Archiv für den Monat: Mai 2014

Manische Auslenkung

12.05. Das sind keine Flecken, sondern Mottenlöchern und meine Freundin Heike bracht mich auf die Idee, dass man da was reinfilzen kann, meinte es vermutlich aber anders und ich habe jetzt haarige Muttermale unter den Achseln und Flecken auf der Brust. Dieses Hütchen sei aber mal auffällig, meint der Freund von Isabelle aus der Bar mittags. Das wusste ich nicht, ist ein ganz altes Modell und ich dachte, Hose, dezent, Landgericht. So kann man sich täuschen.

Der psychiatrische Sachverständige ist sehr gut. Er kommt dann doch nur 3 Minuten zu spät und hatte eine Verspätung angekündigt, worauf das Gericht um 15 Minuten vertagt hat. Er findet den Raum nicht, aber ich spreche ihn an. Ich erkläre ihm außerdem, dass er praktisch doch pünktlich war und es erst ab 15 Minuten beim Gericht als Verspätung gilt.

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Er attestiert meiner Mandantin Geschäftsunfähigkeit im Herbst 2011 und sie hat in der Altstadt in einer Boutique für über 8.000,- € Klamotten eingekauft. Die Richterin des Landgerichts als Einzelrichterin ohne Protokollkraft ist seht unsicher. Der Sachverständige führt aus, dass die Umstände des Kaufs, insbesondere vor dem Hintergrund der finanziellen Situation der Klägerin und der unstreitige Umstand, dass die Tochter dabei war und diskutiert wurde, ob sie den Kaufvertrag abschließen könne bei der Beurteilung eine Rolle gespielt haben. 2006 und 2009 sei eine schizophrene Psychose diagnostiziert worden, später mit affektiver Symptomatik. Die schwere depressive Episode im Nachgang als Erschöpfung. Das Olanzepin sei das stärkste Medikament gegen Psychose und dämpfend bei einer Manie was derzeit auf dem Markt sei und zur Verfügung stehe und eine Medikation von 2,5 bis 5 ml seien die Dosis bei einem gut eingestellten Patienten, hier wurden der Klägerin 10-15 mg verordnet. „Wir 5 würden bei dieser Dosis alle sehr lange schlafen“. Das Problem war, dass die Klägerin die Medikation nicht genommen hat und eine fehlende Compliance gezeigt habe, was aber auch typisch für die Krankheit in dieser Phase sei. Seine Kollegen (die behandelnden Ärzte), die er nicht persönlich kenne, könnten das Krankheitsbild sehr gut beschreiben. Er ginge nicht von einem Gefälligkeitsgutachten aus, zumal es sich um ein zweischneidiges Schwert handeln würde, eine solche Diagnose dokumentiert zu bekommen. Sie habe sich in einem Konflikt befunden bzw. hatte einen inneren Dialog, weil sie an der Reaktion der Töchter merken konnte, dass diese sie für krank halten, aber es ihr nicht möglich war nach dieser Einsicht zu handeln. Der Gegenanwalt hat so gute Argumente wie: auf Seite 12 des Gutachtens zitiert der Sachverständige die Klägerin damit, dass der Arzt ihr „hammermäßige“ Mittel verschrieben habe- Für ihn klingt das wie jemand, der genau weiß, was er sagen soll um eine bestimmte Diagnose zu bekommen. Er als Laie wissen doch nicht, ob ein Medikament, was er verordnet bekommt vom Arzt „hammermäßig“ sei. Der Sachverständige sagt, sie sei seit 1979 psychiatrieerfahren und diese Patienten würden sich sehr genau mit der Wirkungsweise der einzelnen Neuroleptika auskennen, wenn die nicht gerade vor 4 Monaten erst auf den Markt gekommen seien. Seine Mandantin, de Ladeninhaberin ist noch geiler und lässt uns wissen, dass sie Maschinenbau studiert hat und auch einige Monate Jura und wisse, wie ein Vertrag zustande komme. Die Klägerin sei nicht krank gewesen, man habe sich prima verstanden und geduzt. Das wird von dem Sachverständigen als geminderte Distanzfähigkeit und Anhaltspunkt für die Manie gesehen, nein, das habe ihr die Klägerin erklärt, dass sie Künstlerin sei und das unter Künstlern normal sei. Außer mir und dem Sachverständigen, sind alle hilflos, was ist das für eine Krankheit und wie lange dauert so eine Phase (zwischen Wochen und Monaten, aber auch einzelne Tage, sagt der Gutachter) und warum merkt man es denjenigen nicht an bzw. es wird ja bestritten, dass sie krank war, weil das hätte die Shopinhaberin gemerkt. Der Sachverständige gibt ein schönes Beispiel, eine Analogie, wie er sagt, dass er zusammen mit einer erfahrenen Betreuungsrichterin vor Kurzem in der Haz gelesen habe, dass eine ihnen bekannte Patientin ein Immobiliengeschäft in der Oststadt durchführt und kurz vor dem Abschluss stehe, Investoren usw. seien gefunden. Die Frau sei am selben Nachmittag eingewiesen worden. Ich treffe mich jetzt mit der Mandantin um zu besprechen, ob wir nicht ins Spiel bringen, dass ich bald Betreuerin werde, weil die denken, dass sie simuliert. Die wissen nicht, welche Anforderung an eine PsychKG-Einweisung gestellt werden und was man da alles tun muss um auf diese Weise eingewiesen zu werden. Außerdem müssen wir noch mal darstellen, dass die Klägerin wirklich über ihren Verhältnissen gelebt hat, weil das „Geld sei ja da gewesen“, dass es sich um die Einnahmen für Monate gehandelt hat, interessierte heute keinen. Die Richterin ist noch nicht ganz überzeugt? Wie das? Eindeutiger kann man eine gestellte Beweisfrage nicht beantworten. Man einigt sich darauf, dass der Sachverständige noch Behandlungsunterlagen der seinerzeit behandelnden Kollegen einholt und sein Gutachten ergänzt. „Zur Zeit sehe es ja ganz gut aus“ für die Klägerin, auch wenn die Richterin „noch nicht 100 % überzeugt“ sei. Manchmal verstehe ich die Welt nicht, aber vielleicht wird ja alles noch gut. Das Ergebnis müsste klar sein. Ich dachte zur Wahrung der rechtlichen Gehörs sei heute verhandelt worden und richtig schlaue Fragen kamen da nicht von der Gegenseite und die Richterin, die manische „Auslenkung“ sich immer diktieren lassen muss, macht mir Kopfschmerzen.

Ich werde wieder fündig und hole ein rotes Baumwollkleid mit einer beige unterlegten Knopfleiste, was mir zu eng ist und 2 Sachen für Steffi, eine soll zu dem grauen Seidenkleid passen. Ägyptische Baumwolle, feinripp, asiatische Gürtel und alte Strümpfe, originalverpackt, neue Nähsets als Kopfbedeckung. Außerdem ein Buch für meinen Schwiegervater, bei dem ich die Widmung nur umändern muss und ein Schlafanzug mit Knaststreifen, schön retro sowie eine Ansichtskarte aus Polen und rosa gefütterte Umschläge. Hier findet man alles. Dieter will nichts zum Geburtstag, aber ich wusste, dass ich hier fündig werde. Ich trage ein altes Schlafanzugoberteil von meinem Schwiegervater, was ich mit der Applikation eines tropischen Fisches leicht aufgepimpt habe zum Sport und liebe es. Interessantes Plakat. Arno Schmidt mag ich, interessiert mich.

Arno Schmidt

Ich vereinbare Treffen mit meiner Mandantin, die bald von mir betreut wird, was wir alles noch aus dem Sack lassen sollen, um das Gericht davon zu überzeugen, dass es doch eine schwerwiegende Erkrankung ist. Oh weia.

Ich erzähle von gestern und dem Auflauf vor der Tür und sage, dass die Landeier geglotzt hätten und schlechte Laune Anfälle bekommen und erklärend, ich hätte ein Sonntagshütchen aufgehabt. Die Steuermitarbeiterin will wissen, was ich unter einem Sonntagshütchen verstehe.

Morgens bemerke ich einen hässlichen Plastikvogel auf einem Ast mit einer Rolle Kabel daneben und denke, Überreste von dem Flohmarkt. Nachmittags ist das Kabel weg und es handelt sich um einen Spaßbewegungsmelder, der lautes und aufdringliches Vogelgezwitscher von sich gibt, wenn man vorbei geht. Ich kriege ganz schlimm Tourette, dass die Zahnärzte keinen Geschmack haben und wir hier ein Geschäftshaus sind und kein lustiges Berlin-Mitte Junggesellinnenabschiedspartymeilenhaus. Ich sage zum Kollegen, er solle das bitte regeln mit unsere Vermieter, weil der Vogel sonst aus dem Fenster fliegen wird.

Ob die Kollegin ihren Markenwelpen bald im Tierheim abgibt oder an einer Raststätte aussetzt. Er nervt, aber es musste ja ein Welpe aus Hamburg mit Papieren sein. Wie bei Kinder, das Kindchenschema wirkt bei mir nicht. Ich würde den mal disziplinieren, wenn er die Erwachsenen nervt, was er tut durch Winselgeräusche, die als Erpressung eingesetzt werden und offenbar uns konditionieren sollen. An der Welpengittertür, die sie vor ihr Zimmer gebaut hat, scheitere ich beinahe. Ist echt schwer zu bedienen das Schloss.

Schön Sport. Paket für den Neffen zu meinen Eltern. Einiges was ich im Laufe der Zeit gekauft habe. Ist billiger als in die Schweiz zu schicken. Wahrscheinlich ist alles nicht richtig und überholt, aber dann liegt das Zeug nicht mehr bei mir herum. Die Enkel sind Himmelfahrt bei Oma und Opa.

Ich merke, dass sie mir das eine Geschenk für Steffi nicht eingepackt haben im Fairkaufhaus und ärgere mich, hole den Kassenbon aus dem Altpapier.

13.05. Komischer Traum. Der Nachbar hat zwei Söhne und der junge sieht aus wie sein Sohn, aber in 3 Jahre alt. Er sei die ganze Nacht alleine gewesen, weil der Nachbar aus war. Seine Ex will auch wieder im Haus leben und wir überlegen, wie das gehen könnte. Uns fallen die Hinterhäuser ein, die es gibt. Auch wir haben eines. Der Umbau in guter Qualität kostet nur 250.000,- €. Klein, reicht aber für eine Person. Ins fusskalte EG kommen meine ganzen Kleider und oben habe ich einen Wohn- und Schlafbereich. Gut, Stephan will das ich etwas aussortiere, weil ich jede Woche 3-4 neue Sachen vom Fairkaufhaus anschleppe und ich stelle mich offenbar zumindest im Traum auf meinen Auszug ein. Nur ich und meine Altkleider, schön verschoben.

Zu dem Thema passt mein neuer Rock von Andrea. Er ist ein Traum. Die alten, geerbten Stoffe von Käte, die so schön nach Eurythmie und Waldorfschule ausschauen und was sie daraus gemacht hat mit dem schönen Innenfutter (glänzend-braun und gepunktet) sowie den tollen, alten Knöpfen, wahre Schätze, die sie mir da drauf genäht hat. Alles so passend. Dazu gibt es 5 weitere Röcke, um meine Scheidung voranzutreiben. Trinke zu lange Kaffee mit meiner Schneiderin, die sich ein neues Handarbeitshobby zugelegt hat. Das Sticken untypischer Motive z.B. der Röntgenaufnahme einer Hand. Das finde ich super, weil ich eh dachte, dass man z.B. den Omas auch erklären muss, dass sie statt Socken Patricia Waller mäßige Kunst stricken sollen oder blutige Tampons filzen nach meinem Vorbild. Man muss sie nur anleiten, dann streckt große Kunst in den Techniken und sie machen nicht so geschmacklosen Kram, den keine will oder kauft. Schaffe mein Arbeitspensum nur mit Mühe und Not und nachmittags sind Viele nicht mehr da. Das hat man davon, wenn man morgens im Café herum lungert.

Was ich noch schaffe ist mit dem Bestatter zu telefonieren. Meine Tante hat wegen der Einäscherung meines Cousins eine Mahnung bekommen und was damit sei. Er wird das übernehmen, selbstverständlich. Das seien Missverständnisse gewesen. Na dann. Hat er auch Geld für bekommen.

Nein, das waren nicht die Stadtwerkemitarbeiter, die beraten wegen Verbrauch und dann noch anrufen, ob man zufrieden war mit der Beratung. Die Vertragskündigungen zum 30.06. flattern ins Haus.

Herr PM braucht Taschengeld. Er ist deutlich psychotisch. Ich soll 300,- € überweisen, wovon? Die normalen Zahlungsverpflichtungen laufen weiter. Melde mich beim neuen Energieversorger. Wofür braucht er so viel Geld? Das Essen schmeckt nicht und hat wenig Vitamine. Er sei nur noch da, weil die ihm ein billiges Gutachten erstellen zur Wiedererlangung seines Führerscheines. Das sei der Trick. Spreche ihn an auf Ausgangssperre wegen Rückfall. So nennen die das. Er war was trinken, aber nur 3 Biere und kam mit 0.0 Promille wieder, weil er spazieren war. Wir können nicht vertraulich sprechen am Telefon und seine Nachbarn sind auch nicht so nett, wie sie immer tun. Wenn er leise ist, hört er, was sie sonst noch sagen. Den Schlüssel (nur einer), der unfrankiert und in einem Plastikumschlag der Citypost nach einer Beschädigung des Umschlages heute ankam, soll ich ihm gefälligst vorbei bringen.

Schlüssel unter Folie Hier offen!

Mache ich aber nicht. Einschreiben, oder er holt ihn vor der Entlassung oder zum Arztgespräch komme ich raus. Die probieren neue Medikation und ein Gespräch hat diese Woche wenig Sinn. Bin jetzt für nächsten Dienstag verabredet. Sage der Psychologin noch, dass ich ihm keine 150,- € überweise, wie die Sozialarbeiterin vorschlägt, sondern nur 50,- €. Er hat am 30.04. 200,- € abgehoben. Hätte er mal sparsamer wirtschaften müssen. Katze muss er auch bezahlen. Ich sage ihr, dass sie mal besser kochen soll und sie lacht und ich hatte ihm die Vorteile von Vollpension erklärt und dass er immer sagen soll, er hat Hunger und er kann wohl tatsächlich doppelte Portionen bekommen.

Frau Yoga hat die kranke Tochter zuhause und der Mann will sie zum Arzt schleppen, dabei kann sie das beurteilen, ob der Urin gut ist bei einer Blasenentzündung, weil sie MTA war. Ich sage, abklären und zum Arzt ist doch nicht per se böse und sie soll sich versuchen mit dem Vater zu einigen und vor allem will ich das nicht alles durchdiskutieren, wenn die Tochter mit hört. Sie nervt mich.

Ich gehe nicht zu der familienrechtlichen Veranstaltung meines Kollegen. Das reicht mir mal wieder für heute.

Abends gehe ich zum früheren Kurs, weil sich Besuch angekündigt hat und ich Linsen mit Süßkartoffel kochen will (bin voll auf dem Linsentrichter). Der Kurs nennt sich „move and dance“ und ist voll und wir machen eine Burlesque-Choreo zu Perhaps von den Pussy Cat Dolls. Ich trage gleich einen der Röcke von Andrea und fühle mich darin sehr wohl. Es macht Spaß und ist auch durchaus etwas für die Muskeln und ich tanze ja gerne und nehme mich nicht so ernst dabei und verarsche es, dass man so überrascht gucken soll und diese ganzen Pin-up Posen, ich lockere es auf und mache mich, aber auch Impro. Ich glaube, dass ich öfter hingehen werde, anders komme ich ja nicht zum Tanzen. Martin kommt um 21:30 und erlebt mich nicht mehr lang. Ein Typ ist ihm am Flohmarkt in den Wagen gefahren mit seiner „Reuse“ und wollte absahnen, weil er sah, dass Martin einen Firmenwagen fährt. Das läuft nicht, hat Martin ihm erklärt. Ich freue mich immer Martin zu sehen, man kann sich super mit ihm unterhalten und er ist einfach nur klasse. Bei Tel Aviv fällt ihm gleich dieser Koch ein, der Vorspeisen macht. Drei Mal darfst Du raten, Claudia, wen er meinte.

14.05. Fairkaufhaus. Die Ware ist für mich an der Kasse deponiert zusammen mit meinem Prospekt von Sachen für draußen oder unterwegs. Ich sage, ich bin alte Strickware und nicht wandern. Das gehört wem anders.

Herr Ihme ist nicht zuhause. Die Zählerablesung kann heute auch nicht passieren, weil er die Stadtwerke zum 20.05. gekündigt hat und dann abgelesen werden muss. Ich rufe die Oma an, sie brauchte um Ostern herum mal einen Monat Ruhe. Er geht wohl zur Zeit immer zur Pflegemutter und pumpt die an. Ich erkläre ihr den wichtigen Termin nächste Woche und sie will es ihm schreiben, weil sie ihm 20,- € zum Wochenende hin schickt.

Frau Sri Lanka ist fast eine Stunde zu früh beim Jobcenter. Ich gehe dann auch etwas früher, dass sie nicht so lange warten muss, vielleicht nimmt uns der Sachbearbeiter auch früher dran. Der ist nett und hat auch etwas Geschmack. Ein Fisch-Mob Plakat an der Wand und eine alte Schultafel mit Elefanten und einer Sprechblase am Rüssel mit „Tröööt“ außerdem ein alter Single-Plattenständer, in den die Flyer einsortiert sind. Er sieht es immer so wie ich. Sie arbeitet ausreichend und muss auch die Kinderbetreuung hin bekommen. Der Sohn bekommt Schwimmunterricht und will Schlagzeug lernen. Sie bekommt nicht jede Stunde bezahlt und will noch mal 30 kg abnehmen und bei Mc Donalds anfangen. Seit wann muss man das schlank sein? Er druckt ihr ein Stellenangebot vom Kentucky Fried Chicken aus. Das kennt sie nicht, sympathisch. Im Fahrstuhl stellt sie fest, dass mein Mann auch ganz nett sei und ich den grüßen soll. Ja, mache ich und sonst hätte ich ihn nicht genommen.

Auf der Benno-Ohnesorge-Brücke treffe ich Herrn Ihme. Es ist 11:21 und in 9 Minuten macht die Arztpraxis zu. Gut, dass er schnell zu Fuß ist. Ich frage ihn, ob er gerade vom Jobcenter kommt und ja, er hat sich Lebensmittelgutscheine geholt und auch sonst „was geregelt“. Ob wir Kaffee trinken können. Er könne seinen auch bezahlen (das ist ja verlockend). Ich sage ihm, nein, wir gehen schnell in die Arztpraxis bevor die schließen. Sage ihm dann, dass 117 auf seinem Konto waren (Nachzahlung, die ich erstritten habe) und ich mir aber die 35 genommen habe, die er mir geschuldet hat und 47 an die Krankenkasse für die Befreiung überwiesen habe. Er rastet aus. Ich sei an sein Geld rangegangen, das soll ich nie wieder tun. Er habe das selber vorgeschlagen, dass ich es mir nehme und das war mein Geld, was er mir geschuldet hat. O.k. er kriegt sich wieder ein, aber das Geld an die Krankenkasse hätte ich nicht zahlen sollen. Doch, das musste sein, weil er auch Medikamente braucht und schon 3 mal im Krankenhaus war und ich hier auch ein Wörtchen mitzureden haben als Betreuerin, ohne mich hätte er die 117 nicht bekommen. Er will im leeren Wartezimmer wissen, ob ich ihm nicht Geld geben und mir das wieder nehmen kann. Nein, er kann es selber holen und mir welches bringen zwecks Einteilung, 29,- müsse ich ihm nicht einteilen, sagt er. Warum er überhaupt jetzt Geld brauche, er habe doch gerade Lebensmittelgutscheine geholt. Ja, aber er brauche Tabak. Ich werde ihm jedenfalls nie wieder Geld von mir geben, nach diesem Auftritt. Das sage ich ihm auch. Er braucht ein Schlafmittel und der Arzt hat keine Umsonstpackungen mehr und bestätigt, dass die Befreiung schon ganz richtig gewesen sei und will ihm Attest wegen Umzugsnotwendigkeit erstellen. Am 28.05. ist der Arzt im Urlaub. Wir bekommen die Injektion mit und eine Überweisung.

Fluanxol

Heute in 2 Wochen bin ich in Paris. Da bessert sich meine Laune. Die Orchideen sehen prächtig aus. Sie mögen keine Sonne, erfahre ich. Wachsen im Dschungel auch unter Bäumen und stehen daher am Nordfenster und bekommen nur ein Schnapsglas Wasser pro Woche. Ich sage, dafür habe ich doch Pflanzen, weil ich sie gerne gieße. Ich will Herrn Ihme bei mir einen Kaffee ausgeben, weil das seinen Geldbeutel schont. Auf einmal hat er es ganz eilig. Um 11:45 Uhr ist das Konto leer. Wollte mich Herr Ihme verarschen mit dem Vorschlag, dass ich ihm Geld geben soll und es mir wieder holen? Das merke ich mir und der wird nächstes Mal richtig auf Granit beißen. Am 16.05. bekomme ich den Bescheid, dass er sich am 14.05. ein Darlehen über 120,- € geholt hat. 90,- € Lebensmittelgutscheine und 30,- € Bargeld. Wollte er mich verarschen? Noch mal die Frage. Da muss er aber früher aufstehen.

14.05.2014. Was für ein schönes Datum. Nach einem Kaffee Bonbon mit Schweizer Kondensmilch aus de Tube und einem dick belegten Brötchen geht es Richtung Nordstadt zu dem Geburtstag meines Schwiegervaters. Meine Schwägerin ist so umsichtig, dass sie mir Ware, Migros-Hausmarke aus der Schweiz mitgebracht hat, die ist dickflüssiger als die französische Ware und aus Schweizer Qualitätsmilch (fast zu schade) und damit ist sie meine neue Heroindealerin. So viel steht fest. Ich esse die gesüßte Kondensmilch esslöffelweise und sie ist Benzin für meinen Tank, Zuckerantrieb. Brötchen haben wir seit Neusten, weil wir das frühstücken neu entdeckt haben und regelmäßig praktizieren. Wir fahren vorbei an der Pelzfrau im Kötnerholzweg. Sie ist gebeugt und geht am Stock. Die habe ich damals kennen gelernt als wir nach Hannover gezogen sind. Sie hat mir ihr Leid geklagt, dass sie früher ausgesehen hätte wie ein Modell und zeigte mir Fotos von sich und jetzt alt sei. Jetzt bin ich vermutlich in ihrem damaligen Alter und sie ist eine alte Frau. Das zeigt mir mal wieder die Dimension des Alterns und der Sterblichkeit, schlussendlich und immer wenn ich sie sehe, werde ich daran erinnert.

Ich lese Friedrich Torberg in der Bahn, nachdem wir umständlich unsere Fahrräder sortiert haben. In Eilvese die Nachricht, dass Hibbe Insolvenzverkauf macht. Wahnsinn, dass ich das mal erlebe. Hatte neulich noch Witze gemacht, dass es wenigstens noch Hibbe gibt.

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Wir fahren vorbei an den Pferden und das schöne, weiße mit den Sommersprossen, fällt mir gleich auf. Als wir schon vorbei sind, wiehert es wie ein Bauarbeiter, der mir hinterher pfeift.

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Ich drehe um und füttere ihn und Stephan sagt, ich verarsche das Pferd, weil  ich es nicht richtig schaffe, das Gras abzureißen und da z.T. Wurzeln noch dran sind, aber die kann er geschickt abbeißen und fallen lassen. Ich verstehe keine Pferde, aber er benimmt sich merkwürdig und stuppst mich und scharrt dann mit den Hufen, erst mit dem einen, dann den anderen und wühlt die Erde auf. Das kommt mir aggressiv vor und Stephan sagt, er macht seine ganze Wiese kaputt.

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Weiter zu dem Schokoladenladen. Natürlich werden Handyfotos von mir gemacht von Besucherinnen vor der Tür. Dort gibt es Neustädter Torfpralinen und Schokoladenseminare für Kinder, d.h. man kann Kindergeburtstage dort ausrichten für 8,- € pro Kind und die stellen ihre eigenen Tafeln her. Die Steuerberatermitarbeiterin zeigt sich interessiert.

Der Garten meiner Schwiegereltern. Jedes Vogelhäuschen ist besetzt. Wir sitzen sogar etwas in der Sonne und essen viel, bekommen Spargel mit für zuhause und ich erbitte mir eine Möhre für „mein Pferd“, so nenne ich ihn schon. Ich lasse mir die Blaubeerplantage zeigen und später die Ölheizung im Keller,

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Die Rechnung für Heizöl schauen wir uns zusammen an. Dieter bekommt Geburtstagsanrufe u.a. einen ungebetenen von Yellow Strom und es gefällt mir, wie lakonisch mein Schweigervater sagt: „wissen Se was und das interessiert mich gar nicht, was Sie da machen“. Er begleitet uns auf dem Rad zurück zur Bahn und „mein Apfelschimmel“ lässt sich von weitem anlocken. Er stand ganz hinten und kommt nach vorne, zusammen mit seinen braunen Kollegen. Die hätten ruhig weg bleiben können. Er legt die Ohren an und verteidigt mich gegen die Mitstreiter. Bin ich seine Beute oder sein Weibchen? Wenn ich mich doch mit der Pferdesprachen auskennen würde. Eine Möhre war auch zu wenig. Die hat er auf einmal geschluckt.

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Im Zug, verflucht seien die Handyflatraten. Junge Menschen, die die gesamte Zugfahrt durch labern, statt lesen oder Musik hören, habe sie die Kopfhörer drin und das Kabel am Hals, also mit Freisprecher, dass wir alle teilhaben können. „ich bin Seelze“ kommt dann oder die Geräusche der Zugtür beim Schließen werden nachempfunden oder es wird ungelogen 20 mal gesagt, dass man sich gleich an Gleis 1 trifft bei T-mobile, „ich bin jetzt Hannover“. Das macht mir wahnsinnig.

Adler Bismarckstr

Ich habe mein Fahrradschloss aus meinem Korb verloren. Heute gibt es nur noch Pralinen und heiße Schokolade.

15.05. Hole auf dem Weg zum Gericht die Ware ab, die nicht eingepackt wurde im Fairkaufhaus. Ich habe sie nicht liegen lassen, sondern genau die Frau, die sie mir nun aushändigt hat sie mir nicht eingepackt. Bei Gericht, meine Betreute, die nach einem Jahr Klinik wieder zuhause ist. Will Betreuerwechsel. Die Richterin und die Anwältin, die auch als Betreuerin arbeitet, erklären ihr, dass sie keine bessere finden wird als mich und sich nur verschlechtern kann. Ich sei nicht schuld und sie auch nicht, sondern es sei die Krankheit gewesen, dass es ihr so schlecht ging und mir hätte sie die Rückkehr in die Wohnung zu verdanken. Das tut gut und wir verstehen uns auch gut. Ich denke, es ist nicht gegen mich, sondern gegen die Betreuung als solche.

War ich Schwimmen, fragt die Betreute aus Sri Lanka, deren Sohn jetzt Schwimmunterricht nimmt. Nein, das ist nur ein kleiner Teil meiner Buttonsammlung auf ein Handtuch gesteckt.

Der Bestatter bekommt ein Fax, dass ich von einer Regulierung ausgehe und sonst mir weitere Schritte wegen Betrug vorbehalte.

Habe indischen Käse am Platz gekauft, erst war nur das Schild an der Tür, aber der Käse nicht eingetroffen und will mich auf Dal spezialisieren. Ich liebe Linsen. Das macht so schön zufrieden satt und ist die vegetarische Fleischalternative für mich, diese Hülsenfrüchte. Heute esse ich 3 Portionen Eis. Gesunde Ernährung ist auch nicht so meines bzw. ich kann echt mit meiner Figur zufrieden sein, bei dem was ich an Butter, Zucker, Schokolade und Kuchen verdrücke. Abends eine Runde Pilates. Wenigstens das und es wirkt. Meine Figur ist besser geworden und ich esse wie ein Scheunendrescher.

16.05. Meine unvorteilhafte Betreute kommt mit der Wohnbetreuung. Die Kinder leben seit Jahren in einer Einrichtung. Die Konfirmation der Tochter hat ohne die Mutter stattgefunden. Beschwert sich erst über eine mangelhafte Einladung und dann konnte sie nicht. Könnte wetten, dass sie lügt, dass sie im Krankenhaus war. Die Tochter läuft durchs Dorf und behauptet die Frau von der Jugendhilfeeinrichtung sei ihre Mutter. Die ist auch schlank und gutaussehend im Gegensatz zu der eigenen Mutter, unvorteilhaft, dick, kaum Haare, Kopfhaut scheint durch, schlecht angezogen, nur Vorwürfe für die Kinder übrig. Mensch, dass sind Kinder und die wachsen unter echt erschwerten Bedingungen auf. Kann man da immer so eine Vorwurfshaltung haben. Das muss alles immer auf Gegenseitigkeit berufen. Nein, in der Erziehung gerade nicht. Das ist eine einseitige Sache und nicht heute schmiere ich Pausenbrote und Morgen Du für mich. Meine Betreute ist voller eigener Verletztheiten. So Leute sollten keine Kinder kriegen, wenn sie das nicht reflektieren. Hilfeplanung ist nach Kalifornien. Sie muss sich erst mal erholen von dem Stress der für sie ausgefallenen Konfirmation und macht Kneippurlaub bei ihrem Ex, der jetzt wieder ihr Freund ist.

Meine Betreute bei der ich Mülltrennung mache und bei der demnächst die Gasleitungen ganz entfernt werden, hat sich auch von lekker,de überzeugen lassen bei Strom und Gas. Stephan hat festgestellt, Milchmädchenrechnung und nicht 20,- sparen, sondern mehr zahlen. Ich teile ihr das mit und ja, Strom hat sie auch gewechselt, nicht nur Gas. Täglich scheibe ich diesen Klinkenputzern, die wohl sehr überzeugend zu sein scheinen.

Gentest bestanden, Pickelcreme muss ich aber weiter nehmen. Nebenbei höre ich die Sprachmeldung von Claudia ab vom 02.05., ob wir vor dem Restaurantbesuch noch Kuchen brauchen. Das muss sie jetzt wissen. Ist wohl zu spät. So können alle mal wissen, wie sehr ich mein Handy liebe und auf es höre.

Wir nutzen das gute Wetter für etwas Rossi. Hier machen sie echt leckere Quiche und auch Kuchen und das Festivalplakat von Lumix erfreut mich und auch in Hannover kann man schön dekorierten und leckeren Kaffee trinken, in der Sonne.

Rossi Schokokuchen

Der Mann gegenüber an seinem schlecht platzierten Erdbeerstand hat einen schweren Stand und ich bilde mir ein, dass er neidisch auf unseren Erdbeerkuchen schaut. Ja, in verarbeitet sind die irgendwie geiler. Stephan hat wieder das „Hannover geht aus“ Heft gekauft. Ich war dagegen und hatte schroff abgelehnt und mich geweigert, es dem Kioskmann abzunehmen. Ich bekomme aber neue Tipps. Der Mittagstisch im Vogelfrei wird über den grünen Klee gelobt und wir fahren auf dem Rückweg daran vorbei. Da kann man sogar in der Sonne sitzen. Das ist meinem Kollegen immer das Wichtigste. Das muss ich mir merken. Auf den Wochenmärkten gäbe es seit neustem einen Stand mit koscheren Snacks, Pastrami. Ich will von Stephan wissen, ob er mir da was verheimlicht oder einfach so sehr auf seinen Crepestand fixiert ist, wenn er am Samstag auf den Markt geht, dass er den übersieht. Den Bericht über ein französisches Restaurant in der Marienstraße lese ich mir auch durch. Die Urnenwahl-Ausstellung in der Galerie Lunar ist schon vorbei? Kann das sein. Die hatten doch erst letzten Samstag Vernissage, als ich mit Steffi genäht und Linsen gegessen habe und Midissage und Finissage waren auch angekündigt. Gaby hat schöne kleine Metallvasen, die aussehen wie aufgeblasen mit Schweißnähten. Ich erkenne sie wieder, sie sind aus der Serie, die neulich im Kubus ausgestellt waren und die haben ihren Preis sowie eine glänzend-spiegelnde Oberfläche. Sie wackeln leicht durch die Rundungen. Ob sie sich als Ikebana-Vase eignen? ich glaube schon und ich habe so eine herrliche Wolldecke von dieser Tante, die am 13.05. Geburtstag hatte, geschenkt bekommen. Das war auch ein ganz edles Teil. Ob ich lieber Gelb als Farbe für mein Rad hätte wählen sollen? Gelb ist Post und FDP, außer wenn ich es in Szene setze….

Ich will, dass mein Mann auch Gäste zu uns einladen kann und biete an, die ganze Wohnung aufzuräumen. Kann alles einsammeln und zu mir ins Zimmer tun. Will nicht, dass mein Messytum Besuch verhindert. Kindergeburtstag im Park?

Mein ehemaliger Bürokollege ruft an und hat eine Frage zu einer Betreuung. Der ist geschäftsunfähig und hat Geld an die Verwandtschaft verschenkt, z.B. die Schwester und er fordert das zurück. Kann er da RVG-Gebühren abrechnen und muss er das nicht einklagen, weil das Betreuungsgericht ihm sonst einen Strick draus dreht. Sage ihm meine Meinung, dass man auch als Geschäftsunfähiger einen natürlichen Willen haben kann und auch Geld an Verwandte verschenken kann. Er muss es beurteilen, dafür hat das Gericht ihn bestellt. Doppelt abrechnen gegenüber dem Betreuten halte ich für falsch. Es ist ja gerade seine, originäre Aufgabe als Betreuer, der er nachkommt und dafür wird er ja schon bezahlt. Außerdem die enge Verwandtschaft verklagen kommt mir eher vor wie ein Grund zur Betreuerentlassung. Manche haben kein Gespür für so was und sollten vielleicht die Finger davon lassen. Ich soll ja auch besser nur Gesellschaft leisten beim Gemüse schneiden, weil ich das nicht so gut kann und ich sehe es ein.

Die Inhaltsangabe zu Mozarts Don Giovanni klingt wahnsinnig kompliziert. O.k. die Oper ist von Mozart und nicht Beethoven. Ich hatte sie verwechselt mit dieser einzigen Oper, die Beethoven mal geschrieben hat, aber so bin ich. Schaue nach, dass ist dann wohl Fidelio…Mal schauen, was ich dann davon verstehen werde. Das Plakat ist schon mal ganz ansprechend. Immer schön furchtlos sein und rein in die Bildung.

Touristen aus Izmir auf dem Kackstreifen

10.05. Ich freue mich an meiner Sammlung Lumix-Buttons- ist ja bald wieder so weit.

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Gut, dass Jürgen Vogel nicht gelauscht hat. Oberflächliche Frauengespräche. Größe 44, Seide…. aber wir zeigen uns gerne unsere Sachen. Ich schaue meiner Nähfreundin gerne beim Umziehen zu. Two and a half men in der Kabine und er gibt vor schwul zu sein, nicht ganz. Die Serie schauen wir zwar im Bett liegend und Linseneintöpfe essend über Kabel im Original und die machen auch Einkaufs- und Stilberatung. „Slutty is the new black“, sage ich nur. Sie kann viel besser Gemüse schneiden als ich und es heißt mal wieder: „setz Dich doch, ich koche gerne, leiste mir einfach Gesellschaft“. Diesen Satz habe ich schon öfter gehört. Ich freue mich total, was sie aus meinen ausgemusterten Sachen gemacht hat, liebevoll auf ihre Figur genäht und kunstgestopft bekommen sie ihr second life und ich freue mich an dem Anblick, das silbergraue Seidenkleid, was ich in den 80er so gerne getragen habe (ich hatte dazu Ohrringe gemacht, kleine Collagen mit Wörtern darauf, Heißklebepistole) mit dem kleinen Muster aus Gebäuden, Frau mit Pudel usw. (50er) zu der vom Romö gebräunten Haut. Das sieht richtig super aus. Da werden die Römer schauen. Ich bin schon der Meinung, dass dieses Kleid gerade in Italien und von Steffi getragen werden sollte. Lecker und vertraut und künstlerische Beratung. Ich nähe Hütchen.

Die Tasche aus Wien

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(der Laden, in dem die Frau Mama für ihren Künstlersohn verkauft hat, Jill Sandler Stofftaschen gab es dort und er lag noch im Bett) darf sie nur behalten, wenn sie auch getragen wird, streng wie meine Freundin Claudia meint, aber so sind wir, die Textilversessenen. Es muss nicht sein, dass die Tasche von einer Ecke bei mir in die nächste bei ihr wandert. Sie versteht das. Dazu ein langer Rock aus Wolle mit verschiedenen vor allem Lilatönen in Wellen, vorne mit Knopfleiste und weißen Knöpfen mit Goldrand. Den wird sie kürzen und vielleicht ein Oberteil daraus nähen und ein Polyestergrafikkleid aus Berlin.

Die Linsen machen satt. Das ist nicht wie bei Pasta, dass man sich sagen könne, das wird gleich wieder besser, das geht gleich weg. Das hält lange vor, wie Steffi zu Recht meint. Sie verliert immer wieder die kurze Nadel und wir lachen noch mal über ihre Einbildung letztes Mal ausversehen eine Nadel verschluckt zu haben und die Kratzgeräusche, die sie im Hals gemacht hat. Das merke man doch, wenn man eine geschluckt habe. Wir gehen noch eine Runde Gassi. Ich bin redefaul, obwohl ich nach dem Essen noch ganz verrückt Kaffee getrunken habe. Meine neuen Schuhe im Park und es ist matschig. Der Mond als Ei, der Himmel gelblich. Steffi erzählt, dass sie neulich einen Touristen aus Izmir beim Gassi gehen auf dem Kackstreifen kennen gelernt hat.

Es war ein herrlicher Bastelnachmittag und –abend. Die Jungs kommen nach 20 Minuten und schwärmen von dem Essen. Ja, ja Dieter Grubert hat’s drauf und der Wein. Es waren Schätze, die es nicht mehr zu kaufen gibt. Ein paar Runden Mahjong und dann ins Bett.

11.05. Muttertag im Regen.“ If fit requires a bra or pants, it’s not happening today“ lautet mein Motto. Teeprobe. Neulich bei Isabelle war ein Teevertreter und hat ihr schicken Tee, mit schicken Namen in schicken Teedosen angeboten und erklärt, warum sie den braucht und bestellen solle, exklusiv. Ich habe ehrlich gesagt, ihr Beuteltee sei nicht so geil, aber sie solle keine Leasinggebühr für die Dosen zahlen. Matcha kennt sie nicht, ist wie Koks schwärme ich. Aber gutes. Man kommt in diesen Zustand der Wachheit und einer sehr ausgeglichenen, stabilen Laune. Bezweifele, dass die Krümel sich nur durch den Milchaufschäumer auflösen bei der Matcha Latte, wie der Typ behauptet, aber vielleicht bin ich zu doof. Er hat uns für meine Fürsprache zwei der kostbaren Beutel geschenkt mit den irren Namen: „Istanbul Nights“ und „Team Spirit“. Sie werden heute verkostet. „Maybe Baby“ ist ein Früchtetee, den die Chefin zusammen mit ihrem Nachwuchs entwickelt hat oder als sie gerade geworfen hatte, erzählt er auch. Team Spirit ist ein aromatisierter Grüntee und schmeckt mir nicht und überhaupt, ist halt Tee. Wie viel Zauber kann man um einen Beuteltee machen? Den Hype kann ich nicht ganz nachvollziehen. Die Jungs gehen zu Gaby wegen Muttertag. Das Thema hatten wir gestern auch. Bei uns in der Familie wird da nicht so viel Wert drauf gelegt, Konsequent ist meine Mutter nicht zuhause. Stimmt, die sind unterwegs. Schreibe ihr eine Email, dass sie die beste Mutter der Welt ist und meine es auch so. Was ich da für ein Glück gehabt habe kann ich mein ganzes Leben lang nicht fassen. Dann wechselt das Glück ab und ich bekam meinen Mann. Mein Strauß steht schon seit gestern in der Küche. Ich finde ihn total schön.

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Dann Frühstück und noch ein paar Runden Mahjong. Morgens kann ich besser und konzentrierter spielen. Thomas stöhnt bei jedem Sonnenstrahl und bereut es, nicht draußen zu sein. Ich frage immer: welche Sonne und werde auf die Schatten auf der Fensterbank hingewiesen. Als sie gehen liegt ein Zettel mit dem Wort „Raubmilben“ auf Stephans Schreibtisch.

Ich fotografiere meine Zimmerpflanze, die aussieht wie ein Penis mit einer Geschlechtskrankheit für meine Betreute, der ich einen Ableger geben will. Die Penispflanze spritzt die Samen auf konsequenterweise in Nachbartöpfe und pflanzt sich so fort.

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Nachmittags esse ist erst mal 300 gr Lakritze, damit der restliche Beutel sich besser ins Kino mitnehmen lässt. Stephan lockt mich ins Büro, weil wir Aussortiertes schreddern müssen und ich hatte vergessen, dass diese blaue Tam-Tam-Verkaufsveranstaltung hier stattfindet, die ich weitläufig umfahren wollte. Alles voll, ich großes Hütchen, Regenhütchen, schlechte Laune. Unverständliche Blicke, Landeier stehen im Weg und glotzen. Im Treppenhaus alles voller Flohmartksachen, aber alles hässlich und geschmacklos und hin dekoriert auf die Stufen, dazwischen die Zahnärzte und noch mehr, die glotzen. Oben im Büro flippe ich erst mal eine Runde aus und will sofort hier rausgeflogen werden aus dem Kriegsgebiet, drohe damit abzubrechen und nicht mehr ins Kino zu fahren. Warum muss das heute sein. Unten an den Fahrrädern. Ich versuche, nichts und niemanden zu sehen. Ein junges Mädchen aus dem Hutladen lockt mich mit den Worten: „Andrea ist da“ in den Laden. Sie kennt mich scheinbar und auch die Verbindung. Die Band spielt gegenüber, irgendwas was gut ankommen soll. Ich freue mich Andrea zu sehen, muss aber schnell weg. Es stimmt schon, ich war früher toleranter. Bin ich nicht mehr. Ich meide so was und reagiere sehr aggressiv, wenn ich hineingelockt werde. Die können ja machen, sollen mich aber bitte in Ruhe lassen mit ihrem Scheiß.

Wir schauen „Rosie“ im Koki, einen Schweizer Film mit Untertiteln, der nicht nur in St. Gallen spielt, sondern immer wieder im Krankenhaus. Gleich kommt mein Bruder rein, meint Stephan. Das würde passen. Ein bekanntes Gesicht war an der Kasse. Es lief ein Dokumentarfilm in der Nachmittagsvorstellung, der mich auch interessiert hätte. Er sei gut und eindrucksvoll gewesen. Wir sitzen in der 4. Reihe mit vier Reihen Abstand nach hinten und essen viel Lakritze, aber ohne gucken und Überraschung, wird es scharf oder salzig oder hart oder weich. Stephan meint, ich gucke mit den Fingern und treffe eine Vorauswahl. Und was meint ihr? Es ist deutlich älteres Bildungsbürgertumpublikum in dem Film, der auch schwule Themen, aber auch Familie und Altersheim beackert.

Das Mai-Kalenderblatt. Stephans Unfall und etwas Goya.

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Herr Winklers Schlüssel

05.05. Nachtrag von der Konfirmation. So reagieren die Verwandten, wenn Stephan ein Bild machen will. Es müssen dann alle lachen über das Ergebnis, wie sich alle aus dem Bild heraus lehnen und versuchen sich zu verdrücken.

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Mein Betreuter, der eine Umschulung machen will meldet sich mehrfach per mail aus seiner Fortbildungsmaßnahme wegen seiner Fahrtkosten und seiner Heizkosten zuhause. Er heizt mit Holz und das ist mal ein Novum für mich.

Das Fax der Klinik in Sachen 1. Mai-Einweisung liest sich wie folgt: „Herr PM wurde mit dem RTW, über die Polizei angefordert zur Notaufnahme in der Medizinische Klinik des KRH RK Gehrden gebracht. Er klagte dort über Schmerzen im Herzen sowie die Vorstellung, das ihm ein mechanisches Herz eingesetzt und auch das Gehirn ausgetauscht sei, im Krankenhaus wolle man ihn vergasen und töten. Aufnahmemodus in der Psychiatrie .. am 01. Mai gem. § 18 NPsychKG. Bei Eintreffen gab Herr PM seinen Namen mit Winkler an, er sei o.f.W. und eine Woche umhergezogen, nachdem er vergiftet worden sei. Weitere sinnvolle Daten waren nicht zu erheben“.

Ich telefoniere mit Herrn PM, der angibt seine Schlüssel alle verteilt zu haben (ich frage ihn, was ich mir darunter vorstellen dürfe), er meint so auf der Straße, aber sie wieder finden zu können, wenn er die Strecke mit dem Fahrrad absuche. Er habe nur noch einen Briefkastenschlüssel für die alte Wohnung, Kontokarte und Ausweis, alles sei weg. Die Nachbarn seien komisch gewesen, vielleicht habe er sich das aber auch eingebildet und sich da reingesteigert. Er wisse nicht, was mit seiner Katze sei. Die sei ihm vielleicht abgehauen, weil der Balkon noch nicht katzensicher war. Wir vereinbaren, dass ich die Nachbarin versuche zu erreichen und die Bankkarte sperren lasse.

Nachmittags Anruf der Polizei. Eine Nachbarin aus dem Nachbarhaus hat sich gemeldet wegen der Katze. Die sei unversorgt und ich müsse mich als Betreuerin kümmern. Ich rufe im Krankenhaus an, ob er Ausgang bekommt. Das wird seitens der Ärztin verneint, die Polizei würde die Tür öffnen und die Katze ins Tierheim bringen lassen. Die Polizei macht gar nichts, weil es eine Betreuung gibt. Ja, aber ich betreue nicht die Katze und solche Viecher sind doch hartnäckig. Ich habe Bürotermine und kann nicht weg. So was muss man mal sagen, dann Anruf der Stadt Ronnenberg. Kenntnis von Notlage der Katze und sonst Feuerwehr und teuer und ich: täglich werden Millionen männliche Küken geschreddert und hier macht man so Alarm wegen einer Katze, die ist doch nicht gleich tot. Ja, schon gut, spätestens Morgennachmittag fahre ich raus. Ich bin super genervt und bestelle Stephan rein, der mich vertreten muss. Vorher Tierheim und ja, wie haben eine schwangere Mitarbeiterin, die darf aber nicht gebissen werden. Ich werde mich beherrschen. Bei einer Katze sei schon 1 Tag ohne Futter kritisch, sagt mir allen ernstes die Tierheimleiterin. Blabla. Ja, den Schlüsseldienst bestelle ich und fahre bei sonnigem Wetter nach Ronnenberg. Es ist wie in Neustadt. Kleinstadtatmo. Eine alte Frau mit Sonnenhut pflegt den Garten nebenan und wundert sich, wie ich mich auf dem Nachbargrundstück umschaue. Ich erkläre ihr, wer ich bin. Es ist ein Zweifamilienhaus und die Frau W. unten, die ich anrufen sollte, aber nicht im Internet finden konnte, ist nicht da. Die ist im Urlaub und kommt erst Morgen wieder und die Mutter wohnt hier irgendwo, aber wo genau ist unklar und die Polizei war auch schon da und hat die Katze, die sich ausgeschlossen hat, wieder in die Wohnung gebracht. Ich habe den Zettel im Büro liegen lassen. Stephan soll bitte der Polizei Druck machen, dass die mich auf dem Handy anrufen und mir bitte erklären wie sie ohne Schlüsseldienst in die Wohnung gekommen sind. Der Typ von der Polizei ruft mich tatsächlich an, kann es mir aber nicht sagen. Die Nachbarin ist nicht zuhause, nur ihr fast volljähriger Sohn und der weiß von nichts. Der Typ vom Schlüsseldienst werkelt untalentiert an der Tür mit einem weichen Spachtel und man wie er kann damit nichts ausrichten und ich sage: nichts kaputt machen. Wir können hier nicht einfach ein neues Schloss einsetzen und die Frau von unten aussperren. Dann kommt eine Frau mit Kinderwagen. Es ist jene Nachbarin, die sich auch einmischt und mir dann sagt, dann man über ihren Balkon in die Wohnung kommt. Das Angebot nehme ich an und steige rüber (wozu mache ich Yoga), die Balkone sind direkt aneinander mit einem sehr schmalen Durchgang und einer Absperrung, aber das geht ohne weiteres. Ich drücke die Tür auf. Die Katze ist freundlich, ob sie mich schon kennt, keine Ahnung. Jedenfalls ist sie wohlgenäht und ich streichele sie. Musik und Licht sind an. Leider ist die Tür unten abgeschlossen. Die Nachbarin bestätigt, dass sie die Katze mitversorgt habe und schlägt vor, die Katze über den Balkon in die Katzenbox zu machen und hat sogar eine. Darauf wäre ich nicht gekommen. Ich schicke den Schlüsseldienst wieder weg. Der will 40 oder 50 € abrechnen. Wir werden mal sehen. Die Nachbarin ist nett und bittet mich rein, weil wir auf den Tierschutz warten. Sie sagt, die Katze mag wohl laut Herrn PM keine Hunde und sie habe neben der dicken, blonden Robbe, so nenne ich ihren Hund mal, einen kleinen Zuchtrüden, der nur halb so groß sei wie die Katze. Was sei denn mit Herrn PM, alle hätten sich Sorgen gemacht, weil der sei ja so nett und kümmere sich auch so gut um die Katze, die hätte er nie freiwillig zurückgelassen. Alle würden ihn mögen. Vorher habe nebenan ein Chaot gewohnt und sie seien so froh über meinen Betreuten, der ja Bass und Gitarre spiele und so ein gemeinsames Thema mit ihrem Sohn habe. Ostern habe er Anschluss gesucht als sie Familie zu Besuch hatte. Ich staune nur und denke, er hat das große Los gezogen. Ich verfrachte die Katze in ihre Katzenbox und wir warten. Dann Tierheim, umladen. Das mache ich auch. Überlege fast die Katze zu mir zu holen, aber ich bin nicht ausgestattet und dann passiert noch was. Tierheim kostet 6,55 € am Tag. Rufe Herrn PM an, dass alles geklärt ist und seine Nachbarn ihn ins Herz geschlossen haben. Da hat er mal richtig Glück gehabt.

Gerade rechtzeitig zum Geldtermin komme ich wieder rein. Ich frage, ob sie wirklich nichts zu essen hatte am Brückentag. Entweder ich nehme das nicht ernst und sie verarscht mich, wenn ich sie ernst nehme, müssen wir an der Geldeinteilung einiges ändern für die Zukunft. Nein, schon o.k., sie hatte noch was, kann alles so bleiben. Wie war der Geburtstag in der Eisdiele, will ich wissen. War ohne mich nicht so lustig. Setzen einen Termin für Runde 2, hier in der Eisdiele.

Abends lasse ich den zweiten Sport ausfallen, Yoga und fahre in den bösen Wolf, aber der Lehrer ist schon heimgefahren. Der Inhaber vom Wolf gratuliert unserem Gast zum Aufstieg von Köln, aber das geht ihr auch am Arsch vorbei. Die Wantansuppe ist totlecker. Ich darf sie aufessen. Die Pfannkuchen mit gesüßter Kondensmilch und ganz fettig schmecken mir auch. Heute kein Bügeln, nur dumm rumsitzen und dann schlafen. Unser Gast sagt, dass der Zoo zu viel Heidepark sei und die ganzen Läden und Gastro und Shops, hat diese aber ausgiebig besucht und Pflaster mit Tiermotiven gekauft.

06.05. Viele Außentermine, erst wieder nach Döhren, als mir Frau Yoga mit Sachen im Treppenhaus entgegen kommt, kriege ich Panik. Ist die Wohnung doch nicht leer, nein, dass ist aus der Abstellkammer, die dazu gehört und auch diese ist leer. Am Sicherungskasten hängt ein Bild mit Frauenschuhen. Das mache ich noch ab unter Einsatz meiner Nägel und etwas nassem Lappen. Als es klingelt, habe ich den letzten Rest gerade abgemacht und fege die Stücke zusammen. Heute die der Typ von der Hausverwaltung ohne den freundlichen Maler und die Stimmung ist wie ausgewechselt, wir flirten und machen Witze. Alles läuft gut und Wohnung wird übergeben. Ich muss schnell weiter und komme leicht zu spät zur Ausländerstelle in der Leinstraße, wo ich schon erwartet werde. Mein Betreuter macht die stationäre Therapie und ich habe ihn lange nicht gesehen. Er sieht etwas sediert und aufgedunsen aus, es gehe ihm gut, aber er will nicht ewig dort bleiben. Der junge Sachbearbeiter ist nett. Ich will wissen, wie es hier mal weiter geht. Im Klageverfahren reagieren seiner Freunde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlingen nicht. Ich zeige ihm das Erinnerungsschreiben des Verwaltungsgerichts und das Eilverfahren haben wir ja gewonnen. Er ruft beim Stellenleiter an. Er ist nicht mehr der Superdicke zuständig, sondern ein junger Typ, der aussieht wie Alfred E. Neumann aus den Mad Comics. Ich versuche nützliche Infos aus ihm rauszubekommen. Bei Sieg Aufenthaltserlaubnis, bei Niederlage, keine staatenbezogenen Abschiebungshindernisse, vermutlich wieder Duldung, wie jetzt und keine Abschiebung nach Afghanistan. Ich frage, ob wir nicht längere Duldung kriegen können als 3 Monate, weil ist lästig, immer Verlängerung. Die Duldung sei eine Aussetzung der Abschiebung und das solle keinen Gewohnheitscharakter bekommen. Lustig, wenn einer 25 Jahre hier ist. Ich frage Herrn A. ob er die Mad Comics kennen würde. Wir reden noch kurz. Er sieht seine Mutter.

Dann der Arzttermin. Soll meine Therapie nach fast 20 Jahren umgestellt werden. Ich mag keine Veränderung. Ich erkläre der Ärztin, dass es Typsache sei und ich auch keine Möbel rücken würde, wie andere Leute, die ständig umräumen. Ich lasse mich allerdings von den Vorteilen einer modernen Therapie überzeugen, weil meine jetzigen Mittel wohl schwer giftig sind und das ich es so lange vertrage ist irgendwie wie Helmut Schmidt mir den Zigaretten. Meine neuen Stimmungsaufheller haben lustige englische Modenamen wie Spielzeug oder Manga. Ich mache den Gentest, ob ich das Zeug vertrage, wenn ja, gibt es die Therapieumstellung, genau am 50zigsten meines Mannes. Das ist doch auch was. Die Ärztin will mir auch eine Antibiotikacreme für mein Gesicht verschreiben. Meinetwegen. Wir gehen zu Mövenpick, ich esse ein Tartine mit Thunfisch und Ei und eine Vanillecreme, die aus Sahne besteht mit Erdbeeren. Hammerlecker. Mein Betreuter ruft aus dem Iran an und ist noch nicht in Deutschland, den Gutachtentermin für Morgen hatte ich schon vorsorglich mit einem Fragezeichen versehen lassen in der Praxis. Nächste Woche will er wieder kommen, Datum will er nicht sagen, ob alles o.k. sei. Ja, ich halte ihm den Rücken frei. Er meldet sich sofort, wenn er wieder im Lande ist.

Dann Anhörung wegen Verlängerung der Betreuung. Mein türkischer Betreuter hat seinem Arzt gesagt, dass er ihm Frau A. nicht wegnehmen dürfe. Er weiß nicht genau, wie alt seine Kinder sind. Die jüngere hat schon alle Zähne. Die Richterin schaut besorgt, auch weil ich noch nie zuhause war. Ich brauche das nicht. Er zeigt uns dann haufenweise Fotos von Geburtstagen auf seinem Handy, die gutaussehend Frau in Verkleidung und ohne mit den Kindern in der total aufgeräumten Wohnung auf einem Sofa. Ich weiß halt, zu wem ich muss und zu wem nicht. Er wird kurz damit konfrontiert, dass ich wenig mache und dass das ein ehrenamtlicher Betreuer machen könnte und bricht fast zitternd zusammen angesichts der Aussicht mich zu verlieren. Das ist eindrucksvoll genug und die Richterin verlängert um 2 Jahre. Ich treffe eine Kollegin, die das immer kritisch gesehen hat und sie fragt, ob das eine neue Betreuung gewesen sei und ich sage, nee, alte und ich glaube manchmal ihr vom Betreuungsgericht denkt, ich gebe denen Tropfen, aber es ist nicht so und ich kann nichts dafür, dass ich offenbar so stabilisierend auf diese Menschen wirke, es sei aber so. Ich würde jeden wieder aufgeben. Ich frage, wie es ihr geht um zu erfahren, dass nicht so gut und sie ist krankgeschrieben. Offen spricht sie über ihre Diagnose. Wir kennen uns noch von der Uni. Irgendwie geht mir das sehr nach.

Auf den Schreck muss ich erst mal eine Runde ins Fairkaufhaus, bei denen ist eingebrochen worden. Das ist auch Thema. Die Schweine, haben hoffentlich keine Altkleider geklaut. Ich ziehe einen dicken Bademantel an, der neben rot, grün und gelb deutliche schwarz-weiß Anteile hat und mir leider sehr gut steht. Zwei ältere Frauen schauen anerkennend. Kann man den so tragen, will ich wissen. Vielleicht mit einem anderen Gürtel. Die Marke, die ich nicht kenne mit einem Schiff als Logo sei sehr gut, Handtücher usw. Da kann ich für 6,- € wohl nichts verkehrt machen, außer die Wohnung weiter vollzustopfen. Ich will auch ausmisten, alles was z.B. mal gekauft und nie getragen wurde. Beim gehen treffe ich meinen Betreuten aus Ghana, auch so einer der mich zur Stabilisierung braucht, selbe Richterin damals. Wir strahlen uns an und ich sage was von erwischt beim Einkaufen und er erklärt mir, er habe seinen freien Tag und ich sage, nein, er habe mich erwischt, ich hätte doch den dicken Bademantel mit den Farben von Ghana unter dem Arm.

Stephan macht GP und ich werde die Querulatorin so was von behalten. Der Gutachter schreibt „Wertend betrachtet bildete sich hier die deutliche Intension ab, auf diese Weise ein „möglichst gutes“ Bild der eigenen Person zu zeichnen. Darüber hinaus dominierte ein rigides Beharren (das sich immer wieder konkret wahnhaft manifestierte) auf Umständen, selber wenn Frau M unmittelbar nachgewiesen werden konnte, dass ihre Angaben nicht zutrafen….Zur aktuellen Tagesstruktierung gab Frau M an, dass sie sich intensiv mit Firmen zur Frage einer neuerlichen beruflichen Tätigkeit auseinandersetze. Darüber hinaus sei sie in der CDU aktiv, gehöre zum „inneren Kreis“ des „McAllister-Teams“, sei etwa Ehrengast einer Veranstaltung im Jahr 2012 gewesen. Weiter gehöre sie auch zum „Angela-Merkel-Team“…“ich bin ein Mathe- und Physik-Genie“. Eine Fortführung der Betreuung ist unter der beschriebenen Konstellation alternativlos..Der Unterzeichner ist sich bei dieser Einschätzung sehr wohl der massiv ablehnenden Grundhaltung von Frau M bewusst – Gleiches gilt für die letztlich nur begrenzt gegebenen Betreubarkeit. Keinerlei Sinnhaftigkeit wird einem Betreuerwechsel beigemessen, da Frau M störungsbedingt jede neue Betreuerin/jeden neuen Betreuer innerhalb kürzester Zeit genauso ablehnen würde wie ihre gegenwärtige Betreuerin.“

Das online banking funktioniert nicht. Ich muss nach Hause und mich darum kümmern. Ich bin schwer beladen, es regnet, ein Mopedfahrer fällt und ich stehe wie angewurzelt und glotze. Ein junger Mann sprintet über die Straße und hilft dabei die Einkäufe aufzuheben, ist hektisch und verteilt sie erst mal auf der Straße. Ich habe Angst, selber umzufallen und gebe diesen Fall gerne ab. Nach Telefonaten mit der Bankhotline ich bin zu faul für Sport, froh mal zu zweit zu sein nach Hamburg und Besuch. Ich schreibe der erkrankten Kollegin einen Brief und biete Hilfe an. Da breche ich mir keinen aus der Krone und es ist mir ein Bedürfnis. Das Leben ist einfach zu kurz für Bedenken aus Eitelkeit.

07.05. Ich träume, dass Heike in einer dunklen Halle mit lauter Verkaufsständen haust. Ich lese ihre Post, wie bei einer Betreuten und stelle fest, dass sie immer falsche Nachnamen angegeben hat, wenn sie z.B. im Krankenhaus war. Ich spreche sie darauf an, ob sie Ärger hat und sie sagt, sie will einen Neuanfang machen, aber irgendwie steht ihr Name nicht auf dem Klingelschild. Ich sage, sie kann doch so tolle Kostüme nähen und da muss sich doch Geld mit machen lassen. Biete an, ihr einen Text zu schreiben für eine Anzeige. Sage, reiche Partygirls wollen doch immer eine ausgefallene Robe. „Einmaliges, individuelles Party-Outfit bis hin zu maßgeschneidert“ schlage ich vor. Ich schlage vor, dass sie mit Familie bei uns im Gästezimmer wohnen kann. Ich mache dann das Podest frei, der Sohn kann darauf schlafen und das Zimmer leerer für die Gäste. Ich schaue am Nachbarstand und hier werden hässliche Fertigringe für 120,- € verkauft. Ich denke, der Traum bezieht sich auf die Pandora-Plagiatssachen von Frau Yoga. Ich hatte spaßeshalber gesagt, dass ich mir einen Armreif mache als ich bei ihr auf dem Sofa vor den Perlenschälchen saß und sie erzählte was von Kindergeburtstag mit Schmuck machen, den sie veranstaltet hätte. Außerdem Heike, Du kannst mir den Traum nicht übel nehmen. Es ist ein Traum!

Ich fahre zur Verhandlung nach Neustadt und nehme mein Fahrrad mit. Das sorgt immer für Sprüche. Der Mandant und seine neue Freundin warten schon. Er hätte nicht kommen müssen. Ihm ist in der Probezeit gekündigt worden. Ex ist auch da, mit neuem Anwalt. Die Richterin sagt, 40 Stunden reichen beim Gebäudereiniger, er muss keinen Nebenjob annehmen, wie die Gegenseite meint. Ich sage Nebenjob, er hat bis 2 Uhr nachts die Tui-Arena geputzt und sollte dann um 8 Uhr wieder anfangen. Das klingt wie Gehirnchirurg und nicht Putzkraft. Er ist ohnehin krank geschrieben und ja, er wird sich um neue Arbeit bemühen, aber wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht. Er soll Insektenschein machen, dann verdient er 15,- € die Stunde, meint der Gegenanwalt und schlägt ihm vor, mit seiner Freundin zusammen zu ziehen, um Haushaltsersparnis zu erreichen. Das geht die wohl gar nichts an. Ich verabschiede mich und kündige an, bei meinem Freund aus Lübeck, der Insektenvernichtung macht, einmal anzufragen. Er solle sich nicht verrückt machen und mir den Arbeitslosengeldbescheid zuschicken wegen Neuberechnung. Ich sage was von Zug um :17 verpasst, entweder eine Stunde später oder ich fahre doch nicht nach Wunstorf. Das war wieder total verpeilt, weil jeder Zug in Wunstorf hält, auch der den ich um :30 nehme. Er regnet. Ich will nicht extra zu Herrn PM fahren und das telefonisch klären. Kehre vor dem Ausgang des HBH wieder um und nehme die S-Bahn. Vollbremsung und ich kann mich gerade so auf den Beinen halten, verliere etwas Urin.

Meine Betreute, die sich nie meldet, hält die Tür zu und will mich nicht reinlassen. Sie wirkt desolat, eine Leiter steht hinter ihr, sie muss zum Arzt, ich solle mal auf die Uhr schauen, es ist schon 11:30 Uhr um 12 Uhr muss sie da sein. Ich rufe gleich in der Arztpraxis an und melde den Vorfall und bitte um einen Rückruf des Arztes. Ich schreibe den Freund und Insektenvernichter aus Lübeck an.

Der schwule Sohn einer ehemaligen Betreuten ruft mich an und wirkt angetrunken, ob ich mich nicht gewundert hätte, dass er mich damals gar nicht wegen Verleumdung angezeigt habe. Ich frage, warum. Ich hätte behauptet, dass er minderintelligent sei. Ich sage, nein, er verwechsle mich, wir hätten uns immer gut verstanden und ich hätte ihm doch alle Unterlagen von seiner Mutter damals ausgehändigt. Es war seinerzeit so, dass der der Sohn ein Schild mit „Betreuungsbüro und seinem Namen an die Tür gemacht hat und der Gericht gerne jemand Unabhängiges einsetzen wollte.  Ich war tolerant und er durfte Geld seiner Mutter mit ausgeben, weil er sich mit gekümmert hat, nur neues Sofa und Schulden für die Mutter machen, war ich dagegen. Das war ein Balanceakt mit dem Sohn zwischen Kontrolle, aber nicht wegbeißen als wichtige Bezugsperson. Seine Mutter ist tot erfahre ich und das sei auch gut so. Er habe sein Leben zu sehr dafür geopfert und ich sage, es stimmt schon, dass sie ohne ihn viel früher ins Heim gekommen wäre. Er sei weiterhin ehrenamtlicher Betreuer und habe was gelesen über Musik bei Demenz. Ich sage, das war ein Artikel in der Haz, ein Typ, um die 55, der mit Demenzkranken tanzt und alte Lieder singt und sie damit an früher erinnert und die Erinnerung überhaupt aktiviert. Das sei gut zu wissen, dass das in der Haz gewesen sei. Auch der eine Typ von den Scorpions würde sich für Demenzkranke engagieren. Das hätte ebenfalls in der Haz gestanden. Davon weiß ich nichts. Er wolle mich nicht länger von der Arbeit abhalten.

Mein Betreuter mit dem Hasch und dem Sohn soll das Sorgerecht verlieren. Strafrichterin hat an das Familiengericht abgegeben.

Die Frau von der Betreuungsstelle ruft an und will mir eine Betreuung vermitteln. Sie hat mir neulich Frau Yoga besorgt. Ich berichte kurz und lehne den Neufall dann ab. Ich bin auf rot gesetzt und soll mich bitte zuerst bei ihr melden, wenn sich daran was ändert. Ich sehe das als Kompliment.

Dauermandant aus Sri Lanka kommt mit seinem Sohn mit riesigen Augen.

Die Sportlehrerinnen sind krank statt zum Yoga zu gehen sehe ich das als Zeichen und will zu einem Vortrag über die Bücherverbrennung. Ich habe eine email bekommen. Stephan und ich fahren nach Stöcken zur Synagoge, die wir nicht kennen und die neben dem Friedhof Stöcken ist. Die Frau begrüßt uns mit Namen und fragt, ob wir schon mal da gewesen seien, was wir verneinen. Sie erzählt kurz u.a. dass sie einen Architekturpreis gewonnen hätten und dass sie uns anschließend zu einem Glas Wein einlädt. Wir gehen im Treppenhaus hoch in die Bibliothek. Die Sitzplätze sind fast alle belegt und wir setzen uns auf Sitzkissen auf die Treppe. Wir senken den Altersdurchschnitt deutlich. Eine Frau von der Landesbibliothek hält einen Vortrag. Just als sie beginnt, startet eine unvorteilhafte Teilnehmerin, dick, schlecht angezogen mit fettigen Haaren, die den Stuhl neben sich mit Sachen belegt und durchaus untypisch ist und die mich an die Betreute erinnert, bei der ich Altpapier runter bringe, damit an sehr unständig ein großes Buch in eine knisternde Plastiktüte einzupacken. Man versteht die Vortragende nur schlecht und Leute drehen sich. Fast wie bei einer Performance packt sie dann ein eine noch dünnere, lautere Plastiktüte aus und diese über die erste zu streifen, alles sehr umständlich und raschelnd und noch lauter. Schließlich fast ihr eine Frau von hinten an die Schulter um das Ganze zu beendet und sie beeilt sich den Vorgang zu Ende zu bringen und alles auf dem Fußboden zu verstauen. Der Vortrag ist sehr interessant und handelt von den Vorbereitungen der Bücherverbrennung, die im April 1933 begonnen haben mit studentischen Initiativen gegen die undeutsche Literatur und einer Dokumentation, was hier in Hannover geschehen ist. Das undeutsche wurde mit Asphalt-Literatur getitelt und war neben jüdischer Literatur alles, was schwierige Themen ansprach, z.B. soziale Probleme. Das Deutsche war im Gegensatz zu dem Asphalt aus der Erde, dort wo der Bauer sein Feld bestellt, aus Wiesen und Wäldern und sollte den Leser erbauen. Karl von Ossietzky wird zitiert, der Jahre vorher in einem Artikel bereits feststellt, Asphalt sei z.B. in der Kunst wenn der Maler beim Sonnenuntergang eine Farbe wählt, die in Ostpreußen selbst zur Mittagszeit noch nie einer gesehen hat. Das fand ich sehr schön. Die Frau spricht über die Ereignisse in Hannover, Flugblätter wurden systematisch verteilt sowohl Haushalte als auch Bibliotheken wurden ausgefordert ihren Bestand zu säubern, dann Fackelzug mit einem Lastwagen der gesammelten Bücher über die Goethestraße, Lange Laube, Hildesheimer Straße und Geibelstraße bis zur Bismarcksäule, die damals am Maschsee stand. Hier wurden Ansprachen gehalten und die Bücher dann den Flammen übergeben. Es folgt eine Lesung der Namen der betroffenen Autoren durch Leute aus dem Publikum, die das unterschiedlich gut machen und einzelne Dichter werden vorgestellt, u.a. der Verfasser der Biene Maja, der ausversehen in die Bücherverbrennung hineingeraten ist und später mehr oder weniger linientreuer Nazi war. Wir bleiben nicht auf einen Wein und wollen was essen gehen. Vorbei am Contigelände in Limmer, was ich sehr schön finde und vorbei an weißen Kühen, die ich laut grüße um zu gucken, ob eine guckt, die eindrucksvoll ausschauen und im Wilden Westen auf den Wiesen stehen, weiße Steaks fällt mir dazu ein. Ziel ist endlich mal der Mexikaner in Limmer. Wir sind die einzigen Gäste. Uns bedient ein kleinwüchsiger, vorsichtiger Mann. Die alkoholfreien Getränke mit süß mit Hibiskusblüten und Horata, schmecken gut, sonst viel Dose, aber trotzdem ein lustiges Erlebnis. Wäre auch zu ärgerlich, wenn man hier kulinarisch was verpasst hätte, aber um gut zu sein haben die zu wenig Durchlauf. Zuhause sage ich die Buchbinderseminare ab. Passt mir diesmal nicht, Stephans Geburtstag, Paris und dann die Lumix. Will nur mein Papier abholen mal am Wochenende.

08.05. Der Tag des Ausflippens gegenüber der Klinik. Die Ärztin, die erst behauptet, wir hätten noch nie miteinander telefoniert und dann nicht weiß, ob es einen Unterbringungsbeschluss gibt, Herr PM bekommt keinen Ausgang um seinen Schlüssel aus Gehrden zu holen, der soll geschickt werden. Sie verweist an die Pflege. Die Pflege wieder an die Ärztin. Ich flippe aus am Telefonat und beschimpfe den unfähigen Klinikhaufen. Bei mir müssen so Jungärztinnen es nicht mit Arroganz versuchen. Sie sind überfordert und schlecht und ich hätte vom Numerus Clausus her auch Medizin studieren können. Ich habe keinerlei Hochachtung. Ich rufe im Robert Koch KKH an, dort hat er seinen Schlüssel vergessen. Die Frau am Telefon ist herrlich und erinnert sich an Herrn PM, der behauptet hat, Herr Winkler zu sein und deswegen war sein Schlüssel auch nicht sein Schlüssel. Sie hat ihn natürlich trotzdem den Mitarbeitern der RTW mitgegeben, aber „der eine Vollidiot“ habe ihn wieder reingebracht und jetzt habe sie einen fremden Schlüssel, den sie nicht verschicken dürfe. Sie will ihn mir ausnahmsweise doch zuschicken. Die idiotische Ärztin ruft an, es gibt doch keinen Unterbringungsbeschluss. Herr PM hat mit dem Richter gesprochen und ich und warum durfte er dann seinen Schlüssel nicht selber abholen, sie dürfen ihn gar nicht dabehalten, wenn sie es nicht schaffen einen Beschluss zu erwirken. Nie erreiche ich Herrn PM, der immer im Ausgang ist. Stephan bringt mich später zum Lachen indem er sagt, warum er sich nicht ausgezogen habe, es waren ja nicht seine Kleider, die er an hatte. Das wäre noch mal konsequent gewesen.

Herr Ihme kommt vorbei und braucht 5,- € für Frühstück. Er sollte sein Geld vorbeibringen zwecks Einteilung und hat das nicht gemacht, dann gibt es keines mehr, sonst nimmt er mich nicht ernst. Musste Schulden zurückzahlen, überall, aber offenbar nicht bei mir und hatte dann nur noch 130,- €, die müssen auch länger reichen als eine Woche. Er will Internetcafé beim Umzug helfen und bekommt dafür 10,- . Ich erkläre ihm, dass das bald alles ein anderer machen wird und ich bin dann in Paris. Er ist einverstanden und ich gebe ihm 5,-. Später sehe ich ihn am Küchengartenplatz und es sieht aus als würde er windige Geschäfte machen, aber der andere Typ hat spitzenmäßige dicke und kurzbeinige Hunde, so dass ich hinglotzen muss und mich kaum ablenken kann. Herr Ihme kann mir da mal einen Gefallen tun bei Gelegenheit, weil an die will ich nur allzu gerne ran.

Nachmittags die üblichen Geldabholtermine. Elisabeth Taylor erzählt mir von Kindern, die aussahen wie Kobolde. Die schafft mich noch eines Tages.

Der neue Betreute mit dem älteren Schwulen von der Wohnbetreuung, den ich auch noch nicht kenne. Der Proband ist sehr szenig und sieht gut aus mit langen Haaren und einer Strickmütze darüber. Er erinnert mich an den Elvis meines 50zigsten in jung und kräftiger. Er stottert und hat ein Problem mit Autoritäten, wie er selber lächelnd sagt. Er geht ins Dük, weil es da „umsonst zu fressen“ gibt. Schlau, sage ich. Wir gefallen uns auf Anhieb. Ich denke, wir könnten ein alternatives Team zu Natural Born Killers abgeben. Ich bin hysterisch und steigere ihn rein und er tötet. Er fragt, ob meine Klienten die Kunst gemacht haben, nein, das war ich. Er lächelt anerkennend. Seine jetzige Betreuerin hätte öfter ihr Wort gebrochen. So was kann ich auch nicht ab und ich bin sehr zuverlässig. Die Sache ist geritzt. Ich freu mich schon auf den Fall.

Pilates, damit etwas Körperarbeit gemacht wird. Ich bekomme eine „Bunte“ aus dem Jahr 1964 von der Inhaberin geschenkt. Das ist toll. Risotto mit getrockneten Pilzen. 6 Portionen. Stephan isst sehr viel. Ihm schmeckt es sehr gut, wie er sagt. Die Simpsons Folge ist großartig. Die Einwohner von Springfeld sind alle Legofiguren. Marge wird die Hand abgerissen vom Hund, aber sie hat eine Schublade mit Ersatzteilen und nimmt die mit dem Glas in der Hand, die sie seit Silvester nicht mehr benutzt hat. Zu Maggie sagen sie „They’re so cute, when they’re duplo“. Homer hat Hallus, dass er Hände hat, die aussehen wie Würste (also abnormal und eklig), menschlich, statt Lego. Bart muss die Schule aus einem Berg voller Lego-Steine nachbauen und sagt, dass sei erst 12 +. Skinner sagt, dass wären nur Empfehlungen. Er baut was ganz anderes, verwendet aber alle Steine plus Ralfi. Am Ende ist es ein Alptraum, weil Homer Lisa erklärt hat, dass kein Elternteil auf der ganzen Welt gerne mit Kindern spielt und das immer gelogen ist und vorgetäuscht. Dann macht es ihm Spaß und sie nehmen an einem Wettbewerb teil und dann will Lisa lieber mit den älteren Mädchen ins Kino, die sie jetzt in ihre Clique aufnehmen wollen und versetzt ihren Dad. Sehr schöne Folge. Am Ende ist das ganze Universum in einer Lego-Box 2 Billionen +.

09.05. Stephan liest mir wieder aus der Haz vor. Radfahrer durch Öffnen einer Autotür vor Lkw. Er stellt dann fest, dass seien diese Kampfradler. Ja, ist wieder einer im Kampf gefallen. Fahrradfahren ist gefährlicher als Heroin, stelle ich fest.

Termin in der Hamburger Allee. Ein Plakat auf dem mit einem Igel für Enthaarung geworben wird so nach dem Motto: auch lästige Haare. Geht’s noch dämlicher, frage ich mich. Stacheln als Haare und das lebensnotwendig als lästig zu bezeichnen. Manchmal denke ich neben Fettabsaugung macht auch Haarentfernung doof.

Der Wind ist hütchenfeindlich und ich stehe im Eingang. Meine Betreute kommt. Ich habe mich wieder unfreiwillig von meinem Handy getrennt. Sie ist sehr schlecht drauf. Ich rede nicht viel. Wir sitzen im Wartezimmer. Bei der Sachbearbeiterin sage ich, dass Informationen noch fehlen, aber das einzig und alleine meine Schuld sei, weil meine Betreute sogar zu einer Vorbesprechung bei mir war und frage die Geburtsdaten ihrer Eltern ab und die Mietdaten und trage sie ein. Sie taut auf. Wir sollen noch mal im Wartezimmer Platz nehmen. Wir reden über die Vorteile dieses Hauses gegenüber dem schlimmen Jobcenter, bei dem ich durchdrehen würde, wenn ich da als Betroffener Schlange stehen müsste und die lustigen Leute hier, Rentner, Ausländer und junge Prinzen (wie im Märchen, einer lang und dünn und sein dicker Kumpel), der Dünne schimpft vor sich hin, dass das alles Nazis seien und er gleich gehen würde, genau gesagt um 20 nach. Wir sprechen über Renten und ich erzähle ihr, dass meine Freundinnen auch überwiegend auf Hartz IV Niveau sein werden als Rentner. Wir lästern über schlimme Klinikärzte und sie erzählt von Kunstblut für Theater, was man essen kann, weil es mit Mehl und rote Beete angerührt ist. Sie erzählt, dass es ein Experiment gab, bei dem sich verschiedene Leute haben einweisen lassen und behauptet haben, Stimmen zu hören, ein Journalist, ein Arzt. Während die Mitpatienten gesagt alle hätten, die gehören hier nicht her, hätten sie die schlimmsten Diagnosen von den Psychiatern bekommen. Die hätten ihnen alles bestätigt an Psychosen und Schizophrenie. Der eine Typ, der alles aufgeschrieben hat, wurde ein Schreibwahn attestiert. Ich muss lachen und sage, das glaube ich sofort, dass „Betroffene“ das viel besser erkennen können und man die nicht so leicht hinters Licht führen kann. Sie erzählt von einem Kind aus der Verwandtschaft was sagt „ich will Ungeborenes verzehren“ und alle schauen entsetzt, außer der Mutter, die übersetzt: „er will Eier essen“. Sie ist froh mich zu haben. Wir warten doch noch recht lange, aber ein afrikanisches Baby amüsiert uns gleichermaßen. Es ist herrlich zu beobachten, wie die Mutter an ihm herum knetet und es massiert und ausrichtet. Dann Überbrückungsdarlehen. Hätte sie gar nicht gebraucht, aber wäre trotzdem besser so. Sie hat 700,- € auf dem Konto. Wie geht das, will ich wissen und sie soll nicht immer nur Kunstblut essen. Ich frage, wie es ihr geht und sage, ich will nicht, dass sie äußerlich gefasst wirken und sich gleich was antun. Sie sagt, sie findet es gut, dass ich gefragt hätte und am Anfang sei es kritisch gewesen. Sie will jetzt einen Kaffee trinken gehen. Ich fasse sie kurz an und sage, dass ist eine Superidee. Ich liebe meinen Beruf.

Ich fahre zu Frau Schlechtgelaunt und erwische einen guten Tag bei ihr und bei mir. Sie hat auch einen Kefirpilz in der Küche und lauter Pflanzen, u.a. eine wie meine eine auf der Fensterbank in der Küche, die wie eine Mimose ist. Die muss nach draußen. Ach so. Sie schleift die Bretter ihres Balkonregals ab. Ich will ihr einen Ableger geben von der, die ausschaut wie ein Penis mit Geschlechtskrankheit und vielleicht auch mein Fensterblatt, was gerade nervt. Das könne man schön an der Wand befestigen. Viele Tipps bekomme ich und dann sprechen wir noch über den Rentenantrag (wir werden den Rechtsstreit vor dem Sozialgericht gewinnen, aber die sollen gefälligst die Rente nachzahlen und meine Kosten voll übernehmen), die dadurch bedingte Umstellung auf SGB XII (ja, ich mache das alles und es wird klappen) und den abgelaufenen Ausweis. Hier weiß ich im Moment keinen Rat.

Ein vermögender Sozialpädagoge sucht eine Wohnung. Das Plakat hängt bei Kreipe, leider haben die keine selbstgemachten Ostereier aus Schokolade mehr. Leider habe ich keine Kamers und kann kein Beweisfoto von dem Plakat machen.

Wir treffen uns mit Katarina im 11 A und haben Glück. Die Sonne scheint. Vorher bringe ich den Schuhlöffel brav zurück zu Anne Behne, der in meinem Schuhkarton war und den ich seit Tagen spazieren fahre. Katarina hat immer Extrawünsche, wenn man Essen geht, die sie heute mit den Worten „ist es möglich“ einleitet und ich nenne sie Sally. Am Nachbartisch kennt mich einer aus der Bachstraße. Ich hätte mich mal so engagiert. Weiß erst nicht um was es geht, dann doch. Nächstes Mal wollen wir uns im Rossini treffen.

Sunla ruft an. Ich muss ihr gestehen, dass wir ihren Ex und unseren langjährigen Lebensbegleiter auch zum Wiener Geburtstag einladen wollen, zumal er außerhalb Wiens wohnt und seine Freundin sei nett und ihre Wiener Freundinnen seien ja auch eingeladen. Das sei ganz uns überlassen. Beim Thema Medikamente sind meinen Freundinnen nur um meine schlechte Haut besorgt. Das scheint meine Freundinnen mehr zu belasten als mich. Tut nicht weh, ist nicht tödlich. Ich scheine bei weitem nicht so eitel zu sein.

Auf dem Weg zum Sport kaufe ich Karten für die Lumix, die langweilig schwarz sind statt mit einem Foto, z.B. vom Festivalplakat. Eine Frau beim Sport will ein Foto von mir machen, aber nur mit meiner Lumix-Eintrittskarte. Die Trainerin hat schlimm Asthma und tut mir echt leid, so wie sie nicht gut atmen kann und immer husten muss und zugleich vom tief Atmen spricht (das was ihr offenbar schwer fällt) und sich dann umdrehen und das Spray nehmen muss. Nach dem Sport fahre ich durch den strömenden Regen nach Hause und sehe noch mal Herrn Ihme, der hat eine Nachzahlung von knapp 117,- € bekommen, von der er noch nichts ahnt und ich habe mir schnell meine 35 entnommen. Wenn er nächstes Mal kommt um sich was zu borgen, habe ich eine kleine Überraschung. Heute Abend passiert nicht mehr viel und ich schaffe es noch nicht einmal meinen neuen TCM-Tee aufzukochen. Comedy-Verarschung auf den ADAC, dass sie lieber zu Luxusschlitten fahren und man sieht ein Auto mit einem Skelett am Steuer und der ADAC-Engel erklärt, dass sei kein Auto, sondern ein Peugeot.