Archiv für den Monat: August 2014

Knorpel nähen

Was gibt es in Hannover Neues? Neues türkisches Café am Steintor neben Efendi Bey. Da wo Balzac drin war und von denen habe sie keine Schraube drin gelassen, steht in dem Artikel zu lesen. Außerdem ist der Straßenwerbung zu entnehmen, dass ein neuer Elektroklub in Linden entsteht. Schicht heißt der. Ich brauche keinen, sondern eine Glocksee für Senioren, aber Club ist immer gut. Bin gespannt wo der reingehen wird. Ich finde meine Eispapiere nicht mehr vom Welschland (die lagerten auf der Ablage des Wohnzimmerschranks und die Holzstiele. Ich muss sie weggeschissen haben als ich krank war. Aus der Baumallee wird nichts.

25.08. Im Büro treffe ich meinen Kollege wieder, der blendend aussieht. Dass er 7 kg abgenommen hat sehe ich nicht, aber er sieht jünger und fast faltenfrei aus. Er erzählt von Currymassagen und Dampfbädern in hölzernen Kisten und zeigt mir Bilder dazu u.a. von einer Schildkrötenfarm und die Tiere sind nur einen Tag alt. Ein rotes Laken umgewickelt war die Ayurveda-Uniform und auch den Mädchen hat es gefallen, die täglich neue Frisuren gemacht bekommen haben. Ich bekomme Ingwerkekse als Mitbringsel sowie Zimt aus dem ich gleich ein Hütchen machen will. Ich habe 26 Sprachnachrichten auf der Mailbox. Die krassesten sind Herr Palästina auf der Flucht, nenne ich es mal, mit einer unterdrückten Nummer und Frau Analphabet, die mit dem Gerät nicht zu Recht kommt und schimpft und heult und alles wird aufgezeichnet sowie die ambitionierte Schwester, die ich angeschrieben habe, dass sie die Wohnungsschlüssel meiner Betreuten rausrücken soll. Sie spricht 4 x drauf, Frechheit und ich habe ihr den Job zu verdanken (weil sie mich gebeten hat die Betreuung zu übernehmen) und verdiene mehr als sie, sie macht ganz viel ehrenamtlich und „die Rosi braucht auch neue Socken“, der Sozialdienst des Krankenhauses ist auch mehrfach drauf und unbedingt heute noch melden. Als ich anrufe zicken wir uns an, aber ich soll Recht behalten, dass die Entlassung in die Kurzeitpflege frühestens in einem Monat ansteht, also was soll die Hektik und ich habe alles im Griff, auch wenn ich mal 2,5 Tage weg bin. Der AB hat sich jetzt schon mehr als bezahlt gemacht und übertrifft meine kühnsten Erwartungen. Dann fahre ich nach Empelde in die Sozialpsychiatrische Beratungsstelle, die Sonne scheint. Die Strecke ist nicht richtig herrlich, aber für mich schon. Wäre ich eine Kuh, würde ich in die Schweiz umziehen, aber als Mensch bleibe ich lieber hier. Ich mag die Art wie die Menschen einem hier in die Augen schauen. Das ist erotisch, diese Direktheit und die Sprache ist es auch. In der Beratungsstelle kämpfe ich mit Herrn PM um das Wort bis die Ärztin mich bremst. Der Termin läuft gut und sie ist sehr nett. Noch ein Glücksfall, dass er jetzt hier wohnt.

Ich erkundige mich wegen Herrn Ihme. Der Beschluss läuft heute aus und es besteht die Möglichkeit, dass er auf eine offene Station verlegt wird und da bleibt. Das wäre ein Wunder und ich rechne nicht damit.

Mittags essen wir mit dem Kollegen vegetarische Pasta im 11 A in der Sonne.

Nachmittags kommt Herr Yoga mit ordnerweise Kontounterlagen. Er kommt zu spät und ich habe nur wenig Zeit und das Gefühl spät dran zu sein zum Arzttermin bei dem Allgemeinarzt, der Herrn Ihme versorgt. Er arbeitet zusammen mit seiner Frau und ich lobe ihn immer in den höchsten Tönen, weil sie großartige Arbeit leisten und so jemand wie Herr Ihme gar nicht angebunden werden könnte in so einer Schicki Micki Facharztpraxis. Hier kann man ohne Termin erscheinen. Man kann aber auch mit. Ich habe heute einen und komme auf die Sekunde pünktlich, wie die Frau des Doktors bemerkt. Das könne auch nicht jeder sagt sie und ich denke, typisch, wenn ich pünktlich denke, ist es zu früh und wenn ich leicht zu spät denke, ist es auf die Sekunde pünktlich. Wir kommen auch gleich dran. Mein Betreuter ist aus der MHH angereist und nervös. Der Doktor wirkt heute übermüdet. Es geht um ein Gutachten zur Arbeitsfähigkeit für die Rentenversicherung. Er will den Kollegen in die Pfanne hauen mit dem er eine Rivalität hat. Mich kann er nicht genau zuordnen. Weiß nur, dass wir uns aus einem anderen Fall kennen. Ich löse das kurz auf. Als ich ihm sage, dass ich ihn für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen habe, müssen er und sein Frau beide laut lachen.

Vor Feierabend schreibe ich zwei Briefe an Frederik und Katalin, jeweils mit einer Postkarte. Sie sind nicht ganz synchron und ich hoffe das führt nicht zu Spannungen. Ich finde das Leben halt nicht so symmetrisch. Nicht jeder das gleiche, sondern jeder nach seinen Bedürfnissen oder wie war das mit der Gerechtigkeit?

Es gibt das Käsekuechli von Sprüngli mit etwas überteuertem Salat (5,- € bei biologisch für eine Hand voll). Die Fotos der Schweizreise werden gesichtet und alle haben eine verschwommene Ecke. Das ist ein riesiger Fettfleck auf der Linse.

26.08. Zwei Mal gibt es morgens Bircher Müsli von Migros mit Jogurt von Migros und Nektarinen von Migros. Ein rein Schweizer Frühstück, von den Zutaten her.

Ich fahre in die Nordstadt zu einer Betreuten, die früher als Prostituierte gearbeitet hat und von Frank Hanebuth verfolgt wurde (man wusste nicht ob Krankheit oder real, vermutlich mehr Krankheit, aber sie mag ihm schon mal beruflich begegnet sein) jetzt clean ist und einen Hund hat. Hier herrscht der Irrglaube, dass der Hund glücklich ist, wenn er ganz viele Sachen hat, nicht eine Leine, sondern 15 und einen Haufen Spielsachen und alles darf. Wenn sie es mal nicht raus schafft, dann hat sie den Balkon mit Plane ausgelegt. Sie weiß schon, dass das keine Katze ist, will ich wissen. Der Hund ist völlig unterfordert und unerzogen, aber mit Potenzial. Das wird wohl nicht ausgeschöpft werden. Ich ignoriere seine Aufgeregtheit und Dominanz und „beiße ihn“ mit der Hand. Er unterwirft sich sofort und würde bestimmt gerne mitkommen und etwas Leadership bekommen, aber das wird nicht passieren. Auf dem Hinweg erfahre ich wo der neue Club entsteht, in den Räumlichkeiten vom Meeting. Das finde ich irgendwie schade, auch wenn ich nie drin war in dem Laden. Der hatte was mit Schwulen zu tun, aber Normalos.

Hund anonym Hund Auge Hundespielzeugkiste

Ich bekomme im Laufe des Vormittags schlimme Nackenprobleme, die ich so nicht kenne. Ich kann kaum aus einer Tasse trinken, weil ich den Kopf nicht bewegen kann, auch nicht nach hinten, zu den Seiten auch maximal eingeschränkt. Das nervt. Massieren tut gut, es ist wohl nichts mit den Knochen stelle ich in Eigendiagnose fest.

Herr Ihme ist auf einer offenen Station und ich telefoniere mit der Psychologin und mache ihr klar, was das für ein Wunder ist. Sie sagt was von Behandlungsauftrag und Therapieplan. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht. Versuche es mehrfach auf dem Patiententelefon in den nächsten Tagen und lande aber immer wieder bei ihr.

Von einer deutsche Familie mit denen wir in den USA gelebt haben ist der behinderte Sohn verstorben. Die Nachricht hat uns in der Schweiz erreicht. Paps erwartet, dass wir, d.h. mein Bruder und ich heute kondolieren, per email. Ob wir lang oder etwas kürzer schreiben, überlässt er uns. Ich tue wie mit aufgetragen, stelle aber klar, dass ich gewöhnlich immer noch selber entscheide wann und wie und bei wem ich reagiere. Nachmittags kommt Paps nach Hause und wurde stundenlang vom Zahnarzt gefoltert, Zahnfleisch aufgeschnitten. Ich sage er, o.k. er hat noch mehrere Joker heute, er darf mir aus dem Nordbayerischen Kurier 3 Sterbeanzeigen schicken und ich kondoliere denen auch noch, aber auf DIN A 4.

Meine Schwägerin hat sich den Meniskus gebrochen beim Putzunfall. Jedenfalls kann sie das Knie nicht bewegen und wird Morgen operiert und das nachdem wir Sonntag festgestellt haben, dass das Alter seinen Schrecken verloren hat und wir uns fitter fühlen als vor 10 Jahren und sie und mein Bruder noch joggen wollten nach unserer Abfahrt. Gut, dass ihr Singlebruder, der Urlaub hat und keine Pläne, zurück bestellt werden kann zum Babysitten. Nennt man das so bei 9 und 11 Jahren? Jetzt ist es doch praktisch, dass er nicht so umtriebig ist mit eigenen Freizeitplänen und zur Verfügung steht, der Onkel. Wir sagen nun definitiv zu nach Bayreuth zu kommen um meinen Bruder zu unterstützen (außerdem ist der Flohmarkt, der einmal im Jahr stattfindet genau an diesem Wochenende, quasi Zeichen) und ich schreibe schon mal eine Einkaufsliste für mehr Schweizer Produkte. Hatte eine kleine Panik, weil die Haselnussjoghurts mir auf einmal besser schmecken als Mokka und davon hatten wir nur zwei. Heute gibt es Schweizer Bratwurst mit extra viel Curry, quasi Currymassage der Wurst.

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Langes Telefonat mit Claudia, alle machen sich Sorgen um mich, weil ich zu offen in BM schreibe. Auch Stephan muss Geduld haben mit seinem Fuß, der nach 3 Wochen noch zickt wie sich im Laufe der Woche zeigt, als er es wieder mit Sport probiert und das ist nur ein Fuß- viel komplizierter ist mein zweites Gehirn, aber ich werde meine Erlebnisse hier für mich behalten. Also jetzt fürs Protokoll: meine gesundheitlichen Probleme haben sich in Luft aufgelöst und mir ist vorne ein stattlicher Penis gewachsen. Nein, mein Mann hat Angst, dass ich so schonungslos über andere Dinge berichte, so wie ich haarklein mein Verdauungsprobleme schildere. Das ist nur Verdauung, der Sex klappt trotzdem gut, so gut wie nie und das beruhigt mich. So schlimm kann es alles nicht sein. Ich habe das Gefühl, dass sich die Geschlechtsteile miteinander unterhalten können und dass sie sich immer besser verstehen. Damit wäre auch dieses Thema abgeschlossen. Claudia sagt das mit dem Nacken sei ein Nerv und ich mache Wallwurzsalbe drauf, aus der Schweiz, hatte ich mal für Zahnpasta gehalten mit verheerenden Folgen. Ich esse die Curry-Ananas Cracker von Di Vida und bestelle welche nach bei meiner Schwägerin. Die sind richtig lecker. Dann schlafe ich mit einem Wollhalstuch über der Salbe und am nächsten Tag ist alles vorbei.

27.08. Traum: Ich albere mit meinem Kollegen herum, der anschließend Schokoladenflecken von meinem Mund auf seinem Hemd hat. So ist es, wenn wir lockerer miteinander sind. Er bastelt Staubbesen aus bunten Kabeln und hängt sie zum Verkauf ins Badezimmer (15,- € das Stück). Sportlich denke ich da. Psychiatrie, 2 neue Betreute oder so. Die Frau arbeitet beim Finanzamt, kein Wunder ist sie hier gelandet scherze ich zu ihr. Sie ist sehr schlau. Dann ist es auf einmal die Tochter von Nina Hagen und ein kleiner Typ. Beide sind Schauspieler und spielen uns was vor. Er ist auch Musiker und Tänzer und tanzt Ausdruckstanz in ganz langsam. Ich bestätige beiden ein gewisses Talent und das sie ruhig in ihrem Besuch weitermachen sollen (es stehen gemeinsame Termine beim Amt an) und frage, ob sie in Hannover eine Anstellung haben. Beim wach werden weiß ich der Traum hängt zusammen mit Herrn Ihme, der freiwillig in Wunstorf geblieben ist, als Montag der Beschluss auslief. Das hätte ich nie für möglich gehalten, habe nachmittags mit der Psychologin telefoniert, sie wollen zusammen mit ihm einen Therapieplan erarbeiten und Ziele setzen. Ihn habe ich aber nicht auf dem Patiententelefon erreicht.

Ich esse gerne eklige Dinge, z.B. angetrocknete Salatsoße auf einem Löffel und den benutzte ich dazu den Jogurt ohne Geschmack auszulöffeln. Ich probiere gerne mal Sachen, die nicht zusammen passen.

Ich fahre nach Langenhagen zu meiner neuen Betreuten aus Ruanda und wir haben Arztvisite mit der Sozialarbeiterin. Der Arzt hat Attest geschrieben, dass sie eine eigene Wohnung benötigt und dafür kämpfe ich gerade. Übergangsweise soll sie ins Frauenwohnheim in der Gartenstraße. Sie will es mit mir besichtigen. Ich sage, nur wenn sie wolle, ich könne mich auch so beschäftigt halten. Sie bekommt die Fahrkarte von der Klinik gestellt und darf sogar mit dem Taxi hinfahren. Ich sage, dass ich ihren Frust derzeit nicht ganz verstehen kann. Hier ist es besser als im Wohnheim (das hat sie selber gesagt), sie hat Ausgang ohne Ende und kann sich auch mal im Park auf eine Bank setzen und dann hat sie ihre Ruhe, afrikanisches Kochen in der Stationsküche hat man ihn auch angeboten und sie will nicht, also es gibt schimmere Situationen. Ich vereinbare einen Vorstellungstermin und finde den Laden zunächst nicht, weil ich Gartenallee eingebe. Ich fotografiere die Kunst und das eine Bild aus der Malgruppe gefällt mir (das was ausschaut wie Popart, bitte raten) und ich werde mich mal erkundigen.

RorschachtestbildMensch auf InselToastbrotschmierenDNABallonkäfigeGemüsebildBetriebsausflug der Patienten

Das mit dem Gemüse heißt Betriebsausflug der Patienten. Das ist lustig. Auf dem Rückweg entdecke ich eine Sammelfigur an Kiosk, der man die Zähne ziehen und sie dann wieder einsetzen kann. Wenn die nichts für die Enkel ist, dann ist sie was für Opi oder ich nehme sie. Ein Flummi, der aussieht und sich anfühlt wie ein Ei. Damit will ich einen Scherz am Frühstückstisch machen. Mich haben die Eiertricks von meinem Vater immer sehr belustigt. Das war ein simpler Trick, das Luftei, was man umgedreht hat und dann sah es ganz aus.

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Auf dem Marktplatz parkt das Auto der Firma „Blitz blank“ und ich denke, wie sieht das denn aus, wie mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Es ist Teppich…

Blitzblank

Frau Yoga soll Morgen alleine zum Amt um 8:30 Uhr. Ich habe genug Termine und sie will es immer selber machen und sieht gar nicht, dass sie mich braucht. Ich briefe sie abends telefonisch, was unsere Themen sind und dann soll sie ihr Glück versuchen.

Wie toll war es mal wieder ins Da Etna essen zu gehen, einfach so und anschließend nicht gleich nach Hause aufs Klo, sondern ins Apollo und Film mit Überlänge gucken, Boyhood und jeder isst eine ganze Packung kandierte Erdnüsse aus Wien, auch das erste Mal dass das möglich war. Brav haben sie gewartet und 10 Packungen haben wir noch in Petto. Das erste Programm aus 1973 hängt aus mit 2001 – Odyssee im Weltraum, Woodstock und Tanz der Vampire, die liefen.

Zuhause schreibe ich der Schwester deren behinderter Bruder verstorben ist. Ich sollte kondolieren. Der Befehl kam von oben (Familienoberhaupt). Uns verbindet eine gemeinsame Zeit in Kalifornien und sie wohnt in Hamburg mit ihrer Familie und hat einen Professor geheiratet. Für „wir gehören zur Familie“ ist seit 30 Jahren Funkstille, so dass ich diese Euphorie nicht so teile. Manche Menschen leben mehr in der Vergangenheit als andere und eine unglückliche Kindheit lässt einen im Erwachsenenalter zum Kinderprofi werden. Das war schon immer meine Theorie. Sie macht in Kinderforschung.

28.08. Traum von Abiklasse, 60 Schüler, überforderter Lehrer, der viel schreit. Ich lass es mir berichten und führe den Aufstand an, d.h. fang an einen Brief zu formulieren, den mindestens die Hälfte der Schüler unterschreiben sollen, das wir einen Lehrerwechsel wollen. Dann Einschulung, Jasmin ist früh da mit den Jungs, die Stühle stehen in Reih und Glied und ich stelle mich bei einem Mädchen vor was heute auch das erst Mal da ist und gestern noch nicht als Klassenälteste. In einer halben Stunde gehen die Prüfungen los.

Um 8:15 schon Anrufe von Frau Yoga. Die sind zu doof vom Amt und ich werde vor Bayreuth noch eine Eilklage vor dem Sozialgericht machen müssen.

Der Kollege war gestern schon erkältet und jetzt ist er krank. Das liegt m.E. weniger an den Temperaturunterschieden als am Langstreckenflug. Da geht kaum einer gesund raus und davor graut mir auch.

Ich fahre in die Oststadt zu meiner Betreuten mit den Pflanzen und wir füllen den Antrag auf Insolvenz aus bei ihr in der Küche. Sie hat ungeöffnete Post. Später merke ich, dass ich das nicht riskieren kann während ist weg bin, zu viel kann schief gehen und dann ist die Kacke am Dampfen. Sie hat 1000 Bedenken und dreht durch, wenn irgendwas sich verändert und nicht klappt. Das Konto wird erst mal gesperrt bei einer Insolvenz und dann ihr geiles, reines online Konto. Das tue ich mir nicht an. So viel ist sicher. Ich will die kleinen Glasstifte kaufen, die mir zum Basteln fehlen bei dem verhassten Tiffany-Corner und habe mein Portemonnaie und mein Handy im Büro liegen lassen. Ich brauche nur 95 Cent, aber es mir jetzt von meiner Betreuten leihen? Die Blöße gebe ich mir nicht oder von der Sekretärin der Beratungsstelle in der Königstaße. Das ist es mir nicht wert. Schaue, ob ich etwas Geld auf der Straße finde, einen Euro oder Pfand. Doof gelaufen. Fahre in die Königstraße und lese Haz in der Sonne. Mein Betreuter kommt pünktlich. Dr. K. kennt sich mit Medikamenten aus. Meiner schläft 16 Stunden am Tag und fühlt sich danach trotzdem wie gerädert. Brauche 3 Stunden Anlauf wenn er einen Termin hat. Er führt eine penible Liste über alles was er schon genommen hat und die Wirkungen bzw. dass es keinerlei Wirkung gezeigt hat. K ist beeindruckt. Das einzige was geholfen hat zahlt die Krankenkasse nicht, eine Partydroge, die genutzt wird um die Nacht durchzuarbeiten. Er hat sie 14 Tage mal genommen und damit hat er 8 Stunden geschlafen und ist von alleine aufgewacht und konnte das erste Mal in seinem Leben morgens aus dem Bett springen. K sagt was von Kokain und es gebe immer eine beliebte Droge, die abhängig macht und dann kommt die Pharmaindustrie und stellt das synthetisch her angeblich ohne das Suchtproblem, das würde sich erst später einstellen. Mein Betreuter sagt, das Medikament kostet 300 – 400 im Monat und sei seiner Krankenkasse zu teuer. Ich sage, ich glaube nicht daran, dass das der Grund sei, da gebe es deutlich teureres Zeug für einige tausend. Ich kann die Reste gebrauchen, wenn ich mal mehr Arbeit hätte, also richtig viel. Nein, ich brauche das nicht stellt der Arzt fest. Was ich nicht brauche ist das Zeug was in den Melatonin-Haushalt eingreift, dass nehmen die Amerikaner gegen Jet lag aber da denke ich mir, warum Droge, geht auch so. Über diesen Therapieansatz wird auch gesprochen. Die Partydroge ist nicht zugelassen bei Depressionen, weil es nur den Antrieb steigert. Ach so, es hilft den Leuten besser aus dem Fenster zu springen, sage ich. Der Betreute mit dem spanischen Namen wird nach Persönlichen Dingen gefragt. Mir war klar, dass er schwul ist, jetzt weiß ich, dass er einen Freund hat, der Biologe ist, aber nach Bonn gezogen ist und den er nur einmal im Monat sieht. Warum zieht man nach Bonn, will K. wissen. Da gebe es nicht so viele Möglichkeiten, wenn man in der Forschung bleiben wolle, Tel Aviv oder Massachusetts, er sei vorher in Göttingen gewesen. Tel Aviv da wäre ihm die Luft z bleihaltig stellt K. fest und Massadingsbums, ihn würde keiner nach Ami-Land kriegen (das klingt etwa so ausgeschlossen wie meine Cousine). Da wolle nur Frau A. ewig hin, zu diesen Amis. Er war auf Island und erzählt von den Landschaften auf der Insel, die Straße hat dieselbe Farbe wie die Erde drum herum und es sehe aus wie eine Mondlandschaft und dann wieder ganz anders mit Üppigkeit und Wasserfällen und kann den Namen des Vulkans jetzt aussprechen, der vor einigen Jahren für Schlagzeilen sorgte. Mit sagt der Name nichts. Als er das Rezept holt sage ich zu meinem, Göttingen ist ein schlimmes Nest, aber was hat der Mann gegen Bonn? Als er wieder rein kommt sage ich, wie hätten beschlossen, dass er mal nach Bonn müsse, das sei schön da, am Rhein, Museumsinsel und Weinanbau. Ganz malerisch und überhaupt nicht doof.

Wir essen was in der Kaffeepause, leckere Kürbis-Süßkartoffelsuppe. Nachmittags kommen die Üblichen zum Geld abholen. Das vorletzte Mal vor meinem Urlaub. Als letzte an der Reihe ist Elisabeth Taylor, die jede Woche so krass anders aussieht, dass ich meinen Blog einschmelzen will und die dokumentieren. Ich bin etwas ungehalten mit ihr, weil sie ihre Regio-S-Karte nicht bekommen hat, die Ende August ausläuft. Das fällt ihr ja früh ein und sie hat den ganzen Tag Zeit und treibt sich in diesen Sozialläden herum. Da kann sie sich mal selber erkundigen. Die kann man irgendwo abholen.

29.08. Haz Artikel über giftige Beeren, die ich angeblich gegessen habe in St. Gallen bei dem Ausflug. Frederik meinte, die seien essbar, aber sie schmeckten krass und hatten einen ganz großen Kern. Habe ich eh ausgespuckt. Giftig bis sehr giftig. Das gefällt meinem Mann.

Heute bin ich bei der türkischen Betreuten. Da zwei andere in der Nähe sind telefoniere ich herum um dort auch Hausbesuche anzukündigen. Die Frau, deren Altpapiercontainer ist schon gefüllt habe wird als erstes gefragt. Das Lindener Baukontor hatte mich Mitte der Woche, am Mittwoch, angerufen, dass die Bauarbeiten Montag los gehen und sie heute die Kartons bekommen würde und ob ich da helfen kann. Bis Montag müssen Küche, Bad und Flur gepackt sein, weil die Tischler dann los legen. Die Anruferin hat mit dem Sohn gesprochen. Der muss auch motiviert werden, sage ich. Sie kennt das und hat einen Teenagersohn. Ja, dann weiß sie ja, wie sie mit dem reden muss. Ob ich denn helfen würde. Ja, schon, ich mache auch Katzenklos sauber, aber etwas Vorlauf würde ich auch brauchen. Hatte mich dann bei meiner Betreuten erkundigt, ob sie das hinbekommt. Heute könnte ich sogar Hand anlegen, aber sie lehnt ab.

Nach Frau Mokka kommt Herr Ratte noch dran, bei dem ich mich anmelde. Wir füllen den Kaffee aus Zürich um und sie kocht welchen.

Minas Kafa

So lecker, dieser Mokka. Wir sprechen über die letzte Einweisung 2009 und das regt sie so auf, dass der Kaffee überkocht in dem Moment. Ich hätte eine Pferdebrille auf, so komme es ihr vor, ach so, auch ein guter Ausdruck, Scheuklappen. Ich sage, wie es damals aus meiner Sicht war und dass es echt dramatisch war und ich es auch nicht gerne getan habe und mir eher vorwerfe, dass ich zu lange zugewartet habe. Sie sagt, dass sie zur Zeit nur Stress hatte und nicht krank sei. Keine Stimmen wie früher. Sie will nicht mehr darüber reden und wenn es um andere Themen geht wie Konto, was muss die Tochter an Ausbildungsgehalt beisteuern, ist sie wieder „ganz normal“ wie ausgewechselt. Sie arbeitet in einem Bräunungs- und Friseursalon und bekommt 3,- € die Stunde auf die Hand. Das ist wenig, aber sie fühlt sich wohl und es ist wenig los und dann macht der Chef ihr die Haare und zupft ihre Augenbrauen. Es geht um Hobbies und sich aufbauen und sie holt die Gitarre raus. Sie hatte mal Unterricht. Dann kann sie doch auch mal eine Runde in dem Salon spielen, bringt vielleicht mehr Trinkgeld schlage ich vor.

Herr Ratte hat ein neues Fahrrad von Boc und ist schlecht drauf, will seine Freundin rausschmeißen, kann aber nicht ohne sie. Sie verwaltet das Geld und arbeitet zu viel und schläft sonst die ganze Zeit. Liebe und Hass liegen hier dicht beieinander und man gespannt sein, ob er ihr nicht wirklich eines Tages den Hals umdreht.

Mein Betreuter, der als Kurde gefoltert wurde, den habe ich noch nie zu Hause besucht und das fand die Richterin komisch bei der Anhörung und nein, muss ich nicht. Es ist ordentlich und sauber dort und ich weiß schon, wann ich Hausbesuche machen muss und wann nicht. Lass mir nicht vorschreiben, wie ich meine Arbeit zu machen habe. Jetzt fragt das Gericht nach, ob der Hausbesuch stattgefunden habe und ich will es einfach tun, statt diskutieren. Habe mich mehrfach angekündigt und abgesagt diese Woche. Das Deutschlandradio nervt und das muss auch geregelt werden. Die Kindesmutter ist Haushaltsvorstand. Ich finde die Straße in Linden Nord nicht, deren Name mir so vertraut ist. Ich soll bewirtet werden und will nicht, bekomme trotzdem orangefarbene Limo, die ich höflich trinke. Kekse werden auch aufgetischt. Drachentöter im Fernsehen. Die älteste wird in zwei Wochen eingeschult. Sie trägt einen Partnerlook mit der kleinen Schwester. Sie kennen den Typen dessen Tochter entführt wurde im Ihmezentrum. Die einzige gute Moschee ist beim Arbeitsamt. Die anderen sind politisch, da werden Terroristen geschult vom Präsidenten der Türkei. Das sind seine Moscheen. Wenn Moslem sein so ist, dann will er das nicht mehr sein, aber die haben gesagt, das hat nichts mit Moslem zu tun und man muss jede Religion akzeptieren. Er war heute beim Freitagsgebet und deswegen war er nicht zuhause. Er würde nie jemandem weh tun und Glaube muss im Herzen entstehen, sonst nicht. Gerüst vor den Fenstern. Sehr staubig und die Kinder haben Angst vor dem Lärm. Wohnung zu klein, ich soll alles besichtigen und seine Frau hat mir weißes, türkisches Nougat gekauft, was ich mitnehmen muss. Der Hausbesuch ist so gelaufen wie gedacht und ich weiß schon, warum das nicht hätte sein müssen. Auf dem Rückweg tausche ich Sardellen aus Wien und von der Migros gegen eine Band mit Teekannen und –tassen im Stoffreich. Auch die einzige Kundin im Laden weiß von dem Konzert in der Martinskirche von Feinkostlampe. Dann gehen da wohl echt alle hin.

Auf dem AB Elisabeth Taylor, die mir sagt, dass ich im Urlaub ab dem 18.09. in die Türkei fliege und Kinder, Jungs aus dem Gebirge rette und das müsse ich nicht.

Die alte Regel gilt: es ist erst vorbei, wenn wieder die Haare gewaschen werden. Baden, Pasta und den Deppen bei Jauch, der sogar selber aus der Kirche ausgetreten ist beim Standesamt und trotzdem einen Joker nimmt. Wir hatten für meine Betreute recherchiert, die wissen wollte, ob ich für sie austreten könnte. Das wollte ich nicht machen. Ich heirate auch nicht für die Betreuten. Stephan hatte sich aber erkundigt, wie man es macht.

30.08. Wolf Haas in Hamburg an einem Montag zur Lesung oder nach Göttingen oder die Wellküren, die Schwestern von Gerhard Polts Musikern. Stephan schlägt Vieles vor, was ich aber ablehne. Tanzfestival in Hannover, alles ein bisschen viel vor der Überseereise. Sage ich immer nein? Ich denke nicht. Die Chili wird umgetopft. Generationen von Bananenbabies, die auch keine Zukunft haben.

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Heute bin ich wenigstens zum Nähen verabredet und bringe die Suppenuntensilien zurück sowie eine Wendejacke aus den 50ern und einen grünen Trenchcoat. Beides steht Steffi sehr gut. Sie war in der Hundeschule, wo sie eine Ausbildung macht, ungeschmickt, da kann sie praktische Kleidung gebrauchen. Cesar Millan hat eine neue Sendung, wo er Hunde vermittelt und entscheidet welche Familie sie bekommt und dann erzählt er über seine Karriere, illegal aus Mexiko bis hin zu einem Großunternehmen mit Auftritten in der TUI-Arena, wo wird bald auch im Publikum sitzen werden. Wenn sie jetzt Tiertrainerin wird, dann kommt sie vielleicht bald mit Cesar Millan zusammen. Nein, der hat kleine Latinas mit operierten Brüsten. Dann geht es auch um Netzstrumpfhosen. Da könnte ich auch noch welche ausmustern. Ich habe eine an, die Steffi gut findet und zeige meinen Schritt vor, wie lieb meine Mama die geflickt und da was eingesetzt hat. Da habe ich sogar eine zweite, wie sich das gehört für einen Messy, die noch original verpackt ist und ein schlechtes Gewissen, dass ich meine Mama habe arbeiten lasse. Steffi hat es erkannt. Ich liebe das geflickte an dem gearbeitet wurde. Nein, die ist nicht von Wollford. Das wusste ich, dass sie nicht so edel ist, zuhause schaue ich noch mal nach.

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Ein 30er Jahre Kleid mit aufgestickten Perlen, in dem ich mir nicht gefalle, weil es schwarz ist und ich aussehe wir eine trauernde alte Frau. Als ich es Stephan zeige fragt er was sei, wenn er stirbt, nein, dann ziehe ich was anderes an, darin fühle ich mich nicht wohl und traurig, obwohl er noch lebt. Ich hatte ein altes Seidentuch aus den 50er Jahren, was ich mal in Wien teuer erstanden habe, von Steffi hinten draufnähen lassen in der Hoffnung das Kleid dann mehr zu lieben, aber ich habe es kein einziges Mal getragen und mir ist auch nicht danach. Da sind alte Heimatzeitschrift aus der Schweiz gezeichnet drauf mit Schrift, etwas Faschomief, weil die neben „Tessiner Wochenblatt“ auch „Der Heimatbote“ oder so ähnlich heißen. Ich trenne es heute wieder ab, da ich das Tuch behalten will und das Kleid ist eine Spende für den Fundus ist und ein Plastiktablett mit Drachen findet auch eine neue Bleibe. Zuhause ist es so voll, dass ich ersticke und Stephan auch gleich mit. Ich schmeiße 14 Geschirrhandtücher weg und der Stapel sieht nicht kleiner aus seitdem ich angefangen habe die auch zu sammeln. Hier habe ich eben auch meine Vorliebe für alte Motive entdeckt und nutze nicht mehr die modernen, hässlichen, die ich mal geschenkt bekommen habe von Schwiegermutter oder mir selber gekauft habe. Ich freue mich über die Retrohandtücher vom Fairkaufhaus für 1,- € mit tollen Aufdrucken. Steffi hat eine runde Arbeit von Lena an der Wand hängen, die dort sehr gut hinpasst. Eine Kriegerin mit einer tollen Kette der Ahnen um den Hals. In der Straße werden Pflanzen zum Sperrmüll gestellt. Soll ich meine Betreute aus der Oststadt anrufen…

PflanzenumzugSteffi RegenjackeInferno

Statt Konzert in der Martinskirche nur Essen, Sofa und weiterbasteln. Es gibt Migros Rahmquark mit Erdbeeren und Banane. So lecker der Quark. Der sollte auch nachbestellt werden. Ich habe einfach keinen Bock auf soziale Aktivitäten und Kultur und Rausgehen. Stephan, meine beste Freundin von allen, übernimmt die Beratung. Am Ende des Tages sind 7 Hütchen fertig (u.a. das Mokka-Paket, was ganz hervorragend steht und bequem und leicht ist) und ich gehe zufrieden ins Bett. Endlich ist Heikes Blutwurst richtig in Szene gesetzt, ohne die Stoffravioli (das wäre was für ein Mobilé gewesen), aber auf einem kontrastreichen Untergrund. Ton in Ton ist nichts für mich. Das Hörspiel ist wieder unsagbar schlecht. High heels sind toll, weil der Fuß die Stellung hat wie beim Orgasmus und das strahlen sie auch aus oder weil Männer einen Fetisch entwickeln und dann nur – wenn es gut läuft – nur noch den Schuh brauchen in der Endphase und dazu wichsen?? Stephans Hände würde ich gerne abhacken und in einer Handtasche immer dabei haben, wie das eiskalte Händchen, aber warm, aber die Hände ohne die Arme sind auch nicht so gut und ohne den Körper als Fläche zum gegenpressen….

31.08. Traum, Cara treffe ich am Moltkeplatz bei ihrem alten Haus. Was macht sie hier? Das Haus ist schön, aber direkt an eine Kirche ran gebaut und es steht leer und muss saniert werden. Ich schmeiße Klamotten weg und zeige ihr die Röcke. Dann kommt Jan und sucht sich auch was aus. Sie versteckt die Sachen erst. Er nimmt mehrere große Aschenbecher. Einer sieht aus wie ein Sektkübel und hat Beschädigungen am Rand. Ist er aus Blei? Er kann ihn trotzdem gebrauchen.

Frage bei meinen Eltern, ob wir Suki nach Bayreuth mitbringen können und im zweiten Schritt wird mir befohlen, dass Burgkunstadt wichtiger sei als das Steichele. Wir sollen mal meine Schwester in der neuen Gruppe besuchen. Mein Bruder war schon 2 x dort und jetzt wird es Zeit, dass ich mich blicken lasse und mit dem Hund, quasi Pflicht und da müsse ich mich gegen meinen Mann durchsetzen. Ich bin anti und sie sollen erst Mal in die Kirche gehen. Stephan sucht dann die Direktverbindungen raus und ja, das kann man machen und wir sind für alles offen, der Hund lernt eine Lektion als Begleithund, aber so wie sie es anstellen muss es nicht sein. Wir frühstücken und ich kriege Depressionen, was die Schweizer für leckeren Rohmilchkäse im Supermarkt haben. Da schmeckt bestimmt jede Sorte so hammer lecker und das ist so was von ungerecht und nein, die Produkte dort sind anders. Wolfram hatte erzählt, dass sie festgestellt hätten, dass es in Frankreich im Supermarkt die gleichen Produkte gibt wie bei uns, voll enttäuschend diese europäische Angleichung. Ich sage, ich finde immer was und kaufe Frommage Blanc und Salzbutter. Das bekomme ich hier nicht. Stephan sagt, Schweiz ist nicht EU.

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Nach der ersten Mahlzeit des Tages eine Runde Maden jagen in der Küche. Es ist immer wieder der Bio-Früchtetee mit den Stückchen. Der ist vorher schon verseucht ist meine Theorie. Ob ich heute raus gehe ist unsicher. Das Wetter lädt nicht dazu ein. Unter uns heulen die Kinder den ganzen Tag. Jetzt waren sie eine Weile weg und sind wieder da und das Elend geht weiter. Nein, ich halte das nicht für normale Erziehung dieses tagtägliche Drama.

Telefonat mit meiner Tante. Das schlimmste ist Packen, eine Reise wie ein Umzug, Sachen dabei haben für alle Wetterlagen. Sie nimmt zu Lebzeiten schon Abschied, weil sie viele Leute aus der Familie und Freunde abgeschrieben hat und man wird sich nicht mehr sehen in diesem Leben. Daran kann man auch nichts ändert, weil man die Leute nicht ändern kann und die Familienaufstellung festen Regeln folgt, einem Muster, aus dem man nicht ausbrechen kann. Dann hilft es auch nichts sich zu sehen, eine Flasche Wein miteinander zu trinken, weil es nichts ändern. Eine deprimierende Aussicht. Es werden auch sonst krude Theorien verfolgt. Der Zusammenhang zwischen Physik in diesem Labor und behinderten Kindern. Wenn man sich gut versteht und ein liebevolles Verhältnis besteht, dann sieht es so aus, dass der andere nichts davon weiß und sich das alles im eigenen Kopf abspielt. Ich sage für mich wäre liebevolles Verhältnis immer noch Vollkörperkontakt mit einem anderen Menschen mit allen Risiken des sich Verletzens und verletzt Werdens und der Missverständnisse.

Heute muss ich Sachen durchschauen, weil die Maden nerven, die über Tische kriechen und die Wände hoch und auch zu viel Chaos herrscht in den Schubladen in der Küche, voll mit Bastelsachen, die dort – streng genommen – nicht hingehören. Ich finde die Eispapiere vom Welschland, die ich offenbar in die Buttonschublade umgepackt habe, aber die Stile fehlen. Erst mal schmeiße ich die braunen Bäume aus der Schweiz weg. Die sind hässlich geworden. Stephan und ich haben beide Angst um unsere Lebensmittel und das ist eine schlimme Angst. Etwas aufräumen tut gut, Sachen wegschmeißen, eine Netzstrumpf soll lieber die Freundin erfreuen/belasten. Eine Runde aufwärmen im Bett. Der dicke Brummer letzte Woche, der ist uns nachts ins Schlafzimmer gefolgt und wollte mit uns schlafen. Meine Tante sieht die Welt aus ihrem Blick und zwar so krass, dass es eine Realitätsverschiebung darstellt, wenn man anderen gar nicht mehr zuhören und nur durch den eigenen Kopf lebt. Ich habe Collagen eingescannt, auch die der Wienreise. Hier hatte ich keinen Reisebericht geschrieben über meine Geburtsreise und das Gruppenerlebnis. Das musste ich auch erst mal verdauen. Ich hoffe, das Sammeln hört bald auf. Immerhin kaufe ich keine Leinwände mehr und manche Hobbys sind versiegt, aber es kommen neue hinzu. Stephan hat Recht, die kleinen Hütchen mag ich nicht mehr, lächerlich, Grundschulniveau, die kann Katalin auftragen, dafür mache ich jetzt große. Ohne Stephan wäre ich auch komplett überfordert, er hilft mir bei meinem Sein. Ohne ihn wäre aufräumen, packen und reisen auch nicht zu bewältigen. Er ist sogar bereit Sushi essen zu gehen, auch wenn er sich nichts draus macht, wie beste Freundin halt.

Wandern mit Handtasche

18.08. Die Telefonanlage ist tot im Büro. Erst denke ich, nur mein Gerät, Stecker raus, habe die neue Putzkraft im Verdacht. Unter dem Apparat Dreck und Staub, die Telefongeräusche aus dem Flur kamen von einem mobilen Gerät. Das Ausmaß des Ausfalls wird nach und nach klar. Den Büro-Ordner beim Kollegen suchen, Anrufe bei der Telekom, Geschäftskundenservice, Leitungen messen. Beim dritten Anruf höre ich den Ausdruck „8-Stunden-Vertrag“. Ab 9:20 (Meldung des Problems) müssen sie es innerhalb dieser Frist behoben haben bzw. einen Fehler ihrerseits ausgeschlossen haben. Telefoniere auf dem Handy. Herr Ihme war absprachefähiger, dafür hat er Cannabis auf Station gebracht und auf der Toilette gekifft und hat dafür 3 Tage Ausgangssperre. Die Stationsärztin wertet es als Erfolg und durch die höhere Dosierung sei der Wahn in den Hintergrund getreten. Entlassung voraussichtlich nächsten Montag. Mein deutsch-russischer Alkoholiker ist weder Freitag zu der Vorbesprechung mit der Oberärztin noch Montag zu der an dem Tag beginnenden ambulanten Arbeitstherapie erschienen. Ich scheiße ihn zusammen. Angeblich hat er keinen erreicht zum Absagen und die Krankenkasse übernimmt die Fahrtkosten nicht. Ich engagiere mich da auch nicht, wenn er es noch nicht einmal für notwendig erachtet mir Bescheid zu sagen und ich ihm hinterher telefonieren muss, dann will er wohl nicht und weiter Alkoholiker bleiben.

Mittagstisch mit meinem Mann gegenüber. Hilfeplanung, die nette junge korpulente Frau aus Hameln ist da. Ich muss immer wieder raus. Der Techniker der Telekom misst die Leitungen mit einem Gerät was ausschaut wie das Teil mit dem der Schaffner ICE-Fahrkarten im Zug ausdrucken kann. Er geht nach 15 Minuten unverrichteter Dinge und will einem Anlagentechniker Bescheid sagen. Ich kann nicht faxen und muss mindestens noch 10 Faxe verschicken vor der Reise. Außerdem wenn die Anlage kaputt ist nach 6 Jahren wird das richtig teuer.

Ein Typ der Herrn Yoga 2.000,- € schuldet und den ich angeschrieben habe, will mich unbedingt sprechen und kommt immer wieder vorbei. Zuletzt wimmel ich ihn über die Gegensprechanlage ab. Ich habe heute keine Zeit (will zum Yoga). Er hatte zuvor einen Brief abgegeben und schreibt, dass er zurückgezahlt habe, aber keinen Nachweis dafür hat. Herr Yoga hat seine Frau bedroht. Er hat Angst, dass ich das gerichtliche Mahnverfahren einleite. Ich sage, dass ich mich nächste Woche bei ihm melde. Er ist 1 Woche im Ausland und hat so Angst wegen meiner Frist. Ich schreibe Herrn Yoga, wer eine Zahnbehandlung über 15.000,- € in Auftrag geben kann (es sind wohl insgesamt über 45.000,- ), kann auch selber den Zahnarzt fragen, warum die Kosten vom Kostenvorschlag abweichen. Ich sei nicht seine Privatsekretärin. Darauf reagiert er leicht beleidigt, aber irgendwie muss ich den wegbeißen.

Ich werde von Stephan gefragt nach Kaffee trinken in der Sonne. Es hat sich Überraschungsbesuch angemeldet, die von der Küste auf dem Rückweg nach Wien sind. Nein, geht nicht. Ich will zu Yoga. Fahre äußerst schlecht gelaunt an ihnen vorbei. Sie sitzen bei Künne in der Sonne mit Stephan.

Kaya erzählt von den anstehenden Studio-Feier, die wie Herbst- statt Sommerferien seien und dass wir heute Kuschelyoga machen würden.

Essen im 11 A, wie immer. Sie waren nicht in Wien beim Grunaer am Freitag, weil sie es vergessen hatten und da auch zu viele Leute waren. Lieber in Hannover treffen, wo sie uns für sich haben. Essensgeschenke aus Wien. Marillenprodukte und einen trachtigen Gürtel mit Herzchen, grau. Das Leder ist schön weich und irgendwie steht er mir.

19.08. Werde früh wach und fliehe aus der Wohnung ins Büro. Wenn Besucher da sind, kann ich mich nicht rühren und dann trinke ich hier Kaffee um 8 Uhr. Fahre zur Ausländerstelle und die Frau mit der ich den Termin habe ist nicht da und hat mich vergessen. Der Kollege muss ran. Er geht viel in die Mucki-Bude. Anschließend MHH, Oberarztvisite in großer Runde, weiße Tischdecke, zwei Ärzte, Bezugspfleger. Meiner Herr Minus kann nicht nach Hause zurück und ich suche einen Heimplatz. Er sieht es nicht ein. Hat das Sprechen verlernt, wie der Oberarzt meint und soll erst mal zur Ergo und die Bezugspflegerin ist zuversichtlich, dass er sich in einem Heim anbinden lässt so nach dem Motto, dort wo Kaffee und Zigaretten sind, da ist er zuhause. Hier könnte man sofort einen Film drehen auf Station. Eine Frau wird gerade von Sanitätern abgeholt und zieht nach Langenhagen mit zig Plastiktüten. Eine andere Patientin läuft den Gang entlang und spuckt sich in die Hände und reibt die aneinander. Dann fasst sie mit der Hand die Wand an und läuft so den Gang entlang, egal wer da steht, der muss weichen. Sie blockiert den Raucherraumeingang und zum Schluss liegt sie auf dem Fußboden mitten im Flur und macht Schwimmbewegungen. Meine sehbehinderte Betreute ist auf den Nachbarstation, die neu gemacht ist und der statte ich einen Besuch ab. Sie gibt gerne mit mir an.

Der Telefontyp ist ein Traum und ja, er mag mich und erklärt mir die Telefonanlage und ja, dafür hätte ich ihm die Zunge in den Hals gesteckt. Ich habe jetzt einen notdürftig besprochenen AB (bin da nicht so eitel) und kann ihn selber ein- und ausschalten und die Nachrichten abhören. Die neue Freiheit. Den hat er mir auf „F1“ gelegt. Wir üben zusammen und ich bin überglücklich als er geht.

Nachmittags kommen meine Schwiegereltern und bringen die Bahncard für die Schweiz. Ich mache Zucchini-Kartoffel-Laibchen aus den Resten und vor allem viel Chaos. Ich gebe meinen Gürtel ab, obwohl es sich danach anfühlt wie ein Leistenbruch nachdem ich ihn abgemacht habe und das vorschnell war. Ich bereue es und habe noch nicht mal ein Beweisfoto.

Nach 6-7 Wochen Durchfall bin ich einfach unausstehlich muss ich mir selber eingestehen. Ich wollte eigentlich die Reise absagen, wenn er nicht vorbei sein würde.

Es juckt, ich sage Sport ab. Es gibt weitere Puffer und Kekse aus England. Die mit Schoko-Nuss. Das sind die besten überhaupt. Stephan skypt mit seinen Schwestern.

20.08. Früh wach. Energie. Arbeit klappt unheimlich gut. Ich schaffe alles weg.

Zum Abschied ein Streit. Es muss wohl immer so sein. Losfliegen, ankommen. Ich lese den neuen Roman von Friedhelm Kändler „Missis Jö“, der sich gut liest und mir gefällt, vor allem das erste Kapitel mit dem Briefträger, der seiner Frau zuliebe in den Urlaub fliegt und seine Vertretung in die Besonderheiten seiner Route einweisen muss. Der Flug ist fast zu kurz. Es gibt Schoggi-Eis für alle und der Stewart redet Englisch mit mir, weil er denkt, dass ich „tea“ bestellt hätte. Es gibt 2 Passagiere, die erste Klasse (oder Business) fliegen und vorne sitzen mit einem extra Steward und in einem extra Abholauto zum Terminal gefahren werden. Das Gepäck kommt trotzdem nicht schneller. Mir wäre das peinlich. Wir sollen uns an einer Umfrage beteiligen und da kann man einen Swiss Flug Business gewinnen. Das schreckt mich richtig ab.

Flug 8 Flug 6 Flug 5

Kathrin holt uns ab und wir haben den Zug gerade verpasst und 30 Minuten Zeit; Zeit für den ersten Einkauf u.a. Cashew-Nüsse mit Limette und Pfeffer. 2 Mal Kondensmilch in der Tube, sicher ist sicher. Sie zeigt uns Martinello. Was mir heute absurd teuer vorkommt, der Tee für 9,50 € (Kräutertee Frida Kahlo und Thymian-Zitrone), werde ich Morgen schon kaufen. Wir fahren zu ihr und Anke und Kevin sind eingeschlossen in der Wohnung. Unser Bett ist gemacht. Nach etwas Zeitungslektüre bzw. Materialbeschaffung, d.h. Ausschneiden geht es los. Ich lass mich in die Altpapiergepflogenheiten einführen, bei denen Papier und Pappe getrennt gesammelt wird. Kathrin teilt ihre Schätze mit mir, d.h. es sind meine, die Sammelfiguren von der Migros, die es derzeit nicht mehr gibt. Es waren die eigenen M-Produkte in Mini-Format, aber so gut gemacht, wie auch Anke feststellt, nicht einfach nur kleine schlechte und unglaubwürdige Schachteln, die schlecht zusammengefaltet sind wie für den Kaufmannsladen, sondern Chips-Tüten aufgeblasen und kleine Schachteln mit richtig Gewicht als hätten sie einen echten Inhalt. Ich habe ein Hähnchen, Reis, TK-Pommes und Chips abgegriffen zum Basteln und ick freu mir. Wir gehen in den Hardhof, die Gastwirtschaft am Platz, wo wir immer mal rein wollten aber das letzte Mal zu spät gelandet sind, so dass wir damals im Volkshaus waren, von dem ich großer Fan bin seit dem (siehe mein Hütchen). Der Hardhof ist sehr sympathisch und ich mache einfach alles was ich nicht soll, erst mal einen O-Saft mit Sanbitter und dann viel Essen. Unterschwellig verlasse ich mich darauf, dass auf einer Reise alles plötzlich wieder gut sein wird und so kommt es auch. Denise kommt dazu und erzählt nach Befragungen von Parship-Parties. Kevin bestellt nach einer Ernährungsberatung Zürcher Geschnetzeltes und Gemüse (was Leichtes) und isst keinen Bissen (bzw. einen, der dann wieder raus will). Alle machen sich Gedanken um Kevin. Denise sagt, ihm ist langweilig und er will Mädchen kennen lernen und Wildwasserraften, meine Schwägerin spekuliert, ob das tote Meerschweinchen Daisy Grund der rätselhaften Erkrankung sein kann. Ich ärgere mich, dass Stephan die Reste vernichten muss und wir keinen Käseteller nehmen können, sondern nur Nachtisch. Der ist allerdings bei mir totlecker, Creme Brulée mit Rosmarin und Honig. Der Laden ist absolut zu empfehlen, preis-leistungsmäßig ein Hit für Zürich, lockere Bedienungen, ambitioniertes Essen. Am Nachbartisch wird gejasst nach dem Essen (oder wie heißt der Schweizer Doppelkopf?) von den vier Frauen am Tisch.

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Mutter und Sohn gehen schon mal nach Hause und ein sehr Betrunkener setzt sich zu uns dazu und will permanent mit uns anstoßen. Es ist ein Deutscher aus Donau-Eschingen, der Denise nicht versteht als sie ihn auf Schweizerdeutsch nach seinen Freunden fragt, warum er nicht mit denen anstößt. Das war klar, Schweizer stoßen nur einmal an, aber er will es ständig tun. Er trägt Barfussschuhe und legt immer gleich einen 100 Franken-Schein bei jeder Bierbestellung auf den Tisch. Er hat sich das Motto, was auf einer Tafel vor der Tür steht: „Egal wie dicht Du bist, Goethe ist Dichter“ sehr zu Herzen genommen. Denise wohnt gleich am Platz und wir suchen noch den Coop Spätkauf und einen gut sortierten Gemüsetürken daneben auf. Bei Letzterem kaufe ich Mokka für meine Betreute aus der Türkei, die immer Mokka für uns kocht, wenn ich einmal im Jahr da bin und das wird nächsten Freitag sein. Ich will allerdings die Verpackung. Zuhause lese ich, dass ich Herrn Yoga über 100.000,- € erspart habe und die Telekom auf unser Angebot ein geht den Vertrag zu beenden gegen eine Ablösesumme von 100,- €. Zufrieden macht mich das nicht, weil der Typ nervt. Kathrin flössen wir eine Portion Propolis ein und gehen vorher mit guten Beispiel voran. Das Zeug brennt einfach gut.

21.08. Habe geträumt vor einem Familienfest, wir wollten alle zum Essen einladen. Die meisten kennen wir nicht. Wir haben ein großes Schlafzimmer mit einem weißen Hochzeitsbett. Wir lernen die Nachbarn kennen, die mit ihrem Baby vorbei kommen. Süß sage ich und gute Frisur, „du hast die Haare schön“. Es hatte einen Schlaganfall und ist blind auf einem Auge nach einem Bienenstich durch eine neue invasive Sorte. Die älteren Verwandten wollen das Frühstück ausgeben, brunch. Der Mann muss entscheiden, ob sie das anbieten darf. Dabei geht es um Wolle, die sie gerade verstrickt, wenn sie was weggibt, muss sie schwarz-weiß dazu kombinieren. Das Lokal wo man abends hingeht ist Beton pur (wir hatten es am Vorabend schon gesehen) und wirkt nicht einladend. Es wird vorgeschlagen umzubuchen. Wir sind auf einmal in einem Mittelalterladen, wo lauter Leute essen, große Gesellschaften, die eine Frau will umgesetzt werden und droht sonst auszurasten. Inwieweit dieser Traum mit unserem Essen gestern Abend im Hardhof, wo die Freundin meiner Schwägerin dazu kam und auf Nachfrage von ihren Parshiperfahrungen erzählte und sich zum Schluss ein sehr betrunkener Mann aus Donau-Eschingen zu uns setzte, der immer mit uns anstoßen wollte was zu tun hat, vermag ich nicht zu sagen, kann ich jedenfalls nicht ausschließen.

Wache auf mit einem Cat Stevens Lied auf den Lippen: „Don’t be shy, just let your feels roll on by“ and „loooove is better than a song, looove is where all of us belong.“ Es ist kurz vor 8, ich habe gut geschlafen, etwas Probleme beim Einschlafen, aber sonst super. Nur einmal kurz pinkeln und alles gefunden, nicht über die Türschwellen gestolpert. Ich habe das erste Mal deutlich das Gefühl durch zu sein mit meinem Verdauungsthema, ich habe Urlaub und bin in Zürich, mein Mann liegt neben mir und fasst mich gut an. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt und meine Laune steigt bis unten die Decke. Meine Schwiegerfamilie erwartet nichts und der Tag gehört mir.

Später fällt mir bei den Nackenschmerzen meiner Schwägerin ein, dass ich sie nachts im Traum massiert habe, auch am Nacken und so einfühlsam, dass sie gestaunt hat woher ich das so gut kann.

Nach einer Runde fertig machen und einer Portion Kaffee ziehen wir los ohne den Jugendlichen, der heute im Bett bleibt mit seiner Übelkeit und Appetitlosigkeit. Ich hatte meinem Kollegen, der Strafrecht macht eine email mit dem Betreff „scheiß StA“ geschickt und bekomme von seiner Sekretärin die Rückmeldung, dass ich Dr. N bis dann und dann im Urlaub befindet. Peinlich. Impressionen aus der Wohnung. Ich brauche kein Kissen und habe es nicht gemeldet. Das hatte schlimme Folgen. Ich habe eine squishy figure entdeckt, leider dieser Idiot von FFN.

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Wir fahren 2 Stationen und gehen frühstücken im dihei, die heute den ersten Tag nach der Sommerpause wieder geöffnet haben. Wir sitzen draußen in der Sonne im Garten, aber innen ist es auch herzallerliebst mit geblümten Tapeten und Sofas. Sie machen High Tea täglich von 17-19 Uhr mit selbstgebackenen Scones und Lemon Curd. Dafür werde ich wieder kommen, sage ich der Bedienung. Das selbstgebackene Brot ist der Knüller, feucht und weich und lecker und Kaffee und die Zimtlimonade einfach nur köstlich.

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Meine zweite Schwägerin zieht es zurück zu dem kranken Kind. Sie will es füttern, gestern gab es Chips. Obst mag er einfach nicht. Wir ziehen mit Kathrin weiter durch das sonnige Zürich, laufen vorbei an schönen menschenleeren Plätzen, einem einladenden Bio-Läden an der Ecke mit kleinen Schalen von Beeren – auch eine Ampelmischung – vor der Tür, malerische Altbauten mit interessanten Läden im Erdgeschoss und in den höheren Stockwerken tun wir die Dachgärten bewundern. Ich liebe die Altpapiergeschenke die allerorts am Straßenrand stehen und habe mir eine französische Kinderzeitschrift à la Geolino rausgepuhlt und immer wieder diese Abstimmungen über die Bratwurstdiskriminierung…

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Wir gehen vorbei an einer Schule, wo gerade Pause ist. Die besteht aus lauter kleinen Gewächshäusern besteht, alle nebeneinander und damit jedes Klassenzimmer für sich mit reichlich Licht. So deuten wir es jedenfalls. Die Caritas ist kein Schnäppchenparadies und ein Seidentuch kostet 55 Franken, das was günstig ist, ist auch wirklich totaler Mist, neue, gebrauchte Billigkleidung. Ich nehme ein altes Kabel mit, was es umsonst gibt. Das hatte zuerst eine andere Frau unter die Lupe genommen, aber der Stecker ist wohl euro- und nicht schweizkompatibel. Weiter geht es mit der Tram zur Kunsthalle. Die auslaufende Mitgliedschaft in der Kestnergesellschaft noch mal richtig auskosten und 25 Franken Eintritt pro Person sparen (die Sonderausstellung hätte nur 20 gekostet). Wir schauen auch nur diese, eine großzügige Auswahl von Cindy Shermann Arbeiten. Die bewegten Bilder von dem Film „Paper Dolls“ gefallen mir besonders. Eine Schulklasse wird geführt (bis 16 Jahre ist freier Eintritt, so soll der Nachwuchs an die Kunst herangeführt werden) und sie haben beim meinem Anblick Schwierigkeiten sich auf die Kunst an den Wänden zu konzentrieren. Ich bekomme hier extra viel Bewunderung für mein Hütchen, vom Personal. Im Café haben die Tischplatten unsere neue Lieblingsfarbe.

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Mir geht es nicht gut, unendlich satt und etwas übel. Wir ziehen weiter. Überlegen kurz einen Spontanbesuch bei meiner Cousin, mein Handy ist noch im Flugmodus und ich will es gerne so lassen. Statt dessen Langstraße, Brockenhaus, in dem ich eindeutig zu wenig fotografiere, nämlich gar nicht. Es gibt tolle Möbel, Lampen mit glänzenden roten Keramiksockeln und Waschtische aus Metall mit aufklappbaren Spiegeln mit Blumen ummalt. Alte Behandlungsstühle auf Rollen mit Kopfstütze, die an Elektroschocks denken lassen. Maison Blunt und etwas Tee und Falafel. Weitere tolle Cafés und Fahrradläden mit nostalgischen Farbverläufen im Rahmen. Die anderen Stationen, die wir anlaufen als da wären Ponticanova (aber es ist gerade keine Zuhause) und das Welschland, wo ich mit Buttermusch begrüßt werde und zugeben muss, dass ich bastelfaul war. Er verkauft seine reizenden Modelle am 20.09. Erst später kapiere ich, dass er die umliegenden Geschäfte nachbastelt, das Reisebüro usw. Am 21.09. ist Bananentag zeige ich ihm.

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Gerne würde ich für diesen Event noch mal kommen, aber es geht ja nicht. Sorge für Bastelnachschub, Stracciatella und Banane-Choco. Stephan kauft ein Stück Butter, auch in schönem, glänzendem Papier. Dann mache ich da einen Eisstiel rein, Buttereis scherze ich. Große Baulücke um die Ecke. Stephan hatte 28 Kräne von Kathrins Wohnung aus gezählt (21 vom Balkon aus und 7 zur anderen Seite). Mir kommt die Idee, was ich mit den Eispapieren samt Holzstielen mache. Ich werde eine trashige Allee davon machen, ein Miniaturmodell der anderen Art und ihm vor seinem Fest ein BM-Hütchen per Foto zukommen lassen. Das war bislang das Bastelhemmnis, dass ich seine Arbeiten als Vorbild hatte und dieses ordentlich Basteln ist einfach nicht mein Stil. Problem gelöst, Vision da. Das Yogahaus und die Designerinnen immer noch nicht da. Kein Problem, eher Erlösung, habe genug Sachen und wäre sonst vielleicht doch wieder fündig geworden. Kathrin fährt durch. Wir kaufen teures Schweizer Propolis und schauen in den Gebrauchtmöbelladen am Albisrieder Platz und ich auch in den iranischen Kiosk.

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Zuhause geht es bald los. Wir werden zum Bahnhof begleitet, ich kaufe eine Runde im Marinello und will mich dann verabschieden. Irgendwie kommt wieder Hunger auf und ich lasse mich zu einem Hotdog in der geschlossenen Laugenstange (wie in Wien) hinreißen. Ganz viel Ketchup unten drin. Wir sitzen im Zug an einer Sitzecke mit rundem Tisch. Uns gegenüber ein Geschwisterpärchen, was orientalisch ausschaut. Sie haben riesige Augen und dichte Wimpern. Er ist schwul und hat dichtes Haar wie Clark Kent (ich frage Stephan ob er sich an die Zeiten erinnern kann, wo er Haupthaar hatte, was man bürsten musste) und sie hat ein Iron Maiden T-Shirt an und eine Armbanduhr an einem Armband aus Zuckerperlen. Trés Chic. Sie sind mindestens zweisprachig und wechseln zwischen Deutsch und Französisch. Ich frage Stephan, ob er sich erinnern könne an die Zeit mit Kopfhaar, was man bürsten musste bzw. frisieren konnte. „Anus“ steht auf der Plexiglasscheibe. Johannes holt uns überraschend in Gossau mit dem Auto ab. Zuhause freuen sich die Kinder, die schon in Schlafsachen sind, zumindest Katalin. Sie will mit mir basteln in den kommenden Tagen. Es gibt Raclette. Ich schmelze mein gestanztes Stück Käse. Nach dem Essen fragen wir Johannes was er eigentlich genau arbeitet, meinen Schwägerinnen hätte ich das erklären wollen. Ich bekomme einen Flyer vom Spital Flawil, mein kleiner Bruder und seine Assistentin, beide mit weißen Schürzen. Im Fernseher läuft Anus.

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22.08. Werde zu früh wach. Gedanken treiben mich um zum Thema erfolgreich basteln mit den Kiddies heute, was muss ich besorgen? Will Katalin wirklich ein Hütchen mit mir basteln und wer von uns beiden soll es tragen? Warum habe ich die beiden Schinken Häger Schnapsgläser, die ausschauten wie kleine Bierkrüge im Brockenhaus nicht gekauft für 50 Rappen? So viel kostet hier eine Portion Butter, die ich dann nicht gegessen habe weil ich das frische, fluffige, selbstgebackene Brot mit dem Birchermüsli gegessen habe? Für 4 Franken kaufe ich ein ausgestanztes Stück Käse, weil ich es beim Raclette schmelzen sehen will. Essen hat immer einen höheren Stellenwert bei mir. Die Schinken-Schnaps-Gläser hätte ich dem Typen vom Welschland schenken können. An so etwas hatte ich nicht gedacht, nur, zu schwer für Hütchen und bei mir zu voll. Auch der 60er Jahre Krug mit den Gräsern wäre heute Morgen meiner Meinung nach was für Michi und Markus gewesen. Und warum habe ich so wenig Fotos gemacht in dem Brockenhaus? Von jenen Schnapsgläsern oder der riesigen Keramiklampe mit einem leuchtenden roten Keramikklumpen unter als Sockel? Um 6 Uhr gehe ich hoch als ich oben Geräusche höre. Mein süßer, fürsorglicher Bruder will mit Teewasser aufsetzen. Das kann ich nun wirklich alleine und habe ich am Vorabend noch gemacht. Ich sitze im Wintergarten inmitten der Schweizer Landschaft und schreibe. Herrlich.

Noch eine Runde gemeinsam basteln vor der Schule. Frederik hat ein hässliches Murmeltier von einer Fluggesellschaft. Das können wir benutzen. Ich trage ihm auf, erst einmal den Kopf vom Körper abzutrennen. Die Kinder frühstücken Obst und Müsli. Die Nektarine ist lecker und ich mache einen Kommentar, ob dieses Obst auch eine liegen gebliebene russische Lieferung sei. Daraufhin sagt Katalin, die armen russischen Menschen, die nichts zu essen hätten, weil die Politiker sie so isoliert hätten. Solches neunmal kluge Erwachsenennachgeplappere ignoriere ich. Eltern denken, die Kinder wären Überflieger, dabei sind sie nur Papageien. Als das Haus leer ist, esse ich die Obstreste auf Müsli mit griechischem Honigjoghurt mit sehr vielen Umdrehungen. Lecker. Füttere Stephan im Bett um ihn wach zu machen. Duschen, anziehen, Stephan reintreiben, Bus nehmen, in die Stadt. Die Fahrkartenautomaten im Bus funktionieren nicht. Ich beobachte die Einheimischen und tue es ihnen gleich. Ich liebe die Pippilotti-Rist Straßen. Kaufe eine neue Ziehharmonika-Flasche. Hier erklärt man mir, wie es funktioniert. In Zürich hat man mich kommentarlos scheitern lassen. Zürich eben, wie die Frau meint. Statt blau-metallic entscheide ich mich für die Zitronensaftfarben. Das erste Café ist gut, auch gut besucht, sieht aber snöselig aus, wir ziehen weiter. Dann hält mich ein Bastelladen auf. Filznadeln für die Kinder und Hütchengummi sowie „Lederresten“ für mich. Dann noch Blankokarten bei Coop-City und 3 Paar Strumpfhosen sowie 2 Packungen Schokolade mit Edelnüssen und getrockneten Blaubeeren (Occasion, sie werden verkostet und ich schlage gleich zu). Mitbringsel für die Schwiegereltern, die Heidelbeeren lieben und eine zum Selberessen, hilft gegen Durchfall. Das Café Oya – ist dänisch aufgemacht und es gibt Zimtfladen zum Kaffee. Abends ist es Club mit DJ. Mir geht es heute wieder nicht so gut. Im Brockenhaus geraten wir in Stress. Ich muss abbrechen mit einem Nachthemd und 3 Taschentüchern, eines mit dem Motiv St. Gallen. Gschwend Konditorei Großeinkauf. Wer Quiche bestellt sagt es falsch, weiß aber, dass der Kuchen nicht süß ist. Gewissenhaft wird alles eingepackt. Die Amaretti mit Sahne und Kirschwasser sind tausendmal besser als bei Sprüngli, viel frischer, die Sahne und viel preiswerter sind sie auch (die Überlegenheit muss Stephan auch zugeben).

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Wir verpassen den Bus und es ist zwanzig nach 11. Um 12 wollen wir schon wieder Richtung Innenstadt unterwegs sein. Ich bin super gestresst von dieser Planung mit dem hin- und her hetzen mit den Öffis und habe richtig schlechte Laune so nach dem Motto muss ich jetzt per Taxi zurück und um jeden Preis? Wir nehmen eine andere Buslinie und laufen dafür mehr. Das kann mein Mann total genial beurteilen solche Alternativen, auch in fremden Städten. Ich wäre aufgeschmissen und mein Durchdrehen lässt ihn klar denken und rasch handeln. Doro kocht gerade Pasta. Ich soll eh da bleiben zum Basteln und das tue ich auch, auch weil wir alles andere logistisch nicht hinbekommen, d.h. nur kurzer Boxenstopp und 10 Minuten später wieder im Bus sitzen, weil wir mit der Verwandtschaft aus Zürich verabredet sind. Mein Mann lädt ab und geht wieder los, allerdings ohne den Gästeschlüssel, der ihm vielleicht im Bus aus der Hosentasse gefallen sei. Nach dem Planungsstress sehe ich das als gerechten Ausgleich an, wenn dieser verloren sein sollte. Wir basteln zu dritt und Frederik probiert die Filznadeln aus, die ich für sie in der Stadt gekauft habe. Leider fehlt ein Schaumstoffblock als Untergrund. Wir bauen weiter an den vertauschten Körpern und ich nähe ein kleines Hütchen für den einen Typen und befestige die Köpfe an den neuen Körpern. Katalin stellt schon fest, dass sie lieber alleine spielen will wenn ihr Bruder gegangen ist. Sie redet dann laut und mit sich selber und das macht sie lieber, wenn sie alleine ist. Er ist auch tatsächlich der einzige der mit mir bastelt, sie spricht immer nur davon und er ist ein wahres Bastelwunder und klebt und baut eine Sache nach der nächsten. Ein Filzhütchen mit Auge ist das Ergebnis und zwei Eis am Stiel.

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Er inspiriert mich wiederum und ich mache ein Tannenzapfenauge mit gehäkeltem Lid und daraus Kopfschmuck für Katalin. Ich will Katalins Hütchen noch zu Ende basteln und gehe dann. Ich hätte ja genug zu tun und könnte Postkarten tuschen oder lesen, schlägt sie vor. Ja, vielen Dank, sie will lieber spielen und dazu führt sie Selbstgespräche und da bin ich störend. Doro ist immer noch da und wird auch nicht gehen. Es ging nicht im Kinderbetreuung, sie hat die Bastellust ihrer Tochter überschätzt, wie hier oft Kinderdinge zu ernst genommen und nicht realistisch eingeschätzt werden, so dass zwei Erwachsene darum ihr Urlaubsprogramm aufbauen sollen, d.h. wir sollten mit ihr in den Stadt, aber dann hätte das Mittagessenprogramm nicht abgespielt werden können bzw. wir hätten unseren Bus nicht verpassen dürfen, insgesamt war es mir zu viel Zeit im Nahverkehr und so interessant ist die Strecke nicht, die Wohngebiete durch die man fährt. Es ist nicht Zürich. Ich ziehe mich in den Keller zurück und ruhe. Katalin, die vermutlich von der Mutter ermahnt wird ruft meine Namen und sucht mich auf. Jetzt bin ich mal taub auf dem Ohr und stelle mich schlafend. Ich brauche wirklich eine Pause und bin auch nicht der Hans Wurst des Bastelns. Es klingelt. Doros Bruder ist da. Ich sage nur kurz hallo und tusche eine Runde im Keller. Frederik kommt von der Schule und hat lauter Sachen im Müll gefunden, die wir zum Basteln gebrauchen können (braver Junge, er gehört echt zu uns) u.a. einen alten Schulatlas aus der Schweiz aus dem Jahr 1955, wo die Bewohner Afrikas aus Bantu-Negern und Hottentotten bestehen. Ob wir weiter basteln können, fragt er. Er soll mich abholen, wenn er soweit ist. Ich tusche derweil im Keller. Das tut er und es geht weiter. ZU dritt sitzen wir im Zimmer. Alle Garnspulen des Hauses sind unbenutzt. Ich hatte ihm die Einfädelhilfe gezeigt und er meinte, dass er es von Hand macht und ich sage, dass sei auch von Hand. Ich würde mich nicht in einen Roboter verwandeln. Jetzt nach der Schulpause steigt er super auf meine Handnäharbeiten ein und probiert die Einfädelhilfe, wobei das Prinzip auch erst mal verstanden sein will und näht ein tolles Portemonnaie, auch wenn er feststellt, dass das Nähen ohne Maschine mühsam sei. Es gelingt uns diesmal Katalin besser einzubinden und sie faltet Tiere für mein Papierhütchen, alles aus Schweizer Landkarten. Sie plaudern aus dem Nähkästchen. Schade, dass Papa mit der Großtante Ärger hat und man die nicht mehr sieht. Katalin spielt Melodien an dem Spielautomaten, den sie von ihr geschenkt bekommen hat. Bei Oma und Opa war es am lustigsten in den Feiern. Hier ist man Achterbahn gefahren und Frederik mit Opa vorne und dann Opas Knie, was nicht mehr mitspielte. Dann geht es um Shoppingqueen und, dass die Frauen sich zu sehr in die Schuhe hineinsteigern und eine Dicke aus der Unterschicht gewonnen hat, für die die 500 € richtig viel Geld waren, während die andere sonst für 500,- € Schuhe kauft und sich einschränken musste. Man hört aus den Kindern das heraus, was die Eltern ihnen gesagt haben und zwar eins zu eins. Das ist immer aufschlussreich sich eine Runde ins Kinderzimmer auf den Boden zu setzen. Und auch die Denkweise der Kinder, weil ja, Frederik wäre traurig, wenn sie sterben würde, erklärt ihm Katalin, weil sie seien Geschwister, da ist das normal und sie wäre ja auch tottraurig, wenn ihm etwas zustoßen würde und würde richtig viel weinen. Als sie sagt, dass sie nur eine Tante zum Basteln hat, weiß ich erst nicht was gemeint ist. Es geht darum, dass ich eine behinderte Schwester habe, ihre Tante, die nicht basteln kann und Christian keine Freundin, wie sie anmerkt. Da weiß ich erst nichts darauf zu sagen. Später sage ich zu allen am Tisch, es gibt viele Tanten, das ist nicht nur leiblich zu verstehen, es gibt Wahltanten, z.B. ich mit Valentin, der bei unserer ersten Begegnung mit mir in der Bar, als wir auf den Stufen gesessen und Memory gespielt haben und ihm was umgefallen ist zu mir sagte: „wir müssen aufpassen, dass die Erwachsenen das nicht sehen“ und dann später: „ich glaube, unsere Eltern wollen jetzt gehen“.  Da bin ich Wahltante bei ihm und seinem Bruder und sie haben auch gute Freunde und nette Nachbarn, die Absinth-Brunnen haben und vorbei bringen. Das müsse man nicht so eng sehen, die Welt sei voller potenzieller Tanten.

Johannes kommt nach Hause und meine Laune ist besser. Stephan kommt auch und erzählt die Geschichte vom Fundbüro und, dass er den Schlüssel nicht richtig beschreiben konnte und das Band an dem er befestigt ist, auch nicht, er wusste die Farbe von dem Band nicht, er sei ein Mann eben, wie er zu dem Typen im Fundbüro meinte. Er hat ihn wieder, sie wollten ihn erst nicht mitgeben auf die mangelhafte Beschreibung hin und er versprach ihn wieder zu bringen, sollte es nicht passen, aber er passt und mein Mann hatte tolle Erlebnisse mit den Busfahrern aus St. Gallen und eine interessante Geschichte zu erzählen. In Deutschland hätte das sicher nicht so schnell geklappt, Stunden später schon. Wein hat er auch gekauft zusammen mit Kathrin. Doro fährt vor, ich ziehe mich um und wir anderen fahren zusammen mit dem Bus in die Stadt. Da wir zu früh dran sind, kaufen Stephan und ich noch eine Runde bei Migros ein. Ich kaufe Frederik gebrannte Mandeln, weil er bastelt für mich Hütchen und ich bin sein willenloses Werkzeug erkläre ich seinem Vater, meinem Bruder.

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Sehr sympathische Italiener fahren auf mein Hütchen ab und kommen heran um mir das sehr charmant zu sagen. In der Klubschule Gebastele aus Plastikfolien. Es gefällt mir ganz gut, aber genial oder richtig begabt geht meiner Meinung nach anders. Es erinnert mich an die dekorierten Straßen in Kyoto von 1986. Da habe ich genauso eine Plastikkette oder –girlande mitgenommen mit Blümchen dran, nur, dass meine bunt sind, mit denen sie die Straßen dekoriert hatten, die dortigen Künstler, die Plastiken geschaffen haben ohne es zu wissen. Meine Schwägerin passt farblich gut zu den Wandbemalungen der Klub-Schule. Ein aus St. Gallen stammendes Trio „Nahtlos“, die in Berlin leben, spielt elektronische Musiker. Sie sitzen hinter Nähmaschinen. Ich glaube, es kommt überwiegend vom Band, was hier angeblich live reingesampled wird, aber darauf kommt es vielleicht nicht an, da die Musik gut ist und die Band auch einen Unterhaltungswert hat. Sie kommen jedenfalls gut an bei dem gemischten Publikum mit vielen Rentnern. Ich werde auch mehrfach angesprochen und ein Mann fragt, ob er ein Foto machen darf von meiner Plastik auf dem Kopf. Ich sage zwar immer, nein, bin keine Künstlerin und denke dabei an Heike, die in der Topflappenausstellung in Syke ins Gästebuch geschrieben hat, was für wundervolle Dinge Menschen herstellen könnten, „nur Künstler, die können das nicht“ schrieb sie damals, weil die Künstlerin, die die Topflappen der anderen Hausfrauen und Omas gesammelt und zusammengetragen hat, die Sammlung um eigene, ganz peinliche ergänzt hat. Daran muss ich denken und bin wirklich von Herzen nicht hauptberuflich Künstler.

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Nachdem die Heuschrecken über das Migros-Büffet hergefallen sind fahren wir nach Hause. Die Kinder wollen keine Döner-Box. Es gibt Pasta mit Barilla-Soßen aus dem Glas, wie schon mittags. Wir essen die Quiche vom Café Gschwend, die mäßig gut schmeckt. Den Süßkram können die besser.

Es folgt ein ausgelassener Abend mit Kicheranfällen und offenen Worten über die Familiensituation und die gegenwärtigen Spannungen. Ich sage, ja, manchmal macht unser Vater böse Sprüche, aber meine Freunde kennen das von mir und können das ab, sie schätzen es, eine gute Beleidigung, wie Stephan es nennt und es gibt andere Totsünden, wie langweilig sein. Gewisse Ähnlichkeiten zwischen Familienoberhäuptern und Angeheirateten, die an diesem Abend behauptet werden, kann ich nicht nachvollziehen. Ich finde, dass sie gegenteiliger nicht sein könnten vor allem in punkto Selbstvertrauen. Wir neigen zur hoffnungslosen Selbstüberschätzung, immun gegen Zweifel und geben auch dort den Ton an, wo wir nichts davon verstehen sagen wir wo es unserer Meinung nach lang geht. Hier herrscht oft der Minderwertigkeitskomplex. Ich freue mich meinen Bruder so ausgelassen zu erleben und denke, langsam will der auch noch ein paar Dinge erleben im Leben und zwar jenseits von Elternabenden und Gartenarbeit. Mal sehen, wo wir da in 5 Jahren stehen, das wird spannend. Mit dem Aussprechen von Einladungen für anderer Leute Standhaus sollte man trotzdem vorsichtig sein. Seit er zuhause ist, geht es meinem Bauch wieder gut. Stephan hatte mir ein Poulet-Bürli vom Gemperli mitgebracht und auch alles andere habe ich gut vertragen, tassenweise gesalzene Erdnüsse, Büffet und Mocca-Joghurt inklusive. Ich bin glücklich und zufrieden. Die Frösche im Teich quaken so als hätte die Nachbarschaftskatze, die sie jagt und gebissen und mit einem Katzenvirus infiziert wie Vampire dies tun und sie in einer der ihren verwandelt hat.

23.08. Wieder vor allen anderen wach und der Wintergarten gehört mir. Ich fahre mit Doros Rad mit Johannes zum Bäcker „Al Forno“ und das ist herrlich. Das Rad fährt super und ich suche die leckersten Schokobrötchen aus, die es Morgen nicht geben wird, am Sonntag. Wir hätten gestern mal mit den Rädern fahren sollen. So macht es mir Spaß die Gegend zu erkunden und ich schalte gerne die Gänge, die hier Sinn machen und fahre gerne den Berg hoch. Hier gibt es Fisch mit Pralinecreme.

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Nach dem Frühstück geht es ins Appenzell. Unterwegs wechselt das Wetter ständig und es ist sehr malerisch, wir fahren durch Ortschaften, die Gais heißen. Den Kindern erzähle ich von den schwarzen Kampfkühen, über die wir einen Bericht im Fernsehen gesehen haben und die wir mal live sehen wollen. Der Parkplatz am Zielort ist voll, Ziegen machen sie an einem Auto zu schaffen, alle wundern sich was sie da machen, die Bremsschläuche anknabbern, wie Stephan meint und wir fahren mit der Gondel hoch.

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Ich frage den Mann unter an der Station, wann sie das letzte Mal abgestürzt sei. Auch mit dem Fahrbegleiter mache ich Scherze. Oben laufen wir vorbei an herrlichen Alpenblumen, die ich mit den Kindern versuche anhand des Flyers zu bestimmen. Ich bin die einzige Frau die mit einer Handtasche in der Hand auf dem Berg herum spaziert. Das mag dämlich ausschauen, unpassend ist es auf jeden Fall. Die Ausmaße der Kuhhinterlassenschaften sind beeindruckend. Dann gibt es eine Höhle, in der es tropft und Menschen haben überall kleine Steinkegel aufgestellt, dann kommt eine Einsiedlerhütte mit Skelett vom Höhlenbären und wir klettern mit Frederik unter das Dach.

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Dann kommen wir zu der Hütte, in der wir was essen wollen. Sie wurde an den Felsen gebaut. Die Kinder sollen nicht so abartig viel Fleisch bestellen, weil wir abends grillen. Der Vater sagt, sie können bestellen auf was sie Lust haben, aber dann wissen sind schon mal in welche Richtung es gehen soll und was auf keinen Fall geht. Wir essen einen Vorspeisenteller aus Appenzellerkäse und Mostbröcki und Aufschnitt und dann essen wir alle ein halber Käserösti mit Salat. Den Hammernachtisch, einen Weihnachtsbaum aus Sahne traue ich mich nicht zu bestellen. Die Wand im Klo ist toll und das hauseigene Puzzle auch. Ich überlege kurz es für Sabine zu kaufen, aber Schweizer Preis und nur lustig, wenn man auch hier war.

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Hier kann man prima hochalpine Dramatik inszenieren und Tiere gucken und neue Kothaufen finden sowie einen Steinfisch.

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Weiter geht es bergauf und durch den Wald. Das Bimmeln der Kuhglocken wird immer lauter und ich muss ganz schnell meinen Arsch in Sicherheit bringen. Ein Almabtrieb findet vor unseren Augen statt. Das gefällt mir sehr und die vielen verschiedenen Kuhtypen und wie sie nach unten schüsseln unter der Anleitung der menschlichen Betreuer und einen Berner Senenhund gibt es auch. Ich kann nicht genug bekommen von dem Spektakel und ich halte alle auf.

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Dann zieht es zu und regnet und es wird noch mystischer mit dem Wetter, dass die Hütte, die man eben noch vor Augen hatte im nächsten Moment verschwunden ist.

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Wir fahren wieder ins Tal und dort gehe ich an den Zaun. Das sind nicht die Kühe von eben, diese haben keine Hörner. Eine braune Kuh kommt zu mir und leckt mit ihrer Reibeisenzungen meine Hand, sie wickelt es herum und versucht sie zu sich ins Maul zu ziehen. So fühlt es sich zumindest an für mich als Stadtkind (O-Ton Bruder Christian). Wir fahren zurück und müssen etwas Geduld haben als Kühe auf der Straße nach Hause geführt werden

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und ja, ich gehe noch mal in den Migros mit Stephan und lasse keine Gelegenheit aus. Auch das wird bemerkt und immer wieder festgestellt. Ich wundere mich immer über das gut ausgestattete Kurzwarensortiment in einem kleinen Migros an der Ecke. Die haben nicht nur Einfädelhilfen und Hutgummi, sondern auch so ziemlich alles andere Nähmaschinennadeln, Aufnäher in großer Auswahl und hier kaufte ich auch einst die Stecknadeln in der grünen Metalldose für Steffi. Am liebsten würde ich hier im Café gegenüber noch einen Milchkaffee trinken aus einem Glas mit Michelin-Männchen-Glasreifen, aber ich fahre mit nach Hause und lege mich hin. Ich ruhe und Stephan schläft. Das war ein richtiges Erlebnis für ihn und er erzählt danach auch noch so süß, wie die Gondel senkrecht in den Himmel gefahren ist wie ein Fahrstuhl, halt Gondel, normal, er war noch nie Ski fahren. Dann Kaffee und Kuchen und Frederik erzählt von den Rittern anhand von Playmobilfiguren, Morgenstern und der schweren Kavallerie und den Wettbewerben, bei denen die sich nicht verletzt haben, weil sie befreundet waren „also nur 5 Ritter von 1000 wurden verletzt“. Ich verarsche das etwas und sage, klar, die Lanze war vorne mit Watte gepolstert, wie das reinste Q-Stäbchen in Übergröße. Dann noch mal Dog von Brändi (d.h. Holzspielsachen, die von Behinderten hergestellt werden), das Mensch-ärgere-Dich Spiel mit zwei Mannschaften mit Karten statt Würfeln, was strategisches Denken erfordert und Kartentausch der Mitspieler untereinander. Nachdem der Chef und ich zwei Mal bodenlos verlieren, soll Katalin meine Ehre retten. Sie tut es und spielt besser als ich. Als Johannes und Frederik in einer beispiellosen Aufholjagd einen Zug schneller im Ziel sind, ist sie am Boden zerstört. Frederik wird zum Spielen abgeholt und sie darf einen Film schauen. Es ist ein 80er Jahre Klassiker, den Hannes sehr mochte mit Matthew Broderik als High school Schüler, der Krankheit simuliert und schwänzt. Seine Schwester ist die aus Dirty Dancing. Alle Frauen haben abartige 80er Jahre Sachen an wie aus Dallas. Frederik kommt wieder und der Kindergeburtstag von Morgen wäre heute gewesen, die Einladung wird aus dem Altpapier gekramt und er heult und kann denen nicht mehr unter die Augen treten und will sich umbringen. Dann ist die Mutter aus dem Häuschen, die den Fehler bei sich erkannt hat und irgendwann liegen sich beide in den Armen. Sie macht sich schwere Vorwürfe, hatte aber zu viele Termine diese Woche. Es gibt Grillfleisch und leckere Salate und die Kinderwelt ist wieder in Ordnung an meiner Seite des Tisches und alles ist vergessen und ist schön wie es ist und es geht um Räuber- und Gendarm-Spiele und um sich beim Zelten im Mädchenzelt verstecken. Aufregungen des jungen Lebens. Ich werde abgefragt zu unseren Miteigentümern im Haus und ob alles abgeschlossen sei an Bauarbeiten. Themen, die echt nicht meine sind.

Der Abend verläuft heute etwas flauer, die Kinder spielen. Sie sind wie Hänsel und Gretel und hängen sehr aneinander. Vor allem Katalin tut alles für ihren Bruder, der sich gerne von ihr bedienen lässt und sie darf ihm assistieren beim Nähen, wo ist die Nadel, wo ist der orangefarbene Faden und die Schere? Hier finde ich ihn dem Opa sehr ähnlich. Er lässt gerne Frauen für sich arbeiten und Katalin ist seine Assistentin eins und ich die Assistentin zwei. Ihm wird gesagt, dass er körperlich dem Opi nachschlägt während Katalin feststellt, dass sie meinen Kinderbildern sehr ähnlich sieht. Was ist mit meinen Haaren passiert, will sie wissen, warum sind die braun? Stimmt als Mädchen war ich auch weißblond wie sie, aber so dicke Haare hatte ich nie, zu Recht liebt Dad ihre Haare und will sie bürsten. Als ich nach dem Spielen frage und erfahre, dass sie Frederik die Ritter spielt und sie die Natur und dann auch mal den Pagen oder Lakaien sage ich zu ihr, dass man beim Rollenspiel was anderes spielen sollte als sonst im Leben und dann ist Frederik noch nicht müde und darf als Entschädigung aufbleiben und es werden YouTube Videos geschaut über den Fernseher. Frederik interessiert sich für Musik Videos, Arschloch von den Ärzten wird uns vorgespielt und dann gibt es Auffahrunfälle, die Stephan ins Spiel gebracht hat und der andere Gast macht einen sehr frustrierten Eindruck auf mich. Er kann nicht verstehen, dass man auch im gesetzten Alter noch mal Party machen will und hasst Jan Delay. Er wirft seiner Schwester vor den Kindern falsche Familiengeschichten erzählt zu haben von einer Oma, die eklige Streunerkatzen hatte, die sich bei ihr aufs Gesicht gesetzt haben. Das seien gepflegte Nachbarschaftskatzen gewesen. Mir geht dieses ablästern über dicke Menschen ziemlich auf den Zeiger. Selbst das Pharell Williams Tanz Video gibt dazu Anlass. Dünn ist auch nicht immer schön und dick vor allem nicht immer unsportlich, unbeweglich und hässlich. Im Gegenteil dick mit Muskeln ist das was ich attraktiv finde, kenne die nicht die Insel Samoa? Mein Bruder hängt in der Vergangenheit und an ihr und erzählt die Geschichten seiner Jugend und dass er den Geruch von Kalifornien noch mal haben will. Er will in 3 Jahren noch mal in die USA. Beide Kinder haben dann einen Schulwechsel und Frederik ist dann 14.

24.08. Ich habe einfach zu viel Energie und bin sicher, das liegt an über 6 Monaten Alkoholabstinenz und ehrlich gesagt, wenn ich da solche Superkräfte entwickele, dass ich nur noch 5 Stunden Schlaf die Nacht brauche, werde ich mein weiteres Leben wie eine streng gläubige, muslimische Frau verbringen. Ich war gleichzeitig mit Stephan wach geworden und auf Toilette und dann lag ich im Dunkeln im Bett und habe den Heißluftballon gehört, wie er direkt über das Haus gezogen ist, sehr laut und wie laut mag es erst oben im Dachgeschoss sein. Habe gehört, wie er gezischt hat und mich gewundert, wie früh sie unterwegs sind und dann habe ich den Regen gehört und dann war Stille und nach einer Weile der nächste Ballon. Das ist ja wie auf der Autobahn. Ich erinnere mich an den Ballon im Garten als Johannes letztes Jahr seinen 40zigsten feiert. Das ist sehr beliebt hier. Schließlich stehe ich vor 5 Uhr auf und tapse durch die dunkle Wohnung. Nach über einer Stunde schreiben statt lesen lege ich mich noch mal hin bis 7:30 Uhr und träume davon, dass Johannes sich unseren großen Mörser leiht für ein Familienfest. Wir nutzen ihn nie und haben auch noch den Kleinen. Er macht spontan aus unseren Resten ein gestoßenes Tomaten-Basilikum-Pesto, was besser schmeckt als die Fertigsaucen. Ich bin begeistert und tue es ihm nach. Das meiste Gemüse ist schimmelig geworden, weil wir weg und verreist waren. Rote Beete verschrumpelt in einer Tüte. Meine Eltern und Claudia sind da und werfen mir Indiskretion vor, weil ich was weitererzählt habe, was meine Eltern ohnehin schon zu 80 % wussten. Ich verteidige das. Susanns Mutter ist da (die kenne ich gar nicht) und umarmt mich und stellt fest, dass ich auch dralle und gut beieinander sei, wie alle meine Freundinnen. Ich rege mich auf über Menschen, deren Leben aus Sorge vor Unfall, Krankheit und Tod besteht und sage, wenn ich so einen Kopf hätte, würde ich mich auf die Erlösung durch den Tod freuen, dass das Elend dann ein Ende hätte. Drei Schnaps-Gläser gehen kaputt, u.a. eins mit Hannover-Motiv. Kann man die Scherbe noch benutzen?

Die Heißluftballons waren die Heizungsraumgeräusche von nebenan im Keller. Gespräche mit meinem Bruder über neue invasive OP-Methoden, bei Pankreatitis OP durch den Magen, der punktiert wird um Eiter abzulassen bei Pseudozysten und so was. Weniger Infektionsrisiko, weil keine Verbindung zu außen. Ich finde es total genial und höre mir so was gerne an so wie die Blutung im Bauch stillen durch Verödung des Gefäßes, weil das so gut durchblutet ist im Magen-Darm, dass es durch eines der Nachbargefäße mit versorgt wird. Frühstück. Etwas Basteln, ich an meinem Welschlandeis. Katalin malt (Tiere und Natur kann sie echt genial zeichnen) und wieder geht es um eklig und dick und ich sage, wer mag schon ein dünnes Eichhörnchen? Und ich meine es ernst. Der andere Besuch bricht auf Richtung Freiburg. Wir duschen und packen, schauen Katzenvideos, bei denen den Katzen Sprünge nicht gelingen und andere Missgeschicke und gehen dann eine Runde spazieren vorbei an der Schule der Kinder, Drei-Linden oder Eichen heißt eine Stelle mit großen Bäumen, man hat einen Blick in die Berge. Auf einer Bank sitzt ein Hippie-Mädel, die mich an das Festival in St. Gallen erinnert, wo ich zwei Mal mit Stephan war, der Ostschweizer Heiratsmarkt mit weichen Drogen en masse. Sie hat einen freundlichen Mischlingsgalgo, der auf meine Anmache reagiert und sich gleich anlocken lässt. Vorbei an ordentlichen Wohnhäusern, einem Spar aus Containerteilen, Frederik’s Schnitzlehrers Haus mit den Bremer Stadtmusikanten aus einem Baumstamm davor hin zu einer sehr hohen Brücke die über Stromleitungen führt und ganz unten ist ein Fluss mit Kieseln und alten Holzbrücken.

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Die Kinder bleiben auf dem Spielplatz. Auf dem Rückweg ein Teich mit unerschrockenen Fröschen, dass ich lange denke, sie wären doch nicht echt so standhaft wie sie bleiben trotz Beschuss mit Steinen und Äpfel durch Frederik. Ich entdecke das Blumenmotiv im Straßenbau.

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Kurz von Heimkehr treffen wir die Eltern von Frederiks Freundin Malin, beide sehr sympathisch. Zuhause ist nur noch kurz Zeit. Vielleicht Bayreuth in 2 Wochen, wenn wir es schaffen. Johannes und Katalin bringen uns zum Bahnhof Bruggen und sie hat das Taschentuch von St. Gallen dabei. Ich hatte mir gewünscht, dass sie das 50er Jahre Taschentuch behält und mir damit mal zum Abschied am Bahnhof winkt und so gut hat sie sich das gemerkt und sofort in die Tat umgesetzt. Ich bin ahnungslos als sie es dabei hat und damit Knotentricks vorführt, d.h. die Knoten vorzeigt und dann mit einem Ruck das Ding wieder glatt zieht. Erst als wir eingestiegen sind und die Türen sich geschlossen haben fängt sie plötzlich an damit zu winken. Das rührt mein altes Tantenherz. Beide Kinder waren super. Katalin die Solidarische und gute Mitspielerin, die Gefühlvolle und Frederik der Bastelmeister.

Gossau, Baustelle, etwas Hektik beim Umsteigen. Wieder die Sitzecke. Mutter und Sohn gegenüber. Er ist weißblond, sieht aus wie das reinste Edelweiß.

Ich hatte nicht nur den ersten fast normalen Stuhlgang, sondern es war so gut, dass ich den ganzen Tag nicht daran gedacht habe. Was bin ich froh und dankbar. Jetzt treffen wir noch mal meine liebe Schwägerin beim Flughafen und spielen das Spiel: jeder darf sich 5 oder 8 Sachen bei der Migros aussuchen. Ich übe schon mal in Gedanken, kein Joghurt, Käse, harte Nusskekse, Chips aus Getreide, Wurst, Käse, einen Couscous-Salat. Ich kaufe tatsächlich mehr ein, auch Müsli und andere Dinge und entdecke die Bäckerei, für die meine Schwägerin Prozente bekommt, was beim zweiten Mal kritisiert wird, dass es nur für sie sei und nicht für andere. Ich habe sogar zwei Nektarinen vom Migros im Hartschalenkofferhandgepäck zusammen mit den Figuren, die ich mit Frederik gebastelt habe, die auf dem Bauch liegen. Ich darf beide Figuren mitnehmen. Das ist sehr großzügig von ihm und ich will was Tolles daraus machen, auch wenn die das Hütchenformat sprengen. Ich sage ihm, dass sie beste Freunde sind.

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Es ist schön Kathrin noch mal zu sehen, dass sie extra raus kommt um uns kurz noch mal zu sehen und durch den Flughafen begleitet, wie der reinste Blindenführhund. Sie lädt uns zum Kaffee ein. Wir werden uns in San Francisco wieder sehen. Ich sehe heute die Logos von Swissport und von Jetaviation ein Tankwagen auf der Rollbahn. Die Hedi aus Hamburg wird im Bordmagazin empfohlen. Es war eine schöne Reise und der Taxifahrer ist klasse. Man fährt einen Umweg in Hannover und ich bin froh wieder da zu sein, auch dass wir den früheren Flieger genommen haben. Es war anstrengend genug. Es gibt Chips aus der Schweiz (für fast 3 Franken) und ein halbes Sandwich. Ich bin voll und müde, die Woche ist voll und ich suche mein Bett auf.

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