Mozart – nein danke!

16.05. Ich nehme 300,- € weniger als die Gegenseite, finde den Preis für meine Arbeit aber angemessen und habe einen glücklichen und treuen Mandanten. Mein früherer Kollege hat zu wenig zu tun und Geldsorgen. Das habe ich zum Glück nicht. Außerdem ist es hier so, dass die Gegenanwältin mich immer anschreibt, ob wir den Vergleich geschlossen haben, weil sie sich den Gebührenanspruch von ihrer Mandantin hat abtreten lassen, d.h. meiner hätte an sie direkt zahlen sollen. Ich habe von meinem das Geld schon überwiegend bekommen und es fehlen nur noch 300,- €. Die Kollegin, die 300,- € fordert wird wohl ganz leer ausgehen, ist also eher theoretisch mit dem mehr verdienen.

Unser ehemaliger Nachbar hat noch eine Dachgeschosswohnung in dem Haus gekauft, wo ich mich auch mal für das Ladenlokal interessiert habe, was jetzt ihm gehört. Er hat damit wohl seine private Elbphilharmonie erlebt. In einem Haus bei uns um die Ecke, wo seine Ex lebt, hat der Eigentümer sich umgebracht. Die Wohnungen sind zum Verkauf. Er hat kein Geld mehr dort zu investieren. Soll ich ihm sein DG abkaufen? Schicke Scherz-Email, auf die er bisher nicht antwortet. Die Preise in Linden Mitte sind zu hoch und ich bin außerdem versorgt und muss Wohnungen nicht wie Kleidung vom Fairkaufhaus sammeln.

Sie suchen einen neuen Namen für Zumba, soll ähnliche Gymnastik sein, aber ohne die Abgabe und die Vorgaben. Wir werden aufgefordert was vorzuschlagen. In der Zumba-Umkleide fällt mir heute spontan ein: „Heißes Fett in der Pfanne“. Finden sie aber nur zum Teil lustig. Ich bin motiviert und wir pressen mit den Schenkeln einen dicken Gummiball zusammen. Weil Steffi mehrfach gesagt hat, wir bekommen keinen Preis wenn wir diese oder jene Übung am schnellsten machen sage ich: wenn ich den mit den Schenkeln zum Platzen bringe, bekomme ich aber schon einen Preis, oder? Dann wird ein Kurs nach mir benannt. Füge aber auch hinzu, dass ich es für sehr unwahrscheinlich halte siehe auch Walnüsse mit den Schamlippen knacken.

Ich merke beim Sport, dass ich unten meinem Schwabbel ein festes Muskelkorsett bekommen habe, gerade bei einigen Übungen für die seitliche Bauchmuskulatur und wenn ich mich dann dabei in der Taille anfasse. Neues Körpergefühl, weil das Fett bei mir auch so weich ist, kann ich gut durchfassen und das neue, harte darunter spüren. Ich habe Innen bald den Körper eines Staffordshire Terriers mit etwas Schwabbel darüber. Cool.

Frau die Woche beim Sport in der Umkleide, die feststellt, dass ich immer so lustige Hütchen auf hätte. Ja. Mache ich die selber? Ja. Und woher bekomme ich die Ideen dafür? Schwer zu sagen, ist halt wie Durchfall. Eine andere lacht.

Das Zuhausekochen muss bis Morgen warten, zumal Glück will mein Mann auch immer unter Leute und Essen gehen. Das Leben ist auch hier zu kurz und ich kann gar nicht so oft essen gehen wie ich will, z.B. 1 Millionen Mal. Wir gehen ins Beckmanns, die hatten geschlossen und waren weg, im Urlaub. Die Kalbszunge ist so was von lecker, dass ich nicht verstehen kann, wer Schnitzel von diesem Tier essen will, was total langweilig und geschmacksneutral ist im Vergleich. Auch der Pulpo-Fenchel-Apfel-Salat ist lecker.

Beckmann Zunge Bohnen Beckmann Pulpo Apfel FenchelBeckmann Steinbutt

Ich glaube, der Koch geht bald fremd mit seiner Assistentin. Ich würde es jedenfalls tun an seiner Stelle, weil seine eigene Frau ist unlustig, spröde und langweilig und diese Frau ist gutaussehend und schnell und sexy und Stephan und ich stehen beide auf sie. Wir haben die Plätze an dem Bistrotisch und das ist die beste Unterhaltung, den Köchen bei der Arbeit zuzusehen. Aquarium nix dagegen. Sie arbeiten nebeneinander und ein kurzer Blick genügt. Sie lachen zusammen. Sie ist dann an der Schneidemaschine, weil im Nachbarraum ein –geschätzt – sechzigster Geburtstag gefeiert wird und die bekommen lauter Vorspeisen. Sie lehnt sich rein ins Salami Aufschneiden und das sieht es ein bisschen aus wie Sex von hinten. Daran merkt man schon, dass ich die echt gut finde. Sie hat meine Spagetti Vongole gemacht und ich habe gesehen, wie sie die Möhre dafür geschnitten hat. Die Stücke sind niedlich und haben trotzdem noch Biss. Die unlustige Chefin fragte mich beim Abräumen, ob die Schalen heute mal wieder zu hart gewesen seien bzw. stellt es fest. Ich verziehe keine Miene und sage auch nichts. Das sollte wohl lustig sein, weil unsere Teller leergeputzt sind. Ich hatte die Muschelschalen auf die Papiertischdecken gestapelt, damit ich besser die Soße essen konnte und dann in zwei Türmen wieder auf den Teller platziert. Stephan ist Liebling der Küche und bekommt den Meringen-Nachtisch in XXL. „Bombe“ sage ich als er serviert wird und kann meinen langstieligen Löffel da nicht raushalten.

Beckmann Merengue mit Löffel

Nein, ich bin nicht frauenfeindlich. Ich mag sonst alle Frauen in dem Laden. Die etwas männliche schroffe Dunkelhaarige, die Korpulente und die Frau in weiß mit kleinen Haaren und guter Figur in der Küche. Nur die Chefin ist ganz und gar nicht mein Fall.

Neue Erkenntnis: unsere Freunde werden zu 90 % auf Hartz-IV Niveau sein als Rentner. Das ist bitter bzw. wird ein erhebliches Gefälle darstellen, weil eine dicke, berufsständische Rente auf mich wartet, auch die, die jetzt jeden Abend in die Kneipe gehen und einen drauf machen. Werden wir uns dann aufs Kochen konzentrieren? Das werden wir sehen.

Was mich übrigens beleidigt hat war, dass Sunl dachte, wir feiern in Wien im Plachutta. Sie hatte es verwechselt. Ich war einmal in diesem Laden und der Tafelspitz war saulecker, aber ein Keller wurde von einem anderen körperlich gemaßregelt und das hat mir gar nicht gefallen. Die Stimmung war dahin und somit habe ich das viel früher gemerkt als die Medien, die jetzt über die Arbeitsbedingungen dort berichten und Demonstranten sammeln Zucker, weil ein Keller entlassen wurde, der auf eigene Erdbeeren Zucker seines Arbeitgebers drauf gemacht hatte. Mir war das schon länger klar und auch eine bewusste Entscheidung dort nicht mehr essen zu gehen, obwohl es richtig Kult und lecker ist.

Übelkeit während der Schwangerschaft ist übrigens ein gutes Zeichen. Es deutet, dass sich das Immunsystem der Mutter mit dem Organismus des Kindes auseinander setzt. Das sagt doch schon Einiges.

17.05. Erfahre auf Gesichtsbuch, dass heute auch Premiere in der Oper Dortmund gewesen wäre mit Serdar Somuncu, auch Mozart, „Entführung aus dem Serail“. Das Bühnenbild sieht vielversprechend aus und dass Herr Somuncu sehr musikalisch ist, war mir schon aufgefallen. Läuft leider nur bis Juli. Mal schauen, ob wir das noch unterbekommen. Sein Kollege ist in der Maske, wo sie entscheiden, wann er genug geschminkt wurde um als Chinese als Türke durchzugehen. Er zeigt uns die Kante und hier kommt die Stimme aus dem Off, „die Votzibär sagt, wann er auf der Bühne sein muss“. Er zeigt uns auch den Platz der Stimme, der ausschaut „wie die Schaltzentrale aus Raumschiffenterprise der 60er Jahre“. Heute heißt es „Go love your own city“ und dann ist der Weg nicht so weit. Ist mir mehr als Recht, auch wenn mich die andere Produktion interessieren würde, wird heute auch modern, so meine Hoffnung.

Bei Mozart fällt mir schon mal das Tom Lehrer Zitat ein, aus meiner Erinnerung: It’s a sobering thought to know when Mozart was my age he had been dead for three years.“ Bei mir kann ich das bald sagen mit ten years.

Morgens ein paar Postkarten tuschen und ja, früher war alles besser. Ich weiß es jetzt. Der Pelikantuschkasten, den ich nur wegen der schönen, alten Blechdose gekauft habe und gar nicht nutzen wollte, hat ganz tolle Farben. Die Wassermalfarben heute haben nicht so eine Qualität, deswegen kaufe ich auch Tuben. Hier reibt man etwas mit dem nassen Pinsel in einer der runden Trockenfarben und sie malt deckend (!) Das ist ein deutlicher Unterschied zu den Tuschkästen heute. Ich plane diesen zum basteln nach Paris mitzunehmen und muss nur ergänzen um einige Rottöne und Weiß, die hier fehlen. Ich mache Ohrringe aus einem Buchdeckel. Neue Technik. Gefällt mir, ziehe ich heute Abend an.

Schon mal vorpacken für Paris. Neue Hütchen vom vergangenen Wochenende sollen ins Gepäck und mein Gaffa-Puppenhütchen muss auch mit. Kam gestern einfach zu gut an in Hannover. U.a. eine Radfahrerin, die mir entgegen kam, hat mich total angestrahlt. Meine Schwägerin und mein Mann haben etliche Restaurantreservierungen vorgenommen und ich lass mich einfach überraschen. Wichtig ist, dass ich neue Hütchen dabei habe, auf die ich auch Lust habe. Bei den Hütchen bin ich wie andere beim Partner, die alten tragen habe ich gar keine Lust, ist langweilig, mir ist immer nach was Neuem zumute. Die alten wegwerfen will ich auch nicht, die werden gesammelt als Trophäen der Vergangenheit.

Habe noch ein rotes Nähetui gekauft, was aber wenig vorteilhaft vom Kopf aussieht, so dass ich den Inhalt als Hütchen vernähe (mit Filz von Käte).

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Wer Rossi auf Freitag vorzieht, hat Zeit gewonnen fürs Wochenende. Sollte man meinen…

Lege mich nachmittags hin. Dann wird Spargel gemacht und Sauce Hollandaise ist recht einfach, wie ich beruhigt feststellen muss. Dass ich einmal so viel Respekt, ja Angst davor hatte…Das ist jedenfalls überwunden.

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Im Koki läuft wegen „die Briten kommen“ einiges englisch OmU, habe mir den Flyer mitgenommen u.a. Brazil im Original am 22.07. Muss ich rein, auch wenn wir da gerade aus Wien wiederkommen, ob ich vor Paris den alten Stanley Kubrick schaffe werden wir sehen. Der Regisseur von Sugarman ist tot, hat sich das Leben genommen. Das war einer meiner Lieblingsdokumentarfilme und er hat mich sehr bewegt. Ich finde das traurig und frage mich, ob sie den noch mal zum Gedenken zeigen können im Sprengel-Kino. Steffi hat das Plakat bei sich hängen.

Ich habe meinen Schlüsselbundanhänger mit den Fächern aus Paris verloren. Kurz vor der Reise. 1 Jahr hat er mich begleitet, aber ich habe noch einen auf Halde, weil damals gab es 4 zu einem günstigen Preis. Steffi hat einen, wegen Marc habe ich überhaupt mit dem Kauf angefangen, weil der eine sehr kitschige einen Tennisschläger als Anhänger hatte und eine Perle war der Ball, sehr tussig. Jetzt habe ich noch den Schlüssel mit „Paris Souvenirs“. Ein Schlüssel als Anhänger an einem Schlüsselbund. Auch nur mäßig lustig, aber immerhin kann ich gleich Ersatz stellen. Was heißt Ersatz, ich habe mal eine Serie gemacht mit den Sprüchen aus dem Yogi-Tee und Perlen und Sachen rangebastelt und 5 davon in der Yoga-Werkstatt verkauft und davon habe ich noch ca. 30 und bestimmt auch sonst 4 Stück in meiner Materialiensammlung. Ich bin nicht arm an Schlüsselbundanhängern.

„Ich war’s nicht. Ich habe keine Dreijährige angefahren“, rufe ich unseren Nachbarn zu als wir Richtung Innenstadt fahren (weil ich doch auch ein Lila Fahrrad habe und Stephan mir den Artikel aus der Haz vorgelesen hat, die übrigen eine schlimme, neue Grafik hat, schlimme Schrift, nicht mehr zentriert und macht auf NP). Vorbei an dem Zaun, der geflickt ist, war vorher viel besser, ohne Zaun oder mit einem durchsichtigen und man konnte den Innenhof sehen. Diese Mauern überall machen hässlich, warum wollen die Leute es so? Privatsphäre? Vorbei an dem netten Mann vom Rossi. der seinen Feierabend in der Abendsonne in der Weinbar genießt. Am Schwarzen Bären ein komisches Wahlplakat muss an die Comedy-Sendung von gestern Abend denken. Diese AfD kann man gar nicht parodieren, die sind in Echt schon solche Lachnummern. Ihr seriöser Sprecher erzählt von der Sachbeschädigung und dem Vandalismus an den Wahlplakaten. Schäden von 30-40 %, in Universitätsstädten von 100 %. Lache mich tot über das Plakat der Partei am Waterlooplatz, Richtung Innenstadt. Ein Vater mit Kleinkind im Arm und das Motto: Mit uns 2 x die Woche Samstag – die Partei. Mo Di Sa…Sehr gut. Ob ich die wählen muss, weil sie mich wenigstens zum Lachen bringen.

In der Oper treffen wir schwule Paare und beide haben heute was im Garten gemacht, die einen bei einer befreundeten Anwältin und die anderen Holunder angesetzt. Fleißig. Hier hat der eine der gemeinsamen Freundin Nachhilfe gegeben, die gerade eine Umschulung macht und sich auch etwas psychiatrisches Fachwissen drauf schaffen muss. Er hat über das Niveau gestaunt. Ob das heute Abend was wird, will ich wissen. Er mag diese Oper vor allem musikalisch jedenfalls sehr.

Stephan und ich sitzen hintereinander und da einzelne Personen neben Stephan sitzen, will ich die erst fragen wegen Plätze tauschen, aber nach der Pause sitzt Leporello neben Stephan. Immerhin zwei schlechte Beweisfotos.

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Das Publikum wird auf einen Textilvorhang gespiegelt und gefilmt. Erst kapiere ich das nicht und denke es ist ein Backdrop eines anderen Opernhauses. Es braucht eine Weile bis ich das Spielbild erkennen kann. Die Inszenierung arbeitet viel mit Filmen hinter dem halbdurchsichtigen Vorhang und wird dem Stück sehr gerecht. In schwarz-weiß sind die Figuren zu sehen und durch die Projektion auf den Vorhang in Groß und die Mimik ist gut zu erkennen. Von Don Giovanni, der nach dem Motto lebt, wenn man eine Frau treu ist, betrügt man die anderen und in Italien 370 und in Deutschland 278, aber in Spanien 1003 Frauen beglückt hat, sieht man nur die Lederhandschuhe und seine Stimme. Das ist toll gemacht und sehr intensiv dadurch. Das Fest auf dem man ausgelassene und freizügig tanzen soll und im Prinzip jeder mit jedem ist so gemacht, dass man einen Wald aus nackten Beine sieht und die Sängerin, die ihren Weg durch sie hindurch bahnt und Don Giovanni ruft sie zu sich und wieder kommen die Lederhandschuhe ins Bild, er streckt sie aus und greift nach ihr. Sehr gut gemacht das Ganze. Ich finde das Stück an sich langatmig und operettenhaft und teilweise auch idiotisch, aber die Inszenierung ist spitze und auf die lasse ich nichts kommen. Leporello, der Diener von Don Giovanni verkleidet sich als er und verarscht eine Frau, die Don Giovanni liebt. Dazu genügt ein Federhut und seine Stimme. Das kann man bei dieser Inszenierung auch gut darstellen und man sieht in Großaufnahme, wie Leporello die Lippen bewegt und sich dann kaum einkriegt vor Lachen, wie doof die Alte ist, die darauf reinfällt und dem Liebhaber, der sie betrogen hat und ihr die Ehe versprochen hatte, wieder verzeiht und ihn zurück haben will. Sonst taugt Oper, die angeblich „die Oper aller Opern“ ist, wieder für potenzielle Hundenamen. Leporello ist auch ein Diener, der widerwillig aber dann doch seinem Herren dient, er will frei sein und sein eigener Herr, hat aber nicht das Zeug dazu und sucht sich nach dessen Ableben gleich einen neuen Herren. Super Hundenamen, weil so ist auch ein Hund. Das Publikum sieht das mal wieder anders mit der Inszenierung und nach dem Applaus für die Darsteller überall Buhrufe. Woher kommen die ganzen Buhrufe? Frage mich immer, ob man sich nicht vorher erkundigen kann, ob das was für einen ist und dann einfach nicht reingehen. Was soll das? Es ist so, wie ich mag kein Thai Essen, gehe da aber immer wieder zum Thai und gebe volle Teller zurück. Denke wieder an die Comedy-Sendung von gestern. Frauen aus Stuttgart, die gegen Homosexuelle sind, weil es widernatürlich sei. Dünnlippige Kirchentrutschen, die es ekelhaft finden, „wenn Männer ihren Penis in einen anderen Menschen stecken“. Darauf der Sprecher: Dann sollen sie nicht den ganzen Tag Schwulenpornos gucken. Wenn Mozart auf die Bühne käme, würde ich Buh rufen. Tut er aber nicht. Schnell weg hier und nicht mehr bei oberflächlichen Gesprächen ein Getränk auf dem Dach einnehmen. Ist schon nach 11 Uhr. Im Kino hätte das 50 Cent Überlängenzuschlag gekostet Stephan ist nur essensmäßig ein Don Giovanni stelle ich auf dem Rückweg fest. Kaufe noch eine Butter bei Rewe, der um nach 23 Uhr noch geöffnet hat und sehr gut besucht ist. Junge Menschen vor dem Ausgehen. Frauen, die Weißwein im Tetrapak für unter 2,- € den Liter kaufen und Ältere, die schon desolat sind, d.h. strunz betrunken und die Schokoladenosterangebote an der Kasse wahllos mitten in den Nacht kaufen und sich dann scheinbar selber darüber wundern oder einfach so etwas herumstehen und sich sammeln bevor sie wieder heraus wanken. Der Typ an der Kasse ist blutjung, gutaussehend und freundlich, auch noch um die Uhrzeit. Er sieht aus wie der eine Schauspieler aus Sonnenallee, der junge aus der Clique, er ist multitaskingfähig und lässt sich Zigaretten von der Nebenkasse rüberreichen und ist dabei sehr freundlich. Er wünscht jedem Gast noch einen schönen Abend und schaut einen dabei in die Augen. Ich muss ihn anstrahlen. Wahnsinn. Das ist Dienstleistung. Um die Uhrzeit und bei dem Scheißjob auch noch so gute Laune verbreiten und das in der Blüte seiner Jugend.

Mozart ist echt nicht mein Fall und auch wenn Calixto den in Basel inszeniert will ich nicht hin. Mein Zwischenfazit bei der klassischen Musik. Entweder Verdi-Oper mit viel Chor oder Händel, Barockmusik. Das mag ich beides. Das andere quält mich auch und ich wünsche mir, dass es vorbei geht. Dafür muss man dann nicht zahlen. Die Inszenierung mit anderer Musik wäre Hammer gewesen. Ich bin also im Gegensatz zu dem Stammpublikum der Oper falsch gepolt.

Mit Steffi haben wir gar nicht ESC geguckt. Wusste nicht, dass es läuft und habe mich beim Gassi gehen anschließend noch gewundert, was im Exil auf dem Bildschirm flimmert und kein Fußball ist.

Das Kleid von heute Abend gebe ich auch weg. Steht mir nicht, auch wenn ich es liebe. Ist Seide und Paisley. Vielleicht was für Steffi. In der Oper ist mir ein Knopf abgeplatzt.

18.05. Sieht zuhause aus als wäre eine Bombe explodiert, aber das sonnige Wetter und die Bastellaune lässt mich nach Flohmärkten schauen und siehe da: bei Real in Linden ist einer. Ich finde meine Collagepostkarten nicht. Messyhaushalt. So weit können sie nicht gekommen sein, aber ich kann mich bei bestem Willen nicht erinnern, wo ich sie hingetan habe nach dem Scannen.

Flohmarkt bei Real. Ich mag große Dinge aus Eisen, weil ich auch die Kerle dazu mag (kräftige Schweißer, wie meinen Schwiegervater und das am besten noch in jünger und auf türkisch).

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Das erste Mal will Stephan was kaufen. Ein Buch „Der Humor der Niedersachsen“. Die langen Witze sind in plattdeutsch und er muss sie mir übersetzen. Hat es für mich zum basteln gekauft, aber dazu ist es zu schade. Papier- und Schreibwaren, Philippsbornstraße, 3000 Hannover. Aus der Serie gibt es auch „Der Humor der Wiener“, aber leider nicht hier zu kaufen. Der Verkäufer erklärt seinem Gesprächspartner auf dem Handy, dass er am Lindener Hafen sei, als wir widersprechen meint er, aber Linden sei hier doch schon. Ich kaufe hier alte Postkarten u.a. mit Magdeburg Tristesse.

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Am Nachbarstand verkauft einer eine Tüte voller Plastiktiere. Es setzt ein erstklassiges Verkaufsgespräch ein: Das sei ein ganzer Zoo, mit allen Tieren und Zaune und so, ob ich das kennen würde. Mit allem, auch den „teuren Pferden“. Seine Kinder hätten sich auch von dem Gabelstapler getrennt. So habe er sie erzogen, nicht wegwerfen. Da könne man noch Geld mit verdienen. Ich kann nur einzelne Tiere gebrauchen. Er kommt mir mit dem Preis entgegen auf 3,50 € und dann könne ich ja in Ruhe zu hause gucken und das Geld sei Spende für seine Kinder und den Rest der Tiere könne ich eine Kindergarten spenden. Da könnten Kinder sehr gut mit spielen, aber ein Auto, „da fährt man einmal mit“. Ich sehe seinen Punkt, verzichte aber trotzdem auf einen Abschluss. Weiter lustig ist ein Rentner, der mir seinen Modeschmuck erklärt, indem er ihn beschreibt. Das schönste sei die grüne Kette, die würde 2,- € kosten, die sei aus Perlmutt, ich solle mal anfassen, ob ich das kennen würde und Stephan fragt ihn, ob er die getragen habe. Nein, Frauensache. Der Schmuck hat seiner Freundin gehört und man habe sich getrennt. Warum der Schmuck jetzt bei ihm geblieben ist und ob sie zuhause in der Tiefkühltruhe liegt, kam nicht richtig raus. Weitere Käufe, sehr günstiger Modeschmuck von einer jungen Hippsterfrau, die Escada-Bloussons aus den 80ern verkauft und ich sage, dass könne sie doch selber tragen. Dann noch ein Wollrock, kariert in den Burberry-Farben, mit Mottenlöchern, aber wenig und Flecken, die hoffentlich rausgehen. Ich erkenne eine Verkäuferin an ihrer Ware. Die war neulich auch am Wasserturm. Aber auch andere haben Interessantes im Angebot:

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Schöner Flohmarkt. Wir treffen Isabelle, der ich mein Mitleid ausspreche, weil bei ihr alle schlicht sein muss und sie nichts sammeln darf, ob sie noch diese Unterlegscheiben für die Törtchen brauche, die kleinen Teller, die keine Unterteller sind, weil keine Vertiefung.

Stephan geht zum Sport und ich mache mit fettigen Bratkartoffeln, aber mit Butter und scharfer Paprika aus Wien und Sucuk und Curryketchup (besser als Pommes mit schlechtem Fett auf dem Flohmarkt)

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und fange an zu nähen im Wintergarten. Dann ruft Steffi an und ich gehe um 15 Uhr rüber und vergesse die Hälfte meiner Nähsachen. Reicht aber auch so. Sie näht mein Jill Sander Kleid mit Angoraunterwäsche oben und einem gelben Wallestoff unten. Sie hält es für nicht geeignet. Mir taugt es. Hohlsaumnähen ist mir zu langweilig. Ich muss an Werbeknecht.at. Die Seite meiner Freundin Sunla denken, mit einem Zitat von Camus, dass wir uns Sisyphos als sehr glücklichen Menschen vorstellen müssen. Die meiste Arbeit, gerade Handwerk, ist Sisyphos. Am meisten nach mit: kochen. Stundenlang machen, dann wird es in Sekunden oder Minuten verzehrt und dann wieder von vorne, Gemüse waschen, schneiden, Teig kneten. Es macht aber Menschen glücklich. Gerade Müllabfuhr soll sehr glücklich machen und Gärtnern und was ist mehr Sisyphos als Gärtnern, wo der Rasen doch eh nachwächst. Ich muss an Andrea denken, die mir von dem Sticken erzählt. Total Zen ist sie versenkt in das Malen nach Zahlen und auch etwas ausgebremst, weil das aktuelle Stickbild von Ikarus ein Jahr dauern wird bis zur Fertigstellung. In der Zeit hätte sie früher 4 Frauen mit einer neuen Garderobe ausstatten können und jetzt macht sie stattdessen Kunst, weil die Technik ist nicht Schuld am Ergebnis. Es müssen nicht unsagbar hässliche, kitschige Bauermalerei-Motive gestickt werden. Das gibt die Technik nicht vor. Auch Steffi mag Hohlsaum, zumindest mehr als ich. Ich spiele lieber, aber da muss ich mal durch, aber dann im Wintergarten bei sehr heller Beleuchtung. Werde mal die Zeit stoppen. Das würde mich interessieren. Denke mal mindestens 2 Stunden. Irgendwie fällt mir dabei Bügelwäsche ein. Wir schauen Sherlock Holmes auf Englisch und ich mache ein Hütchen aus der schwarzen Bohnenpaste aus China. Hatte mir Yunfeng geschenkt und Steffi gefällt es. Es sieht aggressiv aus, so gefaltet und dreieckig wie Kinder Hüten bauen, bevor es ein Schiff wird. Stephan sagt, dass es aussieht wie Napoleon. Ich glaube, es muss nach Paris mit. Ich mache auch ein weiteres Hütchen aus Wollresten von Käte. Habe bald 10 Stück davon, aber die sehen alle anders aus. Ich finde sie toll und sie wärmen auch.

Abends gibt es noch mal Spargel und Kräuterquark mit Maggikraut und einer frischen Zwiebel sowie gebräunter Butter. Schmeckt besser als gestern. Da war ich im Voropernstress und das ging zu lasten des Genießens.

Die jungen Mädchen bei der Konfirmation neulich, die so gekünstelte Locken hatte wie Prinzessinnen aus alter Zeit, sahen irgendwie aus wie König Knuffi aus Wenzel Storchs „Die Reise ins Glück“.

Neben Chanel war in Hamburger Museum für Gewerbe noch schönes Pressglas ausgestellt. Eine ganze Vitrine mit alten Modellen u.a. aus England in tollen Farben z.B. Lindgrün oder auch Schwarz. Und warum ich darauf komme? Weil das Rotkäppchen auf der einen Postkarte mich darauf bringt. Hier war außerdem ein Amerikaner ausgestellt, der total kleine Figuren in Nadelöhre reingebaut hat. Die waren mit dem bloßen Auge kaum sichtbar und unter dem Mikroskop. Ob das deswegen schon gut war, stand für mich eher in Frage. Gut, nimmt dann nicht so viel Platz weg, aber war mehr erstaunlich als Kunst und das Erstaunen hielt auch nicht so lange vor, wenn man 2-3 gesehen hatte, es waren Bauwerke wie das Tatsch Mahal und bekannten Figuren, z.B. aus einem Märchen.

Steffi mag übrigens auch kein Mozart und fragt sich dann immer bei Klassik, warum nervt mich das? Ach so, ist Mozart.

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