27.01. Das Stehen an der Haltestelle und warten auf den Bus lässt mich das Gartentor aufschließen mit der Einstellung, Fahrrad wird wohl doch gehen. Der Nachbar fährt auch. Ich vermeide die Seitenstraßen, weil die großen besser geräumt sind und ich ein Schisser bin. Die schlimmsten Straßen in Linden und Umgebung sind die Adolfstraße, die Haasemannstraße, die Teichstraße und auch die Wittekindstraße. Hier ist auf dem Bürgersteig fahren sowie auf der Straße, Mitte, falsche Seite, absteigen und fluchen angesagt. Wenn ich das Gefühl habe, es ist glatt, wird mein Körper steif und macht das Gegenteil von dem was mein Kopf will. So musste ich neulich nach dem Sport in der Haasemannstraße absteigen, weil ich immer weiter nach links gefahren bin bis zum äußersten Fahrbahnrand auf der falschen Seite und das nicht verhindern konnte.
Ich komme an in der Roscherstraße und hole die Unterlagen von dem früheren Betreuer ab. Ich habe das Gefühl, dass hier Landunter ist. Der soll die Angelegenheiten von anderen regeln? Aktenberge, loses Papier auf großen, unansehnlichen Stapeln und rauchende Mitarbeiter im Souterrain schaffen eine besondere Atmo des Überfordertseins. Dann zu meiner nach Hause. Sie wohnt in der selben, Straße in der unser Besuch aus Österreich auch mal gewohnt hat. Wir treffen uns mit ihm zum Mittagsimbiss. Ich plaudere etwas aus dem Nähkästchen und kläre ihn auf über Verschiebungen in dem freundschaftlichen Macht- und Strategiegefälle in Wien. Das ist meine neue Art. Der Freund hat Kunst aus Wien nach Hannover transportiert. Seine Freundin hat uns Samstag nach dem Ladenschluss von Billa noch eine Auswahl österreichischer Marmeladen besorgt. Da kann man bei mir punkten ohne Ende auf einer nach oben offenen Richterskala.
Ich soll bloß nicht bei der Weinprobe erzählen, warum ich nicht trinke, rät mir mein Vater. Das kommt nicht gut an und macht den anderen ein schlechtes Gewissen. Schon wieder ein Staatsgeheimnis? Warum eigentlich? Über Probleme spricht man nicht. Wenn ich sage, ich hatte es nicht so geil im Griff, dann kommt das nicht gut an, wird mit familiär nahegelegt. Den Winzern kann man ruhig sagen, dass dieses Nervengift was sie verkaufen auch nicht immer so harmlos ist, sage ich und warum schlechtes Gewissen? Ich habe alles mitgenommen in dieser Hinsicht, hektoliterweise getrunken und wenn ich jetzt aussteige sollen andere ein schlechtes Gewissen bekommen. Das verstehe ich nicht. So ist zumindest gewährleistet, dass ich im Bareiss bis 24 Uhr durchhalte und so den 75sten Geburtstag meiner Mutter erleben kann.
Abends Sport und einen Caesar salad vom Kiosk, der aber besser schmeckt als das jetzt klingt, abgewandelt mit frischen Orangenstücken und Walnüssen.
28.01. Einige Fotos von selbstgebastelten Schlüsselbundanhängern mit Sprüchen vom Yogi-Tee, auch für eine Buchidee. Herr PM, der sich gestern nicht gemeldet hat, rufe ich an und bange und er hat eine Wohnung. Ich bin überglücklich. Donnerstag bringt er den Mietvertrag vorbei.
Mittags treffen mit Freunden der Staatsanwaltschaft. Der Junge aus der Runde muss aufs Land wechseln. Wir sind bei Urfa Sofrasi und essen zu viel. Künefe für 4 Personen. So groß wie eine Pizza und besteht nur aus Zucker und fett, aber warm. Stephan isst die Hälfte. Ich helfe kräftig. Alex lobt mein neues Fahrrad. Es sieht dreckig aus. Sie bringt mich auf die Idee, die Fahrradwaschanlage von Step beim Gericht einmal in Anspruch zu nehmen. Sie erzählt außerdem von einem Apartment in Istanbul mit 3 Schlafzimmern und 3 Badezimmern direkt an der Galatabrücke. Das interessiert uns brennend. Sie will mir die Kontaktdaten schicken. Auf dem Rückweg machen wir in trauter Zweisamkeit unsere Runde durch die Stadt, Gerichtspost und dann versuche ich Teebonbons für meine Mutter zu besorgen. Gestern war ich bereits in dem ältesten Teespezialitätengeschäft Deutschlands und hatte die letzte Packung ergattert. Nein, keine Grüneteebonbons, Schwarzteebonbons! Von den grünen haben sie noch welche. Die Bonbons füllen sie selber ab in kleine durchsichtige Plastikbeutel. Ich frage heute nach, ob neue Bonbons angekommen sind und erfahre, nein, erst in 4 Wochen. Sie hat erst eine Großbestellung gemacht und das Porto sei zu teuer. Mensch, die Chefin ist ja wie ich mit Handygesprächen, aber irgendwie bekommen die dafür auch eine 5-6, für Orga, so dass man sich fragen kann, wie lange es die noch geben wird bei der Einstellung.
Nachmittags Klagebegründung in der Afghanistan-Sache schreiben. Das ärztliche Attest, was durchgefaxt wird, während wir im Steintorgrill sitzen, ist spitze und motiviert mich. Ich finde, ich habe das ganz gut gemacht und bin zuversichtlich, dass man meinen nicht abschiebt. Die Skala ist nach oben offen, was ich darüber hinaus noch erreichen kann.
Der Berufsmusiker hat endlich sein Gewerbeobjekt geräumt und so geht es Schritt für Schritt weiter. Das Heim aus dem Harz rückt am Freitag an um die Patientin, die seit fast einem Jahr in der Klinik ist und sich mit Händen und Füßen wehrt, kennen zu lernen oder mit mir als Vertreterin zu sprechen und den Ärzten.
Ich hatte in meiner Liste der schlimmen Winterstraßen den Küchengartenplatz vergessen, auch Katastrophe. Abends nach dem Sport fahre ich extra über Waschweiber und Fössestraße nach oben, dann war heute die Wittekindstraße frei. Auch noch immer den döfsten Weg wählen. Typisch.
So satt, dass man nach dem Sport noch total vollgestopft ist. Das muss man erst mal schaffen. Pide als Vorspeise, Grillteller mit Auberginenmus und Familienportion Künefe sei Dank. Abends esse ich das Brot, was ich mir morgens für die Arbeit gemacht habe.
29.01. Die Baumgutachterin, die unserem Silberahorn untersuchen soll ist sympathisch. Ich sage ihr, dass der Typ bald kommt um den Efeu zu entfernen und ich hoffe, dass sie sich nicht ganz umsonst herbemüht hat. Wir sprechen über allgemeine Lebensrisiken und die Gefahr, die von den Autos ausgeht und nicht den Bäumen. Baum praktisch nur gefährlich, wenn Auto dagegen braust oder beim Sturm, aber sonst quasi total friedlich.
Zuhause ruft mich die Dauerpatientin an und ich spreche ½ Stunde mit ihr. Wir sehen uns doch Freitag. Es stimmt nicht, dass ich Dinge geheim halte, ich sage ihr gleich Bescheid und Freitag rollt das Heim aus dem Harz an und ich wäre ihr sehr verbunden, wenn wir uns das anhören könnten, was die zu bieten haben. Ich bin autoritär? Das kann schon eher stimmen. Ich bin nicht gegen sie. Es macht mir keine Freude, bei Leuten die Wohnungen aufzulösen und sie gegen ihren Willen ins Heim zu stecken und das mache ich sonst auch nicht. Ein Betreuerwechsel hilft hier nicht, weil jeder Betreuer sich an den ärztlichen und gutachterlichen Vorgaben orientiert und ich gehöre bestimmt zur ängstlichen Fraktion. Sie will über die hygienischen Verhältnisse in der Klinik lästern. Das ist vor allem ihr Zimmer und das hat sie selber gemacht. Der Aufenthaltsraum sieht ganz manierlich aus.
Der Rattenkönig wurde Montag auf der Suchtstation aufgenommen. Ich hatte angerufen. Er schief und bekommt erst abends sein Handy. Heute um 10 Uhr dann der Anruf, dass er abbricht. Seine Gebissschiene ist gebrochen und er hat einen Termin in der Zahnklinik. Seine Freundin will ihn fahren und die ambulante Wohnbetreuung wird dort sein und die wollen ihn nicht gehen lassen bzw. nur mit Aufsichtspersonal und dann aber per Taxi. Ich sage, er müsse abwägen, was ihm wichtiger sei. Der Arzt ist stur und er sei es auch. Ich sage, ja, aber die sitzen am längeren Hebel. Und die Regeln sind die Regeln, auch wenn die keinen Sinn machen. Wenn die sagen, ab Morgen tragen alle lila Hemden, dann tragen ab Morgen alle lila Hemden, so sei das in sog. totalen Institutionen wie Knast, Psychiatrie (siehe auch Max Weber). Er will was von denen und hat um die Aufnahme gekämpft. Die haben genügend Patienten und denen ist es egal, ob er abbricht, die sagen sich, dass sie es vorher schon gewusst hätten. Er will doch was verändern. Soll ich noch mal mit dem Stationsarzt sprechen? Er willigt schließlich ein. Wer ich denn sei, mit der ambulanten Wohnbetreuung habe er auch schon geredet. Ich sage, so sei das manchmal, wenn eine gesetzliche Betreuung da sei und: meiner will und ich suche nach einer kreative Lösung, bevor wir alles gegen die Wand fahren und dann neu anleiern müssen. Das sei ineffektiv und frustrierend für alle. Er hat angeboten, dass jemand vom Personal mitkommen kann im Auto der Freundin. Der Arzt: Das geht versicherungstechnisch nicht. Gestern hätten sie einen Patienten mit dem Vater raus gelassen und der hätte den Vater weggeschickt und konsumiert. Das Personal lasse sich nicht wegschicken. Herr B gibt vor, wie es zu Laufen hat. Das beeinflusst die Mitpatienten. Ich sage dann, ich weiß, dass er als Stationsarzt schon im Vorfeld gesagt hat, meiner wird es nicht schaffen, sich an die Regeln zu halten. Jetzt hat er eine medizinische Indikation, wie er selber eingeräumt habe und kümmert sich um die Begleitung durch abW und willigt auch noch ein in einer Begleitung durch Klinikpersonal und bei einem anderen Patienten hat man offenbar auch eine Ausnahme machen können und das sei schief gelaufen und meiner müsse darunter leiden, das sei keine Chancengleichheit und er könne sich dann sagen, er habe es gleich gewusst, dass es mit meinem nicht klappt, ich würde das jedoch anders sehen. Der Arzt, bei dem ich einen Nerv getroffen habe, tickt aus. Er sei der Psychiater. Er wisse was eine selbsterfüllende Prophezeiung sei, das wolle ich ihm unterstellen, das sei aber anders, bei so einem Kandidaten und flankiert von der Betreuerin habe er eben seine Meinung und mit Herrn B. sei nicht zu reden. Die Sache sei gegessen. Jetzt muss er Patienten aufnehmen und musste schon viele Telefonate wegen Herrn B. führen. Wenn er sich darauf einlassen würde, hätte er bewiesen, dass er mit einem therapeutischen Angebot umgehen könne. Ich sage, er könne mir auch so viel Professionalität unterstellen, dass ich mit meinem Schützling anders reden würde als mit ihm und ihn versuchen würde von einem Kompromiss zu überzeugen und nicht sagen würde, der Stationsarzt ist doof, ziehen Sie ihr Ding durch, sondern eben: ab Morgen wird ein lila Hemd getragen. Er sieht keine Hoffnung. Ich rufe über das Patiententelefon an und sage meinen Namen und wen ich sprechen will. Ob ich die Betreuerin sei. Darauf gehe ich nicht ein, kann sie Herrn B. ans Telefon holen oder nicht will ich nur wissen. Ja, aber der will schon abbrechen, informiert sie mich. Auch dazu sage ich nichts, außer, muss ich auf dem Handy anrufen? Meinem Betreuten sage ich, er soll der schlauere sein und es mal allen beweisen. Wir tricksen diesen Arzt aus. Er soll sich mit Taxi hinfahren lassen und seine Freundin dort treffen und nicht alles in den Wind fahren um was er gekämpft hat. Er: ich habe schon gepackt. Frau Arnhold: dafür ist der Kopf rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. Wäre doch traurig, wenn man das nicht könnte und immer nach A, B sagen müsste, auch wenn sich die Dinge geändert haben. Er: was sollen seine Mitpatienten denken. Ich lache und sage; hey, Herr B, das sind Mitpatienten, die haben auch alle ihr Päckchen zu tragen. Es ist uns egal, was die denken. Die Mitpatientin wollte wisse, ob ich Ihre Betreuerin bin. Ich bin auch gerne Ihre Ex oder Schwiegermutter. Das sei wurscht. Das ist uns egal, was die denken. Sie haben Ihre Freundin und Frau L vom abW und mich und wir glauben an Sie und die anderen stehen alle einen Schritt weiter draußen, außerhalb des Kreises und es tangiert uns nicht so sehr, was die meinen. Das lässt uns kalt. Er duzt mich kurz und will wissen, ob der Arzt mich beleidigt hat und ich, nein, kann der gar nicht. Der war dünnhäutig und ich will, dass wir gewinnen und das tun wir, wenn er es möglich macht und alle überrascht und nicht geht. Wenn er geht, dann ist es wie immer und er macht keine neue Erfahrung, wenn er bleibt und klug nachgibt steht es 1 zu Null für ihn, weil er es den anderen gezeigt hat, dass er kann und der Arzt diesmal daneben lag mit seiner Prognose. Er soll es mal probieren. Meine Worte wären überzeugend, er will es sich überlegen. Nach 3 Minuten ruft er an und sagt, dass er bleibt und ich sage, dass ich stolz auf ihn bin und er bedankt sich. Genau das braucht so ein Borderline Typ, der keine Mutter hatte und nur Heim kennt, dass jemand zu ihm hält und auch sagt, dass sie stolz auf ihn ist, quasi Mutterersatz und ich bin wirklich stolz und trällere nach dem Telefonat: „wenn alle Schizophrenen zusammenstehen, haben die Ingenieure keine Macht mehr über uns“ vor mich hin.
Mittags esse ich den Kürbisauflauf, den ich gestern Abend gemacht habe. Vorkochen, muss man dann nur warm machen. Abends werde ich wieder das vorgeschmierte Käsebrot essen.
Nachmittags kommt der verhuschte Architekt, der gestern einen Termin hatte. Dann bekomme ich einen Beschluss, dass die Rechtspflegerin der Meinung, dass ich die Wohnung nicht kündigen und auflösen darf. Der Jahresbeschluss ist aber rechtskräftig vom Landgericht und der sieht eine Heimunterbringung vor, aber die Wohnung kündigen darf ich nicht. Ich telefoniere mit der Richterin und sage, es wäre wünschenswert, wenn das Landgericht einheitlich entscheiden könnte. Die Rechtspflegerin macht sich keine Mühe Frau J anzuhören (sagt die Richterin), sondern übernimmt das, was sie schreibt (sage ich). Die dicke Akte mit einer Einweisung nach der nächsten und den ganzen Gutachten hat sie wohl nicht gelesen. Ich werde den Termin Freitag abwarten und zu Herrn B gehe ich auch. Wir klagen schließlich gegen die Polizei, die ihn erkennungsdienstlich behandeln wollen für eine halben Joint, außerdem will ich ihm noch mal sagen, dass er es gut gemacht hat.
Beim Sport üben wir Kopfstand auf einem Klostuhl, der extra dafür konzipiert wurde. Er hat eine u-förmige Aussparung für den Kopf und der baumelt dann unter dem Stuhl, während die Schultern auf der Polsterung um die Aussparung herum aufliegen und die Hände an den Holzgriffen, quasi Armlehnen halt finden. Eine nach der anderen darf das exerzieren. Gar nicht so unpraktisch, das Hilfsmittel. Ich will jedenfalls nie wieder vor einer Wand Kopfstand üben. Das ist ganz falsch, meine ich.
Nach dem Sport ein kurzes Telefonat mit einer verliebten Freundin, die irgendwie traurig ist, dass ich keinen Alkohol mit ihr trinken will im Bareiss. Klar, es gibt auch Leute, die das Trinken noch schlechter im Griff hatten oder haben als ich. Davon kennt sie eben welche.
30.01. Mandant mit Wohnbetreuung. War schon mal bei mir. Thema: Kindergeld bei Erwachsenen, die aufgrund ihrer Behinderung Kindergeld beziehen. Mutter war gestorben, Vater lebt aber noch und sie fordern jetzt zurück. Beratungsschein muss noch geholt werden.
Der Mandat mit dem obszönen Nachnamen aus dem Osten versetzt mich wieder und ruft dann an. Mittagstisch zuhause. Onlinebanking in einer Betreuungssache neu ausprobieren.
Herr B war bei der Zahnbehandlung, aber alles schwierig und Abbruch der Entgiftung kommt Jederzeit noch in Frage. Ich hoffe, es ist ein Anreiz, dass ich Morgen zu ihm raus kommen will in die Klinik, weil ich da meine Dauerpatientin aufsuche.
Dann ist wieder Zahlnachmittag. Elisabeth Taylor hatte sich gestern schon gemeldet, dass sie jetzt wieder kündigen will bei den evangelischen Frauen. Ich war sehr kurz angebunden, weil ich ihr das vorher gesagt habe und eine Probemitgliedschaft vorgeschlagen habe. Der Jahresbeitrag wäre erst im März zu zahlen gewesen. Aber nein, diesmal wirklich und die Betreuerin lässt mich nicht und sie zahlt selber im Dezember und jetzt hat sie sich mit denen angelegt oder die mit ihr. Sie geht zu dem Treffen und legt sich mit denen an. Offenbar geht es um einen Vortrag oder eine Diskussion und die Frau von Alber Schweizer und sie meint, ob die Frau von Albert Schweizer mit ihrer TB wirklich nach Afrika hätte gehen sollen oder sich lieber um ihre eigene Krankheit hätte kümmern sollen, statt irgendwelchen armen, schwarzen Babys dort zu helfen, so die unbeliebte Meinung von Elisabeth. Außerdem ist sie der Meinung, dass die Frau vermutlich das ganze Geld hatte und dieser Albert Schweizer sie nur ausgenutzt hat. Sie nimmt sich Tee und Kandis und eine der Christenfrauen sagt zu ihr, sie soll aufhören zu klopfen und dabei rührt sie nur den Kandis. Zu Szenia geht nicht mehr, weil die muslimischen Frauen dort übernommen haben (sie ist selber aus dem Iran) und die verteilen ihre Würste, Sucuk und die haben da was reingemischt, Hormone oder so und davon hat sie Bartwuchs bekommen. Außerdem will sie sich von den 90,- € die ich ihr gebe Morgen für 60 einen Kater holen, der ist kastriert und gechipt und daher kann er sie dann beschützen (eine neurotische Katze hat sie schon). Da wo sie gucken war, gibt es auch Katzen mit Katzenaids? Das versteht sie nicht, warum tut sich das jemand an? Eine Katze mit Katzenaids? Was soll das? Frau A. rät von der Haustieranschaffung ab. Sie rät eher dazu der jetzigen Katze ein neues Zuhause zu suchen, aber die braucht sie nach ihren Erzählungen zum Einschlafen. O.k. das ist dann kritisch, ob das Wohl des Tieres dann nicht zurück treten muss. Ins Theater (Schauspielhaus) ist sie neulich nicht reingekommen, weil sie die Katzenbox dabei hatte, die nicht in den Spind passte und die wollte sie auch nicht so draußen lassen und rein durfte sie damit nicht. Jetzt will sie mal das Tak ausprobieren. Mir ist ganz schwindelig als sie wieder geht. Apropos Tak. Stephan liest mir aus der Haz den Titel eine Kaberettprogramms vor: „die beliebtesten Wanderwege der Wanderhure“. Das ist lustig!
Herr PM kommt nicht. Er wollte mit seinem neuen Mietvertrag vorbei kommen und ich habe Angst, dass der gar nicht existiert und rufe ihn an um ihn zur Sau zu machen, weil er mich ein ums andere Mal versetzt und nicht mitarbeitet und die Räumungsklage nicht ernst nimmt. Kein einziges Mal meldet er sich wie verabredet und ich muss immer hinterhertelefonieren. Ich bin noch kürzer angebunden als sonst und will seine Ausreden nicht hören. Er hat dem Harald schon Bescheid gesagt. Das ist sein alter Vermieter und ich sage, ja, mag sein, aber ich habe den Anwalt und die gerichtlichen Fristen an der Backe. Er hat mich vergessen und jetzt war auch noch Unfall und die Straßenbahn fährt nicht. Will ich alles nicht hören. Ich bin wie Wilfried aus dem Dschungelkamp. Ich sage nur: Montag um 11. Be there!
Ich freue mich auf meinen Buchbinderkurs und habe meine Tasche schon gepackt. Der Kurs ist richtig voll, wie VHS oder zumindest wie ich mir VHS vorstelle. Letztes Mal waren wir zu dritt, jetzt sitzen schon 3 da als ich komme und es kommen noch 4 oder so, davon ein Mutter-Tochter-Team. Das ist mit längeren Wartezeiten verbunden, weil Laura alle nacheinander berät zu ihrem jeweiligen Projekt. Eine Gruppe Frauen schließt sich zusammen und faltet Origami, d.h. Briefe, die man auseinander klappen kann. Ich mache erst mal nicht mein Betreutengedächtnisbuch. Ist mir zu voll, das wäre nicht so schlimm, kann mich auch zurückziehen, würde ich dann eh tun wegen der Daten, die ich verarbeite, aber ich muss mir über die Bindung klar werden. Ich mache das Buch mit den Passepartouts und den alten, dicken Familienfotos mit den schönen Rückseiten. Neben mir ist mein Nachfolger im Atelier, der seine Reclamhefte retten will, weil er Notizen reingemacht hat und daher sind sie wertvoll für ihn und alle Buchpressen blockiert, weil er noch ungeduldiger ist als ich und einfach schneidet und klebt und macht ohne Sinn und Verstand, weil Laura alle nacheinander beraten muss und hierdurch Lücken entstehen und er dann nicht warten kann, sondern einfach macht. Der Kurs ist wie Dschungelcamp im Kleinen, d.h. der Charakter eines Menschen kommt schnell zum Vorschein und die Teamfähigkeit. Wie viel Platz brauche ich für meinen Arbeitsplatz? Wie sehr nervt es mich, wenn andere dicht an dicht mit mir arbeiten? Ich muss mich erst mal in Fleißarbeit üben und das Papier reißen, weil das dann ästhetischer ausschaut zu den alten Bildern und Laura das daher so vorgibt. Mit einem Lineal halte ich dagegen. Da es sich um einen kurzen Streifen handelt, ist das sehr mühsame Knastarbeit und schnell finde ich es nervig und frage nach einer Ersatzbeschäftigung für eine Pause. Das wird verneint, erst mal zu Ende machen. Das ist auch ganz gut so in der Buchbinderergotherapie. Ich mache weiter. Irgendwann blutet auch mein Finger unter dem Nagel. Aber irgendwann bin ich auch fertig und mit dem Ergebnis zufrieden. Eine Familienaufstellung der anderen Art. Mittendrin kommt eine Frau rein, die allen erklärt, dass sie eine halbe Stunde hierher braucht vom Bahnhof und nicht früher da sein kann und dann lohne es sich nicht. Sie könne nicht früher. Wann macht Laura denn einen Wochenendkurs. Die Daten werden ihr genannt, aber die gute ist schwierig. Sonntag kann sie dann auch nur bis 3 und das Buch muss im März fertig sein, weil der Kollege dann Geburtstag hat. Dann nimmt sie Laura noch ca. 4 mal in Beschlag, welches Paper soll sie einkaufen? Lässt sich welches zeigen. Das gefällt ihr alles nicht. Dann macht Laura weiter mit einem anderen Kursteilnehmer dieses Kurses (dazu zählt die Alte gar nicht) und wieder unterbricht sie und will noch mal die Zeiten des Wochenendkurses wissen, damit sie sich die in den Terminkalender eintragen kann. Das kann man im Internet nachlesen und irgendwann will ich ihr eine reinhauen. Gegen Ende räumen alle auf. Eine Frau hat unsere Pinsel gewaschen. Ich bedanke mich bei ihr. Am Schluss des Kurses fragt Laura, ob alle auf ihre Kosten gekommen seien und das wird bejaht. Ich zeige meine Ergebnisse und alle finden die alten Fotos so schön, das junge Mädchen schaut sie besonders genau an. Laura meint, meine Familie wäre schon bürgerlich. Das würde man an den Fotos ansehen. Die Sammeltante erklärt mir, dass bei ihr in der Familie so was einen höhere Stellenwert hätte als jetzt so mit Leim geklebt zu werden und ich sage, warum das sei ein hoher Stellenwert, besser als einzeln irgendwo in der Fotokiste und dann im Altpapier rumzufliegen. Das scheint man verschieden sehen zu können. Ich erkläre ihr kurz, dass gerade bei uns so was einen hohen Stellenwert hat und meine Mutter unglaubliche Stammbäume mit Power Point ausarbeitet und sich Fotos schicken lässt und einscannt und alte Briefe liest und recherchiert und macht und das kommt bei allen sehr gut an und die hat mir schließlich diese Fotos zum basteln gegeben mit einem Postit „nach Hannover“ drauf. Ich habe also keine Zweifel an meinem Projekt und bin froh, dass ich trotz etwas Hektik wieder ein Projekt in der Zeit fast abgeschlossen habe. Ich brauche diese Erfolgserlebnisse.
31.01. Morgens setzt meine Regel an, genau mit dem Wachwerden. Das hatte ich schon ganz lange nicht mehr oder nie? Irgendwie bin ich genervt, aber besser als nachts davon geweckt zu werden und das ganze Bett ist eingesaut und man muss erst mal eine Schmerztablette nehmen und vorher suchen und das unterbricht alles die Nachtruhe. Aufwachen und dann zeitgleich geht’s los. Eigentlich gutes Timing, außerdem bin ich dann safe in der Wellnesssauna übernächstes Wochenende. Da kann ich keinen Besuch der roten Tanten gebrauchen. Beim Morgenkaffee stellt mein Mann dann fest, ich bin seine Larissa (die Österreicherin aus dem Dschungelcamp ist damit gemeint). Ähnlichkeiten gibt es schon, ich bin ungeschickt und wische mir gerne die Hände an der Kleidung anderer ab.
Eine Freundin mit einer Straßenverkehrssache, der ich nicht helfen kann. Als Radfahrer kann man so einem Autofahrer doch mächtig Ärger machen. Einfach sagen, Vorfahrt genommen, leichter Zusammenstoß, keine Beschädigungen an Fahrrad und Fahrzeug. Reicht das? Ich bin gespannt, wie die Sache ausgeht.
Dann viele Anrufe der Dankbarkeit. Herr A. findet, dass ich die Klagebegründung vor dem Verwaltungsgericht wegen Asyl und Afghanistan gut geschrieben habe und er bedankt sich. Die Betreute mit der lustigen Sprache, Frau C. (Handwerker, hauen ab wie Frösche sage ich nur) habe ich aus ihrem Handyvertrag, der bis 2016 gehen sollte „rausgeboxt“. Die ist auch ganz happy, sonst Grundgebühr 29,99 € pro Monat noch über 2 Jahre. Das ist viel für einen Hilfeempfänger.
Vor der Fahrt nach Langenhagen stärke ich mich mit einem Salami-Panini. Das Treffen hätte nicht besser laufen können. Herr B. ist noch da und zieht brav seine Entgiftung durch. Ich hätte eine rote Nase, bemerkt er, aber sonst „elegant angezogen, wie immer“. Dann der wichtigere Teil. Das Treffen mit meiner Dauerpatientin und den Mitarbeitern des Heimes, sowie dem ärztlichen Personal. Alle sind gut gelaunt und charmant und einander freundlich gesonnen. Meine erkundigt sich nach der Infrastruktur und den Ärzte und den Autobahnverhältnissen, ob es heute vereist gewesen sei um dem Ganzen dann eine Absage zu erteilen. Die Oberärztin sagt, auch wenn wir es jetzt noch mal ambulant versuchen (sie hat die Garantie für 1 Jahr Depotspritze ausgesprochen, meine Betreute) sollten wir Plan B machen, wenn es nicht klappt und sie wieder in der Klinik landet, dass das nicht wieder fast 1 Jahr dauert. Sie sollte sich das Heim anschauen und sei es nur zur Abschreckung. Das lehnt meine ab. Die Oberärztin wendet Trick 17 an und sagt, sie interessiere sich für die Einrichtung und ob die Patientin sie nicht begleiten und beraten könne (sie was selber früher als Krankengymnastin tätig). Sie würden dann zusammen mit dem Taxi in den Harz fahren und sie können entweder wieder zurück oder mit ihrem Freund eine Nacht dort verbringen. Sie willigt ein und will den Ausflug machen, ganz unverbindlich. Ich bedanke mich bei den beiden Mitarbeitern fürs Kommen (immerhin Anfahrt 80 km). Dann Nachgespräch mit der Oberärztin. Bedingungen für eine Entlassung, wer bekommt einen Ersatzschlüssel zu der Wohnung, Vermögenssorge, dass nicht zum dritten Mal Strom und Gas abgestellt werden. Irgendwann und das ist ziemlich bald, müssen wir abbrechen, weil es meiner zu viel wird. Draußen gibt es Kuchenverkauf im klinikeigenen Café. Die Oberärztin hat Schokokuchen mit Kokos und ohne Mehl gemacht. Von dem Erlös soll die Kegelbahn finanziert werden, die die Stadt sich nicht mehr leisten kann.
In der Bahn treffe ich unsere Freundin, die beim Jobcenter Vahrenwalder Straße arbeitet und in Wunstorf wohnt. Der Rückweg ins Büro geht schneller, weil ich jetzt Oxfam boykottiere und mir den Halt sparen kann, seit mir Stephan am Morgen die Meldung vorgelesen hat, dass Oxfam zum Boykott von israelischen Produkten aufruft. Noch etwas arbeiten und dann Sport. Eine Teilnehmerin bei Movenyo sieht aus wie eine hässlichere Version von Amanda Knox, als deutscher Hippie, in älter und ungepflegter.
Auf dem Küchengartenplatz ist ein großer Kreuz, wo der Weg frei ist. Sonst viele, tiefe Eisfurchen. Irgendwie Horror und die Autos müssen einen trotzdem überholen, während man in ihrer Reifenspur fährt, weil es anders nicht geht. Ist klar.
Statt noch mal rauszugehen, lande ich in der Badewanne und dann auf dem Sofa. Die letzte Packung Kekse aus London wird verspeist. Mein Gott ist das traurig. Wir hatten doch so viel, aber es hat nicht lange vorgehalten. Nachschub muss her, nur wo her kriegen? Ich will zu Sainsbury`s!!! Nur schnell hinbeamen und eine Stunde einkaufen und dann wieder zurück…
01.02. Wie kann man sich nur so reinsteigern in wenig Haare haben. Ich müsste das ja kennen mit Mitte vierzig. Es kommt mir vor als hätte sich die Dicke halbiert und bin unglücklich. Noch mehr abschneiden und dann so tun als sei es ein cooler Schnitt, kann das helfen? Ich muss immer hin fassen und entsetzt feststellen, wie weniger es sind, so wie die Zunge immer einen abgebrochenen Zahn ausloten muss, ganz unfreiwillig.
Herrlich ausgeschlafen. Gott, war das gut! Draußen regnet es. Ich bastele den ganzen Tag. Ich suche und klebe die Überschriften zu den alten Fotos. Ich entscheide mich für 2 pro Seite (auf Rat von Stephan), dann kann es so oder so sein. „Mann 69 Stunden durchs Meer getrieben“ oder „Randale im Schwimmbad“. Ansonsten keine guten Nachrichten, die Mutter eines guten Freundes ist verstorben und ein Gast unserer Schwarzwaldrunde hatte einen Skiunfall und liegt mit Trümmerbruch des Fußes in Österreich im Krankenhaus. Das Essen dort soll gut sein. Wir hoffen alle, dass sie trotzdem kommt, sonst der Sohn als Begleiter. Wir schenken das Gourmetessen meinem Verwandten und seiner Frau (nachträglich zu seinem fünfzigsten zusammen mit meinen Eltern). Da sonst ein Gutschein/Geschenk wegfällt, drohe ich damit für Ersatz zu sorgen, indem ich zur Caritas Notunterkunft in Bühl fahren und frage, „wer von euch trinkt denn gerne Wein und hat mal Lust auf Lump und Weinbegleitung“, ruckzuck habe ich Andreas eine Tischdame besorgt, aber wir werden das anders lösen. Sonst suchen wir im Internet ein Apartment in Stuttgart für eine Reise im Juni, mit meinen Eltern. Da gibt es nicht so viele wie in San Francisco, aber trotzdem englische Bewertungen. Heusteigviertel, Altbau….Abends holt ein Freund etwas ab was Stephan ihm geschenkt hat und ich verstecke mich in der Zeit in der Wohnung, absolut gästeuntauglich ist mir heute zumute und das ziehe ich dann konsequent durch. Misanthrop ist das vielleicht auch.
02.02. Wache auf nach kürzerem Schlaf, aber mit einer anderen Energie. Schatzi geht es auch so. Die Schonung scheint sich gelohnt zu haben. Kuchen backen, die Kette der Tante reparieren, die ihr am Stuhl gerissen ist bzw. neu aufziehen, upgraden, neue, bessere Perlen reinhauen, dann noch neue dazu, eine von mir reparieren, Bademode für das Bareiss aussuchen, dann beschließen wir angesichts der Tauwetters, dass ein Radausflug her muss bei dem sonnigen und herrlichen Wetter. Wo fahren nach Linden Nord und dort ist der Schnee geschmolzen im Gegensatz zu Linden Mitte. Geht es hier mit rechten Dingen zu? In der Menagerie gefällt mir der Kuchen nicht, weiter ins Rossi, dann in den Kunstverein. Lange nicht mehr da gewesen. Hier läuft eine Ausstellung von Christoph Girardet. Die Videos gefallen uns gut, das kann der Mann und ich bin etwas neidisch, weil ich mit diesem Medium auch gerne Collagen machen würde. Auch seine Bildersprache spricht mich ästhetisch an. Erst schauen wir die Zugimpressionen. Das mag ich eh total gerne und dann die Jungs (männliche Kinder) aus den Fünfzigern mit Sommersprossen, Mustertapete und Schlafanzug oder korrektem Haarschnitt und Krawatte und die Raumfahrt und das Weltall. Amerikanische Optik, wie gerne in den Videos. Gut. Der nach dem die Ausstellung benannt war: „Tell me what you see“ gefällt uns beiden nicht so gut, aber dann wieder „cuts“. Der ist spitze, die Narben und OP-Fotos, Frauen mit dick Erdbeermarmelade ins Gesicht gestrichen, auch immer schön die Naturanleihen. Hand fährt durch nasses, kurzes Haar, nasses Gras, Äste von Bäumen und Blutgefäße usw. Schöne Bilder, inklusive des Schäferhundes, der auch mal einen schönen Bruch rein bringt. Wir kuscheln in den dunklen Räumen und knutschen etwas. Das hilft auch gegen die Kälte.
Auf dem Rückweg vorbei am Spielplatz, der voller Eltern ist. Man kann vor lauter Erwachsenen die Kinder nicht mehr sehen. Früher durften Kinder auch mal alleine auf den Spielplatz, stellt Stephan zu Recht fest und „was sind das alles, Päderasten?“. Dann finde ich die erste Katze (außer die einer Freundin vor Jahren), die mir gefällt. Am ehemaligen Polizeirevier Gartenstraße meint Stephan, ich müsse umdrehen, da hätte ich was verpasst, das müsse ich sehen. Hinter dem Zaun eine dicke, graue Katze. Ich will ein Foto machen und schon ist das Biest abgehauen. Ich verfolge sie und ein Mann klärt mich auf, dass sie zu dem Haus dort gehören würde. Ich sage ihm, ich wollte nur ein Foto machen und sie weder einfangen noch impfen. Dann traue ich mich hin und sie kratzt und beißt nicht und scheint mich zu mögen. Sie reibt sich an mir. Ich glaube ja, dass ist der Pelzgeruch. Die sind so billig.