Erholung gesucht

15.09. Morgens vor 9 Uhr lassen sich schon ganz viele Faxe schicken und Sachen erledigen. Die Ärztin kennt Calproctin nicht. Das Fachgespräch mit meinem Bruder hat sich gelohnt. Sie macht sich keine Sorgen um mich. Das beruhigt schon mal. Ich habe nie im Leben was Entzündliches, sagt sie. Dran bleiben ist schon gut. Werde ich auch, versprochen. Ich und Herrn Pizzabringdienst bei der Commerzbank. Das wird doch nichts. Da weiß immer einer nicht, was der andere tut. Ich will nur ein Silberputztuch, aber ein Mann braucht dringender Beratung von der Verkäuferin. Er habe trockene Kopfhaut und habe bemerkt, dass ihm Haare abbrechen. Welches Shampoo könne sie empfehlen und ob das daran liegen könne, dass er ein paar Tage lang Duschgel für die Haare mit verwendet habe. Wenn er Ziehtest mache, dann falle durchaus ein Haar aus und Haarausfall sei bei ihm nicht üblich in der Familie. Er habe nachgefragt. Bis zu 100 Haaren am Tag sei aber normal, beruhigt die Fachfrau. Jetzt muss sie noch schauen, ob es hinten lichter geworden ist bei ihm!

Mittagtisch zu Hause.

Der Bürohund bellt unfreundlich und darf trotzdem zur Tür. Das gefällt mir nicht. Ich verteidige mein Klientel. Peinlich ist mir das Anti-Begrüßungskommitee trotzdem.

Abends wenigstens Pilates, Schlaffiprogramm besser als wie gar nichts.

16.09. Alles regeln und vorbereiten. An alles denken. Der Betreute wechselt am 25. ins Heim. Ich schicke den Sozialhilfeantrag in einem dicken Paket los. Mein Kollege muss doch einmal Geld austeilen. Hilfeplanung, meine sehr kompetente Betreute, die regelmäßig Suizid versucht, stürzt mittendrin eindrucksvoll ab. Sie wird nach einem Haushaltsplan gefragt, dabei hatte sie gesagt, dass sie nach Tagesform macht was geht. Das ist offenbar nicht verstanden worden (Faulheit und Planlosigkeit sind nicht das Problem, sondern zu viel Druck, den sie sich selber macht) und ich kann mir vorstellen wie demütigend das ist, wenn man sehr schlau ist und trotzdem den eigenen Hilfebedarf vorbeten muss wie ein Idiot. In der Zeit kauft Stephan einen 96-Schal (wünscht sich Jared). Der kommt nicht mit in den Koffer. Den kann er tragen. Die Anwälte von Sixt setzen mir Fristen von 7 Tagen nachdem der Auftraggeber auf Schreiben meinerseits aus dem April bisher nicht reagiert hat. So was muss ich haufenweise noch wegbeißen. Der Pflegedienst von Frau Messie, die Freitag aus dem Siloah entlassen wurde, hat beim falschen Menübringdienst bestellt. Der polnische oder russische Chef wirkt betrunken und desolat wenn ich anrufe (offenbar Zuhause). Der andere Mitarbeiter (Pflegedienstleiter) behauptet ich sei Freitag im Urlaub und nicht zu erreichen gewesen (da wüsste ich was von) und ich behaupte mal: der lügt, weil ich von 9 bis 18 Uhr am Platz war und jede Nummer gesehen habe, die angerufen hat. Guter Versuch! Abends Mal normal Sport, Trampolin. Etwas schwindelig ist mir, aber es tut trotzdem gut. Telefoniere mit Claudia bis ich nicht mehr kann. Die Tochter ist parallel schwanger mit ihren beiden besten Freundinnen. Das nenne ich Timing. Ich war ganz nah bei Detlef, der unter der Station C 5 arbeitet. Nächstes Mal oder wenn die Kantine geöffnet hat. Die Nacht ist kurz, weil ich von 1 bis 4 nachpacke. Dieser Armreif, ach doch nicht, war vorher besser. Die Wärmflasche, doch noch was Langärmeliges, noch ein paar Ketten oben drauf. Das alte Tagebuch von 2009. An alles denken. Wenn das nicht nervös hoch hundert ist. Wenn ich nicht schlafen kann und das schon 1 Tag vor dem Tag davor! Das hatten wir noch nie. Wird halt immer schlimmer und nicht besser. Der Kopf ist das Problem.

17.09. Der Hundetrainer unseres Vertrauens ist durch die Sachkundeprüfung gefallen. Das Oberverwaltungsgericht wird mittags über die Beschwerde im Eilverfahren entscheiden. Meine Schwägerin aus St. Gallen und viele andere wünschen uns eine gute Reise. Tapetenwechsel. Ja, das brauche ich dringend. Trudy hat an meine alte email Adresse geschrieben und ich hab’s nicht gemerkt. Sie wohnt 10 Minuten vom Flughafen und holt uns ab und wir warten bei ihr bis die Bayreuther landen (1,5 Stunden später). Mein Paps ist technikfreundlicher und behauptet ich sei SMS-behindert. Stimmt vielleicht auch. Natürlich ist Herr Palästina nicht im Knast. Herr Ihme hat Geld bekommen und um 10:20 Uhr schon alles abgeholt und seit dem ist er aus dem Ausgang nicht zurück gekommen. Der zweite Ausgang. Stephan fragt zu Recht, wie viele Ausgänge man bis 11 Uhr vormittags haben kann auf der Geschlossenen. Heute war auch die Spritze fällig. Ich habe mir den Termin eingetragen, aber die Klinik kriegt das offenbar nicht hin. Frau Kunstfehler und offenes Bein soll in die Reha. Ich erreiche endlich den Sozialdienst. Bei Herrn PM 3 Rückbuchungen in zwei Tagen. Neue Betreuungssache, aber ich habe schon vorgearbeitet. Bandansage Urlaub. Mein Borderline-Betreuter will sich über die schlechten Fußleisten und andere Mängel in der Wohnung auslassen und das er immer das Opfer sei und sich jetzt wehren will. Ich sehe das anders und habe dafür habe heute keine Nerven. Beende das Gespräch unsanft. Die türkische Betreute nimmt jetzt nach Meinung der Institutsambulanz doch nicht die Medis. Ich fahre trotzdem. Jetzt wo wir auch die Weezer-Karten haben (und bei der Band bin ich textsicher), kann mich nichts halten. Ein herrenloser Corgiemischling in der Egestorffstraße. Andere kümmern sich schon und was soll ich auch damit?

Wünscht mir alles Gute und ich sage dann mal Tschüß. Will nicht fleißig sein, sondern meine Seele soll im Pazifik aufgehen. Ich bin überzeugt davon, dass sie dorthin gehen wird, in dem Moment wenn sie meinen Körper verlässt. Das habe ich mal eindringlich gespürt/erfahren, so dass ich davon überzeugt bin. Ich freue mich auf Synchronmassage durch die Familie und die Natur dort, die ich nur zum Heulen schön finde. Ich will ganz viel mit meinem Schatz der Brandung lauschen und in den Pausen was leckeres Essen. Auch mit fettigen Haaren kann man fliegen. Die Kräfte mussten geschont werden und die werden das nächste Mal im Salzwasser nass oder zumindest von der Sonne Kaliforniens getrocknet werden.

Abends gehen wir zu unserem Hundetrainerstar mit Steffi. Dank ihr gibt es Beweisfotos. Während keiner Geld hat für Kultur, sind 4000 andere auch bereit die teuren Tickets zu zahlen für etwas Show mit Übersetzung und anschließend einer kleinen Autogrammstunde. In der Pause geht man vor der Tür in den Raucherraum. Nein, die weißen Schwaden, die einem entgegen kommen sind nicht Nebel vom nahe gelegenen Fluss. Stephan findet es eine optimale Einstimmung für unsere Reise und ich war noch nie in der Swiss Life Arena oder wie das Ding heißt. Die Veranstaltung ist mittelmäßig und zu wenig Hund für unser aller Geschmack, aber hey, ich finde den Typen sympathisch und er soll von mir aus reich werden. Außerdem haben wir nun mal das gemeinsame Thema „Hund“ und Steffi wird gerade Trainerin. Wir genießen ihre Gesellschaft und lieben ihren Hund und ihre Opferbereitschaft wird uns ein ganz neues Weihnachtsvergnügen bereiten, der ganzen Familie. Steffi – wenn Du das hier liest – die Rudelkette, die ich um hatte, möchte ich Dir gerne schenken. Steffi fragt nach der Wolf Haas Lesung im Übel und Gefährlich. Außerdem kriege ich eine Idee zu dem Bürohund. Der muss an der Leine zur Tür geführt werden, nicht wegsperren, aber auch nicht unkontrolliert lassen. Er hat kein Vertrauen zu Menschen und daher ist die Strenge vielleicht auch falsch, weil er ist ängstlich-dominant. Da hat die Steuerberaterin es nicht geschafft, dass das Tier ihr oder anderen richtig traut. Das deprimierende an Hunden ist, dass die Macker und Verhaltensauffälligkeiten im Verhalten eins zu eins auf den Halter zurück fallen.

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Wir fahren vorbei an neuen Eingang vom Siloah. Stephan und ich wollen nicht hungrig ins Bett und haben nichts mehr zuhause (wie sich das gehört vor einer Reise) und kehren beim Griechen ein. Da geht es wieder um einen gesprächigen Mann, der dort arbeitet und gerne über gesundheitliche Themen spricht, wie der reinste Hobbyarzt und einen Dreierdamentisch unterhält mit seinen Themen als da wären: Thrombose-Risiko bei Einnahme der Pille, seine Lymphknoten am Hals, die er zufällig entdeckt hat und die 1,3 und 1,6 cm groß sind und das Antibiotika hilft nicht. Wenn es weh tut, ist es ein gutes Zeichen. Keine Schmerzen und Vergrößerung sei bedenklich. Wie viele Mahlzeiten am Tag, Sport im Studio gegenüber und seine passive Mitgliedschaft sowie den Jo-Jo-Effekt bei der Gewichtsabnahme.

Auch wenn ich nach 3 Stunden Schlaf schreibe und mein Nachthemd auswaschen muss, ich nehme es nicht ernst und mir kann gar nichts Böses passieren.

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