Die Todeskoordinaten

Am 07.03. war Silke-Release Party und die meisten in unserem Freundeskreis haben sich dort im Keller zum Feiern getroffen, was schon eine Woche später total unrealistisch wirkt

Wir waren auf der privaten Feier mit den Juristen und ehemaligen Uni-Leuten. Man hatte sich lange nicht gesehen und Stephans Infarkt war mehrfach Thema. Thomas K. aus Berlin, der gerne provoziert und schon Jahrgang 1960, freut sich auf die Rente in 4 Jahren. Er würde gerne wissen, wann er stirbt, wie im Film Das Brandneue Testament, ob wir den kennen würden. Wenn Stephan wüsste, er hätte nur noch 14 Tage, dann würde er doch übermorgen nicht mehr zur Reha gehen oder lautet die Frage. Schnell auf die Malediven aber auch nicht. Wir würden schon mehr oder weniger weiter machen wie bisher und schlagen andere Vorschläge aus. Thomas und seine Freundin überlegen gerade Kreuzfahrt

Jetzt können wir dank Corona, alle mal dieses Experiment für uns machen, nicht nur die Herzis. Klar, es betrifft einen vermutlich nicht, auch nicht indirekt hoffentlich, aber wenn dann Isolierstation und keinen mehr sehen und 8 Tage später tot und dann auch keine Bestattung und der Arzt darf durch die Maske die Absolution erteilen, aber dem kann man auch nicht mehr ins Gesicht schauen. Schon allein die Vorstellung hilft beim Nachdenken, ob Dinge so weitergehen sollen und was sich ändern muss

Nur wer hätte gedacht, dass das so schnell kommt, dass wir alle mal eine Runde darüber nachdenken

Nedlin 21.03.20