18.09. „Gottes Friede, der höher ist als alle Vernunft“ steht über mehrere Zeilen verteilt an der Hausfassade des Fachwerkhauses mit bunten Schnitzereien dazu. War mir noch nie aufgefallen. Wir trennen uns in der Altstadt und ich soll das Messer abholen vom Marstall, was mein Mann zum Schleifen gegeben hat (habe schon ein schlechtes Gefühl und denke, er sollte es zu Ende bringen). Die Frage nach einem Abholzettel wird verneint und ich sage noch, komisch. Man bekommt doch immer einen Zettel, wie sollen die das sonst zuordnen.
Es fängt schon scheiße an. Sie unterhält sich mit einem Typen und ich höre beim Rad abschließen gerade wie die da erzählen würden, „dass die ganzen Österreicher und Tschechen mit Busen über die Grenze kommen und unsere Pilze plündern´“. Kennt er das nicht? Das sei ganz leergepflückt, aber sie wäre auf 1600 m gegangen und hätte Steinpilze gesammelt und damit immer ein Omlette gemacht. Also das Frühstück wäre am besten gewesen. Ich will ein Messer abholen auf den Namen Arnhold. Sie: „Ganz ruhig, hier sind ganz viele Kisten, die noch nicht ausgepackt sind“. Ich: „Ich bin geduldig“ und nehme mir einen grünen Pfefferminz-Schoko Bonbon von denen, die auf dem Tresen stehen. Auf Nachnamen machen sie eigentlich nur bei Köchen und so. Ich hätte mich auch gewundert, sage ich. Ist ein japanisches Messer und sollte am 8. oder so fertig sein. Sie: Ich kann hier nicht reinschauen, die sind eingepackt. ich: „Wir hatten schon andere da, auch eine Schere und die sind auch abgeholt worden“. Ja und warum nicht alle zusammen mit den Scheren oder wurde das gebracht als die anderen abgeholt wurden. Es war nur eine Schere, eine Handschneideschere und ja, wahrscheinlich. Was war es denn für eines? Es muss ein kleineres gewesen sein, weil das größere ist zuhause. Sie schaut weiter durch und in den Kisten sind offene Messer zu sehen. „Es sah so ähnlich aus wie das, von der Größe her“, kommentiere ich. Sie: „Ja, aber da steht ein anderer Name und nicht der von dem Mann oder der Frau, den Sie gesagt haben“. Ich: „Sie hatte nach dem Messer gefragt und ich dachte, es hilft beim Suchen, wenn Sie die Größe kennen“. Findet es in der Schublade und triumphierend: „Es gab doch einen Zettel“. Jetzt reicht es mir langsam. Wenn mein Mann, mit dem ich 30 Jahre zusammen bin mir sagt, er hat keinen bekommen, dann ist das so und was ist das für ein Beweis, wenn bei ihr ein Zettel dran klebt, dann heißt es automatisch, dass ihm einer mitgegeben wurde oder was?? Ich kenne Zettel und Dienstleistung und gebe meine Schuhe zum Schuster z.B. und was weiß ich, was sie hier für ein Ordnungssystem hat. Sie lässt nicht nach und die Unterstellungen gehen weiter. Sie kennt das schon, man war in der Stadt und der Zettel ist zuhause. Ich kontere weiter: Die Abholung war aber geplant. Sie reißt den Zettel ab, er zerreißt dabei und sie klebt ihn recht schlecht mit Tesa wieder zusammen und ich soll auf der Rückseite unterschreiben. Langsam liegen ihre Nerven blank, das merke ich. Sie muss sich von mir nicht beschimpfen lassen und will noch nicht mal Geld von mir „gehen Sie mit Gott, aber gehen Sie“. „Jetzt muss ich den Zettel 30 Jahre aufbewahren, weil Sie den zweiten nicht hatten“ ruft sie mir hinter her. Krass. Habe ich jetzt Hausverbot bei der Schleiferei? Sie hatte eine hässliche Modeschmuckkette in den Deutschlandfarben um. Das war mir gleich unangenehm aufgefallen und Nazis sollen nicht meine Messer schleifen. Ich sollte mir selber so ein Schleifstein besorgen und das mal lernen. Von lauter so Leuten abhängig zu sein, macht mich krank. Schild von der guten alten Zeit und die Dinger werden von irgendwo angeliefert.
Ich beichte den Vorfall und Stephan: er hatte doch einen Zettel, aber den verloren und schon überall gesucht. Das hat er mir aber nicht verraten und es wäre mal eine entscheidende Info gewesen. Als ich nach dem Zettel fragte, kamen die Worte „verloren“ oder „verlegt“ nicht vor. Ich habe ihn verteidigt und geschworen, er hätte keinen. So wie ich es verstanden habe.
19.09. Wir suchen Blumen aus für Larissa in dem Laden auf der Limmer. Da waren wir seit über 25 Jahren nicht drin und die Frau arbeitet da, die schon zu unserer Hochzeit dort als Angestellte gearbeitet hat. Er entscheidet, weil er das besser kann. 2 Sorten, ganz Ikebana. In Orange. Gerbera und Disteln. Kein Grün, nicht rund binden, so die Vorgaben. Aber sie kann sie ruhig schichten. Nein, nicht der Höhe nach, nicht stufig schneiden, sondern mischen, dass nicht die eine Sorte auf der einen und die andere auf der anderen ist. Oh weia. Stephan vermutet schon das nächste Hausverbot, was mir droht. Er hatte gerade vor 5 Minuten beim Durchschauen seines Portemonnaies im Sitzen bei einem Falafelteller groß für 4 €, dem Wochenangebot, den dünnen, handgeschriebenen Abholzettel für das Messer gefunden. 3,90 € hat sie mir geschenkt. Ich finde, dass muss er selber wieder in Ordnung bringen.
Nedlin 19.09.2018