28.05. Mit dem Einschlafen hat es besser geklappt, dafür werde ich um 5 Uhr wach und denke an unerledigte Dinge. Dem Zeitungskiosk absagen, schwarzen Tee in Beuteln aus dem Büro holen usw. Hier regnet es doll. Gutes Wetter zum Abhauen.
Telefonat mit meinem Bruder gestern Abend. Wir fehlen ihm und er will uns in die Schweiz locken im August. Wanderungen und Ausflugslokal sowie eine Vernissage, die meine Schwägerin organisiert stünden auf dem Programm. Mein Bruder ist süß in so anhänglich. Sonst kommt er uns mal alleine besuchen in Hannover ohne Familie kündigt er an. Dann aber bitte mit Skateboard, wie früher, verlange ich von ihm. Das waren Zeiten. Vielleicht quetschen wir es noch rein im August. Reisefreudig ist mein Mann ja!
Wie werden wir Paris vorfinden? Die Penner, die rechts gewählt haben, wohnen eher auf dem Land beruhige ich meine Nerven.
Meine Eltern fragen wegen Kinderfilmen im Kino, die Enkel sind im Anmarsch. Den DDR-Comic, Mosaik in New York, den ich gefunden habe, bekommen sie bei Gelegenheit auch noch. Mama sagt, ich soll einen Schirm mitnehmen, damit ich mich nicht erkälte. Aber Mama, ich benutze nie einen Schirm. Paps sagt, ich hätte nicht so panisch Angst vor Wasser wie meine Mutter, weil die Haare dann anschließend immer in die falsche Richtung zeigen. Es sei bestes destilliertes Wasser von oben.
Im Büro brannten noch Lampen und Kaffeemaschine. Das waren die Psychos und ich petze gleich. Die nutzen die Besprechungszimmer für ihre Patienten und müssen das auch kontrollieren, wenn sie gehen.
Ich habe ein Essensgeschenk für den französischen Guide, der 716 als Blog schreibt.
Zuerst denke ich, dass mein Mann total krank ist, aber die Socken sind doch verschieden.
Das wahre Paris, aber was ist schon „wahr“? Wahrheiten gibt es bekanntlich viele.
Die Pariser tragen, wie ihre internationalen Stars, gerne Motorradhelme als Straßenbekleidung, auch wenn sie gerade zu Fuß unterwegs sind. Sie sind radfahrfaul und im Land der Tour de France fahren sie gerne mit dem Fahrrad den Berg herunter, aber nicht wieder hoch. Deswegen findet man kein einziges Velib-Fahrrad auf dem ganzen Montmatre am Montagmorgen. Die Franzosen haben die Touristenfahrräder alle zur Arbeit genommen und sind damit in die Stadt gefahren. Das Velib-System bietet einen Anreiz, dass einem Minuten gut geschrieben werden, wenn man bergauf fährt, um die Fahrräder auch irgendwie wieder nach oben zu bekommen, dass hat uns Guillaume, unser Guide erklärt, der uns überhaupt dankenswerter Weise in der Velib-System eingeführt hat. Die Jahreskarte kostet 30,- € und mit einer entsprechenden App auf dem Handy ist man damit flott unterwegs und wozu dann ein eigenes Fahrrad, denkt sich der Pariser. Wird nur geklaut und man hat Verantwortung und muss es aufpumpen, wenn es einen Platten hat, dann lieber immer wechseln und ein Neues nehmen, was gerade gewartet wurde und schön fahrbereit ist. Wir haben französische Abenteuer erlebt wie Bücktoilette, Natursekt quasi, die ich falsch herum benutzt habe um meine Schuhe anzupinkeln und richtig herum um mir selber ins Gesicht zu pinkeln. So ist will aber etwas der Reihe nach einsteigen in meinen Reisebericht aus Paris. Dieser mag etwas lustlos klingen, weil ich ihn quasi als halbe Pflichtaufgabe im Nachhinein erstelle. Ich glaube das tägliche Tagebuch ist mehr meine Sache als der Reisebericht oder ist müsste mir mehr Zeit zum schreiben vor Ort gönnen.
Der heimische Flughafen (Händewaschen nicht vergessen bzw. „nicht ohne Seife waschen“. So nennt ein Freund seinen Blog und ich weiß jetzt auch, woher der Spruch stammt, Harald).
Das gute Wetter über den Wolken.
Paris, CDG, kurzes Foto vom Eifelturm, hier schon.
Ich mag das bunte Licht im Flughafen sehr.
Am Flughafen gehen unsere Kreditkarten nicht am Automaten und ein aufdringlicher Amerikaner will helfen und steht mir im Nacken. Das macht mich aggressiv. Dann Schlange stehen, alle hauen von ihrem Posten ab. Ausfall der Rechner und dann darf man umsonst Zug fahren. Eine Engländerin telefoniert mit ihrer in Paris lebenden Tochter und wir versuchen herauszufinden ob sie im Zug sitzen bleiben oder im Gard Du Nord umsteigen muss. Dann wird doch abkassiert und die beiden Helfer der weiblichen Bahnmitarbeiterin sehen aus wie die französischen Verbrecher von Madame de Ville in Tausend und ein Dalmatiner. Wir machen den Fehler und wollen kurz mit dem Taxi ins Apartment, weil die Zeit drängt. Unter einer Markise warten ca. 200 Menschen auf ein Taxi und das muss erst abgearbeitet werden. Metro wäre viel schneller gewesen. Es folgen Telefonate und SMS mit unserer Vermieterin. Wir kommen zu spät, sie muss den Schlüssel in der Kneipe abgeben, aber kaum im Apartment drin, ist das alles vergessen und ich fühle mich wie Captain Kirk auf der Brücke. Die Betonwüste von Paris liegt zu unseren Füssen.
Hier macht selber das Spülen Spaß.
Das wird in den kommenden Tagen in jeder freien Minute mein „Arbeitsplatz“ zum Tuschen. So einen schönen hatte ich noch nie.
Die Sitzbadewanne und das Bettchen.
Ich hinterlasse Delphine politische Botschaften in der Wohnung.
In ihrer Küche. Erst mal verwelkte Blumen in den Müll, Teekanne ausspülen und Tee kochen.
Meine Schwägerin kommt und wir brechen auf. An der Kreuzung hält ein Auto mitten auf dem Fußgängerüberweg, fährt da rauf als schon rot ist und es gibt eine Runde Selbstjustiz mit seinem Auto, d.h. Faustschläge aufs Dach und beulen (durchaus beeindrucken). Ich rechne damit, dass er rausgezerrt und zerrissen wird vom Mob, aber es ist halb so schlimm und man muss hier auch erst mal ankommen. Erst mal ist alles für deutsche Verhältnisse bunter und anders. Fürs Ankommen gibt es erst mal Falafel, dann pilgern wir zu Stephans Schneider, der mittlerweile indische Fotos verkauft. Wir geben ihm unsere Geschirrhandtücher u.a. eines der Stadt Hannover mit einem Kalender aus dem Jahr 1973 und er meint nur, vielleicht würde er noch bessere finden und versteht nicht, dass wir unsere bewusst gewählt haben u.a. ein Guggelhupfrezept mit Klagenfurt und anderen Motiven. Ja, wir stehen auf so was. Drei sollen es werden.
Ich kaufe den ersten Käse, Nougat aus altem Gouda und vermeintlich eine Milch. Es handelt sich aber um Dickmilch, die ich mir am nächsten Morgen in den Kaffee schütte.
Wir laufen etwas durch die Stadt
und fahren zum Essen.
Meiner Schwägerin musste ich erklären, dass sie kein Vampir ist und nicht in Paris war als die Metro gebaut wurde, ach so, dass war diese Tram. Das kann dann schon stimmen. Hier gibt es Terrine und kleine Gürkchen als Snack vorweg. Am Nachbartisch zwei schwarze Amerikanerinnen, die auch keinen Wein trinken (wie ich), es sich aber essensmäßig total besorgen und vom Risotto mit Tintenfisch bis hin zum Reißpudding für 2 Personen als Nachtisch (Spezialität des Hauses) alles genüsslich in sich rein machen. Wir essen auch total lecker das Menü inklusive Soufflee als Nachtisch (hier leider schlecht abgebildet).
29.05. Mein Zimmer habe ich schon „eingerichtet“.
Ich mache schön Übungen an der Ballettstange.
Die ganzen Tage über immer wieder Staunen. Wie kann sich an diesen Blick gewöhnen? Das braucht sicher seine Zeit.
In den Straßen sind Bäume, die etwas ausschauen wie meine Mimose, aber in Groß und ich liebe die verschiedenen Lampen der Straßenbeleuchtung.
Ich habe meine 5-Tages-Fahrkarte vergessen und Stephan geht zurück, was hier mit Treppen steigen verbunden ist.
Zu diesem Zeitpunkt haben wir Velib noch nicht für uns entdeckt. Wir haben Karten für eine Van Gogh Ausstellung und das ist das erste Ziel im Musée d-Orsay. Dieses Louvre kommt mir lächerlich riesig vor. Haha, fickende Schiffe feixen wir albern.
Die Selbstporträts von Van Gogh berühren mich sehr und ich könnte weinen. Sie haben so eine Kraft, das ist der Wahnsinn. Der andere, ein Franzose, der in den 50ern über Van Gogh geschrieben hat, ist nur so verrückt. Seine Kunst finde ich untalentiert und schlimm. Der Typ an der Garderobe ist auch entsprechend beleidigt, dass wir so schnell durch sind mit einem Museum.
Gegen vom Museum gibt es Lederetuis aus Kröten. Die Augen sind schwarze Straßsteine und den Unterleib hat man abgeschnitten und mit einem Reißverschluss versehen. Nehme an, dass sie dafür eine andere Verwendung hatten. Wir essen Mittagstisch im Lipp. Neben uns ein kanadisches Pärchen um die 60, die innerhalb beachtlicher Zeit eine Flasche Rotwein kippen und Wasser strickt ablehnen. Der Typ hat lange Haare und sieht etwas freakig aus. Er will die Haxe mit Sauerkraut. Kathrin und ich essen nur einen Salat und Stephan den Bohneneintopf (Gericht des Tages), der uns nicht so schmeckt, dafür aber wieder der Nachtisch.
Weiter geht’s.
Wir wollen auf den Friedhof und eine Runde Crêpes essen, mache das in umgekehrter Reihenfolge und einen Flohmarkt gibt es auch. Wir pilgern sogar zu einigen prominenten Gräber und ich erfreue ich wieder an den Porzellanblumen. Der australische Vogel gefällt mir besonders. Wie Kathrin festgestellt hat, muss man schmunzeln und das ist bei Friedhof nicht mal das Schlechteste.
Es beeindruckt mich, dass man Fahrräder hier noch nicht mal schieben darf. Wieder zuhause dekoriere ich etwas.
Auch meine Einkäufe aus dem Supermarkt genießen den Ausblick.
Dann umziehen und gut essen gehen. Der Laden ist schick, es schmeckt auch gut. Der Fenchel ist z.B. sehr lecker. Wir treffen eine ehemalige Arbeitskollegin meiner Schwägerin, eine Engländerin, die seit 20 Jahren in Paris lebt und mit einem Franzosen verheiratet ist. Beide haben einen guten Humor, er spricht sehr gut englisch und hat absichtlich keine Französin geheiratet, sondern eine Engländerin, wie er betont und wir verbringen einen netten Abend. Ich behaupte an diesem Abend noch tollkühn, dass ich nicht auf so einem Behindertenrad fahren würde, wie sie hier an der Straße stehen. Es geht um die teuren Autos von Kathrins Chef. Teure Autos seien mir egal, aber ein unsexy Fahrrad, das würde mir nicht in die Tüte kommen. Wir waren auf dem Hinweg am Arc de Triumph ausgestiegen, was durchaus beeindruckend war. Ich merke beim Essen gehen, dass man diesen Franzosen total leicht vor den Kopf stoßen kann. Der Kellner hält mehrere Jacken und ich erkenne meine als einer der hinteren und will sie greifen, tue das mit einem Spruch auf englisch wie: „I’ll just take mine“. Der Kellner ist total geschockt und äfft mich böse nach bevor er sich wieder einkriegt und sein Dienstleistungsgesicht wieder aufsetzt.



































































