l ´air panache

02.04. Ich will mittags Mangold mit roten Linsen kochen. Hatte Stephan gestern gebeten die Linsen und eine Zitrone zu besorgen und mich dann gewundert welcher Idiot hier im Büro Trockenlinsen in den Kühlschrank tut und dann liegt da auch noch eine Zitrone, genau das, was ich bestellt habe, so ein Zufall….

Freue mich arg darüber, dass mein Osterpaket nach Essen so gut angekommen ist und das selbstgebastelte Buch schon vorgelesen wurde vom älteren Bruder.

Hänge die beiden Pudel unter meine Schäferhundcollage. Da war noch Platz.

PudelSchäferaltar

Bekomme die Vereinbarung vom Kollegen ausformuliert, die wir gestern getroffen haben. Wie einfach sich doch manche Dinge lösen lassen, wenn ich daran denke, dass mich dieser Fall schlaflose Nächte gekostet hat bzw. nach dem Sport an einem Freitag noch mal ins Büro und stundenlang schuldrechtlichen Versorgungsausgleich nachschlagen immer mit dem Gedanken hier böse Fehler gemacht zu haben und Überlegungen was nun zu tun sei und am Ende löst sich alles in Wohlgefallen auf.

Die schwierige, schlecht gelaunte Betreute, mit deren Facharzt ich Mama und Papa bin, schreibt mir eine Dankesmail.

Die Haftpflicht zahlt die Flügeltür, die mein übergewichtiger Grobian schon am 07.12. bei einer Weihnachtsfeier kaputt gefahren hat. Gut Eigenbeteiligung 150,- €. Die frühere Haftplicht hatte gekündigt wegen zu vieler Schadensfälle. So ist es nun mal. Strafverteidiger anschreiben, ob das Marihuana-Sohn-als-Einkäufer-Verfahren mit 2.000,- € Geldbuße schon rechtskräftig ist.

Herr Subutex liegt auf der Intensivstation. Sein ambulanter Wohnbetreuer ruft an. Das ist ein tätowierter Bär, der gerne Speedmetal  hört und den man bei Chez Heinz antreffen kann. Der Klient wollte wohl gestern einen Streit schlichten auf dem Schünemannplatz und wurde derbe zusammen geschlagen von einer Gruppe Rumänen mit Tritten ins Gesicht. Er hat schlimme Verletzungen, ist aber wohl ansprechbar. Er will die Nummer der Mutter von mir haben.

Herr Ihme hat sich gestern das Geld für April auszahlen lassen, die Sanktion ist noch im System. Fax mit Androhung eines Eilverfahrens.

Mittags lecker Internetrezept. Mangold mit Ingwer, Knoblauch, Zwiebeln, Kurkuma, Curry, Kokosmilch, Zitronensaft. Reis dazu. Ich mag’s. Zum Nachtisch gibt es die leckeren Ostereier von Kreipe. Selbstgemacht. Karamell-Honig, das war das Vollmilch-Ei, schmeckt am besten.

Kreipetrüffel verpackt Kreipetrüffeln nackt

Nachmittags kommt geistig behinderte Betreute, die Montag Geburtstag hatte. Stephan fragt, mag die Dich nicht mehr? Berechtigterweise, war ich doch mindestens 5 Jahre lang immer zusammen mit den Frauen vom ambulant betreuten Wohnen in die Eisdiele am Lister Platz eingeladen gewesen und musste dann meinerseits eine Devotionalie von 96 kaufen, was mir immer sehr unangenehm war, wie anderen Sexshop, nur für den Nachbarn usw.. Dieses Jahr keine Einladung. Sie wollte sich Montag schon 100,- € holen, hatte was im Fanshop zurücklegen lassen und wusste, dass ich wieder sauer sein würde, wenn ich den Preis höre. Ganz Unrecht hat sie nicht.

Die Betreuungsstelle ruft auf dem Handy an. Sie suchen dringend eine Betreuerin für einen neuen Fall. Frau ist Messy und bewohnt 2 Wohnungen in Döhren, hat ewig nichts zu essen und hockt wippend auf einer Matratze. Hat 2 kleine Kinder, die sind beim Mann. Das realisiert sie nicht. Die Familie macht sich Sorgen. Der sozialpsychiatrische Dienst ist eingeschaltet und hat die Betreuung angeregt. Die Frau, die Notdienst hat ist sonst in der Deisterstraße und ich kenne sie. Jetzt hat die Frau Morgen Geburtstag und wird 45 Jahre alt und alle machen sich Sorgen, dass sie sich was antun wird. Das klingt doch nach einem Fall für mich. Laut der Ärztin hat sie ihre Kinder, 9 und 11 Jahre monatelang krank geschrieben und ist mit denen durch Norddeutschland gefahren, Regressionstherapie nannte sie das Ganze. Sie wurde dann polizeilich gesucht und von einem Kollegen oder früheren Kollegen im Rewe entdeckt und zur Wache genommen. Es wird immer interessanter. Krankheitseinsicht ist wohl keine vorhanden und von Betreuung will sie wahrscheinlich auch nichts wissen.

Beim Sport, Gracekurs läuft u.a. folgendes Lied aus meiner Kindheit. „There’s an old ex-con who’s been away, now he’s back, no one says stool pigeon“ habe ich verstanden und mitgesungen. Es heißt aber „no one’s safe, stool pigeon“. Diese Zeile bzw. beim dem ganzen Lied wird aber sonst wenig bis gar nicht mitgesungen im Kurs.

Herr Ihme kommt ohne Termin und mit Muscleshirt. Ich will ihn gleich rausschmeißen, weil ich spät dran bin und los muss. Er hat sich für 100,- € ein Handy gekauft und will mir die neue Nummer geben und seine Schulden begleichen. Dann noch eine Telefonat mit dem Scheißjobcenter in seiner Sache als er schon weg ist und ich rede mich in Rage, weil die alle ihre Arbeit nicht machen und dann bin ich spät dran. Gefährlich Mischung. Auf der Limmerstraße muss ich schon abrupt bremsen für ein Kleinkind auf einem Laufrad. Im Park fährt ein schnarchiger Rentner mit Helm vor mir, den will ich an den Gleisen bei der Uni überholen und übersehe eine Straßenbahn. Lautes Klingeln. „Jetzt gibt’s ne Standpauke“, wie ich den Rentner von hinten sagen höre und ja, der Fahrer steigt aus, kommt um die Bahn herumgelaufen und sagt zu mir: „Für alle Blinden, gibt es hier zwei rote Ampeln und Sie gefährden nicht nur sich, sondern auch andere“. Ich entschuldige mich nur kleinlaut und denke mir, warum gefährde ich andere, weil ich dann tot bin und bei denen die Einkaufstasche umgefallen ist? Der Mann hatte wohl schon mal einen Unfall mit Radfahrer so dünnhäutig wie der ist. Der Termin bei der netten Psychiaterin, die letztes Mal notoperiert wurde. Die Eltern meines Betreuten sitzen schon drin. Ich suche die Wartezimmer ab und werde auch hier von der Rezeption zurück gepfiffen. Es geht u.a. wieder um Fälle, bei denen ein Mal kiffen ausgereicht hat für eine schizophrene Psychose und das Kind war nie wieder wie zuvor. Das ist tragisch, kann aber wohl auch durch Antibiotika ausgelöst werden und dieses Kind geht stramm auf die 30 zu. Ich erkundige mich nach den Bauarbeiten an der Hautklinik und bin neugierig. Dieses Wohnprojekt halte ich für interessant vom Standort her, schön am Fluss, aber ich bin ja versorgt.

Die Architektengattin hat einen schwarzen Wollrollkragen an und ich stelle beim Verlassen des Gebäudes fest, dass der Sommer ausgebrochen ist. Punker barfuß ziehen vorbei. Morgens dachte ich noch unsere Nachbarin spinnt, wie die wieder beim ersten Sonnenstrahl halbnackt herumläuft mit Anfang sechzig, die alte FKK-Freundin, aber es sind wirklich hochsommerliche Temperaturen. Im Büro wartet schon mein Termin (20 Minuten zu früh) und es macht mir Stress, dass die neue Mitarbeiterin meines Kollegen immer meint irgendwelche Dinge für mich machen zu sollen/müssen. Ich bin genervt davon, auch wenn ich weiß, dass sie es wohl gut meint, aber das ändert nichts an meiner Einstellung. Ich denke immer nur, misch Dich nicht ein, it’s none of your business. Sie ist nicht zuständig für mich und ich lasse mir nicht von jedem helfen bzw. empfinde das als Einmischung in meine  Angelegenheiten. Email mit dem Text: Ihr Mann hat angerufen und versucht es gleich noch mal. Ich könnte im Strahl kotzen. Ich glaube, ich habe hier ein starkes Autonomiebedürfnis und bin ein schlechter Teamplayer, würde der Psychologe oder Mediator feststellen. Ich bin wohl eine totale Arschkrampe. Ich kann aber auch charmant und wurscht bei den Betreuten kommt es gut an. Ich schaue wieder lustig aus meint B., die ich duze. Jedenfalls bin ich am 28.03. doch in die Eisdiele eingeladen und darf mir schon mal überlegen, was ich ihr schenke und wir lästern gemeinsam über die Richterin ab. Auch schön.

Die neue Trainerin Katja  nimmt uns hart ran. Sie nimmt mehrfach Blickkontakt zu mir auf und will es heute wissen, weil ich ausnahmsweise bei ihr bin und nicht beim Yoga. Das ist zumindest mein Eindruck als hätte ich eine Privatstunde. Als der Hintern ganz arg brennt will ich mehrfach: „Du blöde Bitch“ rufen, aber lieb gemeint, weil ich nichts gegen ein gutes Training einzuwenden habe, im Gegenteil. Ich mag es, wenn hier einer zeigt, wo der Hammer hängt. Für Muskelkater hat es trotzdem nicht gereicht.

Am Küchengarten eine Art Flashmob der geschmacklos angezogenen Teenager. Ist Abi, wie Steffi uns später aufklärt. Ich denke, Abi Anfang April schon, aber die haben wohl die schriftlichen Prüfungen hinter sich gebracht. Als wir aus dem Kino wieder kommen, sind sie immer noch da und zwei Gruppen, mit unterschiedlicher Musikbeschallung.

Grand Budapest noch mal. Herrlich sind die Stimmen im Original, gerade die Hauptfigur Gustave H., aber auch Dimitri finde ich viel besser und natürlich Ludwig, gespielt von Harvey Keitel. Großartig. Einmal reicht mir nicht bei diesem Film. Lieblingsszene genieße ich bewusst und Vieles sehe und verstehe ich das erste Mal. Die Jahreszahlen, die eingeblendet werden habe ich beim ersten Mal nicht wahrgenommen, vermutlich weil ich irgendeinen Vorhangstoff oder etwas anderes gerade angeschaut habe. Ich finde die Liebesgeschichte auch viel romantischer und rührender als beim ersten Mal und die Poesie gefällt mir auch viel besser, englische Prosa ist einfach unübertrefflich. Ich könnte leben in diesem Film!

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