Dreck ist nur Materie an der falschen Stelle

13.01. Wieder mühsam in Hannover ankommen. Als Trost gibt es jeden Tag was zu essen aus Wien. Käse, Kuchen, Wurst. Hier Partywürstchen, die wir auch ohne Gäste wegziehen:

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Wir haben in Hannover offenbar eine tolle Vernissage verpasst. Träume sind Schäume.

Wieder eine neue Betreute stellt sich vor. Sie will kurz in den Innenhof und sich ausruhen bevor sie die Heimreise in die Oststadt antritt und scheint auch ansonsten kompliziert und anstrengend zu sein. Sie weint. Alles sei schrecklich, Studium nicht zu Ende gemacht, Ausbildung verwehrt vom Jobcenter und das ist alles 10 Jahre her, aber noch brandheißes Thema, quasi Lebensthema.

Mittags: a ghost of Expo. Dann kommt mein Betreuter mit seiner Erbschaft. Der Bruder bekommt den Pflichtteil. Der ist zwar „behindert“, aber unkompliziert und wir lachen viel. Er hat die Zahlen per Hand zusammen gerechnet. Ich frage, was das für Zahlen seien. Das sind die, die man beim Rechnen überträgt, weil sie größer als zehn sind. Jetzt verstehe ich.

Abends Doppelprogramm Sport und dann Tatortreiniger. Jeden Abend 2 Folgen.

14.01. Beratungshilfemandant kommt nicht, nachmittags eine Mandantin, die will, dass ich ihren früheren Betreuer verklage. Ich sage ihr, wir haben schlechte Karten. Das hat der Kollege vor mir wohl auch schon gesagt, aber es kommt nicht an. Wir wollen ihr alle nicht helfen. Ich würde sie gar anschreien. Das passiert zwangsläufig, wenn ich ungeduldig werde, weil ich Sachverhalte zig mal erkläre. Ich sage nicht, dass der Betreuer gut gearbeitet hat, er hat schlecht gearbeitet, aber ob man erfolgreich prozessieren kann, ist eine andere Frage. Kommt nicht an. Sie versteht es nicht. Ich bin dann froh als sie geht. Dazwischen eine Frau mit hellblonden Haaren, die jetzt wohl schon hellgrau sind und braun verfärbten Schneidezähne in Outdoor-Klamotten und die mir sagt, ich wäre die Betreuerin, zu der man wechselt wenn man nicht zufrieden ist mit der jetzigen. Ihre Freundin, für die sie so viel tut. Hat sie zufällig nach Jahren bei Arzt im Wartezimmer getroffen und dann das ganze schimmelige Geschirr gewaschen. Wohnung sieht jetzt tip top aus, Pflegedienst geht für sie einkaufen. Sie bekommt kein Geld, weil sie es sofort in Alkohol umsetzt. Sie nennt auch andere Fälle, in denen sie sich engagiert. Das Amtsgericht habe ihr gesagt, sie bekomme Schwierigkeiten, wenn sie Arzttermine ausmacht und es eine gesetzliche Betreuung gibt. Ich sage, das sei Quatsch. Betreuer haben ihr Hausverbot erteilt, das endete in Hausverbot des Betreuers. Interessante Frau. Der Fall klingt auch nicht einfach. Mal sehen.

15.01. Langenhagen für ein kurzes Gespräch mit Frau Dauerpatientin. Sie lässt mich antanzen und will nur 2 Minuten mit mir sprechen. Das können wir nächstes Mal auch telefonisch erledigen sage ich ihr.

Bett und Tasche

Den Stationsarzt finde ich süß und er mich auch. Nachmittags Herr PM, der noch nicht beim Vermieter war, weil er sich immer wieder krank gemeldet hat (hatte die „Kotzerei“). Er spricht von WG-Zimmern und anderen Optionen. Ich dränge dazu, das zu nehmen, was geht und nicht zu pokern. Es ist sehr schwer ihn aus dem Büro zu bugsieren, wenn wir fertig sind nach 50 Minuten. Ich gehe schon mal raus und kopiere und er packt immer noch, wenn ich wieder komme und bleibt dann vor meinen Collagen stehen. Ein Freund macht auch so was Ähnliches. Ah hah. Tschüss dann. Ich muss erst mal stundenlang lüften bei mir um die Wolke aus dem Zimmer zu bekommen.

Ich habe noch mehr aufgestellt in meinem Zimmer, eine wachsende Gesamtcollage, die neue Blüte eine Postkarte vom Kunsthistorischen Museum in Wien. Cavaggio. David und Goliath. Jeden Tag schaue ich das Bild an. Wie die Figuren aus der Dunkelheit hervor treten. Der Hammer.

Ich versuche eine alte Tapete mit graphischem Muster aufzutun für die Faschingsfeier in Wien zum Thema Gemeindebau. Es wäre so herrlich, was ich damit vorhabe. Bauhaus in der Innenstadt hat nur Raufaser, weiß. In Hamburg finde ich den Tapetenkeller. Die könnten mir was schicken…. Wenn ein Leser hierzu einen Tipp, wäre ich sehr verbunden. Muss auch keine ganze Rolle sein, kleines Stück genügt. Hatte früher Tapetenmusterbuch. Wurde ausgemustert, es waren aber auch eh keine Muster wie ich sie jetzt suche dabei, sondern eher Strukturtapete in Perlmuttfaben.

Beim Mittagstisch wird mir das Buch „Kulinarische Begegnungen“ oder so ähnlich gezeigt, eine Werbung für heimische Gastronome, die ihre Stammgäste präsentieren bzw. die Gäste werden interviewt und sagen allerlei über ihr Lokal und Hannover. Ich war seinerzeit gefragt worden, ob ich mit machen wolle und dann wäre ich zwischen den ganzen Lokalpromis gelandet. Ich hatte abgelehnt, was auf Unverständnis gestoßen war. Das Buch ist schön geworden. Am Endprodukt hatte ich keine Zweifel.

Abends wieder Tatortreiniger mit der Patenschaft für den Fleischesser, damit die Veganerin sich wieder versöhnen kann mit ihrem Freund, will Schotte 12 Tage vegan leben, dann ist das Gleichgewicht wieder hergestellt. Lustige, gelungene Folge und ja: „Dreck ist Materie an der falschen Stelle“.

16.01 Heute mal zu Jobcenter Vahrenwalder Str. 245. Fahre erst mal dran vorbei. Meine Betreute kommt nicht. Ich mache den Termin alleine. Auf dem Rückweg zu dem Rattenhalter, der Montag in die Entgiftung möchte. Spreche ihm Mut zu. Ob alles geregelt sei, Einweisung, wie er hin kommt. Ja, ja.

Nachmittags kommen die Damen, die sich Taschengeld holen. Elisabeth Taylor gefalle ich heute besonders. Sie war heute bei der Spritze und hat die Mitgliedschaft im Evangelischen Frauenbund schon bezahlt und gibt mir die Quittung zum Abheften. Sie war mit denen im Wilhelm-Busch-Museum und die Ausstellung hat ihr gefallen. Sie war gar nicht so kompliziert, wie es geklungen hat.

Abends mein Buchbinderkurs. Ich habe mir zu viel Papier andrehen lassen vom Artservice. Die Maße des Buches waren 26,5 x 48 und er sagt mir was von 50 breit und es passen keine 2 rein, dabei haben die Pappen de Grüße 50 x 65 und ich habe mehr als doppelt so viel. Das ist nicht schlimm, weil ich weitere Kurse belegen werde. (5er Karten). Außer mir basteln zwei andere bei der Ergotherapie vor sich hin. Schneiden mit der Schneidemaschine, dem Beil und dann nähen mit der speziellen Technik und der Rundnadel und kleben und das System verstehen, dass die gebundenen Seiten nicht direkt auf dem Buchrücken festgeklebt werden. Für mein dickes Pixi-Pappbuch hat Laura auch noch Tipps. Das kriegt man nicht gepresst. Band machen und zubinden. Funktioniert und sieht hübsch aus. Neben mir bastelt ein schweigsamer Mann an einem Papierrahmen und schaut viel auf den Plan und schleift das Papier mit Sandpapier, alles sehr exakt. Eine gesprächige Frau, die viel sammelt, lernt japanische Bindung (hinten offen, vorne zu). Sie hat große Bögen aus stärkerem Papier mit alten Geldscheinen, den 100ter und den 500ter. Darum beneide ich sie etwas. Mein Projekt: Baden-Württemberg im Farbbild wird fertig. Das Buch hat neue, dicke Seiten, die ich mit Collagen bebasteln kann, die ich schon gemacht habe und liegt in der Presse. Basteln ist großartige Therapie. Ich treffe noch Stephan und Detlef im 11 A und erzähle ganz begeistert von meinem Kurs. Eine Kakerlake lief wohl die Wand runter, so dass alle Frauen auf der Bank wie auf heißen Kohlen sitzen.

17.01. Herr MRV hat Anhörung und ich hatte gestern mit dem Kollegen telefoniert, der nicht kann am 07.02. Ich rufe beim Landgericht an, leider ist der Vorsitzende in der Sitzung. Ich wollte ihm sagen, dass Dr. N. zur Eröffnung der olympischen Spiele nach Sotschi fliegt. Ich telefoniere mit dem Arzt in Wunstorf. Herr MRV ist in einer Depression und macht nichts und das Landgericht wird ihn bald entlassen. Das wird dann auch lustig.

Nachmittags kommt meine sehbehinderte Verehrerin mit ihren 3 Verträgen von Vodafone. Ich darf die jetzt anschreiben, dass sie eine Schwerbehinderten mit Merkzeichen „BL“ für blind alles Mögliche unterschreiben lassen und dann 300,- € bei ihr abbuchen. Sie fragt mich, warum ich immer so schick aussehen würde und sie so normal „oder wie sehen Sie mich, Frau A.?“. Das sind kniffelige Fragen.

Das Lustigste an dieser Woche war ohne Zweifel die Pakete, die Stephan bekommen hat. Das erste aus Berlin und ich frage ihn: hast Du was bestellt? Er verneint, wir machen den DIN-A4 Umschlag auf und es ist ein Palästinensertuch drin. Der Rechnungsbetrag ist 0,- €. Ich sage, das ist eine Finte, Du hast irgendwie angeklickt im Internet, da will jemand irgendwas von Dir. Stephan ist der Meinung, irgendjemand habe neulich gesagt, dass er früher so ein Tuch getragen habe. Vielleicht wollte sich ein Freund einen Scherz erlauben. Der Umschlag liegt auf seinem Schreibtisch und ich bin für Rücksendung. 3 Tage später kommt ein Paket aus Berlin, auch wieder von einer unbekannten Firma. Geht das jetzt weiter so? Wir machen es auf und finden darin eine Plastikbaseballkappe in Neon gelb/grün. Hier steht Rechnung bezahlt. Jetzt hört sich‘s auf schimpfe ich und was soll das? Was machst Du da! Zurückschicken. Gottseidank klärt sich das alles auf, bevor ich meine Forderungen in die tat umsetzen kann. Diese Requisiten benötigt ein Freund für eine Faschingsfete. Er hatte es wohl auch angekündigt, dass was kommt, aber Stephan hatte sich den Inhalt anders vorgestellt!? Jetzt können wir die lustigen und leichten Stücke zu unseren Gastgebern nach Wien mitnehmen.

Nach dem Sport haben wir Karten für „Terminator 2“ von „Das Helmi“ im Ballhof. Lange nicht mehr da gewesen. Einen Apero Spritz vor der Vorstellung um in Stimmung zu kommen. Es sind echt seht gute Ansätze vorhanden u.a. wie die Psychiatrie-Ärzte verarscht werden, die Sarah Connor eine SMS schreiben, dass sie noch 6 Jahre da bleiben muss und immer „Fixierung“ rufen und sich dabei totlachen. Dann der T-1000, der sich ärgert, dass er immer zu spät kommt, dabei ist er das überlegene Modell mit dem besseren Plan und den besseren Fähigkeiten, das merke man schon an den Zahlen T-1000 gegenüber T-800. Es war mir in Passagen zu lang und ich habe auch nicht verstanden, warum die Schauspieler Schlagzeug, Gitarre und Bass spielen mussten. Das passte gar nicht rein. Ich hätte es zusammen gestrafft und davon hätte das Stück nach meinem Empfinden profitiert. Wir gehen zu Beckmann’s. Am Nachbartisch sitzt ein Pärchen. Die Frau, die einen schwarzen Rollkragen trägt, hat eine sehr tiefe Stimme. Stephan sagt, das war ein Mann. Der Mann mit Halbglatze und Brille ist Modell Oberstufenlehrer und sitzt auf der Bank und erzählt von geschichtlichen Dinge, Schildern der Römer und die Form von denen und einem Antiquariat, welches er neu gefunden habe. Sehr langweilig. Das Essen ist total super, gegrillte Artischocken und Schinken. Der Wahnsinn. An dem anderen Tisch lassen sich welche beraten für eine Feier im Frühjahr. Nach dem Spargel, gibt es Erdbeeren. Ja, das macht Sinn. Zum Spargel ein leichter Rotwein hingegen macht keinen Sinn. Wir essen Robiola mit Peperonata, was das Lehrerehepaar hatte (aber ihnen hätte die Hälfte auch gereicht, wie sie mehrfach beim Essen feststellten) und blasen den Nachtisch ab, weil wir auf einen Geburtstag wollen. Wir fahren nach Vahrenwald und trinken Wodka-Kirsch und Sekt aus Wien, danach noch Campari-O. Das Geburtstagskind bekommt 2 Collagen von mir. Hier der Hund des Gastgebers, Nando:

Nando vor Geweih

Auf dem Rückweg fahren wir an der Kirche vorbei in Linden Nord an der Ihme, die zum Verkauf stand. Herrliche Lage. Ich würde unsere Etage dafür eintauschen. Das wäre mal was Neues und Lindennord ist eh besser. Dann wäre man im Bermudadreieck der Cafés zwischen Bar, Menagerie und Rossi.

18.01. Etwas ausschlafen und basteln. Einen Hut aus der Gummi-Abdeckung eines Plattenspielers, die ich kunstvoll einschneide und die jetzt aussieht wie eine Kreissäge auf meinem Kopf. Stephan unterstellt mir, dass das Helmi mich zu der Kreation beeinflusst hätte, aber das war schon vorher meine Idee gewesen. Das Pixi –Buch für Wien bastele ich fertig und erledige einige Handnäharbeiten.

Um 18:37 Uhr fahren wir nach Kleefeld zu einer Einladung bei meinem ehemaligen Ausbilder, der jetzt im Ruhestand ist. Lucian Freud Postkarte und Bründelmeyer im Gepäck. Die anderen Gäste, unsere Nachbarn quasi, fahren mit uns in der Straßenbahn. Es gibt Rouladen und Rotkraut. Die Einladung dauert länger, die Gespräche geben es her. Ich trete in ein Fettnäpfchen als ich sage: Einzelkind sei keine artgerechte Haltung. Natürlich weiß ich, dass es manchmal nicht anders geht, aber zu sagen, ein Kind, das reicht doch wohl, da ist dann auch mal Schluss, habe ich etwas entgegen setzen wollen. Wir fahren Taxi zurück und sind erst um 2:20 Uhr zuhause.

19.01. Etwas basteln, dann ziehe ich mir schnell was über und hole ich mein gepresstes Buch ab.

Nachmittags nähen mit einer Freundin. Sie lobt meine durchtrainierten Beine und das ist ein Lob, was runter geht wie Öl: Das Lob einer Freundin. Sie hängt etwas in die Seilen aufgrund eines nächtlichen Exzesses, der morgens an der Döner-Bude endete, aber sie zieht die Nähsession durch. Hart im Nehmen. Gefällt mir. Erst wird eine neue Schlafbrille für Stephan genäht (Andrea, Du wirst die Stoffe wiedererkennen)

Schlafbrille 1 Schlafbrille 2

und dann näht sie mir noch einen Rock. Ich habe diverse Stoffreste an einen abgetrennten Sweatshirtbund gelegt. Das steckt sie zuerst und näht es dann alles und ich bin begeistert. Ein herrlicher Nähnachmittag. Hier die Nähreste…

Schlafbrillenreste

Suki, der neue kleine Wippetmischling, der aussieht wie Scratch aus Ice Age und ich lernen uns etwas besser kennen. Flirten mit Hunden macht mir sehr viel Spaß und ich bin auch recht erfolgreich und Suki ist auf meinen Schoß und in meinen Armen.

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