Mein Liebesbrief an die Harz-Gruppe

Harz-Sommer 2019

Wo Buslinienkatastrophen zum Haltestellen-Event werden und die schlechte Stimmung in Altenau („wie kann man sich nur so verschandeln“) einfach weggelacht wird, weil wir statt dessen Akzeptanz groß schreiben und neugierig sind auf andere Welten, sei es Dr. Barner oder eine Dorfkneipe mit Tresensprüchen und Vögelchen auf den Flaschenverschüssen– DANKE.

Nabu-Ansteckpins für alle. Ich wähle die Bekassine, ein Vogel, der ausschaut wie ein Strandläufer, lange Beine, langer Schnabel, den ich zuvor in dem Hotel mit dem Charm eines Ihme-Reha-Zentrums (innen lädt es zur Familienfeier und beherbergt zugleich die Tourist Information des Ortes und ist mit einem Innenbücherschrank in einem geräumigen Gruppenraum dazu ausgestattet), ausgestopft in einer Vitrine neben einem Dachs gesehen hatte und eine Waldmaus für Mäuschen sowie eine Gartenschnecke für Wittig. Pia kauft ein Tagauge und einen Hirschkäfer für Tobi, Claudia F. einen Mauersegler und Monah einen Raben. Wer nicht kauft, bereut es später. Autowandern mit Pia, die keine Anfahrthilfe am Berg hat und uns trotzdem zum Nahkauf fährt, wo auch der Schützenkönig gerade seinen Einkauf erledigt und der Köhler Liesel-Likör-Nachschub gekauft werden kann. Immer wieder durch die Dörfer mit ihren halben Häusern, wie Tortenstücke, den Holzschindeln mit Tortenuntersatzmuster, den Gärten mit Tannenhecke an sehr steilen Hängen, gehacktes Holz gestapelt vor der Tür, den Dorfkirchen in schwarze Schieferschuppen gekleidet und dann ist da noch die geilste Konditorei am Ort mit Buchweizentorte, Mohntorte warm und Bisquit-Rolle zum Mitnehmen -DANKE.

Mein Mann, so liebevoll empfangen in seinem neuen Leben, mit neuer Sicht auf die Welt nach Kunstlinse. Die grellen Farben und Muster, bei Putzlicht rechts und wie eine Folie vom Schokoriegel (Pe hat ihm Raider auf Kopfkissen gelegt) glitzern kann, so dass er sich in die reinste Elster verwandelt… DANKE.

Händel hatte auch grauen Star, wurde aber punktiert und dann mit einer Mischung aus Taubenblut, Salz und Zucker behandelt, die ins Auge hineingebracht wurde (von dem zweiten Quacksalber wie Stephan sagt), was seinen Zustand nicht verbessert hat. Er hatte dann alles in Reichweite. Essen und Getränke und hat nicht nur komponiert, sondern konnte virtuos Orgel spielen, seine eigenen Meisterstücke. Gut, dass Mäuschen das Hörspiel von Ricarda erst nach der OP gehört hat.
Caro meine Schwimmschwester und mein Vorbild. Zeigt uns das Hochmoor und das Buffet ist
angerichtet als wir wieder kommen. Wie praktisch. Am Vortag als wir aussahen wie müde
Kinder, die aus dem Schwimmbad nach Hause kommen, sind wir schon über das Grillgemüse
vom Vortrag hergefallen in der Küche und habe es mit dem leckeren Dip verputzt, weil
Kalorien rein mussten nach dem Oderteich-Biathlon.
Wittig, so lieb und so eine tolle Zeichenkünstlerin, dass ich mir fast überlege, mir ein Tattoo
von ihr stechen zu lassen, weil es so reizvoll scheint, aber wo nur und sie schenkt mir dann
mein Motiv, was ich mir ausgesucht hätte, weil es mich verkörpert, zum Abschied. Das
bedrohliche, überkandidelte Fluginsekt mit Taucherbrille und die Blumen wenden sich ab,
weil sie zu denken scheinen, was kommt da denn auf uns zu. DANKE.

Der kulinarische Harz zuhause in der Rabin. Das Leben in der Küche und sei es nur beim Im-Weg-stehen (jetzt in meinem Fall). Die neuen Rezepte von Harzer Käsechips über Pasta-Risotto (one pot) bis hin zu Schmelzkäse-Sardinen-Carbonara-Ersatz (genau mein Ding, einfach und befriedigend zu essen). DANKE.

Anja, der Ranger, wie sie Waschbären und Hirschkühe nachts mit der Taschenlampe stellt und
einen Eimer voller Waldblaubeeren pflückt, wozu sonst keiner die Geduld hätte, um so einen ​
Einsatz zu bringen, für das leckerste Eis, was so intensiv schmeckt wie es die Zunge färbt.
DANKE.

Pe und Caro, die neben dem Smoothie-Maker auch die geile Eismaschine dabei
haben (ich sage nur Gin-Tonic- und Erdbeer-Eis). Claudia macht Porridge und Rührei. Julia macht Käseplatte fürs Frühstücksbuffet. DANKE.

Michi und Markus- die Vorbereiter, die schleppen und machen, morgens verschlafen mit Bärchensocken in der Küche stehen und neben großen Löffeln auch Schnurrbärte aus Holz schnitzen. DANKE.

Tobi und Tom habe ich mich kurzzeitig angeschlossen, bin ihnen gefolgt um mal schnelleren Schrittes den Berg hochzulaufen, die Stein- und Waldtreppe hoch, vorbei an all den Gesprächsfetzen über Fußball und Hannover 96 – DANKE.

Claudia- die Köchin der großen Töpfe, bei denen es für alle reicht, die uns Jahr für Jahr so lecker bekocht und mich morgens als erste im Bastelbüro besucht um mir einen Kaffee zu machen- DANKE.

Christian, der Hoffotograf, der alles festhält für uns, Sibylle hat die Kombüsenregie und macht Bohnengemüse und Hähnchensalat aus den Grillresten mit allerlei lieben Sachen drin. Sie ist jederzeit daraif vorbereitet, uns einen Aperitivo mit allem drum und dran zu servieren. DANKE.

Pe fährt uns wohin wir wollen, auch 40 km in die Einhornstraße (mit passendem Pflegedienst) zur Einhornhöhle, wo es genau nichts zu sehen gibt, sondern nur einen Bretterverschlag mit Eintritt und Führungen und um 16 Uhr eh die Letzte und auch wieder heraus. DANKE.

Das stimmt nicht. Nur nicht das, was man aus der Serie offenbar kennt, aber einen sehr schönen Laubwald mit Schautafeln. Hörtrichter für die Geräusche des Waldes und ein großes Holzmodell eines Einhorns mit Rippen nach vorne oder innen und 2 langen Vorderbeinen, die direkt unterhalb vom Hals festgewachsen sind und dafür einen langen Dinosaurierschwanz zum Abstürzen mit einem Kringel zwischen den Schwanzwirbeln vor Felsen. Leibniz hat das gezeichnet, der alte Universalgelehrte. War wohl nicht auf allen Gebieten ein Genie, wie Mäuschen feststellt.

Dieser feste Jahrestermin, auf den man sich das ganze Jahr über freut. Ein zweites Weihnachten mitten im Sommer und mitten im Totholz. Total realistisch das Harz-Familie zu nennen, das Gefühl und auch das Setting treffen das genau -mal sind Tante Gretel und Onkel Hans dabei und mal nicht und dafür andere und immer ist es toll.Monah, endlich Monah kennen gelernt, der meine Fuchschlafbrille so gut steht und sie mag sie auch noch und Anke, schwimmfreudig und eine Bereicherung. Neue Cousinen aus der Verwandtschaft. Gleich familiär, als wären sie von Anfang an dabei gewesen, wie man es im besten Fall von der biologischen Family kennt. DANKE.

Nichte Maja konnte dieses Jahr nur verkürzt kommen, aber hat mir einen Windhundknopf in einer Tüte mitgebracht, der zurückgelassen im Gemeinschaftsraum für ein abendliches Krimi-Rätsel-Spiel sorgte. DANKE.

Bevor die Welt untergeht oder meine Welt, fahre ich mit Caro, Pe, Claudia, Pia, Monah, Wittig und den anderen Freunden nach Oderbrück und bade in Cola, dann weiter nach St. Andreasberg und alle suchen sich einen Nabu-Pin aus, einen Weinschwärmer oder Laubfrosch, Primel oder Gimpel, Eichhörnchen oder Graureiher und dann weiter zu Kunze und Stachelbeerbaiser mit Caro-Kaffee auf der Terrasse (vielleicht kommt ein Stadtschreier vorbei und verkündet ein Schützenfest oder eine andere Veranstaltung, zu der er uns einlädt), ​gestärkt befreien wir dann mit Pe und den anderen die gelben Vögel, die freudlos im Harzer-Roller Museum in dunkeln Räumen in Einzelhaft gehalten werden. Erst mal mitnehmen in den handlichen Kofferkäfigen und dann schauen, ob nicht ein besseres Leben auf sie wartet. Mit Tim und Anja in den Baumarkt fahren und Maschendraht kaufen, dann aus dem Unterstand bei Timo eine Voliere bauen, in der sie alle zusammen fliegen können und dann weiter überlegen. Kann man ja zum Winter hin eine andere Lösung finden. Mit so vielen Helfern ist man unschlagbar. Dann bauen wir es eben wieder zurück und Claudia kocht Dal und backt einen Kuchen mit ganz viel Butter und Mandeln um alle zu stärken. Das geht schon. So ist das Harz-Gefühl – ein wenig nach Wunder und unschlagbar. Ein bisschen Ewigkeit. DANKE.