Archiv für den Monat: März 2014

Lickringen

03.03.2014 Mein Betreuer lebt über seine finanziellen Verhältnisse. 2 Autos, 1 Motorrad. Das sei Teil der Krankheit. In der Selbsthilfegruppe „bipolare Störung“ würden alle dasselbe erzählen. Er nimmt einen Hausfrauenkredit auf um mehrere andere Kredite abzulösen, die teilweise zinsfrei waren. Es ist alles wenig durchdacht. Ablauf im privaten Bereich: Freundin, engagiert sich ganz doll, ist mehrfach auch mit bei mir, er zieht nach Hameln zu ihr, Schluss, wurde ihm alles zu viel. Dann wieder Hannover. Jetzt die Neue, es wird geheiratet. Ich sage ihm, auch das wirke sehr chaotisch auf mich. Muss das denn sein, heiraten? Das kann so viele Probleme bringen und Schulden. Er will Verbindlichkeit und Stabilisierung und erhofft sich das durch die Heirat. Dann hat man ja den Schwur geleistet und dann ist da auch jemand, wenn man nach Hause kommt und man sorgt füreinander. Weiß nicht, ob das so klappt. Habe eher meine Zweifel. Ich denke umgekehrt, die Verbindlichkeit muss da sein und dann kann man es krönen mit Heirat und nicht hoffen, dass die Verbindlichkeit kommt durch die Heirat. Natürlich scheitern auch Ehen, bei denen die Paare schon 5 Jahre zusammen gelebt haben. Es gibt keine Garantie, aber so scheinen mir die Vorzeichen sehr ungewiss, durch das Probewohnen hat man immerhin schon mal ausprobiert, ob das klappt. Sie zieht her aus einem anderen Bundesland, man kennt sich erst einige Monate und hat noch nie zusammen gelebt. Sie braucht erst mal einen Job, ob ich da was weiß. Zur Hochzeit wünschen sie sich Geld. Ne, klar. Mir kommen die Unwägbarkeiten halt sehr groß vor und der Trauschein hält doch keinen…

Nachmittags fahre ich zu meiner dementen Betreuten. Der Perso ist fertig. Bürgeramt Ricklingen. Schön ist das nicht.

Alle Arten von Kunst Voltaire

Im Gebäude drin und vor dem Amt ist die Bücherei. Das ist ein Paralleluniversum. Da arbeiten Frauen drin, die eine trägt Kopftuch. Alles ist schön dekoriert und hergerichtet, aber es wirkt wie aus einer anderen Zeit. Wer braucht das noch? Gut, meine Freundin Claudia ist Fürsprecherin der Bücherei. Sie leiht sich Filme und Bücher für den E-reader und die löschen sich selbsttätig und mal braucht sie nicht zurück bringen. Ich war verwundert, dass die Mitgliedschaft Geld kostet. Ich kenne so was nur als Studentin und da war das immer umsonst. Meiner Betreuten hatte sie die Zugangsdaten für die Internetfreischaltung des Ausweises geschickt. Das zerreiße ich vor Ort. Wir hatten „nein“ angekreuzt und die ist schlimm dement. Warum bekommt sie das dann zugeschickt, will ich wissen. Ja, Vollmacht liegt Bürgeramt Ricklingen vor. Ich habe das Theater mitgemacht, brauche aber keine Vollmacht als Betreuerin, bin gesetzliche Vertretung, auch egal. Wieder zurück zu meiner Betreuten, vorbei an so was:

eigenartiges Bild

Hier laufen die Karnevalsumzüge im Fernseher. Das Tierheim in Mainz stellt sich gerade vor. Wir schauen etwas zusammen fernsehen. Die Nachbarin will wieder putzen, aber meine sagt, es sei sauber genug und will das Geld lieber in der Kneipe ausgeben. Da kann die Betreuerin auch nichts machen. Wir sprechen vor der Nachbarin über den Schwerbehindertenausweis mit Wertmarke und Begleitperson. Ich sage meiner, sie kann auch mal jemanden, der gerade eine Fahrkarte kauft ansprechen und sagen: wenn ich mich mit einhaken darf, fahren Sie umsonst. Begleitperson kann jeder sein. Sie ist der Freifahrschein sozusagen.

Meine Betreute, der es so schlecht geht, dass sie sich in die Klinik einweisen lassen wollte und der ich einen  Hausbesuch angeboten habe und die oft an Suizid denkt, wohnt gleich um die Ecke und direkt neben einem Tischler und Bestatter. Das ist mein nächster Termin. Die Wohnung ist klein und steckt voller Geschmacklosigkeiten und Esoterik, lila, dazu Kerzen und ein großer flacher Fernseher mit Spielekonsole daneben. „Ich, unverbesserlich Teil 2“ liegt auf dem kleinen Tisch auf einem Stapel mit DVDs. Der erste Teil sei besser gewesen.

Auf dem Rückweg wundere ich mich über die Zeitungsüberschrift: „Krieg in Europa“. Was wollen sie denn dann schreiben, wenn es so weit ist/kommt?

Beim Sport stelle ich in der Umkleide vor, dass es wohl eine neue Disse gibt, einen Klub, den ich nicht kenne. Die Balletttante, die mit ihrer Tochter gekünstelt Englisch spricht, sagt einer anderen Teilnehmerin, die jetzt zur Grace-Lehrerin avanciert ist, dass sie wohl beide im Kristallclub gewesen seien. Die Angesprochene hat das nicht bemerkt und stellt fest, dass das nicht für ihren Zustand sprechen würde. Sie hätte zu viele Bier getrunken und sei dann auch schon um 3 nach Hause gegangen. Die Tanzlehrerin daraufhin: was so früh und die Tochter, die bei ihr in der Klasse ist ergänzt, Mama ist erst gegen Viertel vor acht nach Hause gekommen. Ich dachte schon, die übernachtet woanders und verrollte die Augen. Ich will mal wieder tanzen gehen und bin nicht am Puls der Zeit. Blöd eigentlich. Jetzt versuche ich herauszufinden, wo dieser Club ist. Auf meine Recherchen schreibt mir der Nachbar, Scholvinstraße, aber Steintorviertel ist nun nicht meine Welt. Vielleicht würde ich edn Club dann auch doof finde, wenn ich ihn finde. Will eine freakige Glocksee für Erwachsene oder Ü-40 Glocksee halt. Das gibt es nicht.

Abends nach dem Essen (es gibt alten Broccoli mit Wiener Wurst, Knoblauch, Zwiebeln, Chili in Sahne, das Ganze setzt an, weil ich weggehe, schmeckt dann aber erstaunlich köstlich) und kurz vor 23 Uhr verkündet mir mein Mann, dass Mats gleich brennt. Ein Freund von uns macht japanische Keramik, in diesem Fall wohl Buchstaben, die sich auf Messen total gut verkaufen lassen, in einem Ofen, der im Freien mit Holz betrieben und auf 1000 Grad hochgeheizt wird und das die ganze Nacht durch. Stephan will sich das Spektakel ansehen. Ich bin zu müde, aber das ist bestimmt interessant.

04.03. Betreuter, der sich selten meldet hat Termin. Es geht um Verlängerung der Rente. Er trete auf der Stelle und es würde ihm so gehen, wie zur Zeit der Einrichtung der Betreuung, außer dass er nicht mehr spielt. Auf Nachfrage: besser ging es ihm nur als er den 1 Euro Job in der MHH hatte. Ich greife zum Hörer und er hat nächste Woche dort einen Termin. Die 1 Euro Jobs gibt es nicht mehr, aber er ist jetzt auch Rentner. Kurzes Telefonat, große Wirkung. Schlechtes Gewissen, weil ich nicht aktiv geworden bin trotz Gesundheitssorge. Er hätte sich auch rühren können. Ich rede da offen drüber und wir stellen fest, dass jetzt vielleicht auch genau die richtige Zeit war und es passte ja auch einfach alles. Es ist, wie es ist.

Mittags Kantine

Kantine Gulasch

und entspannte Runde mit meinem Mann in der Stadt bei schönem Wetter. Kalorienreduzierte Fudge-Torte und Karamell-Schoko-Shortbread von Balzac. Oh Man, der Zucker. Komme nicht los von dem Zeug. Stephan bekommt nach meinem Tod meine Oberschenkelknochen. Ich will das verfügen, dass sie entfernt und präpariert werden. So gekreuzt würden sie cool ausschauen. Meine Oma, der ich nachschlage, hatte 2 künstliche Hüftgelenke. Das würde die Knochen natürlich versauen. Solange der Schwabbel da ist, mag er mehrere Teile an mir, aber von dem was übrig bleibt, mag er die Oberschenkelknochen, allerdings mag er die auch lieber mit Stoff, also Haut bezogen. Da lassen sie sich besser streicheln als so Knochen.

Am Schwarzen Bären reitet mich die gute Laune und ich fahre Schuss herunter zum neu gestalteten Glocksee-Ufer. Es gefällt mir und die Menschen sitzen draußen, die Uferpromenade ist schön und es lässt sich herrlich Rad fahren. Als ich beim Tanzkurs in der Glocksee damals (die alten Szenehengste mit Frauen nahmen zu der Zeit Privattanzunterricht und wir waren dabei und haben Lindyhop und Tango und alles mögliche gemacht) gefragt habe, ob einer von der Dagegenfraktion sich denn die Umbaupläne mal angeschaut hat, gab es einen Aufschrei der Entrüstung. Ich reaktionäres Biest, dass ich überhaupt erwägen kann, da nicht dagegen zu sein. Es werden Bäume gefällt. Es wurde vor allem Gift aus der Erde rausgegraben (da kann ja wohl keiner was dagegen haben) und dann kann man anhand dieses Projekts schön feststellen, dass nicht alles Stuttgart 21 ist und der dortige Schloßgarten. Hier war es doch eher Gestrüpp was entfernt wurde (und keine alten, ehrwürdigen Platanen) und jetzt sieht es leider geil aus. Die neuen Terrassen und die Gestaltung machte einfach Sinn und ist viel schöner und auch nutzbarer als früher.  Da haben die ewig Gestrigen sich wohl mal geirrt.

Nachmittags der Erbfall mit der schwierigen Schwester. Darlehen des Bruders, meines Mandanten, die nicht schriftlich waren und für die Topzinsen zugesagt wurden per SMS werden bestritten. Kurz vor Einigung bzw. mittendrin Anwaltswechsel. Die Anwältin ruft jetzt an und will ihr Geld und ich bin etwas hämisch. Jetzt kann sie mal sehen, wie es meinem Mandanten geht mit dem Biest. Wir bieten ihr noch etwas mehr Geld und hoffen sie aus der Reserve zu locken. Mein Mandant will die Sache abschließen.  Sport, heute gibt es Wiener Würste und Kartoffel-Topinambur-Püree. Lecker. Nachtisch nur ein paar Grüne Tee Madelaines. Früh ins Bett. Morgen wird stressig.

Stephan beruhigt einen Freund, dass er keine Angst haben muss. Wir werden uns nie trennen. Ein gemeinsamer Freund hat sich wohl gerade getrennt und spricht auch nicht darüber. Das was er gerne anderen unterstellt. Der Freund, den Stephan beruhigt, überlegt sich auch Betreuungen zu machen. Ob ich dann die Klageverfahren machen könnte. Stephan sagt, eher nein, aber selber fragen. Das ist langwierig und macht sie in ihren eigenen Fällen, bei denen aber fortlaufend Geld rein kommt durch die Betreuung. Gute Antwort.

05.03. Werde schön früh wach. Die Betreute mit der ich mich treffe geht mir mit ihrer nörgelnden und unzufriedenen und zugleich fordernden Art auf die Nerven. Sie macht mir schlechte Laune. Sie hatte mich gestern angerufen, wann wir uns treffen würden. Das habe ich ihr geschrieben, welche Bahn, wo treffen usw. aber sie hat meine Post nicht aufgemacht. Ne, klar sage ich. Dann kann ich ihr meinen Brief ja auch vorlesen. Aber wäre grds. schon sinnvoll, wenn sie Briefe von mir zumindest aufmachen würde. Der Termin ist um 9 Uhr. Bahn fährt um 8:29 Uhr. Ob das nicht etwas spät sei, wandte sie ein. Ich hatte vorgeschlagen, dass wir uns um 8:20 Uhr treffen, am Gleis bei den Rolltreppen. Sie kommt von der anderen Seite. Ja, aber ich kaufe erst die Fahrtkarte, wenn sie da ist, weil ich sonst nicht fahren muss. Sie: wir müssten auf der anderen Seite aussteigen. Ich sage, nein. Da wo wir uns treffen ist auch das richtige Ende der Bahn beim Aussteigen. Die Bahn fährt an der Zielstation ein und wir müssen hinten raus.

So zur Vorgeschichte. Um 8:10 Uhr stehe ich am Gleis. Sie ist nicht da um 8:20, sondern kommt um 8:25. Ich kaufe das Ticket. Sie will trotzdem hinten einsteigen, weil vorne sei ihr zu voll. Ob ich mich nicht setzen wolle mit meinen Taschen. Nein, aber sie will sich setzen. Die Bahn hat 6 Minuten Verspätung. Ob es mich stört, wenn sie die Kopfhörer drin lässt. Nein (es ist eine Entlastung, das sage ich nicht). Wir kommen um 8:50 Uhr an und müssen erst mal den ganzen Bahnsteig entlang gehen. Sie bleibt zurück, dreht eine, muss eine rauchen. Wir kommen an und sitzen im Wartezimmer. Sie muss zum Fenster, das Fenster aufreißen. Nach weniger als 10 Minuten (es sind 2-3 Stunden für den Termin seitens der Klinik anberaumt) sagt sie den Satz, den ich nicht hören wollte: „Warum dauert das so lang und wir waren schon zu spät da“. Ich raste etwas was: wir waren um 9:03 Uhr da, die Bahn hatte 6 Minuten Verspätung und wären Sie um 8:20 Uhr dagewesen, hätten wir die Bahn davor nehmen können. Jetzt warten wir weniger als 10 Minuten und schon ist Ihre Geduld verbraucht? Die Ärztin kommt und will sich alleine mit der Betreuten unterhalten. Ich hinterlasse meine Handynummer und gehe auf eine andere Station zu einem Paralleltermin, den ich mir gelegt habe. Es geht um die Dauerpatientin und ihre Entlassung. Sie ist total gut drauf, wenn sie mehrere Male die Spritze bekommen hat und mag mich total gerne, fasst mich viel an. Die Dinge die sie sagt, wenn es um die Zeit nach der Entlassung geht, gefallen mir z.T. nicht. Manchmal würde die Klingel nicht gehen. Das hängt damit zusammen, dass die Müllmänner die Hoftür kaputt gemacht haben. Ich sage, hallo, sie wohnen im Erdgeschoss. Ich können Sie mich gar nicht überhören, wenn ich zu ihnen will, weil ich von der Straße aus gegen die Scheibe klopfen kann. Das sei ihr peinlich. Ich glaube, sie will uns dezent wieder darauf vorbereiten, dass sie Helfer nicht reinlassen wird. Nach dem Lückentermin gehe ich zurück ins ärztliche Sekretariat und bitte die Frau sich zu erkundigen, ob meine Anwesenheit noch erforderlich sei, weil ich dann sonst gehen würde. Ich soll bleiben, sie kämen gleich. Im Wartezimmer der psychiatrischen Klinik habe ich die Idee mit meiner einen Gymnastiklehrerin und mir eine kleine Choreographie einzustudieren. Ich übernehme den lustigen Teil und sie die Ballettmaus und wir machen so Hebeübungen, wie diese Männer, bei denen der eine doppelt so groß ist wie der anderen. Außerdem lese ich Fokus, einen Artikel über Hormone und Geo. Hier einen tollen Artikel über Nacktmulche. Die sind hässlich, haben aber die tollsten Körper, wie die Wissenschaft jetzt entdeckt hat. Er kommt mit 1/3 der Sauerstoffmenge aus gegenüber vergleichbaren Nagern, bekommt keinen Krebs, weil die Zellen zu locker sind, das das irgendwie nicht geht und das Rückgrat wächst während der Schwangerschaft. Einziges Säugetier was in Kolonien von 120-140 Tieren zusammenlebt mit einer Königin, die den gesamten Nachwuchs zeugt. Dann kommt meine mit der Ärztin. Jetzt muss der andere Arzt noch mal ran. Darf ich denn gehen? Sie sagt, ich soll bleiben. Sie wisse nicht, ob sie zur Station zurück findet und auch wegen der Straßenbahnfahrt. Das sei so schrecklich gewesen. Ich sage, wir hatten doch sogar Sitzplätze. Es habe so gewackelt, dass sie fast kotzen musste. Ich warte. Auf dem Weg zur Station korrigiert sie mich sogar als ich eine kleine Kurve laufen, einen Umweg von 2 Meter. Klar weiß sie wo es hingeht. Jetzt geht es um die Wohnung, die sich wechseln will. Die Hausverwaltung tut nichts, die Nachbarn sind asozial. Sie will sich aber nicht verschlechtern und irgendwo am Rande der Stadt landen. Ich sage, ich glaube sie würde sich verschlechtern. Sie  wohnt in der List, in einer sehr beliebten, schicken Gegend mit Balkon, Nachbarn gibt es überall und es war immer leise als ich da war und das Treppenhaus war auch nicht dreckig, wie sie behauptet. Ja, der Müll würde auch zwei Mal die Woche abgeholt, aber sie wundere sich, dass das Ordnungsamt da noch nicht gekommen sei, weil da Mülltüten vor der Tür lagern würden. Sie schnippt die Zigarette weg, ist griesgrämig und es entstellt, so ein missmutiger, miesepetriger Gesichtsausdruck. Ich freue mich als sie in der Bahn wieder die Kopfhörer rein macht. Ich unterbreche sie nur kurz bevor sie sich die Dinger rein macht um ihr anzubieten, dass ich gleich ihre Fahrkarte mitnehmen und einreichen könne wegen Erstattung (weil das ist ihr super wichtig). Sie gibt sie mir und sagt, ich müsse sie aber vorzeigen, wenn jetzt noch eine Kontrolle stattfinden würde. Ne, die habe ich dann vorher gegessen, sage ich. Einmal muss sie schmunzeln. Sie bedankt sich und ich freue mich, dass ich gehen kann. Sie ist mit sich selber gestraft. Ich lese schön Tante Jolesch.

Richtig genervt bin ich von Auto mit Verstärkern im Motor, die gerade z.B. im Tunnel, der zum Gericht führt Vollgas geben müssen, dass mir fast die Ohren abfallen. Kriegen die dabei eine Erektion, frage ich mich, aber eher, kann das nicht einer verbieten.

Ich gönne mit einer Runde „Winter Tschüss Verkauf“ im Fairkaufhaus und werde fündig. Ostersachen für meine Schwiegermutter und Bücher und Nostalgiepapiereier zum Befüllen mit Motiven der Hasenschule für Freunde mit Kindern, Bast in metallic braun für die japanische Bindung und 30 % reduzierte Winterware bei den Damen. Einen spitzenmäßige Persianerhut in braun (Fellmützen gibt es ja wie Sand am Meer, aber das ist mal was anderes). Der Hammer. An der Kasse rätsele ich etwas, wo hinten ist, weil das Schrägband innen an ca. 20 Stellen aneinander genäht ist. Die blöde Kuh von Verkäuferin will mir erklären als sei ich ein Hutneugeborenes, wie man erkennt wo hinten ist in einem Hut, angeblich die Naht im Futter. So schlau wäre ich auch gewesen, aber das ist nicht die Lösung. Das würde bei diesem Modell gar keinen Sinn ergeben. Solche vermeintlichen Expertentipps kann ich besonders gut leiden. Dann finde ich noch ein magentafarbenes Wollkleid mit Ledergürtel, langärmelig sowie ein ganz herrliche, britisch anmutende Wollweste, die ich niemals waschen werde.

Ich stelle fest, es gibt zwei Sorten von Käufern im Fairkaufhaus, Hartz IV-Empfänger und reiche Schnäppchenjäger. Die einen kaufen Teller, Untertasse und Tasse (hässliches Dekor) für 50 Cent die Garnitur und der andere eine alte Kupfergießkanne, die dort unter nostalgisch fällt mit einer sehr langen, filigranen Tülle  (schönes Teil) für 15,- €. Es ist wie auf Usedom damals. Man erkennt die Ossis und Wessis auf einen Blick. Von diesen ganzen Profieinkäufern hat aber kein einziger eine Tüte oder Tasche selber dabei. 9 vor mir, 10 vor mir, alle, alle in den diversen Schlangen brauchen eine Tüte. Geht doch nicht und ja bitte doch. Die muss aus politischen Gründen 50 Cent kosten oder besser 1 Euro. Es muss doch möglich sein, den Leuten das auszutreiben mit diesem Tütenwahn und sie zu erziehen, dass sie was dabei haben, wenn sie einkaufen gehen.

Mein Messie mit der Räumungsklage kommt. Er hatte mir erst auf Whats App geschrieben wegen einer Klage, die er bekommen hat mit Fristsetzung. Das mache ich kaum und es versaut mir die ganze Sache. Er ist plump vertraulich, Glockseeumfeld und will mir immer ein Fahrrad andrehen, schönes Klapprad, retro. Das wäre doch was. Ich halte ihn auf Abstand, aber merke heute deutlich, dass er mir 1000 mal lieber als Miss Schlechtgelaunt, die alles scheiße findet. Die nervt nur.

Der Wohnungswechsel wirkt therapeutisch. Lobe ihn, zeigt mir Fotos und bedankt sich, dass ich so viel für ihn tue und ihn so entlaste. Klage von Kabel Deutschland haben wir jetzt auch noch und Grundsicherung beantragen statt Wohngeld, aber er hilft mit, holt den Untermietvertrag zurück. Meldet sich um. Will mich einladen, wenn alles fertig ist. Die Mitbewohnerin im Haus, die alleinerziehend ist, ist sehr nett (das hatte er schon mehrfach lobend erwähnt). Sie habe ihm angeboten, dass er ihren Dachboden mit nutzen kann. Da haben sie gemeinsam das Gerümpel von dem Mietnomaden weggeworfen bzw. jetzt einen Sperrmülltermin und er darf dann dort Elektrosachen schrauben und Musik machen und vielleicht streicht er das auch noch. Er weiß jetzt wo es einen Eimer Farbe für 8,- € gibt. Nein, Postfahrrad kann ich nicht auch noch gebrauchen. Habe schon vier Fahrräder und Stress mit meinem Mann deswegen. Gibt mir Tipp wegen des Lackproblems mit dem Alder. Mit Terpentin abreiben und dann mit Klarlack versiegeln, das Fahrrad. 2 Schichten, dann rostet es nicht und die Patina bleibt erhalten.

Nach dem Termin und vor dem Sport muss ich noch ein Schokoladencroissant mir einverleiben. Zucker und Kohlehydrate haben mich fest im Griff.

Beim Sport stelle ich im Schulterstand fest, dass es ausschaut, als würde ich mit meinem Venushügel (so heißt das glaube ich, dieser Teil des weiblichen Körpers) atmen können. Der üppige und weiche Bauch hängt salopp in mehreren Rollen nach unten, aber ich kann immerhin mit allen Atmen. Außerdem stelle ich eine interessante Perspektive fest. „Kindposition“, die Entspannungsposition oder Blatt oder was das alles heißt, wenn ich mit dem Oberkörper auf den Oberschenkeln liege und die Beine sind angewinkelt und der Kopf liegt auf dem Boden und ich schaue nach hinten durch die Beine hindurch. Das sieht genauso aus wie der Blick aus einem Mäuseloch von innen. Hinten vor der Wand liegen meine Socken am dem Boden. Das gefällt mir, diese Perspektive.

Abends gibt es Pellkartoffel mit Graukäse und Kümmel aus Wien und saurer Sahne und scharfer Paprika und warme Käsebrote. Ich schaue der Bachelor und Stephan stellt fest, der Typ sollte mehr Fernsehabende mit den Frauen absolvieren statt Dates vor atemberaubender Kulisse. Das lenkt nur ab und beim ersteren lernt man sich besser kennen. Es geht bei uns um die Frage, welche Reise wir anlässlich des fünfzigsten Geburtstages meines Mannes ansteuern. London mal zu einer warmen Jahreszeit im Mai/Juni und bei Helligkeit, wäre verlockend, andererseits habe ich gesagt, wenn es jetzt vorbei ist haben wir deutlich zu viel London und zu wenig Paris in der Bilanz und denk doch nur an die Falafel, die wir dort gegessen haben und die Buttercroissants und überhaupt, es ist Dein Geburtstag, da will ich nicht die Bestimmerin sein, aber….Wir fahren jetzt 5 Nächte nach Paris. Juhu.

06.03. Ich liebe den Nebel. Alles sieht so schön geheimnisvoll aus. Ich habe einen Termin in der Hamburger Allee für Neuanträge. Meine Betreute bekommt jetzt Rente. Ich bekomme im Wartezimmer Komplimente auf mein Outfit. Die Begleiterin des Mannes sagt, ich sehe immer gut aus. Ich kenne sie vom Sehen aus Linden. Sie hat eine Zwillingsschwester. Ich lese zu meiner Freude, dass es einen neuen Wes Anderson Film gibt und freue mich total. Zu meinem Erstaunen taucht meine unvorteilhafte Betreute auch auf. Der Perso ist 2010 schon abgelaufen und ich muss mehrfach ihren Redefluss unterbrechen und bin auch genervt von ihr. Wieder im Büro wird mir klar, dass die Umstellung schwieriger wird als gedacht, weil die erste Rente erst Ende April eingeht und die Miete aber vorher gezahlt werden muss und auch Geld zum Leben.

Mit dem Insolvenzverfahren und dem Konto halten die Schwierigkeiten an. Die Freigabeerklärung, die vom Insolvenzverwalter abgegeben wurde, reicht der Sparkasse nicht. Das Konto muss aus dem Massebeschlag herausgenommen werden. Ich sehe das schon schief gehen und bin genervt.

Im Boca hatten sie einen Wasserschaden und wissen nicht, ob sie heute Abend öffnen können. Ich verzichte auf den Tisch (das sei ganz lieb, nächstes Mal geben sie einen aus). Wir schauen uns Schillers Räuber an im Ballhof 2.

In meiner Demenzsache wird wegen Untreue gegen die ehrenamtliche Vorbetreuerin ermittelt. Ich sage der Polizistin, dass ich mich normalerweise auf mein Aussageverweigerungsrecht berufen würde, aber in dieser Sache ein Verfolgungsinteresse hätte im Sinne meiner Betreuten, weil die ganz genervt ist von der Frau, die ihr als ehrenamtliche Betreuerin vermeintlich Geld sparen, sie dann aber gegen ihren Willen ins Heim stecken wollte. Immer wieder vergewissert sie sich, dass Frau M doch nichts mehr zu sagen hätte und sagte, dass Frau M sie deckeln wollte. Also ich fände es gut, wenn die blöde Kuh, die mir den Schlüssel für die Wohnung nicht geben wollte nach dem Betreuerwechsel und meine war im Krankenhaus und konnte nicht nach Hause, wenn die eins auf den Deckel bekommt.

Die Hauptmeldung des Nachmittags lautet, dass Herr Maßregelvollzug Morgen nach Mohringen verlegt wird. Sie werden nicht mehr mit ihm fertig und der bedroht das Personal und den Oberarzt. Ich sage, dass es durchaus sein kann, dass er mich und auch seinen Strafverteidiger dadurch verliert, aber das wusste er auch schon vorher. Ich wünsche ihm alles Gute. Mann, aber in der Überzeugung, dass es böse enden wird. Die Selbstzerstörung ist schmerzlich mitzuerleben.

Wir gehen ins Beckmanns Weinhaus und es ist wieder mal superlecker dort. Kalbszunge auf Balsamicolinsen. Ich könnte mich reinsetzen. Leider habe ich den Hauptgang, der die Krönung schlechthin war, Seeteufellasagne in Muschelsud nicht fotografiert. Ich sage zu Stephan, dass ist derselbe Grund warum Männer das mit dem Kondom vergessen. Das Essen kommt und ich bin so aufgeregt bzw. auch geil darauf, dass ich das Ablichten verpeile und dann auch schon die Frau schwanger bzw. ich ohne Nachweis. Die Nachspeise, einmal der Robiola mit Paprika und in süß genau wie das was Claudia in Strassburg hatte Meringen mit Himbeersorbet, aber hier sind Haselnüsse in der süßen Eimasse, noch leckererer dafür zu wenig Sahne. Ich sage nur Creme Chantilly.

Beckmann Zunge Beckmann KäsegangBeckmann Nachtisch Himbeer

Ich trinke einen Liter Sprudel (Theater macht ja durstig). Im Foyer treffen wir die Tochter einer Freundin, die um 15 Uhr Probe hatte und hängen geblieben ist. Sie war auch gerade, wahrscheinlich zeitlich mit uns, in Wien. Ein guter Freund von ihr ist am Burgtheater und sie hat sich dort ein Stück angeschaut und da sei schon eine ganz andere Wertschätzung für Theater vorhanden. Während man hier als Schauspieler schlechter gestellt sei als ein Student bei der Wohnungssuche, muss man in Wien nur das Wort Burgtheater fallen lassen und es macht jede Tür auf, „ach, Sie sind vom Burgtheater, dann können wir auch noch was am Preis machen“ heißt es dann bei der Wohnungssuche. Essen ist nicht so ihr Hobby, so dass wir uns unsere Tipps für Wien ersparen können. Ich spreche das Plakatproblem noch mal an und sie kann jedes Plakat des Schauspielhauses in dem kleineren Format besorgen. Das ist ja mal gut zu wissen.

Die Räuber wird genial umgesetzt mit Geräuschen und Musik, einer einfallsreichen, einfache Kulisse mit der sich sehr viele Szene unterschiedlicher Art darstellen lassen von Schloss des Grafen Moor mit Porträt vom Lieblingssohn im Inneren, über die Sprossenleiter nach oben für die Räuberszene bis hin zu aufgeklappt als Schattenspiel. Die Schauspieler machen fliegenden Wechsel zwischen ihren Rollen, die Kostüme sind genial und die Idee gesprochenes Wort auszukommen, erweist sich als gelungen. Es vereinfacht die Materie und das Wesentliche bleibt übrig und kommt gut rüber. Es ist erstaunlich, wie viel Inhalt man ohne das gesprochene Wort rüber bringen kann. Es wird doch überbewertet. Der kleine Teufel aus Black Rider ist wieder von der Partie und ich steh auf ihn. Er hat großes Talent im Ausdruck und der Bewegung. Oscar Olivo heißt der junge Mann, den ich allerdings nicht stalken werde. Das gehört sich nicht, obwohl ich ihn gerne in meinem Hofstab hätte, so toll wie er sich bewegt und wie er gucken kann. Vorstellen darf ich es mir ja. Offenbar ist Schillers Räuber auch heutzutage ein obligatorischer Schulstoff, alles voller Schüler im Publikum. So dumm wie die Sprüche sind könnte man meinen Hauptschule. Stephan geht noch aus mit einem Freund auf ein Konzert, ich in die Badewanne, es soll gegen meine kalten Füße helfen und vor 10 ins Bett. Bin müde und nicht mehr aufnahmefähig.

07.03. Schön vor 7 wach. Zeit fürs alles Mögliche und mobiles Büro zuhause. Dank google Kalender und der Einträge erledige ich meine ersten Aufträge. Dann fahre ich zu meinem Schützling, der schon wartet. Er isst noch einen Milchreis mit Zimt zum Frühstück. Sein Sohn ist beim Verhör stark geblieben und hat seinen Vater für 9 Gramm Marihuana nicht ans Messer geliefert, die er im Auftrag des leiblichen Vaters gekauft, z.T. schon geraucht und hinter einer Schreibtischschublade versteckt hatte. Der Stiefvater hat das Zimmer des Jugendlichen auseinandergenommen und Schränke auseinandergeschraubt, er hatte es gerochen. Der Jugendliche sperrt sich ins Klo. Nur das Wasserboarden ist ihm erspart geblieben beim Verhör. Der Ex-Junkie von Stiefvater hat meinen dann aufs Glatteis geführt, weil er den Vater gleich hinter dem Drogenkauf vermutet hat und hat einen Trick angewandt und ihm gesagt, sein Sohn habe gestanden und er sagte daraufhin zu seinem Sohn, warum hast Du geplappert, aber er hatte nicht und dann schön mit dem Sohn zur Polizei und jetzt Schöffengericht. Meiner ist schwerbehindert und hat Pflegestufe II, ist auf fremde Hilfe angewiesen und nimmt das THC gegen seine Muskelschmerzen und kann sich selber noch nicht mal einen Joint drehen wegen der Hemiparese. Erst mal dem Gericht klar machen, dass es kein schwerer Fall ist mit Mindeststrafe 1 Jahr. Angeklagt ist nämlich ein besonders schwerer Fall, vergleichbar mit großer Menge oder Abgabe an Minderjährige. Das macht er schon, der Profi, wenn einer es kann, dann er. Wir lassen uns dann vom Strafverteidiger erklären, wie man das straffrei machen kann mit dem Kiffen. Jemand kommt, dreht den Joint und den raucht man. Nichts befindet sich in der Wohnung. Nur Erwerb und Besitz sind unter Strafe gestellt. Ich sage zu meinem, das sei wie der andere Pflegedienst. Er hat Sonntag Geburtstag und wir wollen alle angrillen, ich und der Herr Verteidiger. Wir sehen uns zur Hauptverhandlung wieder. Er wird den Stiefvater ausbremsen, so dass der nicht auch noch mit einem Auftritt als Zeugen auftrumpfen kann.

Ich gehe zur Blutentnahme. Die warten schon auf mich. Eine neue Frau macht das und ich will aber lieber, dass die es macht, die ich schon kenne und bin anti. Sie will wissen, was ich wiege. Genauso viel wie letztes Mal, lautet meine Antwort, weil ich die Frage sinnlos finde. Ob mein Blutdruck immer so niedrig sei (90 zu 60). Nein, meistens ist er im Schulbuchbereich, aber niedriger Blutdruck sei ja nun mal keine Krankheit. Ich werde nach Kreislaufproblemen gefragt und die habe ich zur Zeit tatsächlich, Schwindel beim Yoga zum Beispiel, dass ich mich noch schlechter auf einem Bein halten kann oder das erste Mal in meinem Leben mir vorstellen kann auch mal ohnmächtig zu werden z.B. nach der Badewanne (aber das denke ich mir nur). Dann will sie wissen, wie ich es immer mache, ob ich anrufen würde wegen der Ergebnisse. Ich sage, nee, ich rufe nie an und gehe davon aus, dass man sich bei mir meldet, wenn ich nur noch wenige Wochen zu leben habe. Eine Ärztin in der Nebenkabine macht Ultraschall und widerspricht, dass sie sich nicht melden würden, kommt die Stimme aus dem Off. Ich lehne die Visitenkarte mit Handynummer des Arztes trotzdem ab, so wichtig sei es nicht. Dann werde ich es wohl nicht erfahren. Ich kann eine ganz schöne Arschkrampe sein.

Anschließend kurz ins Büro und dann zur Fachärztin mit der Frau , die wegen ihrer religiösen Eltern heiraten muss. Meine Betreute fragt mich, ob ich ein Taschentuch dabei hätte und will es nicht selber nutzen, sondern dass ich das tue. Ich sage, das sei nur etwas Wasser vom Radfahren und ich bräuchte das nicht. Sie ignoriert meine Worte und nimmt eines aus der Verpackung und will es mir geben. Ich sage, sie soll ihren Sohn erziehen und nicht mich. Vor der Ärztin mache ich viele Witze und sage, wir, die Fachärztin und ich seien die neuen Erziehungsberechtigen und meine solle mal das Bild zeigen. Wir bräuchten jetzt ihr Meinung, ob Hochzeit im Sommer, ja oder nein. Schlimmer als mit den Eltern kann es nicht werden. Der Bruder lebt schon mit einer Deutsch-Polin zusammen und die haben ein Haus gebaut und heiraten erst jetzt. Er darf das, aber bei Frauen müsse man vorsichtig sein. Wenn eine Frau unverheiratet mit einem Mann zusammen lebt, nennen sie es…. sie hält sich die Hand vor den Mund und habe das Wort nicht sagen wollen, aber statt Nutte oder ich überlege was noch Schlimmeres kommen kann für eine Frau, die unverheiratet mit einem Mann zusammen lebt, kommt „europäischer Lebenswandel“. Das ist das schlimmste Schimpfwort. Wahnsinn, wie können die hier leben in dem ganzen Dreck unserer freiheitlichen Kultur? Stattdessen mieten die einen Festsaal an und die ganze Familie und Gemeinde beschließt, wie es gemacht wird und sie ist die Spielpuppe in deren Programm. Wir beschließen, dass es am besten ist die Eltern eine Runde zu verarschen. Bis seine Papiere da sind, dauert es ca. 1 Jahr und in der Zeit macht sie Probebeziehung, so oft wie möglich. Man kann dann immer sagen, man ist ja so gut wie verheiratet, nur die Papiere dauern halt so lange… Er will nicht nur kein Geld und keinen Goldschmuck von ihren Eltern, er will auch keine neuen Kinder mit ihr, sondern ihre Kinder, die sie schon hat, seien dann seine .Das klingt sehr vernünftig und besser als der Primat, der erst mal den Nachwuchs des vorherigen Clanchefs tötet um ihn durch eigenen zu ersetzen. Ich sage zu ihr, es wäre echt mal an der Zeit Glück zu haben mit einem Mann. Morgen kommt der Verfahrensbeistand des ersten Sohnes, der beim leiblichen Vater in Frankfurt wohnt und schaut sich ihre Wohnsituation an. Die Eltern haben alle Möbel auf den Sperrmüll geworfen und durch neue ersetzt. Ich sage, dass sei das letzte was interessiert, ob ein Kratzer im Stuhl sei, aber so ist es nun mal und die Verfahrenspflegerin wünscht sich indisches Essen, vegetarisch. Das wird es geben. Ich wünsch ihr viel Glück und sie lässt meinen Mann grüßen.

Wir machen Mittagstisch und genießen das Wetter. Der Taz- und Stadtkindkolumenschreiber aus Braunschweig ist auch in der Bar und bestellt ein großes Frühstück mit schwarzem Kaffee und einen Getreidemilchkaffee mit Soja und einen Bagel mit Frischkäse und Kochschinken. Was ist für ihn und was für den anderen Typen frage ich mich.

Nachmittags mache ich meinen Schreibtisch leerer und spreche mit dem Kollegen über eine gemeinsame Kollegin, die gerade aus ihrer Kanzlei gemobbt wird und Festkosten von fast 5.000,- € pro Monat erwirtschaften muss. Da sind wir auf der rosa Wolke im Vergleich.

Ich faxe der üstra, wie es ist mit den Monatskartenabos und der Umstellung auf Mobil-S.

Die neue Bahn der üstra, zu der für eine kostenlose Probefahrt eingeladen wird sieht aus wie das uneheliche Kind einer grünen Stadtbahn mit meinem Silberpfeil.

Ich habe mir Kino überlegt für heute Abend, Grand Budapest Hotel oder so ähnlich. Leider läuft OmU zu spät 23:30 Uhr. Eigentlich müsste ich mich auch noch passend zum Film umziehen, etwas rosa mit etwas Zimmermädchen. Das tue ich nicht. Flohmarktbesuch Sonntag vor dem Angrillen bei meinen Schwiegereltern ist gerettet, weil wir am Fischerhof in die S-Bahn steigen können. Es ist Wochenende und meine Laune könnte nicht besser sein. Weil wir Sonntag bei meinen Schwiegereltern sind, auch um meine Schwägerin zu sehen, bin ich jetzt Samstag mit Steffi zum Nähen verabredet nachmittags. Ich schlage vor, nähen und Shoppingqueen gucken. Sie schreibt dann, auf dem Bett vor dem Fernseher Handnäharbeiten verrichten und in den Werbepausen an die Maschine. Klingt traumhaft.

Wie viele Tage wir uns kennen, will mein Mann von mir wissen. 1 Millionen ist mein Tipp, aber ich hatte ja noch nie ein Händchen mit Zahlen.

Am Königsworther Platz Quadrophonie der Feuerwehr. Von allen Seiten kommen die massiven und superlauten Fahrzeuge angebraust, aus Linden, aus der Innenstadt und der Nordstadt. Ich habe Schwierigkeiten den Lärm zu orten, d.h. die Richtung. Irgendwo muss richtig was passiert sein und ein Zweijährigen aus dem Puky-Laufrad ist außer sich vor Freude. Das ist auch ein bisschen wie in dem Stück aus Wien, die Geschichte vom Anfang von der Schauspielerin, die zu spät zum Auftritt kommt und völlig abgehetzt und außer sich gar nicht merkt, dass die Kollegen nicht auf der Bühne sind. Die Vorstellung ist wegen des Todes des Hauptdarstellers abgesagt worden und sie ist erst mal froh und erleichtert.

Ich esse eine Tüte Aschanti (gebrannte, dragierte Erdnüsse) aus einem Supermarkt in Wien und finde sie leckerer als die teure Zotter-Nuss-Pralinen, die das 5 fache kosten. Schon die Verpackung ist herrlich und meine gedanklichen Parispläne wanken wieder, weil ich denke, ich muss wieder nächsten Monat nach Wien, kleine Sardellendosen und Aschanti kaufen. Dazu gibt es Fritz ohne Zucker und etwas Ben und Jerrys Eis. Hinter uns einen Gruppe männlicher Studenten, die so tun als sei es ein Fernsehabend bei ihnen zuhause und ein Laberproblem haben, auch als der Film schon läuft. Bei so was könnte ich ausrasten. Der Film ist schön und das Staraufgebot beachtlich. Tilda Swinton als reiche Oma ist super, aber auch Jeff Goldblum als Notar mit einem sehr schönen, gefärbten grau-.schwarzen Brat und mit einer buschigen Katze wie meiner. Dann Willem Dafoe als Bösewicht mit einem alten Motorrad, ähnlich cool wie mein Adlerfahrrad. Die Kostüme sind toll und die Kulissen auch. Das alte Grandhotel früher mit Luxus, Hutkoffern und Liftboy und heute mit DDR Charme und vielen Verbotsschildern. Der Film ist weniger eine Liebesgeschichte wie Moonrise Kingdom, sondern eher ein politischer Film, der die Symbolik des dritten Reiches sehr schön einfängt und stilisiert zeigt, so dass jeder versteht, was gemeint ist. Dann die Anspielung auf Wien mit Meinls, die Konditorei. Die Hauptfigur, der jetzige Eigentümer des Hotels hat als Lobby Boy angefangen. Er sieht aus wie ein Inder und hat riesige, braune Augen. Von seinem Lehrmeister, Gustave, lernt er, was wichtig ist in so einer Stellung, unsichtbar sein, aber dennoch stets in Reichweite und vor allem Diskretion, weil die Gäste dem Personal ihre Geheimnisse anvertrauen. Er nennt ihn Zero, weil das bei der Einstellungsbefragung durch Gustave seinen beruflichen Erfahrungen, seiner Schulbildung und seiner Familie entspricht. Es wird viel in alpiner Kulisse gedreht. Die Gondeln sind kleine Spielzeuggondeln, mit Postkartenbildern drin. So eine habe ich mal beim Skifahren im Skigebiet St. Moritz vor Jahren gekauft und hole sie nach dem Film gleich heraus. Sie hängt jetzt zwischen der Tomatenpflanze in unserem Wintergarten. Der Film zeigt nicht nur den Untergang der mondänen Zeit, sondern auch den politischen Wandel, der alles umgekrempelt hat. Polizeiliche Kontrollen der Flüchtlings mit seinem Chef im Zug. Bei der ersten geht nach einer Runde verprügelt werden alles gut aus. Edward Norton, der Chef der Polizei kennt Gustave, weil er ihn unterhalten halt als Jungen im Hotel, während seine Eltern dort Urlaub gemacht haben und stellt eine Durchreiseerlaubnis für Zero aus, sagt aber auch schon, dass es zukünftige Probleme damit geben kann. Seine Männer müssen sich bei den beiden entschuldigen. Dann nach der Machtübernahme ohne Happy End. Gustave lässt die Mutter des Polizeichefs grüßen, die er sehr verehrt. Er ist überhaupt der Unterhalter der alten Damen im Hotel, der ihnen beisteht, ein Ohr für ihre Sorgen und Probleme hat und ihnen sagt, wenn der Nagellack nicht passt und sie auch glücklich macht. Über Tilda Swinton, die verstorben ist und ihn als Erben einsetzt, sagt er Zero, sie war ne Granate im Bett. Der ist geschockt. Sie war 84. Die Familie der Verstorbenen sieht Gustave als Erbschleicher an und schwul sei er auch noch, hoffentlich habe er die Mutter nicht angerührt. Er dazu: ich schlafe mit allen meinen Freunden. Edward Norton trägt übrigens einen ganzen tollen, grauen Persianermantel. Lustig ist der Orden der gekreuzten Schlüssel oder so ähnlich. Gustav bricht u.a. mit einem großartigen Harvey Keitel (viel nackter Oberkörper) aus dem Gefängnis aus und braucht Hilfe. Harvey Keitel hat den Fluchtplan gezeichnet und bekommt dafür Komplimente von Gustav für sein Zeichentalent. Diese kann er nicht nachvollziehen, was das soll. Er ist echter Gangster im Sinne der Räuber und bringt Menschen um als Beruf. Außerdem hat er ca. 20 sehr schlechte Tätowierungen, die seinen gesamten Oberkörper verzieren. Gustav hingegen setzt seine bisherigen Tätigkeiten fort und serviert den Brei im Gefängnis mit einem Rollwagen. Herrliche Sträflingskleidung, Etagenbetten. „Hey, Sie, der mit der großen Narbe im Gesicht. Etwas Brei gefällig?“ Den würzt er ihm dann liebevoll mit etwas Salz. Das rettet sie dann in einer späteren Situation. Von draußen bekommt er Meinl Süßigkeiten, die sie mit dem Rasiermesser untereinander teilen. Wie bei uns!! Nach der Flucht ruft Gustav den Concierge eines anderen Grandhotels an, gespielt von Bill Murray und es folgt eine Kette von Anrufen. Sie haben einen Geheimbund gegründet und sind untereinander organisiert. Ich wusste es immer schon, schon seit den Kaffeehäusern in Wien, das dem so ist. Die Ober in Wien folgen denselben Regeln und Lebensmaximen wie die Hotelangestellten, nur dass es nicht mit Übernachtungen ist und es gibt sie noch. Sie haben die Connections, wie man einen Ecktisch am Donnerstag in einem bestimmten, angesagten Restaurant bekommt oder Karten für ein ausverkauftes Bühnenstück. Sie haben die Macht. Die Liebesgeschichte von Zero und Agatha nur am Rande. Agatha, die in der Zuckerbäckerei Meinl arbeitet und die Feilen in die Küchlein hinein tut für den Gefängnisausbruch, die so schön dekoriert sind und unschuldig ausschauen, dass sie nicht zur Kontrolle durchgehackt werden. Sie und ihr Kind sind nach zwei Jahren Ehe an der preußischen Grippe gestorben, einer Krankheit, die heute in 6 Tagen zu behandeln ist, erzählt Zero und auch das ist ja viel Zeitgeschichte, nur dass der Name ein anderer war. Spanische Grippe oder so. Man fragt sich wie ein Mann aus Texas oder wo stammt der Wes Anderson her, so gut europäische Bilder zeichnen und Geschichten erzählen kann. Ganz schön viel Wien und K & K Monarchie für einen Amerikaner. Das ist als würde ich auf einmal gut Kabuki Theater spielen können.

Wir schauen kurz bei Gut e.V. vorbei, aber statt rauschender Party, ist es wie eine Privatparty der Betreiber. Zu viel Klientel vom Lindener Marktkaffee, die ich täglich sehe, Musik zu Funk, Räume schön, aber nach Tanzen ist mir nicht zumute. Gut gefallen mir die doppelt ausklappbaren, riesigen Flügeltüren, die irgendwie dick gepolstert sind und der abgesteppte Bezug ist weiß übermalt. Ehemalige Anwaltskanzlei? Vertraulichkeit? Nach einem Getränk gehen wir wieder. Immerhin haben wir es versucht. Zuhause hält gerade ein Bus vor unserer Tür. Der Fahrer sieht aus wie mein Zero. Auch sehr große Augen, aber größer, eher etwas türkisch, größer, mein Beuteschema also. Er steht auf und beugt sich nach vorne und ich denke, es ist ihm was runtergefallen im Fahrerhäuschen, dann macht er die Tür auf und steigt aus und ich denke: Fahrerwechsel an dieser Stelle. Ich schaue in fragend an und er sagt, ich muss Cola trinken und läuft zum Kiosk. Ich schließe das Hoftor auf. Als er wiederkommt sage ich, ich habe aufgepasst und mein Zero des Abends strahlt mich an.

Es gibt noch weitere Filme auf der Agenda. American Hustle, Dallas Buyers Club und Blue Jasmine. Mal schauen welcher Samstag an der Reihe ist.

Hier die herrlichen rosa Gerbera, die ausschauen wie Kraken und meinem Büro sowie unserem Zuhause Glanz verleihen:

Blume von Gabi

Toxic

25.02. Werde früh wach und mache morgens gleich eine volle Wäschetrommel mit meinen neuen Polyesterblusen vom Humana (ja, das ist Wienerisch. Ich sage nur: schaut grantig drein im RTL). Ich habe echt Lust auf eine liebevoll belegte Käsesemmel von der Kantine des Akademie-Theaters. Ohhh Mei. Ich könnte heulen. Nächstes Mal will ich nach dem Yoga dort hin. Stephan hat wieder Bedenken, ob die öffentlich außerhalb der Vorstellungen. Ich habe keine Bedenken. Ich versuche zu analysieren, warum ich Kaffeehaus so liebe. Klar, ich bin sehr verfressen und bei Meixners können echt besser kochen als ich zum Beispiel, aber das kann nicht alles sein, weil Wasser kann ich ziemlich gut kochen, d.h. z.B. Tee zubereiten nach allen Regeln der Kunst und der Tee schmeckt auch bei mir, aber trotzdem trinke ich ihn lieber im Café Schwarzenberg oder im Café Schoppenhauer. Warum? Es ist die ganze Atmo. Es sind die Ober, die einem das servieren. Heute muss allerdings das Muster vom Steffeldach auf meinen Handschuhen genügen um mich an all das zu erinnern.

Ich bekomme eine heftige Nachzahlung vom Finanzamt. Freue mich aber tatsächlich mehr darüber, dass sie Stephan das Geld für die erste Perücke erstatten wollen. Das war echt eine Frechheit, das Teil. Passte auf keinen Kinderkopf, der reinste Sondermüll. Wir haben eine zweite gekauft und ich den Schatz überredet, das bestellte Teil für 4,10 € zurück zu schicken. Aus Prinzip. Nachmittags schreibt mir der Steuerberater, was er seiner Haftpflicht gemeldet hat. Ist immer Umsatzsteuernachzahlung, die dann zu Einkommenssteuernachzahlung führt und dann ist ein Teil des Gewonnen wieder weg. Ich merke, dass mich diese Zahlen gar nicht interessieren. Gottseidank mache ich meine Arbeit gerne, zumindest die Betreuungen, um die es bei dieser Sache ja auch geht. Das andere ist bedrucktes Papier. Gut, von der Summe will ich mir eine Beteiligung bei Urbanek kaufen.

Ich fahre zu meinem Termin, Hilfeplanung. Erst mal nach Alten. Im Zug ein total schwuler Typ, der Handy spricht: „Ich habe die Küche aufgeräumt und im Wohnzimmer, Flur und Schlafzimmer gesaugt. Da muss nur noch der Abwasch gemacht werden. Die Töpfe. Das schaffe ich erst Morgen. Habe heute Abend eine Vorstandssitzung. ….Kann ich nicht genießen. Ich sitze die ganze Zeit am Schreibtisch (Anm.: wir fahren Zug bei herrlichstem Sonnenschein). Bist Du sicher, dass Du 10.0000 bei der Region beantragt hast? Ich würde mehr bei der Klosterkammer beantragen. Die haben einen extra Fonds im Kinder- und Jugendbereich…“ I love it. Irgendwie sieht dieses an den Gleisen geparkte Fahrzeug nach einer Filmszene aus.

Auto zwischen Bahnlinien 2

Mit dem Bus durchs Dorf. Man ist das deprimierend hier. Lauter moderne, hässliche Bauteile, ich kriege das Fürchten. Ich steige eine Station zu früh aus und komme genau pünktlich an. Ich treffe meine Betreute vor dem Eingang und frage sie, wie es Freitag war. Sie sagt, sie habe Schlaftabletten genommen. Ich: nein, ich meinte die Wohnheimbesichtigung in der Mellendorfer Straße. Ach so, die sei gut gelaufen. Bin ich unsensibel? Ständig nimmt sie Pillen und meldet es dann. Für das Verständnis ist heute die Sozialarbeiterin aus der Weinstraße da. Die ein ganz sorgenvolles Gesicht macht und immer fragt, wie fühlen Sie sich dabei? Was muss passieren, dass es Ihnen gut geht mit diesem und jenem. Gespräche als Ventil im Vorfeld, schlägt sie vor. Bevor die ganzen Kleinigkeiten wieder zu so was führen. Meine Betreute wird einen Tagesstätte in Lehrte besuchen und hat da Lust drauf und dann mehr Ablenkung und dann eine eigene Wohnung suchen. In meiner Dauerkliniksache, die bald ein Jahr voll hat, soll das ambulant betreute Wohnen nach Aktenlage entschieden werden, sagt mir Frau Verständnisvoll im Anschluss. Ich fahre zurück. Wenn ich weg war, fällt mir der Dialekt wieder stärker auf. Hier sagt man nach einem Satz, einer Erklärung so isoliert als Nachtrag: „deswegen“. Das sage ich selber gerne, weil es so schön dämlich klingt und hatte es mir zugeschrieben, aber isse Dialekt. So wie in Wien: Ohh ja, aber mit einer bestimmten Betonung. Das heißt da: doch, das stimmt. Bekräftigend.

Das Wetter ist eine einzige Freude. Ich habe das Gefühl, alle, jeder Vogel merkt, dass es jetzt nur noch bergauf geht. Frühling und dann der Sommer und Wärme und Licht.

Stephan wartet um 13 Uhr vor dem 11 A und hat eine kleine Zeitung in der Hand. Würde ich normalerweise für die Taz halten, aber die habe ich ja dabei. Ist die Taz II, weil wir derzeit den Nordbayerische Kurier umgeleitet bekommen, weil Detlef im Urlaub ist. Wir gehen zu Mr. Thang, allerdings müssen wir innen sitzen. Für 5,90 € bekomme ich Sushi des Tages und eine Miso-Suppe. Neben uns sitzt eine nervige Tussi. Ihr französisch kommt mir so falsch vor wie die Designertasche, die sie trägt. Sie rückt den Tisch (2 an einander) etwas weg, als wir uns dazu sitzen. Penetranter Ausschnitt und ganz penetrante Tonlage, sie tätschelt immer die Hand des Typen, der ihr gegenüber sitzt so wie ein Hund am Baum markiert. Ich muss an das Stück am Sonntag denken. Toxic. Das hat der Typ immer zu der Frau mit der Nervstimme gesagt: Du bist toxic. Dich kann man nicht genießen. Du bist ungenießbar. Du bist toxic, an Dir würden die Kröten lecken. Mir geht es so, dass das Stück nachwirkt. Direkt im Anschluss war ich überfordert und jetzt kommen nach und nach Sachen hoch. Es wirkt nach. Kaffee gibt es gegenüber in der Bar. Das Mädchen ackert wie blöd und ist alleine und alle wollen was bestellen, mitnehmen, zahlen und als wir gehen kommt noch die Frage: „habt ihr auch Gutscheine“ und ich zu ihr: „Das jetzt auch noch. Schöne Schicht noch“. Davor steht eine Frau hinter mir und sagt: „keine Angst, ich nehme nichts“, weil meine Handtasche da steht. Ich sage ihr, dass ich mein Portemonnaie eh in der Hand habe. Sie hat dann doch was genommen, also bestellt, wie Stephan meint. Das ist norddeutscher Humor. Gefällt mir.  Wir kaufen einen herrlichen Strauß für die Wohnung.

Nachmittags viel Post und abends mal wieder etwas zum Sport. Ich leide und will die ganzen Kuchen aus Wien nicht anfassen (ja, so schlimm ist es). Ich glaube, mein Körper zwingt mich zu einer kleinen Anti-Pilz-Diät ohne Zucker und Weißmehl. Das wird hart, mal schauen, was sich umsetzen lässt und wir es mir dabei geht.

26.02. Morgens erst mal die Arbeiten der Baumbeschneider in Augenschein nehmen. Die Misteln ist der Baum jedenfalls los.

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Wir haben ein gerahmtes an der Fassade. Das Motto gefällt mir schon mal und sollte man sich da nicht geehrt fühlen, dass man auserwählt wurde? Das soll nach Meinung einer Partei wieder weg und ich bin Fürsprecher der Street Art, also wieder von der Querulanten- Messiefraktion. Warum immer alles abmachen? Ist doch schön urban, der Beitrag. Seit wann schadet Silikon dem Putz? Damit sind doch auch die Fenster eingeklebt worden. Es ist wohl eine Galerie in Lehrte oder so, die hier für sich wirbt. Ein Freund konnte das Zeichen in der Ecke mit dem Handy einlesen.

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Die neue Mitarbeiterin des Kollegen schreibt mir eine email, dass die Ärztin aus der Klinik mich in der neuen Betreuungssache um einen Rückruf bittet um „das weitere Vorgehen abzustimmen“. Ich rufe an und erfahre, dass meiner gestern während eines Ausgangs im Hof über die Mauer gestiegen ist und abgehauen. Welches weitere Vorgehen soll ich also abstimmen. Die Mitarbeiterin ist sehr bemüht und will meine Post wegbringen und eine Post abstempeln. Ich lehne ab, mache ich alles selber. Ich hätte viel Post bekommen, ob sie den Stempeln soll. Viel Post? 6 Briefe sind nicht viel Post. Egal.

Meine Kestnerkündigung zu Ende 2014 wurde bestätigt und ich schicke ihnen heute gerne ein Fax in dem ich den Grund angeben: Die Ausstellungen haben mir nicht gefallen. Den Shop, die Konzerte, Katalogen habe ich nicht wahrgenommen.

Mache einen Schriftsatz in der ärgerlichen Stufenklage. Sehr wohl kann das Gericht den Schaden schätzen. Schreibe ich alles schön, nur das Gericht denkt nicht dran.

Dann hole ich mir einen Brei zum Frühstück. Schmeckt nicht so toll. Ich erhalte einen Anruf von der Region wegen Übernahme einer neuen Betreuung. Die ist Jahrgang 85 und gestern aus dem Fenster des Wohnheims gesprungen und jetzt querschnittsgelähmt und liegt im Krankenhaus. Frühere Betreuungen endeten damit, dass sich Betreuer und Betreute nur noch über Anwälte schrieben. Nöö, das klingt nicht so verlockend. Mir reicht mein Ausbüchser und die andere Arbeit.  Ich rufe seine Oma an und spreche der auf den AB. Die Nummer hatte ich von der Ärztin.

Nähe Marktkauf werde ich von einer überzeugenden Transe überholt. Gefällt mir, überholt mich allerdings mit dem alten Klapperrad, hat doch mehr Kraft.  Auf dem Rückweg fahren wir wieder zusammen. Zufall? Macht überzeugend auf dunkelhaarige Tussi, nur die sehr große Nase fällt leicht aus dem Konzept (halt wie bei einer Frau vor der OP).

Erstmalig die Wohnung meiner Betreuten. Ich kannte nur Vorwohnungen. Ja, alles voller Verpackung. 5 Jahre keine Plastikflaschen weggebracht und bei jedem Lidl und Rewe-Einkauf 1-2 Tüten gekauft. Daneben ca. 20 stabilere, große Tasche von Rossmann etc. Stofftaschen in allen Größen. Warum nimmt man die nicht? Warum spart man nicht an Plastiktüten? Warum nimmt man die Plastiktüten nicht als Müllbeutel, sondern auft dafür extra Mülltüten? Muss ich wohl alles nict verstehen. Gottseidank gibt es Wertstoff- und Altpapiertonnen im Hof. Sie hat sich immer gewundert, was da rein soll (bezogen auf den gelben Sack). Da bin ich gerne behilflich. Diese Kinderbons, z.B., Plastikpapiere – gelber Sack, Karton – Altpapier. Da bleibt nichts für den Normalmüll übrig, außer Kaffeesatz und kaputte Plastiktritte. Mache den Altpapiercontainer voll. Bin ein bisschen stolz auf mich. Nachbarn gucken, aber ich bin ganz offensiv freundlich und grüße. Vertrockneter Kranz aus Buchsbaum mit großer Metallschrift „Believe“ an einer Nachbartür. Mache ich nächstes Mal Foto, habe ich vergessen. Man muss auch mal beschreiben können. Über 700 Plastiktüten. Das mögen die Wale nicht, sage ich meiner Betreuten. Über 500 Plastikflaschen und einen Sohn, der einfach nichts macht. Lauter alte Schulsachen von ihm und Fitnessverträge, alles extra, reiche ich ihm rein. Zeichenblöcke für die Kinder, mindestens 7 Stück, er lernt doch jetzt Erzieher, soll er sich zur Arbeit mitnehmen und verschenken. Sein Zimmer besteht aus Bett und großen Müllsäcken, sehr wohnlich. Er hat einen Kumpel zu Besuch, die können nur stehen, weil sonst nirgends Platz ist. Bei einer Kinderjeanshose sage ich, dass ich mal klopfen will, die soll er über ziehen, ob sie ihm noch passt. Altkleider nehme ich mit und schmeiße sie auf dem Rückweg in den Container, der ist auch gleich um die Ecke. Für alles ist gesorgt. Planungsbüro der Modernisierung ist das gute, alte Lindener Baukontor. Die können ruhig kommen und besichtigen, haben eh drei Frauen angekündigt. Wände sind tacko, weiße Tapete und ohne Löcher und das andere stinkt nicht und geht sie auch nichts an. Das sagt Frau A. dazu. Das Natur bewusst 7/8 Physik, Chemie und Biologie-Buch nehme ich mit zum Basteln, da kann ich im Buchbinderkurs so schöne Tüten daraus falten und kleben und es kommt daher nicht in den Container. Praktisch, wenn man so einen vor der Tür stehen hat. Mit blauen Säcken wäre das nicht gegangen. Alleine die Menge und viele Kartons, die wären aufgerissen und geplatzt und ich hätte einen Knall bekommen. Zum Schluss muss ich den zweiten Container „anbrechen“. Zum Glück waren beide leer. Die haben nur auf uns gewartet. Ja, ich drapiere oben eine Kestnerwerbung fürs Foto.

Kestner Altpapier

In 2 Wochen gibt es die Fortsetzung, dann kommt die Rumpelkammer dran und das Wohnzimmer. Das wurde ihr heute auch zu viel, obwohl ich mich gerade warm gelaufen hatte. Sie hatte nassgeschwitzte Haare, damit war ich 20 Mal zum Container gelaufen. Es ist der Psychostress. Der Sohn will vor der Wohnungsbegehung die Küche machen. Sein Wort in Gottes Ohr. Ich wunder mich, wie viel Spaß aufräumen machen kann, wenn es nicht die eigenen Sachen sind. Das Gefühl der Befreiung, etwas geschafft, verändert zu haben. Alles, was so dazu gehört. Jetzt bracht sie nur noch eine Matratze und hat ein Schlafzimmer und muss nicht mehr auf der Wohnzimmercouch hausen. Hier hat sie ein Nest gebaut aus Decken, Kissen und vor allem Verpackung.

Nach der Aktion mache ich früh Feierabend, weil Martin zu Besuch ist. Yoga fällt also die ganze Woche aus. Wir schneiden mein neues Adlerrad aus der Verpackungen heraus und die Jungs schrauben die Pedale dran. Für den Sattel brauchen wir Ricarda. Sie empfiehlt schwarzen Nagellack für den Gepäckträger. Hier gibt es weiße Stellen dort, wo das Gaffa auf dem Lack war. Wir fahren ins Boca. Das ist der neue Laden vom 11 A in der Kriegerstraße. Erst heißt es, keinen Platz, dann dürfen wir am Tresen sitzen. Dort bleiben wir auch, obwohl Tische die ganze Zeit frei geblieben sind. Der Laden ist cool eingerichtet, aber das Konzept will erstmal jedem erklärt werden. Nur ein 3-Gang Menü, Frauen und solche mit Kindern verstehen das oft nicht. Sie wollen dann nur einen Gang. Das muss grds. auch möglich sein. Mit einem Rentnertisch gibt es Probleme und die Bedienung muss Verstärkung holen. Der Opa bleibt beim Gehen in der Tischbeleuchtung hängen. Als der Chef auftaucht, ist die Stimmung zwischen den Mitarbeitern und ihm deutlich angespannt. Das merkt man sofort, dafür wird mehrfach gefragt, ob alles gut gewesen sei. Ja, war es. Mit der vegetarischen Jugendlichen wollen wir Samstag vor dem Theater hier hin statt ins Pio. Ich reserviere für 17:30 Uhr einen Tisch. Dann sitzen wir auch mal bequemer.

Der Adler fährt wie ein Dampfer, sagt Martin. Auf dem Rückweg will ich damit fahren. Am geilsten ist die Sturmklingel, die wie eine Bremse und ein Dynamo funktioniert. Auch der Klang ist toll und ich klingele vor lauter Lebensfreude. Muss mir das abgewöhnen, weil es nervtötend ist. Zuhause gibt es noch etwas Strudel aus Wien. Ich will draufweinen. Mit Martin besprechen wir seine Lisabonreise und einen gemeinsamen Städteurlaub im Sommer nach Berlin oder Paris. Er muss morgen um Viertel vor 8 gehen und wir uns den Wecker stellen, damit wir noch zusammen Kaffee trinken können.

27.02. Gestern war sein Thema Mäuse in der Passarelle (was für ein Wort, eigentlich? Klingt wie eine Pasta-Sorte: ich nehme die Passarelle mit Tomatensoße). Heute steht eine Hygieneprüfung in einem Lebensmittelbetrieb auf dem Plan.

Viele Bürotermine. Viel menschlich Deprimierendes an diesem Tag. Die erste Betreute kommt zu spät und bringt den Plan durcheinander. Sie verteidigt sich, dass sie keinen Missbrauch an ihren Kindern gemacht hat. Nur intensiv auf Genitalhygiene geachtet, 5-Jährigen beaufsichtigt, dass unten herum alles sauber gemacht werde und laut der Jugendeinrichtung den Sohn bis 9 Jahr gestillt. Er habe es gewollt. Sie mussten ihr dann erklären, dass das kein stillen mehr ist, wenn sie keine Milch gibt. Das ist ein schwieriges Thema. Offenbar sind beide Eltern Täter und die Mutter zumindest selber auch Opfer. Ja, sie wünscht sich Liebe und Umarmung von den Kindern und bekommt sich jetzt nicht. Die Kinder machen Therapien und distanzieren sich. Das ist insgesamt eine grausame Situation, in der es nur Opfer gibt. Leider kann meine Betreuten ihren Beitrag nicht richtig einsehen, warum sie die Kinder wegtreibt und was sie stattdessen machen könnte. Wie immer beende ich das Gespräch gegenüber der Jugendeinrichtungsmitarbeiterin mit einem Witz, dass es bald vorbei sei, wenn die 18 werden, dann hätten wir es alle überstanden. Dann erfahre ich, die Tochter ist erst 13, sieht nur aus wie 15. Ich sage, ich weiß nicht, wie sie ausschaut. Habe sie vor etlichen Jahren dort im Haus bei einer Hilfeplanung das letzte Mal gesehen und sonst würde ich die Kinder weder sehen noch duschen. Das fürs Protokoll und duschen wird überbewertet. 2 x die Woche reicht.

Dann der neue Erbfall. Die Mandantin ist total süß. Ihr Mann ist ihr Bevollmächtigter und betont, dass sie in der Werkstatt arbeitet. Insolvenzverfahren hatten sie beide, ihres läuft noch. Der Vater ist gestorben. Das hat sie über die Lebensgefährtin des Vaters mitbekommen, die seine Eltern angerufen hat. Seit 8 Jahren keinen Kontakt, wusste das Geburtsdatum des Vaters nicht. Da war Gewalt im Spiel. Mutter ist 1995 schon verstorben und Schwester ist tödlich verunglückt, Verkehrsunfall als sie 18 war. Da hat sie Schulden geerbt. Ich telefoniere nachmittags mit der Lebensgefährtin, die mich zurück ruft. Sie ist sehr nett und hilfsbereit am Telefon. Das Auto hatte er schon verkauft, weil er nicht mehr fahren konnte. Im Hintergrund bellt ein Hund. Ein Testament hat er nicht gemacht. Das Haus gehört ihr. Sie schickt mir Unterlagen zu.

Mittags zuhause Käsebrot und für abends vorkochen. Schmorgurken gibt es. Mal etwas Gemüse. Dem Kuchen aus Wien kann ich erneut nicht widerstehen und mache auch nur ganz wenig gesüßte Kondensmilch in den Kaffee.

Die Oma des neuen Betreuten, der Stimmen hört ist lustig bzw. ich amüsiere mich über das was sie sagt: Im Januar war er schon mal in der Klinik. Er sagte ihr, „er hätte sich im Marihuana vergriffen“. Er wurde auf eigenen Wunsch entlassen und sie konnte es nicht fassen, sie dachte, sie „laust der Affe“, als die Ärztin ihr das gesagt habe. Auch jetzt hat sie ihm Geld geschickt und wusste nicht, dass er schon wieder ausgebrochen ist. Die früheren Betreuer haben alles das Handtuch geschmissen. Er hat dann wieder was erzählt von zeugen Jehovas und dass ihn jeder in Linden kennen würde. Das sei die Paranoia oder Schizophrenie, den Unterschied würde sie nicht kennen. In Wunstorf raucht er mehr Tabak, weil er den Kiff wohl nicht bekommt. Sie weiß nicht, wo man so was kauft, braucht es auch nicht zu wissen. Dann machen ihr anderen den Vorwurf, die würde die Sucht finanzieren und sie sagt dann,“ mit 10 Euro kann man doch keine Sucht finanzieren“,. Ich frage, wer ihr die Vorwürfe macht. Da seien wohl Freunde. Ob die in der Klinik nur Sucht machen würden. Es würde immer Sucht heißen. Ich sage, ne, die machen auch psychiatrische Erkrankungen und von Marihuana kann man nicht süchtig werden, wie von Alkohol. Man kann auch keine Psychose davon bekommen, es sei denn man hat eine Neigung dazu, dann kommt es dadurch zu einem Schub, dass es dadurch ausgelöst wird. Ach so, endlich würde ihr das einer mal erklären. Sie gibt mir Name, Nummer und Anschrift der Pflegemutter. Da rufe ich nachmittags an. Erst will der Mann wissen um was es geht, ich will das aber seiner Frau persönlich erklären. Die will sich dann auslassen bei mir. Er hätte schon viele Betreuer gehabt, aber die hätten immer aufgegeben, weil er so unzuverlässig sei. Vor 8 Jahren sei er bei ihnen schon ausgezogen und man habe ihn immer eingeladen zu Weihnachten oder zum Geburtstag, zuletzt nicht mehr. Es sei ihr zu viel geworden und sie habe vorgeschlagen, eine Pause zu machen. Er hätte im Gegenzug ihr nicht mal zum Muttertag gratuliert oder so was. Nichts. Er habe auch nur immer bei den Geschenke geschaut, ob Geld dabei sei. Er wollte Bettwäsche, aber die hätte er dann gar nicht abgeholt. Sie kennt auch den Unterschied zwischen Paranoia und Schizophrenie nicht und sagt mir, dass ich einen schweren Job hätte. Sie hätte auch Jura studiert und Betreuungen „durchgemacht“, bestimmt 14 Stück. Wie viele Betreuungen ich denn hätte. Ich sage, mehr als 10 (Anm.: das ist die Grenze zum Berufsbetreuung). Das geht sie nun wirklich einen feuchten Kehricht an, denke ich mir. Er habe das Tafelsilber gestohlen und den Ehering der Mutter, die wäre nach einem Schlaganfall zu ihnen gezogen. Beides musste sie zurück kaufen, unten bei Karstadt. Ich bedanke mich für das Gespräch und denke nur, wie traurig ist das alles. Umso mehr bin ich entschlossen, diesem jungen Mann eine Konstante in seinem Leben zu sein. Ich hasse Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit und habe deswegen nicht nur einmal in meinem Leben Freundschaften aufgekündigt, weil die Parameter nicht stimmen und ich mit so was nichts anfangen kann. Da bin ich rigoros, aber bei einem Betreuten mit einer Krankheit ist das Gegenteil der Fall. Meine Geduld ist endlos.

Elisabeth Taylor schaut heute das Strickzeug aus der Tasche. Was wird das? frage ich, der längste Schal der Welt. Die Handarbeit ist sehr unregelmäßig und in krasser Farbkombi. Ganz viel Dottergelb und dann irgendwelche nicht dazu passenden Farben an einem Ende. Ihre Mutter hat gesagt, da könne man drei Mützen draus machen? Wie soll das denn gehen, wende ich ein. Da muss man doch abketteln. Sie schaut groß. Ja, so die Maschen übereinander ziehen, wenn man aufhören will. Soll das Frau A. mal machen? Die kann das. Sie muss lachen. Ja, die Betreuerin beherrscht die Grundrechenarten des Bastelns.

Nachmittags kommt ein Betreuter schon wieder nicht und will neuen Termin für Morgen. Da kommt er 100%. Als ich das Büro verlasse Richtung Buchbinderkurs läuft mir der Ausbüchser in die Arme. Angesichts meiner wippenden Kopfbedeckung und weil ich ihn auch anstrahle, muss er, der sonst gar ernst drein schaut lächeln.

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Emil, der Junge, der unten bei uns im Haus wohnt hatte auch schon durchs Treppenhaus gerufen: „Was hast Du denn auf dem Kopf? Einen Hubschrauber?“. Ich hatte bejaht und zu meinem Betreuten sage ich: hey, aber nicht jetzt. Wir sind Morgen um 12 verabredet. Ich hätte heute ein langes Gespräch mit seiner Oma geführt und es sei gut, wenn wir uns Morgen mal in Ruhe sprechen könnten. Sei er denen von der Klinik ausgebüchst ? Er habe sich entlassen lassen. Ich sage, beim Hofausgang über en Zaun steigen sei keine reguläre Entlassung. Er sei ja auf freiwilliger Basis dort gewesen und es würde zu wenig zu essen gehen, nur ein paar Scheiben Brot und Tee. Davon würde man krank werden.

Ich mache Buchbinderkurs und nähe mein Familienalbum. Die Füll- bzw. Abstandshalter, die ich gefaltet habe, brauchen wir doch nicht. Das muss jetzt trocknen. Ich mache weiter am Buch meines verstorbenen Betreuten und pfusche etwas bei der japanischen Bindung. Dann mache ich die Rückseite aus dem „Hüpf mein Hütchen“ Spiel-Karton und mache noch aus dem lila Seidenpapier eine kleine Einfassung und eine Aids-Schleife (Impro). Laura erkundigt sich nach meinen zukünftigen Projekten. Nächstes Mal will ich Tüten kleben aus dem Schulbuch. Dann habe ich Geschenkverpackungen mit lustigen Motiven bis an mein Lebensende. Tüten kleben, das sei doch Knastarbeit. Außerdem noch einige Bücher mit neuen Seiten befüllen, die ich dann bebasteln kann. Doch, doch, ich bleibe noch eine Weile. Ich will größere Wurstcollagen machen und Laura schlägt statt eines Buches, ein Libretto, ähh ne Leporello vor, das ist so ein Faltbuch, was man dann auch aufgeklappt schick hinstellen kann. Es macht mir weiterhin Spaß. Diesmal ist eine dabei, die viel redet und von ihren ganzen anderen Kursen auch erzählt, Kaligraphie und Tuschen und was sie alles belegt.

28.02. Heute muss ich schreiben: armes Hannover. So unvorteilhafte Modebloggerinnen. Das kann wohl jede verkrachte Germanistikstudentin, die sich bei H & M und Zara einkleidet von sich behaupten. Peinlich ist das!! Die erste studiert Journalistik und zeigt uns ihre neue Jeansweste (!!!) in XS. Die sieht schlimm aus und wie bei Kik in der Kinderabteilung gekauft. Dazu trägt sie ein lachsfarbenes Sommerkleidchen in mini und schwarze, blickdichte Strumpfhosen und hässliche schwarze Stiefeletten. Insgesamt ein gutes Beispiel für die Kategorie: No-Go. Die Nächste mag es verspielt. Auch hier ist alles schlimm, was sie anhat. Am besten noch die schwarze, glänzende Leggings. Davor warnen dafür die anderen alle, weil alle Konturen sichtbar wären und das wäre unvorteilhaft bei vielen Trägerinnen. Das stimmt ja nun nicht, wenn die Beine trainiert sind, wie bei meiner Freundin Claudi, sieht eine Leggings super aus, außerdem überspielt eine Leggings noch mehr als eine Strumpfhose. Außerdem trägt sie eine hässliche, einfarbig graue Strickmütze, vor der auch seitens der anderen gewarnt wird (Beanie). Dazu ein ganz schlimmes Tuch, Marke Hermes Fake, schwarz mit großen, goldenen Ketten. Dazu einen verspiegelte Sonnenbrille, die man höchstens im alpinen Bereich oder zu einer Faschingsfeier tragen sollte. Superspießig insgesamt und das im zarten Alter von 21. Vor allem was hat das bitte mit verspielt zu tun? Die Dritte ist noch schlimmer. Studiert Public Relations und arbeitet als Werbetexterin. Ganz in schwarz, mag sie es bunt und Hüte seien wichtig, daher trägt sie ihren in der Hand. Das erinnert an die OB Werbung: schützt da, wo die Menstruation stattfindet (im inneren der Hand). Sie rät zu Maxi-Kleidern, die die Figur umspielen, dazu eine Kunstlederjacke in schwarz und hochhackige Riemchensandaletten mit nackten Füßen (Ende Februar, sehr überzeugend, genauso wie der Sommerhut mit sehr großem Schirm). Man wird blind! Die vierte sieht aus, wie eine Hippster-Braut und trägt einen Pop-Art Print shirt. Das geht noch. Der 5. Ist ein Typ, der sein Gesicht nicht zeigen will und Sachen batikt. Mir fehlen die Worte, wer alles über Mode bloggen darf und anderen Moderatschläge erteilen. Oh, mein Gott.

Arbeitsmäßig steht ein unangenehmer Anruf an. Irgendwie will die Sparkasse vom Konto meiner Betreuten in der Insolvenz über 900 an den Insolvenzverwalter überweisen, weil ich nicht genug runtergeholt hätte. Ich verbrauche jeden Monat mehr oder weniger was reinkommt, aber es darf wohl nichts drauf stehen bleiben. Bei solchen Telefonaten habe ich mir angewöhnt, gut drauf sein, überzeugend und charmant und es angehen. Hat geklappt, die Mitarbeiterin will die Freigabe des Kontos gegenüber der Sparkasse erklären. Jetzt bleibt nur noch Daumen drücken.

Einer kommt zur Geldabholung und eine andere kündigt sich an. Statt über die vielen Rückbuchungen und Fitnessverträge zu sprechen, will sie nur wissen, ob sie den Mann als Karlsruhe jetzt heiraten soll. Was meine ich dazu? Ihre Eltern sagen, sie muss sofort heiraten, anders geht es nicht.

Ein Typ ruft an wegen einer Sorgerechtssache und ich verweise auf die Kollegen, die Familienrecht machen. Er weiß nicht, wie dringend es sei und brauche Beratung, auch darüber was es kostet. Er sei nämlich nur Student. Stephan, dem ich es erzähle wie froh ich sei, dass ich kein Familienrecht mehr mache, sagt dazu: vorsichtig sein beim Reinstecken. Das ist total lustig und tatsächlich ein Rat, den ich in solchen Fällen gerne kostenlos geben würde. Dann meint Stephan noch, nach Baden-Württemberg ziehen und sich umerziehen lassen.

Der Ausbüchser kommt nicht (wie zu erwarten war). Macht aber nichts. In der Kaffeepause gaben wir Empfehlungen für eine Städtereise nach Stuttgart. Da wird der Zettel ganz schnell voll, Vorder- und Rückseite.

Die Braut in Spe kommt und holt sich 50,- €. Zeigt mir ein Foto von dem Typen (Stephan hatte noch Witze gemacht, ich solle mir ein Nacktfoto zeigen lassen). Er arbeitet bei Mc Donalds und hat überhaupt viele Jobs. Die Eltern von ihr bieten ihm Geld und Goldschmuck. Das lehnt er ab. Wenn, dann würde er ihr Schmuck kaufen. Ich sage, dass sei schon mal ein gutes Zeichen. Ihren Sohn fragt er, was er sich wünscht. Ein i-pad, sagt der 5-Jährigen, der alles bedienen kann, i-phone, Samsung, Tablett. Danach muss ich zur Bank, weil online banking nicht klappt. Spreche die Bankmitarbeiterin auf ihre Wimpern an (aber die sind wohl nicht echt und ich bin wie ein Kerl darauf reingefallen). Haftpflicht und Taschengelderstattung von Hand überweisen. Wir haben jetzt einen Termin am 07. um das Thema mal gemeinsam mit der behandelnden Ärztin zu besprechen.

Jeder Tag dieser Woche stelle ich fest: Zucker ist die viel stärkere Droge als Alkohol. Wenn ich hungrig werde, dann bekomme ich einen ganz stark zu kontrollierenden Drang in eine Bäckerei zu gehen und mir Teilchen zu kaufen. Das ist so schlimm, dass ich es kaum kontrollieren kann. Das Roggenbrot schmeckt nicht ohne haufenweise Marmelade und Honig und ich mache Ausnahmen für Kuchen und Schokolade. Ich kann nicht anders. Ganz schlimm ist das. Habe mich echt nicht im Griff. Immer, das Gefühl, dass ich verhungere oder was ganz Schlimmes passiert, wenn ich nicht sofort was Süßes bekommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Heroin stärker ist. Selbst der Alk-Verzicht muss mit Zucker kompensiert werden (Donnerwetter, d.h. süße Säfte und Nachspeisen), ohne schein ich verloren zu sein.

Mein Betreuter, der ausschaut wie Heinz Ehrhard kommt und will seine Lücken im Rentenverlauf klären (die Erwerbsunfähigkeitsrente bezieht es schon seit 2006). Hat aber spitzenmäßige Jugendfotos dabei aus seinem Schülerausweis der Bismarckschule und seinem Wehrpass, mit graphischen Hemden, mit großem Kragen. Ich sage, Mensch, Herr H., da wären Sie ja heute Diskokönig. Abi-Note wie ich, Schnitt 1,9.  Er hat eine Ausbildung in der Landeszentralbank gemacht bevor er psychiatrisch erkrankt ist. Er will seine private (sinnlose, teure) Rentenversicherung kündigen und vom Rückkaufswert die Lücken in der gesetzlichen schließen. Sage, weiß nicht, ob das geht, die Botox-Unterfütterung. Er hat Schmerzen in der Seite. Ist gefallen beim Pommes wenden im Ofen ausgerutscht, vielleicht Rippenfellentzündung. In der Werkstatt ist er der langsamste. Wenn das nicht geht mit Rente, dann vielleicht mit einem Bestatter eine Versicherung abschließen. Schon wieder die nächste. Er soll die mal vorher vorbei bringen und nicht gleich unterschreiben.

Mein depressiver Betreuter kommt ½ Stunde zu spät im dritten Anlauf. Er denkt oft an Suizid und die Totem im Iran. Dann wiederum will er mich und meinen Mann einladen, alte Städte dort gucken, Hotel brauchen wir nicht, da können wir Geld sparen, er kenne genug Leute. Erst mal geht es um die Rentennachbegutachtung. Ich will mit hinkommen und beschwöre ihn, pünktlich zu dem Termin zu kommen. Dann hat er wieder Ruhe und kann auch in die Iran reisen, in die Natur.

Im Treppenhaus hat unsere Vermieter über den Briefkästen einen tollen, handgeschriebenen Zettel angebracht: „Lieber Mitbewohner, ab sofort wird das Treppenhaus wieder gereinigt, Grüße Name“. Da wir viele Zahnärzte im Haus habe und sie auch Zahnärztin ist, möchte ich und Zettel dazu kleben: „Liebe Mitbewohner, ab sofort werde ich meine Zähne wieder putzen, Frau A.“.

Abends Sport, ich will eigentlich kneiffen, weil es mir echt noch nicht so gut geht, verdauungsmäßig, gehe aber trotzdem nach dem Motto: Sport hilft. Danach kommen Markus und Christian vorbei und wir essen Wurst und Käse aus Wien und machen uns einen netten Abend. Die Jungs trinken Schnaps und Stephan kann die Reste aus 3 Flaschen unter seinen Gästen verteilen. Christian dachte, auch hier sei, wie in Bayern, Dienstagnachmittag wegen Fasching frei. Ich schlage vor, sie könnten ja verkleidet zur Baustelle gehen und pflastern und sie probieren die Faschingsperücke von Stephan aus sowie meine Löwenkinderkapuze aus Wien…

Christian und Markus Fasching 2

Es gibt auch Grammelschokolade von Zotter. Parallel fragt mich Markus, ob ich alte Handtaschen von seiner Mutter gebrauchen kann. Ich will sagen, dass ich nur noch Handtasche benutze, in die meine Sigg-Flasche passt sage aber statt dessen: „ich nehme nur Handtasche, wenn da Speck drin ist.“ Wir lachen Tränen. Das ist ja mal eine Freudsche Fehlleistung, wie sie im Buche steht.

01.03. Übe morgens japanische Bindung und mache ein kleines Barreisbüchlein und eine Papierkette. Stephan fährt sein neues Regal anschauen und geht dann zum Markt. Ich will mit ihm zu Boesner und das machen wir im Anschluss. Ich kaufe 4 x Fimo (Effekt, soll aussehen, wie Edelsteine), aber vor allem Papierkram, Gaze, diverse teure große Papierbögen (insgesamt 4, d.h. nur einer davon ist richtig teuer, d.h. 5,- €), dann eine Rolle Naturpapier mit Blättern drin, Seidenpapier DIN A 4, Sprühkleber, Planatol (eine große Dose) und dann will ich eine Schneidegerät kaufen. Stephan überredet mit, was Gescheites zu kaufen und wir nehmen ein richtig großes Ding, was sich gerade noch so auf dem Rad heimbringen lässt mit Haltervorrichtung und einem großen Schneidemesser. Eine Ahle (habe nachgeschaut, wie das Ding heißt) gibt es nicht. Wir müssen auf dem Rückweg noch bei Hornbach halten. Der erste Mitarbeiter schaut mich doof an, aber der in der Eisenwarenabteilung kennt sich aus und ich kaufe ein bedrohlich ausschauendes Werkzeug, mit dem ich Dracula ins Herz bohren könnte, aber da muss man ja bekanntlich Holz nehmen oder wie war das? Dann noch eine Henkellocheisen (?) mit dem man 6 mm breite Löcher schlagen kann. Beides gibt es sehr preiswert für unter 8 insgesamt. Wir balancieren nach Hause und mache gleich das Planatol auf und klebe eine Runde.

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Dann holen wir Rahel ab und fahren ins Boca. Ich esse den Hauptgang mit Fisch. Chef und Chefin sind wieder da. Der Chef will einen F & B Manager. Abends bei einer Doku im Fernsehen kommt so ein Mitarbeiter vor, der auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitet und nach schaut, um festzustellen, dass noch 40 kg Kaviar an Bord sind. Hier sind die Nachspeise, ein Kussmund aus weißer Schokolade und der Kaffee, der aus der

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Wir schauen und Black Rider an und ich mag besonders die beiden Teufelsfiguren und hier besonders den kleinen Teufel. Der muss Tänzer sein, so wie der sich bewegt. Das Stück ist gut, aber nicht überragend. Die Darsteller sind sympathisch und es sind gute Effekte eingebaut, z.B. die Metallschienenbahn, auf der die Kugel rollt und auch, dass alle Darsteller zum Schluss auf der Bühne sitzen und sich dann hinlegen beim Applaus um anschließend einzelne sich wieder in die Sitzposition vorzubeugen. Das ist gut, aber die Zugaben sowie die Kostüme gefallen mir sehr. Der Auserwählte der Tochter ist Gelehrter und hat einen Scham hinten an der Ledertasche und lustige Aufnäher an der Universitätsuniform, die an komische Stellen genäht sind. Die kolumbianisch oder peruanisch wirkenden Wollröcke der Musikerinnen gefallen mir auch sehr und die Sonnenbrillen. Die junge Frau an dem Stück „Wirtshaus im Spessart“ spielt die Mutter und hat wieder die Rolle der Überdrehten. Das kann sie gut. Anschließend bringen wir Rahel nach Hause und unsere Fahrräder und holen den Gasthund. Mit dem gehen wir erst mal eine Runde Gassi. First the walk, das ist wichtig nach Cesar. Wir holen Kontoauszüge und gehen dann zur Hundewiese, dort leinen wir Suki ab und er läuft eine wenig. Zuhause ist er unruhig und schnüffelt viel herum. Die Ohren, die draußen anliegen als wären sie kupiert, stehen ab und wenden sich in alle Richtungen. Er ist sehr aufmerksam. Ich habe schon Befürchtungen für die Nacht, aber alles ist gut. Der Hund kommt zur Ruhe, ich schlafe durch, keine Zwischenfälle.

02.03. Morgens ziehe ich die Jogginghose an und warme Sachen und es geht raus. Er ist sehr aufmerksam und ich mache die ganze Runde ohne Leine. Es ist wenig Verkehr und man kann gut üben. Er lässt sich 1-A abrufen und bleibt sofort stehen, wenn man halt sagt. Er macht es sehr gut. Die Allee in Herrenhausen, ist unsere neue Rennstrecken. Der Hund, ein Wippetmischling muss laufen. Das wird mir hier ganz deutlich. Er braucht es, wie atmen. Er macht Spaß, ihn zu beobachten und alle Menschen freuen, weil er so süß ausschaut. Es ist eine große Freude mit ihm. Nach einer Stunde am Fahrrad ist er zuhause auch wieder unruhig. Es dauert eine Weile, bis er sich einfach auf den Teppich in die Sonn legt. Es soll nicht der letzte Spaziergang des Tages gewesen sein. Ich wende mich wieder meiner neuen Schneidemaschine zu und bestätige einen 60sten Geburtstag im Wilhelm-Busch-Museum, zu dem ich eingeladen bin. Mit zum Zuschneiden großer Bögen auf DIN A5 komme ich nicht zurecht. Die Bögen passen um 1 cm nicht in die Maschine, die schon riesig ist. Da hilft nur warten bis Stephan aufgestanden ist, auch mit dem Rechnen ist das nicht so meine Sache.

Ein toller Hundetag. Fotosession mit dem Modell, was mir die Show stiehlt. Einer meiner Lieblingsstellen in Hannover, der wilde Westen hinter der Wasserkunst.

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Ist das ein Windhund, werde wir mehrfach gefragt z.B. im Café Rossi. Nein, ein Mops, aber er muss hungern. Ich mag meine Hunde dünn, wäre die richtige Antwort.

Sperrmüll können wir auch als Kulisse gebrauchen.

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Ja, ich finde auch, der Hund steht mir, aber mit Hund, kein Blog. Die Zeit reicht nicht und bei so viel Draußen spielen, kommt das Basteln und Schreiben zu kurz. Aber die getuschten Augen von dem Tier!!!

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