Jetzt musste es aber doch sein, weil ich seit ca. 1,5 Jahren mein angemietetes Atelier nicht mehr nutze und dieses Mal Miete abdrücken wurmt mich. Das muss dann nicht sein. Es gibt dort zwar auch Lehrerinnen, die es nur als Lager anmieten, aber hier will ich mich nicht einreihen. Es war ein Gemeinschaftsatelier mit einigen Wechseln in der Zusammensetzung und die Wellenlänge stimmte nicht mehr oder ich war zu faul, wie auch immer. Vielleicht ist die Zeit für mich auch vorbei, weil ich den Schmuck wenigstens trage, aber so viele Leinwände nicht hängen kann und da auch keine richtige Zukunft für mich sehe. Es war wohl nur die Exkursion einer Autodidaktin, aber es hatte seine Berechtigung. Ich drückte mich jedenfalls vor der Räumungsaktion und Samstag war es so weit. Heldenhaft hat mich mein Mann, der echt gut tragen kann, unterstützt und mit dem Rollwagen, in gebückter Körperhaltung eine Wanne voller Farben, zwei Kartons darauf und oben eine große Collage zu Fuß nach Hause transportiert unter ständigem Ausbalancieren. Ich bin insgesamt 3 x mit dem Fahrrad gefahren und war auch schwer bepackt u.a. mit einem kleinen ausklappbaren Beistelltischchen und irgendwie auch stolz auf meine Eselqualitäten. Wenn man es gewohnt ist, alles auf dem Fahrrad zu transportieren, ergeben sich diese Fähigkeiten. Dann erst mal eine Runde im Keller ausmisten und wie Stephan feststellte, kann ich nichts wegwerfen, aber ich kann es zumindest freigeben zum Wegwerfen und die Drecksarbeit müssen dann andere erledigen. Lauter verdrecktes, altes Zeugs, Rosendünger, verrostete Sägen, Gartenschirmchen und Glaslampen, die mir nicht gehören und irgendwie da rein geraten sind. Da war das aussortieren und aufräumen nicht schwer. Dann durchsortieren und einen Sack Kleidung selber in die Luke des Containers werfen, ein Befreiungsschlag. Was verändern, was sich nicht mehr gut anfühlt ist super. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und hilft zu leben“, große Worte, die meine Oma immer gerne zitiert hat aus Stufen von Thomas Mann, auch wenn sie hoch gegriffen sein mögen, gehen sie mir durch den Kopf.
Ich habe jetzt eine kleine Stelle vor einem Fenster, eine Nische frei gemacht und das Tageslicht war mir das Wichtigste. Dort standen bislang Blumenerde und Blumentöpfe. Die Wände bröseln, aber der Keller ist 2,70 hoch und nicht so schlecht. Dennoch hat mir mein Mann wieder eine große Liebeserklärung gemacht. Er will nicht, dass meine gebastelten Sachen in den Keller kommen, hat Angst vor Zerstörung durch Feuchtigkeit und sagt dann sinngemäß: „Schatz, jetzt wo Du die anderen Zimmer alle okkupiert hast und sie total voll sind, mache ich Dir in meinem Zimmer noch etwas Platz für ein Atelier“. In seinem Arbeitszimmer war tatsächlich mal mein Atelier, als wir in das Haus nicht einziehen konnten, weil die Miteigentümer sich gegen die Sanierung zur Wehr gesetzt haben und Gerichtsverfahren anhängig waren, da hat meine Freundin Sunla gesagt, wir machen ein Sommeratelier, um die Wohnung wenigstens etwas zu nutzen und das war auch so ein herrlicher Befreiungsschlag. Jetzt will ich ihm aber nicht auf die Pelle rücken und will eine andere Lösung, außerdem finde ich den Keller nicht so schlecht und immer wieder wird mir was von tollen Lösungen mit Tageslichtlampen erzählt. Ich möchte auch gerne wieder ein Atelier außerhalb des Hauses, aber nicht zur Miete, ein kleines, schnuckeliges Hinterhaus in Linden oder ein Kiosk oder eine Gästewohnung in der Nähe, die ich einrichten, sprich vollstellen und dann auch zum Basteln nutzen kann. Träumen darf man ja. Das Beistelltischchen ließ sich übrigens prima zur neuen Hausbar um dekorieren und ich habe es heute endlich geschafft das gemeinschaftliche Testament mit Daten 26.04., welches ich verfasst habe einmal handschriftlich abzuschreiben. Das wäre also auch geregelt. 
Messies mögen keine Veränderungen
					Schreibe eine Antwort