Frauen in Linden Mitte, die besorgt drein schauen

Liebe Leser, wer an dieser Stelle wissen will, warum wir so gelitten haben wie noch nie und ich am Berliner Hauptbahnhof gegen eine Säule gekotzt habe, muss das Berlintagebuch lesen, was folgen wird. Ich bekomme das anders gerade nicht auf die Reihe.

22.04. Viel kann ich heute nicht machen und Stephan noch weniger. Sein neuer Aktenschrank wird ohne sein Zutun aufgebaut, der Augenarzttermin abgesagt.

Ins Büro schleppen, tun was gemacht werden muss ist meine Antwort auf die Frage des Kollegen, was ich hier mache.

Der Gerichtsvollzieher der Stadt Hannover wird Morgen nicht zu Herrn Ihme kommen wegen der Gez-Forderung. Das habe die wieder dorthin zurück gegeben. Das ist gut so. Was lassen die sich auch zum Büttel für diesen Deutschlandbeitragsverein machen und schicken Eintreiber dort vorbei, wo es eh nichts zu holen gibt, bei Leuten, die ohnehin immer die Befreiungsvoraussetzungen erfüllt haben, aber eben keine Anträge gestellt haben. Die sollen auch gar kein Geld kriegen und Johannes B. Kerner ist überbezahlt, sage ich nur.

Post aufmachen. Meine Querulantin Betreute schreibt, dass sie „weder geistlich noch verrückt noch seelisch krank“ ist und die Betreuung aufgehoben werden muss. Sie setzt mir eine Frist bis zum 25.04. das dem Betreuungsgericht mitzuteilen und „P.S.: Eine Kopie dieses Schreibens erhält die Rechtsanwaltskammer, der Deutsche Bundestag in Berlin; CDU, CSU, SPD, FDP, Grünen, Linken und Medien zur Kenntnis.“ Das Schreiben bekomme ich per Fax und auch per Einschreiben. Alle Achtung bzw. „nicht die Medien“ ist meine Reaktion und Stephan fällt ein, dass die FDP nicht im Bundestag vertreten ist.

Zur Polizei mit Herrn Subutex, der nur noch ein Schatten seiner selbst ist und derzeit auf Polamidon umgestellt wird, damit das Hirn runtergefahren wird, wie es meint. Mein Knacki, der zur Therapie will ist einer von vielleicht 5 Insassen in der JVA Hannover der Subutex bekommt. Das ist wohl irgendwie teuer oder so. Jedenfalls hat man einen klaren Kopf und das kann mein Traumahase derzeit nicht gebrauchen. Er hat ein Zittern im Bein und in der Hand und ist ein Häufchen elend. Mittendrin rastet er kurz aus und sagt was von „arschgefickten Rumänenkruppzeug“ und das das „noch ein Nachspiel haben wird“. Dann heult er wieder. Seine Mutter ist auch am Ende mit den Nerven. Fährt ihn täglich nach Braunschweig zur Substitution und er vergisst alles, sogar dass Essen im Kühlschrank ist erzählt sie mir. Nachts hat er schlimme Alpträume und hält sich die Arme vor den Kopf. Sie muss ihn wecken und morgens weiß er nichts mehr. Lichtbildvorlage wird nicht gemacht. Der Termin ist nicht so spannend. Die Polizeistation in Ricklingen ist super hässlich und es sitzen 3 im Raum und ich habe das Gefühl, dass die nicht arbeiten, sondern nur die Zeit tot schlagen. Einer schaut immer im Rechner auf eine Maske, die ähnlich ausschaut wie Spiegel online, aber ein Portal der Niedersächsischen Justiz ist. Ich denke zuerst Praktikant, weil der ist jung oder Boys Day, aber ganz selten schreibt er handschriftlich was in eine Akte. Herr Pola spiel tagsüber Poker am Rechner. Das lenkt ihn ab. Ihm gefallen meine Socken. Strumpfhose nennt man so was. Ich gehe zu Rossini, wo es TK-Pasta, große, lecker gefüllte Teigtaschen gibt. Ich nehme Rote Beete und ein Stück Parmesan sowie Mandeln in Schokolade und denke, dass ist ja nur ein Katzensprung. In Berlin wäre das nicht man ansatzweise eine längere Strecke innerhalb z.B. von Kreuzberg, nicht erwähnenswert. Das hat sich alles relativiert und dann die Luxusradwege. Ich bringe die Ware nach Hause und bleibe gleich da und lege mich ins Bett. Wir sind fertig. Die Freunde aus Essen fahren heute ohnehin gleich nach Hause und arbeiten Morgen wieder und die Pasta bleibt im Gefrierfach und ich esse nur die Schokomandeln und gehe dann schlafen. Morgen wird wieder alles normal sein, ist mein Tipp. Ich muss zu Frau Yoga, weil die Miete vom Amt nicht gezahlt wurde, sondern nur der Regelsatz und ich den Mietvertrag einsammeln muss. Ich muss erst mal schlafen.

23.04. Morgens eine SMS von Frau Yoga, dass ich sie telefonisch erreichen kann. Ich danke dem Himmel. Rufe sie an, muss aber heute trotzdem hinfahren. Erst mal telefoniere ich mit meinen süßen Eltern, die zwei Mal im Grand Budapest Hotel waren und ihn für einen der besten Filme der letzten Jahre halten. Ganz meiner Meinung. Dann kommt Herr Manisch, der geheiratet hat und erzählt von einem Bauernhof, der ehemals von seinen Schwiegereltern bewohnt wurde und für den er nur 280,- € mtl. zahlen muss und der hat Tradition und er kann sie da später zur Ruhe setzen und Seminare geben. Dann kommt der Bruder meiner Kollegin, der eher ein Fall für mich ist. Er hat sich mit der Polizei angelegt und jetzt ist seine Hand taub und er kann die Zigaretten neu drehen, während sie brennt und die Glut anfassen (das kann ich selber beobachten) und er will nicht in den Knast. Er hat nur einen Schneeball geworfen, weil er Schnee liebt, wie alle Russen und dann hat er mit dem Turnschuh gegen den Wagen getreten und sie kamen raus, aber das waren keine Polizisten, weil die hatten keine Mützen, auch nicht im Wagen auf der Hutablage. Ich sage, die sehen dort heutzutage alle aus wie Stripper. Das könne man nicht wissen. Er soll sich nicht mit der Polizei anlegen, ist mein Tipp. Er sagt, wenn ich es so sehe, hätte ich das falsche studiert. Ich sage, nicht körperlich anlegen, da zieht man den Kürzeren und es tut weh.

Ich mache Termin beim Unterrumarzt. 1 Monat Blutung. Da muss mal einer nachschauen, ob da unten ein kleines Teufelchen wächst.

Mittags eine Suppe. Ein Mandant stört mich beim Essen und will mich dienstlich anquatschen, obwohl ich abweisend schaue lässt er sich nicht abschrecken und dann zu einer Party einladen, Tanz in den Mai. Da muss man Eintritt zahlen oder verkleidet kommen. Was soll das dann für eine Einladung sein? Seine Ische platzt vor stolz, weil sie Nachwuchs gezeugt haben. Er hat Ähnlichkeiten mit Georg aus Berlin, vom Aussehen und dem Abstammungsland her, aber er hat eine Firma und baut eher ab als auf.

Ich fahre nachmittags mit der Kollegin nach Döhren, schön ab dem Siloah im Grünen. Gefällt mir. Die obere Wohnung im Dachgeschoss ist dunkelrot angestrichen und knallvoll mit Stoffen und Perlenbastelkram. Das wird alles noch ganz schön viel Arbeit. Die Zähler können nicht abgelesen werden, weil die Badezimmertür nicht auf geht. Sie vermutet, dass der Vermieter sie zugeschlossen hat oder sie klemmt so sehr. Als Frau Yoga das Schreiben von der Anwältin, die erneute Wohnungskündigung bekommen hat, hat sie ein Regal wieder abgebaut, weil sie dachte, sie muss doch raus. Das hilft alles nicht weiter. Sie soll sich nicht so ins Bockshorn jagen lassen. Ich ärgere mich immer noch darüber. Mittags hatte mich die Staatsanwältin angerufen, es geht um Unterschlagung des Leihwagens. Der war von der Polizei beschlagnahmt worden. Sie sagte, man habe ihn gesagt, es komme nicht so darauf an und das Datum im Vertrag sei nur pro forma. Sie braucht mich vielleicht nur 6 Monate. Ich sage, dann ist das Kontingent jetzt schon verbraucht und sie kann den Rest selber machen. Das versteht sie hoffe ich richtig. Ich fahre am Maschsee zurück. Heute endlich mal wieder Sport, Doppelprogramm. Das tut richtig gut. Ich treffe Larissa und freue mich. Die Rossini Ravioli gibt es und ich mache braune Butter mit Semmelbrösel um mir den knallheißen Metalllöffel direkt zum Mund zu führen, weil ich denke, das ist lecker. Es zischt wie beim Branden von Pferden und ich verbrenne meine Lippen von innen. Sehr schlau.

24.04. Habe nachts um 3:30 Uhr Schlafstörungen, weil ich daran denke, was ich alles für Frau Yoga noch regeln muss und mir ganz schwummerig wird. Morgens bin ich müde.

Herr Ihme ist nicht zuhause. Er macht nicht auf, die Tür lässt sich aufschließen, aber ich gehe nicht rein. Da habe ich dann doch Hemmungen/Respekt. Er hatte sonst immer von innen abgeschlossen, so dass ich denke, er ist nicht da. Rufe in der Arztpraxis an, dass wir das Morgen mit dem Jobcentertermin verbinden bzw. davor.

Ich fahre zu meiner Betreuten, die ein Jahr in der Psychiatrie war. Ich hatte vorher beim Arzt angerufen und sie war gestern zur Spritze. Sie lobt, dass ich gut aussehen würde. Das mit der ambulanten Betreuung und der Spitze sei Erpressung schimpft sie, aber wenn man sie auf andere Themen lenkt, kann man sich gut mit ihr unterhalten. Ich mag sie auch. Sie macht schwarzen Tee in einer miesen Durchlaufkaffeemaschine, bei der das lauwarme Wasser in eine Glaskanne gesaugt wird. Ich spreche sie auf den kleinen Käfig an, dass der ja unmöglich für die Tierhaltung gedacht sein könne. Eine kleine Transportbox für Wellensittiche, damit ist sie früher mit dem Vogel im Fahrradkorb durch die Gärten gefahren und dem hat’s gefallen. Das hat Spaß gemacht. Ich sage, ich denke eher, der hatte Todesangst, außerdem seien das Schwarmvögel und die hätten nichts im Käfig zu suchen. Ich denke, sie ist gegen die Geschlossene?

Regal mit Nippes bei anderen

Auf dem Rückweg stehen 3 Uniformierte komisch um einem Briefkasten in der Königsworther Straße. Was sind das für Ermittlungen, denke ich erst. Sie sind leicht versteckt und auf der Lauer, als auf meiner Seite Richtung Linden beim Altersheim Weddingufer auch noch 3 stehen weiß ich, meine Steuergeld werden wieder benutzt um böse Radfahrer zu jagen, die auf der falsche Seite fahren und abkassiert werden sollen. Alle die mir entgegen kommen warne ich und sie bedanken sich und wechseln die Seite. Denen habe ich kurzzeitig das Fischen versaut. Stephan muss derweil im Büro die Stellung halten. Der kleine Russlanddeutsche ist betrunken und braucht Geld sonst kommt er nicht nach Hause. Sowohl meiner als auch sein Freund beglückwünschen Stephan zu seiner Frau. Ja, ja, das werden meine ersten beiden Zwerge, wenn ich auf Schneewittchen mache und handwerken können sie auch, die kleinen Russlanddeutschen, meiner hat ja mal eine Steinmetzlehre begonnen und einen kräftigen Körperbau bei 1,50, sein Kumpel ist auch Augenhöhe mit ihm. Die sind schon süß.

Nachmittags besorge ich Umzugsleute für Frau Yoga. Viel telefonieren. Es wird heute Nachmittag noch von statten gehen. Ja, ich bin die Größte. Das Fax faxe ich ca. 14 mal ans Jobcenter, bis Frau Gauditz mir erklärt, dass die ersten Seiten mit meinem Antrag immer durchgegangen sind. Ich nerve die gerne, weil die mich unheimlich nerven. Mietvertrag und 22 Seiten gehen auch per Post raus.

Nachmittags die Geldabholtermine, 3 hinter einander. Frau Karlsruhe kommt als Letzte und hat ihre Monatskarten doch nicht abgegeben, sondern an ihren Bruder weiter gegeben. Der hat doch auch das Geld nicht an die üstra überwiesen. Ja, die verarschen sie und nutzen sie aus ist sie der Meinung. Sie soll sich die wiederholen und dort abgeben, sondern schuldet sie denen das Geld und auf den Bruder ist kein Verlass. Der soll sich eigene Karten holen.

Ich muss der blöden Anwältin des Vermieters von Frau Yoga schreiben. Wie sagt man das nett, sie hat aufgehört zu packen und umzuziehen als sie das Anwaltsschreiben bekommen hat. Sie wollen doch nur Gebühren schneiden, 500,- € pro Schreiben für Kündigungen, die die Hausverwaltung schon ausgesprochen hat. Ich habe kein Verständnis dafür. Bin gespannt, wie das Gericht so was sieht. Jemand bekommt eine Betreuung, weil derjenige krankheitsbedingt sich nicht kümmern kann. Die kümmert sich und meldet sich und schlägt Lösung vor (Mietrückstände beim Amt usw.). Hausverwaltung beauftragt Anwalt. Ist das erstattungsfähig in Deutschland?

Die Sonne kommt raus gegen Abend und Stephan und Detlef sitzen im 11 A. Der Chef sorgt wieder für schlechte Laune und ich freue mich, dass sie meine Bestellung vergessen und wir bald gehen können. Ins Tak heute ist Hartmut El Kurdi Lesung und wir sitzen direkt an der Bühne. Hier esse ich warmen Ziegenkäse und Stephan eine Käseplatte. Die Lesung ist gut, Hartmut kommt immer sympathisch rüber, auch wenn er immer dieselben Texte liest, macht er das gut und man hört ihm gerne immer wieder zu und auch wenn er keine glücklichen Pärchen mag. Gerade habe ich mit Stephan etwas geknutscht und schon kommt der Text. Leichte Paranoia? Der Text über Linden ist auch wahr und gut beobachtet. Auch wenn man schimpft, will man nirgends anders wohnen. Alle wohnen bewusst und freiwillig hier, weil sie es doch gut finden. Nachher holt Stephan ein Buch, wohl Fehlpressung. Das macht es eigentlich noch wertvoller. Er schreibt „Für Susann. Cowboys dürfen das“ rein, weil es auch an diesem Abend einige Lieder von Twäng gibt und die gute bald zu Besuch kommt. Ich bedanke mich bei ihm für den Text und denke, ich bin ganz schön schüchtern und stokelig. „Widmung“ heißt so was. Detlef kommt noch kurz zu uns. Stephan ist auch total müde und will ins Bett.

25.04. Heute ist Großkampftag. Erst ins Büro und Telefonat. Das Heim und dann das Krankenhaus in Sachen Frau P. Sie hat Parkinson, das ist der Tremor. Ich beantrage Gesundheitssorge. Das ist schon längst fällig. Seit der Lebensgefährte, der sich früher gekümmert hat seinerseits im geschlossenen Heim sitzt und die Wohnung aufgelöst ist, bin nur noch ich da und sie kann nicht adäquat Auskunft geben gegenüber Ärzten, außerdem muss ich ihr auch Dinge erklären können, also müssen die mit mir reden. Es ist 10 vor 10 als ich bei Herrn Ihme in der Wohnung stehe und die Luft wieder schlecht ist und ich ihn geweckt habe und er halb nackt. Die Waschmaschine ist ausgelaufen und Wasser steht auf dem Boden in der Küche, ein Haufen nasser Bettwäsche liegt in der Ecke, der Schrank im Wohn-/Schlafzimmer ist weg. Er sei zusammengekracht. Ich bin etwas genervt, weil wir die Spritze nicht schaffen vor dem Amt. Ich kenne langsam sein Tempo. Er sucht seine Socken, dann muss er rauchen und Kaffee trinken. Für ihn alles kein Problem. Er ist wieder pleite. Ich kaufe Servietten im Günstigladen Ecke Küchengarten um Geld klein zu machen und leihe ihm dann 10,- €. Er will sich einen Kaffee holen in der back Factory und ich sage, dann kauft er ein Kurzstreckenticket und ich treffe ihn Haltestelle Clevertor. Ich warte auf der Brücke und denke, dass ist auch cool an Hannover die Flohmarkttradition seit April 1967 (ja, Heike, Dein Geburtstagsmonat) findet hier jeden Samstag Flohmarkt statt. Auch wenn ich ihn nicht mehr besuche und die Baumarktparkplätze bevorzuge, lässt sich das doch sehen. Außerdem liebe ich meine neue rote Tasche vom Flohmarkt in Berlin. Maybachufer oder was das war.

Leine beim Arbeitsamt rote Handtasche

Nach 3 Bahnen steigt auch Herr Ihme aus. Es ist erst kurz nach halb 11, also haben wir Zeit, aber ich habe auch Termine danach. Wir warten im U-25 Bereich auf die Fallmanagerin. Ich mache Smalltalk und sage ich war im Tak, weil sein Nachbar das doch macht. Der hat gestern vielleicht Technik gemacht. Wir könnten da mal zusammen reingehen, ins Te Ah Ka, weil er kann vergünstigte Karten besorgen. So war das nicht gemeint. Der Typ vor uns kommt raus und geht offensichtlich ganz viel in die Mucki-Bude. Das törnt ab bei so jungen Kerlen. Wir hatten doch Anfang 20 anderes vor als Sport zu machen den ganzen Tag lang um einen aufgepumpten Körper zu bekommen, wie langweilig. Das hat man in dem Alter doch noch nicht nötig bzw. das ist doch keine Jugend und so einen Langweiler will man doch nicht kennen lernen! Die Mitarbeiterin kennt mich aus einem anderen Fall. Ich habe da keine besonderen Erinnerungen daran, kann mir aber denken, in welcher Sache das war. Vahrenwalder Straße. So, jetzt erklärt meiner, dass er lange sehr von seiner Krankheit so in Anspruch genommen war, dass es ihm einfach nur dreckig ging, der Schlaf war gestört und das Denken und daher konnte er keine Termine wahrnehmen. Aufgrund von Nervenschäden hat er Sinnestäuschungen gehabt, z.B. wenn sie was zu ihm gesagt hätte, hätte er die Stimme hinter sich gehört und sich umgedreht. Er bekommt jetzt die Spritze und es geht ihm besser. Wie man die Krankheit nennt, will sie wissen. Paranoia sagt er. Es sei doch super, wenn es ihm besser gehe mit den Medikamenten. Nein, keine Medikamente. Das sei eine Depotspritze. Dann geht es um die Kürzungen März bis Mai und ich sage, dass ihr Amt von mir eine Sechs bekommt, weil ich seit dem 20.02. ca. 15 Faxe geschickt habe und noch keine Reaktion bekommen habe außer einer Bestätigung, dass mein Widerspruch eingegangen ist und die Einladung zu heute. Das mein Betreuter jeden Monat auf dem Schlauch steht, bei mir mit 30,- € in der Kreide und es interessiert keinen. Wir schauen uns die Berechnungen an. Sie versucht jemanden in der Leistungsabteilung zu erreichen, aber das gelingt nicht. Die sind nicht am Platz vor lauter Arbeit, kommentiere ich die Sache. Sie kann ja nichts dafür. Dann geht es um seine Wohnung. Als wir die Zustände dort schildern, ist sie geschockt und will einen Umzug befürworten und fragt sich, ob man den Bedarfsfeststellungdienst überhaupt braucht oder meine Schilderungen genügen. Das mit dem Wasser in der Küche beeindruckt sie besonders. Habe er denn schon mal eine Erstausstattung bekommen. Nein, sagt er. Er hat immer alles Mögliche beantragt, aber das wurde immer alles abgelehnt, weil er es handschriftlich beantragt habe. Ich beruhige ihn, dass sie mich doch genauso ignorieren. Egal, wie Wasser auf dem Betonboden des Ihmezentrums. Ob er handschriftlich oder ich auf dem Anwaltsbriefbogen, es kommt gleichermaßen nicht an und perlt ab. Als es um die Stadtwerke geht und wie er heizt, erzählt er wieder geil. Das sei wie ein Puzzle, dem einen gehören hier 3 Wohnungen und dort eine und einer Stiftung vielleicht 5, aber alle bekommen den Strom von den Stadtwerken. Ja, das haben wir verstanden. Dann kommen wir zur Laufbahnberatung. Er hat keinen Schulabschluss. Er will aber erst arbeiten und neue Möbel und Sachen, weil mit löchriger Jogginghose könne er Lagerarbeit verrichten, aber in der Schule würde er keine Freunde finden. Ich glaube, wir haben genug Eindruck gemacht auf die Frau. Sie gibt ihm eine Liste mit Mietobergrenzen, eine Excelltabelle mit allen möglichen Städte und er starrt darauf, so dass ich Hannover mit dem Kuli unterstreiche und sage, nur diese Zeile sei für ihn wichtig und er will wissen, seit wann Garbsen und Langenhagen nicht zu Hannover gehören, weil die üstra würde da doch hinfahren. Wir sagen ihm, das habe damit nichts zu tun und er: „o.k., das sind verschiedene Sachen, die Kinder und Ferrero.“ Sie muss lachen über den Vergleich. Ich sage, ja Langenhagen ist die Kindermilchschnitte von Hannover mit dem Flughafen. Ich verstehe seine Sprache. Zum Schluss soll er für die Statistik eine Eingliederungsvereinbarung unterschreiben. Er guckt wie Bahnhof, offenbar hat das noch niemand mit ihm gemacht. Er sagt, er sei schon Deutscher. Ich sage, im Gegenteil, wenn er das unterschreibt, verliert er die Staatsbürgerschaft, nein Spaß, ich erkläre ihm was es ist, wie ein Vertrag mit dem Jobcenter, weil er Geld von denen bekommt und daher Gegenleistung und in seinem Fall nur versuchen Termine einzuhalten alles gut. Er weigert sich, will es nicht unterschreiben. Gut, dann tue ich das für ihn. Er will noch mit mir laufen. Das geht nicht. ich muss weiter. Er soll Montag zur Spritze gehen, heute ist es zu spät. 1,5 Stunden waren wir in dem Laden. Ich kontrolliere das mit dem Arzt. „Natürlich“ ist wie immer seine Antwort.

Auf zur Frauenärztin. Ich bin etwas angespannt, aber froh, dass ich es mache, weil vernünftig. Ich werde zur Voruntersuchung gerufen. „Nein, brauche wir nicht machen, Blutdruck messen, ich habe höchsten 110 zu 80“. Sie lacht, nein, sie will wissen, warum ich da bin. O.k. das ist interessanter. Ich blute seit einem Monat und will da unten mal nachschauen lassen. Ich zeige auf die Uhr, es ist Viertel vor 1 und sage bis 20 nach spätestens will ich hier weg sein, weil ich um halb einen Termin habe. Zeige auf die 3 und sage, wenn der Zeiger hier ist, wäre es noch besser, aber hier, zeige auf die 4 geht auch noch. Sie muss ja nur Stab reinstecken (mache eine entsprechende Handbewegung) und dann bin ich wieder weg. Ich sei echt lustig, meint sie.

Meine Frauenärztin freut sich auch mich zu sehen und ich mag sie. Sie sieht gut aus und ist freundlich. Ich sage, dass es mir peinlich ist, dass sie mich untersuchen muss, wenn ich blute und das sei eklig und sie, Blut sei nicht eklig, da gäbe es andere Dinge. Sie wolle doch nur wieder mehr Gebärmutter beleidigen. Sie schaut nach und Gott sei Dank, keine Eierstockzysten, Gebärmutter groß wie immer, auch kein Folikel. Durch das rumstochern blute ich, sie sagt, sie habe sie geärgert und das stimmt auch. Ich frage nach einem neuen Tampon, habe leider keinen Ersatz dabei, weil ich will noch zum Sport. Was, sie hat keine. Ich gehe in Berlin in die Spitzengastronomie um mich mit Tampons und Binden einzudecken und eine Frauenarztpraxis hat so was nicht. Sie gibt mir Recht und will es ändern und gleich in der Kabine eine Schale aufstellen und mir einen von oben holen. Ich sage oder von unten vom Standesamt. Die haben vielleicht auch welche. Sie will mich zu einer OP überreden. Ich bin erst 46 und die Wechseljahre, das kann dauern bis 55 und das zehrt aus und das wäre eine Erleichterung das dicke Dinge los zu werden und meine Bauchnarbe vom Blinddarm könne man auch verschönern. Ich sage, ich sei fit wie ein Turnschuh. Ich bin glücklich und mag meinen Körper auch mit langer Blutung und unförmiger Gebärmutter. Er hatte davor lange nicht und wollte zeigen, dass er es noch kann und es ist schönes, rotes Blut, kein dunkler Kram und ich habe keine einzige Schmerztablette nehmen müssen, was will ich mehr. Ich mache Doppelkurse beim Sport, ich überhole die Fahrradkuriere auf dem Fahrrad und säge die jungen Dinger an der Ballettstange. Wie fit soll ich noch werden? Ich frage nach Rekorden bei der Blutung. Wie lange hat schon mal eine geblutet. Soll ich mich in 3 Monaten melden und wir kommen Arm in Arm in ein Fachmagazin. Sie sagt, so lange wie ich würden das die Frauen nicht aushalten. Die kommen spätestens nach 10 Tagen und lassen sich Hormone geben. Ich sei ein Phänomen. Ja, danke für die Blumen. Ich sage, ich gehe zur TCM-Frau und verlange, dass die meine Gebärmutter kleiner macht und die Blutung stoppt und zunähen bringt nichts. Das Blut tropft durch die Stiche. In diesem Sinne: Tschüss.

Zum Psychiater, der aussieht wie ein Altrocker. Ich schaue mir ein Heft der Landeshauptstadt Hannover durch für Senioren, was in den einzelnen Stadtteilen geboten wird und habe gleich an verschiedenen Stellen Lust da mit zu machen. Das Ding heißt „Begegnungen in Ihrem Stadtteil“ und ich habe es mitgenommen. In Vahrenwald gibt es montags (!): Gymnastik mit Yogaelementen, Modell-Eisenbahner-Gesprächskreis, Kegeln, Handarbeitsgruppe, Pastellmalgruppe, Akkordeon-Senioren-Spielkreis. Dienstags steht Gedächtnistraining, 2 Kurse, Bewegungsangebot ohne Leistungsdruck, Rommégruppe „Gut Spiel“, Kartenspielgruppe, Chor „Frisch gesungen“, Gesellige Tänze für Senioren, Gymnastik für Frauen und Generationsübergreifendes Angebot „Lecker und Lustig“ auf dem Programm. Es gibt in diesem dicken Heft alles auch auf russische und türkische Senioren abgestimmt. Theatergruppen, Aquarellmalen, Qigong, Radfahren, Schneidern und Nähen, Töpfern. Was Berlin für die jungen Leute bietet, wird hier für 50 plus geboten. Ich freu mich schon. Ich sage Stephan später in Wien darf er bei so was schon bald mitmachen und empfehle ihm die englischen Konversationskurse am Pfarrlandplatz in Linden. Ich würde wahnsinnig gerne Yoga im St. Nikolai-Stift mal mitmachen, Teilnehmerzahl begrenzt. Achtung Kostenbeitrag 2,80 € pro Mal.

Meine anstrengender Frau Miesepeter kommt, ganz in schwarz. Alles ist scheiße. Sie wollte mal 4 Wochen abschalten und das Internet war gesperrt, weil eine Überweisung nicht durchging (wegen 20 Cent) und jetzt Post vom Inkassobüro, den Balkon kann sie nicht nutzen, weil die Asis im Haus herumschreien, ihre Sachen sind voller Löcher, sie muss kotzen, wenn sie in den Spiegel schaut. Sie hat nur Sachen aus den 90ern. Ich sage, dazu muss mal der Arzt was sagen, weil ich habe eine schicke Eigentumswohnung und werde auch vom Geschrei der Nachbarin wach, wenn die ihre Kinder morgens anschreit und ich kaufe mir freiwillig und teuer Sachen aus den 50ern, also ich kann da wenig Trost geben. Will sie auf einen Bauernhof 2 Wochen, nein damit ist ihr nicht geholfen. Will sie mit Frau Arnhold in die Kleiderkammer, neue, d.h. flotte, heile Klamotten holen, will sie ambulant betreutes Wohnen. Dass die Regelsätze zu niedrig sind, meinen auch der Arzt und ich, aber daran können wir nichts ändern, ich kann nur Tipps geben, wie Kleiderkammer oder andere Umsonstangebote und die vom ambulant betreuten Wohnen sind noch besser als ich. Sozialarbeiterin hatte sie mal, eine Praktikantin und die hat nur da gesessen und nichts gesagt und war nützlich wie eine dritte Titte. Da musste sie sich quasi kümmern. Sie kann keine weiteren Rückschläge verkraften und deshalb lieber keine Veränderung, weil das das Risiko der Verschlechterung in sich birgt. Ich sage, abW kein Risiko, weil die gutaussehende, völlig fitten Frauen, die ich vor Augen habe und die tausend Tricks kennen, die ich nicht drauf habe, die kommen nie wieder, wenn sie feststellt, dritte Titte, weil die Kosten Geld. Da freuen sich alle, wenn sie das wieder absagt. Bauernhof ist natürlich Chance, dass man mal rauskommt und abschaltet und was Tolles erlebt oder sich erholt, weil 2 Wochen sind lang und besser als gar nichts, aber auch viel Risiko, dass die Kuh einem auf den Fuß kackt, das Bett piekst, der Kaffee nicht schmeckt und die Bäuerin ganz blöd zu ihr ist. Sie will ihr Ruhe und vielleicht ins Kloster. Nicht, dass sie da Tebarst van Elst trifft, meint auf einmal der Rockerarzt. Da schauen sie und ich uns an und sie sagt, sie würde schon in ein Frauenkloster gehen und ich ja, vielleicht hat der ne Bar einbauen lassen und da trifft man ihn dann zufällig an der Klosterbar. Zum Schluss will sie wissen, ob der Doktor eine bestimmte Datei öffnen kann. Ich habe den Namen auch noch nie gehört. Beide schauen mich an. Ich bin da eher Kloster bei so was. Daraufhin der Doktor, er habe sich selber neulich eine „Jot Pe Ge-Datei“ geschickt und die konnte er öffnen. Ich sage: „Jay Pack“ muss er das nennen, das klinge sonst peinlich und das wisse selbst ich. An dieser Stelle lacht sie das erste und einzige Mal. Sie ist wirklich so was von Negativ. Ich fahre ins Büro. Es ist kurz vor 3. Habe noch 2 Termine. Der zweite ist eine Erbschaftssache und das läuft länger und der Typ kommt mit seinem Bruder. Ich muss ihm was sagen. Brauche ich mehr Geld, will er wissen. Nein, das ist es nicht. Ich erkläre ihm, dass ich heute erst um 3 reingekommen sei vor lauter Außenterminen und mein Herz bei den Betreuungen schlägt und ich da derzeit alle Hände voll zu tun habe und ich das im Falle eines Rechtsstreits vor einem auswärtigen Gericht, der sich nun anbahnt, da wir uns nicht einigen können mit der irren Schwester nicht weiter führen will. Er hat sich überhaupt nur als Mandant „eingeschlichen“, weil er damals das Zauberwort „Betreuung“ gesagt hat und sich wegen der Betreuung seiner Mutter hat beraten lassen und dann kam die Erbsache. Er versteht das, ist mir dankbar für meine Arbeit. Wir überlegen uns eine Strategie für die Gegenseite nach dem Anwaltswechsel und glücklich verlassen die Halbbrüder mein Büro.

Was mich deprimiert gegenüber Berlin sind die Frauen am Lindener Markt, die besorgt drein schauen und im Marktkaffee herum sitzen. Die machen mich echt impotent sage ich meinem Kollegen, der die Woche mit mir ein Eis essen war und wir haben den neuen Stoffladen von Andrea besucht, d.h. am neuen Standort.

Beim Sport wird ein Film gedreht heute für ein Studienprojekt. Leider ist die Frau, die als Anschauungsmodell dienen soll neu bei Grace und hat immer total schlechte Körperhaltungen bei den Übungen. Den Film wird nur der Prof sehen. Die Frauen studieren auf der Expo-Plaza, wenn ich es richtig verstanden habe. Mein Tanz-Improvisationsworkshop fällt aus, weil zu wenig Frauen sich angemeldet haben. Ich bin nicht traurig, ein Bastelwochenende kann ich total gut gebrauchen. Ich bin schneller als alle Frauen, die in ihren Sportsachen bleiben und sich kaum umziehen und Luisa meint bewundernd zu mir, so könne man doch nicht aussehen nach dem Sport.

Doch, heute bekomme ich Spargel mit Kräuterrührei. Stephan hat einen Platz ergattert. Das Essen dauert 2 Stunden, weil das 11 A voller großer Gesellschaften sind. Der Chef ist heute im anderen Laden und die Stimmung daher ausgeglichen. Erst sitzen wir zufrieden in der Sonne und freuen uns am Treiben auf dem Küchengartenplatz. Früher war hier tote Hose und ich muss an dieses Kunstwerk denken, was wie ein Verzerrspiegel gewirkt hat. Das hatte ich ganz vergessen, aber die Haz hat es neulich wieder ausgekramt. Später wird es kalt und als Nachtisch trinken wir eine Zotter Schokolade. Für den Gentleman-Film um 22:30 Uhr hat es dann nicht mehr gereicht.

Ich sage zu Stephan, dass ich schon deswegen zufrieden bin mit dem Alk aufgehört zu haben, weil mein Gehirn wieder besser funktioniert und ich habe mich schon abgefunden damit, dass ich ein bisschen dement und vergesslich werde, aber alles sei wieder in Butter und doof werden oder einen Verschlechterung des Gehirns, könne und wolle ich mir nicht leisten. Das sei bei mir wie bei Kate Moss ihre Brüste, Kapital quasi.

Vor dem zu Bett gehen läuft eine Doku über den Geburtsvorgang bei 4 unterschiedlichen Tierarten und das ist so faszinierend, dass ich hängen bleibe. Zitronenhai, der 14 Junge zur Welt bringt, die je ca. 1 Meter groß sind bei der Geburt, was 20% des Körpergewichts der Mutter entspricht. Die Embryos ernähren sich von einem Dottersack, der zusammenschrumpft und flach wird und dann als Placenta sich mit der Gebärmutterwand verbindet und dort festwächst und mit Blutgefäßen mit dem Blutkreislauf der Mutter verbunden ist. Andere Haie, die in der Gebärmutter die jüngeren Geschwister fressen und in einer Eiersuppe schwimmen und alles fressen, was vorbei schwimmt, ein Känguru-Embryo, groß wie eine Bohne und blind, der Hinterkörper, die späteren kräftigen Beine und der Schwanz nur ein Stummel, was sich mit Hilfe des Geruchsinns und der Vorderläufe, die Krallen haben nach oben kämpft zum Rand des Beutels, die Muttermilch wechselt die Zusammensetzung im Laufe der Schwangerschaft, der Kaiserpinguin, der 2 Monate im Eissturm steht mit dem Ei auf den Füssen. Das Vogel-Embryo nimmt Sauerstoff über die Eierschale auf und baut das Kalzium daraus in seine Knochen, damit sie nicht hohl sind wie beim flugfähigen Vögeln. Der Vater kann nach 2 Monaten fasten noch was Nahrhaftes auskotzen, wenn das Ding schlüpft. Am besten ist aber die Schlupfwespe, die ihre Eier in eine Raupe legt. Die trinken Blut und lassen den Wirt am Leben, zerstören also nicht die Organe, wenn es soweit ist, bohren sie sich mit Hilfe von Mundwerkzeugen durch die Haut der Raupe und das wird in Zeitraffer gezeigt und man denkt, die ist so was von tot, aber sie haben ihren Wirt infiziert und das Teil denkt, es sei die Mutter und hilft den Raupen sich zu verpuppen und verteidigt ihre vermeintlichen Babies gegen Ameisen bis sie dann verhungert. Biologie ist Hammer!

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26.04. Stephans Traum. Mittelalterliches China. Der Herrscher lässt Menschen wegen Nichtigkeiten hinrichten, er fragt nach den Toiletten. Der Weg wird erklärt, aber nicht direkt gezeigt. 15 Minuten in die Richtung. Es gibt Stadtpläne zu kaufen und Handtaschen. Soll er so eine kaufen und da rein pinkeln. Das gibt vielleicht Ärger oder so weit laufen, dann lieber wach werden und kurzer Weg.

Meine Cousine Uli und Tochter Halina kommen mit nach Wien und Heike und Georg kommen mit zu Tim Raue um 10.000 Tage seit dem ersten Kuss mit uns zu feiern.

Das Lindenwerdejournal, was es als Beilage zur Haz gab ist grottenschlecht. Wir kann man so schlechte Fotos nehmen, selbst wenn sie eingereicht werden, muss man den Firma das sagen und Veto einlegen so nach dem Motto, unscharfe Schampoo-Flaschen taugt nicht als Bild. Eine Seite Nachtleben in Linden dann geht es weiter mit Steuerberatern und Optikern und Autohäusern. Oh weia.

Dieser Tag besteht rein aus Basteln. Eine Kette für Wien. Etwas gepfuscht, aber auch gefräst mit dem Dremel. Als die Funken fliegen und mich im Gesicht treffen, denke ich an den Augenunfall meines Schwiegervaters und setze mir kurzerhand eine Sonnenbrille auf. Das sieht bestimmt bescheuert aus. Die muss ich denen von Stauds zeigen, die werden staunen ist meine vorsichtige Prognose.

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Eine Kette aus der Sardellendose aus Wien mit gehäkeltem Lederband, schön in gelbgrün und rot. 3 Hütchen, Kordelhütchen fertig, Hütchen mit Metalllockenwicklern vom Berliner Flohmarkt begonnen, Kette aus dem Set zu Ende, Hütchen aus den Filzspiralen von Heike. Außerdem überteuertes Puppenhütchen vom Berliner Flohmarkt Realer Straße mit Gaffa modifiziert á la Constantin. Ohrringen durchgeguckt auf Vollständigkeit, Reparaturen. Abends will ich einen Burger essen, aber nicht raus. Dann gibt es nur was hier und früh ins Bett.

Unser Nachbar hat einen noch fortgeschritteneren Lebenswandel als wir ihn schon pflegen und fährt mit seiner Bahncard 100 nach Berlin zum Hackischen Markt eine Brille kaufen und Kaffee trinken. Charlotte hat uns die Bahncard 100 unterstellt, aber so weit sind wir noch nicht. Das wäre eine gute Methode die Buttonmaschine wieder zurück zu holen.

27.04. Total früh wach. Neue Knöpfe an den Berliner Bademantel, blaue Blumen, bodenlang und Kette zum Kordellhütchen. Das Ensemble wird der Hammer. Heute mal einen grünen Tee trinken, bzw. einen weißen, der schon lange die Schublade hütet. Stephan will zum Flohmarkt und Steffi ruft auch deswegen an „auf allen Kanälen“ wie sie selber feststellt. Ich kann heute keine Termine vertragen, will mich einfach treiben lassen und das verträgt sich nicht mit Verabredungen, aber so ist heute meine Stimmung, kompromisslos, manchmal vertrage ich keine Verpflichtungen. Die teuren grüne Tee Matcha Imori-Kekse aus Frankfurt landen im Müll. Haben schön die Farbe gewechselt in der Küche und sind langsam vor sich hin verblichen und ein Biss genügt. Die schlechten Erfahrungen mit Matcha-Torte lassen grüßen (siehe Berlintext, der noch aussteht). So ist das manchmal. Irgendwas schaut einfach zu schön aus und ich vergesse es zu essen. Ist nicht das erste Mal.

Die Sardellenkette wird in Szene gesetzt. Ich trage jetzt so lange rot bis die Blutung aufgehört hat.

Dann auf zum Flohmarkt am Wasserturm und direkt in den Marathon. Marathon im Flaschenkostüm laufen ist sexy. Die Stimmung vor allem durch die vielen Zuschauer ist ausgelassen und fast großstädtisch. Ich muss an den Marathon im Central Park 1982 denken. „Keep those legs moving“ und ähnliche Anfeuerungen sind mir noch im Ohr.

Auf dem Flohmarkt ist wenig los, aber er ist trotzdem toll. Gute Gespräche, gute Hunde, gute Funde. Erst ein Schwuler um die 60, der mich fragt, ob er mir „was zeigen dürfe“ (!?). Warum hat er was Verstecktes, was ich nicht sehen kann, will ich wissen. Er verkauft fremde Sachen. Alte Postkarten. Ein Typ schaut sie durch und sucht welche aus den 50ern. Davon gibt es genug, aber er will was Spezielles mit einem Zeitschriftensortiment drauf. Wird fündig und zahlt 50 Cent die Karte. Ich wähle 10 und soll den Preis selber bestimmen. Da er so über die Standgebühren geklagt hat, gebe ich ihm 3,- € (viel zu viel, aber das Einkaufserlebnis war es wert). Am nächsten Stand verkauft ein Berliner, der 89 Jahre als ist. Papptüten mit Mundstück für Zigarrenstumpen, die dann feucht werden. Das bleibt nicht aus, wie er meint. Er hat auch ein altes Damenrad im Angebot per Schild. Zum Glück lese ich das nicht richtig, sonst hätte ich es wieder gewollt. BJ 1935. Er fährt nicht mehr. Die Reaktionsschnelligkeit lasse nach und ein Kind sei ihm vors Rad gelaufen und er mit der Schulter gegen einen Pfosten und seit dem hat er das Rad weg gestellt. Er hat eine alte Straßenansicht aus Berlin. Zeigt uns die Ohrringe, die seine verstorbene Frau immer getragen hat. Das ist irgendwie traurig das Ganze, aber der Mann ist so offen, wie man es erst ab einem bestimmten Alter werden kann. Das ist wiederum tröstlich. Am Nachbarstand kaufe ich einen Taschenrechner für 1,- €, der geht. In Hannover bekommt man für 1,- € einen funktionierenden Taschenrechner (siehe Berlintext, der noch folgt). Zum Schluss einen herrlichen alten Pelikantuschkasten aus Metall mit einer Öse (ich simuliere die Befestigung an einem imaginären Gürtel) und eine schön holzgerahmtes Schild mit dem Hinweis: „Nicht ärgern, nur wundern“. Dann eine sehr schöne alte Pillendose mit dem Freiburger Münster, nachträglich für meine Schwägerin zum Vierzigsten sowie eine alte Anstecknadel einer Skischule. Eine alte Dose, durchbohrt und mit einer lila Kordel versehen, bekomme ich geschenkt. Beim Gehen kaufe ich noch Brotaufstrich.

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Abenteuerspielplatz in Hannover. Quax, der Bruchpilot oder wie hieß das, was ich allerdings nur vom Namen kenne.

 

 

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Dann der spontane Entschluss bei G vorbei zu fahren. Die Strecke am Kanal ist malerisch und ich kenne sie nicht. Büttnerstraße rechts rein. Dann irgendwann das Industriegebiet Hainholz, wie gehabt. Heute verkaufsoffener Sonntag bei Poco (OMG). Gegenüber ist viel schöner.

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G. ist zuhause und kommt auch gerade vom Marathon, hat sogar gefilmt, langsame Läufer gepaart mit zögerlichen Trommlern. Das habe gut zusammengepasst. Der Garten ist verändert, hat einen gewaltigen „Sprung gemacht“.

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Das eine Vogelhaus, stabiles Holzhaus mit fester Verankerung ist mit Meisen besetzt, die im Minutentakt angeflogen kommen. G. hat leckeres Korbgerster. Wir ergänzen uns immer gut, letztes Mal hat er so lieb einen Kuchen gebacken und heute erzählt er mir, dass er passende Essig- und Ölspender für meine Etagere hat. Ich packe meine Flohmarktschätze aus.

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Der eine Nachbar ist sehr anhänglich und will ihm immer alles besorgen, was er aber gar nicht will. Juhu, ich bin dafür, dass er Wachteln bekommt!

Er hat Einiges Neue gebaut, u.a. für seine Weinstöcke oder wie man das nennt.

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Stephan will nach Montag seinen ersten Kaffee trinken (siehe auch Berlintext, der noch kommt). Keine Milch und statt Zucker nur bunte Zuckerbuchstaben, die sich nur mühsam auslösen.

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Zufrieden fahren wir nach Hause.

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Letzte Station Rossi, immer wieder schön und dann etwas Sommerregen und einfach trotzdem weiterfahren.

Ich habe diese Woche nach Berlin an Constantin denken müssen, der in dieser Stadt so jung gestorben ist. Hat Berlin ihn uns genommen? So kann man das sicher nicht sehen. Trotzdem haben wir in der Nähe der Sonntagstraße ganz in der Nähe seiner letzten Wohnung gelebt und irgendwie berührt mich das und ich muss an ihn denken. Wie wir uns gegenseitig beim Basteln befruchtet haben, ich ihn vielleicht mehr als umgekehrt, trotzdem hat auch er schöne Sachen gemacht, die mich täglich umgeben. Gerade mit Fotos und Bildern, das war seine Stärke. Auch die Art, wie er Schmuck gemacht hat und seine Liebe für Gaffa begleiten mich weiter. Der Klebebandvorrat aus seinem Nachlass wird bis an mein Lebensende reichen. R.I.P. Du bist in unseren Herzen.

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