30.06. Heute ist Fotosession im Büro. Meiner Mama hat mein Hütchen gestern so gut gefallen, dass ich es dafür anlasse, dabei hatte ich andere Pläne mit einer rosa Raupe auf Robbenfelltäschchen. Das Graue ist eines aus dem Nachlass von Käte. Im Bioladen hat es Bobby gefallen und der ist sonst zurück haltend wie ein vorbildlicher Hannoveraner und hat mich noch nie angesprochen auf ein Outfit. Heute ein Kompliment und das hat mir Mut gemacht. Den kann ich heute gebrauchen. Ich merke, dass ich ganz schön beleidigt bin und gerade nicht in bester Stimmung für die tollen Bürofotos, die es werden sollen. Meine rote Tasche vom Flohmarkt in Berlin ist auch fertig (endlich, immer nennt er mir Termine und hält sie nicht ein, er soll Weihnachten sagen, aber sich daran halten und mich nicht immer umsonst antanzen lassen. Der Schuster lobt sie. 4,- € gekostet und der neue Reißverschluss jetzt 29,- €, ist unterm Strich trotzdem günstig und auch unbezahlbar, weil man solche Taschen gar nicht mehr bekommt. Das stabile Kunstleder. Wäre bei guten Schuhen genauso.
Frau K. eine türkische Betreute (hier geboren) ruft an und dann noch mal. Die Tochter hat eine Lehrstelle bekommen bei mir in der Nähe. Ich rate gleich wo, weil ich sie dort neulich noch getroffen habe. Ich bin stolz, sie kann ruhig auf einen Kaffee mal vorbei kommen und ich freue mich so für sie beide.
Ich habe Bayreuther Grillfleisch, u.a. Lammspieße und kaufe einen Sack Reis dazu. Weiße türkische Schokolade zum Sofortverzehr. Meine Fotos gefallen mir nicht und ich merke, was es für einen Unterschied macht, jemanden anzulächeln, den man liebt. Gut, den anderen gefallen ihre noch weniger. Was soll’s, einfach eines auswählen und zur Tagesordnung übergehen. So wichtig ist das nicht.
Der Oberarzt, den ich kenne, hat Frau Tod abgegeben an eine Kollegin und hofft darauf, dass wir uns bald in einem anderen Zusammenhang wieder begegnen. Ich glaube, er fand das doof, die Zusammenarbeit mit mir oder ich bin paranoid, aber die Rollen sind auch verteilt und ich bin die nervige Betreuerin.
Ich koche heute innerlich und schmeiße die Türen, schaue bewusst vorbei und keinem in die Augen. Dann ziehen sich alle zurück (verständlich). Die Kollegin wird operiert und ich raffe mich doch noch auf ihr zu schreiben und rudere zurück, kann ja nicht sein, dass ich mich bald mit gar keinem mehr verstehe. Ich bin deutlich übellaunig und sehr eingeschnappt. Ich bin chaotisch und kann kein Datev. Soll ich den Beruf aufgeben? Sind das Hormone? Gibt es da Pillen dagegen oder geht das von alleine wieder weg? Halte es für opportun prophylaktisch eine Entschuldigung anzubieten. Können das die Hormone sein, die Wechseljahre, die mich so durchdrehen lassen?
Ein Trennungsfall in der nahen Umfeld relativiert wieder alles. Der Familienvater ist schon ausgezogen. Das sind ernsthafte Krisen, nicht mein Geplänkel, in das ich mich hineinsteigere.
Abends Lumixkataloge durchblättern, was alles schön war. Fotos von Slabcity waren am Wochenende in der Taz, wollte ich eigentlich ausschneiden. Das war Claire Martin. Von der hätte ich mir auch ein Foto gekauft. Weiß gar nicht von welchem Fotografen meines ist. Erste Lumix war ohne Katalog.
Die Algerier sehen wesentlich besser aus als die Deutschen. Junge Frank Zappas mit grünen Ganzkörperanzügen. Langärmelig? Haben die früher nicht mehr Haut gezeigt? Die Körper kann man trotzdem gut erkennen. Der Torwart gefällt mir. Er ist eine Mischung aus Quentin Tarantino und Islam.
01.07. Ableger zu meiner Betreuten hinbringen. Die zwei Schreiben von der Versicherung und Kabel Deutschland waren nur Werbung und meine Betreute hatte noch gefragt, ob es denn reichen würde wenn ich es heute hole. Jetzt ist es ihr ein bisschen peinlich, aber nicht so sehr, dass sie mich nicht auf weitere Ableger anhaut oder zukünftig einfach mal ein Schreiben aufmacht. Sie spricht mich auf mein Fensterblatt an (nennt immer die korrekte Pflanzenbezeichnung) ob ich ihr da auch einen Ableger bringen kann. Ich hatte angedeutet, die ganz los werden zu wollen, aber sehe meine Aufgabe nicht darin Ableger für Betreute Ableger auf der Fensterbank zu ziehen, aber irgendwie ist seitdem die Beziehung viel besser und ja, das Balkonregal, was sie abgeschliffen und geölt hat sieht gut aus. Trotzdem blocke ich etwas ab und gehe nach wenigen Minuten.
Ich will zu dem Philatelie-Stand in die Ernst-August-Galerie. Wie in die Höhle des Löwen. Es ist knallvoll so unter der Woche, tagsüber. Jede Gastronomie, was machen die Leute hier. In Planlesen bin ich so was von behindert. In jeden Gang reinlaufen, bis ich die Post sehe. Ich bekomme die Musikinstrumentenbriefmarken. Aber das sei ja nur die Klarinette und hier würde –instrumente stehen, also Plural. Ja, das ist Serie, die kommen noch. Gibt mir DIN-A4-Zettel mit den Öffnungszeiten mit, weil Briefmarken ist nicht mehr das was es mal war. Auch in der Post ist es knallvoll. Ich will noch zu Lush. Zum nächsten Plan, ah das war gleich in der Nähe. Dann gehe ich am besten zum ersten Plan zurück. Ahh, hier ist es wieder weiter weg eingezeichnet. Dabei habe ich früher in der Sesame Street den Unterschied zwischen hier und da geguckt, wie er Grobi erklärt wurde. Hilft alles nicht. Wie peinlich. Ich finde mich selber peinlich. Kaufe Seife, ja, ich kenne mich mit den Produkten aus und bekomme ein winziges Stück geschenkt.
Dann Strafverhandlung bei Frau Dr. Pinski. „Kommt denn Ihre Betreute, Frau Kollegin?“ fragt mich der Strafverteidiger. Sie ist aufgeregt. Ihr Alter in vollen Jahren, wird sie gefragt und sie: „wo ich geboren bin?“ Sie hat kein Rachebedüfnis und der Typ, der mit Handschellen vorgeführt wird, hat ihr wesentlich mehr angetan als das was heute gehandelt wird: ein Jochbeinbruch und eine Bedrohung. Sie hat mutig ausgesagt, meint Frau Pinski und der Angeklagte muss sich merken, dass er zukünftig da einen großen Bogen drum macht, auch wenn er wieder entlassen wird. Sie will nur weg,die 2,50 € haben wir uns auch trotzdem geholt und ich habe dabei für mich neue Amtsstuben des Amtsgerichts betreten, wie Bankschalter. Nach der Auszahlung habe ich gesagt, dass wir jetzt damit einen drauf machen werden.
Lauter Schnäppchen im Fairkaufhaus sogar was für die amerikanische Verwandtschaft. Eine tolle Ledertasche, die schwer nach achtziger Jahre ausschaut, vor allem das Blau. Innen ist so gut verarbeitet und sieht eher älter aus. Micky Maus Comics für die Schweiz. Ich will Trudy eine hübsche, europäische Teekanne kaufen. Muss mich noch mit meiner Mama beraten. Ai Wei Wei Early Bird Tour nach Alcatraz um 8 Uhr etwas. Das ist teuer, aber es gibt eine Spezialbegrüßung und ein Geschenk.
Der Kollege sagt ab wegen Wien. Das tut mir leid, jetzt kommen 3 aus Hannover und 3 aus Hamburg, auch schwach für die eigene Heimatstadt. Ich will ihn nicht unter Druck sage aber trotzdem, dass er fehlen wird und es mir leid tut.
Frau Tod will sofort entlassen werden. Ich sage, bisher hätte ich nur gehört, wie gut sie dort aufgehoben sei und dass sie ein Jahr dort bleiben will und jetzt sofort nach Hause. Das ginge auch von Null auf Hundert. Ich rufe die neue Oberärztin an und vereinbare für Montag einen Termin. Ein anderer Betreute von außerhalb will ab Freitag dort entgiften. Könnte 2 Fliegen mit einer Klappe bedeuten.
Die OP der Kollegin hat gut geklappt und ja, ich kann den Welpen gerne mal die Treppe hochtragen. Die Antwoord spielen in Oakland gleich am Abend unserer Ankunft. Cool, aber das ist auch ein Stück ungerecht, weil ich mir aus solchen Konzerten nicht so viel mache, mein Kollege, der mir die Band einst ans Herz gelegt hat, hätte das wirklich verdient und könnte es mit Sicherheit mehr schätzen als ich und ich würde auch mit ihm tauschen, wenn dieses beamen möglich wäre. Er schreibt mir, dass die Beastie Boys als Vorband spielen. Haha.
Mein Arzt ruft mich an, etwas Smalltalk und ich erzähle ihm, wie die Therapieumstellung mein Leben positiv verändert hat.
Sport bei Berna. Es ist der Kurs Balance, einst aus der Not geboren, als Ballettstange und Therabänder wegen Renovierung nicht zur Verfügung standen. Mit Besenstil wird gearbeitet und damit lassen sich Kraft- und Gleichgewichtsübungen verbinden. Die Vorturnerin denkt sich gerne was Neues aus und heute steckt sie den Holzstab im Vierfüßlerstand zwischen die Beine und verkreuzt einen Arm auf dem Rücken, aus meiner Perspektive sieht es aus als würde sie sich die Stange in den Po stecken, zumindest verschwindet sie hinter einem Bein. Ich muss über die Perspektive lachen und sage, da müsse ich erst mal meinen Proktologen fragen, ob ich das machen darf. Dann Knie kreisen in der Brezel (macht Po-Muskeln). Heute sollen wir mit dem Knie eine acht malen. Euphorisch wie ich heute bin, schlage ich vor, dass wir unsere IBAN Nummer mit dem Knie schreiben.
Hole abends nach dem Sport einen Gutschein von der Weinbar, für eine Schwangere, aber den kann man auch in der Kostprobe einlösen und dazu will ich ihr raten, Mittagstisch mit schönem Blick auf die Kastanie.
02.07. 2 Träume zwischen 7 und 8. Käse schneiden. Immer neues Messer soll ich benutzen, weil es sich so gehöre und ein Stück auf Brot und eines ohne Brot dazu, schmeckt dann anders. Messegäste, bauen neue Küche ein, die aus unserem Apartment in Mission über airbnb. Wohnung ist voll und sie räumen auf und streichen Türkis, das Bad, es sieht herrlich aus.
Andrea muss vollschichtig arbeiten und kann nicht mit nach Nappa Valley, sondern uns nur an den Wochenenden sehen. Verweist wegen Übernachtung an ihre Schwiegermutter Trudy. Dann kann ich sie gleich fragen, was für eine Kanne ich kaufen soll. Wienerschick, eierschalenfarben mit Goldrand oder Blumenmuster. Ich habe eine blau-weiß gesehen, dass wäre klassisch niederländischer Stil oder grob die Richtung. Ich glaube ihnen gefällt alter Trödel aus der alten Welt.
Nur die Pillen klemmen in der Dose und ich brauche eine neue. Davon habe ich ja genug und so kommt eine rautenförmige, die früher französische Süßigkeiten drin hatte zum Einsatz. Martin kommt heute doch nicht vorbei, sonst hätten wir ihn mitgenommen zu dem Geburtstag. 2 Doktoren der Biologie hätten sich bestimmt prächtig verstanden. Sie wünscht sich Rezitationen. Ich hatte geplant, dass Martin lateinische Tier- und Pflanzennamen aufsagt. Das wird jetzt nichts. Daher muss ich ran. Die Gastgeberin ist Biologin und wir hatten mal das Thema, dass die Schäfer immer behaupten, es war der Wolf, wenn ein Schaf verendet seit es wieder wenige Wölfe in Norddeutschland gibt, weil sie dann eine Entschädigung bekommen und ihr Amt das dann klärt, ob es wirklich einer war:
Ist das Schaf gerissen, so war’s nicht automatisch der Wolf,
vielleicht war es auch der Terrier „Rolf“.
Biologen können so was merken und wie,
sie schauen sich die Spuren an, auch mal am Knie.
Ein Weingutschein, dafür ist doch gerade kein Raum.
Wir wollten Dir nahe legen die „Kostprobe“ mit dem Blick auf den Baum.
Da kannst Du mittags eine Kleinigkeit essen,
gerade von den Pistazienkeksen mit Butter sind wir ganz versessen.
Heute geht der Betreute, der ewig im Ausland war (im Iran) zur Gutachterin. Ruft mich sogar vorher noch an. Bin zuversichtlich, dass es klappen wird.
Das Jobcenter zahlt Herrn Ihme kein Geld. Das hätte schon vor 2 Tagen da sein müssen. Heute sind 32,38 eingegangen, ist ja ein bisschen wenig. Durch die 15 € für die neue Karte, die Rücklastschrift von RWE, denen eine Einzugsermächtigung erteilt hatte ohne das Konto gedeckt zu halten und durch die Quartalsbankgebühren von 20,85 war sein Konto aber mit 33,52 im Minus, deswegen ist er immer noch mit 1,14 im Minus und wird also nichts abheben können. Ich kann den Betrag nicht nachvollziehen und es reicht nicht. Irgendwie meint die Fallmanagerin, die mit der Leistungsabteilung nichts zu tun hat, aber die Einzige ist, die mit mir spricht, sie hätten die 190,- € aufgerechnet und er hat wohl gar keinen Anspruch mehr für den Rest des Monats. Ich sage, dass ich ihn täglich vorbei schicken werde. Es gibt keine adäquate Reaktion ihres Hauses und keiner beschäftigt sich mit dem Fall. Was bleibt mir. So wollten ja wöchentlich einteilen.
Meine Friedhofspflanze schlägt Wurzeln und meine Mama hat ein ebike namens Roberta. Meine Laune ist nicht mehr so peinlich beschissen und ich kann wieder im Büro normal reden. Ich lasse einen Sportkurs ausfallen, weil ich Arbeit habe, vor der ich mich gedrückt habe und die Trainerin nicht mag. Die hat es gewagt mich letzte Woche beim Pilates zu korrigieren. Das habe ich nun wirklich nicht nötig und kann es im Zweifel besser als sie und gerade Haltung und Körpergefühl sind gut. Jetzt trage ich mich aus ihren Kursen aus, also eine kleine Klatsche scheine ich doch zu haben.
Brillenversicherungen und Maßregelvollzug vertragen sich nicht.
Das Leben bei mit hat mir 40 begonnen. Frau ist 39 geworden und bekommt in ca. 9 Tagen ihr zweites Kind. Der Sohn ist 17. Auch spannende Lebenskonstellation. Hat einen grünen Daumen und Tomaten und Erdbeeren auf dem Balkon und teilt sich mit ihrem Ex den Garten. Die Topfpflanzen wachsen anders als bei mir. Zierliche Figur und sehr schwanger, wie ein Sattelschlepper, der in einen Smart-Parkplatz einpacken muss, man denkt, es geht nicht, kommentiere ich die anstehende Entbindung. Ja, Geburt, sie weiß was sie erwartet und das wäre auch das schlimme. Sie hat Geburtstrauma. Will sehen, wer ihr das angetan hat. Der gutaussehende, kräftige Mann kommt aus Wuppertal und genießt es in Hannover kein Auto mehr zu brauchen. Alte Industriestadt, da kommt Engels her, es gab früher schon Slums der Textilindustrien. Ja, Engels war auch in Manchester, unsere Stadtführung mit dem Thema Suffragetten und „Friedakangols“ hat sie junge Frau immer gesagt und uns vielsagend angeschaut. Die Gäste sind total nett. Musiker, die zwischen Fusion und Musikunterricht pendeln und auch Löffel als Schlaginstrument beherrschen. Ein lauer Sommerabend mit guten Gesprächen. Stephan wird für seine Frau gelobt und ich amüsiere mich sehr gut. Ich freu mich auf den Nachwuchs und denke, das wird ein ganz entspanntes Kind, ein Mädchen. Dann kann ich ja doch noch was in dem Bio-Kinder-Laden kaufen, so ein niedliches Stofftier was mir dann gefällt und ich habe einen Grund zum Kaufen.
03.07. Jasmin schreibt mir, dass der jüngere Sohn nicht nur Seepferdchen gemacht hat, sondern Bezirksmeiste im Tennis wurde. Sie sind stolz auf ihn. Hoffentlich kann das sein großer Bruder, dessen Sport das eigentlich immer war, gut wegstecken. Ich mag beide unheimlich und würde sie gerne bald sehen. Ich freue mich sehr aus das Haus an der Amalfi-Küste 2015, aber das ist noch lange hin. Jasmins Schwester und Mann, die in Wien wohnen wollen auch kommen.
Total Butter. Kekse aus Flandern, sehen aus wie kleine alte Pappstücke, aber die schmecken und der Atem riecht nach Butter.
Meine Betreute aus Döhren treffe ich nicht zuhause an. Sie ist schlecht auf mich zu sprechen und zeigt allgemein Rückzugstendenzen. Ich habe schon richtig viel gemacht und irgendwas passt ihr trotzdem nicht. Sie hat in der Krankheitsphase halt das Aufenthaltsbestimmungsrecht für die Kinder verloren und kreidet das uns/mir an. Man kann nicht alles wieder ausbügeln und wenn sie jetzt nicht mitarbeitet, wird es noch schwieriger und ich kann nicht garantieren, dass die ihr nicht den Geldhahn zudrehen vom Jobcenter. Die Schwester ruft an als ich beim nächsten Termin sitze, aber der sage ich nichts, weil sie es nicht will.
Neue Räume der Weinstraße. Doofe Ärztin, keine Hilfeplanung ohne die betroffene Person. Ich kenne es aber schon so. Soll sagen, wo und die bekommen eins auf’s Dach. Ja dann bestimmt nicht. Ich halte dagegen, dass sie es falsch sieht. Dafür bin ich doch gerade da. Das Gericht hat mich bestellt, um für den Betroffenen zu handeln, wenn dieser nicht kann. Meine Betreute war morgens schon da und jetzt kommt sie nicht, die Unterstützung die hier besprochen wird, hat sie aber bitter nötig und dazu kann ich auch Auskunft geben und rechtlich sogar an ihrer Stelle. Irgendwann fragt sie doch, ob wir schon anfangen wollen. Ich sage, die Auflage war immer Therapie finden, sonst kein ambulant betreutes Wohnen. Die Frau ist ihr ganzes Leben lang krank, hat schon zig stationäre Aufenthalte hinter sich. Keiner will sie, weil sie eine anstrengende Borderline Patientin ist, z.T. wird sie nicht für therapiefähig gehalten. Dieses Bestehen auf eine Therapie und keiner kann sagen, ob das überhaupt was bringt, ist total falsch angesetzt meiner Meinung nach. Stationär wurde abgelehnt, weil sie angeblich zu dick ist. Hallo, das sind doch Ausflüchte, ist schon mal ein Krankenhausbett aus Metall zusammengebrochen, weil jemand übergewichtig war? Die wollen sie doch auch nicht. Es geht darum den Status Quo zu erhalten. Sie braucht für alles Begleitung und sonst knallt es, dann sieht sie ihre Kinder nicht mehr, die in einer Einrichtung leben seit Jahren. Ohne das ambulant betreute Wohnen sind wir aufgeschmissen. Neuer Psychiater, der sportlich ist und gut ausschaut. Als die Betreute dann doch auftaucht, will sie gleich bei ihm eine Therapie machen und strahlt ihn an, ob er so was auch anbieten würde. „Na also, dann wäre der Therapieplatz doch endlich gefunden“, kommentiere ich das Ganze lachend. Die natürlich „nein, nein“. Sie berichtet, wie sie überall abblitzt und die ihr dann sagen, nachdem sie da war, dass Borderline doch nicht zum Behandlungsspektum gehören würde. Ja, sie verstehen, dass es schwierig wird mit ambulanter Therapie, d.h. ja, auch die anwesenden hier haben Verständnis, dass ihre Kollegen so unvorteilhafte Patienten nicht haben wollen oder können es sich zumindest vorstellen, dass das wirkliche Leben so ausschaut. Am Schluss läuft es dann doch so, wie ich gesagt habe. Dann wird um den Umfang und die Dauer der Bewilligung gefeilscht. Im Warteraum kann man sich auf den Besucherstühlen hinter einem Riesenberg gefalteter Karton verstecken. Herr Schlieckau war in den Fahrstuhl gestiegen als ich mit der Sozialarbeiterin gewartet habe. Man grüßte sich. Sie würden es nicht hinbekommen, die abholen zu lassen oder die abzuholen meint er bezogen auf das Umzugsgut. Ich frage jetzt, ob wir die Maßnahme nicht so lange machen können, wie die Umzugskartons draußen liegen und ob sie dafür auch eine Hilfeplanung machen würden. Ich könne an dem Ratenspiel teilnehmen und schätzen, wie viele es seien. Und was kann man gewinnen, will ich wissen „ein Abendessen mit Herrn Schlieckau im 11 A“. Die Ärztin meint gleich: „ach was, da kann man noch nicht mal in Ruhe aufessen“.
Elisabeth Taylor kommt und endlich bin ich wieder da. Ich kann mir alles erlauben zu Stephan will sie nie wieder- Mein Mann war ja eine Zumutung und hat sich nicht vorgestellt, nie wieder. Ich erkläre ihr, dass bei mir auch mal was dazwischen kommt und ich mich vertreten lassen muss. Ja, aber nur ich bin die Betreuerin und nur mit mir will sie was zu tun haben. Ich lese und schreibe nebenbei und verabschiede sie mit Frau Gez. Ich darf alles und sie lacht höchstens. Wenn sie in die Kanzlei kommt, dass nur um mich zu sehen, dann bespreche ich schon mal Urlaubsvertretung, die brauche ich ja dann nicht, kann ich meinen Kollegen auch ersparen und gebe ihr Geld für 3 Wochen mit, weil ich bin ja dann nicht da. Sie ist einverstanden.
Die blöde Krankenkasse von Herrn Ihme überweist mir den Vorauszahlungsbetrag von 46,92 € zurück und behauptet, er sei bei der AOK Niedersachsen versichert. Ich zahle davon RWE, die wollen 47,23 € mit Fristsetzung bis Morgen. Schreibe, dass sie mehr nicht bekommen werden und die Zahlung überhaupt nur sehr glücklichen Umständen zu verdanken haben und 31 Cent ausbuchen sollen. Ein Anruf genügt. Bei der AOK war er nur im August 2013 11 Tage über eine Zeitarbeitsfirma. Die haben ihn wieder abgemeldet. Das hätte diese andere, unbekannte Krankenkasse auch mal machen können. Chaos pur. Ich bin dafür, dass sie ihn befreien ohne das Geld, weil sie hatten ihre Chance.
04.07. Lebensgefährte von Frau Tod. Er war gestern da mit Picknicksachen und sie ist aggressiv geworden und hat sich dann abgewandt und zu Mitpatienten gesetzt. Ich sage, ja, sie war ja gestern auch fixiert, weil sie die Medikamente nicht nimmt und mit Äpfeln auf Mitpatienten wirft. Psychiatrie ist scheiße, kein Urlaub und man kümmert sich nicht, deswegen muss sie sich um Mitpatienten kümmern. Ich: dass sei Akutstation, kein Spaziergang, wusste sie vorher. Die bieten in erster Linie Medikamente an und die kann man nehmen und dann am sonstigen Therapieangebot teilnehmen oder es lassen und dann irgendwann Ausgangssperre und Fixierung. Das kann man sich halt aber auch so oder so gestalten. Im Übrigen sehe ich das sich kümmern wollen als Zeichen der Erkrankung. Sie hatte am Tag der Einweisung Carepakete für die Flüchtlinge am Weiße Kreuz Platz gepackt. Sie muss sich erst mal um sich selber kümmern. Sie will Tochter vom Flughafen abholen Montag und würde deswegen auch abhauen. Er traut es sich zu, sie dort hinzufahren mit dem Auto und dann wieder zurück zu bringen. Ich halte das für naiv, sie hat leider die Kraft von 5 Gorillas, wenn sie manisch ist und er ist überfordert damit. Wie schnell sich der Wind drehen kann, merkt er doch immer wieder selber. Dass sie nicht absprachefähig ist, merkt er vielleicht auch. Das wichtige Sommerereignis ist dann schon vorbei, wenn der Beschluss bis zum 01.08. geht und außerdem war sie bei der letzten Geburt der Tochter auch in der Psychiatrie. Wenn ihr diese Termine alle so wichtig sind, hätte sie das Medikamenteabsetzexperiment vielleicht auf September verschieben wollen. Entweder sie hat es absichtlich oder unterbewusst vor den Wand fahren lassen, weil sie das alles überfordert und sie es nicht will oder sie hat zumindest andere Prioritäten gesetzt. So sehe ich das. Meine Argumente haben wohl was für sich.
Telefonsex mit der Telekom. Das sage ich denen auch so. Das abgestellte Telefon meiner neuen Betreuten, die ich von der unfähigen Vorgängerin übernommen habe. Emails können sie nicht verschicken, aber wegen desselben Sachverhalts Mal um Mal anrufen. Hätten sie vielleicht doch Bundesbehörde bleiben sollen.
Die Oberfinanzdirektion in Aurich hat auf jeden Fall genügend Personal, aber alle haben die Telefone umgestellt und selbst der Springer ist nicht da.
Eine Betreute zu der ich selten Kontakt habe und die eine tolle Sprache hat, gerade wenn sie schimpft, ob mündlich oder schriftlich. Giftbock, hat selber nicht alle Tassen im Schrank und versteht keinen Spaß (sie meint den Leiter der Beratungsstelle), mit ihrem Freund, der auch mal zu mir unter Vertrag sollte, hat sie Schluss gemacht. Der war so negativ und hat Margarine geklaut aus ihrem Kühlschrank, sich einfach genommen ohne zu Fragen und ist zu faul zum Laufen, wenn man kein Fahrtgeld hat. Gibt es genügend Bänke zum Ausruhen unterwegs. Das kann sie alles nicht gebrauchen.
Mittagstisch mit Katharina, wir essen nach einander. Wir erst Vorspeisen ohne sie. Sie reklamiert das Hauptgericht, weil das Fleisch nicht richtig durch sei und wir essen in der Nachbratzeit unsere Pasta. Die Frau vom Rossini freut sich, mich zu sehen. Das Essen ist wieder super und das Siezen werde ich ihr noch abgewöhnen. Fragen nach sex life, vielleicht etwas zu direkt. Ich wäre so gespannt, wie ich das handhaben würde, dass sich dafür schon fast eine Probetrennung lohnen würde. Das kann ich nicht beurteilen, wie ich da jetzt ticken würde, weil ich schon zu lange in einer Beziehung bin. Ist wie Bankraub, weiß man vorher auch nicht, wie man reagieren würde. Vor Stephan war ich ein leichtes Mädchen, aber jetzt. Frauen in meinem Alter handhaben es so verschieden mit dem Sex. Würde ich mich schnell auf Neues einlassen oder das als erniedrigend empfinden, nur mechanisch und man ist sich zu schade. Dann geht es um den Tod, Sterbebegleitung und nigerianisches Leichenschauhaus ohne Kühlung. Madeleines im Schweizer Hof, aber das Rezept bekommen wir nicht.
Dojo, aber nicht nur zum Reinschnuppern und vorübergehend. Der Meister nimmt das ernst und will so was nicht. Second Hand Laden mit neuer Inhaberin, fragt ob ich die Freundin bin und meint Jasmin, die nun keinerlei Ähnlichkeiten zu mir aufweisen kann. Ich sage, klar, wie früher beim Denver Clan, zack Verkehrsunfall und ich bin die neue Darstellerin nach einer Gesichts-OP. Nein, die heißt nicht Gudrun. Sie kauft, ich berate und bin erleichtert, dass ich heute mal aussetze. Es sind die schönsten 3 Teile, die die ich nicht gekauft habe. Eine große Erleichterung, die 3, die nicht auch noch auf den großen Berg oben drauf kommen.
Unser Psychologe hat noch Kundschaft als Deutschland schon spielt. Seine Tochter fragte, es ist ein Typ. Den finde ich sexy und will ihn kennen lernen. Ich habe wieder eine Yogalehrerin vermittelt. Der reinste Eigennutz, weil ich bei der ja Unterricht nehmen will für meine Mitgliedsbeiträge. Ich bin zu böse beim Sport und die Mädels schauen mich geschockt an. Fußball, ja schlimm und Frauen, die sonst nicht flach gelegt werden und sich jetzt mit Deutschlandfarben schmücken und hoffen, dass ein Betrunkener rüber steigt. Nach dem Sport muss ich eingestehen, es ist noch schlimmer. Ich würde ja gucken, aber nur anti-national. Ich mochte nur Balotelli. Guter Körper, gute Modellfreundin (seine Mutter) und dann erst Deutschland demütigen und dann sagen, warum ein Briefzusteller will auch nicht gelobt werden dafür, dass er einen Brief zustellt. Der gefällt mir, optisch und von der Einstellung her. Zumindest bin ich mit meinem Mann auf einer Linie und wir regen uns über die Handwerker auf, die alle und am schlimmsten ihre Autos mit Deutschlandfahnen behisst haben. Nie wieder will man auf die angewiesen sein und weiß im gleichen Moment wie unrealistisch das ist.
Abends läuft Stummhorrorfilm im Glockseeinnenhof mit einem DJ dazu. Das Café macht Sommerpause, aber das Indigo zieht durch. Da könnte man hin bei dem warmen Wetter, ja könnte, aber das war schon lange nicht mehr der Fall.
05.07. Viel nackt in Wohnung. 7 Hütchen aus Ü-Ei-Figuren. Zartrosa, so fängt es an, was nicht mehr aufhören will. Dann Kaffee und alles Mögliche dazu im Rossi, zu früh nach Eilvese von Leinhausen.
Zug ist zu voll, Wochenendausflügler, die nach NRW wollen, Rentner kommt aus der Nähe von Hamburg, „das ist dann auch NRW“, meint sein Gegenüber. Schlechte Laune meinerseits, Zwangspause in Wunstorf und mit dem eigentlichen Zug 20 Minuten später fahren hilft auch nicht. Ich bin gefrustet, weil ich doch Morgen schon wieder da bin oder übermorgen. Habe extra Äpfel gekauft, aber mein Pferd ist nicht am Start. Der Schokoladen hat auch zu. In Eilvese war starker Regen und lauter Baumteile liegen in den Vorgärten und die kleineren Baumfinger türmen sich auf den Gullideckeln. Der Konfirmand will wegen Fußball eine Krankschreibung. Hat nur Sexualunterricht. Wir nehmen auf dem Rückweg die Tochter des Landwirts mit, mit unserem Gruppentagesticket. Ihre Oma hat sie zur Station gefahren. Sie hat knallblaue Augen, trägt Platteau-Highheels und könnte unsere Tochter sein. Die Kühe haben geschrien, stelle ich fest. Sie weiß nicht warum frage ich sie. Eine hat gekalbt, aber das ging leise zur Sachen, Boxen sind alle voll. Ja, die kennt sich aus mit Sexualkunde. Freundin wird 18 im Schützenzelt. Sie darf noch nicht nach Hannover, „nicht mal zu Primark?“ will ich fragen. Wo will sie denn hin? Dax, die Bierbörse ist erst ab 18. Eine Gruppe (white trash vom Land mit Shorts, der Frau gefällt mein Hütchen) steigen mit Kinderwagen ein. Als die Kontrolle kommt, haben sie nur eine Regio-S-Card und steigen mit ihr aus, der Rudelführer „scheiß Deutsche Bahn“ schimpfend. Der Mitarbeiter nimmt es gelassen. 2 hätten wir auch noch mitnehmen können.
Pistazienkekse 4 für 3. Ich kriege gleich Preisnachlass. Der Vorstandsmanager-Typ aus der Wedemark glotzt interessiert, sein Alte vor der Tür zu ihm „was hatte die denn auf dem Kopf“.
Schneyder, dieser kleine Holländer, der gerne großen Männern eine Kopfnuss geben würde hat viel Testosteron auf wenig Körpergröße verteilt. Mein Hütchen aus den Tuben der französischen Kondensmilch was ich nebenbei nähe ist nun echt zu hoch und geht nicht. Stephan gefällt es trotzdem. Da muss ich weiter sammeln und eine dezentere Höhe wählen.
06.07. Klassikumzug, später Schlager. Viel Schützenauszug, aber nicht die ganz frühe Runde. Nachbarjunge hat Blasinstrument geschenkt bekommen. Stephan sagt es wäre ein Schlagzeug. Das Üben klingt schlimm, aber ist wohl normal. Telefoniere mit Claudi, es sind Schlagermove und Harley Days, wenn man wie ich Hamburg nicht mag, wie ich, sollte man derzeit fern bleiben. Essen, Ablage, Essen. Nähen sage ich ab, lieber mal nicht nur dem Hedonismus und der Freizeit frönen, sondern was tun, was wirklich gemacht werden muss. Mein Mann macht sogar gerne mit mir Ablage. Er muss mich lieben, wenn das stimmt, so schlecht gelaunt wie ich da bin. Ich bin ihm dankbar ohne Ende, weil dieses Chaos und vor allem die unerledigten Aufgaben machen mir ein schlechtes Gewissen und danach fühlt es sich viel aufgeräumter und ich gehe lieber zur Arbeit und mit mehr Selbstbewusstsein. Er sagt, nicht darüber nachdenken, gehört einfach dazu. Ja, ich funktioniere nur im Team. Auch meine Geschichte von dem Plan, auf den einen schauen und zu dem anderen zurücklaufen und sich über die andere Perspektive wundern, findet mein Mann lustig, statt die Scheidung einzureichen.





