9999 auf 10.000

14.07. Telefonate von Zuhause. Fahrrad nach nebenan, kann ich ab 15 Uhr wieder abholen. Nee gratuliert greift meine Hand und gratuliert mir zu 9999 Tagen. Zuvor hatte sie Stephan zu dem Weltmeistertitel beglückwünschen wollen, was er aber ablehnte. An die Zahl hatte ich schon gleich nach dem Aufwachen gedacht, wie aus 4 Zahlen bald 5 werden. Die Mathematik. Stephan fragt sich, ob das dann wieder auf Null zurück springt, aber er spielt nur damit. Bei mir ist die Verwirrung echt.

Kaum im Büro muss ich mich wieder mit Wunstorf abmühen. Frau Tod sitzt auf gepackten Koffer und ihr Typ ist da um sie abzuholen. Dann hätte ich den Termin beim Jobcenter für Morgen, bei dem über ihre berufliche Situation gesprochen werden soll ja nicht absagen müssen, denke ich scherzhaft bei mir. Als nebenbei Visite ist und ich zusage mit einem Arzt zu sprechen und mich wieder zu melden und sie erneut anruft, raste ich etwas aus, dass sie mit dem Telefonterror aufhören solle. Sie hat verstanden. Ich rufe sie nachmittags wie verabredet an. Sie will mich kündigen, die Ärzte hätten ihr schon gesagt, dass ich der Meinung bin, dass sie noch da bleiben muss, sie merke langsam auf wen sie sich verlassen könne. Ich sei schon ganz schön verlässlich sage ich. Ja, vielleicht würde sie das auch mal anders sehen. Ich erkläre ihr, dass sie das nicht einfach so tun kann. Das Gericht muss die Betreuung aufheben und das werden die derzeit wohl nicht tun. Sie weiß.

In Sachen Herr Ihme ist die Stationsärztin heute nicht da, dann doch, jedenfalls liegt mir die ärztliche Stellungnahme nicht vor. Ich spreche dann mit ihr und sie schiebt die Schuld für das Chaos auf die Kollegin, die Wochenenddienst gemacht hat. Ich kläre, worum es mich geht, nämlich zu sehen ob sich sein Zustand durch eine kontinuierliche Behandlung noch verbessern lässt. Telefoniere mit der Fallmanagerin, die am 25.07. in den Mutterschutz geht und langsam selber sehr genervt ist von ihren Kollegen aus der Leistungsabteilung, die sich auch bei ihr nicht melden, von wegen so unter Kollegen könne man doch mal anrufen. Ich denke mir, ja hat sie recht und es zeigt das Ausmaß der Ignoranz, weil den Kunden veraschen ist normal, wenn da noch eine Anwältin/Berufsbetreuerin dahinter hängt ist es schon hartnäckiger, aber sich bei der eigene Kollegin taub stellen ist schon sehr dreist.

Der Kollege kommt rein und meldet uns, dass die Feier am Steintor noch andauert. Es ist gegen Mittag.

Nachmittags treffen bei Herr Borderline zuhause mit der ambulanten Wohnbetreuung. Das ist ein dicker Typ mit Plugs in den Ohren, der gerne kurze Hosen trägt und tätowiert ist und auf Death Metal steht. Ich war noch nie in der Wohnung in Ricklingen, wusste aber, dass es sauber ist und er eine Katze hat. Stephan erklärt mir wie ich fahren muss und hat Angst so von wegen, nicht dass jetzt auf den letzten Metern noch was passiert, er will die 10.000 jetzt auch voll kriegen. Meinem Schützling geht es schlecht, seit er sich mit seiner Mutter überworfen hat, die ihm immer das Geld eingeteilt und ihn überall hingefahren hat, läuft einiges aus dem Ruder. Er kokst, aber das hat den gegenteiligen Effekt auf ihn und bringt ihn runter, wie der Wohnbetreuer zu berichten weiß. Ich frage nach dem Schlaf und erfahre, dass er sich seit dem Überfall nur noch tagsüber zu schlafen traut, weil sie nachts kommen können und tagsüber keine Chance haben und das auch wissen. Das klingt alles recht desolat. Sein Dealer sei aber ein netter Typ und habe ihm auch Geld für Essen geliehen, er schuldet ihm derzeit 200,- €. Ist der denn versorgt mit Lebensmitteln will ich wissen. Ja, er hat eine Stange Toastbrot und eine Marmelade im Kühlschrank. Ein deutliches Bäuchlein hat er auch. Auslöser des Streites mit der Mutter war eine Fahrt an die Küste. Der neue Mann ist Berufsfahrer und wohl gefahren wie Sau. Er hatte Todesangst und hat nichts gesagt. Das kann ich beides nachvollziehen und habe es auch schon so erlebt, aber ich sage, die nehmen das anders wahr und es gibt das immer zwei Wahrheiten, weil gerade die Berufsfahrer immer meinen, dass sie das alles prima im Griff hatten und das gar nicht gefährlich war, andere Wahrnehmung eben. Sie hätten es wissen müssen, dass er das nicht ab kann und dann Panik schiebt. Ich wende ein, dass er das vielleicht vorher hätte klären sollen als Selbstschutz, weil vor allem er habe es doch gewusst von wegen, wenn der Fahrer mehr als 140 km/h fährt muss ich zuhause bleiben. Die Mutter hat wohl gesagt, dass er ohne sie nichts sei. Das ist hart, aber auch ein Stück wahr. Er ist nun dafür sich zugrunde zu richten bevor er sich bei ihr wieder meldet, „ihr wieder aus der Hand frisst“, darauf warte sie nur und würde dann triumphieren. Auch eine Variante sich dann lieber selber zugrunde zu richten oder sich seinem Dealer anzuvertrauen und passt zur Borderline-Erkrankung. Wir überlegen, wie wir die Aufgaben der Mutter mit übernehmen können. Der Dicke soll Geld einteilen, ich kümmere mich um eine Krisenintervention über Opferhilfe und Sozialpsychiatrischen Dienst.

Nein, in diesem Haus wohnt er nicht. Ich fand die Mieter Sieben, Neun und Zehn faszinierend.

neun zehn

Ich fahre am Ihmezentrum vorbei und denke an meinen Hasen. Ist jetzt besser für ihn, dass er eingefangen ist, davon bin ich überzeugt.

Beim Sport kommen mir Ballettmäuse mit Deutschlandrouge entgegen. Es geht in der Umkleidekabine darum, dass man nicht so doof sein soll zum Sport seinen Schmuck mitzunehmen. Die Klugscheißermädchen erklären der Lehrerin, wie sie den immer zuhause abmachen, weil ihre Tochter wohl was verloren hat, was teuer ist und „was hier ganz schwer zu bekommen ist“. Die Lehrerin spricht mit der Tochter Englisch, was schon immer total überkandidelt und idiotisch daher kommt. Dann im Unterricht erzählt Jenny von ihrem 1. Hochzeitstag. Das ist mal ganz weit weg von unserem Jubiläum.

Beim Yoga lässt Mikael uns die Arme kreuzen in der Vorderbeuge und ich bin erstaunt, was das für einen Effekt hat, diese kleine Modifizierung, aber so ist der Körper wohl.

Ich finde den Ayran-Deckel nicht, den ich gefaltet habe. Das macht mir so Stress, dass ich noch mal zum Türken muss und einfach Barfuß los laufe ohne Schlüssel. Erst zum Kiosk, die haben Ayran im Tetrapack, ich brauche es anders stottere ich und stürze nach gegenüber, kaufe, trinke, falte, aber kein Vergleich, meiner war aus Istanbul, glaube ich zumindest oder war es doch nur Berlin. Findet sich wieder was Neues, aber für mich erst mal schlimm wegen Kontrollverlust. Während ich den Anfall kriege, bleibt mein Mann ganz ruhig. Füttert mich mit Beeren und Vanillejoghurt in den Intervallen. Bietet mir Honigbrot und ich brauche nur zu schauen und er weiß Bescheid, Randstück wegbeißen oder andere Seite anbieten, die hat mehr Butter. Das läuft alles non-verbal. Ich habe so ein Glück gehabt einen Mann zu finden, der mich so verehrt und mich so gut kennt und so gut mit mir kann und gut aussehend ist er auch ohne Ende. Womit habe ich das verdient? Dann finde ich den Deckel noch, habe aber schon den anderen drauf genäht, dann eben zwei. Jetzt ist es eigentlich schon zu spät und ich werde Morgen müde sein.

15.07. Traum mit Marlis und Dieter, wollen ins Theater, buchen Hotelzimmer. Stellen irgendwann mal fest, dass sie nach dem Theater zurück fahren wollen, keiner kommt auf die Idee die abzusagen. Muss wohl so sein, weil die Schlüssel hatten wir zurück gelegt in die Glasvitrine und sie sind weg, weil wir praktisch nach eines Stunde schon wieder ausgecheckt haben. Stephan will unseres damit er sich in Ruhe umziehen kann. Ich nehme Comics mit 2 Bände á 22 SF, damit es sich wenigstens etwas lohnt. Dann sind Yogafrauen da und nette Hoteljungs. Der eine will uns noch einen Milchreis machen. Yuhu, ich liebe Milchreis. Mein Kleid was ich ausgezogen habe hängt an der Tür. Das darf ich nicht vergessen. Traum erinnert an die Reise nach Berlin für nur eine Nacht.

Fallmanager von Frau Yoga ruft an. Ausgesprochen nett, neuer Termin 18.08.

Fahre zu einer Betreuten durch die Eilenriede. Weiß jetzt, dass ich immer einen Umweg fahre und beim Kanapee schon gleich links abbiegen muss statt weiter bis zum Ende, wenn die Celler Straße in der Eilenriede mündet. Ich denke an Cesar Milan und den Bernersennenhund, den er neulich in der Sendung hat, Exotenrasse an der Westküste. Swiss Mountain Dog, erklärt er, „also known as the horse of the poor man“ und zeigt alte schwarz-weiß Fotos, wie sie vor einen Wagen geschnallt werden oder einen Holzwagen mit Kindern befüllt ziehen müssen. Ich mag die Rasse nicht, aber wenn ich einen hätte, würde ich mir einen Ben Hur ähnlichen Karren bauen und mich ziehen lassen. Das ist das Hauptproblem bei den Hunden, dass sie nicht ausgelastet sind, gerade bei Arbeitshunden, dann kommen die Verhaltensauffälligkeiten und hey, das würde ganz schön cool aussehen. Ich stehend im Wagen und wenn der Hund alt würde, könnte man den Wagen ans Fahrrad schnallen und es umgekehrt machen. Meine Betreute, die zum Messytum neigt, kenne ich schon lange. Sie ist trotz aller Einschränkungen aber noch voll orientiert und nicht will, dass ich ihr Geld an den Pflegedienst überweise und der dann für sie einkaufen geht, sondern will mit und selber was aussuchen und dann auch was erleben und ich erkläre der Frau von der Stelle Hilfe zur Pflege, dass ich dann nichts tun kann und wie es sich juristisch verhält, aber wenn hier die Motten und Fliegen schwirren und zu ihr sage, „Sie sollen die Süßigkeiten nicht stapeln, hier sieht es aus als hätten Sie 20 Enkel“. Sie esse eben gerne Süßes. „Ja essen, aber nicht die Ostereier aus 2009 horten“. Sie bewundert immer meinen Schmuck, heute würde ich japanisch ausschauen und vor allem meine Ringe will sie sich aus der Nähe anschauen. Bald ist die Sitzung vorbei, aber ich bleibe noch. Bin ja auch später gekommen, „nachsitzen“ sagt sie. Ich zeige ihr Fotos von früher, sie mit dem Sohn der verstorben in der Lüneburger Heide. Markus war so ein netter Typ, alle mochten ihn und jeden zweiten kannte er, wenn man mal in der Stadt unterwegs war. Ich sage, ja, wer Flohmarkt macht hat viele Sozialkontakte. In der Lüneburger Heide waren sie damals 9 Tage und haben Urlaub gemacht und gewandert bis ihr Vater keine Lust mehr hatte weil sein Knie ihm weh getan hat. Sie habe viel Zeit zusammen mit ihren Eltern verbracht. Immer die Feiertage mit der Familie und ihre Schwiegermutter hat gebraten und gekocht. Das waren schöne Zeiten und das kann einem keiner nehmen. Sie hat so Recht. Sie weiß noch, wie die Schwiegermutter gestorben ist, sie hat gesagt, ich mache mal Kaffee und dann hatte sie noch die Kaffeekanne in der Hand und hat ihnen erklärt, wo ihre Medikamente stehen und dann Krankenwagen, der viel zu lange gebraucht hat und am 22. Juni ist sie im Krankenhaus gestorben. Die haben ihren Kopf mit einer weißen Schleife umwickelt, dass der Mund zugehalten wird und sie habe ihren Kopf angefasst und der war noch ganz warm. Vielleicht war sie nicht tot? Doch bestimmt, wende ich ein. Vielleicht dauert es eine Weile bis der Körper auskühlt. Das Familiengrab in Lahe. Damals kurz vor seinem Tod hat Markus gesagt, auf den Friedhof gehe er nie wieder und sie hat gesagt, das würde seinem Vater aber nicht gefallen und dann als er tot war hat sie gesagt: „So, Markus und jetzt wirst Du dahin gefahren im Leichenwagen.“ Ich sage, manche Leute könnten das einfach nicht vertragen mit Friedhof und Krankenhaus und würden da rückwärts rausgehen. Sie erzählt von ihrer letzten Friedhofsbegegnung und hier muss irgendwo ein Brief liegen mit Fotos und tatsächlich, ich finde ihn. Sie hat ein Ehepaar kennengelernt, die ihr schreiben, „Als wir Ihnen neulich zufällig auf dem Laher Friedhof begegnet sind und sie das Grab bepflanzen wollten, hatten wir kein Werkzeug dabei und die Blumen konnten nur provisorisch in den Töpfen in die lose Erde gesteckt werden. Mein Mann und ich haben sie jetzt eingepflanzt als wir wieder einmal dort waren und tüchtig gegossen. Wir würden Ihnen allerdings dringend raten die Grabpflege in Auftrag zu geben und hoffen, dass Sie sich wieder gut erholt haben von dem Ausflug. Unterschrift mit Name und Telefonnummer sowie Fotos von dem bepflanzten Grab und die Frau daneben, die auch so ca. Mitte 60 ist. So nett, dass es so Menschen noch gibt meinen Frau Ring und ich. Ich will sie auch anrufen und mich bedanken. Frau Ring ist einverstanden. Dann erzählt sie, was sie mit dieser „Claudia“ alles erlebt hat. Das war eine Alkoholikerin, in die ihr Sohn verknallt war. Mit der hat sie gekämpft und auch auf dem Boden gerungen. Die hat sie und sich mit Feuerzeugbenzin oder Spiritus übergossen und sie wollte verhindern, dass sie an das Feuerzeug herankommt bzw. dieses betätigt. „Die dachte immer, sie ist groß und kräftig“ und dann hat sie ihr zack mit dem Finger ins Auge gestochen und hätte es rausholen können und die dann „aua“ und sei erschrocken zurückgewichen und Markus hatte sie gewarnt „leg Dich nicht mit meiner Mutter an, die ist kräftig“. Weiteres Foto, sie ein scharfen Geschoß mit B-52 Frisur wie sie ein Rentier füttert. Ja, die waren ganz zahm und das waren diese schwarzen Lackmäntel, kommentiert sie das Bild und ihr Outfit. Die hätten sie damals von Mäntelhaus Kaiser geschenkt bekommen, die Mitarbeiterinnen, weil sie davon eine ganze Stange hatten und die nicht losgeworden sind.

Bild mit TierKäse und WurstschnittchenHand mit Ringen Hand auf Decke2 Hnde mit Ringen

Lauter Kitagruppen unterwegs, aber wenn man schnell genug heizt, dann lassen die Erzieherinnen  ihre Herde nicht kreuzen. Vielleicht ist es ähnlich, ich mache mir weniger was aus süßen Kindern und Welpen, sondern mag die erwachsenen Tiere und dann gerne die, die skurril sind und vielleicht sonst nicht so gut ankommen.

Heute ist viel, viel schöner als Geburtstag. Der passiert so zufällig ohne Zutun, warum wird der überhaupt gefeiert, aber unser Jahrestag, das ist viel besser und stimmt mich viel fröhlicher. Juli statt Februar und so fühlen sich 10.000 Tage an. Nächstes Mal aber bestimmt anders. Wer hätte damals beim ersten Kuss in der WG gedacht, dass wir nach 10.000 Tagen hier landen? Jetzt geht es nach Berlin und wir fröhnen unseren Hobbies, die sich herauskristallisiert haben nach den 10.000 Tagen. Tim Raue liebt Mango, vergöttert sie, wenn ich mir das richtig gemerkt habe…

Ich musste neulich daran denken, dass wir so eine Art Lindeneinwanderer sind. Als wir ankamen wollten wir eine Wohnung in Linden und man erklärte uns, die sind schwer zu bekommen und die wollen viele und Linden nimmt nicht jeden, jetzt sind wir Hausbesitzer mit Immobilien in bester Lindenlage. So endete die persönliche Lindengeschichte.

Frau Tod entschuldigt sich, leider kann ich kein Taschengeld überweisen wie geplant, weil das online banking nicht klappt. Muss warten bis nach Berlin.

Tochter kommt Morgennachmittag und bringt mir das Portemonnaie. Sie wollte es dem Lebensgefährten geben mit ihrer Bankkarte und da sind wir alle dagegen. Gerne erkläre ich ihm das. Dann muss er vielleicht ins Kloster eine Runde meditieren.

Gebe meinem Kollegen seinen Button und den für seine Tochter mit Vorstellungstext. Er ist nicht dabei in Wien. Sein Besuch hat sich gewundert, weil die Fledermaus so klein war, dass er sie als solche nicht erkannt hat. Die Fledermäuse in Australien sind 10 x so groß, wie alle Tiere dort. Das will er seiner Tochter bald mal zeigen, wie es dort ausschaut. Der Freund ist ihr Patenonkel.

Ein Brief von der Tante im Briefkasten beim Gehen. Sie ist in der Reha und ich soll sie wohl mal anrufen.

Wir sind 20 Minuten zu früh, weil der Zug nicht um :11 sondern um :31 fährt. Das Planungstalent meines Mannes lässt nach, bzw. war in der ersten Hälfte der 20.000 Tage besser. Kontoauszüge holen und gucken ob was Komisches auf meinen Konten passiert, ohne online banking wird mein Mann nervös. Wenn es Morgen nicht geht, bringe ich das Taschengeld manuell auf den Weg. Zug hat ca. 25 Minuten Verspätung wegen „Arzteinsatz am Gleis“. Dann nehmen wir den IC sage ich. Stephan, das geht nicht wegen Zugbindung, nicht immer nur die Rosinen rauspicken. Ich frage den Bahnmitarbeiter, ab 20 Minuten Verspätung ist die Zugbindung aufgehoben. Ich sage typisch, das ist Deine Erziehung, dass das alles immer nicht geht und so hingenommen werden muss. Das ist unser Tag, verdammt noch mal und ich will nach Berlin. Ich habe einen Vertrag mit denen, aber der sieht vor, dass mein ICE um :31 fährt und um :11 ankommt und den haben die nicht eingehalten und ich nehme den IC und mach das Beste draus. Er entschuldigt sich wegen der Abfahrtszeit und ich sage; hey, ohne Dich wäre mein Leben viel Chaotischer, alles gut.

SMS von Steffi mit Glückwünschen zu unserem Zahlenspiel.

Keine Sitzplatzreservierung, auf meinem Kopf sieht es so interessant aus, deswegen bleibt die Frauen stehen

Warum ziehen die jungen Dinger diese grausamen Schlabber-Hippie-Hosen mit den schlimmen Mustern an? Unvorteilhaft ohne Ende, zeigen, dass sie alles tragen können? Können sie ja gerade nicht.

Über den Hund von Freunden stolpern kostet bzw. bringt 30.000 €. Ich halte das Urteil für idiotisch, amerikanische Verhältnisse, krass.

Wir fahren in Berlin ein. 4 Tierschädel in Kränzen außen an der Fassade, perfekt symmetrisch angebracht. In Spandau?

Erst fährt die U-Bahn nicht, dann die S-Bahn oder Regionalexpress und wir stehen ewig. Die größten Deutschlandvollpfosten (oder –spaten) haben sich hier versammelt und vermutlich nutzen sie die WM um sich zu vermehren. Wir steigen gleich an der nächsten Station und falsch aus (Stephan lässt auch nach bei der Reiseführung). Statt die lange Wartezeit zu nutzen um auf seinen Zettel zu schauen. Zug steht noch da, als wir zum Gleis zurückkehren. Kein gutes Zeichen, erst gehen die Türen nicht auf, dann doch, schnell rein, wieder warten, dann die vorhersehbare Durchsage: alle aussteigen. Defekt an den Türen, der war schon vorher da, aber jetzt geht nichts mehr haben sie nach 30 Minuten festgestellt. Stephan entschuldigt sich, aber ohne ihn wäre das Reisen undenkbar für mich, also was soll’s. Dafür fahren wir ohne. Deutschland rufen zählt heute als Fahrkarte.

Erst mal Kaffee und gebackene Schweinereien, Blaubeerkuchen vegan und Erdnusskekse mit ganz viel wie flüssiger Schokolade gefüllt oder sind es große Chocolate Chips, die etwas angeschmolzen sind? Der Blaubeerkuchen mit Haferflockenrand sieht aus wie Brot, schmeckt aber unglaublich saftig.

DSC05878DSC05950

2 Fahrräder, Kaution am Kiosk wieder holen, weil er erst um 14 Uhr aufmacht. Öffnungszeiten 14-18 Uhr, ein Traum. Das ganze Gespräch am Kiosk ist skurril. Wir erklären unser Anliegen, 2 28er Damenfahrräder bis Morgen. Wie sind die Öffnungszeiten? Ganz normal ab 14 Uhr. 12 Uhr etwas fährt unser Zug. Er dann: o.k., dann können wir sie vorher zum Flughafen bringen. Da hat er einen Zweitladen. ???? Oder vor der Kiosk 2 Häuser weiter abstellen und dort ist die Kaution hinterlegt. Das Mädchen muss nicht aufpumpen. Sie soll meinen Sattel höher stellen. Stattdessen wir überall noch eine halb Tasse Luft reingemacht und den Auftrag vergisst sie dabei wieder bzw. findet das Werkzeug nicht.

Kiloweise Lakritze. Lakritze ist das neue Heroin, wie man Mann zu Recht feststellt. Ich hätte Claudia damals ernster nehmen müssen. Die ist auf Nachtisch fixiert und ausreichend kundig und kennt die Butter, Schoko, Salzkaramellvarianten der Welt. Als sie nach einem Skandinavienurlaub so durchdrehte und immer von diesem Nachtisch erzählte mit Schoko und Lakritze und es sei das geilste gewesen, was sie je gegessen hat. Das hätte mir mehr zu denken geben müssen, aber ich bin noch dahinter gekommen und die Lakritztrüffel sind der Burner. Wir testen 2 und Stephan kauft den Rest auf, auch um die in Wien mit unseren Freunden zu teilen.

DSC05967 DSC05968

Unser Hostel wird von Holländern betrieben und deswegen heißt es „lekkerurlaub“ (wäre sonst ein total idiotischer Name, aber so macht er Sinn). Das hätte man auch drauf kommen können. Diese Holländer sprechen immer akzentfrei englisch, so dass man erst denkt, sie seien aus einem englisch-sprachigen Land, dann kommen aber junge Backpacker und er, der Kleine mit den langen Haaren legt los mit der süßen holländischen Sprache. Fahrräder haben sie keine mehr und als ich später wissen will ob wir unsere Leihfahrräder in den Innenhof stellen können Übernacht meint die Frau, dass die Feuerschutztür nicht mehr aufgeht, wenn man sie zufallen lässt, dass wir dann nicht mehr reinkommen und ich: ja, aber wir sind zu zweit und auch nicht so doof. Sie: man weiß ja nie. Hat sie total recht und dann: vielleicht kennen wir uns erst 2 Stunden. Eine Steilvorlage, die ich einfach stehen lasse.

DSC05956 DSC05955DSC05960DSC05945 DSC05944DSC05876 DSC05874 DSC05873 DSC05877 DSC05875

Heike und Georg kommen zu uns mit meiner Buttonmaschine im Gepäck und mit Bergen von Geschenken, „Küssen“ und „Essen“ zwei Sonderanfertigungen der Honey-Bones zu unserem Jubiläum. Heike und Georg haben die Halbzeit schon überschritten mit 5030. Auch eine sehr schöne Zahl. Blutwurst und Stoffravioli und eine ganze große Wundertüte, die schönsten Stücke aus der Sammlung von Heike für mich, Polyesteroberteile mit verblichenen Blumen, massenhaft Hütchen vorgefertigt, Rohlingen, wie sie es nennt, mindestens 30 Stück. Für Stephan ein Küchenhandtuch „Scherben bringen Glück“ und wunderschöne Knöpfe, Perlmutt und aus blauem Glas.

DSC05917DSC05881

Wir schwelgen und essen.

DSC05884 DSC05885 DSC05886 DSC05887 DSC05888 DSC05890 DSC05895 DSC05898 DSC05896 DSC05899 DSC05900 DSC05901 DSC05902 DSC05904 DSC05905 DSC05906 DSC05907 DSC05908 DSC05910 DSC05911DSC05889DSC05891DSC05892DSC05893DSC05894DSC05922 DSC05923 DSC05924 DSC05935DSC05921DSC05925DSC05926

Ich liebe Heike und Georg sehr. Es sind ganz wertvolle und besondere Menschen. Mit niemandem hätte ich diesen Tag lieber gefeiert, zumal sie nicht nach Wien kommen. Sie genießen das Essen und die leckeren Weine. Ich versuche immer die Blutwurst neu in Szene zu setzen und Heike mich auf der Toilette.

DSC05920DSC05912DSC05929

Dann Biergarten „Frank und Frei“, von Franken betrieben samt der Bierambulanz und noch mal Brigitte und Arnd treffen. Heike macht sich Gedanken um den Abwaschberg, den wir produziert haben und klingt so süß und auch irgendwie nach meiner Schwiegermutter, alles wurde immer abgeräumt samt Besteck und neu gebracht. Ich habe noch einen Gutschein für Blutwurstravioli sonst wäre ich todtraurig, dass dieser wunderschöne Abend vorbei ist. Brigitte sagt, ich hätte sie gut runtergebracht oder auf andere Gedanken und das sei nicht so leicht. Ich weiß gar nicht wodurch, freu mich aber, dass es so ist. Alte Freunde sind schon was Tolles.

DSC05936

Toller Mond, muss nicht immer voll sein. Die jungen Menschen sitzen in Reihe auf dem Bordstein mit den Füßen auf der Straße. Wie Spatzen schaut das aus. Was für ein herrlicher Tag. Besser hätten wir es uns nicht vorstellen können. Hier das offizielle Foto nach 10.000 Tagen…

DSC05883

Geburtsanzeige von Jola am 09.07. geboren und mit ganz vielen braunen Haaren auf dem Bauch ihrer strahlenden Mutter. Ich mache den Stoffglückskeks von Heike an meine rote Berlintasche. An Stephan dekoriere ich unsere neuen Honey Bones.

DSC05943 DSC05938

16.05. Nach den nächsten 10.000 werden wir richtig alt sein, Stephan geht dann auf die 80 zu und es wird sich nur vorher eine Zahl von 1 auf 2 verändert haben und sonst alles Nullen. Mathe soll mal einer verstehen. Wo werden wir uns da hinbewegt haben? Sollte ich heute mal eine Prognose abgeben? 10.001 ist auch eine schöne Zahl meint mein Mann.

Es ist 20 nach 9 und der Langhaarhippie baut die Möbel auf und stellt die Blumen auf die Tische. Er hat total schlechte Laune und Stephan meint so passend. „Frühstück ab 9, hieß das für ihn und er möchte nicht gestört werden?“ Mein Gott, vielleicht sollte er früher ins Bett oder weniger kiffen. Das 9 Uhr in Berlin ist das 5 Uhr von woanders und deswegen macht es auch Sinn, dass der Fahrradladen erst um 14 Uhr öffnet, dass ich quasi 10 Uhr in übersetzt.

DSC05959DSC05939

Wir trinken Kaffee und essen Müsli mit Früchten und erreichen aber Dilek nicht. Dann schauen wir nach der Busstation, bringen die Fahrräder weg (der Kiosktyp weiß erst von nichts, aber es klappt dann doch) und kehren erneut in unserem Lieblingsladen ein.

DSC05947DSC05961

Die eggs benedikt sind so was von Hammer, dass ich sie vor lauter Aufregung nicht fotografiere, sondern nur den Carrot Cake und das Avocado Toast.

DSC05949DSC05951

Es sitzen die überdrehten Schönlinge aus ganz Europa im Café und viele sprechen Englisch.  Ein junger Mann, der aussieht wie Barbie mit rundem Gesicht und vermutlich gerade vom Yoga kommt, zu den rasierten Achseln hat er ein Tuch asymmetrisch um den Oberkörper gewickelt und auch die „Hose“ sieht aus wie die Windel von Jesus. Er bekommt von seiner Schwulenfreundin ein Geschenk und hat offenbar Geburtstag. Es folgt demonstratives auspacken und sich dabei bewundern lassen, ein anderer junger Mann mit Brille ist zwischenzeitlich eingetroffen. Das Geschenk sah schon außen schrecklich aus, aber der Inhalt ist schlimmer, Billigunterwäsche „Ellen“ mit passenden Socken. „It even smells like Ellen“, verkündet er, total überdrehte Szene, der nichtsnutzige Lebenswandel wird von Papa finanziert. Ein Husky liegt mitten im Weg. Das kann jetzt teuer werden. Pillen gibt es auf der Straße und mein Ayrandeckel steht auf einer Fensterbank

DSC05952 DSC05953DSC05954DSC05948

Ich werde ein Ayranfreundschaftbändchensammelhütchen daraus machen. Das hatte ich vorher schon überlegt. Leider nehme ich ihn nicht mit. Kaufe eine Blechnähmaschine als Christbaumschmuck für überteuerte 6,50 €. Hat im Einkauf bestimmt höchstens 30 Cent gekostet. Ich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn ich so mein Geld verdienen würde. Statt ein gutes Produkt anzubieten, einfach Billigware überteuert an Touristen verscherbeln, aber bei mir hat es heute geklappt. Wollte es unbedingt für ein Hütchen. Sie empfiehlt mir den besseren Boesner, den Heike schon erwähnt hat und wir waren abends mit den Rädern daran vorbei gefahren. Da würde ich richtig fündig werden. Es ist mir zu blöd ihr zu erklären, dass mein Material meistens von der Straße stammt und ich mich vom Zufall inspirieren lasse und nicht zu überteuerten Preisen Neues einkaufe. Das macht nämlich sonst keinen Spaß. Im Bus gibt es keine Fahrkarte, das passt schon wird mir bestätigt vom Fahrer. Was passt daran, wenn er keine Fahrkarten drucken kann, fahr ich umsonst. Ich bin offenbar zu spießig für die Hauptstadt. Die Klimaanlage ist nur laut und macht Klimaanlagengeräusche ohne Kühlung. Ist das wie ein japanisches Klo, fragt mich Stephan. Die Hauptstadt hat eine eigene Zeitmatrix und ist sehr esoterisch und wir fragen uns was kollektive Wundtherapie sein soll im Gegensatz zu der individuellen. Ein Schmerzmittel für alle?

DSC05962

Am Berliner Hauptbahnhof stellen wir meine Kotzszene vom letzten Besuch nach und tatsächlich, der Fleck scheint noch da zu sein….

DSC05963 DSC05964 DSC05965 DSC05966

Über Zugplatzreservierer habe ich mich schon genug aufgeregt. „Karin, welche sind unsere?“. Es muss das geilste sein ohne Not einen Platzrecht zu erkaufen. Auf die Frage, „ist das Ihrer“, „so sieht es aus!“ zu antworten. Dann fällt mir eigentlich nur fick Dich und noch eine gute Weiterfahrt ein. Die alten Mädchen, die sich Filmchen gegenseitigen zeigen auf laut gestellt versteht sich und über What’s App fachsimpeln um dann noch mal nach einem Magnum-Eis zu fragen, auch wenn sie schon wissen, dass die Kühlung defekt ist. Da hat sich jetzt während der Fahrt nichts geändert, weil der Elekrikerspiderman nicht auf den fahrenden Zug gesprungen ist und wenn er es wäre, wäre davon immer noch kein Eis an Bord. Was können wir tun, wird noch einer mit Bauchwagen zusteigen? „Ein Kollege mit einem Bauchwägelchen“. Kann das Bahnpersonal da was machen? Können wir nicht einen Extrahalt unterwegs machen und ich springe in Stendal kurz zum Kiosk und kaufe 2 Magnum? Man!! Mein Essen habe ich dabei.

DSC05970DSC05969

17.07. Alptraum, wir sitzen an einer langen Tafel und empfangen die Mandanten, die Unvorteilhaften zu mir, die Schicksen, die sich scheiden lassen wollen kommen zu meinem gutaussehenden, aalglatten Kollegen (es war nicht Hilmar) und wir lachen uns tot. Nehmen jeden Fall an. Gegen Aufpreis kümmere ich mich um die Tiere, sage ich der einen Frau. Landschildkröte im Vogelkäfig im Schrank (vorübergehend), fällt erst da runter und dann noch mal die Treppe und läuft anschließend aus. Wasser kommt aus dem Panzer, wie aus einem Wasserhahn und sie stirbt, dann doch wieder lebendig und läuft in den Garten mit Hunden, die sie abschlecken. Sie ist das erste Mal draußen, dann staunt über alles, Erde, Sonne, lieber hier sterben als ewig behütet innen, rechtfertige ich die Sache und freue mich. Irgendwie stirbt sie doch oder läuft weg und wie es passiert ist, darüber lüge ich die Besitzerin an. Insektenplage in der Speisekammer, exotische Fliegen und Würmer, ganz eklig. Im Keller weniger, die genau aussehen wie meine aus Gummi und auch die Konsistenz haben, die spieße ich auf und schmeiße sie in einen Eimer, wo sie nicht raus können und entsorge sie dann. Das Problem ist gelöst aber oben ist ein Sumpf aus Schlamm und Dreck mit viel Wasser, wie ein Teich des Grauens. Dann andere Szene, die Wallrosse haben im Süßwasser überlebt und sind riesig geworden (quasi wie bei Helge Schneider, der eckige Hai, der ins Aquarium reingewachsen ist), sie leben im Garten in ganz kleinen, quadratischen Teichen, die mit Holz umrandet sind wie Kompostkuhlen. Sie tauchen auf um die Atmen und ich ekele mich, wenn ich an ihnen vorbei muss und sie dabei berühre oder in die Nähe komme, dann werde ich hysterisch. Hier bin ich so eine Art Kindermädchen.

Ziehe die Termine durch, Geld austeilen, Betreute bespaßen, arbeite durch bis zur letzten Minute. Steffi meldet sich vom ersten Apfelstrudel, Wohnung und alles schön. Meine Tante in der Reha ruf ich nicht mehr an, schaffe ich nicht. Eine Frist ist mir durch die Lappen gegangen, wie sich später herausstellt. Dann schnell nach Hause und ab zum Flughafen. Wien wir kommen. Altes Aschanti-Foto zur Erinnerung.

Aschanti

Schreibe einen Kommentar