Tertium non datur

03.02. Frauen ohne Schminke und gekünstelte Frisur sehen besser aus. Im Dschungel sehen sie besser aus als dann für die Show zurecht gemacht und dann wozu der Aufwand. Sie bekommen es auch noch gesagt und ignorieren es trotzdem. Denken sie, dass man sie anlügt? Können sie es selber nicht so sehen, dass natürlich einfach schöner aussieht? Finde Antworten auf alle Fragen im Fernsehen. Das mit meinen wenigen Haaren macht nichts bzw. wird von mir überschätzt. Will ich so eine beknackte Frisur, die einfach nur künstlich ausschaut? Nein. Bin ich der Typ praktische Kurzhaarfrisur? Nein.

Nachtrag (es wird der Beitrag der Nachträge): Fetzen aus meinen Träume der letzten Nächte. Ende der letzten Woche hatte ich einen. Da war eine Faschingsparty und da war so eine Art Geisterbahn im Keller, aber richtig gruselig und man musste vorher an großen Spinnen und Horrorzwillingen usw. und ich habe abgebrochen und gesagt, ich muss aufs Klo. Oben habe ich dann gesagt, ich will da nicht mehr runter. Das macht mir Angst. Alle anderen: das ist ganz normal, stell Dich nicht so an. Da ist eine Diskoveranstaltung im Keller, wenn Du erst mal an den Gruseldarstellern vorbei bist. Ich blieb aber hart und habe mich nicht verbiegen lassen und fand das gut, so für Traum und so. Dass ich dann sage, ist mir egal, auch wenn alle anderen das normal finden. Dann habe ich mehrere Träume, in denen es offenbar um meine neue Buchbindertätigkeit/-erfahrung geht. Gestern Nacht war es ein Tapetenkleisterkurs, den ich mit mehreren Asiaten besucht. An der Wand asiatische Schnitzereien, Wolken und so was. Alles sehr aufgeräumt und man sitzt auf Barhockern an Tischen, alle Plätze voll.

Morgens schaue ich mir noch mal meine neue Katzenfreundin an.

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Stephan sagt, es war vielleicht ein Luchs. Die gäbe es wieder in Niedersachsen laut Haz. Die Vorstellung finde ich lustig. Außerdem will ich bei dem Haus in der Gartenstraße klingeln und mich als Urlaubssitter für meine graue Freundin anbieten, aber ich weiß nicht wo und die halten mich dann auch für verrückt, wenn ich sage, die Katze steht auf mich und überhaupt es war Liebe auf den ersten Blick. Sie hat sich so schön streicheln lassen und trotz des langen, buschigen Fells, hatte man nicht die ganze Hand voller Haare. Sehr angenehm.

Hier im Büro gibt es einen neuen Hund, aber der ist für zuhause und nicht fürs Büro. Ich gucke Handyfotos. Süüüß, die Mischlingshündin (Modell kleiner Schäferhund mit was anderem drin)  in ihrem neuen Körbchen. Schade, dass ich da nicht ran darf. Ich probiere mich in Überredungsversuchen, dass ich ihn nicht jedes Mal aufpeitsche, wenn ich zum Kopierer gehe- versprochen. Das klingt wohl recht hohl. Dann sage ich, die noch mit der grauen Riesenkatze vergesellschaften, dass beide zusammen im Körbchen liegen….ähhhh, jetzt geht wohl meine Phantasie mit mir durch. Die Mitarbeiterin steht auf Depeche Mode und ich sage ihr, da ist Party im Ferry oder war. Da ist sie auswärtig zum DM Konzert, war eh Depeche Mode – elektro. Was heißt das? Das die Hits housig aufgemacht werden? Nein, aber zwischendrin würde halt Elektro gespielt, statt 80er Jahre, ihr wäre das lieber. Ich sage, das versaut doch Depeche Mode, also für mich klingt das wie Spagetti Carbonara (extrem versalzen). Das will ich dann auch nicht mehr.

Nachtrag Rossi am Sonntag. Hier gab es total leckere Engadiner Nusstorte und auch ein älteres Publikum, was eher zu uns passt (gegenüber den Jungeltern und Hipstern in der Menagerie).

Nachtrag Wochenende. Ich schreibe Emails mit meiner Cousine, die uns eingeladen hat zu ihrem fünfzigsten und das ist eine Sternekoch, der eine Kochschule hat im Bühler Tal und dann Wellnesshotel und am nächsten Abend Whiskyprobe. Das klingt alles so, als hätten wir da viel Spaß gehabt und das wir ausgerechnet an dem Wochenende was Ähnliches, gleich um die Ecke gebucht haben, ist Pech, weil das wäre auch Stoff für zwei Wochenenden gewesen, aber nicht so gierig sein, manchmal geht nicht beides und doppelt geht sowieso nicht.

Nachtrag zum Kunstverein. Mir geht diese Videotechnik nicht aus dem Kopf und ich überlege immer welche Filmausschnitte ich aneinandermorphen würde, wenn ich das könnte. Filmausschnitte, bei denen jemand Blumen überreicht bekommt und die wegpfeffert oder Särge, die in die Erde gelassen werden oder Eiskugeln, die beim Lecken herunterfallen. Es gibt so viel!

Bei der Arbeit behelligen mich alle mit diesen Musterklagen gegen die Müllgebühren. Ich habe da keine Meinung dazu. Haus und Grund verschickt eine Musterklage. Da sollen sich die Leute dran lang hangeln. Frage meinen Mann was wir machen und die Antwort ist: nix. Ihm komme das jetzt gerechter vor. Gottseidank lassen wir uns nicht von der Haz aufhetzen, wie aufgezogen sind die Leute. Ich will mich da wirklich nicht mit beschäftigen als gäbe es sonst nichts. Ich glaube, dass dieses Klagen für viele einen unerhörten Unterhaltungswert hat. Etwas Spannung im Leben.

Das mit Philip Seymour Hoffmann ist traurig. Das geht bestimmt vielen so und da kann man mal wieder sehen. Man schaut nicht hinter die Fassade (ob Hollywood oder sonst was) und außerdem eine schöne Bestätigung für mich was das Aufhören anbelangt. Der Typ hat mit mir Geburtstag! Ich denke, der hat intensiv gelebt, das ergibt sich schon aus den Rollen, die er gespielt hat. Das ist bestimmt wie viele Leben auf einmal leben oder zumindest emotional mehrstimmig im Gegensatz zu den reinen Konsumenten (des Kinos). Habe Theater geplant und frage die Tochter des Kollegen, ob sie mit den alten Säcken rein will. „The Black Rider“ und Schillers Räuber mit Geräuschen stehen auf meiner Wunschliste.

Den neuen Mietvertrag gibt es in der Räumungssache. Ich bin nur bei der Umsetzung skeptisch. Neue Wohnung renovieren und Laminat verlegen und das alte alles Räumen, die Berge voller Sache nicht einzeln mit der Bahn von A nach B. Das ist Armeisenprinzip und bringt uns nicht weiter. Im Moment wird es aufgrund arbeitgeberbedingter Umstände erst mal mehr. Nein, keine Sachen bei ebay verkaufen. Wir müssen uns jetzt etwas fokussieren. Das wird noch anstrengend. Auf de Klage muss ich wohl erwidern, ich kann mich unter diesen Umständen nicht auf einen Räumungsvergleich einlassen und dann schafft er das nicht und ich kann keinen Räumungsschutz beantragen. Das geht leider nicht. Sonst normaler Arbeitstag. Ich bin leider sehr ungehalten mit der sehbehinderten Betreuten, die dem Handyanbieter einfach Raten anbietet, weil sie so süchtig ist nach dem Scheißteil, dass sie eine Niere verkauft bevor das abgestellt wird. Ich sage ihr, sie macht meine Arbeit zunichte, dann soll sie das wieder übernehmen und dann halt das Essen einstellen. Wie kann man so handysüchtig sein? Alle haben Handys außer Katzen (Wladimir Kaminer), sage ich nur.

Mittags Marktkaffee. So sieht es aus, wenn ich Zitronentarte gerecht teile (die ist allerdings von der Kaffeepause).

Zitronentarte Kaffeepause

Ich denke, wir sind wie Tote, die ein paar Mal mittags ins Marktkaffee gehen. So muss man leben, in dem Bewusstsein. Das hilft. Wie Hader singt: „In 70 Jahren weiß keiner mehr, wie wir uns begegnet sind, damals in der Josefstädter Straße, weiß keiner mehr von unserer Liebe, von den dämlichen Magneten am Kühlschrank“. usw. Diese brutale, aber ehrliche Sichtweise hilft. Genauso hat es mir schlussendlich geholfen, dass man Anfang 20 dachte, bei mir lohnt sich das Studieren nicht mehr. Es hat alles intensiver gemacht. Seitdem hat allerdings oft die Verdrängung überhand genommen und das Negieren der Endlichkeit ist ein Spezialfach von mir. Ich muss dagegen ankämpfen und mich zwingen, es mir immer wieder vor Augen zu führen, wie es ist.

Nachmittags kommt der Mann mit dem obszönen Namen im dritten Anlauf. Er hat frisch lackierte Nägel. Alle im Büro müssen lachen bzw. ohhh Gott sagen, wenn sie den Namen hören. Armer Kerl. Das beeinträchtigt einen schon so ein Name, wenn er so krass ist. Ich freue mich auf das Doppelprogramm Sport und die Linzer Torte im Anschluss.

Den BaföG-Schuldner kurz vor dem Rentenalter. Erlass wird vom Bundesverwaltungsamt abgelehnt, aber wenigstens Freistellung für 3 und nicht 1 Jahr. Dann ist er definitiv Rentner. Da fragt man sich auch, was das soll.

Mikael liest meinen Blog und spricht mich auf die Wiengeschichte an, dass man den Eindruck haben würde beim Lesen, dass es genau so gewesen sei, wie ich schreibe. Das macht mich ein bisschen stolz und freut mich und ich schätze so sehr seinen Yogaunterricht. Ich denke regelmäßig an einen Liedtext: „weil wir sind gesegnet mit den Menschen, die uns begegnet sind“ (Nosliw). So ist das hier. Unser Freund Nils hat die Tai Chi Schule. Eines Tages frage ich ihn, ob da nicht so ein Typ Yoga bei ihm unterrichtet und lerne Mikael kennen und merke, was er für Fähigkeiten hat, die aber weitgehend ungenutzt vor sich hin schlummern und dann hat er dem Movenyo-Studio ausgeholfen, die einen vernünftigen Yogalehrer dringend brauchten und kann er jetzt ganz viele Menschen glücklich machen und voran bringen mit seinen Fähigkeiten und er selber ist auch glücklich und merkt sich alle 25 Vornamen (in jedem Kurs andere und neue), so dass man ihn bei „Wetten dass…..“ anmelden will. Wechselseitige Segnung, quasi. Dass er Franzose ist und lustige Sachen sagt, das kommt noch oben drauf. Bei der Stuhl-Asana, sag er Stuhlstellung und letztes Mal zwei Mal Stuhlgang als Versprecher und da steht dieser Kopfstandhocker, der medizinisch ausschaut daneben. Es war sehr lustig.

Heute ist der Kurs wieder knallvoll und es üben auch eine russische Mutter mit ihren zwei Töchtern gleich in meiner Nähe. Die Töchter sind wie aus dem Märchen, sehr verschieden. Mehr sage ich dazu nicht. Auch eine Tierärztin ist wohl bei uns im Kurs. Das Gesicht muss ich mir merken.

Es geht weiter mit dem Philosophieren! Auch die Betreuten sind wie Freunde, ich sehe sie gerne und sie geben mir Trost und Halt. Nachtrag: Das ist das Geheimnis. Auch an einem guten Arzt-Patienten-Verhältnis, dass man sich mag und nicht alles nur 100% professionell ist oder was dafür gehalten wird. Die Oberärztin mag meine Dauerpatientin, die die meisten nur schlimm finden. Sie geht mit ihr zu einem Konzert und ist begeistert, wie musikalisch sie ist und was sie alles weiß und hört. Das merkt man dem Behandlungsverhältnis an und das ist gut so. Diese Sympathie schafft was, was die Qualität der Behandlung eher steigert. Ich will auch lieber von Ärzten behandelt und von Betreuern betreut werden, die mich mögen bzw. von meiner Warte aus geht es nur über diese Bindung, die ich aufbaue, sonst würde ich es nicht machen können oder nicht so, wie ich es mache. Ich denke an meine Betreuten mit Demenz und dem Alkoholikersohn, die gestorben ist und immer sagte, ich wäre ihre beste Freundin (natürlich aus der Demenz heraus, aber das war egal). Die hat mal so schön gesagt, wenn Du mal Probleme hast, kannst Du ruhig zu mir kommen und Recht hatte sie. Nicht, dass ich das tue. Das Gefühl, dass ich es könnte reicht mir schon. Wenn ich mal schlecht drauf bin, fahre ich einfach zu einem meiner Schützlinge und der ist vielleicht gerade in der Klinik und gehe mit dem/der im Park spazieren und ich bin mir sicher, anschließend geht es uns beiden besser.  Beim Rattenkönig wurde ich gefragt, ob ich mit ihm raus möchte und sagte nein. Dafür war keine Zeit, aber ich weiß,  dass es gegangen wäre und in gegebener Situation zu dem obigen Ergebnis geführt hätte.

Mein Oldtimerfahrrad lässt auf sich warten. Muss ich mal Jörg anhauen, der es losschicken wollte. Der Kurierdienst hätte es Anfang letzter Woche liefern sollen, unsere Rufnummer hatte ich gegeben, frag mal nach, denke ich am Küchengarten, dann Lichtenbergkreisel Zischgeräusche, so dass ich erst denke, da ist ein Papier eingeklemmt zwischen Schutzblech und Reifen, aber nein, einfach ein total lauter Platten, der so ein hörbar großes Loch macht, dass der Reifen in sekundenschnelle leer ist. Ich war fast zuhause. Hatte Glück.

Ich hatte dann mal im Internet geguckt, wie es da ausschaut in Straßburg und ich finde so, wie ich mir Belgien vorstelle, alte Häuser, klein, malerisch, ein Fluss in der Mitte. Ich schaue Restaurants, aber nur die Namen und auf der dritten Seite klicke ich das erste an und hier gibt es so eine Art High Tea mit selbstgemachten Madelaines. Da haben mir die vom Meinl aus Wien so gut geschmeckt! Ich bin aus dem Häuschen. Das ist ein Zeichen, rufe ich Stephan zu.

04.02 Traum vom Fliegen nach Australien. Der Punkt im Traum ist der lange Flug. 16 Stunden, immer wieder ausrechnen, wann wir ankommen. Im ersten Flieger, die Kurzstrecke, die anderen beneiden uns, weil wir so weit fliegen. Das Hauptticket fliegt zwei Mal aus dem Fenster und klebt von außen an einem heraus geklappten Flugzeugteil. Einmal muss ich es holen und einmal kontrolliert es die Stewardess und lässt es ausversehen los, kann es aber wieder bergen. Ich bedanke mich morgens bei der kalifornischen Verwandtschaft, die uns zu Ehre ein Familienfest ausrichtet und schreibe, dass ich schon von Langstreckenflügen träume und die Vorfreude unermesslich groß ist.

Heute findet der Rücktransport der Verletzten von Österreich aus dem Skiort nach Süddeutschland statt. Wir denken beim Kaffee trinken an sie. Ihr Mann holt sie ab.

Ich muss mit der alten Gurke zum Gericht fahren und meine dicke Gerichtsvollziehertasche hängt neben meiner sperrigen Handtasche und wenn die Autos so knapp an mir vorbeifahren bekomme ich Wutanfälle und sage, die müssen mich dann richtig überfahren, sonst haue ich denen welche rein, wenn die mich umreißen mit ihrem Außenspiegel. Denen gehört ihrer Meinung nach die Straße und je dicker das Auto, desto mehr. Ich fahre in einer halben Vorderbeuge und meine Knie reichen fast bis zum Kinn. Ich merke erst mal, wie komfortabel mein neues Fahrrad ist.

Nachtrag: was mit schon öfter in diesem Winter aufgefallen ist und was gar nicht geht sind Plastikjacken mit einem Pelzkragen. Das sieht beschissen aus und ist echt schade um die Tiere. Meine Pelzmäntel, die aus den 50ern stammen sehen alle noch tadellos aus und halten noch mehrere Generationen. Das macht Sinn so was zu tragen, sich eine neue Jacke zu kaufen, die aus gefütterten Plastikringen besteht und damit das niedlicher ausschaut einen Pelzring um den Kopf hat, das macht keinen Sinn und sieht auch richtig beknackt aus, vor allem wenn es Männer tragen, Weicheimode.

Scheidungstermin in der türkischen Sache. Es kommt zu zeitlichen Verschiebungen und wir warten mit einer echt netten Kollegin, die hat graue, kurze Haare und ich mag sie sehr. Aus dem Sitzungssaal kommt eine total gekünstelte und schlimme Kollegin, die später bei uns im Büro auftaucht. Ich bespreche die Sache mit meinem, weil das natürlich nie eine Ehe war und er so was nicht sagen darf. Ich werde reden. Ich dachte, die Frau wäre nach der Eheschließung zurück in die Türkei, weil ihre Mutter krank geworden ist. Mutter wurde auch krank, wohnte und wohnt aber in Deutschland. Sie ist damals vor 10 Jahren zurückgegangen, weil sie zwei Kinder aus erster Ehe dort hatte, die heute 16 bis 18 Jahre alt sind, damals also richtig klein waren.

Danach kaufe ich Theaterkarten für 3 Stücke, 2 x mit Schülerkarte dabei. Immer 1. Reihe. Das gibt teilweile nur 25 % Ermäßigung mit der Schülerkarte und das andere Mal kostet die Karte mit Schülerrabatt nur 9,30 €. Also ganz schöne Preisspanne. Einmal billiger als Kino und das andere Mal 3 x so viel. Soll für Wenzel Storch auch Karten besorgen, aber hier macht die Vorverkaufsstelle erst um 12 Uhr auf. Damit kann ich nicht dienen.

Streichhölzer

Kurz auf den Markt. Das sitzt das Weinweib mit ihrem Freund. Ich überlege kurz, ob ich rüber gehe und mich für meinen Auftritt neulich entschuldige. Das ist schon schlimm, wenn es soweit ist. Andererseits machen die das beruflich und kennen die Ausfälle der Leute. Sie nehmen es ja billigend in Kauf, quasi, also muss ich das auch nicht tun. Die Ausfälle hatte ich nicht näher beschrieben, aber sie waren schlimm. Es war nicht nur lallen und Filmriss, sondern ich hatte auch Ausfälle der Beinmuskel/-nerven und das hat mir Angst gemacht (Nervenstörung durch Alkohol?) und mich an meine Lähmung damals erinnert und war dann auch der Ausschlag für meinen Entschluss. Wie ihr merkt, richtig freiwillig ist das nicht und ich frage mich immer, wie ich das nächstes Wochenende in Frankreich erklären soll, dass ich keinen Wein trinke. Wird es der Franzose an sich akzeptieren? Womit werde ich anstoßen?

Wohngeldstelle nervt, hatte Mieterhöhung geltend gemacht. Sie haben gesehen, dass es zwischenzeitlich wohl noch eine Mieterhöhung gab, die ihnen nicht gemeldet wurde. Ich sage, berechnen Sie doch nach den Zahlen, die Ihnen jetzt vorliegen oder wollten Sie was nachzahlen? Nein, es wirkt sich gar nicht aus. Und warum soll ich dann nachschauen? frage ich die Tussi und frage mich was das soll. Ist das Sukodu-Heft voll?

Mittags gibt es Erklärungen für das Finanzamt ausfüllen und Linzer Torte mit Marillenmarmelade. Außerdem den letzten Bonbon mit der gesüßter Kondensmilch von Regilait. Das kann man auch keinem normalen Menschen erklären, dass ich nach Frankreich will um da gezuckerte Kondensmilch in rauen Mengen einzukaufen.

Ja, ich bin sehr verfressen und bestelle mir Salami nach Baiersbronn. Meine Eltern sind zwar auch der Meinung, dass wir doch dann nach Frankreich fahren würden, aber sie machen es, weil bei Salami bin ich eigen, wie ich das Begehr begründe und ich will die vom Metzger meines Vertrauens, nach italienische Art aus eigener Herstellung. Da weiß ich, dass die mir schmeckt. Jetzt gerade wo ich keinen Alkohol trinke, brauche ich viel leckeres Essen. Auf meine Eltern ist Verlass. Meine Mutter sagt gleich: „alles“ und ich soll nicht so herumdrucksen, sondern raus mit der Sprache. Mama und ich beschließen, dass Frauen so eine Weinbegleitung zum 8-Gänge Menü auch gar nicht schaffen können. Andere haben das vorher schon eingesehen, nur ich nicht. Sekt und dann 8 Gläser Wein, da bin ich kein Gewinn mehr für gar niemand. Das kann man gar nicht schaffen. Ich zumindest nicht mehr.

Ich habe jetzt die Idee für ein weiteres Buch. Ich werde es mit Fleischcollagen, ich hatte die Serie mal Wurstfamilie genannt, machen. Ich habe mir von Verwandten aus der Nähe von Baden-Baden, Gernsbach oder so die Edeka-Prospekte zuschicken lassen, die ich zuvor dort auf dem Küchentisch entdeckt habe bzw. diese taten es freundlicherweise und da sind so große Fleisch- und Wurstbilder drin, dass sie das Postkartenformat sprengen. Ich hatte immer überlegt, wohin damit, (wollte erst ein großes Format damit bebasteln) zumal die Wände bei uns schon voll und das Projekt dann beiseite gelegt. Jetzt weiß ich es: Buchprojekt! Yuhu!!!

Ich muss mein Fahrrad selber zur Reparatur bringen zum Laden nebenan, weil Stephan boykottiert, dass ich das Fahrrad nicht dort gekauft habe, sondern von einem anderen kleinen Fahrradladen in Linden. Das muss ich nicht verstehen, aber konsequent ist er dann schon. Sonst tut er alles für mich, aber hier hat er es mir gesagt, dass er dann nicht mithilft und zieht das auch durch.

Nachmittags kommen Betreute ohne Termin. Einer kommt von einem Eignungstest vom Arbeitsamt, der sich letzte Woche beschwert hatte über mich und sich dann entschuldigt hat, dass er nur genervt war, aber nicht von mir. Ein anderer, für den ich noch nicht bestellt bin. Dieser Fall wird interessant. Der junge Mann hört Stimmen. Heute wollte er erst mal nur meine Visitenkarte, dass er meine Nummer hat.  Er war in der Klinik und hatte mich anrufen wollen. Als er geht, stellt sich durch einen Anruf beim Gericht heraus, dass die Richterin doch schon bei ihm war (das hatte er verneint), aber er wohl nicht so ganz bei sich war. Ich bin bestellt.

Nachmittags hole ich mein Rad wieder ab. Die Inhaberin ist freundlich wie immer. Die hat nicht das Thema meines Mannes. Ich bin auch nicht sauer, wenn die Leute zum Kollegen gehen. Warum auch. Ich bedanke mich überschwänglich für die schnelle Arbeit. Ohne Fahrrad sei bei mir wie Rollifahrer ohne Rollstuhl und so waren es weniger als 24 Stunden insgesamt ohne bzw. mit der Notlösung. Ich bin euphorisch, dass mein fahrbarer Untersatz wieder da ist.

Paps hat wieder einen lateinischen Spruch neu entdeckt.: „Tertium non datur“, bezogen darauf, dass manche sagen, für den Preis des Treffens mit Essen und Übernachtung im Bareiss könne man eine Woche Urlaub in Italien machen. Es gibt Dinge, die gibt es nur in dieser Konstellation oder gar nicht. Man kann sie so erleben oder eben nicht. Es gibt dazu keine Alternative. Ich sage, die Grabstätte in Nürnberg ist nicht groß genug für die ganzen herrlichen, lateinischen Sprüche. Die ist dann ganz vollgetagt. Wäre auch noch cool.

05.02. Heute stand es in der Haz. Stephan hatte mir gestern davon erzählt, dass er einen Anruf bekommt, eine Stimme, die indische Englisch spricht und von Microsoft aus anruft und fragt, ob er in der Nähe seines Rechners sei, sei er doch bestimmt. Stephan fragte ihn dann, ob er jetzt alle seine Passwörter benötigen würde und beendete das Gespräch in dem er ihm sagte, er sei demnächst persönlich in Kalifornien und würde dann vorbei schauen. Mein Mann ist sau cool mit Scherzanrufern.

Morgens noch ruft der Handyanbieter meiner Blinden an und ich drohe schon und sage, die ist jetzt auch in der Klinik gelandet und, dass ich es ungeheuerlich finden würde und jetzt wissen wolle. Am Ende statt über 700,- € nur noch 260,30 € und ab nächsten Monat wieder normal um die 30,- €. Alles andere storniert.

Dann kommt die Anklage gegen meinen schwerbehinderten Betreuten, der seinen 16-Jährigen Sohn losgeschickt haben soll Hasch zu kaufen. Wir brauchen jetzt fachliche Unterstützung. Stephan sagt, hoffentlich wird sein Elektrorolli nicht beschlagnahmt.

Heute freue ich mich über „Tertium non datur“. Das leuchtet mir ein und gefällt mir der lateinische Spruch. Nicht wörtlich übersetzt auf Englisch war der Vorschlag: „take it or leave it“, ein Drittes wird es nicht geben, eben.

06.02. Ich träume davon, dass ich ausversehen ein Glas Sekt getrunken habe. Ich habe angestoßen und dann war es schon drin und ich dachte nur, scheiße. Kann ich nicht rückgängig machen und dann wieder: ist nicht so schlimm, war ein Ausrutscher und ich höre sofort wieder auf und dann war es nicht so tragisch. Ich glaube, der Hintergrund ist meine Angst: Wie soll ich es den Franzosen erklären? Bareiss finde ich nicht schlimm, aber ich überlege die ganze Zeit krampfhaft wie man sagt: „ich würde gerne was Leckeres ohne Alkohol trinken“ auf Französisch sagt. Oh Mann, ich langweile auch mit dem Thema, ich weiß. Der andere Traum war auch lustiger. Unser Dackel, Tinkel, kam darin vor und spielte mit einem anderen Hund und ich wurde gefragt, wie alt der Hund sei und habe dann angefangen zu rechnen. Ich bin 44, musste dann auf 46 verbessern und habe den Hund zur Geburt meines kleinen Bruders bekommen, also ist der Hund 29. Das sei schon sehr alt für einen Hund, wunderte ich mich in dem Moment. Mein Bruder ist übrigens auch schon 40, wie Stephan dann beim Erzählen zu Recht anmerkte. Auch im Traum hapert es mit dem Rechnen.

Jeden Tag findet mein Mann lustige Artikel in der Haz. Heute, ein Filmemacher filmt sich selber als Napoleon. Das Kostüm hat ihm seine Mutter genäht. Dann Busfahrer (58) schlägt Lindenerin (35). Die Frau war mit einer Freundin am Küchengarten eingestiegen mit einer Flasche Sekt. Der Busfahrer meinte, der Bus sei voll. Das haben die Frauen ignoriert und ihre Monatskarten vorgezeigt und sind eingestiegen. Am Steintor stiegen viele Passagiere aus und nun wollte der Busfahrer aus unerfindlichen Gründen, dass die beiden Frauen auch aussteigen, aber die wollten zum ZOB und weigerten sich. Dann kam es zum Gerangel und das endete mit einer blutigen Nase für die 35-Jährige. Der Fahrer muss 500,- € zahlen. Ist auch wenig, dafür…..

Wegen eines Familienstreites wird bei mir angefragt und ich soll etwas Juristisches von mir geben, dabei halte ich es nicht für ein rechtliches Problem und es ist meine Familie in etwas weiterem Sinne. Mein Rat: „Du musst Dir sagen, wir sind nur Tote auf Urlaub. Das Leben ist kurz. Es ist meine Schwester. Es ist nur bedrucktes Geld und das als Mantra jeden Morgen und Abend beten. Das ist mein Vorschlag und den meine ich ernst“.

Die Arbeit wird immer wieder unterbrochen durch meine Vorfreude. Stephan findet „Fromagerie Tourette“ und ich darf in den Blog gar nicht rein schreiben, was mir dazu an Käseobzönitäten eingefallen ist, sonst kann ich mich vor Spam nicht retten. Ich will jedenfalls unbedingt hin, schon alleine um mir ein „Formagerie Tourette“- Hütchen zu machen oder besser noch 365, wie ich meiner Schwägerin schrieb. Die erste Restaurantabsage haben wir auch schon bekommen. Meine Schwägerin hat freundlicherweise die Korrespondenz übernommen:  “Cette Samedi? C’est fermé, mon mari a eu un accident de travail, désolée . » Meine Schwägerin schrieb dazu : Heisst auf gut deutsch : er hat sich beim Dosenöffnen in die Finger geschnitten, oder ist den Katzen auf den Brücken hinterhergelaufen oder ist ausgerutscht, wie auch immer, das Restaurant ist leider wegen eines Arbeitsunfalls geschlossen. Wir werden aller Voraussicht nach in eine Weinstube gehen und da gibt es dann womöglich Elsässer Flammkuchen und zwar nicht die tiefgefrorene von Netto. Wir steigern uns gegenseitig rein und bekommen Hunger ohne Ende.

Ich habe wegen der Kondensmilch die Firma Regilait angeschrieben, weil ich der Reisegruppe in der knappen Zeit, die wir haben nicht zumuten will, dass wir von Supermarkt zu Supermarkt pilgern auf der Suche nach dem Zeug, nach dem ich süchtig bin. Ich habe auf Englisch geschrieben, aber einfach formuliert. Diese Franzosen antworten nicht! Halten sie meine Anfrage für einen Spam? Ich will wissen, wo man gezuckerte Kondensmilch in Straßburg kaufen kann. Es klingt ein wenig nach den Spams, die ich bekomme, muss ich ehrlicherweise zugeben, die haben oft was mit Unterhosen von Calvin Klein oder so was zu tun und ich bekomme sie auf meinen englischen Text über London, den ich randomly shopping girl betitelt habe. Das war wohl nicht so schlau.

Eine Betreute von mir ist aufgelöst und heult am Telefon. Sie hat strenge, christliche Eltern, die nicht wollen, dass sie einen neuen Mann kennen lernt. Sie fühlt sich wie im Gefängnis und will den Kontakt abbrechen. Krise vor meiner kleinen Reise, kann ich nicht gebrauchen. Telefonseelsorge ich mehrfach angesagt. Montag ist sie bei der Ärztin und Dienstag gleich bei mir. Sie will sogar ihr Kontokarte abgeben. Es klingt alles nicht so gut und viele Telefonrechnungen der letzten Monate konnten nicht gezahlt werden. Ja, ich werde alles tun, aber eben erst Dienstag.

Nachmittags fahre ich in eine Psychoarztpraxis. Bin mit den Eltern eines Betreuten dort verabredet. Er ist ein schwerer Fall und die Ärztin hatte einen Hausbesuch gemacht und dann hatten wir vor Monaten schon diesen Termin ausgemacht. Jetzt ist die Ärztin im Krankenhaus und wird operiert, wie ihr Personal uns mitteilt. Abgesagt hat man dem Pflegedienst und die haben es nicht weitergegeben. Muss ich jeden Termin vorher telefonisch bestätigen lassen? Bin ich nur noch von Idioten umgeben. Eigentlich bin ich gar nicht schlecht gelaunt. Dafür ist das Wetter viel zu toll und die Aussichten auf die Abenteuer der nächsten Tage. Ich setze mich mit den Eltern in den Flur. Hier gibt es vier Ledersessel, die gegenüber aufgestellt sind und wir können herrlich konferieren. Auf dem Rückweg fahre ich beim Trödeltreff Hainholz vorbei als kleine Belohnung und hier gibt es herrliche Sachen umsonst, Geschenke mit denen ich basteln kann. Ich hätte noch gerne eine herrliche Vase zum 75sten meiner Mutter erstanden, aber so was kann man nicht planen.

Ich freue mich auf alles, auch die lange Zugfahrt mit der Freundin aus Hamburg. Die Zugfahrkarte haben wir für ca. 25,- € geschossen. Ich will noch mal nachkontrollieren, ob das alles seine Ordnung hat. Stephan hatte unsere Frühbucher TGV-Erste-Klasse-Tickets im Mai irgendwo zwischen Hannover und Paris vermutlich in Basel verbaselt, daher kommt nämlich der Ausdruck und wir mussten neue kaufen. Der Schock sitzt immer noch tief.

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