Archiv für den Monat: Oktober 2013

Schaschlikcreme bei Hornbach

13.10. Nach 4 Stunden Schlaf bin ich fit und verabrede mich zum Flohmarkt (natürlich nach einer morgendlichen Bastelrunde mit den Kalendern). Das Wetter ist toll und wir fahren durch den Park und ja, dieser Kadaver hat erbärmlich gestunken, so dass ich Angst hatte, dass ich mir was einfange…

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Auf dem Flohmarkt gibt es nicht nur herrliche Waren, die mich total ansprechen, wie sie präsentiert werden

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sondern auch die schärfsten Hunde. Da wir selber einen dabei haben, kann ich auch auf Tuchfühlung gehen und wir lernen einen japanischen Hund kennen, mit katzenartigem Wesen, der sich festkrallt, wenn man ihn auf den Arm nimmt und theoretisch auch auf Bäume klettern kann

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und einen Dackelmischling, der sich ohne Besitzer bei uns vorstellt.

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Der Besitzer verkauft Maronen auf dem Flohmarkt. Ich finde Plastiktiere und Dinge zum Basteln. Gesamtwert 3,80 €. Was ich nicht kaufe, aber trotzdem großartig finde ist eine Spardose aus Keramik und eine VEB-Zigarrenpresse. Der buntlackierte Fingernagel und die wunderschönen Hand meiner Freundin, die mir als Hand- und Fußmodell Jederzeit taugt.

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sowie eine Puppe mit Bart (sehr apart):

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Meine Begleitung will ihr Budget gleich in Lebensmittel umsetzen (auch sympathisch) und so stehen wir an und kaufen Schaschlik-Creme. Lebensmittel auf dem Flohmarkt und lange Schlange vor dem Stand mit Cremes und eingelegter Ware. Vor uns eine sehr süße junge Türkin, die ich mehrfach zum Schmunzeln bringen kann, indem ich sage, hier sei Probieren alles und man müsse interessiert tun. Oliven? Was ist das denn? Als eine Frau sich zwischen die Schlange drängelt um den Verkäufer zu fragen, ob die frisch seien, beantworte ich die Frage und sage, ne, die sind von 2012 und müssen weg. Welche Antwort erwartet man als Kunde auf diese Frage. Natürlich ist das alles frisch. Ich frage mich, ob hier schon mal anders geantwortet wurde. Später stellen wir fest, dass die Creme doch nach Würzmitteln schmeckt und wir nächstes Mal Feigencreme nehmen werden. Mikrusch findet auch was, weil Maiskolben werden hier auch feilgeboten:

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Wir trinken einen Kaffee bei Luis und ich fotografieren meine Schätze. Die Hütchen daraus werden folgen.

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Lustige Nummernschilder lese ich jetzt häufiger.

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Ich nähe die Bernina-Eule auf ein Kleid und bastele Hütchen. Eines aus einer silbernen Tasche. Da die Hutbänder, die ich als Rohlinge brauche, immer knapper werden und ich sie kaum noch finde, habe ich jetzt einen neues Trick: selber nähen. Schläuche aus Stoff und dann ein Gummiband einziehen. Hier mein erstes Exemplar.

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Also Achtung an alle Nähfreundinnen oder welche die Connections zu Stoff haben, die meinen Blog lesen. Ich kann Stoffreste ab 5 cm mit einer Länge von ab 60 cm gebrauchen für meine Hütchenbänder. Der asige Stoffladen zwischen Bahnhof und Gisy will für die kleinsten Stoffstückchen (eigentlich unverkäuflich für gewöhnliche Nähzwecke) 1,- € und ich mag den Laden auch nicht unterstützen.

Da bettle ich lieber per Blog.

Alte Äpfel

10.10. Frau S., die unfrankierte Briefe verschickt und für die ich nicht mehr zuständig bin ruft an, dass ich sie besuchen soll mit den Rentenunterlagen. Freundlich, aber bestimmt, muss ich sie darauf verweisen, dass ich es nicht mehr bin, gar nicht mehr. Ihr alles Gute wünschen und auflegen. Hart, aber geht nicht anders. Diese Bärenmutter muss ihr Junges wegtreiben im beiderseitigen Interesse. Interessanterweise gibt es eine Kollegin mit dem gleichen Nachnamen und die spürt genauso instinktiv wenn mein Kollege im Urlaub ist, wie Frau S. das Jahrzehnte lang bei mir praktiziert hat. Kaum ist der Kollege weg, gibt es Faxe mit kurzen Fristen und dann Telefonate, in denen alles möglichen an prozessualen Schritten angedroht wird, alles in familienrechtlichen Verfahren und ich darf mir dann anhören, dass sie meinen Kollegen ja mag, aber ihre Geduld wirklich am Ende ist und sie sich verarscht fühlt usw. und das auch bereits über mehrerer Urlaube und mittlerweile Jahre verteilt, so dass ich das schon lange nicht mehr ernst nehmen kann und schon die Vermutung geäußert habe, dass sie verknallt ist in meinen Kollegen und was von ihm will, die alte Stalkerin.

Der Kandidat Maßregelvollzug  hatte in der Gerichtsverhandlung und auch mehrfach danach gesagt, dass er mich nicht beanspruchen wolle und pflegeleicht sei. Nach meinen Erfahrungen ist es oft so im Leben, dass Leute die etwas besonders betonen, was sie gerade nicht sind oder auf gar keinen Fall tun werden und sich dann umdrehen und genau das verkörpern oder machen was vehement verneint wurde. Diese Weisheit bewahrheitet sich einmal mehr. Hier gibt es tägliche Anrufe mit Ansagen: Sofort zurück rufen, wenn irgendwas nicht schnell genug geht, dann gerne frustriert den Hörer aufknallen hätte ich beinahe geschrieben, aber es ist ein wegdrücken. Also wieder die alte Regel. Als er sagte, er wolle mich nicht beanspruchen, meinte er das Gegenteil. Er hatte sich gar nicht angemeldet bei der Meldestelle für Wohnungslose. Da lässt sich Frau A. nicht verarschen und ruft an und überprüft das. Jetzt hat er es angeblich getan (1/2 Std. später) und kommt heute vorbei mit seiner Ummeldung und ich soll einen Untermietvertrag stricken und dann auf seine Entlassung aus der „Ballerburg“ pochen, beim Landgericht die Beendigung der Maßnahme beantragen. Das muss alles sofort sein. Frustrationsgrenze gleich null, teilweise unverständliche Ansagen am Telefon. Termin sagt er dann wieder ab und ruft mich bis in eine private Abendveranstaltung hinein an, ob ich ein Fax bekommen hätte, weil ich ihm sagte, dass mein Faxgerät 24 Stunden am Tag für ihn geöffnet sei. Oh mann, oh mann. Auch dieser Fall will mir was sagen. Da bin ich mir sicher.

Wohnbetreuerin, die Schwangerschaftsvertretung macht ruft in einer Betreuungssache von mir an. Es geht um die Tochter, die vom Jobcenter aufgefordert wird sich um eine Lehrstelle zu bewerben , aber weiter zur Schule gehen will. Die soll selber aus dem Quark kommen und sich kümmern oder Hilfe holen. Das ist nicht zu viel verlangt. Das Ding wird bald 18 und früher haben sie mit 13 schon eine Lehre begonnen. Das schult, wenn man Dinge selber in die Hand nimmt und sie soll nicht in Watte gepackt werden, die Mutter hat selber eine Betreuung und ich kümmere mich laufend um die Leistungssachen mit der ARGE, stillschweigend, aber Anschreiben wegen Bewerbungen und Schule, da ist das junge Mädchen gefragt um die es geht oder sie soll gefälligst wenigstens selber bei mir anrufen. Bin ich zu streng, frage ich mich da.

Nachmittags kommt noch ein Anruf der Mitarbeiterin der Kollegin (Empfang steht auch meinem Telefon). Sie hat jemanden dran von einer Anwaltswerbung und der lässt sich nicht abschütteln. Das wird demjenigen noch leid tun, dass er sich hat verbinden lassen mit mir. „Hier spricht Frau Nerv von Jurio-sonstwas, ich will gar nicht Ihre  Zeit in Anspruch nehmen“. Ich: „Das haben Sie bereits getan als Sie der Kollegin nicht geglaubt habe, dass wir kein Interesse haben. Das Gespräch ist für mich beendet und die Anfrage für Sie hoffentlich damit ausreichend beantwortet.“ Ich lege auf. Stephan wäre stolz auf mich.

Als ich das Büro verlassen will, meldet sich die Sparkasse und vergewissert sich, ob ich es bin. Es geht um meine Anfrage wegen einer Immobilie. Ob das Interesse noch bestünde. Sie haben hier notiert 50-60 qm, möglichst in unmittelbarer Nähe meiner Wohnung. Stimmt alles. Sie haben zwar nichts im Angebot, wollen aber wissen ob ich eine Obergrenze hätte. Was hätte ich da antworten sollen 500.000,- €? Die Obergrenze ist da, wo ich den Kaufpreis nicht gerechfertigt finde oder ihn nicht nachvollziehen kann, oder? Wir sind doch nicht in Manhattan, auch wenn alle auf Linden Mitte durchdrehen.

Heute hat Schwägerin Geburtstag und es wird gegrillt, das macht mein Schwiegervater, Fleisch und vegetarische Grillware aus der Schweiz von Migros. Wir fahren zum Flughafen und holen sie mit ab, d.h. wir treffen dort ihren Ex, mit dem sie eine Freundschaft verbindet. Meine Schwiegermutter hat echt lieb die Tafel dekoriert. Herbstlich.

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Die Maronenverkleidungen sind sehr stachelig und haben innen ein Samtfutter eingenäht. Es kommen Freunde von früher, eine Clique, die ich nicht kenne mit Nachwuchs und es wird ein kurzweiliger Abend. Wir testen Schweizer Schokolade. Die Erdbeer mit dunkler Schokolade gewinnt, dabei mag ich die Kokos mehr. Wir werden dann sogar mit dem Auto nach Hause gefahren vom netten Ex. Wir sprechen über meine Probleme mit Versicherungen, denen ich misstraue und, dass wir generell nicht an sie glauben. Dafür haben wir schon eine Grabstelle gekauft. Das sei eine viel bessere Investition.

11.10. Ich gebe die Worte Kamel und Spinne ein und so was gibt es: eine Kamelspinne. Voll der Horror. Ich bin weit von Heilung entfernt und total geschockt für den Rest des Tages.

Die Arztpraxis von Elisabeth von früher ruft an. Die vergeben keine Termine und erwarten, dass die Leute 1,5 Stunden vorher kommen und warten und dann kommen sie ran. Elisabeth will trotzdem wechseln und behauptet der Arzt brauche meine Zustimmung zum Arztwechsel. In Wirklichkeit wollen sie sie nicht mehr behandeln.

Es regnet in Strömen und Stephan zwingt mich in den Regenponcho.

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Im Büro angekommen weiß ich, das Ding werde ich nie wieder anziehen und nicht nur, weil die Mitarbeiterin der Kollegin sich tot lacht, sondern weil ich mich so was von unwohl fühle und damit nicht zu Recht komme mit so viel Funktionskleidung und die Arme sind in Schlaufen. Es ist nichts meins. Dann kann ich ja gleich in die Fraktion Fahrradhelm wechseln.

Morgens kommt eine Betreute vorbei, die ich auch lange nicht mehr gesehen habe. Jetzt hat sie offenbar eine Krise und ich bin da. Das zeichnet mich irgendwie aus. Sie hat einen Energydrink in der Hand und neue Geldprobleme angehäuft und ich schreibe in ihrem Beisein und wir führen Telefonate und machen einen Masterplan mit Raten für die nächsten Monate. Sie ist sehr aufgedreht, hat viele politische und religiöse Themen. Der Bischof, „der 300 Millionen für seine Hütte“ ausgibt, warum der kein schlechter Gewissen hat, wenn parallel Menschen in Afrika hungern und wie ist der in die Position gekommen, was hat das mit Jesus-Lehre zu tun. Sie hat keine Manie, die Diagnose war von Anfang an verkehrt, sie ist hochbegabt und daher sehr aufnahmefähig und sensibel (bei mir im Zimmer riecht es muffig) oder wahlweise die Hormone sind schuld und sie muss zur Heilpraktikerin. Von der Arbeit ist sie freigestellt, aber die haben auch alle einen Knall, Perlen vor die Säue. Dann geht es wieder um den Studienabschluss um den sie betrogen wurde. Ich versuche etwas gegen zu lenken, soweit mir dies möglich ist und dringe auch z.T. zu ihr vor. Warum das so wichtig sei mit der Diagnose, ist doch egal, ob Hormone oder Manie. Warum sie das so kränkt? Genauso mit dem Abschluss. Jedem passiert Scheiße, es kommt darauf an, weiter zu machen und darüber hinweg zu kommen, sonst hat man als Rentner noch die Kindergartenthemen und sie hat Berufserfahrung, irgendwann interessiert sich keiner mehr für das Abi-Zeugnis. Sage ihr, dass ich ohnehin glaube, dass wir alle auf einer Skala von 1 -10 hetero- und homosexuell seien sowie krank und gesund. Was spiele das für eine Rolle? Sie lacht oft über was ich gesagt habe und schaut sich alle Collagen und Bilder in meinem Büro genau an und kommentiert sie. Auf einer Postkarte von Rafael, Madonna und Kind, findet sie Jesus ganz schlimm. Sieht aus wie ein alter Mann. Dann geht es um Konzerte, kennen Sie Zytanien, Frau A. fragt sie mich und zeigt mir Autogramme auf ihrer Handyhülle von einer Punksängerin mit einer extrem langen Zunge, die bei ihr im Ohr gelandet sei bei einem gemeinsamen Foto. Sie will die neue Margot Käsmann sein. Die sei ehrlich gewesen und ist weg vom Fenster und dieser Bischof, der wird durchkommen dabei und das regt sie so auf. Ich sage, die Kirche sei eine Institution und nicht eine Ansammlung von Jesus Freaks, ob ihr das noch nicht aufgefallen sei. Ich hoffe, das geht nicht schief. Sie hat einen Freund. Der ist Arzt.

Ich muss los. Fahre ohne die geht-gar-nicht-Regenbekleidung und werde erbärmlich nass, aber alles ist besser als das. Herr W. kommt nicht zum CT. Transportschein war falsch ausgefüllt.

Leberarzt

Mir hat keiner aus dem Heim abgesagt, so dass ich umsonst durch den Regen gefahren bin. Seinen Perso hatte ich gestern beim Amt abgeholt und alles war so schön durchgeplant. Beschwerdefax wird folgen. Das hätte alles geregelt werden können und führt dazu, dass Untersuchung um 20 Tage verschoben wurde auf den 31.10.  zum Nachteil meines Betreuten.

Finde wieder herrliche Wäsche, aber diesmal kaufe ich nicht. Wäre wieder ein Modell Luisa.

Schwitzableiter

Besuchserlaubnis für Herrn I. im Knast ist in der Post. Neue Verfahrenspflegschaft MHH. Der Typ ist erst 1952 geboren und hat Demenz. Lustige Termine nächste Woche sind also garantiert.

Ich freu mich auf das Einigeln am Wochenende bei dem Wetter. Schön basteln und keinen rein lassen und beim Klang des Telefons laut sagen: „ich bin nicht da“. Vorher will ich noch mal zum Sport. Zwei Frauen haben heute mir gegenüber über Kopfschmerzen geklagt und es aufs Wetter geschoben und auch beim Kundalini-Yoga haben 2 von 3 Frauen Kopfschmerzen. Die habe ich nie. Was für ein Glück ich habe,  was für ein glückliches Leben ich führe. Was mir am Ende dieser Woche auch noch mal klar wird. Paare, die alles über ihr Kind laufen lassen, finde ich schwierig. Sie hat Geburtstag und feiert aber ohne Mann mit Schwester und dem Einzelkind auf Sylt. Die Kinder werden als Partnerersatz benutzt oder auch missbraucht. Das haben wir uns gespart durch keine Kinder. Auch wenn ich manchmal schlecht gelaunt bin, ist bei uns in der Beziehung trotzdem noch eine Beziehung vorhanden und wir sind nicht nur Eltern, die um das Kind kreisen. So waren meine Eltern allerdings auch nie. Da habe ich als Kind immer gespürt, dass es diese Paarebene zwischen ihnen gibt und das war auch gut so.

Beim Kauf der Bettwäsche haben wir das Neuste gesehen oder für mich neu: Scary Dolls oder so ähnlich nannte sich das. Es waren Puppen, die Knochenbeine hatten und dann wie Tussis angezogen waren hinter Folie in einem Karton. Stephan sagt, schön magersüchtig. Ich musste die Woche öfter daran denken. In den USA haben wir mal Äpfel in die Schule mitgenommen. Die haben wir auf ein Regal gelegt und trocknen lassen. Dann konnte man prima Alte-Leute-Puppen daraus basteln. Die sahen richtig authentisch aus. Bei uns ist es nicht anders als mit dem Apfel. Wenn die Feuchtigkeit schwindet, dann graben sich tiefe Furchen ins Gesicht und bestimmen den Ausdruck, formen ein neues Gesicht. Meine Oma hat immer gesagt, für Dein Gesicht mit 20 kannst Du nichts. Für Dein Gesicht mit 70 schon. Ich sehe meine fiesen, bösen Stirnfalten und weiß auch, warum ich die habe.

Ich schwänze den Sport, weil es regnet und ich die Uhrzeit auch falsch abgespeichert hatte und läute gleich das Bastelwochenende ein. Der Samstag besteht dann auch konsequenterweise nur aus Kalenderbasteln und Hütchen basteln und Häuslichkeit und abends gehen mit zwei Freundinnen zu Frau Hoppe. Erst um 4 Uhr morgens sind wir wieder zuhause. Das Restaurant ist klein, sehr ansprechend und abgelegen gegenüber der Bahnstrecke an einer Ecke gelegen (geheim, wie der Taxifahrer bemerkte). Wir essen sehr lecker, Rote Beete Carpaccio mit Ziegenkäse, dann Bohneneintopf mit Salsiccia (nicht versalzen die Wurst, sondern köstlich). Die vermeintlich rote Bohnen sind Oliven mit Kern. Wenn man das weiß, hilft es beim Essen. Die warme Vorspeise ist schmackhaft und befriedigend und hätte auch als Hauptspeise getaugt. Dann esse ich Rotbarbenfilets auf einem Orangen-Fenchelsalat. Auch köstlich sowie das Kalbsgeschnetzelte mit Rösti und die geschmorten Kalbsbäckchen, zart und mit köstlicher Sauce. Die Gastgeberin ist unsicher und denkt, es schmeckt uns nicht als wir Teller tauschen, dabei machen wir das immer und natürlich gerade wenn und weil es lecker schmeckt. Wulf wohnt um die Ecke und im Halbstundentakt patrouilliert die Polizei (und wer zahlt das bzw. wie kann das gerechtfertigt werden? Leserbrief?). Auf einen Absacker schauen wir uns Gut im Getränkeladen an. Es gefällt mir besser als in den alten Räumlichkeiten, auch wenn die schöner waren, ist es hier urban und mehr Großstadt. Ich suche allerdings was zum Tanzen. Rumsitzen kann ich auch zuhause.

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Auch bei diesem Polyesterkleider hat mir Steffi Abnäher reingenäht um es etwas anzupassen. Das Dino-Hütchen habe ich in Japan getragen. Es ist aber nicht der böse Tyrannusaurus Rex, sondern Rex aus Toy-Story, der aufgeregt ist und dann immer „huiuiui“ sagt und seine kurzen Ärmchen an einander reibt.

Spinne und Kamel

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07.10. Montag. Ich trage Perlentrauer. Ich kann nicht zur Party des Filmfestes, weil wir nicht da sein werden. (:-) Buh, huh. Auch wenn hier in musikalischer Hinsicht zu viel Cher und Madonna in der Diskosuppe sein möge, ist Nasstanzen hier Pflicht. Beim Aussuchen des Outfits hatte es mir noch gute Laune gemacht.

Bei Gericht ist wieder Betreuungsverlängerung angesagt. Der Kunde ist Berufsmusiker und so was wie verbeamtet dabei. Probt bis 12 Uhr mittags und hat dann frei und verdient dafür eine beachtliche Summe. Er macht alles Mögliche, gerade in manischen Phasen, hat eine bipolare Störung. Da werden Gewerbeobjekte angemietet, Handwerker beauftragt, Küchen gekauft und Motorräder, Kredite aufgenommen und Frau A. darf dann bei Bedarf mit Gläubigern verhandeln und die hinhalten. Neulich rief mich nach über einem Jahr ein Kollege an in der Sache, der einen Architekten vertritt, der für Umbaupläne für eine Gewerbeobjekt (Kulturprojekt sollte das werden) noch ca. 8.000,- € will. Er wollte von mir nur die Bestätigung, dass er seinem Mandanten den Fall ausreden soll. „Da ist doch bestimmt nichts zu holen“, hat er sich selber eingeredet und als er das Wort Musiker hörte, war sowieso alles für ihn klar, „nee, alles klar, dann wird der nur bezahlt, wenn mal ein Auftritt war“, dann kann man das vergessen und er würden seinem Mandanten raten Abstand zu nehmen von der prozessualen Durchsetzung seiner Ansprüche, da würden man nur „schlechtem Geld gutes hinterher werfen“. Ich habe es nicht als meine Pflicht angesehen, dem Kollegen aktiv zu widersprechen, wo er alles doch selber wusste und sich die Fragen beantwortet hat. Hier hilft die Zauberformel „Betreuung“ ungemein. Nach der Anhörung habe ich auch Gesundheitssorge und Aufenthaltsbestimmung bei einer Verlängerung um 2 Jahre. Ich habe gesagt, nur so halte ich die Sache für vertretbar mit mehr medizinischer Verantwortung, weil Privatsekretärin auf Staatskosten und nebenbei schaltet und walte der Kandidat, wie es ihm beliebt, da komme ich dann an meine Grenze und sehe es nicht ein, was hier meine Rolle ist und Aufgabe sein soll. Ich habe kein Blatt vor den Mund genommen weder gegenüber dem Richter, noch meinem Schützling, der es unzumutbar fand, das ich jetzt mit mehr Verantwortung nicht mehr Geld bekomme, wie er mir im Anschluss unter 4 Augen sagte. Wir befinden uns im Neubau des Amtsgerichts. Die Sitzbänke sehen aus wie für Draußen, öffentliche Haltestelle.

Sitzgelegenheit

Der Herbst ist so schön bunt. Jetzt weiß ich wieder, warum er toll ist. Grüne Bäume sind langweilig. jetzt kommt die Zeit, wo die Bäume ausschauen wie auf einem fremden Planeten. „All the trees are red“ (B-52s sage ich nur). Es wird von Tag zu Tag mehr und es ist natürlich in erster Linie das knallige gelb und orange was flasht und eine Eyeball Massage (frei nach Pipilotti List) bietet beim Rad fahren. Jede Jahreszeit ist schön. Man braucht gar nicht traurig sein, wenn eine zu Ende geht. Die Natur ist einfach erstaunlich und toll.

Rasenfläche

Nachmittags Dr. Südstadt. Wartezimmer voll. Super Arzt. Mitfühlend, professionell, schreibt meiner Betreuten Verhaltenstherapeuten auf, die sie kontaktieren kann, erklärt wie das läuft, auch Verordnung Ergotherapie ist möglich. Er googelt nebenbei. Sie wird so lange substituiert, wie sie es braucht.  Hannoveraner Dialekt, schauen, ob der Therapeut „geeichnet“ ist in der Erprobungsphase. Kennt sich aus mit den Nöten der Leute, will wissen, ob sie Hartz IV vom Jobcenter bekommt und ob sie von dort drangsaliert wird, die müsse man sonst mit Krankschreibungen ruhig stellen. Guter Mann. Ich schaue mir die Akupunktur-Tafel an und sehe, warum das wirkt. Die stechen eine kleinen Mini -nerv, der wie ein kleiner Baum auf dem eigentlichen Nerv (großer Baum) drauf sitzt und daher wirkt das so stark bzw. tut so weh, auch wenn die Nadeln nur Millimeter in die Haut gehen.

Abends skypen mit meiner Schwägerin. Bleibe in London suchen. Es geht um die Hochzeitsreise2014 und meine Schwägerin wird uns wieder begleiten. Letztes Mal hatten wir ein kleines, entzückendes Häuschen bei Mile End. Die Apartments die wir uns jetzt anschauen haben oft keinen Fernseher, dabei haben die Briten so tolle und trashige Serien. Meistens kommt man nicht dazu, aber letztes Mal war ich einen Tag krank und da war das schon praktisch und ich habe eine Quizsendung geguckt, bei der Erwachsene Schulfragen gestellt bekommen haben z.B. bei dem Kinderreim, welches man mit den Fingern spielt in Englisch sprachigen Ländern welches „Little Piggy“ Roastbeef gegessen hat und die richtige Antwort lautet: der Mittelfinger. Wenn die Erwachsenen die Antwort nicht kennen, können sie auf Schulkinder quasi als Joker zurückgreifen. Die sitzen in einer Schulklassenkulisse und melden sich, wenn sie die Antwort wissen und der erwachsene Kandidat sucht sich sein Kind als Joker aus, den dicken Jungen oder den kleinen mit der Brille oder das Mädchen mit den langen Zöpfen. Und jetzt die Suche nach einer Unterkunft ergibt: ayurvedische Frau, keine Mikrowelle, kein Fernseher, aber schönes Haus.

08.10. Morgens prahlt mein Vater mit einem Foto von einem großen Haufen Steinpilzen.

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Es sei „Steinpilzjahr“. Ich kenne einen weiteren Trick für eine erfolgreiche Suche, einfach am Montag mit den Enkeln in den Wald gehen, da hat man nicht so viel Konkurrenz wie am Wochenende.

Herr A. fliegt ständig aus der Klinik, weil er Kokain konsumiert und dann Mitpatientinnen obszön anmacht. Ausgang wurde schon gestrichen, weil sie festgestellt haben, dass der Suchtdruck zu groß sei. Und woher bekommt er dann das Zeug, frage ich dann mal so naiv. Von Mitpatienten muss die Lösung sein, weil Besuch bekommt er keinen. Er wird ohnehin dann wieder aufgenommen, weil er mit Suizid droht, aber auf eine andere Station, wegen der Mitpatientin, die er angemacht hat. Das scheint mir alles langsam langweilig. Wenn die Sozialarbeiterin von der neuen Station anruft und mich fragt, ob ich das Kostenanerkenntnis für die stationäre Therapie beantragt habe, sage ich ihr, dass ich das beruflich mache und sie sich bitte nicht meinen Kopf zerbrechen soll. Erst mal muss die Hilfeplanung mit Herrn A. stattfinden, die am 10.07. bereits hätte stattfinden sollen, wo er mit Abwesenheit glänzte und die fachärztliche Stellungnahme habe ich auch zu 2/3 ausgefüllt und damit vorgearbeitet und an die Klinik geschickt und um Vervollständigung und Rücksendung an mich gebeten. Das geschah nicht und als es hieß, das sei direkt dorthin geschickt worden, hat Frau A. nachgehakt, war nichts angekommen von der Klinik, dann noch mal nachforschen, hinterher telefonieren, solange bis hier Vollzug gemeldet wurde immer wieder nachfassen und erklären, was zu tun ist mit Adresse, Ansprechperson, Telefon., Fax, noch mal meine Nummer. Hey, ich habe den Eindruck, dass die mir nicht sagen müssen, wie ich arbeiten muss, ich es umgekehrt aber regelmäßig tun muss.

Nachmittags kommt ein Betreuer vorbei, den ich ewig nicht gesehen habe und daher einbestellt. In der Vergangenheit ist er mit Mietschulden aus der Wohnung geflogen und war suizidgefährdet und ich habe Räumungsschutz beim Gericht beantragt und bekommen und dann die Wohnungsübergabe für ihn und ohne sein Beisein über die Bühne gebracht. Erst habe ich mich gegrämt, dass wir keine Wohnung gefunden haben auf dem freien Markt, obwohl ich überall mit Engelszungen geredet habe und dann musste ich feststellen: Gott sei Dank, weil da hätte er neue Mietschulden gemacht. Jetzt wohnt er in einer Unterkunft der Stadt Ronnenberg und zahlt ein Taschengeld für seine Wohnung und kann da auch gar nicht rausfliegen. Klassischer Fall von einem vordergründigen Versagen, was sich dann als Glücksfall und optimale Lösung entpuppt. Seit dem habe ich wenig zu tun. Er war in einer Reha-Klinik. Die haben einen Reha-Antrag auf Umschulung für ihn gestellt. Ich bot ihm an mich mit zu kümmern. Das wollte er nicht, es sei alles in bester Ordnung und er mache das. Jetzt wurde seine Umschulung von der Rentenversicherung abgelehnt mit der Begründung, dass er als ungelernte Kraft (Küchenhilfe) arbeiten könne. Wir besprechen, was zu tun ist.

Abends Yoga mit Mikael. Er stellt mich als Musterschülerin da und lässt die Klasse „Annas Lieblingsübung“ machen, das Kamel. Alle sollen mal schauen, wie schön ich das mache. Nach dem Kurs sage ich ihm, dass es darum gar nicht geht, es sei denn er will die Mitschüler gegen mich aufbringen. Wir haben Blöcke, jeder muss die Übung so machen, wie es für seinen Körper angenehm ist und dann erst wird sie gut, weil man darin entspannen kann. Gucken was Anna toll vorturnt und das dann auf Teufel komm raus nachmachen, bringe gar nichts. Ich muss meine Yogalehrerin Simone zitieren, die bei zu viel Ehrgeiz immer sagte, „wenn ihr den Boden berührt, werdet ihr da unten nichts Tolles finden“, d.h. wenn man sich anstrengt und dann denkt, wenn sich meine Hände endlich berühren oder ich mit dem Oberkörper auf die Oberschenkel komme, dann werde ich erleuchtet oder mir wachsen Flügel und es ist aber nicht so, dann ist man vielleicht enttäuscht, weil es egal ist bei Yoga, wie krass man eine Übung ausführt, der Effekt ist immer derselbe. Wichtig ist, dass es individuell passt. Was mir hingegen an Mikael heute sehr gut gefällt ist, wie er den einen Mann im Kurs zu Recht weist. Der Raum ist voller Frauen und ein mittelalter Typ macht Geräusche als würde er ein Kind kriegen (diese Situation ist durchaus häufig anzutreffen). Er geht damit allen an den Zeiger, stört den Unterricht, aber keiner sagt was, weil wir alle Zen oder Yoga sind und das politisch nicht korrekt wäre. Hier greift Mikael ein und weist ihn zurecht mit den Worten: „Ich will das nicht hören, nur Atemgeräusche“. Immer wenn er wieder laut werden will, macht Mikael „Zzsch“ –Geräusche, wie Cesar Millan, wenn er Hunde korrigiert und es wirkt. Der Typ hält die Klappe. Damit ist er schon mein Held des Tages, weil er sich für uns stark macht, wie Zivilcourage ist das. Er lässt einfach nicht zu, dass dieser Typ uns belästigt.

Nach dem Yoga gehe ich zu Move n Dance und das ist ein ausgelassenes Tanzen mit hohem Spaßfaktor. Ich tanze gerne, aber meinen Körper dabei im Spiegel sehen, irritiert sehr bzw. ist irgendwie frustrierend und ich müsste es nicht haben. Die Frauen sind ausgelassen und es ist eine gute Stimmung. Wir üben Moonwalk und machen lustige Sachen. Nichts ist peinlich. Wir singen zu einem bestimmten Schritt den Hochzeitsmarsch „tä de tä dee, tä de tä dee“… Natürlich sind Frauen dabei, die das alles sehr gekonnt machen und eine entsprechende, appetitliche Figur haben und entschuldige ich mich nach der Stunde in die Runde und erkläre, dass ich die Pirouetten nicht formvollendet hinbekommen werde, auch nicht in Zukunft und mir dazu auch der Ehrgeiz fehlt und ich dies nachzusehen bitte, da ich trotzdem weiter den Kurs besuchen will. Ich werde immer improvisieren, das habe ich damals in der Schule bei der Bändergymnastik schon gemacht und wenn ich eines kann, dann freier Ausdruckstanz.

Noch mal skypen. Kathrin hat zwei neue Wohnungen aufgetan, einmal  in einem umgebauten, alten Krankenhaus und einmal oben in einer Kirche. Wir verzichten unter diesen Umständen auf den Fernseher. Ich starte 2 Anfragen. Mache 9 Buttons, dann bin ich müde.

09.10. Träume davon, dass ich von meinem Traum erzähle. Das ist nun auch mir eine Nummer zu abstrakt.

Morgens erzählt mir Stephan das dritte Mal, dass die Fensterputzer kommen nächsten Freitag. Warum sagt er mir das immer wieder. Ich soll meine Spinnen  vorher retten . Die sollen gefälligst aufpassen wegen meiner Spinnen, erwidere ich. Ich habe mittlerweile 2 Spinnenhaustiere, die größer werden und gedeihen.

Ich weiß zur Zeit gar nicht, warum ich Spinnen so doof fand oder auch immer nur finde, aber daran arbeiten will. Ich habe viel mit denen gemeinsam: dünne, haarige Beine und dicker Rumpf und handarbeiten tun ich auch gerne.

Stephan hat für mich einen Yogakurs in London gebucht den 28.11. 19:30 bis 21:30. Es unterrichtet eine Tänzerin, älteren Datums und der Kursblock heißt: „Finding your dog“. Da hat mich natürlich der Titel besonders angesprochen und wenn die mir einen englischen Staffordshire Terrier, unter kniehoch, der aussieht wie ein Schweinchen schenken, verzichte ich gerne auf den Yogaunterricht und gehe in Primrose gleich in den Park. Auch ohne die Assoziation zu dem Tier, finde ich den Kurs reizvoll, weil der herabschauende Hund und die Kobra-Position (auf Englisch: „down dog“) mit die zentralen Asanas des Yoga sind und da kann man immer Tipps gebrauchen, wie man die richtig ausführt und seine Praxis verbessert, gerade von einer Tänzerin, die sich viel mit Anatomie beschäftigt. Ich freue mich jedenfalls auf die Anregungen, die ich hoffentlich bekommen werde.

In der Bar werden noch Schürzen getragen.  Die neue Frau ist sehr sympathisch, macht einen leckeren Bagel und schäumt nicht zu heiß und sie trägt eine Frotteeschürze mit karierten Feldern auf denen u.a. ein Frühstücksei zu sehen ist in den Farben orange und grün und gelb mit dem Spruch: Eigener Herd ist goldes Wert. Toll. Also sie werden die neue Schürze von meiner Schwiegermutter bekommen, wenn ich sie gebügelt habe.

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Nachmittags kommt ein Betreuter, ein schwuler, türkischer Betreuter. Seine Nachbarin, die seit einem halben Jahr dort wohnt, schreit immer so rum, aber nur, wenn ihr Macker da war und er glaubt, dass sie ihr Kind missbraucht. Er hört das immer, wenn er auf der Toilette ist, wie sie schreit und dann „batsch, batsch“. Ich soll die Hausverwaltung anschreiben oder das Jugendamt soll einen Hausbesuch machen. Das ist ein heikler Auftrag.

Ich beschäftige mich mit selbstgebastelten Klagen gegen das Finanzamt. Ich hatte hier einem Freund den Rücken gestärkt das selber zu probieren und damit das Kostenrisiko zu minimieren, zumal der selber sehr im Thema ist mit steuerlicher Anerkennung von Verlusten mit hochspekulativen Wertpapieren. So haben wir alle unsere Hobbies, manche spielen Farmville oder Gesichtsbuch. Ich habe diesen Blog und daneben züchte ich Avocado-Bäume, Bananen und seit neustem Paprika. Wir wollten die Pflanze schon abschaffen, aber jetzt bringt sie noch was, wie es ausschaut.

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Abends ist Doppelyogastunde. Ich mag es nicht so gerne auf mich zu Meditieren als einzigartiges und liebenswertes Wesen (so die Aufforderung). Das mag man sich gar nicht vorstellen, wenn man mich so sieht , extrovertiert bis sonst wo hin und dann die ganzen Outfits. Ist aber so. Für mich ist Meditation mehr ein Auflösen der eigenen Grenzen und ich finde mich nicht so spannend und Nabel –der-Welt mäßig, dass ich auf mich selber meditieren will. Das widerstrebt mir geradezu. Ich muss mir auch nicht selber Wärme und Energie geben. Ich habe hier vielleicht kein Defizit. Weiß nicht. Da ist mir die buddhistische Richtung, die wir in Japan kennen gelernt haben in dem einen Tempel näher, die sagt, es gibt keine Individuelle Seele, das sind Tropfen im Fluss, die dann im Meer aufgehen. Der Gründer war Bauer und hat daher auch Schluss gemacht mit der Meditation als notwendiger Praxis, weil dafür nur Studierte die Zeit hatten stundenlang zu meditieren. Bei ihnen findet die Erlösung durch den Glauben statt. Das ist ähnlich wie beim Christentum und daher ein interessanter Ansatz. Spannender fand ich noch die Vorstellung, dass uns die Individualität gerade nicht trennt und eine Illusion ist. Die Erlösung besteht aus einem leeren Raum, weil die Erlösten wieder zurück geschickt werden um anderen zu helfen. Auch eine schöne Vorstellung. Ich meditiere nach meinem Gusto. Was mir auf jeden Fall gefällt ist das viele und kräftige Mantrensingen. Ich sage in der Abschlssrunde, dass man sich da den zusätzlichen Abend in der Woche mit Chorsingen sparen könne, was für Lacher sorgt. Unstreitig ist das ja ab einem bestimmten Alter dann auch angesagt als Freizeitbeschäftigung und das Klientel ist auch ähnlich und da ich nicht singen kann, bin ich hier auf jeden Fall besser aufgehoben.

Abends gibt es wieder Petersilienwurzelpüree. Das ist mein Lieblingswintergemüse zur Zeit. Einfach und schmeckt lecker.

Outfit 07.10.

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Eines der beiden modifizierten Polyesterkleider. Abends vor dem Fernseher habe ich es noch kürzer genäht und damit eine Verlängerung rückgängig gemacht. Auch das hatte Steffi für mich gesteckt. Das Hütchen stammt von dem Perlen-Festival in Hannover (Originalperlen aus der Deko). Das eine Bild zeigt, wie es sitzen soll, das andere, wie es dann doch fällt. Es sind diesen Monat wieder Perlen (das schwul-lesbische Filmfestival im Koki) und beim Abschluss-Wochenende sind wir in Frankfurt. Das geht eigentlich nicht. Da muss ich tanzen gehen. Das ist keine gute Nachricht. Frankfurt verschieben? So wichtig ist es wohl nicht und wir sind dort auch schon angekündigt, aber schade ohne Ende. Ich bin traurig!

Charlies Angels

04.10. Etwas arbeiten musste ich, wollte ich auch, damit man den Brückentag voll spürt. Der Mann mit der Erbschaft im Ruhrgebiet und der Wohnbetreuer kommen vorbei und ich mache ganz viele Kopien und schreibe die Sparkasse an. Nachmittags kommt mein Betreuter aus dem Maßregelvollzug zu Besuch. Das ist mal was echt Neues. Nach 8 Jahren weggesperrt sein, gewähren sie ihm jetzt großzügig Ausgang und er ist mit Tageskarten viel unterwegs. Ich bin leicht angespannt, nicht wirklich. Ich informiere nur Stephan, dass er in Rufbereitschaft ist, falls was Komisches passiert, was ich nicht glaube, aber gehe davon aus, dass ich alleine sein werde im Büro, weil mein Kollege heute offiziell gar nicht arbeitet. Er ist aber da und macht sogar die Tür auf und sagt mir dann, dass Herr B. da sei und erst mal „Druck ablassen musste“. Er ist auf Toilette. Er hat Papiere dabei zur Klärung seines Rentenkontos und ich helfe dabei. Skurril ist, dass er noch nie auf Lohnsteuerkarte gearbeitet hat, also geben wir Schweißkurse in der JVA Meppen in den 80er Jahren an und wollen mal schauen, ob das Beiträge bringen kann. Er macht sich demonstrativ den Gürtel auf und ich denke erst, will er jetzt die Hose vor mir runter lassen, aber das dient dazu, die Stofftasche quasi durch den Gürtel zu fädeln und so besonders zu sichern. In einem Haus der Diakonie, einschlägig bekannt, will er sich eine Meldeadresse besorgen. Danach muss ich los, in die Innenstadt. Wir treffen wir eine Freundin, Susann, am Hauptbahnhof und wollen einen Kaffee trinken, damit wir uns wenigstens kurz sehen. Da es maximal nahe sein soll, landen wir in einem schlimmen Laden direkt im Bahnhof, sitzen aber vor der Tür. Die Grapefruit-Limonade besteht aus Eiswasser mit Zuckersirup, auch nicht weiter überraschend. Es ist eine alte Freundin, die in Köln wohnt. Sie kommt gerade aus Berlin, wo sie beruflich mit Promis und Semi-Promis zu tun hatte und mir einige Handy-Fotos zeigt mir ihr und den Menschen, die man aus dem Fernsehen kennt und sie will weiter zu ihrer Oma. Ich freue mich, sie zu sehen. Sie ist immer so unverändert und ich erinnere mich an die Zeiten als sie in Hannover gewohnt hat und für uns gekocht hat. Kohleintopf mit Bier gab es im Winter. Sie hat immer alles so perfekt dekoriert und hat gerne Mottoveranstaltungen gemacht, d.h. spanischen Abend z.B. Wir sind aber auch gerne Essen gegangen oder überhaupt ausgegangen. Sie hatte eine sehr beachtliche Feierkondition und als sie nach Köln gezogen ist, hat sie sich oft beschwert, wenn die Läden um 3 oder 4 Uhr morgens zu gemacht haben und auf Hannover verwiesen. Hier wurde es höchstens mal eng, wenn sie nach der Glocksee morgens um 6 dann bei Chéz Heinz weiter machen wollte, die aber keine Lust mehr hatten. Ich kaufe noch einen Satz neue Bettwäsche mit Stephan und 2 neue Spannbettlacken und freue mich wie verrückt. Dann noch mal ins Büro und dann zum Sport.

Es gibt zwei Arten von Menschen auf dem Fahrrad, welche mit Helm und welche ohne. Die sind nicht nur rein äußerlich voneinander zu unterscheiden, sondern auch charakterlich. Davon bin ich fest überzeugt. Ich bin von der Fraktion „lieber tot als Helm“. Dann gibt es wiederum die, die das neuerliche Helmtragen damit begründen, dass sie ihren Kindern ein gutes Vorbild sein müssen. Das kann ich nicht durchgehen lassen als Begründung bzw. das ist diese neumodische Erziehung, bei der Einiges schief läuft. Der Rudelführer bestimmt die Regeln und wenn er zum Grundschülerkind sagt, ich will, dass Du einen Helm trägst, weil Du noch nicht so gut fährst und im Straßenverkehr noch nicht so erfahren bist wie ein Erwachsener, dann müsste das doch auch so ausreichen. Punkt. Gleiche Regeln für alle? Darf der Vater dann auch keinen Alkohol trinken oder muss ggfls. dem Kind davon auch was abgeben? Verstehe ich nicht, verstehe ich nicht. Das Ganze hat auch gar nichts mit sonderlich autoritärer Erziehung zu tun, aber es ist nun mal so, dass es hier Unterschiede gibt und diese zu nivellieren bringt dem Kind auch nichts, meiner Meinung nach. Es führt zu einer Orientierungslosigkeit und einer Überforderung des Kindes, das denkt, es sei der Nabel der Welt und von ihm hingen die Dinge ab. Das will man als Kind gar nicht, sondern man will, dass eine Richtung vorgeben wird und man will folgen, dem nach laufen. Ganz normal. Wenn man erwachsen ist, kann man seine eigenen Regeln machen. So, Ende des Vortrages der Kinderlosen.

Wir fahren mit dem Taxi ins Tropeano, weil wir beide Lust haben auf die Lasagnette mit Zicklein. Es gibt auch noch eine leckere Vorspeise: Kalbsleber, zum Hinknien und einen deftigen Wirsingeintopf.

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Wir kommen mit dem neuen Azubi ins Gespräch, der immer mehr auftaut und uns von Anfang an sympathisch war. Ich überlege zum zweiten Nachtisch noch mal die Leber und eine Kugel Schokoladeneis zu bestellen und er meldet mir, dass die Küche noch besetzt und meine Bestellung daher möglich sei. Es stellt sich heraus, dass er erst 16 ist. Das kann ich kaum glauben. Ich mache heute oft die Erfahrung, dass 23-Jährige noch ganz klein (also nicht körperlich, da sind sie groß und haben viele Muskeln, aber geistig) und unreif sind und nichts von der Welt wissen. Dieser junge Mann wirkt hingegen viel älter und erst recht älter als 16! ich frage, warum er sich das antut und sich in dem zarten Alter ins Erwachsenenleben stürzt. Mit Studium bis Ende 30 könnte man doch die Schonzeit noch so lange hinziehen und sich vor der Erwachsenenwelt drücken. Er sagt, Schule war nicht so seins, als Legastheniker. Ihm liegt das Praktische. Er sei früher mit seinen Eltern hier essen gewesen (die nehmen auch immer Zicklein, so dass Stephan schon fragt, ob wir die kennen lernen sollten) und die hätten ihm gesagt, dass Herr Tropeano jemanden sucht und das wäre doch was für ihn und dann hatte er am nächsten Tag, Sonntag das Vorstellungsgespräch und hat Dienstag angefangen. Wenn er hier fertig sei, stünde ihm die ganze Welt offen wegen des guten Rufes des Ladens. Dann könne er auf Sylt arbeiten. Ich frage ihn, was er da wolle. Die seien verpoppert. Das muss ich ihm dann allerdings erklären. Männer in rosa Polo-Hemden, sich schnöselig seien. Seine Eltern haben da ein Haus. Trotzdem war es vielleicht gut, dass ich ihn vorwarne.

Auf dem Hinweg haben wir einen Rentnertaxifahrer, der sehr schlecht deutsch und fährt wie ein Rentner, umständlich, versteht den Straßennamen nicht, weiß nicht, wie man ihn schreibt, versteht die Buchstaben sind. Diskussion zwecklos, weil man sich wechselseitig nicht versteht. Er hat auch vergessen die Uhr anzumachen, wie ihm am Aegi auffällt. Zum Glück sind wir keine Arschlöcher und wissen was die Strecke kostet und er bekommt seinen Lohn. Er hat was (abgesehen von den sprachlichen Einschränkungen) von Marcel Reich-Ranitzki, als wäre es aus dem Grab auferstanden. Das tut mir wirklich leid, dass der gestorben ist. So ein cooler Typ. Neulich habe ich erst Jugendfotos von dem gesehen. Echt süß. Auf dem Rückweg haben wir auch einen sehr speziellen Fahrer, der seit 3 Tagen in Rente ist, wie er uns gleich beim Einsteigen mitteilt und viel klagt, d.h. prozessiert und dann auch die jeweiligen Anwälte namentlich nennt und bewertet, die ihn vertreten haben. Derzeit ginge es um den Rentenbescheid (viel zu wenig, nur knapp über 200,- €). Stephan erzählt, dass er einen Termin bei der Rentenversicherung zur Klärung des Kontos habe. „Das können Sie vergessen“, ist seine spontane Reaktion und „Musterklage einreichen“ und dann klagt er vor dem Verwaltungsgericht auf Erteilung eines Jagderlaubnis für eine bestimmte Gegend, Gifhorn oder was weiß ich. Der Anwalt hat das Mandat niedergelegt, weil er sich so lange nicht gemeldet habe. Das könne er verstehen. Er war Niedersachsens erster Wehrdienstverweigerer, der eine jagdliche Ausbildung mit diversen Waffenscheinen und einem Jagdschein gemacht hat. Er richtiges Hannoveraner Original der Typ.

05.10. Ich kann Cocooning. Ich bastele an diesem Samstag 14 Stunden lang non-stop und das im Nachthemd und Morgenmantel. Den ganzen Tag in der Nachtgarderobe und dann abends gleich wieder damit ins Bett. Herrlich. In der ganzen Wohnung verstreut die Bastelmaterialien und kleine Haufen mit sortierten Unterlagen. Es sieht aus wie nach einer Katastrophe. Am Ende des Wochenendes bedanke ich mich bei meinem Rücken, der sogar die Bastelsession des nächsten Tages, die sich nahtlos anschließt unbeschadet übersteht, d.h. ich fühle mich etwas steif, aber andere müssten zur manuellen Therapie, wenn sie so abartig über einen Tisch gebeugt über 20 Stunden gestanden hätten. Brav ist mein Körper.

Stephan bringt mir einen Brief von Sunla aus Wien, über den ich mich so freue. Schon der Umschlag ist die reinste Freude und beeinflusst gleich mein Basteln, zumal ich bei einem Schäferhund, bei dem das Bild am Ohr etwas zerstört ist (Papier ausgerissen) auch mit rot Blutstropfen ran male und mich über den Effekt freue.

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Der Inhalt und Text dann auch. Ich lache über den Traum, den sie mir beschreibt und denke zurück an die Zeit als sie mir gezeigt hat, wie man ein Atelier macht und wir einfach losgelegt haben in unserer jetzigen Wohnung, weil die Sanierung erst durch das Amtsgericht geklärt werden musste und wir leider querulatorische Miteigentümer hatten, die sich an mündliche Absprachen und beschlossenes Vorgehen nicht erinnern wollten und einfach eingezogen sind auf die Baustelle und alles blockiert haben. Wenn wir anderen Miteigentümer 2 mal im Jahr im Garten gegrillt haben, haben sie die Polizei gerufen, derart eskaliert war das in vielerlei Hinsicht mit einem entsprechenden Frust, auch auf unserer Seite. Constantin, Stephans Patenkind hatten wir auf unsere Baustelle einziehen lassen und er bewohnte die Gartenseite der Wohnung. Geheizt wurde mit Bauöffen aus dem Baumarkt. Hier war Sunls Idee, wir machen ein Sommeratelier in den anderen Räume, zur Straße hin, Stephans jetzigem Arbeitszimmer und das haben wir dann getan und auch Wochenendweise wie manisch gebastelt und gemalt und damals war schon die Feststellung von Sunla, dass es unglaublich sei, in was für abartigen Haltungen ich tagelang basteln könnte. Wir haben nicht die ganze Zeit gequatscht, sondern nebeneinander her gearbeitet und Musik gehört, aber unsere wechselseitige Gesellschaft genossen und uns gegenseitig angeregt. Constantin fing dann auch an zu Basteln oder er hat sich inspirieren lassen und es war eine willkommene Abwechslung, wenn er uns besucht hat. Dann hatten mal wir einen Stift, mit dem man auf abwischbar Glas schreiben konnte und Sunla hat „Zsycho“ in großen Lettern die Scheibe zur Straße geschrieben in weißer Schrift. Wir haben sehr gelacht und waren richtig befreit. Unsere Geschichte ging auch weiter nach ihrem Wegzug und jetzt besuchen wir sie in Wien und feiern Fasching zusammen und stehen nachts betrunken am Würstelstand, wie sich das gehört. Sie hat mit ihrem Freund eine herrliche Wohnung im Bezirk Favoriten am Antonsplatz und morgens kann ich in den Park vor der Kirche hinüber schauen und die Gassigeher beobachten. Da gibt es immer was zu sehen. Dann steht Sunla morgens auf, macht Kaffee und wir gehen vielleicht zusammen zum Yoga. Hier ist allerdings immer wenig Zeit zum Basteln, was mich wehmütig stimmt, weil die Kaffeehäuser und die anderen Attraktionen der Stadt Wien mich untreu werden lassen. Trotzdem sind alle diese Dinge in meinem Herzen.

06.10. Es ist wieder Wahlsonntag und ich bin wieder zum Nähen bei Steffi verabredet. Erst mal klingelt der Wecker um 7:30 Uhr und während Stephan ohne Kaffee mit Verspätung ins Wahlbüro geht, mache ich mich weiter ans Kalenderbasteln wie am Vortag und ziehe mich gar nicht erst an. Dann das große Aufräumen und selber zur Wahl gehen (das würde sonst auffallen). Ich hatte zwar vorher gesagt, es wird doch eh der Schostok, weil wir einen SPD-OB bekommen, wie sonst auch. Kann man sich die Wahl dann nicht sparen? Aber geht wohl nicht. Stephan fragt sich andere Dinge, ob man theoretisch das Wahlbüro früher schließen kann, wenn alle Wahlberechtigten ihre Stimme bereits abgegeben haben und auf dem Zettel abgehackt sind (eher eine theoretische Frage). Auf dem Weg ins Wahlbüro sehe ich einen Typen, der mir sympathisch ist, nicht nur, weil er gut aussieht in graumeliert. Es ist was anderes und einmal mehr hat es was mit Cesar Millan zu tun. Der hat manchmal Fälle, in denen das Tier (ein kleiner Mischlingshund) keinen Respekt vor dem Besitzer hat, weil dieser es nicht geschafft hat, sich diesen zu verschaffen, u.a. dadurch, dass keine Regeln aufgestellt wurden und der Hund daher geglaubt hat,er müsse sich um die Dinge kümmern, was dann zu unerwünschtem Verhalten des Tieres führt (durch Ankläffen von Besuchern einer Galerie, diese versuchen zu vertreiben um damit die Räumlichkeiten zu verteidigen in diesem Fall). Cesar holte dann seine Pack-Members, d.h. wohlerzogene Hunde, die ihm gehören u.a. Junior, einen Pitbull und 2-3 andere große Hunde und forderte die Galeristin auf, diese an der Leine zu führen so nach dem Motto, wenn ihr Hund das sieht, dann nimmt er sie mehr ernst, hat Respekt vor ihr, es macht Eindruck auf ihn, dass diese großen Hunde ihr folgen und sie sie führen kann. Zurück zu dem Typen. Der hatte 2-3 Mädchen bei sich zwischen 7-12 Jahren, die sich auch interessiert nach mir umgedreht haben und die den Eindruck machen, dass sie ihm gerne folgen und gerne mit ihm sind und das wiederum wirkt vertrauenserweckend auf mich, das ich denke, der ist Frauen- und Mädchenversteher und den mag ich dann auch und will ihn kennen lernen und vertraue ihm jetzt schon nur durch das was ich sehe.

Ich fahre jedoch weiter mit zwei großen Beuteln zum Nähen. Steffi will Reparturarbeiten machen an einer braunen Lebertasche, die sie samt Gebämsel aus meiner Sammlung übernommen hat.

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Wir schenken uns wechselseitig Sachen, da wir beide eine ausgeprägte Vorliebe für Retro-Sachen haben und original alte Dinge zu schätzen wissen. Eine Eigenschaft, die sich nicht häufig finden lässt. Ich habe ein weinrotes Kleid aus San Francisco mit einem Reißverschluss und zwei großen Taschen vorne, was ich nie trage, weil es mir nicht steht, was ich lange nicht einsehen wollte. Ich bin glücklich, dass es hier gewertschätzt wird und ein neues Zuhause findet. Steffi kommt an diesem Tag kaum zu ihren Handnäharbeiten, weil sie eine Näharbeit nach der anderen für mich erledigen muss. Es geht um zwei Polyesterkleider, die zu weit sind und nicht sitzen. Früher hätte ich sie einfach so getragen, aber Steffi hat mir gezeigt, dass man sich damit nicht abfinden muss und sie passt  jedes Kleidungsstück minutiös ihrer Figur an und seitdem mag ich die Säcke auch nicht mehr tragen und bin hier kritischer geworden. Sie steckt die Kleider liebevoll und gewissenhaft vor dem Spiegel ab und näht sie dann an der Maschine für mich und bügelt sie noch aus. Ich kann in der Zeit was anderes für mich machen und so wird doppelt für mich gearbeitet. Dann geht sie auch kurz wählen, berichtet mir, dass sie meinen Kollegen betroffen hat, den ich im Urlaub wähnte und wir beschließen eine Fortsetzung und da habe ich mir fest vorgenommen, sie mehr in Ruhe zu lassen. Beschwerden gab es allerdings keine.

Freitag bis Sonntag, jeden Tag eine Freundin und alle drei gutaussehend. Ich muss an die Serie Charlies Angels denken (3 Engel für Charlie auf Deutsch), die ich wahnsinnig gerne geguckt habe Ende der 70er Jahre in den USA und es passt auch, weil die Hoch-Zeit der Serie war die mit Farrah Fawcett-Majors, Kate Jackson und Jaclyn Smith, also zwei dunkelhaarigen Engeln und einem blonden und so ist das auch bei meinen  Freundinnen und alle haben lange Haare. Das Bild gefällt mir. Ich bin Charlie, ne eher Bosley, weil ich sie ja in Echt sehe nur, dass meine Engel viel szeniger und cooler sind und nicht so spießig wie die Originale, aber ich würde sie gerne mal so zurecht machen für ein Gruppenfotos á la Charlies Angels. In meinem Kopf geht das schon mal prima.

Der Brückentag

03.10. Herrlicher Herbst. Blumen sind gekauft. Butterschale ist ausgemustert. Wir fahren nach Eilvese.

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Zuerst geht es am Bahnhof in Eilvese zu Sylvia, einer Verwandter von Stephan und Mutter von dem Schatz unseres Herzens, Constantin, der leider nicht mehr unter uns weilt, aber doch in unseren Gedanken und Herzen ist. Sie hat heute Geburtstag. Die Blumen, die sehr groß sind und daher demonstrativ gehalten werden müssen, sind nicht für sie, obwohl sie herrlich in die neu dekorierte Küche mit violett an den Wänden gepasst hätten. Dafür gibt es überteuerte Espressosahnetrüffel aus dem Bahnhof und Ketten von mir zur Auswahl. Das Geburtstagkind nimmt 3 Stück.

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Der aufgeregte Jagdhundmischling zerkaut und zerstört sein Bett. Meine Schwiegermutter holt uns ab und sagt so tolle Sachen wie: vorgestern haben wir Beton gemacht. Ich kann nur berichten, dass wir vorgestern Milchreis gemacht haben, aber so ähnlich klingt das bei ihr. Heute sind wir allein mit meinen Schwiegereltern und keine andere Geschwisterkinder oder Anhang sind mit von der Partie m.a.W sehr ruhig. Es gibt Hochzeitssuppe mit Eierstich, Mettklöschen, Blumenkohl und Spargelstücken und Buchstabennudeln, mit denen ich versuche Wörter zu schreiben auf meinem Suppenlöffel. Dann gibt es Hühnerfrikassee und später Kaffee und Kuchen. Mein Schwiegervater hat Halsschmerzen und Schluckbeschwerden und wir wurden gebeten, was mitzubringen, wenn wir was hätten. Das sind aber eher Bonbons. Meine Schwiegermutter findet auch Ketten aus denen, die ich ausgemustert habe und das freut mich besonders.

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Der Garten ist eine Baustelle. Auf dem Familienfest im Mai hatten sie uns einen Gartenplan gezeigt und das sah alles ganz harmlos aus. Runde Kreise, die ich für Blumenkübel oder so etwas gehalten habe, aber das wird der Sache nicht ansatzweise gerecht. Hier wird schwerstes umgearbeitet und sie machen es in Eigenregie so nach dem Motto, die Firma wollte einen Kostenvoranschlag machen und als der nicht kam, haben sie beschlossen, dass sie es einfach selber bauen und dann halt Beton machen, wie andere Milchreis. Baustellenbesichtigung. Ich sage, es sieht aus wie ein Swimmingpool mit zwei Jacuzzis.

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Ich frage meine Schwiegermutter nach Stoffresten so nach dem Motto: zeig mir mal was Du hast und ich nehme mir dann, was ich gebrauchen kann. Ich „erbe“, d.h. nehme mir so einen trachtenartigen Rock, der gepfuscht genäht wurde, aber von Stephans Oma. Sie ist nähmäßig mein Vorbild mit so einem gesunden Pfusch. Ich werde ihn in Ehren halten. Ein schönes Stück Samt (Möbelstoff) mit Blütenmuster und eine Borte nehme ich auch mit und eine bunte Schürze für die Bar, Limmerstraße. Dorthin habe ich meine exquisite Schützensammlung aufgelöst und die Mädels, zumindest früher, haben sie gerne getragen und ich habe mich gefreut, das zu sehen. Win-Win-Situation, quasi. Am späten Nachmittag fährt sie uns wieder zur Bahn. Wir fahren nach Hause und ich mache mich daran einige Ketten umzuarbeiten.

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Dann gehen wir ins Kino und surfen noch etwas auf unserem Gruppentagesticket und schauen uns Liberace an. Der war in meiner Kindheit und Jugend in den USA schon ein Begriff. Wir essen Chips und eine Packung Toffifee. Vor dem Kino am Raschplatz staut es sich, als alle reinströmen gibt es keine Sitzplatzkonkurrenz. Die Schwulen, d.h. Pärchen und welche mit weiblichem Anhang drängen sich alle nach hinten und wir und das andere Heteropärchen sitzen vorne. Strenge Apartheit im Kino. Der Film ist gut und überzeugt mit schauspielerischer Leistung. Die haben nach dem Umbau unheimlich in die Klos investiert und selbst nach der Vorstellung , wenn alle Frauen gehen, entsteht keine Schlange. Wir gehen noch zu unserem Lieblingstürken, den ich immer mehr liebe. Man begrüßt uns schon als wären wir Stammgäste bei unserem vierten Besuch. Stephan will keine Milch zum Künefe und bekommt diesen abartigen giftgrünen Tee. Soll das Apfel sein?

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Zuerst hatte ich ja geschmollt, weil wir nicht weggefahren waren und ich muss feststellen, dass ich gar nicht mehr sagen kann, wann ich zuletzt am 03.10. in Deutschland war und ob überhaupt, es muss ewig her sein, dafür kann ich mich prima an die herrlichen, verlängerten Wochenenden in Istanbul und Barcelona erinnern mit herrlichstem Wetter, aber auch hier war der freie Tag zwischendurch richtig prima und ich habe es völlig genossen. Muss man nicht immer wegfahren. Wenn man hier ist und dann Freitag wieder arbeiten geht, nimmt man den Feiertag überhaupt erst wahr. Bei so einem Urlaub, verlängertem Wochenende merkt man ihn gar nicht, so aber merkt man ihn gut und ist richtig schön verwirrt, davor und danach. Satt und glücklich und nicht allzu spät gehe ich zu Bett.