10 Tipps für die Warteschlange beim Ski-Lift

Tipp 1: Bete ein Gesätzchen des Rosenkranzes. Du kannst zum Beispiel bei jedem „Gegrüßt seist Du Maria“ Gott für etwas anderes danken oder bitten.

Tipp 4: Ein alter Schmäh, aber immer wieder lustig für zwischendurch: Tipp deinen Freunden auf die Schulter und dann tu so, als ob Du es nicht gewesen wärst. Ich amüsiere mich immer noch köstlich dabei….

(Zitate aus der Kirchenzeitschrift vom Besuch Februar 2014).

Nachdem die Wienreise zu meinem Geburtstag ganz ohne Reisebericht geblieben ist. Es war doch zu stressig in der Gruppenreise und es allen Recht machen wollen und in meinem Wientagebuch findet sich nur das Datum den 17.07.2014 als Eintrag. Schwamm drüber. Dieses Mal sind nur der Hase und ich unterwegs in der Stadt, die wir schon gut kennen mittlerweile, so dass mein Kollege mich nach der Rückkehr immer fragt, ob ich da bald hinziehen werde. Hinziehen nicht, aber ich überlege kurz meine Klimabilanz – auf die mich Tyark gleich am ersten Abend anspricht (ja, ich weiß und geräucherter Thunfisch als Vorspeise auch schlecht, aber mit Rotkrautsalat echt interessant und mal was anderes) – ganz in den Arsch zu fahren und ein Jahr lang jeden Monat ein Wochenende nach Wien zu fahren. Januar und Februar sind schon fix.

Beginnen wir chronologisch. 08.01.15. Harte Landung. Da dürfen die Bandscheiben nicht angeschlagen sein. Das Taxometer rast, Harald ist Minimalist und die Wohnung wirkt eher wie ein durchgestyltes Hotelzimmer. Das Klopapier fehlt auch, wie mir später erst auffällt. Dafür ist der Blick über den Yppenplatz toll und die Eingangstür mit Eisenstäben wird mit einer Kombination geöffnet. Das finde ich immer praktisch. Das Wetter unter uns ist nicht eine verkitschte Tratoria, sondern sehr schick und stylisch mit Collagen u.a. farblich sortiertes Emailkochgeschirr mit passenden Weihnachtskugeln dazwischen. (Ich mache nur schlechtes Foto von dem Arrangement mit Aschenbechern). Nette junge Kellner, italienisch geschriebene Karte und sehr lecker, gerade die Vorspeisen. Gebackener Ricotta mit Linsen und Feigen und ein Hauptgang, der nur aus leckerem Gemüse besteht und ich meine nicht das Übliche bei uns hier mit einer Tomaten-Käse-Sahne-Soße überbacken. Entspannter Abend mit Tyark und später stößt Sandra dazu, die Abendschule macht. Sie haben einen schwarzen Hund aus dem Tierschutz mit einem schönen Gebiss, der nach Cuxhaven nur einmal pinkeln muss und wir so ein gemeinsames Thema. Wir sind älter und vernünftig und übertreiben nicht am ersten Abend. Die Heizung ist volle Möhre an und Stephan dreht höher statt runter. Die Therme springt die ganze Nacht über an.

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09.01. Morgens träume ich realistisch. Meine Eltern sind tüdelig und dankbar. Dietrich lässt durchzählen und verschenkt 10 Stücke Kuchen zu seinem Geburtstag „ans Publikum“. Arnhild hat Shampoo umgefüllt und fragt mich nach einer Binde, gebraucht? wir kennen uns ja gut, eine Frau lacht. Irgendwie eine Familien- oder andere Feier. Dann geht es um einen blau-grünen Pudel mit langem Dackelkörper, der durchsichtig ist, wie aus Glas. Das kann doch kein echter Hund sein. Ich sehe den Schwanz innen im durchsichtigen Bauch. Männer, die ihrem Dobermann Maoam füttern. Ich tanze im Nachthemd und Bettina von unten und die anderen Frauen sind auf sexy gemacht mit langen blonden Haaren. Ich soll den besten Act wählen und entscheide mich für den DJ, der Freitagmorgen so rockig aufgelegt hat. Es sind Schweizer da, denen ich erzähle, dass wir immer bei Billa einkaufen. Ach nee, das ist ja österreichisch, aber irgendwie ähnlich für uns.

Nach dem Erwachen der Blick auf den Yppenplatz. Wir sind voller Tatendrang. Ich mache mit zwei kleinen Kannen die Tee-Melange. Weil wir exotisch aussehen, spricht uns ein Händler unvermittelt an mit „welcome“. Sonst ist weit und breit keiner. Wir lachen uns kringelig und Stephan sagt: „ham and eggs“. Die Tonkunst bestehend aus zerfließenden dünnen Körper mit dem ein oder anderen Symbol dazu sieht zum Fürchten aus und Freud lässt grüßen. Das Rasouli macht erst um 9:30 Uhr auf und wir müssten noch über 10 Minuten warten. Wir frühstücken im Ando Café. Der Tee schmeckt schrecklich. Das ist eine Schande für ein türkisches Café. Das Haloumi-Ei mit Avocado-Creme aber schmeckt gut. Die Altwarenhändlerin macht eisenhart erst um 10:01 Uhr auf, auch wenn sie schon im Laden ist und ich meine Nase platt drücke. Richtige Phantasiepreise und schlechte Laune. Mit einem „ja, bitte“ werde ich begrüßt. Ein paar alte Ohrringe für 2,- € sind gut gepreist, sonst Ramsch für teures Geld. Teller bei denen das Entenmotiv in der Geschirrspülmaschine geblieben ist. 3 Stück nur 20 €, von wegen „Geld sparen mit Altwaren“. Im Schaufenster hängt der Beweis, dass sie billiger sind als ebay. Für das Seidel-Erlebnis ist der Laden nicht schlecht. Stephan sucht einen Trafik auf für eine 72 Stunden-Karte. Wir sprechen es englisch aus traffic und als Stephan wieder kommt, schwärmt er mir vor von einem Zigarettenautomaten, den sie mit einem Bekennerschreiben in die Luft gesprengt haben oder eine Drohung an die Täter hat einer draufgeschrieben. Auf dem Weg ins KHM hält die Bim direkt vor dem Eiles. Kurzer Zwischenstopp wegen alter Zeiten. Den Typen, der mit dem Foto bei uns im Separee an der Wand hängt, kommt mir bekannt vor. Der Keller schaut auf Stephan und fragt: Mehlspeise? Er kennt seine Pappenheimer. Was sind das für Kekse in der Vitrine will ich wissen. Für Veganer, lautet die Antwort, „ohne Zucker“. O.k. hier hat er was missverstanden. Sunla ist schon drin. Velasquez hat immer diese schlecht gelaunten Königskinder gemalt. Die Pferde haben sehr viel und schönes Haar und kurze, dünne Beine. Die Ausstellung haut mich nicht so um wie der Lucian Freud letztes Jahr. Da musste ich heulen, so schön fand ich die Fleischlichkeit und Vergänglichkeit der Bilder. Danach habe ich mich bei Lucas Cranach und dem anderen Zeug gefragt, was die für Barbies gemalt haben, so perfekt und flächig wie hier die Haut gemalt wurde. Bei Velasquez finden sich vor dem Eingang Zitate anderer Künstler, die gesagt haben sollen: Velasquez hat Originale gemalt, alles anderen Kojen oder so ähnlich, so nach dem Motto, nur er konnte malen. Das finde ich mehr als übertrieben. Das KHM ist der Beweis des Gegenteils. Was ist mit Caravaggio? Hallo? Die Archimboldo-Blumenfrauen sind aber sehr schön. So zart und durchscheinende und von den Brustwarzen bis zu den Bestandteilen der Augen besteht alles aus Blüten, dazu versteckte Insekten um auch ein bisschen Morbidität zu haben. Sie sind in modernen Glasrahmen gehängt mit Mosaiken, die sehr gut passen und die Farben aufgreifen. Ja, davon hätte ich gerne eines für Zuhause. Das würde mir auf ewig gute Laune machen. Dann Josefstadt. Teurer Second Hand Designer Laden, ich gehe nicht rein. Überteuerte Kurzwaren, gut davon kaufe ich welche. Ich bin unausgelastet und dann stürme ich den Humana und kaufe mich glücklich. 10 Teile. Eine Frau will Beratung wegen eines Pelzmantels. Macht der sie dick. Ja, steht ihr nicht, der Schnitt. Meine Antwort hat ihr wohl nicht gefallen und sie fragt mindestens noch 4 andere Kundinnen. Er kostet doch nur 400,- €. Ich habe vor der Kasse einen Tsumani aus Altkleidern verursacht. Eine andere hat einen Hund dabei, der alle böse ankläfft und anknurrt. Vorsicht sagt die Frau und ich frage, wer ich oder der Hund. Zur Belohnung wird er an der Kasse wie ein Baby auf den Arm genommen und auf den Rücken gedreht und knurrt weiter. Davor waren wir bei Billa und Bipa und haben Klopapier und alles Mögliche eingekauft und sind schwer beladen. Ich liebe übrigens den Fußhebel an den Mülltonnen und halte die Erfindung für genial. Radwege und Züge können sie nicht, aber Hotdogbrötchen mit Spritzschutz und Beinhebel an der Mülltonne schon. Von jedem Land kann man was lernen und es gibt was, was sie besser machen und man übernehmen könnte. Unter den Heiligenfiguren (der Mönch mit der Taube für 2,- €) steht übrigens San Francisco, aber Billgneuware kaufen habe ich mir verboten. Irgendwo muss ja auch Schluss sein so endlos sonst geschlemmt und gesammelt wird.

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Nach Hause, umziehen und ins Hohensinn. Nach dem Internetauftritt befürchte ich ein schnöseliges Ehepaar, aber es kommt alles ganz anderes. Die Frau ist supernett und wir scherzen, das wir so viel schon erledigt haben, dass wir wieder fahren können, wenn sie nicht noch was weiß. Sie hat leckerste Weine und gibt mir Wientipps u.a. das Hofmobiliendepot und das Café Florianihof, nachdem wir uns einig sind, dass das Hummel kaputtrenoviert wurde. Ihr Witz kommt später bei Sunla gut an. Geht ein Indianer zum Friseur, kommt raus und der Pony ist weg. Der Mann dazu ist auch total nett und kocht wie ein Gott. Wir werden immer wieder mit Zwischengängen verwöhnt. Rote Beete Suppe mit pochiertem Wachtelei und Saibling-Kaviar. Am Nachbartisch etwas ältere, gut situierte Wiener, die Silvester beim Howarth in Berlin waren und bei einer Autoschau und sich für unsere Unterkunft interessieren, privat und wie funktioniert das? An diesem Abend ist alles lecker, das Kalbfleisch von Stephan, was ich sonst nicht so mag, ist total schmackhaft. Ich habe das Wallnuss-Blauschimmelkäse-Risotto und die Nachspeisen, gerade das Kürbiskernparfait sind die Knaller, nicht Kürbiskernnachspeisen für Arme, wie im 11 A, sondern richtig satt. Ich glaube, diesen Laden werden wir im Auge behalten.

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Total befriedigt und glücklich fahren wir zum Antonsplatz und treffen Andras, Sunla und Gela. Ich trinke nur noch Tee, aber Andras macht großzügig Weine auf. Der Trachtenrock aus Hamburg ist vermutlich nichts für Julia, aber der Faltenrock mit Kord in Weinrot steht Sunla. Mal sehen. Um 1 Uhr nehmen wir den Nachtbus. Endstation Psychiatrisches Zentrum. Es ist sehr windig und ich muss meinen Hut festhalten, sonst ist er weg. Die Temperatur im Apartment ist viel angenehmer. Große Erleichterung.

10.01. Markt vor der Tür. Ich kaufe gleich ca. 3 kg Käse und der Bio-Laden im Hof ist toll. Leckerste getrocknete Apfelringe. Jeder schmeckt anders und die Rohmilchbutter zu 5,- € ist sehr lecker. Ich kaufe 2 unterschiedliche Sorten. Am Preis wollen sie noch arbeiten. Es sind zwei Zwischenhändler, dann noch Erdbeeressig und Blütentee, den ich dann für 50 Cent bekomme, weil die Verpackung angelaufen ist und es die letzte ist. Außerdem ein halbes Kilo Wallnüsse. Ich bin glücklich. 2 Ringe bei Milch. Ein Schwimmer (Eisenbahnfigur) im blauen, runden Becken. Die Frauen sind teurer als die Männer, was ich nicht verstehen kann. Das Wetter ist sonnig und Bombe. Stephan bringt die Einkäufe hoch, ich sitze wieder unten im Wetter. Wir wollen zum Kutschkermarkt. Auf dem Weg Antiquitätenhändler, die wirklich schöne Sachen haben. Jugendstillampen aus Metall, die man an einem Flaschenzug nach unten ziehen kann. Er ärgert sich über eine Tussi, die für 3 Biedermeierteile (Vase aus geschliffenem Glas, Wasserkrug mit Silberdeckel und noch was) statt 300,- € 200 zahlen wollte. Dann soll sie mal im 1. Bezirk gucken, was sie dafür zahlen muss. Ich sage, er hat Recht, soll sich aber nicht ärgern. Nein, fährt jetzt den Hund abholen. Zeigt uns den Malteser, der mag die Stadt nicht, zu laut. Er kennt nur den Garten und ihn und die Frau und den Sohn. Alles andere ist ihm zu anstrengend. Dann ein Juwelier, schwuler Sohn und Vater. Die Tür ist abgesperrt. Ich interessiere mich für ein Armband aus verschiedenen Plastikperlen, die farblich sehr gewagt zusammengestellt wurden auf Elastikschnur zu 6,- €. „Das machen sie selber“ erklärt mir der Rentner wie ein Kindergartenkind was auch passt angesichts der Plastikkugeln, die nur aus einen Gummifaden aufgezogen wurden. Sie können auch Echtschmuck, aber die Kundschaft verlangt es heutzutage. Ich zeige meinen Schwimmer, den der Senior mit einem Vergrößerungsmonokel sich anschaut. Stephan hätte die ganze Szene gerne gefilmt. Wir ziehen weiter. Es ist zu spät für den zweiten Markt. Wir sind an der Ottakringer Brauerei und dann scharfe Käsekrainer. Die Wurstverkäuferin trägt eine Nasenprothese. So was habe ich noch nie gesehen. Es ist schon wieder ganz schön viel Uli Seidel für einen Vormittag. Dann zur Mariahilfer, Fuzo wird nur bedingt verstanden und umgesetzt (und es war schwer genug, wir haben die Diskussionen teilweise zumindest verfolgt), damit war zu rechnen. Hofmobiliendepot. Tolle Spucknapfsammlung (wozu haben die so viele Spucknäpfe gebraucht? Kommt das vom Pfeiffenrauchen und dem Schnupftabak, der so beliebt gewesen sein soll?), riesige Kinderkarre, eine Mischung aus Louis XIV und Munsters und Biedermeiermöbel zum Ausprobieren. Da kann ich sogar in aller Ruhe Planken bzw. für ein Yoga-Foto posen. Hier würde ich sogar die Bilderuhr nehmen, die aber keine ist, sondern nur so ein Spielwerk hat und die Figuren bewegen sich reichlich, aber ohne Uhr – wie schön. Die Zimmer halte ich auf den Postkarten an der Kasse noch für Puppenstuben, aber sie sind echt (Sissi mag ich auch, wenn sie chinesisch spricht). Ein toller Tipp und die Möbelsammlung ist besser als im schicken Mak, was wohl überwiegend von der repräsentativen Lage lebt. Die Muster sind toll und eine Freude anzuschauen und bei den Möbeln fällt mir Hader ein, der einem erklärt, warum die Diktatur bei der Möbelqualität hilft. Damals hatten nur wenige Möbel, aber die waren dann auch entsprechend gut. In der Demokratie hingegen Ikea, aber dafür hat’s jeder und genauso will Erdbeerjoghurt, aber das geht sich nicht aus, weil so viele Erdbeeren gibt es nicht und dann müssen sie Sägespäne mit Erdbeergeschmack nehmen, weil die Leute die freie Wahl haben und alle wollen nun mal den Erdbeerjoghurt und keiner bestimmt, ihr nehmt ohne Geschmack und die anderen Apfel und nur er bekommt den Erdbeerjoghurt. Ich mache vor der Tür einen Engel im Schnee auf den alten Weihnachtsbäumen. Stephan schätzt es, dass ich immer zum Spielen aufgelegt bin. Kaufe dann Devotionalien der Wiener Linien (Magnetset mit U-Bahnen, nur die U 5 fehlt zur Symmetrie) und vor mir kann eine Engländerin nicht glauben, dass die Schülerjahreskarte für die Tochter nur 60,- € kostet. But kann sie auch mit Bussen fahren, ja, auch mit Busen, auch mit der U-Bahn und der Tram, ja, auch am Wochenende. But that’s so cheap. Dann vorbei am Yppenheim (komme ich da mal rein?) ins Kent und ja, wir haben viele Türken in Hannover, aber der Laden ist super. Die Vorspeisen sind erstklassig und ganz frisch. Ayran und Tee sind köstlich. Da es schon 16 Uhr ist, dürfen wir nur eine Kleinigkeit essen. Hier hätte man frühstücken sollen, die haben sogar Menemem. Der Marktplatz sieht aus wie ein Schlachtfeld. 3 kg für 1- €. Stephan sagt, ja und haben offenbar eine Gemüseschlacht damit gemacht, so wie sie alljährlich zwischen Linden und der Nordstadt auf der einen Brücke ausgetragen wird. Dill gibt es hier in riesigen Sträußen, nicht so armselig wie bei uns. Wienmuseum lassen wir ausfallen und legen die Füße hoch, schauen Fernsehen auf dem Bett. Es läuft ein Lokalsender. Frauen mit aufgespritzten Lippen auf einem Charity-Ball. Umziehen und los. Der Himmel macht so schöne Farben, dass man kaum glauben kann, dass es ohne Drogen und in nüchtern wirklich so schön sein kann. Wir treffen uns mit Sunla und Andras im Ostlicht und schauen uns die Fotos von Uli Seidel zu den Filmen an (mittelprächtig, auch kein Vergleich zu David Lachapelle im Sommer), noch mal ein Abstecher zu Billa mit der Billa-Karte der Freunde. Vor der Tür wartet der Pudelmischling, der einen Lederhut trägt wie Herrchen. und da der Abend eine Überraschung für Sunl sein soll, machen wir sie glauben, dass wir in die Oper gehen. Sie wittert die Finte. Seit wann gibt es Tische in der Oper? Ähhh. Loge, das ist die Loge. Dann wird sie weiter gequält und wir tun so als sei Ronacher mit einer Mary Poppins Aufführung das Ziel. Langsam bin ich selber gequält. Wir gehen nach Gegenüber ins Tiam. Es ist hauptsächlich stlyisch eingerichtet. Das Essen hat wenig Kalorien fürs Geld und ist sehr schick angerichtet. Ich würde mir nicht anmaßen zu behaupten, dass meine Suppen besser schmecken, so wie Sunla es kommentiert. Das ist so ein bisschen, wie zu behaupten, dass jedes Kind malen kann wie Picasso, also es irgendwie nicht richtig verstanden haben, aber Euphorie löst der Laden auch bei mir nicht aus. Immerhin haben wir einen Plan für die Faschingsparty und ein gemeinsames Motto. Stephan will in die Loos-Bar was trinken, schläft dann aber vor mir ein. Ich bin am nächsten Tag mit Sunla zum Yoga verabredet. Eine alte Bekannte, die jetzt ihr eigenes Studio hat, also lieber auch schnell schlafen.

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11.01. Morgens erst mal 25 Postkarten basteln bevor mein Mann aufsteht. Es ist die Satirezeitschrift Österreich (die nach Polizeischutz fragt wegen Paris), die mich immer zu Höchstleistungen anspornt und es sprudelt nur so aus mir heraus. Wir gehen ins Rasouli, wo man dem Typen beim konzentrierten Kochen zusehen kann. Die Mangold-Blinis mit lauwarmen Rotkraut-Erdäpfel-Salat und Senfsoße für unter 10,- € machen mich knallsatt. Dann ins Wienmuseum. Großer Kindergarten wegen einer Ausstellung im Erdgeschoss. Wir wollen Wien im ersten Weltkrieg sehen. Tolle Fotos von Rotkreuzhunden und Kindern, die Krieg nachspielen, damit man da richtig Lust drauf bekommt. Ich werde ermahnt und darf nicht weiter fotografieren (wegen Sonderausstellung). Die Handarbeitshefte erinnern mich stark an die Frauenhandarbeitsschulde Stuttgart und mein Erbe. Ich sage nur: Kein Knochen darf verloren gehen und die Steine aus den Steinfrüchten helfen die Fettnot zu bekämpfen. Beim Gästebuch schlage ich wieder zu. Sind eh die besten Kommentare wie im Standard zu dem Lesbenvorfall im Prückel, aber das kommt noch und ja, das Licht macht Schatten. Das 50er Jahre Arbeitszimmer des Vorstandes ist leider geschlossen. Wird es je wieder zu sehen sein?

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Im Floriani-Hof isst Stephan Powidl und ich werde nur abgeholt. Andras fährt uns mit meinem Elektro-Auto mit den versenkbaren Griffen zum Studio. Leider zahlen wir 40,- € für die Lebensgeschichte der Yoga-Lehrerin, die uns vor Ashtanga warnt, weil sie kennt welche, die 30 Jahre gesprungen sind und jetzt am Stock gehen, sie weiß die Namen. Claudia fragt mich später, ob ich geblieben bin. Ja, da bin ich Mitläufer, was blieb mir übrig. Ich wollte mir wieder Appetit machen auf das nächste Kaffeehaus und das ist gründlich misslungen. Genauso satt wie ich gekommen bin, gehe ich wieder, aber einer anderen Frau hat es so gut gefallen, dass es ihr schönstes Yoga-Erlebnis war, weil sie den herabschauenden Hund immer nur mit Schmerzen im Handgelenk macht (so verschieden kann es sein). Mich lobt die Lehrerin ja auch als „Naturtalent“. Auch wenn Sunla sagt, ich brauche Lästern wie die Luft zum Atmen. So ist der nicht gemeint. Es war halt nichts für mich und das Blödeste fand ich die Zeit, die dafür drauf ging. Da hätte ich lieber bei Sunla im Atelier getuscht und wie hätten uns unterhalten können, statt auf der Matte sitzen und zuhören.

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Andras und Stephan warten im Kid vor der Tür. Sie waren bei 2 Ausstellungen. Toulouse Lautrec und noch was. Der Vietnamese, den wir im Blick haben, ist voll. Gegenüber ist der Humana in der Neubaugasse. Wir gehen ins Wild. Die große Zimmerpflanze gibt es nicht mehr. Das Essen ist Durchschnitt. Nur die Topfen-Nougat-Knödel müssen nachbestellt werden und die Säfte sind lecker. Die Freunde von Andras und Sunla, die wie dort treffen, sind sehr nett. Sie werden bei unserem nächsten Besuch zusammen nach Istanbul fliegen. Die Leidenschaft verstehe ich. Es gibt wohl viele Architekten in Wien, unser Vermieter, der eine Mann beim Yoga, das befreundete Pärchen. Die haben einfach deutlich mehr davon als wir. Für Architekten sind sie sehr nett. Das Kompliment können sie zurück geben. Ich bin nicht so gesprächig und blättere in meinem Schulbuch von 1972, was ich vor dem Yoga in einem Bücherschrank in der Josefsstadt gefunden habe. Stephan ist schweigsam und isst Magnesium, bestellt dann aber trotzdem noch einen Weißwein. Das regt mich auf.

12.01. Ich träume, dass Lieder erraten werden soll. Nach den ersten Takten sagt Stephan: Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz“ und ich melde mich. Er sagt es so leise, dass der Moderator ihn nicht versteht. Lauter oder soll ich es für ihn sagen? Auf die Frage sagt er gar nichts mehr, wie im Koma.

Packen, Espresso in der Wohnung, dann den Stadtteil weiter zu Fuß erkunden. Wie Stephan zu Recht sagt, hier wohnt eine Mischung aus Türken und Szene, während der 10. Bezirk eine Mischung aus Türken und Deppen ist. Das ist etwas Böse gesagt, aber was Wahres ist dran und nichts gegen Deppen, aber die Szene hier macht es zu so etwas wie dem Linden von Wien. In der Parallelstraße gibt es viele Plätze, die u.a. Richard-Wagner-Platz heißen. Die Sonne scheint. In der Straße fährt die Tram und es gibt mindestens 4 Lederwaren- und Koffergeschäfte mit Handschuhen, aber wie lang noch. Jetzt unterscheidet das noch Wien von Berlin, dass sie sich Einzelhandel leisten können und nicht nur Bon Prix und kik. Der Humana hier ist scheiße, nur schlechte Neuware und wir fahren zur Neubaugasse. Hier kaufe ich wieder den halben Laden leer. Ich kann doch nicht 2 Mäntel kaufen. Einen schwarzen, 50er Jahre, hohe Schneiderkunst mit etwas Persianer, Rippenmuster, tollen Knöpfen muss sein. So elegant. Ich bin doch wieder auf Schwarz. Der zweite ist ein brauner, kurzer Wollmantel mit Karomuster, aber unregelmäßig und interessant und auch ganz tolle Knöpfe gekauft, aber das ging nicht. Er stand mir, aber die Vernunft hat gesiegt, was heißt Vernunft, ich hatte schon 17 Teile gekauft. Ich habe keine Billa-Karte, bin aber Humana-Mitglied. Es ist auch ohne den zweiten Mantel schon zu viel. Ich mache die junge Verkäuferin mit Zahnspange offenbar so nervös. dass die alles 4 mal eingeben muss, weil sie sich immer wieder vertippt. Ich frage und ja, Stephan hat den Überblick.

Beim Vietnamesen wird die männliche deutsche Bedienung zur Sau gemacht (vermutlich der Neue). Lieber langsam arbeiten und keine Fehler machen, falsch einbongen und sie kochen es dann. Das macht dem Chef schlechte Laune. Es geht etwas auf die Stimmung den Streit immer mitzubekommen, aber das Essen ist sehr frisch und lecker. Dann ins Hundertwasser Haus zur Fotoausstellung. Das Paar war 80 Jahre zusammen, sie kannte sich seit dem Kindergarten und lebten in Brooklyn. Das beeindruckt. Waren in Coney Island mit den Avedons (man kannte sich damals wohl in der Szene). Sie hat Modefotografie gemacht und er hat seine Frau viel fotografiert (zumindest in jungen Jahren) und wird zitiert: Mich interessiert die Schönheit, die Mode interessiert mich nicht. Das ist bei mir genau umgekehrt. Der wellige Fußboden in dem Hundertwasserhaus hingegen nervt und was hatte der Mann gegen gerade Linien. Ich will lieber Bauhaus als dies hier. Die Kunst von ihm ist noch schlimmer. An der Ecke ein Wirtshaus Dreieck, was mich gleich anspricht und interessiert fürs nächste Mal oder eines der nächsten Male. Ein Autoplakat mit echten Scheinwerfern, die einem zuwinken. Dann doch Naschmarkt. Wir werden vom Standard fotografiert als Pärchen (nette junge Frau, die uns anspricht), dann kurz zu Urbanek, dann Zotter Trinkschokolade, eine ganze Tüte voll und letztes Station Sperl. Die Chefin vom Prückel schmeißt ein lesbisches Paar raus. Ob das so schlau war. Und ich nehme es ihr nicht ab, dass der Begrüßungskuss an sich eine Erregung öffentlichen Ärgernisses war und sie auch ein Hetero-Pärchen herauskomplimentiert hätte. Wer soll das glauben und verlieren die nicht große Teile ihrer Stammkundschaft mit so was? Die Bedienung hier, die ausschaut wie eine Turnerin erkennt uns und platziert uns vorne wo reserviert stand. Ob sie meine Persianerjacke mag? Ich hätte Lust ihr was zu schenken. Ich habe sie allerdings selber geschenkt bekommen. Zusammen suchen wir Kuchen am Buffet aus für unsere Tupper. Nach der Runde Kuchen noch 2 Palatschinken zum dort essen, dann ein Kellner, der nicht reagiert, eine Bim, die nicht fährt und dann zu voll ist und auch nicht richtig voran kommt. Ich bin gestresst auf den letzten Metern. Wir sehen Sunla noch kurz. Sie wollte die Wohnung sehen und ist unser Notnagel, falls nicht alles mit geht. Langer Weg zur Station (auch ein Nachteil gegenüber der Wohnung von Jasmin in Hernals); der Griff vom Koffer hat sich gelöst was die Sache nicht leichter macht. Polizeieinsatz im vorderen Abteil der Bahn (mehrfaches hektisches Ein- und Aussteigen), dann steigen wir falsch um bzw. aus (Spittelau). Ich muss meinen Koffer selber tragen und Stephan will unbedingt die Förderbänder am Flughafen benutzen, ihm ist kalt und er hat Kopfschmerzen Das hätte mir alles zu denken geben müssen. Jetzt weiß ich: wenn ich meinen Koffer selber tragen muss, ist mein Mann todkrank, kurz vor Ableben. Stephan hatte dann Grippe. Was ich nicht geschafft habe: Rathaus Café, Kantine vom Akademie-Theater, salzige Torte bei Aida, neues Reisetagebuch von Waniek, neue Wurstsorte beim Würstchenstand am Dr. Karl-Renner-Ring, Bosna? Schön-schaurig in der Gemäldegalerie (die Ausstellung, die noch bis Februar geht), Madelaines im Meinl (auch für Katharina), der Öko-Laden im ersten mit den Glasringen. So der Plan, alles schon vorgeplant, aber das ist nur ein Entwurf, sich treiben lassen macht auch Bock. Am Flughafen HAJ treffen wir Arash, einen Studienkollegen in lässiger Lederjacke, der sich wirklich gut gehalten hat, wie Stephan anmerkt und aus Frankfurt kommt, wo er im Designer-Outlet eingekauft hat, seinem Humana offenbar. Unsere Flieger sind gleichzeitig gelandet.

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