12.07. Die Bismarck-Lektion wider Willen

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Wir sind beim besten Koch Hannovers, der allerdings nicht die nötige und verdiente Anerkennung erhält und völlig ohne Hype leben muss und auch an diesem Abend nur für 3 andere Pärchen kocht. Ein älteres Paar hat schon gezahlt kurz nachdem wir gekommen sind um 19:30 Uhr, die zähle ich mal nicht mit. Weil es so überschaubar ist, bekommt man leider mehr mit von den anderen Tischen als einem lieb ist. Mein erster Ausbilder am Landgericht (der Vorsitzender einer Kammer) war menschlich und fachlich total spitze und eine sehr wertvoller Empfehlung, der die Weichen bei mir gestellt und mich sehr positiv geprägt hat. Ich bin heute noch mit ihm befreundet, auch wenn wir uns selten sehen. Eines der Zitate, die ich mir gemerkt habe ist: „Lehrer und Bauprozesse. Das ist das Schlimmste, was es gibt“. Die hätten Zeit und würden alles nachmessen und jede Abweichung und jedes noch so kleine Gefälle monieren in 80 Mängelpositionen. Er, mein Ausbilder, würde sich nicht wundern, wenn die bald keinen Handwerker mehr finden würden, die ihnen Häuser bauen, weil sich das herum gesprochen hätte. An dieses Zitat muss ich denken, als die Frau vom Pärchen auf der anderen Seite des Raumes bei der Vorspeise des kleinen Menüs, gerupfter Kabeljau „Bismark“ feststellt, dass man Bismarck mit „ck“ schreibt und das ganz laut kund tut. Die Bedienung macht es auch nicht besser und erklärt, es ginge ja nicht um den Kaiser, sondern um ihre Variante des gleichnamigen Herings. „Bismarck war kein Kaiser, sondern Kanzler“ weiß die Rechthaberin zu dozieren. Hey, wir sind hier nicht im Rechtschreibekurs, sondern im Restaurant, es kommt nicht auf fehlerfreies Schreiben, sondern aufs Kochen an. Wen interessiert das, wenn sie eine Rechtschreib- oder Kommafehler auf der Karte entdeckt hat? Ihr geht richtig einer ab dabei und ich finde es einfach nur peinlich. Das Paar nimmt dann nicht die Bismarck-Vorspeise, sondern wie wir die Gänseleber und die kann Dieter Grubert unglaublich lecker zubereiten.

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Als ihr Teller abgeräumt wird und die Bedienung fragt, ob es Recht so war, meint sie doch, ja, lecker und den Rest nehme ich dann mit und es handelt sich um die Pastete und die Mousse, jeweils winzige Stückchen davon und ich denke, der Alten ist ja nichts zu peinlich. Jetzt muss Herr Grubert, der alleine in der Küche arbeitet, der noch einen Doggy Bag basteln. Zu ihrer Begleitung meint sie: „Das ist dann gleich mein Frühstück.“ Ein richtiger kleiner Fuchs, die Gute, sparsam und kennt sich mit Rechtsschreibung und deutscher Geschichte aus. Beim Gehen macht sie den Chef auch noch mal auf den Schreibfehler aufmerksam, dass man Bismarck mit „ck“ schreibt. So ein Publikum könnte einem fast den Abend versauen, wenn das Essen nicht so ausgesprochen köstlich wäre, dass man ganz in der Welt der Sinne und Gelüste versinkt, wenn man es isst und so weit weg ist von Lehrern. Dann denke ich an meinen früheren Ausbilder und daran, dass so Leute auch keinen Koch mehr finden dürften, der für sie kocht, sondern nur noch fehlerfrei geschriebene Kantinenküche wäre eine angemessene Strafe, sonst überall Hausverbot wegen Nervereien und Profilneurose. Ich denke, ihr Typ würde auch im Puff nach den Rechtschreibfehlern Ausschau halten, wenn da Orahlsex auf einer Karte stehen würde. Beim vorletzten Mal gab es ein Motto-Essen und die Gäste wurden an einen großen Tisch gesetzt um gemeinsam dasselbe Menü zu essen. Wir saßen neben Vater und Sohn. Beide total konservativ. Der Studentensohn hat mich gesiezt, obwohl ich ihn geduzt hatte und beide haben unentwegt auf ihren smart phones Nachrichten geschaut, weil gerade Pabstwahl war. Da brauchte man auch ganz dringend das Essen, in diesem Fall das Trüffel-Menü zur Ablenkung.

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Dieter macht unglaublich leckere und befriedigende Fischgerichte und Käse mit Tomatenchutney und dieses Mal mit Honig und Speck und die Nachspeisen sind einfach göttlich.

Auf dem Rückweg wird lautstark ein 40igster in Loretta Biergarten gefeiert und wir schauen uns gegenüber etwas die Lichter auf dem Teich hinter dem Neuen Rathaus an. Ich habe Angst, dass die Enten hier um den Schlaf gebracht werden, aber Stephan meint, um 24 Uhr sei Schluss.

Rathaussee Lichtinstallition

 

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