Papieringenieure und Gruselgeschichten

11.02. Das neue Rad, der Oldtimer wird vor 8 Uhr geliefert. Das führt zu Geschimpfe meinerseits wenn ich wildfremden Männern im Morgenmantel widerwillig die Tür öffne und die ihrerseits genervt sind, weil sie das schwere Ding hochschleppen mussten und keiner runter gekommen ist.

Ich habe Ehestreit wegen einer Kestnermitgliedschaftskündigung (die Rechnungen mit Aufkleber 2014 sind gekommen, mein Aufkleber geht nicht ab und muss geschnitten werden, quasi symptomatisch) und ich sage: „Schatz, Du kannst Mitglied bleiben. Ich schreibe in meiner Kündigung, dass mein Mann ihnen als Einzelmitglied erhalten bleibt und der Bankeinzug auch wie bisher bestehen bleiben kann“. Was will er mehr? Er will zusammen mit mir im selben Verein sein, dass wir gleich sind. Ich gehe dann nicht mehr zu den Vernissagen wird mir vorgehalten. Doch. Ich will nur mein Geld anderen Leuten geben. Aus was mein Mann alles eine Glaubensfrage und eine Frage der ehelichen Solidarität machen kann. Ich bin immer wieder fassungslos.

Morgens ist die Schweizervolksabstimmung Thema. Ja, sie haben meine Schwägerin wieder reingelassen. Die Kollegen von ihr sind geschockt über das Ergebnis. Ich wundere mich weder über das Resultat noch über das Gefälle, d.h. je weniger Ausländerberührung, desto mehr Anti, das haben die Soziologen schon vor Jahrzehnte erklärt, nicht etwa, die die zu viele in der Nachbarschaft haben wollen das eindämmen, sondern die, die keine Ausländer zu sehen kriegen, wollen dass das auch so bleibt. Außerdem Großstadt, Zürich, liberaler und Landeier konservativer, auch normal.

Die beruflichen Highlights des Tages: Der Poststapel ist bis mittags abgearbeitet. Es ist sehr schöne Post dabei.

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Ich habe mit u.a. einem Kollegen zu tun, der Haßdenteufel mit Nachnamen heißt. Besser geht ja wohl nicht.

Meine Betreute mit den familiären Problemen sagt ab und gibt Geld aus und fährt nächstes Wochenende weg.

Meinen neuen Betreuten, der Stimmen hört, erreiche ich nicht, auch nicht eine alte Betreute, die bis Morgen einen gesundheitlichen Fragebogen fürs Jobcenter ausgefüllt haben muss.

Meine demente Betreute hat doch Merkzeichen „H“ bekommen, hat also Anrecht auf eine kostenlose Wertmarke und ich muss zusehen, wie wir das mit dem Passfoto machen. Ich mit der Digitalkamera und dann Rossmann. Geht das als Passfoto? Erst mal die Kosten des Widerspruchsverfahrens schön abrechnen und Stephan hat auch einen Fotografen in der Nähe aufgetan. Bahn fahren geht schon mit dem Bescheid, ich als Begleitperson.

Zyste am Backenzahn entfernen kostet 180,-. Nur den Zahn ziehen übernimmt die AOK. Das ist doch bescheuert. Ich sage, wenn eine Entzündung im Fuß ist, dann immer amputieren, dann ist das Ding weg oder was.

Das Baguette von gestern macht Kieferschmerzen beim Essen, aber ich muss es tun, weil so viel von der Salzbutter darauf ist. Gugelhopf aus Hefe gibt es zum Tee und am frühen Nachmittag bringt Stephan mir den Joghurt und fromage blanc aus dem Supermarkt. Der „yaourt à la greque sur lit de fruits“ von der Hausmarke mit dem roten Vögelchen schmeckt herrlich fettig, obwohl er flüssig ist und die Frucht schmeckt auch lecker, vor allem Himbeere. Fabrique en France. Suggestion de présentation verstehe ich allerdings nicht, weil die Beere mit einem grünen Blatt dahinter zu sehen ist und sonst nur das rote Vögelchen der Marke. Vielleicht soll man es wie bei Sheba mit einem Minzblättchen dekorieren und das ist der Serviervorschlag. Die fromage blanc mit Frucht schmecken wie meine neuen Fruchtzwerge. Insgesamt hilft die Kalorienzufuhr locker um bis heute Abend durchzuhalten.

Um 18 Uhr ist software update. Man darf nicht mehr arbeiten und ich nutze die Zeit für Blog. Die neue Kollegin kommt rein, dass jemand von der Computerfirma angerufen habe, der Rechner der Steuermitarbeiterin im Flur muss angeschaltet werden und er sagt immer, dass er schlafen geht. Sie hat den Aktenvernichter statt den Rechner angemacht und sich schon gewundert, dass das so ein dickes Ding sei. O.k., jetzt bin ich nicht mehr „bottom of the pecking order“ in den technischen Fragen hier im Büro. Dafür sieht die Kollegin gut aus. Sie trägt ausnahmsweise einen Rock. Das steht ihr viel besser als Hosen. Ich würde sagen, dass nur ca. 5 % der Frauen Röcke tragen, aber ca. 70 % der Frauen Röcke besser stehen als Beinkleider. Meine Kollegen, die die Geschichte lustig finden, sagen, dass ich auch öfter an dem Rechner sei und auch am Schredder und deswegen einen Vorsprung habe, also technisch schätzen sie mich genau auf diesem Niveau ein. Wohl zu Recht.

Beim Sport habe ich heute die lange Leitung. Ich bin so in Gedanken versunken. Nach dem Trampolinhüpfen macht Berna, die Trainerin immer noch weitere Übungen in kniender Position auf dem Trampolin. Ich finde das super, weil die wackelige Unterlage des Trampolins bietet mehr Herausforderung als der Boden. Man muss ausbalancieren. Als ich aus den Augenwinkeln sehe, dass Bernas Beine am Boden sind, stehe ich sofort auf und fange an, mein Trampolin einzuklappen. Hinter mir die Frau, wieder eine Neue, schaut mich entgeistert an und ich denke, weil ich so schnell/forsch zu Gange bin. Dann merke ich, dass andere auch entsetzt schauen und dann höre ich erst, wie Berna zu mir sagt, wir sind noch nicht fertig und ich: ich wollte nicht verweigern, stelle das Trampolin wieder auf und muss lachen über meine Ignoranz. Später sollen wir uns einen Platz an der Stange suchen, auch eine sehr geläufige Aufforderung in diesem Kurs. Ich denke, alle trinken einen Schluck und merke erst als keiner mehr im Raum direkt steht, dass alle an der Stange sind, also letzte und wieder gepennt. Ich träume wohl von Straßburg.

12.02. Morgens von zuhause versuche ich schon jemanden von der MHH an die Strippe zu bekommen wegen einer Hilfeplanung bei der ich das Gefühl habe nicht alles optimal organisiert zu haben. Hatte gestern beim Anbieter vom ambulant betreuten Wohnen angerufen und die zuständige Mitarbeiterin ist krank, die Vertretung kennt meinen Betreuten nicht und ihn erreiche ich nicht (was ungewöhnlich ist). Ich hatte nicht vor hinzufahren und wollte den Termin nur koordinieren was mir wohl angesichts des Straßburgausfluges etwas entglitten war (so mein Gefühl). Im Büro klärt sich dann alles. Mein Betreuter war krank und hatte sein Telefon ausgeschaltet und kennt auch die Vertretung des Anbieters und diese wird auch hingehen, also doch wieder alles gut bzw. bestens. Ich rufe in der JVA an und nenne Namen von Mitarbeitern, die wieder keiner kennt. Meine Namen hingegen kennt man schon sagt mit die Drogenberaterin. Es habe sich herumgesprochen, dass ich sehr penetrant sein könne und Dinge durchsetze, die normalerweise nicht gehen oder lange dauern, so quasi man zittert, wenn man meinen Namen hört. Ich sage, ich trete ja keinem vors Schienbein und das sei eben mein Job. Sie hingegen sagt, sie würde denken, dass man mit den Leuten noch länger zusammenarbeiten muss und daher nett sein (das geht zwischen den Zeilen daraus hervor). Ich denke mir, das ist ein Kompliment für mich und ich muss nicht nett sein, dafür werde ich nicht bezahlt. Anyway, auch an diesem Tag werden auf meine Veranlassung zwei Faxe geschickt, was eigentlich nicht zu ihren Aufgaben gehört.

Da ist jetzt frei habe fahre ich zu meiner Demenzbetreuten um Passfotos für den Schwerbehindertenausweis zu machen, jetzt wo sie doch das kostenlose Merkblatt bekommt mit dem Merkzeichen „H“. Stephan sucht einen Fotografen in der Nähe und ich rufe an wegen Mittagspause und kündige uns schon mal an. Dann rufe ich meine Betreute an um ihr die frohe Nachricht mit dem Ausweis zu überbringen. Sie würde jetzt zum Platz gehen und frühstücken. Ich könne sie dort abholen. Das tue ich auch und fahre vorbei an einem Großeinsatz mit Hubwagen und Motorsägen wird die Böschung zu den Schrebergärten konsequent bereinigt und die Motorsägenprofis haben allerhand zu tun. Am Schünemannplatz trifft sich wie immer die Drogenszene, überwiegend mittelalte Männer mit Bierdosen und Hunden. Über ihnen das Transparent „Lindener Narren“. Meine sitzt beim Bäcker und erkennt mich, winkt mir zu. Ich stelle mein Rad ab und sie hat schon aufgegessen und aufgetrunken. Wie immer will sie mir einen Kaffee ausgeben. Wie immer lehne ich ab, aber setze mich dazu. Wir unterhalten uns. Wie die demenzspezialisierte Mitarbeiterin damit Probleme haben kann, ist mir schleierhaft. Bei mir sprudelt es nur so aus ihr raus und ich höre auch gerne zu. Sie hat Drogistin gelernt und war dann bei Zenker. Ich sage, die waren am Pariser Platz in Linden. Sie bestätigt. Ganz lange hätten da die alten Schilder noch gehangen. Das sei ein Eckhaus gewesen. Richtig, sage ich. Sie hat noch in einer anderen Drogerie in der Deisterstraße gearbeitet. Der Name sagt mir nichts. Bei einem Durchgang. Der Hauptladen war am Platz. Sie war alleine und in der Passage gab es Mäuse. Da hat sie manchesmal auf dem Schreibtisch gesessen. Sie war ja alleine in der Filiale. Mittags ist man nach Hause gefahren und wenn sie dann wieder aufgeschlossen hat, hat sie so Zssshh-Geräusche gemacht beim Reinkommen um die Mäuse zu vertreiben. Das war bei der Hautklinik. Da mussten die leichten Mädchen immer zur Untersuchung hin, einmal die Woche. Dann geht es wieder um ihre Familie. Der Vater war ein Fremdgeher, immer schick in Uniform, der brauchte nur zu winken, da hatte er eine an der Hand. Aber mit ihrer Mutter habe sie Glück gehabt. Die war erste Geigerin im Frauenorchester. Der Vater hat sich getrennt und ist dann immer nur sonntags zum Essen gekommen und dann Zigarre geraucht und Kuchen gegessen und wieder gegangen. Die Enkeltochter (Tochter der Schwester, die verstorben ist, als das Kind 8 Jahre alt war) habe dann zur Oma gesagt, das machst Du nicht mehr und zum Opa, ich soll Dir von Oma ausrichten, dass sie nicht mehr für Dich kocht. Alle aus ihrer Familie seien tot. Der eine ältere Bruder starb mit 4 Jahren, er war nierenkrank. Das war vor ihrer Geburt, da haben ihre Eltern dann wohl sie angesetzt. Ich frage nach Ehemann um zu erfahren, dass sie nicht mehr weiß, was der gearbeitet hat, aber Arbeit habe er gehabt. Sie hätten beiden gearbeitet und keine Kinder gehabt. Er sei allerdings ein Halodri gewesen und nächteweise nicht nach Hause gekommen. Außerdem habe er abends gefeiert und sei dann morgens nicht zur Arbeit aufgestanden. Dann habe er auch eine Kündigung bekommen – logischerweise –  und sie habe sich getrennt. Das ginge nicht, feiern und dann nicht zur Arbeit aufstehen. Sie sei aufgestanden und zur Arbeit gegangen und er sei liegen geblieben. Sie sei da immer „reeller“ gewesen. Ich muss zum Aufbruch drängen. Sie zahlt und zählt das Geld richtig ab. 2,35 €. Sekunden später weiß sie nicht mehr, dass sie gezahlt hat. Sie fragt noch insgesamt 2 Mal und ich bestätige immer wieder, ja, passend habe sie es gehabt. Man nennt sie beim Vornamen und kann nur hoffen, dass die es alle ehrlich mit ihr meinen. Ich glaube aber schon.

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Die Sonne scheint. Wir fahren wieder schwarz bzw. den Bescheid mit Anerkennung ab 08.11. habe ich schon dabei. Ich finde, das genügt. Sie hakt sich ein und ich sorge für einen Platz in der Bahn. Beim Fotografen kommt sie gleich ran und findet das Bild sei gut geworden. Beim Warten auf den Ausdruck, stellen wir fest, dass ihr Perso im März abläuft. Sie gibt mir ihr Portemonnaie zum zahlen. Ich frage nach dem Bürgeramt und das ist wenige Meter entfernt. Das wollen wir gleich erledigen. Sie ist niedergeschlagen, weil sie nicht mehr so kann. Sie sei wie der Vater, der habe auch so abgebaut im Alter. Die Mutter sei bis zum Schluss fit gewesen. Sie sei nichts mehr. Früher habe sie geritten und jetzt? Ich sage, was es nicht gibt, ist Stillstand. Wir waren alle mal Babys ohne Zähne. Jetzt ist sie eine alte, nette Frau mit Katzen. Sie bedankt sie bei mir, ich sei so geduldig und sie sei so froh, dass es mich gibt und ich das mache. Ich sage, dass ich sie gerne begleite, es wäre auch für mich ein schöner Ausflug und eines Tages brauchen wir alle Hilfe, wenn wir nicht vorher an Krebs sterben und das will auch keiner. Alle wollen alt werden, aber keiner will alt sein. Wir verstehen uns und ich kann ruhig mal vorbei kommen, auch wenn ich nicht mehr Betreuerin sei. Sie nennt mich immer Schwester und will zur Bank. Ich sage, sie hat noch 125,- €. Das reicht erst mal. Sie sagt, sie hat Geld und braucht nicht jeden Pfennig umdrehen und wer weiß, wie lange sie noch lebt. Sie war immer selbständig und will sich nichts sagen lassen. Sie geht gerne in die Kneipe und täglich. Dafür hat sie gearbeitet und eine schöne Wohnung, darauf habe sie immer wert gelegt. Als wir im Bürgerbüro warten, zeige ich ihr meine Katzenfotos von dem grauen Liebling auf dem Handy. Sie unterschreibt sehr unsicher, trifft aber das Feld. Fingerabdrücke brauchen wir nicht. Einen Pass hat sie nicht. Die Bahn kommt schnell. Sie erzählt wieder, dass sie aus dem Sudetenland kommen, sie aber hier in Hannover geboren sei. Sie mag Hannover. Ich sage, ich auch, da hätten wir was gemeinsam. Auf dem Rückweg will sie wieder ins Café, aber ich schlage die Wohnung vor. Der Kühlschrank ist nicht voll, aber sie geht ja auch auf den Platz. Die ca. 12 Bierflaschen, die seien von einer Woche erklärt sie mir. Ich sage, ach so, nicht von gestern Abend und wir lachen. Sie will, dass ich bleibe, aber ich muss ins Büro. In 2 Wochen bringe ich ihr den neuen Ausweis. Sie soll dann bloß nicht zu mir sagen, warum ich wieder kommen würde und dass wir sie alle in Ruhe lassen sollen. Ihre Katzen sind übrigens Geschwister.

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Auf den Rückweg halte ich bei Edeka und kaufe Extrakekse aus England. Muss mich mit „Walker“ zufrieden geben. Dann halte ich zum zweiten Mal an diesem Tag bei einer Betreuten, die auf dem Weg liegt und die sich nicht meldet bzw. noch von mir erreicht werden kann und es läuft heute eine Frist ab beim Jobcenter. Ich klingele mich über Nachbarn ins Haus, ihre Klingel ist abgestellt und der Briefkasten voll. Fristverlängerung beim Amt, den Arzt rufe ich Morgen an. Ich muss einem starken Impuls widerstehen beim spanischen Supermarkt zu halten und mir ein Stück Manchego zu kaufen. Die Käsesorten, die Stephan in Straßburg gekauft hat und wegen derer man immer merkte, wenn jemand am Kühlschrank war (die Rotschimmelkäsen waren schuld) sind mir allesamt zu krass vom Geschmack. Ich bin doch eher für Hartkäse und gemäßigte Sorten als die allerfiesesten Ziegenteile.

Den alten Hefegugelhupf esse ich mit zentimeterdicker Salzbutter. Das geht.

Gute Emails, eine Betreute bedankt sich bei Stephan, dass ich was geregelt habe seit gestern und ich habe aber noch nichts gemacht. Alter, das ist langsam scary. Dafür ärgerliche Post nachmittags. Eine Kanzlei aus München, die einen Rechtsschutzversicherer vertritt, weist meine Kündigung in einer Betreuungssache zurück mangels Originalvollmacht. Die Mehrkosten gingen zulasten meiner Betreuten. Frechheit. Ich koche und mache meinem Ärger Luft, rufe die Sekretärin an und sage, sie könne dem Kollegen, der sich offenbar in Betreuungsrecht nicht auskennt, ausrichten, ich brauche keine Originalvollmacht, ich brauche gar keine Vollmacht. Er kann das gerne in Hannover vor Gericht klären lassen. Gegen den Mahnbescheid hatte schon der frühere Betreuer Einspruch eingelegt. Sie will mich verbinden. Es dauert mir zu lang, ich lege auf.  Eine Vereinsbetreuerin schreibt mich an. Meine lebt seit über einem Jahr im Heim. Der Messy-Lebensgefährte hat die Wohnung übernommen und die soll jetzt aufgelöst werden, weil der auch ins Heim kommt und ich werde aufgefordert, die Sachen von meiner bis zum 31.03. zu räumen. Ihrer könne nicht sagen, was wem gehöre oder was weg soll. Ihrer hat vor über ½ Jahr den Mietvertrag übernommen. Ich habe das schon unter „abgelegt“. Sie hat wohl schlechte Karten. Ich werde ihr schreiben, die Sachen von meiner sind schon draußen, was auch stimmt, zumindest die ganze Kleidung und die Bilder. Die Sachen gehören alle ihm. Ich habe mal versucht mit ihm aufzuräumen, ein total volles Zimmer. Jedes Stück, was ist mit dieser Puppe, mit diesem kaputten Stuhl, mit dieser Phantasiefigur. Einiges konnte einem Kirchenbasar gespendet werden und es war nach 1,5 Stunden etwas Luft im Zimmer. Nächstes Mal als ich kam, war es doppelt so voll wie zu Beginn. Er hat alles gesammelt, Bücher, Sperrmüll. Er hat immer was gefunden auf der Straße und angeschleppt. Denke mir: guter Versuch, aber von so einer Vereinsbetreuerin lasse ich mich nicht aufs Glatteis locken. Da muss man früher aufstehen. Die erste unangenehme Email an meinen Steuerberater seit meiner Kanzleigründung vor fast 15 Jahren. Heute ist Aggro-Tag.

Aber auch Liebtag. Ich antworte meiner Ex-Betreuten mit einer handgeschriebenen Karte und erkläre ihr, dass ich nicht mehr zuständig bin. Schicke ihr eine Shampoo-Probe, weil sie immer Haarpflegetipps für mich hatte.

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Vielleicht vor der Kündigung der Kestnermitgliedschaft doch noch die Valentinsveranstaltung dort am Freitag abwarten. Die hatte die junge Mitarbeiterin seinerzeit uns so warm empfohlen. Ich glaube zwar nicht, dass die Burlesque-Tänzerinnen mich umstimmen können, aber so lange kann ich noch abwarten mit der Kündigung.

13.02. Abends beim Yoga war ich wieder Gleichgewichtsschwächling und auch Kopfstand war nicht prall. Mir machen die Nackenprobleme noch zu schaffen und es ist nicht meine Disziplin. Dafür kann ich hinten im Rücken, bei den Nieren atmen. Wegen meiner dünnen Haare verliere ich jetzt einfach Haargummis, die mir unbemerkt aus den Haaren fallen. Wie scheiße. Ich fahre am nächsten Tag die Strecke noch mal ab. Es waren breite aus Elastikstoff, ohne Metall in den Farben zartrosa und grün. Wenn die einer zwischen Königsworther Platz und Linden gesehen hat, bitte melden.

Werde vor 4 Uhr wach. Koche schwarzen Tee, gehe dann doch wieder zu Bett ohne ihn zu trinken. Diskussionen über Urlaubsplanung und Zweisamkeit bzw. die Unwucht ungerader Zahlen gehen mir nach. Außerdem Bastelideen für den Buchbinderkurs. Will einen großen Papierhut aus einer Foie Gras Papiertüte machen und dann ausstopfen, wie sich das thematisch gehört. Das Fernsehprogramm um so eine Uhrzeit. Pseudoreality-TV. Eine Frau, die ihren Mann beschatten lässt um dann zu erfahren, dass er mit mehreren ihrer besten Freundinnen ein Verhältnis hat, lassen mich ins Bett zurück flüchten.

Thema beim Arbeitsamt. Rehaabteilung.

freundliches Lächeln Händedruck

Der Mann mit den Streichholzsammlungen. Meiner hatte einen Berufsunfall und will umschulen. Will was Soziales machen und seine handwerkliche Ausbildung damit verknüpfen und dann in er Werkstatt für Behinderte arbeiten oder im Knast. Das sei schwierig, weil er selber psychisch erkrankt sei und daher keine Fremdverantwortung übernehmen soll. Ich sage, das sei doch Quatsch, gerade die Leute könnten anderen helfen, die durch so was durchgegangen seien und es überwunden hätten. Wer hinterfragt eigentlich wer warum Psychologie studiert. Das sei doch auch Selbsttherapie und die dürften anschließend auch Leute auf der Couch beraten. Der Reha-Berater gibt mir Recht. Er sagt immer „der Junge“ als es um ein ärztliches Gutachten geht und meint damit einen Arzt der Agentur für Arbeit. Ich denke, der redet leger über seinen Kollegen, aber das ist der Nachname. Es geht um Vogelhäuschen die die Werkstattleute herstellen und er hat sich eines im Hundertwasserstil machen lassen mit 3 Einflugschneisen und er wollte es mit 96-Logo. Das durften die nicht bzw., wurde vereinbart, dass er es selber so angemalt habe. Wir das überhaupt angenommen für den Vögeln, will ich wissen. Hier schon (mein Betreuter kommt ursprünglich aus Braunschweig). Ich sage, nicht deswegen, sondern wegen Einsturzgefahr. Dann erzählt er was von Büschen, die er geschnitten hat, aber außerhalb der Brutsaison. Sein Büronachbar sei Jäger. Trotzdem hätte das die Vögel so irritiert, dass die Eltern nicht mehr gekommen sind. Ich sage, das Vogelhäuschen sei wohl Wiedergutmachung. Dann geht es um ein Gutachten der Rentenversicherung. Die faxen nicht wegen Datenschutz. Ich sage, dass sei auch nur eine Ausrede, wenn man nicht arbeiten wolle. Wir hoffen, dass die Dinge jetzt endlich laufen. Mein Betreuter ist vor knapp einem Jahr aus der medizinischen Reha gekommen und so lange wird hier begutachtet und von Kostenträger zu Kostenträger geschoben.

Bekomme wieder eine Postkarte von meiner Ex-Betreuten. Geb. zaht Empf. Es nimmt vielleicht doch überhand.

Mittags Kaffeepause. Mütter sollen nicht unverdeckt stillen, das verdirbt mir den Appetit. Schnell zu uns. Die erste Tube Regilait und die letzten Madelaines. Ich werde immer fassungsloser was da für ein Aufriss gemacht wurde und mit welcher Arroganz die Törtchen repräsentiert wurden. Franzosenvorurteile festigen sich wieder. Das würde keinem Spanier einfallen wegen ein bisschen backen. Die Madelaines vor Ort waren die besten und Salzkaramel, was aussieht als wäre ein Stück Munsterkäse darauf geschmolzen. Der mit Schoko und Baileys ist unspektakulär. Mag sein, dass die etwas geiler sind als die von Meinl, aber dafür stehen die dort auch im Supermarktregal und nicht in einem eigens gebauten Schloss Neuschwanstein mit sektenartigem Sendungsbewusstsein. Alle Promis, die einen verzehrt haben, hängen aus mit Fotos und Autogrammkarten. Interessierte werden abgewiesen, alleine 3 Gruppen in der kurzen Zeit, in der wir da waren.

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Betreute mit dem familiär-religiösen Hintergrund gibt Bankkarte ab und will wieder Geld sich einteilen lassen. Sie fährt am Wochenende heimlich zu ihrem Freund nach Karlsruhe und hat heute eine Kontopfändung über 2.000,- € rein bekommen. War schon bei der Bank wegen erhöhtem Freibetrag wegen Kind. Wir müssen Post abwarten.

Herr PM, der Messy, der umziehen soll meldet sich. Die Untermieterin ist seit dem 04.02. nicht zu erreichen. Was soll er tun. Er hat keine Lust zu renovieren und sie setzt sich ins gemachte Nest. Ich finde recht deutliche Worte: er ist selber schuld. Er hat sich doof angestellt. Er hat den Untermietvertrag unterschrieben und ihr mitgegeben und da war schon vorher klar, dass die unzuverlässig ist, wie alle Leute, die er kennt. Statt sich von mit beraten zu lassen, hat er selber gemacht und ich soll jetzt alles wieder rückgängig machen. Er hätte ihr den nicht unterschriebenen Vertrag mitgeben sollen und sagen, sie klärt das erst mal mit dem Jobcenter und unterschreibt, dann wäre er am Drücker gewesen. Er ist dem Vermieter gegenüber alleine verpflichtet und muss jetzt zusehen. Er hat Montag einen Termin. Mein Gott bin ich genervt von so was. Selber machen, Mist bauen, 5 fache Arbeit für mich. Wer auch nervt ist eine Frau mit Ossi-Dialekt, die in einer familienrechtlichen Sache die Kollegin erreichen will, aber immer mich anruft. Dann geht es darum, dass sie eine Firma haben und auch der Mann mal ans Telefon geht. Ich richte das alles brav aus und wenn sie weiter nervt und in meiner Mittagspause zu hause anruft, sage ich, sie soll aufhören mich anzurufen. Heute hat sie offenbar Stephan erreicht und sich dann überschwänglich bedankt, dass er so freundlich ihr geholfen habe. Das ist auch in meinen Betreuungssachen unsere good cop, bad cop Strategie. Eigentlich wollen die Leute immer nur mit mich sprechen und sagen Stephan gar nichts oder sagen mir, dass sie mit meinem Mann nichts zu tun hätten, so werden sie da etwas aufgeschlossener.

Meine erste Kandidatin, die Geld holt, kommt nicht und das ist ungewöhnlich. Die Linie 9 fuhr nicht, es waren lauter Feuerwehrautos auf der Falkenstraße berichtet sie mir dann. Elisabeth Taylor schafft es trotzdem pünktlich und kommt nahtlos im Anschluss. Sie will blaue Kontaktlinsen wie ich und geht Samstag auch ins Theater, aber ein anderes Stück. Sie will sich die Karten auch an die Wand hängen, wie ich es mache. Das sei jetzt modern und sie will sich Farbe kaufen und jede Woche eine Wand streichen und Goldglitter, das passt zu den Gardinen. Gut, die Lampe ist Weiß und Lila….Sie war nicht bei der Spritze und will auch nicht mehr hin. Die Wucht mit der die reingerammt wird sei wie ein Auffahrunfall. Mehrfach zeigt sie es mit den Armen sehr anschaulich und macht dazu Auffahrgeräusche. Sie übergibt mir eine Postkarte. Dann müsse sie sie nicht schicken. Eine Briefmarke sei drauf.

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Abends der Buchbinderkurs. Der neue Ateliertyp hat wohl gemerkt, dass Bücher nicht so seins sind, ist aber trotzdem da. Nein, wir stören nicht. Ich glaube, der will eine Frau kennen lernen. Laura sagt mir, ich müsse nicht jedes Mal kommen mit der 5er Karte. Ich habe mir das aber so eingetragen bzw. dann hätte ich heute mit Stephan und Detlef zu Wenzel Storch gehen können. Ich habe mich schon als Darstellerin beim Meister gemeldet, wenn er dann für seine nächste Produktion alte Frauen in hautfarbener Wäsche als „Bordsteinschwalben“ braucht, deren „Haltbarkeitsdatum abgelaufen“ ist. Laura hat mal für den Meister gearbeitet und musste Bettfedern gold anmalen. Das ist klar, weil auf Ausstattung legt er bekanntlich sehr viel wert. Heute kommt auch der penible, schweigsame Mann nicht. Dafür 3 Frauen vom letzten Mal, die eher Faltarbeiten verrichten und ich muss mich korrigieren, dass was ich für Mutter und Tochter gehalten habe ist wohl eine ältere Frau mit schlechten Zähnen und eine jüngere, die nur etwas kleiner ist (manchmal bin ich unaufmerksam). Dazu kommen zwei Freundinnen im Rentneralter. Die wollen ein Cappuccino-Buch machen und einer weitere Frau auch und letztes Mal wollte es auch eine. Das scheint der letzte Schrei zu sein. Man nimmt DIN-A 3 Bögen und bemalt die mit Wasserfarben. Die eine Freundin erklärte der anderen immer, wie sie es zu machen hat, z.B. nicht so dunkle Farben, weil man da noch was draufschreiben will. Das führt dazu, dass die Freundin erst alles ihr nach macht, sie wählt dieselben Farben und macht die selben Muster. Dann kommt die Freundin doch auf eigene Ideen, z.B. Zahlen schreiben mit den Wasserfarben und überholt so die Expertin und erzielt auf Anhieb ein besseres Ergebnis. Die Bögen werden mit Fön getrocknet und dann gefaltet und genäht und zwischen zwei Kartons, d.h. in einen Einband, gemacht. Dann nimmt man eine Schere und schneidet die Papiere auf. Manche kann man dann lang rausklappen und aus manchen macht man Taschen, die „praktisch“ sein sollen. Große Begeisterung für das Ergebnis, ein selbstgemachtes Notizbuch, bei dem man überrascht wird, was dabei herauskommt. Ich denke, das sind Kandidatinnen, die bisher ganz wenig Bastelerfahrung oder Tuscherfahrung haben und das jetzt so toll finden, wie Kinder kriegen, die überraschenden Resultate und dieses Machen und dann Schauen und Staunen. Ich freunde mich langsam mit der mit den schlechten Zähnen und der jungen, Kleinen an. Erstere hat eine sehr gute Auffassungsgabe und bemerkt gleich, dass mein Schmuck aus Papier gemacht ist und will heute auch Schmuck machen. Sie bringt es sich selber bei und nimmt ein Buch mit Anleitung. Zum Schluss hat sie einen Fisch gefaltet und ich bringe ihr nächstes Mal Broschenrohlinge mit. Ich kaufe die Säckeweise und dann muss sie nicht die Phantasiepreise von Idee zahlen. Sie hat letztes Mal meinen Pinsel ausgewaschen. Das soll sich bezahlt machen. Außerdem hat sie einen Sinn für Humor und ist schlau und aufmerksam. Das macht alles die Verfärbungen an den Zähnen wett. Ich mache weiter meine Familienfotos, weil ich im Bareiss 12 neue bekommen habe. Vorher schneide ich die Gans aus der Papiertüte (doppelseitige Tüte, der Laden in dem wir Foie Gras gekauft haben in Straßburg) aus und klebe die Seiten mit dem starken Leim, oben lasse ich eine Öffnung. Lass trocknen und stopfe die Gans dann – themengerecht – mit Watte aus und klebe die Öffnung zu. Dann kommt die Gans unter die Metallpresse (Karkasse, pressen, auch thematisch logisch). Es soll ein recht großes Hütchen werden. Woher ich nur auf die Ideen komme, will die Junge wissen. Darauf weiß ich immer keine Antwort, weil es mir so logisch erscheint und ich es mir anders nicht vorstellen kann. Mit der Älteren bin ich mir einig: Papierschmuck rules. Dann ziehe ich mich zurück und loche meine alte Betreuungsakte, Laura zeigt mir wie, sie hat dann 4 Löcher statt 2. Dem ermordeten Betreuten mit HIV, dem ich ein Buch widmen möchte. Die total schrägen Pornos aus seiner Haushaltsauflösung (nur das eine Heft ist aufgeklappt DIN-A4) hefte ich dazwischen und finde das recht überzeugend. Dann mache ich den Einband. Ein grünes Buch über Haustiere wird zerschnitten und mit dem lila Papier des Madelaine-Ladens eingefasst. Das sieht so schön nach Oma-Schlüpfer aus. Es ist leider sehr dünn und reißt immer wieder, wenn man es nass macht mit dem Kleister, aber viel Kleister muss sein und ich mache es mehrlagig, wie Pappmache und lass es dann erst mal trocknen. In der Restzeit falte ich Duschhaubenkartons aus dem Bareiss nach mit Einbänden von alten Merian-Hefte und einem alten Feinschmecker. Ob das auch ein Hütchen werden soll, will die Junge wissen. Ich sage, nein, ich will jetzt immer Duschhauben zu Geburtstagen verschenken.

Der Kurs geht bis nach 9. Ich hole mir einen Cheese-Burger vom Türken an der Ecke. Ist voll wie immer, die Männer nehmen alle vegetarische Taschen das ist dann Salat in einer Dürüm-Döner Rolle oder im Fladenbrot. Zuhause gibt es noch Joghurt mit roten Vogel und die Reste vom Gugelhupf, getoastet mit viel Salzbutter.

Detlef und Stephan kommen. Detlef schaut sich meine Kursergebnisse an und hat wieder Nordbayerischen Kurier mit dabei. Ich kann ihm belegen, wie wichtig die Überschriften sind, die ich für die Antik- und Familienfotos als Untertitel benötige. Ich schenke ihm den alten Fernseher mit Postkarten zum klicken aus Oberfranken. Er wird dort einfach besser gewürdigt. Detlef muss um halb 7 schon zur Arbeit und ich erst um 7 Uhr aufstehen, aber ich bin Weichei und gehe Heia. Ich merke beim Zeigen der Resultate erneut, wie gerne ich den Kurs mag. Nähkurse z.B. das war gar nichts für mich. Das mache ich dann wieder privat. Sonntag mit Steffi. Freu ich mich schon drauf. Ich glaube das liegt daran, dass ich da weniger Bezug zu der Technik habe. Steffi näht ja für mich und ich brauche kaum was machen außer die Unterhaltung zu erwidern. Außerdem verstehen die normalen Nählehrerinnen nicht die etwas anderen Anliegen. Ich hatte einen Nähkurs bei meiner Freundin Andrea im Laden bei der Nählehrerin gebucht mit Aenne und die wollte eine Männeranzugjacke umnähen, dass sie besser sitzt. Da war großes Unverständnis bei der Lehrerin. Laura ist da anders und man kann mit jedem Projekt ankommen, was mit Papier zu tun hat und sie leistet Geburtshilfe.

14.02. Früh wach. Ich frage Claudi zu Gary Newmann, wer das denn noch mal sei. Sie schreibt: „Der ist so von früher, also ein sehr alter Mann! Cars ist eins seiner berühmten Stücke, dass kennst du! Hier ist das Konzert am Montag und richtig krass teuer. Also ich warte gerade auf Nachricht ob ich auf der gasteliste stehe. Sonst geh ich nicht. 50,- € find ich stark. Also ansonsten lieb ich den sehr! Aber ich glaub nicht dein Geschmack, eher so elektronisch gruftig gitarrig…… aber mal reinhoren???“. Seit ist gelesen habe, dass Philip Boa and the Voodoo Club am 07.03. in Hannover spielen, muss ich auf dem Fahrrad Stücke von denen singen. Da bin in wenigstens textsicher. Nach der Anhörung um 8:30 Uhr führt mich Container Love zum Fairkaufhaus, aber die packen gerade neue Ware aus bzw. ab und machen erst um 10 Uhr auf.

Was ich nicht mag an Männern sind kleinere Männer mit ganz großen Schuhen, die so spitz zulaufen und vorne gerade abgeschnitten sind. An Frauen finde ich derzeit anstrengend diese lustigen Desigual oder wie die spanische Marke heißt Sachen. Die so lustig selbstgemacht ausschauen sollen, damit werden sie als Massenware hergestellt, die aber individuell gestaltet ausschauen sollen. Das verstehe ich nicht. Ist wie Punker-t-shirts, die vorgerissen sind und Musikbuttons schon drauf haben bei H & M kaufen, oder. Die Buttons machen dann schlecht bezahlte Frauen in Bangladesch ran bis die Fabrik abbrennt. Was ist da jetzt der Punk. Oder wie jemand neulich so schön sagte, seit wann ist nackt auf einer Abrissbirne herumturnen Punk?

Vor der Anhörung treffe ich den Kollegen im Anwaltszimmer. Wir sprechen über den Vater-Sohn-Fall. Er sagt, die Staatsanwaltschaft will 1 Jahr, schwerer Fall, seinen 16-jährigen Sohn zum Drogenkauf losschicken. Der Stiefvater hat sie alle ans Messer geliefert. Der Jugendliche lebt in einer Einrichtung. Ich sage, das sei doch eher ein erzieherisches Problem als den eines der Strafjustiz. Den Stiefsohn anschwärzen und vor den Kadi zerren. Ich find’s nur zum Kotzen. Dann frage ich den Kollegen, warum er so bedächtig mit mir spricht, sein dienstliches Auftreten. Wir sind doch nur privat. Gibt es hier überhaupt eine „inoffizielle Seite“ meines Kollegen frage ich mich. Ich empfehle ihm Robert Picker zu kaufen. Der sei alt und nicht mehr lange günstig zu haben. Die Arbeiten hängen im Anwaltszimmer und ich überlege mir selber eine Zweitanschaffung. „Handtaschen und Parfum“ oder „Notebook“, aber wohin damit.  Ich sage dann noch zum Kollegen , ich warte auf den Tag, wo es ihm zu viel wird und er mitten in der Verhandlung zusammenbricht eine Lebensbeichte ablegt. Wir lachen, die Leute sind derart gesprächig gegenüber der Polizei. Davon lebt die Strafermittlung, dass Leute das nutzen um mal alles zu erzählen, was sie je gemacht haben. Damals Mutti 50 DM aus dem Portemonnaie geklaut usw. Wir unterhalten uns auch über die strafrechtliche Reform der weichen Drogen. Da tut sich was, verrät mir der Experte. Ich sage, das sagen sie schon seit Jahren. Er erzählt von dem letzten Strafverteidigerkongress, da sollten sie einen Änderungsentwurf einreichen. Die Alkohollobby ist mit allen Mitteln dagegen eine Konkurrenzdroge auf den Markt zu lassen und die Rechtsprechung müsse sich bei den Straßenverkehrsdelikten vor allem komplett ändern. Jetzt sei es so, 2 Flaschen Schnaps auf dem Beifahrersitz ist egal, solange der Fahrer die nicht getrunken hat vor der Fahrt. Tüte Gras im Auto, Fahrer nüchtern, trotzdem Führerschein weg. Das dürfte auch jedem Nichtstrafrechtler einleuchten, dass hier grundgesetzliche Rechte der Gleichbehandlung nicht eingehalten werden.

Im Gerichtsfach ist weder mehr Post für die neue Kollegin als für mich. Die will ich langsam in die Pflicht nehmen. Miete mit zahlen und auch Holdienste. Ich werde die Post immer wiegen und eine Excel-Tabelle anlegen, zumindest gedanklich. Ihre Post ist 3-4 x so schwer. Kleinlich ja, aber sie muss offenbar darauf gestoßen werden, dass hier eine Beteiligung angezeigt ist. Manche kommen auch von allein drauf. Ihre Ex-Kollegin war in der Zeitung und ist auf Unterhalt für Eltern spezialisiert.

Die Kammer ist in Jeans und anderer Besetzung. Mein Mittagstischfreund scheint schon an seiner neuen Dienststelle zu weilen. Ich werde ihm eine Postkarte schicken, habe ich mir überlegt. Herr Maßregelvollzug kommt rein und darf wieder vorne sitzen zwischen dem Kollegen und mir. Er hat einen spitzenmäßigen grauen Hoody an, kurzärmelig mit Schrift und darunter etwas kurzärmeliges mit Zeitungstext. Ich lese „Manager Mc Laren und seine Lebensgefährtin Vivienne Westwood in ihrer Londoner Boutique „Seditionaries“ neben Second-Hand-Fummel unter dem Transparent „Kleidung für Helden“ auch mancherlei Nazi-Orden zeigt, weil „das so interessante Dekorationen“ sind. In einem anderen Artikel lese ich „Austin, Texas….angesehenes Gewerbe floriert…ein westdeutscher Gemeinderat noch ernsthaft gegen ein Eros-Center votiert…Beate Uhse. Meiner wurde zwischenzeitlich endlich wegen seines Leistenbruchs operiert, hat aber keine realistischen Pläne. Er ist zurückgegangen in den Maßregelvollzug, bevor er „irgendeinen dummen Fehler“ macht. Das rechnen ihm alle hoch an und die Kammer meint es gut mit ihm. Er will kein ambulant betreutes Wohnen und auch ohne Wohnung entlassen werden. Das halten alle außer ihm für unrealistisch. In ca. 6 Monaten nach einem weiteren Gutachten, wird die Sache für erledigt erklärt. Die Alternative wäre Bewährung. Er plädiert für die Erledigung. Der Strafverteidiger erklärt ihm die Risiken, die Kammer auch. Wenn dann noch was passiert, irgendwas, ist er lebenslang Weg vom Fenster. Das Risiko nimmt er in Kauf. Er war schon immer so. Unbeugsam, egal wie schmerzhaft das für ihn ist. Ich finde das irgendwie beachtlich (auch beachtlich undiplomatisch, aber eben zu keinem Zugeständnis bereit); besser als die ganzen Schleimscheißer.

Nach der Sitzung sagt mir der Kollege, das ist da hinten was dran hätte, am hellgelben Mohairmantel. Er vermutet Kettenschmiere und ich sage, das sei eine Funktionskleidung , „Du weißt schon, draußen zuhause“.

Heute Abend bei Kestner ist nicht nur Burlesque (Spießerkram aus meiner Sicht) sondern Mr. Sketchs Artschool und man soll Malstifte und Zeichenblock mitbringen. Auf so ein lustiges, verordnetes Mitmachspiel habe ich gar keinen Bock. Gehe aber davon aus, dass es auch andere Verweigerer geben wird und will mir das ja nur mal anschauen und sehe mich schon bald nach Hause fahren.

Was ich auch noch mal schreiben wollte zum Thema Handwerker. Für mich sind das große Jungs, die den ganzen Tag basteln und spielen dürfen. Also Handwerker, z.B. Automechaniker Adolfstraße = Lego oder Playmobil spielen. Bauarbeiter, Landwirte = Bobbycar, Sandkasten, Bagger fahren. Das klingt jetzt überheblich, aber ist es nicht. Ich kann das total verstehen, diese Befriedigung aus dem Spieltrieb heraus.

Die total nette Psycho-Ärztin ruft mich an, die erst einen langen Hausbesuch bei einem meiner schwierigsten Fälle gemacht hat und uns dann neulich „versetzt“ hat, als ich mit den Eltern einen Termin hatte, weil sie notoperiert wurde. Sie kann uns keinen früheren Termin geben, weil sie hat Bestrahlungstermine. Sie ist an Brustkrebs operiert wurde. Ich warne sie vor, dass meine schwierige Elisabeth Tylor neulich ihren Namen genannt habe und ich hier auch Ansprechperson sei, ich beschreibe die Kandidatin etwas, sie lacht. Ich wünsche ihr alles Gute. Was für eine nette Frau und was für eine Offenheit, da habe ich großen Respekt davor. Die Eltern übrigens, er Architekt und sie immer in schwarz, gerne Hosenanzug und Rollkragen, ziehen wieder nach Hannover in ein Bauprojekt in Linden. Der Sohn soll es nicht wissen, weil er sonst ständig auf der Matte steht. Sie gehen dann auch samstags auf den Markt, wie die Touristen, wie sie jetzt wissen würde (das hatte ich offenbar gesagt, als sie mich zu der Gegend in Linden befragt haben, wie es dort sei u.a. mit Junkies).

Mittags wollen wir endlich mal ins August Kestner Museum, Bürgerschätze und Bestiarium anschauen und freitags ist der Eintritt frei (wieder gespart für den nächste Gänsestopfleber). Die kitschigen und skurrilen Lichtobjekte von Dietlind Preiss gefallen mir. Tolle Keramik, wenn nicht meine Wohnung schon so voll wäre, würde ich ernsthaft über die Anschaffung nachdenken. Ich denke zuerst, es ist ein Kerl, weil der Name mit „Diet“ anfängt und ich nicht weiterlese. Der Salz- und Pfeffersammlung unserer Freundin Heidemarie ist schon abgebaut. Es ist tote Hose in dem Museum und man spürt förmlich, wie es bald schließen wird, wenn sich da nicht jemand ein ganz neues Konzept einfallen lässt. Ich kaufe immerhin eine Keramikkatzenpostkarte für 50 Cent.

 

Hirschkopflampe rote Mopskopflampe

 

Eine Schnupftabakdose in Form eines Hundekopfes:

Kampfhundekopfkeramik

Anschließend gehen wir ins alte Rathaus. Ewig war ich nicht mehr in der Kantine. Es ist voll. Viele Rentner, die schon um 5 aufstehen und ab 11 Uhr richtig Hunger bekommen. Ich stehe an für Fisch in Kartoffelkruste und nehme die warmen Speck-Kartoffel-Salat und einen fromage blanc mit Waldfrüchten und einen frisch gepressten O-Saft. Der Chefkoch hier ist ein Freund von Günter und kennt mich (vom Sehen). Er grüßt mich und freut sich, dass ich mal wieder da bin (lange nicht gewesen). Später bekomme ich mit, wie eine Frau Mitte 30 sich bei ihm beschwert und wohl richtig derbe und er muss laut werden, dass sie es doch jetzt bekommen habe. Auch sonst stöhnen die Besucher zum Teil darüber, dass es so voll sei. Hey, das ist eine Kantine! Die leckeren Hauptgerichte (Stephan nimmt vegetarische Gnocchi mit mediterranem Gemüse) kosten unter 4,- € 3,70 oder 3,90. Wer mehr Exklusivität möchte und viel Platz, dem empfehle ich das Clichy. Es ist ein totales Privileg, dass es so eine Kantine gibt. Für welche, wie die Beschwerdetussi, die blöd daher kommen, empfehle ich gleich das Hausverbot auszusprechen. Es ist herrlich, was die Leute Unterschiedliches Essen. Die meisten nehmen eines der Menüs, Steak „Stuttgarter Art“ gab es auch, aber manche halt einen Salatteller, der seit neusten gewogen wird (finde ich auch besser weil das beladen des kleinen Tellers ist ja sehr beliebt) oder auch nur 2 Würste, eine Suppe und eine Erdbeermilch. Es gibt sogar Windbeutel mit Kirschen und Sahne für 1,-. Sie haben das Nachtischsortiment ausgeweitet. Ich bin sehr zufrieden und hatte ganz vergessen, wie sehr ich den Laden liebe. Ich sage, jeder auswärtige Besuch sollte hierher geführt werden. Man bekommt einen eins-A Eindruck von Hannover. Auch die Japaner, wenn sie mal kommen sollten. Gut für die ist es gruselig, nicht nur das Essen, sondern vor allem die Tuchfühlung und das ganze, unsaubere Procedere, aber da müssen sie durch. Wir haben auch Kugelfisch und Fischsperma gegessen.

Nachmittags kommt eine relativ neue Betreute, die einen Termin hat und für die wir gerade eine Rente beantragen. Nachweise über Ausbildungszeiten hat sie dabei. Sie arbeitet total gut mit und ich mag sie. Kurz Frage zu Zeugnis, aber sie hat es schon selber im Internet recherchiert und die Formulierungen der IHK übernommen und abgewandelt. Dann kommt  ein Betreuter, der unbedingt einen Termin haben wollte. Er ist Kurde, der gefoltert wurde und berentet ist und hat die türkische Staatsangehörigkeit. Nie wird der Mann wieder in die Türkei gehen. Er hat dauerhaften Aufenthalt in Deutschland. Die unverheiratete Frau hat die deutsche Staatsangehörigkeit und die 3 Kinder auch. Sie wollen Ende März nach London, weil Freunde heiraten, ob er dafür ein Visum braucht. Stephan recherchiert schnell und ja und 6 Wochen vorher beantragen. Das könnte knapp werden. Er sagt, dass ich elegant aussehe. Er gehört auch zu denjenigen, die mir immer Komplimente machen. Es ist sehr freundlich. In Straßburg sind wir eine Gasse entlanggegangen und ich blieb zurück, weil ich fotografiert habe, da sprachen mich die Alkis an mit: tu es tres jolie et tres sexy“. Die Franzosen sind da direkter. Es soll charmant sein, aber bei mir kommt die Norddeutsche Art besser an.

Typ, könnte obdachlos sein, wohnt glaube ich im Ihmezentrum und ist immer mit einem Rudel unangeleinter Hunde unterwegs in Linden. Nach viel Cesar Milan verstehen wir die Rudelaufteilung. Ein kleiner schwarzer Mischling mit der Rute oben wie eine gehisste Flagge ist Anführer und läuft vorneweg. Dann kommt der Mensch, dann 2 wuschelige, schwarze Mischlinge, die aussehen wie Zwillinge, dann ein alter Schäfermix mit Rute entspannt und ein anderer Pudelmix trotten hinter her. Die Follower halt.

Elisabeth soll 40,- für die Depotspritze an Zuzahlung leisten an die Apotheke. Als ich der Apothekerin erkläre, dass dies noch nie der Fall, über Jahre keine Zuzahlung, vermutet diese, dass die Arztpraxis vielleicht bisher bezahlt habe, weil sie die Patientin behalten wollten. Ich sage nur, eher nicht und weiß ja, in wie vielen Praxen die Hausverbot hat, weil sie die Arzthelferinnen beleidigt und bedroht hat und zwar in Praxen, die einiges abkönnen. Ich deute das an und sie macht weiter mit Spekulationen über Machenschaften der Arztpraxis, weil das Medikament so teuer sei. Ich sage, die sind praktisch Stadt Hannover und nicht dem Wettbewerb ausgesetzt, sondern öffentliche Hand. Ich werde nachfragen, aber ihre Vermutungen finde ich merkwürdig.

Valentinstag in der Kestner fällt aus. Ich wollte mich nur kurz lustig machen und dafür zahle ich keine 5 Euro Eintritt. Ich dachte Mitglieder frei, aber die zahlen 5 statt 7. Jetzt ist die Kündigung fällig. Essen gehen fällt auch aus, weil wir noch so schön satt sind von der geilen Kantine. Morgens hatte ich noch triumphiert, weil ich einen Verrechnungsscheck meiner Krankenkasse über 160,- bekommen habe. Geil, ich glaub’s nicht. Heute Abend ins Beckmanns. Ich konnt’s auch gar nicht glauben, warum, die TK tut so viel für mich. Scheck muss erst noch eingelöst werden und heute gehen eh alle Essen, die ein Mal im Jahr die Frau einladen müssen. Valentinstag kann mich mal. Ich frage den Kollegen, der einen Strauß Blumen in der Hand hält als er das Büro verlässt, ob er fremdgegangen sei. Auch hier im Haus war mal eine Frau, die da äußersten Wert darauf legte an diesem Tag beschenkt zu werden. Die sind jetzt schon lange geschieden. Ich finde es idiotisch von den Frauen hier was einzufordern. Entweder der Typ schenkt Dir Blumen, weil er will und nicht weil es ihm vorgeschrieben wird von der Floristikindustrie oder weil Du darauf bestehst oder Du kannst es knicken. Stephan hat uns in Straßburg, wo alles auf „Straßbourg mon amour“ und Valentinstag dekoriert war, dass es an diesem Tag mal ein Progrom gab und 3000 Juden verbrannt wurden. Das sollte thematisiert werden und nicht Pralinen von Edeka. In den USA war Valentinstag toll als Kind. Das hat man ca. 30 lustige „Be my Valentin“ Karten, meist mit Tiermotiven in die Schule mitgenommen und an die Mitschüler verteilt und dann ca. 30 auch erhalten. Vielleicht wurde da die Liebe zu Karten und Papier in mir angelegt.

Abends etwas Eiskunstlauf der Männer und dann als ich schon ins Bett wollte ausversehen noch einen Film mit Robin Williams und vor allem der großartigen Toni Collette (heißt die so) geschaut. Apropos Film und Valentinstag. Ich will allen Lesern noch mal „Don Jon“ meinen Lieblingsfilm des letzten Jahres ans Herz legen. Der ist so gut gespielt von Scarlett Johanson als Prollette und Juliane Moore, es ist eine Freude und so wahr, was die Aussagen zu Pornoindustrie und eigentlichem Sex anbelangt. Dass in der Pornoindustrie sexuelle Lust gespielt wird und der Konsument mit sich selber Sex hat oder mit seinen Phantasien und es nicht um das Gegenüber geht, was sogar eher hinderlich ist, während es beim echten Sex darum geht, sich in einem anderen Menschen zu verlieren. Ich glaube, gerade viele Männer kennen diesen Unterschied nicht. Ich denke manchmal, dass ich es ihnen sogar ansehe zu welcher Sorte sie gehören. Außerdem ist bei Vielen, auch gerade bei den Frauen das Problem, dass man sich da fallen lassen können muss. Darum haben viel Sex auch nicht die gut aussehenden, schönen Modells, bei denen das dann gut klappt, sondern die Menschen, die Freude am Sex haben.

Ich habe noch Nacken-Beschwerde rechts. War schon besser und wurde gestern wieder doofer. Wärmflasche geht so schlecht an der Stelle. Ich schlafe nachts mit Kissen. Das ist krass für meine Verhältnisse. Normalerweise auf dem Bach und ohne. Da fühlt sich mein Hals überdreht.

Auch Stephan ist übermüdet. In übermüdet soll man keine Beziehungsdiskussionen führen. Schlafen. Morgens sieht alles anders aus, aber die Themen müssen schon ernst genommen. Zweisamkeit im Urlaub, der Wunsch ist nachvollziehbar und ja, Stephan ist bei mir Ehemann, Familie an erster Stelle. Die anderen spielen gar nicht mit in der Liga, egal wie verwandt oder gut befreundet. Dem Mann vertraue ich 100%, er verwaltet meine Konten und er ist der einzige, der mir nicht auf die Nerven geht auch bei Vollzeitkontakten über Jahrzehnte. Das schaffe die anderen meist schon nach 2 Tagen oder weniger. Es ist so lustig, wie die Welt Kopf steht, wenn er mal launisch ist. Das ist mein Vorrecht und er hat es gefälligst auszuhalten und auszugleichen.

15.02. Mohairmantel waschen ist wie Haare waschen. Ist ja auch logisch. Der Samstag ist wie jeder Samstag zuhause wieder herrlich ein Bastelsamstag. Buchbinderkursvorbereitungsarbeiten, endlich mache ich mal wieder Tapetenkleister an (kann man im Marmeladenglas vorrätig halten) und probiere mich an meinem Urbanek-Hütchen. Ergebnis unklar. Die Idee auch. Sie soll beim Machen entstehen. Ich bin gegen Skizzen, gegen Berechnungen. Das hat noch nie geholfen. Ich sage nur Maschenprobe – für den Arsch. Meine Mama hat meine Handschuhe geflickt und sie mir geschickt. So lieb. Außerdem ist packen für Wien angesagt. Diese BM-Outfits sind schließlich kein Zufallsprodukt. Es scheint wieder warm zu werden von den Temperaturen her.

Ohne Handy los, hat letztes Mal geklappt, dann vor verschlossener Tür, doch zurück. Der Kollege war mit seiner Tochter noch Handy kaufen (für sich). Wir fahren ins Röhrbein und essen eine leckere Kleinigkeit. Stephan hat Fisch mit Risotto, die Jugendliche nimmt das vegetarische Gericht, Ziegenkäseravioli mit Trüffel du getrockneten Tomaten und ich esse Entenfleischsülze mit Bratkartoffeln, Tartarsauce und Gemüse. Es ist sehr lecker. Zum Nachtisch gibt es Apple-Crumble. Der Laden ist auch am frühen Abend schon gut besucht. Viele Geburtstage und Familienzusammenkünfte. Aufgrund der großen doppelten Wandspiegel hat man den totalen Überblick und wir unterhalten uns über die Sitzordnung der großen Gesellschaft. Hier sitzen 8 Paare nebeneinander und die Jungen auf einer Seite, die Alten auf der anderen. Ungeschickt, wie die Jugendliche meint, die hätten sich bald nichts mehr zu sagen. Sie spricht aus Erfahrung, nehme ich an. Nach dem Essen um die Ecke ins Schauspielhaus. Wir sind voller Erwartungen und sitzen neben der Frau, die Text mitliest und uns wohl über Freunde kennt in der ersten Reihe. Vorher frage ich mit der Leihtochter nach Plakaten für Black Rider. Leider nein. Das müssen wir uns dann von der Straße holen, erkläre ich und die Mitarbeiterin belehrt mich, dass wir uns dabei nicht erwischen lassen sollen. Ein Banjospieler mit bleichem Gesicht kommt aus dem Publikum spielend und singend auf die Bühne. Er ist der Erzähler. Das Lied ist ein Ohrwurm mit finsterem Text und stimmt auf den Abend ein. Der rote Stoffvorhang geht auf und ein riesiger Mond ist am Himmel. Die beiden Handwerksgesellen sind unterwegs und es wird Nacht. Der eine trägt eine Nebelmaschine in einer kleinen Handtasche. Bereits jetzt merkt man, diese Schauspieler sind richtig gut. Ohne Kulissen, nur Mond und Nebel spielen sie die Waldszene und die Angst sehr überzeugend. Der Abend bleibt gut, steigert sich. Die Schauspieler sind richtig super. Eine Frau, die wohl auch viel Yoga macht, ist in den Gruselstories mal 13-jähriger Junge, mal verunstaltet ohne Hals mit Strumpfhose über den Kopf und mal böser Geist, der tobt und sich verausgabt. Auch ein korpulenter Mann, der u.a. den Fuhrmann spielt, macht das richtig super und scheint auch sehr sportlich, wie er auf den Balken des Hauses herumturnt. Alle Beteiligten schlüpfen mühelos in die verschiedenen Rollen. Wie mit spärlich Requisiten gearbeitet wird, die gerne mehrfach benutzt werden, ist total super. Ein goldenes Blaßinstrument, mit dem gespielt wird, ist das Werkzeug mit dem der gierige Fischer, der wahnsinnig wird, nach Gold sucht. Es ist in diesem Fall ein Metalldetektor, der entsprechende Piepsgeräusche macht. Überhaupt, die Geräusche, für die der Conférencier zuständig sind, sind genial. Die Kostüme und das Bühnenbild bekommen eine glatte eins. Endlich mal wieder ein Theaterstück, das ich empfehlen würde. Ja, geht da rein. Ich mochte die ältere Schauspielerin Beatrice Frey so gerne, dass ich mir ihren Namen gegoogelt habe. Die junge verausgabt sich zwar, aber das können Viele in jungen Jahren. Bei der älteren Frau Frey merkt man einfach diese unglaubliche Ausdruckskraft und Präsenz. Einfach Weltklasse hat die gespielt. Ich sage zu Stephan, die kommt aus Süddeutschland und google am nächsten Tag und sie kommt aus der Schweiz und war länger in Wien. Ich finde, das schreit nach Fanpost. Außerdem schaue ich, was sie gerade sonst noch spielt. „Am Hals der Giraffe“ in der Cumberlandschen Galerie. Ich glaube, das will ich auch rein. Endlich macht Theater mal wieder Spaß! Wohnt Frau Frey vielleicht in der Fundstraße? Soll ich ihr meinen Schwarzwaldhäuschen zum Knipsen der Postkartenmotive aus Zürich schicken oder gar ihr was basteln? Fragen über Fragen. Sie spielt in einer der Geschichten, die im Schwarzwald spielt den guten Geist, der dem unzufriedenen Kohlenpeter rät sich was Vernünftiges zu wünschen wie Klugheit, dann kommt Reichtum von alleine. Stattdessen wünscht der sich, dass er immer so viel Geld in der Tasche hat wie ein Halodri aus dem Wirtshaus, den er beneidet. Die beiden machen Glücksspiel und der Neureiche verliert alles und will sich von dem Peter was leihen, nur leider ist er in dem Moment auch pleite, wie er nur so viel Geld in den Taschen haben wollte wie jener. Es steckt neben dem Gruselelement auch Weisheit in den Geschichten und viel erinnert an das Leben. Menschen wollen nun mal den leichten Weg gehen. Ich denke an Lottomillionäre, die am Leben der oberen 1000 teilhaben wollen, dann aber nach einem Jahr mit dem Maserati gegen den Baum fahren, weil sie ihren alten Charakter behalten haben mit den Millionen und daher doch nicht so ein anderen Leben führen, weil man sich selber nicht entkommen kann. Auch die beiden Fischer, die zum Leben genug haben, der eine ist fleißig und der andere eher faul, aber Stabilisator. Leider reicht das nicht, als der Fleißige richtig reich werden will und sich auf der Suche nach dem Schatz völlig aufreibt und schließlich den Verstand verliert. Er findet nichts und statt aufzuhören, sucht er nur doller. Er arbeitet dann gar nicht mehr, sondern geht nur noch auf Goldsuche. Der andere macht ihm keine Vorwürfe. Zum Schluss schlachtet der wahnsinnig Gewordene die einzige Kuh, ein Geschenk an seinen Freund, weil ihm eine Stimme erzählt hat, dass er dann den Goldschatz eines versunkenen Schiffes finden wird bzw. erfahren wird, wo das Schiff versunken ist. Er findet auch Gold, aber auch hier reicht ihm die erste Truhe voll nicht und das wird ihm dann zum Verhängnis. Man kann sich schon denken, wie das weiter gegangen wäre. Nie hätte es ihm gereicht. Dafür war er schon zu sehr aus dem Gleichgewicht geraten.

Die Jugendliche will noch in die Korn. Da wird heute Elektro aufgelegt. Wir fahren erst mal zusammen zurück nach Linden. Ich hatte ihr beim Essen meine graue Katze auf dem Handy gezeigt und sie weiß über 3 Ecken, wem die Katze gehört. Ein überaus erfolgreicher Abend für mich. Ich glaube, da geht noch was. Ausgehen zur Abendmodenschau in der Badenstedter Straße mag ich nicht mehr. Fühle mich immer noch etwas verwunschen und ohne Hals wie der Junge aus dem Stück, weil die Bewegungen eingeschränkt sind und weh tun. Der macht sich über eine buckelige Frau mit langer Nase mit lustig, d.h. die Mutter, die Marktfrau tut es auch und wird von der Alten verflucht. Die Mutter schickt ihn mit ihr mit und er muss die Kohlköpfe für sie nach Hause tragen. Das macht er immer und bekommt gut Trinkgeld oder was zu essen, weil er so hübsch ist. Dort muss er dann 7 Jahre als Eichhörnchen der Hexe in ihrem Haus dienen, zusammen mit anderen Eichhörnchen bis er wieder gehen darf, wobei der denkt, er habe geschlafen und sei vom Schlafen etwas steif, wie ich, aber nach Hause kann er nicht, weil seine Eltern ihn nicht erkennen und forttreiben. Sie sind voller Trauer über den Verlust der Sohnes vor Jahren, als er vom Markt nicht wieder kam. Ich habe jetzt einen anderen Blick auf Eichhörnchen, so viel ist sicher.

Zu hause schaue ich mir noch mal an, ob dieses Stück der Originalvorlage entspricht und das wohl nur zum Teil. Der Hauff kommt aus Baden-Württemberg, daher auch die Schwarzwaldgeschichten mit Glasbläsern und Kohlenköchen. Die Episoden, die dann stark nach Operette riechen, wurden uns erspart. Die Gräfin, die ins Wirtshaus kommt, taucht hier nur am Rande auf, während sie in der Originalfassung tatsächlich Zielobjekt der Räuberbande ist und der junge Zirkelschmied verkleidet sich als Gräfin und lässt sich an ihrer statt entführen um sie zu retten. Es ist dann seine Patentante, die ihm die Ausbildung finanziert hat, der er das Leben gerettet hat, wie sich zufällig herausstellt.

Papierhütchen basteln für Urbanek und so manches mehr. Ich bin mit der Papierkonstruktion zufrieden. Ich merke langsam, das ist mein neues Metier. Kleben war schon immer mehr meines als nähen. Außerdem hat Papier so viele Vorteile, sehr variabel, leicht, selbst die Nässeempfindlichkeit kann man beheben, wenn man will. Das ändert natürlich etwas den Charakter.

Beim Bettenabziehen merke ich, dass unsere eine Federdecke wohl ein Loch ist. Wie Frau Holle stehe ich am Fenster und es hat sich offenbar auch Zeug in meinen Haaren festgesetzt. Passend zur Gans.

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Hier der Beweis, dass wir bei den Hotelseifen bei den letzten Exemplaren angelangt sind. Mit den Apartments wird das auch immer seltener und offenbar schaffen die auch Seifen ab, also was soll’s.

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