Touristen aus Izmir auf dem Kackstreifen

10.05. Ich freue mich an meiner Sammlung Lumix-Buttons- ist ja bald wieder so weit.

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Gut, dass Jürgen Vogel nicht gelauscht hat. Oberflächliche Frauengespräche. Größe 44, Seide…. aber wir zeigen uns gerne unsere Sachen. Ich schaue meiner Nähfreundin gerne beim Umziehen zu. Two and a half men in der Kabine und er gibt vor schwul zu sein, nicht ganz. Die Serie schauen wir zwar im Bett liegend und Linseneintöpfe essend über Kabel im Original und die machen auch Einkaufs- und Stilberatung. „Slutty is the new black“, sage ich nur. Sie kann viel besser Gemüse schneiden als ich und es heißt mal wieder: „setz Dich doch, ich koche gerne, leiste mir einfach Gesellschaft“. Diesen Satz habe ich schon öfter gehört. Ich freue mich total, was sie aus meinen ausgemusterten Sachen gemacht hat, liebevoll auf ihre Figur genäht und kunstgestopft bekommen sie ihr second life und ich freue mich an dem Anblick, das silbergraue Seidenkleid, was ich in den 80er so gerne getragen habe (ich hatte dazu Ohrringe gemacht, kleine Collagen mit Wörtern darauf, Heißklebepistole) mit dem kleinen Muster aus Gebäuden, Frau mit Pudel usw. (50er) zu der vom Romö gebräunten Haut. Das sieht richtig super aus. Da werden die Römer schauen. Ich bin schon der Meinung, dass dieses Kleid gerade in Italien und von Steffi getragen werden sollte. Lecker und vertraut und künstlerische Beratung. Ich nähe Hütchen.

Die Tasche aus Wien

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(der Laden, in dem die Frau Mama für ihren Künstlersohn verkauft hat, Jill Sandler Stofftaschen gab es dort und er lag noch im Bett) darf sie nur behalten, wenn sie auch getragen wird, streng wie meine Freundin Claudia meint, aber so sind wir, die Textilversessenen. Es muss nicht sein, dass die Tasche von einer Ecke bei mir in die nächste bei ihr wandert. Sie versteht das. Dazu ein langer Rock aus Wolle mit verschiedenen vor allem Lilatönen in Wellen, vorne mit Knopfleiste und weißen Knöpfen mit Goldrand. Den wird sie kürzen und vielleicht ein Oberteil daraus nähen und ein Polyestergrafikkleid aus Berlin.

Die Linsen machen satt. Das ist nicht wie bei Pasta, dass man sich sagen könne, das wird gleich wieder besser, das geht gleich weg. Das hält lange vor, wie Steffi zu Recht meint. Sie verliert immer wieder die kurze Nadel und wir lachen noch mal über ihre Einbildung letztes Mal ausversehen eine Nadel verschluckt zu haben und die Kratzgeräusche, die sie im Hals gemacht hat. Das merke man doch, wenn man eine geschluckt habe. Wir gehen noch eine Runde Gassi. Ich bin redefaul, obwohl ich nach dem Essen noch ganz verrückt Kaffee getrunken habe. Meine neuen Schuhe im Park und es ist matschig. Der Mond als Ei, der Himmel gelblich. Steffi erzählt, dass sie neulich einen Touristen aus Izmir beim Gassi gehen auf dem Kackstreifen kennen gelernt hat.

Es war ein herrlicher Bastelnachmittag und –abend. Die Jungs kommen nach 20 Minuten und schwärmen von dem Essen. Ja, ja Dieter Grubert hat’s drauf und der Wein. Es waren Schätze, die es nicht mehr zu kaufen gibt. Ein paar Runden Mahjong und dann ins Bett.

11.05. Muttertag im Regen.“ If fit requires a bra or pants, it’s not happening today“ lautet mein Motto. Teeprobe. Neulich bei Isabelle war ein Teevertreter und hat ihr schicken Tee, mit schicken Namen in schicken Teedosen angeboten und erklärt, warum sie den braucht und bestellen solle, exklusiv. Ich habe ehrlich gesagt, ihr Beuteltee sei nicht so geil, aber sie solle keine Leasinggebühr für die Dosen zahlen. Matcha kennt sie nicht, ist wie Koks schwärme ich. Aber gutes. Man kommt in diesen Zustand der Wachheit und einer sehr ausgeglichenen, stabilen Laune. Bezweifele, dass die Krümel sich nur durch den Milchaufschäumer auflösen bei der Matcha Latte, wie der Typ behauptet, aber vielleicht bin ich zu doof. Er hat uns für meine Fürsprache zwei der kostbaren Beutel geschenkt mit den irren Namen: „Istanbul Nights“ und „Team Spirit“. Sie werden heute verkostet. „Maybe Baby“ ist ein Früchtetee, den die Chefin zusammen mit ihrem Nachwuchs entwickelt hat oder als sie gerade geworfen hatte, erzählt er auch. Team Spirit ist ein aromatisierter Grüntee und schmeckt mir nicht und überhaupt, ist halt Tee. Wie viel Zauber kann man um einen Beuteltee machen? Den Hype kann ich nicht ganz nachvollziehen. Die Jungs gehen zu Gaby wegen Muttertag. Das Thema hatten wir gestern auch. Bei uns in der Familie wird da nicht so viel Wert drauf gelegt, Konsequent ist meine Mutter nicht zuhause. Stimmt, die sind unterwegs. Schreibe ihr eine Email, dass sie die beste Mutter der Welt ist und meine es auch so. Was ich da für ein Glück gehabt habe kann ich mein ganzes Leben lang nicht fassen. Dann wechselt das Glück ab und ich bekam meinen Mann. Mein Strauß steht schon seit gestern in der Küche. Ich finde ihn total schön.

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Dann Frühstück und noch ein paar Runden Mahjong. Morgens kann ich besser und konzentrierter spielen. Thomas stöhnt bei jedem Sonnenstrahl und bereut es, nicht draußen zu sein. Ich frage immer: welche Sonne und werde auf die Schatten auf der Fensterbank hingewiesen. Als sie gehen liegt ein Zettel mit dem Wort „Raubmilben“ auf Stephans Schreibtisch.

Ich fotografiere meine Zimmerpflanze, die aussieht wie ein Penis mit einer Geschlechtskrankheit für meine Betreute, der ich einen Ableger geben will. Die Penispflanze spritzt die Samen auf konsequenterweise in Nachbartöpfe und pflanzt sich so fort.

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Nachmittags esse ist erst mal 300 gr Lakritze, damit der restliche Beutel sich besser ins Kino mitnehmen lässt. Stephan lockt mich ins Büro, weil wir Aussortiertes schreddern müssen und ich hatte vergessen, dass diese blaue Tam-Tam-Verkaufsveranstaltung hier stattfindet, die ich weitläufig umfahren wollte. Alles voll, ich großes Hütchen, Regenhütchen, schlechte Laune. Unverständliche Blicke, Landeier stehen im Weg und glotzen. Im Treppenhaus alles voller Flohmartksachen, aber alles hässlich und geschmacklos und hin dekoriert auf die Stufen, dazwischen die Zahnärzte und noch mehr, die glotzen. Oben im Büro flippe ich erst mal eine Runde aus und will sofort hier rausgeflogen werden aus dem Kriegsgebiet, drohe damit abzubrechen und nicht mehr ins Kino zu fahren. Warum muss das heute sein. Unten an den Fahrrädern. Ich versuche, nichts und niemanden zu sehen. Ein junges Mädchen aus dem Hutladen lockt mich mit den Worten: „Andrea ist da“ in den Laden. Sie kennt mich scheinbar und auch die Verbindung. Die Band spielt gegenüber, irgendwas was gut ankommen soll. Ich freue mich Andrea zu sehen, muss aber schnell weg. Es stimmt schon, ich war früher toleranter. Bin ich nicht mehr. Ich meide so was und reagiere sehr aggressiv, wenn ich hineingelockt werde. Die können ja machen, sollen mich aber bitte in Ruhe lassen mit ihrem Scheiß.

Wir schauen „Rosie“ im Koki, einen Schweizer Film mit Untertiteln, der nicht nur in St. Gallen spielt, sondern immer wieder im Krankenhaus. Gleich kommt mein Bruder rein, meint Stephan. Das würde passen. Ein bekanntes Gesicht war an der Kasse. Es lief ein Dokumentarfilm in der Nachmittagsvorstellung, der mich auch interessiert hätte. Er sei gut und eindrucksvoll gewesen. Wir sitzen in der 4. Reihe mit vier Reihen Abstand nach hinten und essen viel Lakritze, aber ohne gucken und Überraschung, wird es scharf oder salzig oder hart oder weich. Stephan meint, ich gucke mit den Fingern und treffe eine Vorauswahl. Und was meint ihr? Es ist deutlich älteres Bildungsbürgertumpublikum in dem Film, der auch schwule Themen, aber auch Familie und Altersheim beackert.

Das Mai-Kalenderblatt. Stephans Unfall und etwas Goya.

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