Tief einatmen in Paris und dann aufatmen in der Provinz

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01.06. Der Tag startet auch in gewohnter Manier. Ich wünsche mir heute Marche aus Puces. Ich will nur einen Eindruck davon und nicht ihn systematisch abgrasen. Kathrin und vor allem ich kaufen alte Werbeschlüsselbundanhänger an einem Stand, der ausschließlich mit diesen handelt. Ja, es gibt hier durchaus eine gewisse Spezialisierung. Es sind Profis am Werk und Schnäppchen macht man wo anders.

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Mittags essen wir in einem schlimmen Laden, der bei mir unten durch ist. Das Essen ist kalt und ungenießbar und ich habe schlechte Laune und nein, ich meine nicht, dass es daran lag, dass wir nur das Tagesmenü genommen haben und nicht wie die Japaner eine Meeresfrüchteplatte für ein paar hundert Euro. Ich erwarte, dass auch die Tagesempfehlungen oder gerade diese gut gemacht sind. Ich ärgere mich total und fühle mich verarscht. Die Butter, die hier besonders gut sein sollte, war abgepackt in Einzelportionen wie im Hotel.

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Wir gehen in unsere frühere Nachbarschaft zum Centre Pompidou und sehen eine tolle Fotoausstellung (von Henri Cartier-Bresson). Der Typ am Einlass freut sich über mein Hütchen und will es fotografieren, fragt mich vorher, ob es „possible“ ist. Jetzt musste er bis halb vier Uhr warten bis zu diesem Lichtblick, so sinngemäß. Stephan sagt, ich komme bei den wichtigen Leuten an das u.a. sind die Mitarbeiter der Museen und die Crêpebäckerinnen.

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Dann trinken wir Kaffee bei dem schwulen Pärchen, der Inhaber ist Australier. Das kennen wir vom letzten Mal. Anschließend fahren wir mit den Rädern zum Pere la Chaise und die Glocken läuten als wir vor fahren. Um 18 Uhr schließen die. Wir fahren dann zum Notre Dame wo wir letztes Mal nicht reinkonnten, weil der rechte Idiot aus Protest gegen die Schwulenehe sich eine Kugel in den Kopf gejagt hatte. Es läuft eine Messe , die auf diversen Bildschirmen übertragen wird und es riecht stark nach dem katholischen Haschisch.

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Wieder nach Hause und heute ist der letzte Abend und wir sind recht erschöpft.

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Dann gehe wir mal den Montmatre zur anderen Seite runter und entdecken eine bürgerliche und ruhige Wohngegend und mal nicht den Touristenrummel der vorderen Seite. Das hätte uns mal jemand vorher verraten sollen. Es ist richtig erholsam und wir atmen durch. Ohne die übliche Hektik einfach durch die Straßen wandeln. Wir kehren ein in eine Kneipe und essen eine Kleinigkeit. Für mich gibt es wieder Diavolo und ein paar Nüsschen dazu. Kathrin muss früh raus. Man kann gar nicht früh genug zu diesem CDG aufbrechen und muss auf dem Weg mit Allem rechnen.

02.06. Ich werde wach und meine Schwägerin ist noch nicht angezogen. Basteln. Packen. Den Müll wegschmeißen, der nicht mehr ins Gepäck passt. Stephan warnt mich vor den ganzen Überwachungskameras.

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Erst mal zum Sacre Coeur. Die Kirche ist innen kitschig und nur von außen schön. So wie wir sie die letzten Tage gesehen haben und der Blick, den wir hatten, das war das reizvolle. Im Park machen zwei Frauen Gymnastik, aber reißen sich am Nacken und machen ruckartige Bauchcrunchs. Ich will hingehen und korrigieren. Das bringt so gar nichts und ist einfach falsch ausgeführt. So verdorben bin ich schon von Movenyo.

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Ohne App finden wir kein Fahrrad und der ganze Montmatre ist leer gefegt und kein einziges Rad vorhanden. Da sind die Franzosen wohl mal in der Stadt zur Arbeit gefahren.

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Ich kaufe mir einen afrikanischen Stoff. Die Wahl war schwer bei der Auswahl. Ich will mir von Andrea einen Faltenrock à la Margaret Thatcher daraus nähen lassen. Ich nehme einen günstigen Stoff für 15,- €. Es gibt Preisspannen bis 82,- € wobei ich keine Qualitätsunterschiede erkennen kann. Es gibt tolle Muster z.B. eines was ich nicht fotografiert habe in schwarz, gelb, weiß mit Henne, Küken, Eiern und in schwarz-gelb und etwas grafisches schwarz-weiß dazwischen. Total schön, aber ungeeignet für meine Zwecke, weil die Falten keine großen Muster vertragen und die Küken dann nur zerteilt werden wie die Brüderküken. Das will man nicht. Die Vögel, die aus den Käfigen fliegen und die Strauße gefallen mir auch, aber ich entscheide mich für einen anderen Stoff, aber aus diesem Laden.

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Dann zum 134 RDT und Croissants und Törtchen und Baguettes kaufen. Mehrfach im Büro denke ich noch an diese Salate und werde ganz traurig, dass ich das nicht essen darf so als Convenience Food fürs Büro. Das würde mir taugen. Schön Linsensalat und ernst zu nehmenden Käse und nicht so ein Rewe-Zeugs. Die Zitronentarte war auch der nackte Wahnsinn und Kalorien für einen halben Tag. So praktisch mit plus de beurre.

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Zum Glück werden wir fündig mit dem Fahrrad und können uns von der Metro verabschieden.

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Dann fahren wir vorbei an dem Turm, den ich immer Kondom mit Reservoir genannt hatte und den man von unserem Balkon aus sehen konnte. Er hat tolle schwarz-weiß Bilder außen dran, aber wir müssen weiter. Hier findet wohl in den nächsten Tagen eine namhafte Ausstellung statt. Auch an der Sorbonne und dem Jardin du Luxembourg, wo wir nur kurz einen Blick reinwerfen fahren wir mal schnell vorbei. Crêpes zum Abschied sind das Ziel und wir essen bis uns die Bäuche weh tun. Den mit Schokolade und Creme Chantilly hatte ich vor lauter Gier vergessen abzulichten. So ist das manchmal wenn die Lust siegt über die Systematik.

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Dann doch noch mal halten an der Brücke mit den Schlössern, wobei es da mindestens 2 von gibt. Die auf der wir die Fotos gemacht haben mit dem Holzsteg ist jetzt wohl zum Teil eingekracht. Grds. ist es eine Verschandelung und was mal originell begonnen hat ist zur Massenplage geworden.

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Das bewachsene Haus sehen wir auch kurz.

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Dann zurück zum Apartment. Nicht wieder zu spät kommen. Wir hetzen und treten rein und kommen genau pünktlich und durchgeschwitzt an, außer Atem und mit letzter Kraft. Die Energie ist verbraucht.

An meiner und Kathrins Handtasche waren die Reißverschlüsse defekt, damit sollte man die zumachen wegen der Taschendiebe. Da hätte ich gleich diese hier nehmen können.

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Ich habe in einem der vielen Souvenirläden eine Karte gekauft und es gab Kondome mit einem erigierten Penis in Baguetteform, leicht nach oben geneigt mit einer Eichel und dem Satz darauf „Eat my Baguette“. Davon hatte ich meinen Mitreisenden erzählt, aber es gibt sie wirklich bzw. altes Baguette verwandelt sich in eine Penisform, ganz von alleine.

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Jetzt heißt es Abschied nehmen. Ich denke an die vielen afrikanischen Muster, die ich gesehen an total aufgebrezelten Frauen mit großem Kopfschmuck, meist gebunden aus den Stoffen, die sie tragen. Was mit gut gefallen hat ist, dass eine rote Ampel nur ein Vorschlag darstellt. Das hatte ich am ersten Tag mit Fahrädern so richtig begriffen. Da wird die Umgewöhnung schwer.

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Wir finden noch eine szenige Kneipe bei uns um die Ecke und es läuft Indiemusik und wir erholen uns etwas bei Eiskaffee und Kusmi-Tee.

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Ich will nichts mehr und kann auch nichts mehr und so fahren wir viel zu früh zum Flughafen, weil alles andere auch nicht mehr lohnt. Im Zug junge Eltern aus Finnland und ein total süßes Baby. Der Mund sind die frühen Augen, wie Stephan meint. Alles wird zum Mund gezogen und damit „angeguckt“.

Ich denke, dass ich hier noch einkaufen kann, gut sortierte Shops mit Lebensmitteln und Raumduft schweben mit vor, aber das ist ein Trugschluss und es gibt nur einen Buchladen. Ich kaufe 3 Tüten Bonbons als Frustkauf.

Wir genießen die Architektur vom CDG und fahren mehrfach hin- und her mit dem Flughafenschuttelbus. Es ist mein Disney Land Paris und das ist die Achterbahn, erkläre ich Stephan.

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Davor gibt es Baguette von 134 und eine französische Limo, die allerdings nur mittel ist.

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Dann wieder die bunten Fenster, die gute Laune machen. Dieses bunte Glas sollte man viel öfter einbauen. Ich mag’s!

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Dann noch eine Birnentarte. Oh, wie lecker. Das lässt sich kaum beschreiben was der Teig hier für eine Konsistenz hat. Besser geht nicht.

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Der Flughafen ist zu hektisch für meinen Geschmack. Das Gate wird erst 20 Minuten vorher angezeigt und dann nicht mal das. ich fahre nächstes Mal wieder Zug, zumindest den Rückweg. Dann warten wir noch über 30 Minuten auf dem Rollfeld, weil das falsche Catering geliefert wurde (angeblich). Was soll das bei einem 40 Minuten Flug und es gibt 3 Butterkekse oder Chips (d.h. Minibaguettes). Es gibt dann Champagner als Entschädigung. Früher zuhause wäre wohl allen lieber gewesen.

Ich freue mich auf Zuhause. Das war echt anstrengend. Wir haben alle drei Muskelkater in den Waden gehabt.

Am Flughafen Hannover heißt es erst, dass das Gepäck vielleicht nicht mitgekommen ist. In meinem Koffer ist aber ein kg Butter, sage ich panisch. Am Förderband was nicht unseres ist fährt ein roter Koffer vorbei. Ich hetze Stephan hin, dann der Schock, der ist total kaputt, der Griff abgerissen und der Stoff auch eingerissen. Dann noch mehr Schock, der ist so leer (hat man die Butter geklaut) und dann die Erlösung, der hat ein Zahlenschloss und das ist nicht unserer und das verlorenen Gepäck betrifft höchstens die Bremer, die mitgeflogen sind und deren Flug gecancelt wurde.

Home sweet home.

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