Archiv für den Monat: April 2014

Bauschäden an den Musterhäusern

12.04. War recht früh ins Bett gegangen. Es ist erst 7 Uhr. Zuhausewochenenden sind zum Basteln da, zumindest bei mir.

Habe geträumt und zwar sehr echt. Verschiedene Szene. Der kleine Bernd hat einen neuen Club gemacht, Freiluft an der Ihme. Wir lernen Hartmut El Kurdi kennen, der immer wieder schaut und uns dann auffordert uns nacheinander vorzustellen. Wir, d.h. Seb, Marc, Stephan und ich. Jeder soll sich vorstellen. Ich sage, dass ich aus Hannover kommen würde, das dürfte man nach über 20 Jahren langsam behaupten. Dann erzähle ich, wie Stephan mir immer von diesem coolen Typen erzählt hat, der in Braunschweig quasi Stadtverbot hat und dann hätten wir ihn mal im Pavillon gesehen und Stephan hätte ihn mir gezeigt, den zweiten von links, außen, den kleineren (er habe auf dem Podium gesessen). Dann hätten wir ihn öfter in Linden gesehen und gedacht, er sei wohl hier her gezogen und quasi: wurde auch Zeit. Dann nimmt Seb Psychopharmaka oder ist es meine türkische Betreute von mir und dazu andere Drogen und ich kläre auf und rufe in der Klinik an um mir die Wirkungen und Wechselwirkungen erklären zu lassen und den nächsten Spritzentermin für denjenigen. Bernd spült und alles ist blitzblank am Edelstahlwaschbecken. Ich habe meiner türkischen Betreuten geholfen Fruchtjoghurt umzufüllen und will mir die Hände waschen. Frage ihn, was ihm lieber ist, wenn man den Lappen benutzt oder die Papierhandtücher. Für letztere würde er zahlen. Ich sage: echt? Früher haben wir immer Klopapier von der Uni geklaut und uns gefreut, dass wir kein Geld für so was ausgeben mussten. Da war ein großer Putzschrank und da konnte man sich bedienen. Eines Tages musste man in den sauren Apfel beißen und anfangen das Zeug selber zu kaufen. Ringsum sind Spießer, die Marktstände betreiben. Da darf er das Lager mitbenutzen. Er hat bei ebay ein Besteck ersteigert, was er jetzt gewinnbringend vermietet, wie er denen sagt und sie schauen bewundernd. Junge Leute freuen sich über den Klub und wie cool er sei und so wenig Eintritt. Der Club macht gerade Feierabend, weil es hell wird und ich wundere mich, dass ich so lange durchgehalten habe. Wir gehen mit Marc noch zu uns, wo eine große Daumendecke gerade auslüftet und über ein Geländer im Treppenhaus hängt und es geht irgendwie darum, dass ich schon immer schlecht rechnen konnte, auch damals im Studium. Ich frage mich, woher will er das wissen.

Davor sind wir unterwegs. Eine ca. Mitte sechzig Jährige, mit einem schrulligen Diener gibt sich als Königin aus und springt über die Gleise und wird von einem Empfangskomitee abgeholt. Sie haben beide Pelze an mit zu kurzen Armen (wie ich gestern meinen von Jans Mutter, den ich bei recht warmem Wetter getragen habe und abends nach dem Sport zur Jogginghose). Der Diener erklärt, was für ein exotisches Tier der Pelz der Königin sei und das sei extra geschlossen worden, ein riesiges Tier, so dass es aus einem genäht werden konnte (er sieht scheckig und komisch aus, aber das passt zu der Schrulligkeit). Wir fahren Zug und jemand das Second Hand Sachen dort abgelegt mit Preisen, sie haben aber fast alle einen Wasserschaden. Ich schaue sie mir einzeln an. Aufgequollenes Portemonnaie usw. Wir besichtigen ein Schloss mit einem Gartenzimmer und sitzen oben an der Empore und schauen runter. Meine Schwägerin Kathrin ist mit dabei. Im Giftshop kaufe ich ein lustiges, gemustertes Tee- sprich Geschirrhandtuch. Dann ist draußen eine halb zugefrorene See mit Wellen und dort gegenüber wohnt der Einsiedler, der ungern Besuch bekommt. Sein Auto wird umspült von den Wellen und sein Haus steht in der Brandung. Alle staunen. Wir sitzen am Tisch und es wird Wein getrunken, ich bin nüchtern und mein Vater ist etwas angetrunken, will einem Physikerkollegen, der offenbar mit am Tisch sitzt und den er getroffen hat erzählen, was ein gemeinsamer Kollege ihm über einen Wein erklärt habe und wird dann immer wieder bewusstlos und fällt nach hinten und kommt dann wieder zu sich und redet sofort weiter. Meine Mutter beschließt, er müsse jetzt auf ein Bett des Schlosses verfrachtet werden mit tatkräftiger Unterstützung. Dann geht es darum, ob ein anwesender Arzt ihm einen Beruhigungsspritze verpasst darf und dass er den verklagen wird, wenn er wieder wach ist, andererseits würde er sich so verletzen, meint meine Mutter (in Wirklichkeit ist Paps gestern aus Israel zurück gekommen, als ich um 20 Uhr angerufen habe, war er seit 12:30 Uhr der Nacht davon wach und meint, aus ihm „könne man heute keine Funken schlagen“ und ich sagte, das habe ich auch nicht tun wollen, wollte mich nur kurz melden). Eine Frau erzählt, dass sie zum grillen eingeladen waren und es gab Wein, der so schmeckte als habe jemand Wasser hinzugefügt. Meine Schwägerin, die auch in echt gerne schwere Rotweine trinkt, pflichtet bei und kann das verstehen. Den Cabernet Sauvignon, ihren Lieblingswein könnte sie allerdings nur am frühen Abend trinken, der mache sie schnell im Kopf, aber danach sei sie dann ganz erschöpft. Wir gehen eine Treppe hoch zu einer Aussichtsplattform. Ich muss bei der Geschichte an Kaffee denken und werde wach.

Ich sitze im sonnigen Wintergarten und mache neue Hütchen; eines zu Ende mit einer alten Flaschenbürste auf Wollresten von Käte, in gelbgrün, orange, dann Stoffreste von Käte mit diversen, gesammelten Fundstücken u.a. einer Hutnadel mit einer Haselnuss oben drauf mit Schraubverschluss, die ich mal auf dem klassischen Flohmarkt in Hannover gekauft habe von so einem Typ, der da regelmäßig steht und einen Zylinder trägt und meinte, das sei was für mich und dann ein Nähetui mit Schere und Einfädler und Nähgarn und allem drum und dran, was ich für 50 Cent gekauft habe, das ist schon gleich fertig so wie es ist und wird einfach an das Gummiband befestigt, nur für den Flieger ist dieses Hütchen ungeeignet. Packe für Berlin und Potsdam, unser Osterausflug.

Duschen lässt sich am besten im Bett. Ich liebe den gechillten Tagesablauf am Wochenende und genieße es in vollen Zügen. Stephan liest aus der Haz vor und wir regen uns beide über dieses Prinzengehudel auf und das Backenpfeiffengesicht, was sich zu „Die Krone ist zurück“ ablichten lässt. Widerlich! Abschaffen! Wir finden übrigens beide, dass der Kollege, der Jurastudenten geholfen hat mit etwas gestärkten Nerven in das Horrorexamen zu gehen zumindest keinen Wucher betrieben hat, weil 3.000,- € für eine Lösungsskizze ist sehr human, all die Weil von den durchgeknallten Kandidaten bestimmt auch das Mehrfache zu erlangen gewesen wäre.

Ich höre ganz lautes Vogelzwitschern und das goldene Dach bewegt sich. In meinen Gedanken, sind die Vögelchen schon beim Nestbau. In Wirklichkeit ist die Milchflasche auf der Terrasse von unten und liegt im Dreck und ich hole sie hoch. Die Nachbarin findet das Projekt o.k. und sagt, ich müsse dran glauben, sonst klappt es nicht. Ich erzähle ihr, wie doll meine Einbildung schon war und ich lasse mir die Pfefferminze im Garten zeigen mit der Ankündigung, dass ich jetzt nicht mehr bei Kaufhof welche kaufen werde. Mir ist nach Architektin zumute und ich behebe die Baumängel der Häuser und hänge das mit dem Spitzdach aus Korb in den Zwetschgenbaum.

Ich werde Pflanzen ausmustern müssen, vielleicht verschenken, aber wer will die Pflanzen anderer Leute. Jeder liebt seine eigenen, wie bei Kindern. Ganz selten, dass einer mal sagt, ich hätte gerne das Kind oder die Pflanze eines anderen.

Nächstes Mal will ich die Etagere zu G. mit in den Garten nehmen und dann gibt es High Tea. Ja, man muss noch Pläne haben.

Nachmittags backe ich die übliche Linzer Torte, diesmal traditionell mit Hagebuttenmarmelade, die Stephan besorgt hat und nicht Marille oder was anderes. Ich mache Reparaturarbeiten, muss meine Hosen ausmustern bis auf maximal 5, die trage ich einfach nicht und sie blockieren meine Klamottenstange.

Stephan bringt etwas Post aus dem Büro und so lese ich nachmittags auch eine Ermittlungsakte und freue mich, dass in meiner Sache Herr Borderline die Polizei klein beigegeben hat vor dem Verwaltungsgericht und den Bescheid zur erkennungsdienstlichen Behandlung aufgehoben hat und eine Erledigungserklärung abgegeben hat, der ich mich anschließen soll und meine Kosten zahlen will. Gewonnen und das freut mich. Begründung lautet: das Ermittlungsverfahren wegen Joint auf dem Spielplatz war zu der Zeit von der Staatsanwaltschaft eingestellt und kein neues anhängig. Sie haben es einfach so versucht mit der erkennungsdienstlichen Behandlung.

Stephan sagt mir, dass wir damit rechnen müssten, dass uns Potsdam doch beeindruckt. Er hatte unserer Freundin gegenüber, die dort einen Auftrag hat und auf der Baustelle tätig ist, immer von kleinem Palais gesprochen, aber nein, es heißt, neues Palais und sieht riesig aus und auch eindrucksvoll und wir werden eine Führung des Schlosses machen und daneben eine Baustellenführung. Das wird großartig.Sie war seinerzeit im Neuen Museum in Berlin tätig und ich kann mich an die dortigen Baustellenführung erinnern, die einfach einmalig war. So schön wird man die Räume danach nie wieder gesehen haben. Sie waren leer und kamen richtig gut zur Geltung. Mit den aufwendigen Fußbodenmosaiken und der Wandbemalung ist die Einrichtung überflüssig und diese kleine Nofretete-Büste wird auch überschätzt. Die verschiedenen Gewerke waren zu sehen, wie die Stuckateure arbeiteten usw.  Es war Sommer und es standen zwei Gästefahrräder für uns zur Verfügung und wir konnten anschließend gleich losradeln. Es war traumhaft. Ich habe eine Trennscheibe aus dem Müll mitgenommen und ein Hütchen mit Tiger darauf gebastelt und eine blaue Absperrbandscheife, so dass ich zwei Hütchen von dieser historischen Baustelle habe.

Dann mache ich noch 2 weitere Hütchen, einen aus Papier, ein großer Kreis mit einem Stauds Verschluss aus dem Kunsthistorischen Museum innen drin, etwas labil von der Konstruktion her, aber sehr gelungen, wie ich meine (die Fischdose aus Wien, die mir Andrea zurück gegeben hat mit Sardellenfilets, die wir ihr mitgebracht haben, habe ich bemalt, d.h. die Pappmaché-Rückseite, das ist aber nur mittelprächtig geworden) und einen ebenfalls aus Papier, ein Duschhaubenkarton aus dem Barreis an ein schwarzes Band genäht mit metallic-braunem Bastknäulen aufgepeppt. Dieser gefällt mir besonders gut. Der Berg mit den Potsdam-Berlin-Sachen wird immer höher. Ich habe manchmal Angst, dass mir die Hütchenideen ausgehen werden, aber irgendwie auch nicht. 5 an einem Tag spricht irgendwie wieder dagegen. Basteln hat seinen Preis. Ich baue einen kleinen Bastelunfall, den ich abends beim Essen beichte in dem Sinne, das was passiert ist, aber nicht genau was. Die Jungs raten und Michi ist am besten mit seinem Cutter-Tipp. Stephan ist irgendwie auf 180 und will es aus mir rauskriegen, ich drohe aber nur an, ins Frauenhaus zu gehen und sage ihm, dass es doch keine Absicht war.

Die Essener, die wir heute nicht sehen werden kommen mit nach Wien. Darüber freue ich mich sehr.

Wir holen die Jungs ab. Ich hatte morgens 6 Buttons aus einem Hannoverstadtplan gemacht, den ich zuhause aus dem Hausmüll gezogen habe, darunter einer mit dem Grundriss von den Herrenhäuser Gärten (gut die sind vielleicht mittelprächtig geworden). Ich pose derweil unten auf der Straße.

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Die Laune ist bestens. Ich habe das Olympiadentuch 1972 von Käte an. Wir fahren in die Südstadt und warten bis unser Tisch fertig gemacht wird. Es ist ein lesbisches Pärchen, die den Laden führen und die Vorspeisen sind groß und die Vinaigrette wird am Tisch drüber gemacht. Ich esse eine Carpacccio aus Rinderschinken auf Rucolabett mit Staudensellerie und Parmesan. Das ist mit Zitronennote aromatisiert und die großen Parmesanstücke sind sehr lecker. Am Eingang des Ladens ist ein Kühlschrank mit einer Glastür voller Parmesan. Michi isst einen Salat und Stephan und Markus Bohnensalat mit Salatherzen vom Römersalat oder wie der heißt, der auch für Ceasars salad genommen wird und vielen roten Zwiebeln und auch großen Parmesanstückchen. Das Brot kommt in Brottüten, die zu Schiffchen gefaltet sind. Die Tischdecken sind grau-weiß kariert und auf eine darüber gelegte Papiertischdecke wird geschrieben. Der Laden ist skurril-gemütlich eingerichtet mit Sitzbänken und enger Bestuhlung. Das Licht wird gedämmt und es ist sehr gemütlich und auch gut besucht. Es gibt Tagliatelle mit Trüffel im Parmesanleib. Das ist wohl sehr beliebt. Wir wählen auch Pasta, ich die gemischten Gnocci mit Butter und Parmesan, Stephan Tortelloni mit Paprikafüllung (scharf) und Markus Tagliatelle mit Steinpilzen und Michi Ravioli mit Auberginenfüllung in Tomaten-Paprika-Soße. Unsere Wahl ist die bessere, wie alle feststellen beim Herumreichen. Insgesamt schmeckt es gut und hat viel mehr Qualität und macht mehr Spaß als noch so ein x-beliebiger Italiener. Die Jungs probieren sich durch die Rotweine mit 0,1 und ich trinke, farblich passend dazu Traubesaftschorle. Nachtisch gibt es Mascarpone mit Ei und Schokoladenstückchen. In der Mitte ist ein Amarettikeks versteckt mit viel Süßmandel in weich und groß. Das nehmen wir 3 x. Es ist sehr süß, aber dafür klein. Stephan nimmt süße Pasta mit Apfelfüllung und Rosinen und Schoko. Klingt nicht so nach meinem Geschmack, dafür esse ich aber sehr viel davon. Tendenziell auch sehr süß und süße Pasta ist überhaupt etwas schwierig. Die Chefin kommt an den Tisch und erklärt, dass ihr Vater den Parmesan macht und die Weine auch aus der Verwandtschaft sind und von 2 anderen sehr kleinen Weinkellern, die sie persönlich kennt. Man kann alle Produkte kaufen, auch die Teller und Gläser, alles ist aus Italien. Michi hatte gefragt, was „Concept Store“ am Eingang zu bedeuten hat. Ein gelungener Abend. Auf die Ablichtung unserer Speisen habe ich bewusst verzichtet (kein Bock auf weitere Essensfotos) und vertraue darauf, dass die Beschreibungen ausreichend sind. Die Außenbestuhlung ist direkt an der Hildesheimer Straße, die Bestuhlung hässlich, die beleuchtete Vitrine ebenfalls mit schlechten Fotos und Trockengestecke, die vor sich hin krümeln und einem gelben Schild mit Schäferhundprofil und Hinweis darauf das „ich hier wache“, alles nicht so reizvoll und die Karte meiner Meinung nach viel zu groß. 80 % kleiner, wäre besser. Man kann beim Eingang in die Küche schauen und da steht eine dicke Frau. Die Frauen sind hier sie Stärke des Ladens. So schön, dass sie nicht nach Hamburg oder Berlin gezogen sind und es hier mögen.

Ich hoffe, dass es beim Essen nicht nur um meine Themen ging. Es kam mir im nachhinein so vor. Heute wurde die Kunst von Käte in Augenschein genommen, die Markus sortiert hat und man versuchte Timm Ullrichs an die Strippe zu bekommen. Es sind noch 1000 Bücher übrig. Dabei bleibt mir der Mund offen stehen. Stephan erklärt mir, ich müsse mir das so vorstellen, wie bei mir Ohrringe. Ich kann mein Mitgefühl und meine Bewunderung nicht immer so direkt ausdrücken, mündlich, meinem Gegenüber gegenüber (sozial nicht so kompatibel oder schüchtern, vielleicht Angst vor Zurückweisung oder das es schräg ankommt, keine Ahnung), aber hoffe dass meine absolute Sympathie in meiner Umarmung zum Abschied spürbar wurde. Ich bewundere was mein Freund leistet und wie respekt- und hingebungsvoll er mit dem Nachlass seiner Mutter umgeht. Mit meinem Paps hatte ich das Thema Herzensgüte. Er hat eine Frau im Flieger nach Israel kennen gelernt und die haben sich gegenseitig ihre Lebensgeschichten erzählt und sie war mit ihrem zweiten Mann, der schlief unterwegs und hat von ihrem ersten, verstorbenen Ehemann erzählt, der beruflich sehr erfolgreich war und die erfolgreich und wohlhabend gemacht hat mit ihrem Geschäft, aber keine Herzensgüte hatte. Paps meint nur, dass sei wie durchgefallen im Leben, wenn die Ehefrau das über einen sagt, wenn man tot ist. Er hat meiner Mutter Bestnoten ausgestellt von über 9 auf einer Skala bis 10 und sich selber nur eine 7 und hält sich für verbesserungswürdig. Ich kann seiner Selbstkritik nachvollziehen und denke, ich sehe es bei mir ähnlich, aber ganz asozial sind wir beide nicht. Auch er hat eine deutliche soziale Ader und Putzfrauen mit Probleme haben sich immer an ihn gewandt und er hat sich eingesetzt für Mitarbeiter mit Schulden und bipolaren Störungen und sonst was und die Putzfrauen haben ihm selbstgestrickte Strümpfe zu einem 60zigsten Geburtstag, der an der Uni gefeiert wurde, geschenkt.

13.04. Habe wieder intensiv geträumt, aber mit Unterbrechung, bei der ich dachte, wow, das ist interessant. Ich allerdings nur noch bruchstückhaft vorhanden. Irgendwie ging es um Fitnessstudio. In Stephans waren jeden Abend, auch am Wochenende (Stephan hatte moniert, dass mein teures Fitnessstudio ständig Ferien macht und das auf die Monatspreise drauf gerechnet werden müsse). Wochenplan mit tollen, sportlich sehr interessanten Kurse in vollen Räumen, also sehr gut besucht und angesagt mit vielen Männern darunter auch Freunden von Hilmar. Typen, die mir Platz machen mit ihren Yogamatten. Alles sehr szenig, hier wird im Studio auch gechillt und gefeiert und Sauna gibt es und Umkleiden, wie Parkgarage, in denen man sich verlaufen kann. Es ist so eng, dass mir eine Frau bei der einen Übung einen Boxhieb ins Gesicht gibt. Muss ich jetzt wechseln und mein Studio kündigen? Dann reiße ich irgendwie die Zelte ab und fange an, ein bisschen zu klauen, Sachen, von denen ich meine, dass sie nicht mehr gebraucht werden, Pinsel und Farben stecke ich einfach ein und hinten im Gebüsch finde ich ein Portemonnaie mit Kreditkarten und will es abgeben. Die sind von Puppen, Sesamstraßefiguren, damit die Kinder üben können mit Geld umzugehen. Am Eingang sind ganz teure Geschenksets von Niederegger an einem Stand dekoriert, die mal über 25,- € gekostet haben, aber die waren zu Weihnachten. Sind die nicht reduziert? Während ich die Verpackung anschaue, verschwindet das am 05. Januar datierte Haltbarkeitsdatum vor meinen Augen, also abgelaufen, deutlich, dann passiert so was. Sie dürften es nicht mehr verkaufen, aber ich will so einen Baumkuchen in Hausform, so wie eine hanseatisches oder niederländisches Häuserfassade, unbedingt haben und glaube, der ist noch gut, esse ihn auf eigenes Risiko, versichere ich und darf schließlich einen mitnehmen.

Ich massiere Stephan etwas, wohl ausdauernder als sonst. Ich finde, dass nicht nur er sich immer um mein körperliches Wohl kümmern sollte. Die Ader an einer Leiste beult aus und das macht mir Angst. Das wird immer mehr und in 10 Jahren ist das Ding groß wie ne Kokosnuss und platzt und daran wird er sterben.

Ich räume etwas auf. Ach, Flohmarkt ist wieder bei Hornbach, aber das Wetter ist nicht Bombe und hier ist voll genug. Mal sehen, ob sich das nicht noch ändern wird.

Erst mal ein weiteres Papierhütchen mit Frosch und eine passende Kette mit Zutaten des Stöbertreffs, Warenwert 50 Cent, weil die Hütchen von dem Spiel und die Plastikhände in den Reggae-Farben umsonst waren und ein Hütchen mit U-Boot in Mache. Ich trage erfahrungsgemäß gerne die Hütchen mit Schiffen drauf, davon kann ich ein weiteres gebrauchen. Dann die Käseschachteln aus Holz vom Kutschkermarkt aus Wien. Die Seitenwände abgemacht, die da rangetackert sind und schon habe ich auch einen Jahresring, den ich mir an die Wand nageln kann. Diese Holzringe aus Hütchen sehen crazy aus, sprengen aber wohl etwas den Rahmen. Die Hinterwände habe ich bemalt und dazu meine Atelierfarben aus dem Keller geholt. Damit habe ich was vor. Vorher sorge noch etwas schmirgeln. Durch die Farben wellen sich die runden Holzscheiben leider etwas. Auf jeden Fall habe ich auf die Unterlagen geachtet. Einen weiteren Bastelunfall kann ich mir an diesem Wochenende nicht leisten. Dazu höre ich eine Mix-CD von Markus. NY-Picknick-Mix. Herrlicher Sonntag und zum Nähen bin ich auch noch verabredet. Immerhin eine braune Wollhose von meinem Schwiegervater, die sich die Motten im Schritt vorgenommen haben und die ich Stephan andrehen wollte landet jetzt im Müll.

Stephan wäre der Polizei sehrt nützlich gewesen. Er kann gut ermitteln, zumindest gut Akten studieren. Er schreibt zu meiner:

„Melle ist in Niedersachsen bei Osnabrück, nah an der Grenze zu NRW, da wo die XYZ GmbH ihren Sitz in Bad Salzuflen hat. GF ist bei denen seit 5.9.12 eine XYZ aus Herford, geboren am 09.03.1992, also ein 19jähriger damals. Gegenstand des Unternehmens ist Ausführung Hoch- und Tiefbau, Gebäudereinigung, Handel mit Schrott und Edelmetallen, Parkanweisung, Transport bis 3,5 Tonnen und Gerüstbau, also sehr weit aufgestellt“…..

Er hat noch viel mehr Erkenntnisse und Ermittlungsideen, Ansätze für mich, aber das müsste sowieso alles hier neutralisiert werden, also einfach mal glauben. Das ist sehr wertvolle Vorarbeit.

Beim Nähen ist Steffi wieder meine Nähsklavin, dabei war ich entschlossen das Stoffmosaik selber auf den Pullover zu übertragen mit Vliesofix und stattdessen näht sie mit der Maschine zig-zag und ärgert sich, dass es so viel ist. Ich will es und habe doch ein schlechtes Gewissen. Sie näht bis der dunkelblaue Faden alle ist. Den Rest soll ich dann von Hand machen. Ich bin auf das Endergebnis gespannt. Ich häkele in der Zeit blau-weiße Baumwolle von Käte. Da soll eine Scampi-Dose dazwischen und oben das rote U-Boot drauf. Als es fertig ist, lass ich das U-Boot weg, weil ich das Hütchen so sehr schön finde und raffiniert, wie die Metalldose zwischen die Strickware gearbeitet ist. Steffi stehen die selbstgenähten Hosen und das Kleid sowie der Nadelstreifenrock von Andrea sehr gut und sie freut sich darüber. Ich habe ein gutes, neues Zuhause dafür gefunden. Wir haben Frauenthemen rund um den Unterkörper. Es geht um das Medizinische und auch die Optik. Jede Frau hat offenbar ihre Problemzone in Hosen und es gibt einen schmalen Mittelgrad zwischen dem zu sehr das und zu sehr jenes, der quasi unerreichbar ist. Sie ist eher Pferd und ich bin Kamel, aber ohne die großen braunen Augen mit den langen Wimpern, ganz ohne das. Ich bekomme nachträglich eine Weihnachtskarte und weil ich unterbeschäftigt bin, nehme ich Steffi die selbstklebende Brokatkordel in der geilen, steilen Verpackung von Käte wieder ab und darf mit weißer Glanzkordel ihrer Oma ein Hütchen dazu nähen. Es bleibt ein kleines Stück übrig von der eleganten, weißen Kordel und ich schlage vor einen Galgen zu machen und Suki damit im Baum aufzuhängen. Das würde so elegant ausschauen. Steffi kann natürlich gleich einen entsprechenden Knoten machen, aber dann passt nur noch eine Kiwi in das Loch. Ich meine trotzdem, dass es gehen würde, seinen kleinen Kopf da durch zu bekommen und so gut aussehen. Wir haben das Thema, die eitle und oberflächliche Welt der Schauspieler, die dann sympathisch sind, wenn sie einfach nur ihren Job machen und sich nicht sonst was einbilden und Steffi spielt mir Oliver Kalkhofe Nachtgedanken vor. Das Buch einer Schauspielerin, die sich beklagt, dass sie ihren Freundinnen immer was aus dem Duty free Bereich mitbringen soll und natürlich ist sie zwei Mal die Woche auf einem internationalen Flughafen, aber das stresst sie und einen halben Tag sei sie durch Avignon gelaufen auf der Suche nach Lavendelsäckchen. Hoffentlich ist mein Tagebuch nicht so angefüllt mit Belanglosigkeiten.

Zuhause gibt es Schmorgurken und Kartoffeln und dann noch Milchreis mit einem Topf Sahne. Ich bin so voll, dass ich seitlich die Arme unter legen muss, weil ich sonst nicht auf dem Bauch schlafen kann.

Bilanz des Wochenendes, 8 Hütchen und Rahmenprogramm.

Stephan liebt seine Tomatenpflanze und die kleinen Paprika. Als Liebesbeweis habe ich die Pflanze umgetopft.

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neue Ampel entdeckt

07.04. Herr Subutex wird Morgen operiert und ich fahre zu ihm. Ich habe seit der Standpauke von dem Straßenbahnfahrer eine neue Ampel entdeckt. Am Georgengarten zur Uni hin ist eine Ampel postiert für die Stadtbahn und die nutze ich jetzt auch, nachdem man mir das neulich so freundlich erklärt hat und ich früher immer dachte, ich muss immer selber gucken und beurteilen, ob die Straßenbahn aus dem Tunnel kommt. Ich habe es tatsächlich nicht gewusst mit der Ampel. Gut, dass der schimpfende Typ ausgestiegen ist. Hat sich für mich gelohnt.

Ich höre es immer gerne, wenn es die Station nach der ich suche nicht gibt, dann schaut der Mann bei der Information in den Rechner und schreibt C1 auf. Nein, ich will nicht zu Fuß eine Umleitung zu einem anderen Gebäudeteil laufen, ich bin mit dem Fahrrad auf dem Gelände und fahre dort hin, d.h. einmal raus und ums Gebäude herum, Schneiderberg wieder rein. Auf der C1 ist er auch nicht, sondern D2. Die reinste Schnitzeljagd. Wer bin ich, ach, die Betreuerin. Gleich wollen sie noch wissen, ob sie mich jetzt immer beteiligen müssen und ich sage, „nein, es sei denn er ist nicht einwilligungsfähig nach der OP, weil irgendwas schief gelaufen ist und er ist im Koma, aber ansonsten nicht, weil er selber zustimmungsfähig ist und ich wollte von Ihnen auch nur die Zimmernummer und sonst nichts, sonst hätte ich Sie gar nicht angesprochen, quasi total privat bin ich da“. Als mir die Zimmernummer genannt wird und ich „die reinste Schnitzeljagd“ schon gesagt hatte, hoffe ich „dass das Würstchen dann auch in dem Zimmer ist, quasi Preis bei der Schnitzeljagd“. Mein Betreuter schwankt zwischen Rache und dem Wunsch nach Opferentschädigung. Das ist diese Mischung aus hartem Kerl und ein bisschen Weichei, der gerne Katzen und Hygienetücher mag. Ich trage ein Kilogramm schwarzen Tee, die goldene Luxusmischung mit einem tanzenden Derwisch vorne drauf als Accessoire spazieren. Steht mir gut und man könnte meinen, ich betreibe ein türkisches Café oder eine Shisha-Bar. Ich rechtfertige mich,“ Jahresration“ und Herr Subutex will mir erklären, dass man sich damit „puschen könne“. Dazu soll ich 4-5 Esslöffel nehmen und dann…. Ich will das Rezept nicht haben und ein Mr. Babysubutex braucht mir nicht die Wirkung von Tee erklären. Er ist deutlich jünger als ich, altert nur zusehends, aber von der Lebenserfahrung her bin ich auch schon über den Schünemannplatz hinaus gekommen, egal. Ich wünsche ihm alles Gute für seine OP. Der Zimmernachbar wartet alleine auf seine OP und darf nichts Essen und es ist nach 12. Das ist auch grausam. Herr Subutex will immer über diese Rumänen lästern und ich sage ihm, dass sei rassistischer Müll, wie diese Italiener oder Engländer. Er meint noch, dass sei schön höflich, eigentlich seien es Berber für ihn. Ich frage ihn, was er darunter versteht. So eine Art Sozialschmarotzer stellt sich heraus, also ganz viel ungebildet halt.

Mittags draußen sitzen im 11 A. Die Pasta ist um Längen besser als im Marktkaffee und das Brot und der Kuchen und man sitzt viel besser. Alles viel besser.

Stephan hat Karten gekauft für ein Gastspiel des Burgtheaters und Beatrice Frey führt Regie. Wir haben die beiden letzten Plätze, in der letzten Reihe außen ergattert. Das finde ich mal super und freu mich sehr.

Bei 2 Betreuten fragt das Gericht, ob die Betreuung verlängert werden soll und eine ehrenamtliche Betreuung nicht möglich sei. Herr A. sagt, bitte nicht ohne mich, da wäre er tot und Frau O. sagt auch, nur durch mich fühlt sie sich stark, ich sei ihr ganzer Halt und ihre einzige Bezugsperson. Ganz schön krass. Wie stelle ich das an? Diese psychische Abhängigkeit? Unfreundlich und launisch bin ich und das wirkt umso stärker. Es ist das American Hustle Prinzip. Immer schön „nein“ sagen, dann wollen sie erst Recht.

Ostern steht ein Doppelgeburtstag in Berlin an bei Freunden und ich freue mich sehr. Außerdem will ich mal in den Botanischen Garten, von dem ich schon so viel gehört habe und dort gibt es diese riesigen Seerosen mit den Blättern, die mehr als 1 Meter Durchmesser haben. Ein gutes Apartment haben wir auch schon gefunden und gesichert. Genau in Kreuzberg, wo es uns letztes Mal am besten gefallen hat und ziemlich günstig und richtig Glück gehabt, weil der Typ ziemlich selten vermietet. Yuhuu. Ich frage Heike, was sie sich wünscht und sie antwortet so süß, dass sie sich einmal zu Weihnachten von Freunden, die Georg gefragt hatte, was wünscht sich Heike was zum Basteln gewünscht hatte, Pattex und schönes Papier und sie habe sich schon so gefreut und dann stattdessen einen Gutschein für ein Wellness-Hotel geschenkt bekommen, wo sie doch Schwimmen hasse und seit dem sei sie ein gebranntes Kind mit Wünschen.

Schönes Zitat des Tages: „Aber Sie wissen schon, dass Sie in der JVA sind?“ und ich „nee, ich habe da bloß angerufen“.

Die Kollegin telefoniert bei offener Tür. Sie will einen Termin bei Sabine. „Da bin ich leider nicht mehr da“, höre ich sie sagen. Dann Pause und dann: „nur die Spitzen und ein bisschen Ansatz“.

Abends beim Yoga hat Mikael andere Vorführdamen. Ich bin nicht mehr so angesagt, sondern Pia und eine andere, die sich nach dem Kurs noch die richtige Ausführung bestimmter Übungen erklären lässt. Mir ist das nicht Unrecht, weil ich stehe nicht so gerne im Mittelpunkt. Es waren einige Neue dabei, was das Tempo immer deutlich drosselt, weil Mikael in seiner niedlichen Sprache aufs Neue erklären muss, was „die Brücke bauen“ und andere Dinge bei ihm bedeuten. Auch ein neuer Mann, die bleiben immer nur einen Kurs. Als Anschlusskurs taugt es mir trotzdem am Montag und ich werde dabei bleiben. Anschließend gibt es Pfannkuchen mit Zimt und Zucker und Salzbutter. Das liebe ich. Es stimmt auch, dass ich äußerst essensfixiert bin, wie vermutlich kaum ein zweiter Mensch. Als ich bei den Vogelhäuschen aus Plastik im Garten sage, die Vögel würden da erst mal Futter unten rein machen, stellen Stephan und auch G. fest, ja, ich würde da Futter reinmachen als erstes, aber die Vögel Nistmaterial. Ich muss lachen, weil es stimmt, aber ich ausnahmsweise nicht an Essen, sondern an was Flauschiges gedacht habe, quasi Futterstoff oder Füllung und mich nur falsch ausgedrückt habe.

Aus einer verschlossenen Plastikdose, in die ich Früchtetee hineingetan habe, den ich über den Winter nicht benutzt habe, damit er hermetisch abgeschlossen ist, kommt eine Motte rausgeflogen und da ist innen alles voll von Fäden und Krümeln und Netzen. Ich frage mich, wie die da reingekommen ist und vor allem, wie die darin leben ohne Licht und Sauerstoff, aber es reicht offenbar und ich schätze, die war da schon in dem Tee drin, weil sonst fliegt nichts in der Küche und es war echt gut verschlossen. Stephan hat den Inhalt gleich zur Tonne gebracht und ist latent auf der Hut.

08.04. Morgens zähle ich Rohlingen und bin dabei wieder Zahlenfetischistin. Ich stelle fest, wenn ich die Buttonmaschine verleihe, habe ich die mit Magnetverschluss in den ganzen Jahren noch nicht einmal ausprobiert. So geht das nicht. Bastelmessie, halt. Zu viele Sachen.

Die Mandantin der Kollegin aus dem Osten ruft wieder an. Immer dieselbe Frau. Gestern hat sie mich schon genervt. Es ist 8:30. Ich sage, sie müsse mal die Nummern wählen, die ich ihr vor über 6 Wochen gegeben habe, ich sei nicht im Büro und könne auch nicht nachschauen und lege dann auf, als sie noch weiterredet. Ich weiß, das ist sehr unhöflich, kann mich aber nicht beherrschen. Die Frau macht mich aggressiv und ich hoffe, es ist nicht der einzige und nicht der wichtigste Fall der Kollegin.

Habe heute Funktionskleidung an, quasi Regensachen (siehe BM Outfit des Tages), weil ich in der neuen Betreuungssache um 17 Uhr im tiefsten Döhren verabredet bin mit der Schwester und vor dem Wetter Angst habe.  Das ist die Eilbetreuung und man hatte Angst, dass sie sich was antut an ihren Geburtstag. Der war schon am 03.04. und ich habe letzten Freitag mit der Schwester gesprochen, die mehrfach da war und sie würde sogar essen. Es seien nur dringende Dinge u.a. mit den Wohnungen zu regeln. So habe ich den Termin auf Dienstag gelegt, weil die Schwester immer erst nach der Arbeit kann und ich denke, beim Erstgespräch ist es hilfreich wenn eine Vertrauensperson da ist. Wie bei jedem Neufall bin ich sehr gespannt, was mich erwartet. Ich versuche im Vorfeld die Hausverwaltung zu erreichen. Die Schwester sagt, ich solle nicht sagen, dass ich die Kontaktdaten von ihr habe. Die Betreute bewohnt offenbar 2 Wohnungen.

JVA-Mitarbeiterin der Suchtberatung „traut“ mir „einiges zu“. Mein Ruf eilt mir voraus.

Manchmal wenn ich nach Hause fahre mittags kommt man kaum durch, weil alle Eltern ihre Kinder von der Grundschule abholen und eine riesige Traube auf der Straße bilden. Können die Blagen nicht einfach nach Hause laufen, wie wir früher oder Rad oder Bahn fahren mit den Mitschülern, wie wir früher?

Ich lache noch mal über den Sketch zum Thema Helikoptereltern, deren Lieblingswort Hochbegabung ist und die überall Gefahren wittern und die Luft aus dem Ball lassen, damit er nicht auf die Straße rollen kann und den Sand aus dem Sandkasten erst mal mit nachhause nehmen und bei 60 ° durchwaschen. Die Eltern: „Joshua, was ist die Wurzel aus 260.432?“ Sohnemann: „Sag ich nicht“ und dann: „das ist typisch für hochbegabte Kinder, dass sie leicht unterfordert sind“.

Ich komme „nackt“ aus der Mittagspause wieder, d.h. Armreife abgelegt, weil sie beim Essen zubereiten nerven und dann nicht wieder angelegt. Außerdem muss ich aufpassen, dass ich mich nicht beim Spielen verliere und überhaupt wieder zur Arbeit gehe.

Herr Ihme hat Erinnerung wegen Stromabschlag und ein Anruf bei den Stadtwerken ergibt ein zweites Konto mit einem nicht unerheblichen Guthaben, was umgebucht werden kann. Sehr gut, manchmal lösen sich die Probleme im Wohlgefallen auf.

Stephan findet lauter Post an das alte Emailfach. Unverhofftes und Dinge, auf die ich schon gewartet hatte.

Die neue Betreute: Hausverwaltung beide Wohnungen gekündigt im März. 2014 keine Mieten mehr gezahlt. Der Inhaber der Hausverwaltung lässt sich Betreuung erklären, nennt es aber immer wieder Entmündigung.

Ich habe Termine in der Stadt und will die Wäschetruhe beim Fairkaufhaus abholen. Es ist 16:15. Leider ist da ein Schild dran, reserviert bis 08.04. 17 Uhr und so lange kann ich nicht warten. Ich will bezahlen für den Fall, dass sie nicht abgeholt wird. Das geht nicht, auch Folgereservierung geht nicht. Ich bin sauer und gehe.

Der Weg zu meiner neuen Betreute ist weit, die Straße gesäumt mit blühenden Bäumen. Die Schwester steht an ihrem Auto, wir erkennen uns sofort. Die Betreute sieht leicht verwahrlost aus, sie ist barfuß, es riecht aus der Wohnung. Auf die Schwester ist sie ganz schlecht zu sprechen, die habe ihr alles eingebrockt. Der Termin heute passt ihr nicht, sie will mich wegschicken, ich soll in 2 Wochen wieder kommen, sie sei nicht krank und es fehle an nichts, alles, auch mit den Wohnungen sei kein Problem. Ich vereinbaren für den nächsten Tag einen Folgetermin und denke mir, warum habe ich es übernommen, selber schuld. Der Schwester sage ich vor der Tür, dass das Ablehnende nicht ihre Schwester sei, sondern die Krankheit. Sie muss versuchen das zu trennen. Ich sage ihr, dass ich glaube, dass wir an einer Einweisung nicht vorbei kommen. Ich werde Morgen noch mal hinfahren, aber sie verkennt ihre Situation und ist misstrauisch-ablehnend. Ich werde nicht viel ausrichten können. Stephan wundert sich, dass ich mir das „gefallen lasse“, das ich weggeschickt werden ohne Grund, aber sie wusste nichts und fühlte sich überfallen und hat darum gebeten „als Zeichen der Höflichkeit“ und ich tue es, weil ich nichts unversucht gelassen haben will und nicht leichtfertig Einweisungen mache. Ich werde Morgen Herrn  Grubert die Grammelschokolade von Zotter aus Wien vorbeibringen. Da fahre ich auf dem Rückweg vorbei.

Dafür war der Termin heute kurz und ich eile zurück zu meiner Wäschetruhe. Als ich vorfahre, machen sie gerade im Schaufenster das Schild ab. Ich muss die Truhe bis zum 15.04. abholen, sonst fallen Lagergebühren i.H.v. 17,50 € die Woche an, wenn die Gebühren den Wert des Kaufgegenstandes übersteigen, ist der Kaufvertrag hinfällig. Ich verstehe die Belehrung und unterschreibe. Danach ein Übersprungsgroßeinkauf bei Alnatura. Abends Grünkernbrätlinge mit Zwiebeln und Käse, dazu Joghurtdip.

Wir wollen Samstag mit Freunden was Essen. Das Boca ist zu beliebt und Stephan tut so, als würden wir nichts finden. Ich nehme mir das „Hannover geht aus“ zur Hilfe und bestelle einen Tisch in der Trattoria Emilia. Die kurzhaarige Frau soll die beste Pasta in Hannover mache. Es klingt sehr bodenständig, wir werden sehen.

Mein Musiker mit der bipolaren Störung schickt mir eine email und ist wieder latent manisch und schläft nur 3 Stunden die Nacht, ist aber in ärztlicher Behandlung, auch weil seine rechte Hand lahmt bzw. zwei Finger und er „eine Gabel nicht in eine weiche Kartoffel stecken kann“ und beim Neurologen ist und voll in seinen Hochzeitsvorbereitungen steckt und mir die Zugangsdaten für sein Konto erst nach Ostern und den Flitterwochen schicken will, wenn dann „alle Zahlen auf dem Tisch liegen“. Ich muss ins Bett.

09.04. Ich habe komisch geträumt von einer früheren Freundin in Berlin. Ich bin mit ihrem Freund, der Skinhead ist unterwegs und sie lebt wohl auf seine Kosten und kauft immer so teures Bastelmaterial und ich sage ja, der letzte Brief war auf edlem Papier geschrieben, das hat bestimmt 4 € gekostet. Das soll ich ihr mal sagen, dann verschütte ich Polenta und biete an, die neu zu kaufen, weil da wollten sie noch was daraus kochen. Ein riesiger Bio-Supermarkt und wir sind bei den Waschmitteln. Dann müssen wir durch ein Schwimmbad, die Männerumkleidekabinen zur Station. Er fasst mir an die Brüste, ich ignoriere das. Er will mir eine Fahrkarte kaufen, aber erst an der nächsten Station, eine muss ich schwarzfahren und wundere mich über mich selber, dass ich mich darauf einlasse.

Heute ist das Wetter wieder freundlicher, aber ich habe meine Funktionskleidung gefunden und mich kann nichts schrecken. Ich denke an Hader mit dem „Erdbeerjoghurt, Lieblingssorte. Alle wollen Erdbeerjoghurt und wenn man sich vorstellt, wie viele Erdbeeren es auf der Welt gibt und wie viele Leute Erdbeerjoghurt wollen, das geht sich nicht aus und deswegen müssen wir Sägespäne essen“. Das sei eben Demokratie, dass jeder wählen darf, was er essen will. In einer gemäßigten Diktatur, würde bestimmt werden, „ihr esst Pfirsich und ihr esst ohne Geschmack, weil ihr zu wenig gelacht habt (er deutet dabei ins Publikum) und nur ihr dürft Erdbeerjoghurt essen“.

Bei einer Betreuten wird eine Forderung der Stadt Hannover wegen Unterbringung von einer Katze im Tierheim i.H.v ca. 500,- € auf mein Betreiben befristet niedergeschlagen. Die hatte mich gestern angerufen, weil sie sich Möbel bei Bader gekauft hat und die angerufen hat und Raten vereinbar hat und ich habe geschimpft, weil Ratenzahlungen nicht klappen und zwar nicht das ständige Versprechen, das klappt gut, aber die Umsetzung. Es ist Sisyphos-Arbeit und ich spare Geld, was dann an andere Stelle verballert werden kann.

Stephan liest mir aus der Zeitung, 10 Monate ohne Bewährung für das Anspucken einer Richterin. Wow, teilweise bekommt man doch nur 3 Jahre, wenn man jemanden umgebracht hat. Es war Herr W., der einen Obdachlosen verknackt hat, der sich entschuldigt hatte. Ich rege mich auf, weil ich den Mann kenne und er seinen Beruf verfehlt hat, meiner Meinung nach. Er hat eine sadistische Freude daran, seine Macht auszunutzen und Schwächere zu knallen. Ich habe ihn in diversen Verfahren erlebt und er verhängt Ordnungsstrafen gegen zeugen, die 15 Minuten zu spät kommen, weil sie ihr Subutex abholen mussten und hält denen eine Predigt über die Zeit von den ganzen Menschen, die sie verschwendet hätten, dabei ist 15 Minuten Kulanz und er sollte sie loben, dass sie überhaupt gekommen sind und wovon sollen die 150,- € zahlen, bei 391,- € Monatseinkommen. He should „pick on someone his own size“, wie man auf Englisch sagen würde. Ich finde das Urteil ist eine Schande für die Justiz und irgendwer sollte dem Typen das Handwerk legen. Sollte ich einen Leserbrief schreiben oder mal an den Präsidenten des Amtsgerichts, aber was bringt das?

Apropos W., ich will meinen Herrn Subutex, für den er auch zuständig war, mehrfach anrufen, wie die OP gestern gelaufen ist. Herrn Subutex wurde gar nicht operiert und wird heute wenn dann als Letzter dran kommen wegen seiner Hepatitis. Mutter regt sich auf, weil er behandelt wurde mit Interferon und nicht mehr ansteckend ist und das vor dem ganzen Zimmer verkündigt wird. Das ist auch datenschutzmäßig eine Katastrophe im Mehrbettzimmer, muss man sagen. Sie hält mich auf dem Laufenden.

Melde mich beim Sozialpsychiatrischen Dienst wegen der Neuen und faxe dem Jobcenter 2 x wegen der Leistungen und Mietrückstände. Ich versuche den Ex zu erreichen und das Betreuungsgutachten zu bekommen.

Ich frage den Kollegen, ob er Autosolidarität übt wegen der Wäschetruhe.

Die Frau, die für eine andere einen Betreuerwechsel erreichen will, schneit herein. Ich trinke gerade mit den Kollegen Tee und habe Türsteher gelernt und sie ist in weniger als 30 Sekunden wieder draußen.

Pharell Williams arbeitet lieber mit Frauen zusammen und bei ihm sind 8 von 10 Mitarbeiterinnen Frauen. Begründung, die riechen besser und er muss sich nicht über Sex- und Sportthemen unterhalten, die ihn nicht interessieren. So wahr.

Das ist fast ein Sechser im Lotto denke ich mir, als meine neue Betreute zufällig bei der Techniker versichert ist, wie ich von der Schwester erfahre und die doch diese integrierte Versorgung mit Krisenintervention haben um stationäre Aufenthalte zu vermeiden, aber erst mal die Hürden mit dem Datenschutz überwinden. Sie wollen mir die Versichertennummer nicht sagen, als sei die so geheim, wo ich doch alle Daten Preis geben und nur eine zuständige Ansprechperson will und quasi allgemeine Informationen.

Ich fahre erneut nach Döhren. Bei uns im Garten ist das Grün besonders fortgeschritten, weil die Fernwärmeleitung die Wurzeln wärmt. Davon bin ich überzeugt. Manche Bäume unterwegs fangen in einer Ecke an mit dem Grün werden. Das sieht auch lustig aus. Die Betreute öffnet und führt mich in ein makellos aufgeräumtes und sehr übersichtliches Zimmer mit klaren, symmetrischen Aufbau. Eine Matratze liegt auf dem Boden, am liegt ein großer Stapel ungeöffnete Post. Sie erinnert mich an meine frühere Yogalehrerin. In dem Fengshui-Zimmer bearbeitet die Post aktiv mit, quasi Sekretärin. Sie öffnet Briefe, zerreißt die Umschläge und macht daraus einen Stapel Altpapier. Ich sitze neben ihr auf dem Boden und ich glaube, sie merkt, dass ich es ehrlich mit ihr meine. Sie holt mir ein Kissen. Ich merke, was für eine Last von ihren Schultern fällt, dass ihr jemand die Bürokratie abnimmt bzw. den Berg mit ihr zusammen abträgt und da gibt es Einiges von abgedrohter Kontokündigung bis hin zu Stromsperre und Ladung zum Haftantritt, weil 30,- € Bußgeld nicht gezahlt wurden. Viel Post in den Familiensachen. Aufenthaltsbestimmung wurde dem Vater übertragen und ihr wurde untersagt, die Kinder ins Ausland zu nehmen. Das war alles ganz schön dramatisch. Sie hat nur noch 20 Cent, aber sie kommt noch aus. Ich will, dass sie hungern muss und biete an, ihr 15,- € zu leihen. Mehr habe ich nicht dabei. Sie versichert, das sei nicht notwendig. Einen Kühlschrank gibt es nicht und die Herdplatte ist kaputt. Die Wohnung ist quasi noch nicht eingerichtet. Dazu kam sie wohl noch nicht. Mit der Familie will sie nichts zu tun haben, Schwester war 18 als sie aus Russland herzogen, sie gerade mal 8, andere Sozialisation, Missbrauch in der Kindheit, die Schwester wollen nichts davon wissen, jahrelange Therapie. Wir verabreden uns Freitag beim Jobcenter um 9 Uhr. Sie hat ein Fahrrad. Was ist los, verwandle ich die Leute so schnell, Zauberfähigkeiten? Ich bringe Herrn Grubert die Grammelschokolade von Stephan vorbei und fahre im Regen nach Hause. Dann koche ich und trage mich beim Yoga aus, keine Lust. Dafür rufe ich den Verfahrenspfleger an in der neuen Sache um ihm zu sagen, dass hier Veränderungen anstehen und das letzte Kapitel noch nicht geschrieben wurde. Die Kinder werden immer am Samstag für 2 Stunden vom Vater gebracht und ich hatte um 18 Uhr nicht mehr die Hoffnung Jugendamt oder Familiengericht zu erreichen.

Abends bleibe ich hängen bei einer Sendung über das menschliche Gehirn. Das Bewusstsein ist die dünne Badekappe, die außen als dünne Schicht quasi über das Gehirn gezogen wurde. Das Unbewusste ist das große, alte Gehirn der Evolution. Uns wurde durch das Bewusstsein kein neues Gehirn gegeben, sondern es wurde nur ergänzt (Badekappe des Bewusstseins drüber gezogen). Unser Gehirn erledigt 90 % der Aufgaben ohne Bewusstsein und behelligt das Bewusstsein nur mit echt wichtigen Fragen. Andererseits werden Entscheidungen aus dem Unbewussten heraus gefällt und dann dem Bewusstsein noch mal vorgelegt, wie ein Publicity-Gag, damit das Bewusstsein glaubt, es werde auch beteiligt, aber die Entscheidung wurde eh schon vorher gefällt. Unbewusst kapieren wir schneller und treffen die wichtigen Entscheidungen so schnell, dass das Bewusstsein das nicht mit kommt. Das Unbewusste steuert die Gegenwart, damit das Bewusstsein zwischen Vergangenheit und Zukunft hin- und her traumwandeln kann. Dann lustige Tests zur Täuschung der Wahrnehmung. Ich zähle die Pässe der weißen Mannschaft voll konzentriert und sehe den Mann im Gorillakostüm nicht, der durchs Bild gelaufen ist, Stephan schon, der strengt das bis 10 zählen nicht so an. Es wird erklärt, die Zaubertricks funktionieren, die Aufmerksamkeit auf was Anderes lenken, das war klar, aber die Hand im Bogen führen, weil das Auge ihr dann folgt, wenn man eine gerade Linie zieht, dann springt das Auge zum Ende und spart so Zeit bzw. im anderen Fall gewinnt derjenige Zeit, der ablenken will. Singles duschen länger, weil es körperliche Nähe simuliert. Also wir duschen kurz und nennen das Körperliche jetzt duschen. Trockenduschen quasi. Wir duschen jeden Abend. Das kann man beliebig fortsetzen.

10.04. Herrenhäuser Gärten. Die Schildkröte war das Symbol für strategisches Überlegen und der Delfin für schnelle Taten. Insofern passt das Tier auf unserem Dach. Heute wird man Tag des Handelns in der neuen Sache. Morgens Familiengericht, mittags Staatsanwaltschaft und diverse Vollstreckungsstellen der Stadt Hannover, abends das Konto gerettet. Ich darf nicht mehr kopieren, weil wir sonst keine Faxe mehr empfangen können. Der Toner fehlt und wir warten auf die Lieferung.

Der Kollege kommt später, weil er zuhause Geburtstagslieder singen muss für eine 16-Jährige. Ich bin schon früh auf dem Posten.

Nach einer Runde Büro nutze ich meinen Schlüssel für das Hochhaus und nehme den direkten Zugang über die Straße. In der 10. Etage fängt der Fahrstuhl an abzubremsen. Ich hole Herrn Ihme aus dem Bett, wie immer und beim Gehen erinnere ihn daran, dass er heute eine Jacke braucht. Die Regio-S-Karte ist angekommen.

Blättchenmassaker und UhuZichtenstummel auf Holztisch

Wir gehen zu mir ins Büro, weil er noch einen Kaffee braucht. Unterwegs schnorrt er gleich eine Frau an auf eine Zigarette. Ich frage ihn, ob das immer so gut klappt und er sagt meistens, wenn man freundlich fragt und er würde jeden nur einmal anschnorren. Das sei sein Trick. Ich schenke ihm Himbeerbonbons, die hier keiner isst als Lebensmittelspende und Zucker mag er doch. Mütterlich schon, aber ein bisschen Rabenmutter. Nebenbei frage ich seine Klinikaufenthalte 2013 ab wegen der Chronikerbescheinigung. Er leiht sich 10,- €, weil das Geld alle ist, schon am 10. Funktioniert das Handy wenigstens, für das er mehr als 1/3 seines Budgets gleich am ersten Tag hingegeben hat. Essen ist wichtiger, weiß er das nicht. Dann beim Arzt zeigt er mir in der Vice ein Foto von einem Haschkeks und erklärt mir, dass „Lucie in the sky“ die Sorte sei. Er habe mal einen Haschkuchen gegessen und er würde mir mal einen Keks geben, dann wüsste ich das vorher nicht und könnte nichts dafür und er würde mir einen Gefallen tun. Ja, ja, denke ich. Beim Arzt sagt er, die Spritze hilft als Filter gegen die Illusionen. Der Schlaf ist nicht so gut, weil die Sinne, die ganze Nacht aktiv seien. Die Schlaftabletten bekommt er vom Arzt geschenkt, war ein Muster. Ich hatte mich gleich erkundigt, wie viel von den 10,- € jetzt für die Zuzahlung drauf gehen werden. Ich weiß, dass Tabak am Kiosk erst mal 5,90 € kostet. Er hat ein eckiges Stück aus seinem Spritzenpass herausgerissen für einen eindeutigen Zweck. Die Frau des Arztes und ich lachen uns an. Sie stellt fest, da hätte nichts Wichtiges draufgestanden. Wir sehen uns in 14 Tagen wieder zur Spritze. Er sagt, ich könne ihn zwischendurch mal anrufen und wir könnten einen Kaffee zusammen trinken gehen. Ich glaube, eher weniger, sage es aber nicht so deutlich.

Dann Sozialgericht. Ich muss Stephan anrufen und der liest mir die email vor, dass meine Mandantin nicht kommen kann und um eine Verschiebung des Termins gebeten hatte (peinlich). Die Richterin ist besser vorbereitet und hat das Wohnhaus meiner Mandantin gegoogelt und weiß, dass man mit einem E-Rolli 100 km fahren kann. Wir müssen uns wohl an die Pflegekasse wenden oder ein Kabel zum Fenster raushängen.

Mittags fungiert der Kollege als Taxifahrer. Wir holen den Wäschekorb. Stephan trägt ihn auf dem Kopf (davon habe ich leider kein Foto). Endlich die alte Wäschetruhe, die neu war, Korb, ausmustern. Die hier passt viel besser zu mir.

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Anschließend in die Rathauskantine, bei Piu ist kein Parkplatz zu finden. Auf dem Rückweg fahren wir an der Waterloosäule vorbei. Hier haben Samstag vor einer Woche die Menschen oben gestanden bei Tag der offenen Tür. Das sah man von weitem, aber mein Kollege war auch noch nicht oben. Das beruhigt mich.

Heimische Politiker werben mit unvorteilhaften Bildern. Das geht auf keine Kuhhaut. Kennen die nicht Bildbearbeitung? Einer, der ausschaut als hätte er geboxt, aber es hätte nicht zur Profikarriere gereicht, wie mein Kollege meint, wirbt für den „Erhalt unserer Krankenhäuser“. Das macht auch wieder Sinn.

Elisabeth Taylor fragt mich, für welche Fluggesellschaft ich arbeite und ich finde das lustig und irgendwie passend.

Eine Betreute hat einen neuen Job und der Insolvenzverwalter soll sich während der Probezeit nicht beim Arbeitgeber melden. Lese jetzt erst, dass ich den pfändbaren Betrag vom Lohn errechnen und für die Zahlung auf das Treuhänderkonto haften soll dem Insolvenzverwalter gegenüber? Da frage ich mich, ob ich das will.

Was ich will ist mal zur Tulpenblüte nach Istanbul. Das stelle ich mir reizvoll vor und will es mir für 2015 vormerken.

Herr Maßregelvollzug ruft an und will eine Postleitzahl. Ich bin billiger als die 11880.

Beim Sport ist Claudia schön streng und herrscht eine Clique Mädels an, dass sie nicht quatschen sollen, sondern lieber die Übungen richtig machen, Arme höher, Knie tiefer. Diese Ernsthaftigkeit gefällt mir.

11.04. Ich werde ganz früh wach. Es ist 7. Abends noch hat Stephan die Wiener Gaststätte klar gemacht für unseren Geburtstagsevent. Prillisauer um 20 Uhr. Mindestens 11 Personen, im Raucher. Ist besser. Ich freu mich doll. Ziehe ganz unpraktische Unterwäsche an, ein Ganzkörperanzug aus Wolle, bei dem der Toilettengang sehr kompliziert ist, weil ich Schmuck ablegen und mich quasi komplett ausziehen muss, aber ich liebe das Tragegefühl und habe das Ding nun mal in einem Tanzgeschäft in Stuttgart gekauft. Ich kleine Ballettmaus.

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Bin um Viertel vor 9 beim Jobcenter und trage meine diversen Anliegen vor, Mittellosigkeit, Mietschulden, Absprache welche Wohnung behalten werden darf von zweien, Strom abgestellt, usw. Der Mann versichert, das werde heute alle geregelt. Es ist eigentlich wenig los. Um Viertel nach 9 rechne ich nicht mehr damit, dass meine Betreute auftaucht. War ich zu optimistisch. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Eine Frau mit russischem Akzent kommt, aber den hat meine nicht. Mütter mit Kindern „musst Du auf Toilette? Bitte nimm Deine Schwester aufs Klo“. „Ich will alleine“, protestiert die. „Nein, Du kriegst noch nicht mal alleine Deinen Gürtel auf“. Gutaussehende, ausländische Männer, die Gesichtszüge haben wie antike Könige, junge deutsche Prolls, die mit einem Kumpel da sind und über Ausländer den Kopf schütteln, deutsche Alkoholiker, die Bild lesen und Kreuzworträtsel machen. Eine schwarze Familie, die Mutter mit Kopftuch, die Tochter singt ganz entzückend und unterhält alle. Hier überlebt es sich auch besser zu zweit; mit einem Kumpel oder am besten als Paar. Man kann sich wechselseitig stärken und spart auch beim Duschen. Nach über einer Stunde sind alle schon bedient worden die mit mir gewartet haben. Ich warte noch eine Weile, dann gehe ich noch mal zur Information um zu erfahren, dass ich als nächste dran sei. Eine Sozialarbeiterin, so mein Tipp, die mit einer rumänischen Familie wartet, stellt fest, dass ich schon ganz schön lange warten würde und als Erste da gewesen sei. Das nun auch nicht, sage ich, aber ich soll die Nächste sein. Eine Mitarbeiterin muss einen Aktenbock durch die Tür schieben. Helfen tut keiner, aber hinschauen mit etwas Genugtuung im Blick. Ist das hier wie im Knast das Verhältnis der Insassen zu den Wärtern frage ich mich. Es kommt eine dralle Blondine mit schwarzen, hautengen Klamotten und Highheels aus schwarzem Lack mit Schleifen vorne dran. Ich müsse jetzt noch in den anderen Wartebereich, weil erst Daten erfasst werden müssten und dann würde ich zu ihr kommen. Nur noch kurz. Ich sage ihr, dass ich nicht die Frau XY, sondern die Frau Z. bin, deren Büro jetzt nicht besetzt ist. Wieder warten und andere mit Nummern kommen dran. Warum fühle ich mich wie bei dem berühmten Marschmellow-Test? Dann ich. Der junge Typ versteht gar nichts und will mir einen Termin geben um mir die Antragsunterlagen auszuhändigen, er soll sie mir geben, dann mache ich das kurz. Er dürfe sie mir nicht geben, behauptet er und dafür druckt er mir eine Vollmacht aus und einen Termin zur Arbeitsvermittlung in 2 Wochen. Ich sage ihm, er habe nicht verstanden um was es geht.

Ziffernsammelstelle

Jetzt werde ich langsam richtig sauer, gehe zurück zur Info und mache Alarm. Ich will den Teamleiter sprechen. Ja, die Frau Blond und die Teamleiterin seien informiert. Hektisch läuft sich durch die Gegend und sucht ihre Kollegen. Als Blondchen eine rauchen geht, steige ich ihr nach und sie flieht durch einen anderen Eingang. Dann soll ich wieder zu Herrn Unbedarft, dem ich sage, dass ich ihn nicht mehr sprechen wolle, nur noch die Teamleiterin Leistung und die Auszahlungsmamsell. Er sagt mir, die Blondine lasse mir ausrichten, sie könne heute nichts für mich tun. Ich sitze vor dem offenen Zimmer der stellvertretenden Teamleiterin, die mir auch sagt, ich sei die Nächste, ihr Rechner sei abgestürzt. Dann kommt Herr Unbedarft und sagt „Melanie“ habe mich ausgetragen und die Teamleitung regt sich auf mit den Worten, das ginge aber nicht und verlässt den Raum. Schließlich holt mich ein netter Typ nach 3 Stunden und mit dem kläre ich alles. Ich sage, die Frau mit den zu engen Klamotten habe mich nicht bedienen wollen. Das ist wohl seine Vorgesetzte, wie er mir sagt. Ich sage ihm, dass einem so einiges durch den Kopf gehe. So Typen, die 1,90 groß sind und 140 kg wiegen, bräuchten doch mehr Regelsatz als kleine Thai-Frauen. Müsse das  nicht nach Körpergröße gestaffelt werden, frage ich mich da. Ungleiches, ungleich behandeln, wäre so eine Verfassungsgrundsatz. Soll er die jetzt auch noch vermessen, will er wissen. Ich fülle die Anträge aus, er sagt meine Schrift sei noch schlechter als seine. Ich gieße seine Pflanzen, er versucht, die alte Akte kommen zu lassen. Das klappt nicht, aber ich bekomme eine Zahlkarte und nicht nur Lebensmittelgutscheine. Er will wissen, ob sich das lohnt, was ich mache bei dem Aufwand und ich sage, nur bei einer gewissen Organisation, einer bestimmten Anzahl von Fällen und Vielen, die man echt gut im Griff hat, könne man sich so einen Fall leisten und ich wisse nicht, was mich geritten hätte, als ich hier ja gesagt hätte, da sich bei mit die Leute bewerben und ich mir das aussuchen könne, aber ich mag die Herausforderung und habe auch einen Ruf zu verteidigen. Ich verlasse nach über 3,5 Stunden den Laden. Wahnsinn. Ich mag das ja, wobei die Hälfte der Zeit auch mehr als gereicht hätte, es ist ein Eintauchen in eine Welt samt anderem Namen, der aufgerufen wird.

Jetzt fahre ich durch den Nieselregen zu Frau Yoga und muss 2 x Stephan anrufen und biege 2 x instinktiv falsch ab. Sie ist da und begrüßt mich freudig. Hatte gestern einen Schub von Blasenentzündung, entschuldigt sie sich. Sie hat noch einen ganzen Schwung Post und holt die Versicherungspolice, die ich der Kündigung beifügen muss und heute per Einschreiben schicken aus der oberen Wohnung. Ich sage ihr, wir müssen den Ex kontaktieren. Er muss den regelmäßigen Umgang mit den Kindern bestätigen für das Amt und auch wegen Unterhalt. Er verdient wohl 4.000,-. Sie hat bis Februar 2013 bei Rewe gearbeitet und hat alle Lohnabrechnungen säuberlich abgeheftet. Sie hat in wenigen Monaten 17.000,- € durchgebracht. „Mieten gezahlt und Sachen für die Kinder“, sie hätte das Geld nur für die Kinder ausgegeben. Ich sage, dafür hat die Summe eine Null zu viel. Ich bin müde, sie soll die kleine Wohnung räumen, die einen Stockwerk darüber liegt.

Kerzen Twix Bonbons Kinderhölle

Da seien einzelne schwere Möbel, ob ich da nicht niemanden hätte. Nein, sie soll die Hilfe der Schwester annehmen bzw. der Männer dazu oder Nachbarn bitten. Ich bin abgegessen und fertig. Ich sage ihr, der Termin war ätzend und ich hätte zukünftig gerne gewusst, wenn sie es nicht schafft, damit ich mich drauf einstellen kann, „kein Problem“ sagen und dann nicht auftauchen, sie nicht so meine Sache. Andererseits hätte sie auch nicht viel helfen können oder eben doch wegen zu zweit ist man stärker.

Ich muss noch beim Amtsgericht vorbeifahren. Versuche den Mann zu erreichen. Das Büro gibt Alarm, dass ein Alkoholiker/Betreuer Geld braucht und von seiner Freundin bestohlen wurde. Der bekommt heute meine ganze Wut und Überforderung zu spüren, aber ich entschuldige mich später und er sich bei der Mitarbeiterin, wenn er genervt habe oder etwas Falsches gesagt habe, das sei nicht so gemeint gewesen. Er reicht ihr die Hand über den Tresen hinweg (quasi immer alte Schule) mit sagt seinem Text auf, falls was gewesen sein sollte, war es nicht so gemeint… sie muss unweigerlich lachen. So vertragen wir uns alle wieder. Ich arbeite weiter in meinem Fall Yoga, aber viel ist nicht mehr übrig vom Tag. Morgen kommt Herr Subutex, er wurde operiert und ist zuhause.

Abends beim Sport liegt die Brosche meiner Oma (Kinderfoto nachcoloriert), die gestern wohl abgegangen ist und ich habe es nicht bemerkt auf der Fensterbank. Ich bin der Finderin sehr dankbar.

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Wir machen Trampolin und meine Hose bekommt ein komisches Muster, kleine dunkle Schweißflecke. Nächste Woche ist das Studio zu und ich habe Osterferien vom Sport, schade eigentlich, aber dann ergibt sich Gelegenheit für andere Unternehmungen. Die Montagsbar in der Cumberlandschen Galerie interessiert mich schon seit geraumer Zeit. Unsere Freunde aus Essen fahren durch an die See. Vater und Sohn haben keine Karten für Fußball bekommen und da wollen die Jungs lieber noch etwas mit Freunden machen. Schade. Für Morgenabend finden wir allerdings Ersatz und darüber freue ich mich sehr, nur zu zweit in die Trattoria wäre mir zu beschaulich gewesen.

Musterhäuser für Vögel

06.04. Werde schon um Viertel nach 6 wach. Immer noch Nebel draußen. Allerdings bereits um 8:45 lässt sich die Sonne blicken und da kommt Freude und Unternehmungslust bei mir auf.

Das Sonntagsfahrzeug, mein Adler, der mit der Karre von Willem Dafoe in „Grand Budapest“ konkurrieren kann, nur ohne Motor wird auf dem Keller gehievt.

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Ich will eigentlich den Kubus ausfallen lassen, weil wir es nicht pünktlich zu Veras Eröffnungsrede schaffen und ich es dann gleich lassen will, aber Stephan überredet mich. Die Ausstellung ist gut besucht und dekorativ, aber nichts was einen vom Hocker reißt. Mehrfach versuchen plumpe Fotografen mich ungefragt abzulichten, was ich durch Zigzagmanöver zu umgehen weiß. Ohne zu fragen und dann ganz auf blöd, da steh ich leider gar nicht drauf.

Vera zeigt uns den Jahresring eines Baumes, der feinsäuberlich herausgearbeitet und an die Wand gehängt wurde. Meine Reaktion: Gibt es für Fleißarbeit Extrapunkte? Also, wir sind schnell durch und fahren wieder nach Linden. Vorher erfährt Stephan im Treppenhaus vom Kubus, dass er wohl abgesetzt wurde und zumindest nicht mehr stellvertretender Wahlleiter bei der Europawahl ist, sondern eine Andere die Stelle übernommen hat. Stephan macht mich darauf aufmerksam, dass die Fußballer für Reisefreiheit demonstrieren.

Unsere Gespräche am Kuchentresen vom Rossi belustigen den Mitarbeiter, wie Stephan uns erklären will, dass man 2 Stücke bzw. 6 sind es in unserem Fall nicht durch 3 teilen könne und besser wäre es, wenn er gleich eines essen würde. Ich sage, „dass kannst Du ja auf der Gartentoilette machen, heimlich essen und dann mümmelnd wieder kommen“. Natürlich kaufe ich einen Keks extra, nur für mich. Ist auch klar. Ich habe eben diese Verhungerungsängste und bei mir ist es medizinisch und total was anderes und verständlich. Ich habe zur Feier des Tages meinen unpraktischen Wassermelonenkorb dabei.

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Auf den Weg in den Garten gehen mir diese Lokaltpatrioten gehörig auf den Sack mit ihren „Hannover“ und 96 Bekenner-T-Shirts, schlimmer als St. Pauli oder genauso so schlimm. Die haben alle das Gehirn an der Garderobe abgegeben, wenn man mich fragt.  Hirnlose Mitläufer. Ich bin intolerant und sage zu Stephan, dass wäre ganz einfach bei einer neuen Partnerwahl, weil die würde ich alle schon mal ausmustern und dann fallen ca. 75% der Heteros schon mal weg. Ich meine, ich überlege ernsthaft, wenn der Typ total nett wäre und er steht auf Fußball und merke, ne, geht nicht. Auf dem Fünfzigsten neulich trug ein Typ (Sozialarbeiter von Beruf oder Jugendarbeiter) ein T-Shirt mit „Gelsenkirchen, Nordkurve“ und ich dachte, es sei ein Witz, aber Humor und Fußball gehen nicht zusammen und er erklärte den Vereinswechsel vor 26 Jahren und die bewusste Entscheidung und die Unzufriedenheit mit Gazprom als jetzigen Sponsor. Ich dachte nur, Wahnsinn, langweilige Geschichte und sind alle scheiße von Müllermilch bis sonst wo hin. Gerade Putin braucht jetzt unsere Solidarität, wo alle auf ihm rumhacken und sich einig sind.

Paare, die sind nur aus Gewohnheit zusammen sind. Das ist traurig. Trennung kommt nicht in Frage, weil man das nicht macht und es auch nur so kennt. Nicht, dass Trennung die Leute per se glücklicher macht…., aber ohne Liebe für einander zusammen bleiben und alles ist abgestorben und kalt, das finde ich grausam und schlimm. Es ist ein verschwendetes Leben. Dann muss man eben lernen neu zu lieben, den Partner oder einen anderen.

Wir kommen im Garten an und Reggae-Musik schallt dezent aus der Anlage. Der Nachbar, der sich noch nicht mal den Namen richtig merken kann, will einen Schlüssel für das Stromhäuschen borgen. Dafür ist G. zu schlau.

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Es ist ein herrlicher Tag, wir haben genug zu essen,

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betrachten die Pflanzen. Die schönen Blumen und die Misteln, die aus dem Stamm wachsen werden dokumentiert:

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Ich pose etwas mit Yoga.

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Mein Pilz wird in den Baum gehängt und G. ist zuversichtlich, dass er genutzt wird.

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Die seien pfiffig und schauen erst mal ein paar Tage und dann wird sich was ergeben. Die Frösche haben es mir angetan, aber wenn ich mehrfach aufquieke, wenn sie ins Wasser springen. Es sind bestimmt 15-20 Stück in dem kleinen Teich. Ich muss an Froschkönig denken…

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G. hat eine Artischockenzucht, was ich sehr befürworte und Cranberries, die im Gefrierschrank waren um Frost zu simulieren und Vieles mehr z.B. einen Baum, den die Japaner auch abnehmen würden.

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Das Nachbargrundstück, auf dem mein Bauhaushäuschen stehen könnte.

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Nach mehreren Stunden verabschieden wir uns und radeln nach Hause. Wir nehmen diesmal den Ausgang „KB“ Richtung Schulenburger Landstraße, direkt am Stöbertreff.

Ich weiß, warum ich das Rad nur an sonnigen Sonntagen benutze. Mein Hintern und Schritt tun weh und das Anfahren nach dem Abbremsen ist eine kleine Qual. Das Fahrrad ist kein Sprinter und nicht zum Bremsen gebaut tröste ich mich. An der Ampel Königsworther Platz lassen wir eine Ampelphase durch und ich überzeuge mich davon, dass man am Ende der Allee die grüne Kuppel sieht, wie Michi meinte und das stimmt. Schon ganz schön cool eine schnurgerade Straße zwischen Schloss und Sommerresidenz zu bauen. Gefällt mir.

Valentin ist zuhause auf den AB, der sich für das Osterpaket bedankt. Was hat ihnen am besten gefallen, wird er von seiner Mutter gefragt. Die Schokoladeneier und das Fußballbuch und natürlich auch das gebastelte Buch. Brav sagt er alles auf. Ich bin zu müde für eine Rückantwort. Diese freie Natur macht mich fertig. Ganz schön dekadent komme ich mir vor. Stephan schimpft mit mir, dass ich Kindern vor Ostern schon Schoko-Eier schicke….

Ich bastele noch schnell zwei Vogelunterkünfte aus Resten und Heißkleber. Stephan meint bei dem ersten, aus einer weißen Milchflasche aus Plastik, aber jetzt mit goldenem Dach aus einer Kekspackung und stoffbezogen (Brauntöne), hätte ich das Loch zu groß geschnitten. Da habe ich dann noch gelbe Mayonnaise-Verschlüsse in Blumenform (Schweizer Thomy, essen wir sehr viel) herum geklebt um es wieder kleiner zu machen. Das andere ist oben ein Füllhorn aus Korb, was ich auf dem Rückweg vom Sperrmüll in der Haasemannstraße eingesammelt habe und darunter einen Frommage Blanc -Verpackung, aber ohne den Deckel, also luft- und lichtdurchlässig und nur abgedeckt durch das Spitzdach des Korbgeflechts.

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Ich habe sie nebeneinander an die Hausfassade Richtung Garten unter die Wintergartenfenster gehängt und Stephan hat schon mal prophylaktisch geschimpft wegen des Vogelkotes. Ich bin allerdings skeptisch, ob es überhaupt soweit kommen wird und wäre darüber erfreut. Es sind ja nur Hausangebote, quasi Musterhäuser. Ich will noch ein „professionelles Häuschen“ basteln, was dann wohl erst nächstes Jahr zum Einsatz kommen wird. Ein Dach aus Pillenblistern statt Schindeln ist mir in den Sinn gekommen.

Wie ein quängeliges Kind, ich will einen Teich, ich will Frösche oder ein Aquarium. Ne, lieber Teich, aber dann müsste ich ja in den Garten gehen um was davon zu haben und da gehe ich nicht rein.

Fernsehen geht noch. Hader und ein anderer österreichischer Kabarettist, Halbperser wie er von sich behauptete und so sah er auch aus, der so schon sagte: „Sex? Habe ich alles durch. Alle Techniken, die man alleine machen kann“. Fand ich gut. Dann war noch Alfons, der so schön umständlich eine Frau auf dem Markt fragt: „Wen  fin den Sie attraktiveer? A) einen französischen Reporter oder B)…“ und die Frau unterbricht ihn: „B“. Dann zu einem Typen um die Ende 50: „Um die Schönheit einer Frau auszudrücken werden Tiervergleiche benutzt mit einem Reh oder einer Gazell. Wenn Sie an ihre Frau denken, welches Tier kommt Ihnen in den Sinn?“ Antwort, wie aus der Pistole geschossen „Pottwal“. Eine Rentnerin aus Hamburg vermute ich, war auch geil: „Männeer, die attraktiv sind, weerden mit Adonis verglichen? Wer ist dieseer Adonis?“ Und sie: „der hat ein Restaurang bei mir um die Ecke“. „Die Deutschen bekommen zu wenig Kinder. Wenn man ihnen eine Prämie anbieten würde z.B. einen Toaster oder eine Woche Premiere?“ und die Asifrau: „Dafür kriecht doch keiner ein Kind“. Er wieder: „oder 2 Wochen Premiere oder 1 Jahr“ und sie dann „na ja, gut für 1 Jahr!.“ Wo findet er diese Menschen? Auf Wochenmärkten in Norddeutschland halt. Ich glaube, es ist überwiegend Hamburg. Ein Rentner, der sagt „wegen der Schwulen“ wären es zu wenig Kinder, da gebe es immer mehr von, auch in der Politik und die Bundeskanzlerin sei auch lesbisch. „Sie von der Presse haben auch keine Ahnung.“

Die Georgs aus Hannover für England

05.04. Auf zur Goldenen Hochzeit meiner Schwiegereltern im kleinen Kreis. „Erwarte das Beste“ steht auf meinem Teebeutelanhänger. Das soll mein Motto des Tages sein. Ich habe die große Tasche gepackt , die mir mein Paps mal geschenkt hat von einer Messe, schön schwarz-weiß und die schönen Maschinenteile, die darauf zu sehen sing. Ich muss den Bus etwas aufhalten für meinen Mann und der Fahrer ist wieder so schön lakonisch, dass es eine wahre Freude ist. Ich habe eine Schwäche für Busfahrer. So souverän wir sie vorne hinten den großen Fensterscheibe in die Welt blicken und alle im Überblick haben und nichts kann sie aus der Ruhe bringen, meist haben sie noch einen guten Spruch drauf, zumindest die heimischen. Ich genieße es am Lindener-Markt-Gewusel aus sicherer Distanz und inkognito im Bus vorbeizufahren. In der S-Bahn lese genüsslich „Tante Jolesch“. Nachdem wir hier umgestiegen sind, diese Station ist heute noch Programm und sie ist superhässlich, aber irgendwie sehe ich sie heute mit anderen Augen.

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Im letzten Kapitel von „Tante Jolesch“ geht es um jüdische Emigranten aus Österreich und ein Zitat von Ödön von Howarth, der sich in Zürich an einen dort beheimatetet Freund wendet und wissen will: „Bei euch hier ist alles so entsetzlich sauber? Woher nehmt ihr eigentlich die Kultur?“ Ich liebe dieses Buch, was mir meine Freundin Claudia geschenkt hat und kann immer wieder darin lesen. Es ist mein „Grand Budapest“ in Buchform. Das Zitat muss ich meiner Schwägerin vorlesen. In Kirchrode angekommen kaufen wir Brot bei Frau Gaues und anschließend entdecke ich einen tollen Schreibwarenkiosk und kaufe ein Papier-Ei, von dem ich dachte, die werden nicht mehr hergestellt. Das Motiv mit der Hühnerfamilie, die Mutter am Herd, der kleine Bruder ist frech und die Tochter hat einen Stoffhasen als Spielzeug, gefällt mir zu gut. Eine versteckte Hausarztpraxis, idyllisch wie ein Gartenhäuschen, vor dieser Seite habe ich mich dem Laden noch nie genähert.

Beim Tropeano werden Gläser poliert und Besteck und außer uns sind keine Gäste da. Das bleibt auch so. Wir essen und beraten bei der Essensauswahl. Der Konfirmand wählt die Ochsenbäckchen mit den Selleriestreifen, frittiert „gesund Pommes“ wie er es kommentiert und es schmeckt ihm nicht. Dafür gibt es einen neuen Witz: „er stellt gerade seine Ernährung um….Kekse von rechts nach links.“

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Irgendwie vergeht die Zeit wie im Flug und wir sind verspätet und lassen unseren Führer an den Herrenhäuser Gärten warten, während wir uns durch den Verkehr quälen und an den roten Ampeln geht der Blutdruck immer nach oben, zumindest bei entsprechender Veranlagung. Die Landbevölkerung stellt am Aegi fest, dass man hier nicht Rad fahren würde in der Großstadt und Auto fahren auch nicht und das U-Bahn-System sei auch verwirrend und man würde sich nicht auskennen. Das ist eine Frau, Mitte 70, die ihr ganzes Leben ca. 20-30 km außerhalb von Hannover gelebt hat. Fremde, unverständliche Welten. Michi schenkt meinen Schwiegereltern formvollendet ein Buch und gratuliert. Ich habe das Gefühl, dass mein Buch nur so mäßig angekommen ist, aber ich habe es auch nur so lapidar wie eine Speisekarte auf den Tisch gelegt und auch noch die Überraschung mit Herrenhausen verraten (schlechte Schwiegertochter, halt nur gut gemeint kommt da öfter unterm Strich bei raus). An der Übersichtstafel mischt sich ein Junge „von oben“ ein und gibt eine Antwort auf die Frage, wie groß ein Ar sei.

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Ich lerne von unserem Freund Neues über die Barockgärten, die damals keine Blumen enthielten, sondern nur die Ornamente aus Buchsbaum und die konisch geschnittenen Bäume und dazwischen bunten Kies, der mal mit Tonscherben und mal mit Kohle versetzt wurde. Wir schauen uns das Ganze von oben an und hier kann man die Motive und Muster erkennen, wie im Petersdom von der Empore das Fußbodenmosaik. Der Durchgang durch einen Seiteneingang und den Gift Shop ist schon sehr peinlich. Da gebe ich unserem Führer Recht. Eine türkische Braut lässt sich mit theatralischem Ausdruck an einer der Gittertüren fotografieren. Der Bräutigam ist weit und breit nicht zu sehen. Ich tue es ihr nach.

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Ich mag aber die Niki de St Phalle Grote, auch wenn die Alte esoterisch war und einen Sockenschuss hatte, was man auch merkt. Trotzdem. Ich stehe zu der Verbindung von ihr zu Hannover und manche Stilelemente sprechen mich an und für bunt bin ich ja auch zu haben.

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Und der blaue Elefant mit dem Springbrunnen aus dem Rüssel und dem Nabel gefällt mir heute besonders.

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Die Gärten sind in ihren ursprünglichen Form noch erhalten (zumindest zum Teil), weil man sich lange Zeit nicht dafür interessiert hat. Ich stelle fest, dass dies immer ein Garant für die Erhaltung ist, wenn man Dinge einfach liegen lässt. Hinter den Hecken wurden Gemüsegärten angelegt zur Selbstversorgung.

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Wir schauen uns das Theater an. Die Goldfiguren haben zum Teil hinten etwas Bürzel oder Schwanz um das animalische zu betonen.

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Heute ist der ehemalige große Saal gegenüber der Orangerie geöffnet, den wir alle nicht kennen und er hat tolle Wandbemalungen, aber vor allem sehr schönen, verschlungenen Deckenstuck. Hier stehen Büsten römischer Kaiser auf Sockel an den Wänden. Leibniz hatte wohl auch den Auftrag einen Stammbaum der Welfen zu fertigen, der eine Verwandtschaft mit den römischen Kaisern nachweisen sollte und er wusste wohl , was er seinen Auftraggebern schuldig war.

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Füße gibt es auch:

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Die Welfen wurden irgendwann Kurfürsten und haben dann ca. 130 Jahre lang, wenn ich mir das richtig gemerkt habe, die englischen Thronnachfolger bestimmt. Das waren immer die Georgs ab Georg dem ersten und dann vier oder fünf Mal.

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Es fängt an zu regnen und wir gehen zum Abschied Kaffee trinken im Schlosscafé oder wie das heißt. Ich wundere mich immer, auf was die Menschen so achten. Bei meinem Schwiegervater und seinem Bruder ist in jeder Gastronomie am Wichtigste, dass die aneinandergestellten Tische eine Kante bilden und man das mit Bierdeckeln hätte besser machen können.

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Es hat gefallen, glaube ich zumindest, das kann ich nicht genau sagen an diesem Tag, weil Gefühle nicht so durchbrechen. Es wurde jedenfalls festgestellt, toll, was wir da haben und was man gar nicht so kennt.. Ich mag Else, die Frau vom Dorf, die geduldig über die Frage, Handabwasch oder Geschirrspülmaschine mitredet, aber auch andere Interessen hat. Sie fragt Michi, ob das eine neue Züchtung Goldlack sei in dem einen Beet. Überhaupt kommen die schönen Bepflanzungen gut an, so farblich abgestimmt und schräg gepflanzt.

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Ein Brunnen, den wir heute das erste Mal sehen. Alte Figuren reiten auf Schildkröten oder Delfinen, neu in Szene gesetzt.

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Dann heißt es Abschied nehmen und wir werden bedauert, dass wir Bahn fahren müssen und kein Auto haben, unser Bedauern richtet sich aber an die, die mit ihren Karren jetzt aufs Land zurück fahren müssen. Ist doch eigentlich schön so. Mit Dankbarkeit stelle ich fest, was ich für einen liebevollen und romantischen Mann ich habe, so im Vergleich, der mich viel anfasst und zum Ausdruck bringt, wie sehr er mich liebt, statt auf die Bemerkung, dass heute ein wichtiger Tag sei zu sagen, „na ja, geht so“. Die Frau Beck, die Bedienung hatte gesagt, dass es heutzutage die wenigsten auf 50 Jahre bringen würden, die meistens nur 2 oder 3, oder sie würden gar nicht erst anfangen damit. Ich hätte einen guten Mann bekommen, meint Else. Ich muss ihr zustimmen. Wir seien das perfekte Paar, sagt ihre Tochter und ich frage mich, woher die das weiß, die kennt uns gar nicht. Ich muss allerdings die Einladung für morgen, die bei der Verabschiedung nebenbei ausgesprochen wird, ausschlagen, weil wir andere Pläne haben. Meine Schwägerin unterstützt mich und ist auch der Meinung, wer Besuch will, muss das artikulieren und auch bei Zeiten einladen und kann nicht damit rechnen, dass Leute einfach so kommen, weil sie nichts anderes vor haben. Ich fahre viel lieber Bahn und bin unter Menschen. Wir gehen weitestgehend vom Regen verschont zu Kaufhof einkaufen und treiben uns lange in der Lebensmittelabteilung herum und kaufen viele überflüssige Dinge, weil es uns Spaß macht. Wir treffen die Bedienung vom Marktkaffee und ich stelle fest, dass wir lange nicht mehr da waren und was es hier alles gibt. Kren, fein gerieben, in der Tube, natürlich mit einer österreichischen Flagge an der Seite und Koriander, auch in der Tube, außerdem Marillenmarmelade von Stauds, sogar mit den Sammelmotiven oben drauf. Ich komme mir dämlich vor, warum exportieren wir die noch per Flieger aus Wien? Die Picknick-Brote werden lecker u.a. habe ich Pastrami eingekauft und Erdnüsse in der Schale, weil man im Garten so schön krümeln kann. Zuhause gibt es erst mal einen Tee mit frischer Minze und Zitrone und Honig. Köstlich, auch der Joghurt aus Österreich mit Amarena-Geschmack mag ich. Der Einkauf hat sich schon mal gelohnt.

Den Regen mögen die Pflanzen. Man kommt abends nach Hause und hat den Eindruck, dass die Blätter an den Bäumen im Garten ca. 1/3 größer sind als morgens, als man das Haus verlassen hat.

Wir schauen eine Folge „Parks and Recreation“, eine Serie, die Michi empfohlen hat und ich finde sie sehr lustig.  Die städtische Mitarbeiterin Frau, die ein spielendes 4-5 jähriges Kind im Sandkasten interviewt, nachdem sie sich vorgestellt hat „are you a) having very much fun und enjoying yourself a lot or b) having some fun and a little enjoyment or c) not enjoying yourself at all and no fun“ und beschließt dann „I guess we can take a). Dann heißt es „drunken person in the slide“ und sie muss mit einem Besen helfen. Um vor 22 Uhr gebe ich allerdings auf.