06.04. Werde schon um Viertel nach 6 wach. Immer noch Nebel draußen. Allerdings bereits um 8:45 lässt sich die Sonne blicken und da kommt Freude und Unternehmungslust bei mir auf.
Das Sonntagsfahrzeug, mein Adler, der mit der Karre von Willem Dafoe in „Grand Budapest“ konkurrieren kann, nur ohne Motor wird auf dem Keller gehievt.
Ich will eigentlich den Kubus ausfallen lassen, weil wir es nicht pünktlich zu Veras Eröffnungsrede schaffen und ich es dann gleich lassen will, aber Stephan überredet mich. Die Ausstellung ist gut besucht und dekorativ, aber nichts was einen vom Hocker reißt. Mehrfach versuchen plumpe Fotografen mich ungefragt abzulichten, was ich durch Zigzagmanöver zu umgehen weiß. Ohne zu fragen und dann ganz auf blöd, da steh ich leider gar nicht drauf.
Vera zeigt uns den Jahresring eines Baumes, der feinsäuberlich herausgearbeitet und an die Wand gehängt wurde. Meine Reaktion: Gibt es für Fleißarbeit Extrapunkte? Also, wir sind schnell durch und fahren wieder nach Linden. Vorher erfährt Stephan im Treppenhaus vom Kubus, dass er wohl abgesetzt wurde und zumindest nicht mehr stellvertretender Wahlleiter bei der Europawahl ist, sondern eine Andere die Stelle übernommen hat. Stephan macht mich darauf aufmerksam, dass die Fußballer für Reisefreiheit demonstrieren.
Unsere Gespräche am Kuchentresen vom Rossi belustigen den Mitarbeiter, wie Stephan uns erklären will, dass man 2 Stücke bzw. 6 sind es in unserem Fall nicht durch 3 teilen könne und besser wäre es, wenn er gleich eines essen würde. Ich sage, „dass kannst Du ja auf der Gartentoilette machen, heimlich essen und dann mümmelnd wieder kommen“. Natürlich kaufe ich einen Keks extra, nur für mich. Ist auch klar. Ich habe eben diese Verhungerungsängste und bei mir ist es medizinisch und total was anderes und verständlich. Ich habe zur Feier des Tages meinen unpraktischen Wassermelonenkorb dabei.
Auf den Weg in den Garten gehen mir diese Lokaltpatrioten gehörig auf den Sack mit ihren „Hannover“ und 96 Bekenner-T-Shirts, schlimmer als St. Pauli oder genauso so schlimm. Die haben alle das Gehirn an der Garderobe abgegeben, wenn man mich fragt. Hirnlose Mitläufer. Ich bin intolerant und sage zu Stephan, dass wäre ganz einfach bei einer neuen Partnerwahl, weil die würde ich alle schon mal ausmustern und dann fallen ca. 75% der Heteros schon mal weg. Ich meine, ich überlege ernsthaft, wenn der Typ total nett wäre und er steht auf Fußball und merke, ne, geht nicht. Auf dem Fünfzigsten neulich trug ein Typ (Sozialarbeiter von Beruf oder Jugendarbeiter) ein T-Shirt mit „Gelsenkirchen, Nordkurve“ und ich dachte, es sei ein Witz, aber Humor und Fußball gehen nicht zusammen und er erklärte den Vereinswechsel vor 26 Jahren und die bewusste Entscheidung und die Unzufriedenheit mit Gazprom als jetzigen Sponsor. Ich dachte nur, Wahnsinn, langweilige Geschichte und sind alle scheiße von Müllermilch bis sonst wo hin. Gerade Putin braucht jetzt unsere Solidarität, wo alle auf ihm rumhacken und sich einig sind.
Paare, die sind nur aus Gewohnheit zusammen sind. Das ist traurig. Trennung kommt nicht in Frage, weil man das nicht macht und es auch nur so kennt. Nicht, dass Trennung die Leute per se glücklicher macht…., aber ohne Liebe für einander zusammen bleiben und alles ist abgestorben und kalt, das finde ich grausam und schlimm. Es ist ein verschwendetes Leben. Dann muss man eben lernen neu zu lieben, den Partner oder einen anderen.
Wir kommen im Garten an und Reggae-Musik schallt dezent aus der Anlage. Der Nachbar, der sich noch nicht mal den Namen richtig merken kann, will einen Schlüssel für das Stromhäuschen borgen. Dafür ist G. zu schlau.
Es ist ein herrlicher Tag, wir haben genug zu essen,
betrachten die Pflanzen. Die schönen Blumen und die Misteln, die aus dem Stamm wachsen werden dokumentiert:
Ich pose etwas mit Yoga.
Mein Pilz wird in den Baum gehängt und G. ist zuversichtlich, dass er genutzt wird.
Die seien pfiffig und schauen erst mal ein paar Tage und dann wird sich was ergeben. Die Frösche haben es mir angetan, aber wenn ich mehrfach aufquieke, wenn sie ins Wasser springen. Es sind bestimmt 15-20 Stück in dem kleinen Teich. Ich muss an Froschkönig denken…
G. hat eine Artischockenzucht, was ich sehr befürworte und Cranberries, die im Gefrierschrank waren um Frost zu simulieren und Vieles mehr z.B. einen Baum, den die Japaner auch abnehmen würden.
Das Nachbargrundstück, auf dem mein Bauhaushäuschen stehen könnte.
Nach mehreren Stunden verabschieden wir uns und radeln nach Hause. Wir nehmen diesmal den Ausgang „KB“ Richtung Schulenburger Landstraße, direkt am Stöbertreff.
Ich weiß, warum ich das Rad nur an sonnigen Sonntagen benutze. Mein Hintern und Schritt tun weh und das Anfahren nach dem Abbremsen ist eine kleine Qual. Das Fahrrad ist kein Sprinter und nicht zum Bremsen gebaut tröste ich mich. An der Ampel Königsworther Platz lassen wir eine Ampelphase durch und ich überzeuge mich davon, dass man am Ende der Allee die grüne Kuppel sieht, wie Michi meinte und das stimmt. Schon ganz schön cool eine schnurgerade Straße zwischen Schloss und Sommerresidenz zu bauen. Gefällt mir.
Valentin ist zuhause auf den AB, der sich für das Osterpaket bedankt. Was hat ihnen am besten gefallen, wird er von seiner Mutter gefragt. Die Schokoladeneier und das Fußballbuch und natürlich auch das gebastelte Buch. Brav sagt er alles auf. Ich bin zu müde für eine Rückantwort. Diese freie Natur macht mich fertig. Ganz schön dekadent komme ich mir vor. Stephan schimpft mit mir, dass ich Kindern vor Ostern schon Schoko-Eier schicke….
Ich bastele noch schnell zwei Vogelunterkünfte aus Resten und Heißkleber. Stephan meint bei dem ersten, aus einer weißen Milchflasche aus Plastik, aber jetzt mit goldenem Dach aus einer Kekspackung und stoffbezogen (Brauntöne), hätte ich das Loch zu groß geschnitten. Da habe ich dann noch gelbe Mayonnaise-Verschlüsse in Blumenform (Schweizer Thomy, essen wir sehr viel) herum geklebt um es wieder kleiner zu machen. Das andere ist oben ein Füllhorn aus Korb, was ich auf dem Rückweg vom Sperrmüll in der Haasemannstraße eingesammelt habe und darunter einen Frommage Blanc -Verpackung, aber ohne den Deckel, also luft- und lichtdurchlässig und nur abgedeckt durch das Spitzdach des Korbgeflechts.
Ich habe sie nebeneinander an die Hausfassade Richtung Garten unter die Wintergartenfenster gehängt und Stephan hat schon mal prophylaktisch geschimpft wegen des Vogelkotes. Ich bin allerdings skeptisch, ob es überhaupt soweit kommen wird und wäre darüber erfreut. Es sind ja nur Hausangebote, quasi Musterhäuser. Ich will noch ein „professionelles Häuschen“ basteln, was dann wohl erst nächstes Jahr zum Einsatz kommen wird. Ein Dach aus Pillenblistern statt Schindeln ist mir in den Sinn gekommen.
Wie ein quängeliges Kind, ich will einen Teich, ich will Frösche oder ein Aquarium. Ne, lieber Teich, aber dann müsste ich ja in den Garten gehen um was davon zu haben und da gehe ich nicht rein.
Fernsehen geht noch. Hader und ein anderer österreichischer Kabarettist, Halbperser wie er von sich behauptete und so sah er auch aus, der so schon sagte: „Sex? Habe ich alles durch. Alle Techniken, die man alleine machen kann“. Fand ich gut. Dann war noch Alfons, der so schön umständlich eine Frau auf dem Markt fragt: „Wen fin den Sie attraktiveer? A) einen französischen Reporter oder B)…“ und die Frau unterbricht ihn: „B“. Dann zu einem Typen um die Ende 50: „Um die Schönheit einer Frau auszudrücken werden Tiervergleiche benutzt mit einem Reh oder einer Gazell. Wenn Sie an ihre Frau denken, welches Tier kommt Ihnen in den Sinn?“ Antwort, wie aus der Pistole geschossen „Pottwal“. Eine Rentnerin aus Hamburg vermute ich, war auch geil: „Männeer, die attraktiv sind, weerden mit Adonis verglichen? Wer ist dieseer Adonis?“ Und sie: „der hat ein Restaurang bei mir um die Ecke“. „Die Deutschen bekommen zu wenig Kinder. Wenn man ihnen eine Prämie anbieten würde z.B. einen Toaster oder eine Woche Premiere?“ und die Asifrau: „Dafür kriecht doch keiner ein Kind“. Er wieder: „oder 2 Wochen Premiere oder 1 Jahr“ und sie dann „na ja, gut für 1 Jahr!.“ Wo findet er diese Menschen? Auf Wochenmärkten in Norddeutschland halt. Ich glaube, es ist überwiegend Hamburg. Ein Rentner, der sagt „wegen der Schwulen“ wären es zu wenig Kinder, da gebe es immer mehr von, auch in der Politik und die Bundeskanzlerin sei auch lesbisch. „Sie von der Presse haben auch keine Ahnung.“