sage ihm, das werde ich absagen, Aussageverweigerungsrecht ist das Mittel der Wahl. Er kann sich nur reinreden bei so was und darauf hoffen die. Kleiner Plausch zuhause, ich glaube: nein. Leider erreiche ich den Polizisten nicht, obwohl er meinem Schützling seine Durchwahl gegeben hat.

Die schlimmste Nachricht des Tages kommt in der Ausstellung von Stephan: die Post an meinen Paps ist wieder zurück gekommen. Ich fasse es nicht, weil ich ihm eine Postkarte gebastelt und geschrieben habe vor der OP, die Morgen ist. Ich rege mich spontan auf: Da war nicht zu wenig drauf, an Porto. Das war nur eine Postkarte in einem Umschlag. Als ich im Büro ankomme, stelle ich fest, dass ich gar keine Briefmarke draufgeklebt habe. Ich rufe in Bayreuth an und mein Paps meint, dass sei Oma erst im hohen Alter passiert. Ich bin natürlich entsprechend frustriert über meine Blödheit. Das ist schon bedenklich, wenn so eine Aktion, die mir wichtig ist, am Ende nur gut gemeint war, aber einfach gescheitert ist.

15.09. Auf zum Faust-Flohmarkt

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Diese Kette braucht dringend Beratung durch den Schädlingsbekämpfer Martin. Das ist zwar ein Weihnachtsgebäck, aber lackiert noch und nöcher. Können die Viecher nicht woanders bessere Kohlehydrate finden? Ich wunder mich immer, was für die noch als Nahrung alles in Frage kommt und natürlich schade um den Hirsch, der nach und nach an meinem Hals gefressen wird. Martin, bitte….