Weihnachten im Land von Kunst und Krempel

Vor der Abreise so viel liebe Post viel aus Wien und dann passend ein Buch über Wien von Alex, einer treuen Freundin, einst Studienkollegin und Weihnachtsgrußschreiberin seit vielen Jahren. Die Kinder auf den Karten sind mittlerweile von niedlich zu erwachsen gewandelt. Weihnachten, eine Reise die endlos lang erschien und schnell vorbei ging. Der frühere Zug, in Würzburg mal kein ICE sondern ein Regionalexpress, andere Strecke, schöne Aussichten vorbei an klanghaften Weinorten. Ich sage nur Iphofen. eintauchen in die Welt der einheimischen Bevölkerung. Mutter und Tochter, die sich über die Männer auslassen, die entscheiden können, was die Frau kochen soll und denen dann nichts einfällt oder die Silvester nicht mit zu Freunden wollen, obwohl das optimal ist, weil gleich in der Nähe und sie auch keinen Alternativplan habe. Dypisch, die Kerle. Grand Hotel mit amerikanischen Gästen, einer Frau aus New Jersey, die eine Donaukreuzfahrt vor sich hatte nach Wien, das Haus der Großmutter suchen, was vielleicht nicht mehr steht oder es sei ein Starbucks drin und die dann am ersten Tag gefallen ist und die Reise absagte. Sie und ihr Mann liebten unseren Reisehund Suki, der gleich angelaufen kam, als er einen Rollstuhl gesehen hat und gerne hätten sie den Hund gesittet als wir in der Oper waren und es wurden dann später Fotos des heimischen Westhighlandterrier auf dem Handy gezeigt. Auch viele Russen, 3-jährige mit Armani Strampler und Japaner, Miso-Suppe am Frühstücksbüffet. Der Hund ist anpassungsfähig und das Luxustierchen liebt die Indoor Rennbahn, die langen Flure mit Teppich ausgelegt.

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Neben dem Frühstücksbuffet viel fränkische Küche und liebe Freunde. Spätzle und Klos. Der Wein: großes Gewächs. Dann in die Nürnberger Oper zu Turandot. Beim zweiten Klingeln fährt Stephan auch schon mit dem Taxi und den Opernkarten vor. Die Jungs waren viel nervöser als ich.

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Der Weihnachtsmarkt ist eine Herausforderung für jeden Hund. Suki hat jede Fuge untersucht. Zu viel gegessen, immer Frühstücksbüffet und mittags Würstchenhaus und abends richtig mit der fränkischen Lokalprominenz im Essigbrätlein (ich sage nur Kapaun zur Taufe) und dann wieder Frühstücksbüffet und noch mal Steichele, weil ich es dort liebe, gerade die Geweihlampen, die sonst im Germanischen Nationalmuseum hängen.

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Knallsatt fahren wir weiter nach Bayreuth. Der Hund hat einen riesigen Nussbeuge vom Café Neef geklaut und komplett verzehrt. Da bekomme ich schlechte Laune, wenn man mir Essen klaut, aber was soll ich machen. Die Beweise liegen klar auf der Hand, aber ich müsste den Bauch aufschneiden und den Forensiker ranlassen und das Tier schaut mich so unschuldig an. Suki passt super zu mir und post wie ein Profi. Ich hole die Kamera raus und sage Hoppa und er springt auf die Plastik im Park. Nur das Foto ist scheiße….Nürnberg bietet ein cooles 50er Jahre Café Regina sowie einen kultigen second hand Laden Richtung Fürth, in denen man echt noch fündig werden kann. Daniel Richter und die Hänlein-Uhrenfälschung schaut sich nur Stephan an und Suki und ich lassen uns davon berichten. Ach ja und das Kicker-Magazin haben wir auf der Gassigehrunde auch entdeckt. So was.

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Kochen, ich will Spätzle lernen und in die schwäbische Tradition einsteigen, weil das bringt mir mehr als die Weihnachtsgans á la Tante Luise. Ich bin nicht sonderlich begabt und produziere „Adler“, vor allem wenn mir Paps über die Schulter schaut, aber es schmeckt trotzdem. Dazu eingemachtes Kalbfleisch. Granola nach amerikanischem Rezept, außerdem Rugele werden auch in der dortigen Küche produziert mangels eines eigenen Backofens und unter der Anleitung meiner Mutter. Steffi aus der neuen Gruppe abholen. Es ist so gemütlich und entspannt dort, dass ich stundenlang verweilen könnte. Die Erzieherinnen drehen den Bewohnerinnen, die im Rentenalter sind Lockenwickler in die Haare, weil sich alle schick machen wollen für Weihnachten und Manfred, dem ich einen Hund aus meiner Sammlung für seine Vitrine mitgebracht habe, kommt den Gang entlang spaziert mit roten Augen und Frotteebademantel, wie jemand der stundenlang in der Wanne gelegen hat. Spaziergänge mit Suki als Therapiehund, Doppelkopf, stundenlang und so spannend, dass die Runde zu Ende gespielt werden musste bevor ans Telefon gegangen werden konnte. Außerdem den obligatorischen Kaffee im Rossi und einen Kuchen mit Mascarpone. Mästen ist angesagt.

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Feiningers Bruder und seine Familie im gemütlichen Atelier getroffen am Ofen. Die Hunde haben ihr Rudel verteidigt und gleichzeitig versucht es zu erweitern. Sehr geschickt.

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Kein Berliner DJ, dann lieber noch 2 Stunden Karten spielen vor lauter Erleichterung nicht ausgehen zu müssen. Ich habe Suki ein Rentiergeweih gehäkelt, was er tragen muss. Überhaupt viel gemütlich basteln und Handarbeiten. Ein Weinschatz, Rieslingspätlese 1993, der uns alle beseelt hat. Die Flaschen aus 1967 waren immerhin ein Kuriosum und haben dazu gedient ihre Etiketten mit Rheinkarte zum Basteln herzugeben. In die Bürgerreuth, mitten am Nachmittag und mit Korkgeld den geilen Riesling trinken. Hier gibt es Holzvertäfelung und Festspielstars aus vergangener Zeit hängen in schwarz-weiß Fotos an den Wänden sowie eine Eulendeko. Suki ist viel im Wasserschutzgebiet, was direkt vom Grundstück los geht. Hier gibt es gleich einen Laternenpfahl einen Kackbeutelbehälter mit ausreichenden Kackbeutelinhalt und alles was man braucht. Suki hat einen gesegneten Stoffwechsel und kackt ca. 7 mal am Tag. So viele Beutel kann man gar nicht parat haben. Die Bundesgartenschau 2016 wird um die Ecke derzeit vorbereitet und dann wird für 800 Tage der herrliche Radweg am Main entlang in die Stadt gesperrt sein. Suki hatte einen festen Schlafplatz und hat sich wohl gefühlt. Manchmal beim abendlichen Kartenspielen wälzte er sich auf den Perser Teppichen und machte abartige Knurrgeräusche und hat auf seinen Pfoten gekaut, wie ein Baby, was die Faust in den Mund steckt. Im Schnee habe ich Schneebälle geformt und er ist wie ein kleines Reh gehüpft, was ziemlich idiotisch ausschaute. Wenn ich sie mit der nackten Hand geformt habe (im Gegensatz zum Handschuh), findet er sich auf der Kommando „such“ wieder und zerbeißt sie. Wir sind alle glücklich und so satt, dass wir am letzten Tag nicht mehr Lebensmittel in der Stadt einkaufen.

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Wir packen das Auto von Detlef bis zum Anschlag mit Weinflaschen voll (meine Eltern haben Angst und ich denke auch, es wird klappern wie damals in den Verkaufsräumen bei Butterfahrten als die Schnapsflaschen aneinander klirren, aber alles ist still und zusammengesackt) und wir schüsseln nach Hannover. Ich pinkele direkt im Scheinwerferlicht eines Autos, während die Männer das Toilettenhäuschen benutzen. Der letzte Teil der Strecke ist mir fahrtechnisch zu dicht der Verkehr und die ganzen Lichter, die ausschauen wie Bremslichter. In Hannover übersehen wir fast eine Straßenbahn 100 Meter vor der Haustür und ich bin froh mit der ganzen Ware heil angekommen zu sein.

Weihnachten ging es thematisch auch um das Thema Homosexualität und da meine Schwester immer Sesam Straße schaut und zwar die alten Folgen wird mir das erste Mal bewusst, dass die auch in dieser Hinsicht politische Arbeit geleistet haben. Ernie und Bert leben zusammen, teilen ein Schlafzimmer und baden auch zusammen. Es wird ganz offenbar auch in dieser Hinsicht für Toleranz geworben. Bert hätte auch weiblich sein können, ist es aber nicht und wir finden das ganz normal.

Es blitzt gelb aus dem Wintergarten. Das Christkind hat die Bananen reif gemacht. Stephan behandelt sie wie Fallobst.

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28.12. Erst will ich nicht, weil ich mich nicht so fühle, immerhin habe ich Kunst und Krempel bei Youtube als Hörspiel entdeckt, dann Da Etna mit der Schwägerin.

29.12. Meine Betreute, die mal von mir weggewechselt hat schreibt mich an und erklärt mir, wie das damals alles war. Sie hat eine Ausstellung in einer Beratungsstelle. Frauen in Katzenkostümen. Werde ich mir anschauen, wenn ich mal da bin.

Das perfekte Dinner in Hannover. Die Stadt sieht so hässlich aus, die Leute sind lustig. Es muss Hannover sein. Die kleine quadratische Türkin, die Manti mit Fertignudeln, einem Haufen Hack, einer großen Dose Tomatenmark mit Margarine macht. Den Anwalt kenne ich vom Sehen und der ist ganz lustig.

30.12. Ein halber Tag nur, dann viel Basteln. Mit Elisabeth Taylor kommt ein durchgeknallter Typ in altmodischer Polizeiuniform (dunkelblau mit großer Mütze). Der will auch Betreuung. Nein, dem kann keiner hier helfen, auch nicht mein Kollege. Er fummelt an meinen Pflanzen im Treppenhaus und verschönert sie mit einem Bierkronkorken. Stephan bekommt Energie beim Sport von seinen Bananen.

31.12. Das Jahr mit lieben Freunden bei einer Runde Mahjong beenden. Besser kann ich es mir nicht vorstellen, seit Monaten wollen wir spielen und heute ist offenbar der Raum dazu. Leckereien aus Süddeutschland und der Schweiz sind in Hülle und Fülle da (sogar Sondereditionen, die es eigentlich gar nicht mehr im Handel gibt, dank meiner Schwägerin). Meine Mama hat Kekse extra für mich gebacken und mir auch welche mitgegeben. Ich weiß was Mutterliebe heißt….

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Ich mache ein Hütchen zum Jahreswechsel.

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Das soll nicht meine Art werden, dass ich immer einen Erklärungstext zu meinem Schmuck schreibe, wäre auch schlimm, aber am letzten Tag des Jahres ist doch alles anders. Die Puzzletiere sind alt und kleben schon ganz lange auf dem Holzstück. Sie waren womöglich sogar mal eine Haarspange, quasi vor der Zeitrechnung der Hütchen, die Altpapiertasse ist Öko und ich weiß nicht, wo ich die eingesammelt habe. Auf irgendeiner Reise muss es gewesen sein. Die Streichhölzer stammen von der Weinstube Fröhlich, das steht für Stuttgartreisen in der Vergangenheit und auch in der Zukunft, dann der Film Rosie, war nicht überragend, aber ich bin 2014 Mitglied der Perlen geworden. Dann der Leitspruch: „Dein zukünftiges Leben wird reich an glücklichen Freundschaften sein und auch sehr gemütlich“. Der stammt aus einem stofflichen Glückskeks von Heike und mit Heike und Georg haben wir unser Jubiläum gefeiert in Berlin. Das war auch ein Highlight 2014 und schließlich die Nähmaschine hinten, die für all die Stunden steht, die ich alleine bastele oder mit Steffi nähe.

Traders Joes toasted pumkins oil, was ich so lobe ist aus der Steiermark. Gut, dass Michi das gemerkt hat bevor ich Depp es nach Wien mitnehme.

Knallen um 1:30 Uhr. Jede Rakete wird einzeln gewürdigt. Meine erste ist lila. So entspannt. Die anderen denken, wir knallen am längsten. Unten die Party sieht deprimierend aus. Gabi schwankt durch die Räume. Die Hits waren den ganzen Abend schon grausam. Es war so schön mit unseren Freunden und so entspannt kann der Jahreswechsel sein. Ich bin glücklich. Erzähle noch, dass ich zwei mal in meinem Leben einem großen Irrtum bezüglich der eigenen Person erlegen bin. Einmal als Hippy-Mädchen. Hier hätte ich alles darauf verwettet, dass ich mein Leben lang nur lila tragen würde und ich habe mich geirrt. Dann habe ich mir lange Sorgen gemacht, wie es wird, wenn ich als Rentnerin noch in die Glocksee gehe, weil ich überzeugt war, immer dort tanzen gehen zu wollen und damals schon zu den Alten zählte und die Gleichartigen blieben nach und nach aus und dann hörte es mit einem Schlag auf und die Lust war vorbei. Der zweite Irrtum meines Lebens. So und jetzt kommt mit 2015 die Weisheit und Erkenntnis….oder lieber weiter unvernünftig. Ich will einen Bananenböller bauen.

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