Neuer Server als Geschlechtskrankheit

Von dem vergangenen Wochenende kann ich nicht sonderlich viel berichten. Samstagabend waren meine Schwiegereltern und meine Schwägerin zu Besuch und es gab Rösti mit geräuchertem Lachs und Meerettichquark. Ein angeheiratetes Familienmitglied, welches schwere Schuld auf sich geladen hat, ist wohl verstorben. Dadurch, dass man keinen Kontakt hat, erfährt man vom Todesfall durch die Dorfgemeinschaft und ist erleichtert über die Nachricht. In die Spätvorstellung Kino schaffen wir es nicht und gehen lieber ins Bett. Denn es ist wieder Bastelmarathon angesagt. Sonntag will ich doch mal raus und wir gehen ins Kino. Finsterworld im Koki um 16 Uhr. Was für eine geniale Uhrzeit, gerade in den Wintermonaten für einen Sonntagskinobesuch und das denken sich auch andere. Die Bude ist voll von Bildungsbürgern. Manche kenne ich aus Studienzeiten und sie sind längst in Amt und Würden und gehen mit der Gemahlin ins Kino. Vorher halten wir bei Urfa Sofrasi und essen Pide, Grillfleisch und Künefe in weniger als 30 Minuten. Die Bedienung hat den Auftrag verstanden und setzt ihn konsequent um. Der Film gefällt mir, jetzt nicht übermäßig, aber schon sehenswert. Die Schauspieler sind überwiegend sehr überzeugend und die Geschichte an sich auch gut und mal nicht so gradlinig, langweilig erzählt, wie sonst gerne im deutschen Kino, sondern so Parallelgeschichten und auch die Doppelseitigkeit der Charaktere gefällt mir, Täter und Opfer zugleich. So wie es halt auch ist.

Die Woche plätschert so dahin. Montag hält mich mein Eilverfahren auf Trab. Wie es ausschaut hat mein Betreuter, der Untersuchungshäftling, doch Anspruch auf 38,- € Taschengeld monatlich und nicht 28,- € und sie wollen 30,- € nachbezahlen. Für ihn ist das eine Erleichterung und ich wundere mich trotzdem über den Aufwand, den ich deswegen betreiben muss. Die waren der Meinung, dass sie ihm bis Jahresende nichts mehr zahlen müssen und es gar nicht sein könne, dass er finanziell auf dem Schlauch stehe, sonst habe er wahlweise die Betreuerin was falsch gemacht mit der Geldeinteilung. Ich sage, weltfremdes und arrogantes Geschwurbel. Seit 10.07. sitzt er und konnte das erste Mal am 18.09. einkaufen. Da will ich den Sachbearbeiter, der das schreibt sehen in solch einer Lage. Meiner ist Raucher und den Fernseher muss er sich vom Knast mieten für 5,- € pro Monat zzgl. 2,- € für Strom. Wenn wir dann schreiben von den 111,- € hat er Schulden zurück gezahlt, will das Gericht wissen, wie, wenn er doch nur einkaufen war. Mein Gott, auch denen muss man die Welt erklären. Er schnorrt sich Tabak und die Mithäftlinge wollen das dann wieder. Schulden in Naturalien, Mann, Mann, Mann. Die Betreuerin soll ihm sein Geld einteilen. Das lohnt gar nicht bei der lächerlichen Summe und dadurch würde es auch nicht reichen. Ich will wirklich mal so einen Futzi vom der Widerspruchsstelle in gleicher Lage erleben, ob er dann auch der Meinung ist, das reicht alles lange Meter. Ach ja und wenn er was ansparen würde von dem lächerlichen Betrag, dann wird ihm das im Folgemonat als Einkommen angerechnet. So bringt man den Leuten wirtschaften bei. Abends Doppelstunde Sport. Das tut gut. Da kann ich immer etwas ablassen von dem Beamtenmief, mit dem ich mich tagsüber beschäftigen muss.

12.11. Wir sind mit einer alten Studienfreundin und ihrem Kollegen zum Mittagstisch im Abendmahl verabredet. Stephan will vorher zur Blutentnahme wegen seiner Blutwerte und erscheint nicht. Wir bestellen schon mal. Eine halbe Stunde zu spät kommt er dann und musste sei Rad schieben und lange Pflaster in beiden Armbeugen und sieht aus als käme er frisch aus dem Krankenhaus bzw. irgendwie auch wie der gekreuzigte Jesus in leicht abgewandelt. Die Gefäße liegen zu tief unter dem festen Bindegewebe und wenn er dann verkrampft, kommt erst recht kein Tropfen Blut raus. Es tut mir leid, dass man sich in so was derart reinsteigern kann. Ist vielleicht wie ich mit Zahnarzt, wobei ich es mir zu Herzen genommen habe und seit der Zahnreinigung tatsächlich Zahnseide benutze, weil ich ein besserer Mensch werden will. Stephan weiß genauso, dass es Quatsch ist, aber aus der eigenen Psyche kommt man nicht raus. Er will ein Praktikum in der Arztpraxis machen, damit das mehr normal für ihn wird. Mittagstisch im Abendmahl für 7,50 € kann man durchaus empfehlen. Es gibt 2 Gänge. Wir nehmen italienische Vorspeisen und Putenroulade mit Pfeffersauce und Kartoffel und Gemüse. Ist jetzt nicht superlecker, aber preis-leistungsmäßig völlig in Ordnung. Wir werden von der Bedienung gefragt, ob wir vom NDR kommen würden, was derzeit bei der Staatsanwaltschaft Hannover leichte Paranoia auslöst. Nachmittags hole ich meine neuen Röcke von Andrea ab und die sind so was von schön geworden. Für den weiß-roten mit dem gestickten Motiv hat sie genau einen passenden Knopf mit Folkloremuster in rot und silber. Der Hammer. Die Frau achtet auf jedes Detail.

Es ist so ruhig, weil Herr MRV keinen Ausgang hat und teilweise fixiert ist und mich nicht täglich von morgens bis abends bombardieren kann. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht.

Die neuen Stifte wurden geliefert in einer monströsen Verpackung. Ich leere sie erst einmal aus in meine alte, kaputte, aber viel kleinere Packung.

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Mit dem vielen schwarzen Schaumstoff werde ich noch was anfangen. Ein bis zwei Hütchen lassen sich daraus basteln. Das erste Hütchen bastele ich am Sonntag. Es heißt „Schwäne auf dem Ihmezentrum“ und ist echt auffällig, also damit will ich wohl wirklich angesprochen werden… Ich kann es wohl leider kaum tragen, ist mein Fazit. Höchstens mal kurz abends auf eine Vernissage.

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Mittwoch habe ich mal wieder einen Traum über den ich mich sehr freue. So lang und mit so vielen schönen Verknüpfungen. Das Zentralthema ist, dass Stephan auf ein Konzert gegangen ist und ich unser Hotelzimmer nicht wieder finde. Alles sieht gleich aus und ich irre durch das Hotel und tue immer so, als sei alles in Ordnung. Schaue mir dann Kunst im Foyer an um mein Verlorensein zu überspielen. Dann treffe ich unser Zimmermädchen und lobe ihre Arbeit, gebe mir aber keine Blösse, sie nach der Zimmernummer zu fragen. Dann fällt mir ein, dass es ein Foto von mir gibt, auf dem die Zimmernummer zu erkennen sein müsste. Es ist 444 und dann finde ich es trotzdem nicht, obwohl ich die Nummer weiß und irre auf dem Stockwerk umher. Auf einmal bin ich in dem Restaurant und obwohl ich keinen Hunger habe, setze ich mich zu einem großen, schwarzen Amerikaner (wie ein Baskettballspieler), der auf einem Sofa sitzt. Seine Frau und Schwiegermutter sitzen auf Sesseln daneben. Ungewöhnliche Eindeckung zum Essen gehen, denke ich mir. Dem erkläre ich dann alles und überlege, dass ich einen Nachtisch oder Käsegang noch nehmen könnte. Lass mir die Karte geben und schaue, ob es viel Chesterkäse als Käseplatte gibt, wenn hier so viele Amerikaner als Gäste sind, aber ich will eh was Süßes essen. Jetzt muss ich nur noch das Zimmer finden um mein Portemonnaie zu holen. Ich glaube, dass ich dann einen Angestellten frage und auch wach werde und denke, warum bin ich im Traum noch desorientierter als in Echt. Das ist ungerecht. Im Traum ist man doch ein Superheld und kann fliegen und hat bessere Eigenschaften als in Wirklichkeit und nicht noch desolatere Handicaps. Na ja, bei mir eben nicht. Ich fand den Traum trotzdem lustig und so was würde mir nicht passieren, weil mein Blindenführhund Stephan mich vor dem Konzert aufs Hotelzimmer begleiten würde.

Ich bin sehr deprimiert, weil ich mit BM schon an der 4 Gigabite Speichergrenze angekommen bin. Ich ziehe meinen Kollegen zu Rat und er bestätigt mir 1117 Bilder seien sehr viel und ich müsse mich nach einem anderen Tarif mit mehr Speicher erkundigen. Ich bin niedergeschlagen, weil ich denke, auch der wird dann irgendwann voll sein und spamme ja wohl alles zu? Sollte es das schon gewesen sein mit Buttermusch nach 3 oder 4 Monaten ist jetzt Schluss. Ich habe keine Ambitionen mehr, was zu schreiben und überlege aufzuhören. Ja, so leicht kann man mich frustrieren.

Bei der Arbeit erfahre ich auch, dass Morgen der neue Server angeschaltet wird und man dann von 8 – 16 Uhr nicht an den Rechner kann. Und zwar so nebenbei von der Steuermitarbeiterin. Ich hatte den mit Fragezeichen eingegebenen Termin im Google-Kalender nicht ernst genommen. Praktisch freier Tag, unfreiwillig, aber man muss das Beste daraus machen. Morgens gleich ins Café, in die Bar? Ich plane schon mal ein paar Außentermine. Frau P. hat mich auf ihren Geburtstag aufmerksam gemacht und ob die Tochter wohl aus Hamburg kommt. Ich sage, sie soll sie selber anrufen und ihr sagen, dass sie sich freuen würde. Ich komme mir blöd vor, sie anzurufen  und ihr zu sagen, übrigens, ihre Mutter hat Morgen Geburtstag. Dann will sie wissen, was passieren wird. Ich rufe das Heim an. Von denen gibt es Blumen und ein Geschenk und ich frage, ob man Torte einkauft, wenn sie das will. Das wird bejaht. Dann rufe ich sie wieder an und sage nichts von den Geschenken wegen Überraschung, frage sie, ob sie nicht einen ausgeben will. Sie sagt, dass man an seinem Geburtstag doch Geschenke bekommen würde und ich sage, ja, aber man gibt auch einen aus, ob sie das nicht kennen würde und das ist wie ein Geschenk, weil die anderen mit einem feiern. Die Tochter kommt und wir wollen in die Wohnung wegen Fotoalben gucken und ich organisiere den Schlüssel von der Diakonie und organisiere, dass der Klostuhl aus 2008 endlich abgeholt wird.

Abends beim Yoga meditiere ich und der Fuß ist vorher schon eingeschlafen, aber es gelingt mir das zu ignorieren. Ich spüre meine Extremitäten nicht so und bin nur im oberen Bereich meines Körpers, d.h. Bauch oder Rumpf oder Kopf. Danach ist es natürlich ganz schmerzhaft, aber ich denke, toll, bald kann man mich operieren in dem Zustand. Die Yogalehrerin redet sehr viel, was ich als hinderlich empfinde. Die eigenen Gedanken kann ich ausschalten, aber dann kommen ihre Tipps, das Herz zu öffnen oder alles zu lieben, „ob bekannt oder unbekannt“ und ich denke: Klappe halten, aber anderen Schülern hilft die Anleitung. Es geht bei ihr immer um Wünsche und Dankbarkeit und ich denke, bei mir geht es in der Mediation um Auflösung des Ichs, Zustand der Wunschlosigkeit, den zu erreichen und auch Dankbarkeit hat wieder was mit Wünschen und Ego zu tun und darum geht es dabei gar nicht für mich. So koche ich hier mein eigenes Süppchen.

14.11.Schönes Wetter, erst Büro, etwas telefonieren. Der Mann im Flur, der mich am Arbeiten hindert nervt und ich sage zu meinem Kollegen bezogen auf den Server, dass Geld ausgeben doch Spaß machen müsse und das hier aber so gar nicht der Fall sei. Dann mit Stephan ins Wilhelm-Busch-Museum einen Kalender abgeben. Ich fahre zu meinem Klostuhltermin und er kauft für Herrn W. einen Fernseher. Der reißt sich derzeit fast täglich die Kanüle aus dem Hals und dabei hat er einen mit Gegengewicht, die tiefer sitzt, weil der Tumor immer größer wird. Er bekommt Luftnot und zieht die, dann Krankenhaus. Der Typ tut mir so leid und auf seinem Taschengeldkonto stapelt sich das Geld. Ich spreche die Tage mit einem Pfleger, mit was man ihm eine Freude machen könnte. Essen kann er nicht mehr, sprechen kann er auch nicht mehr. Ich sage, Blumenabo oder eine Stripperin, er solle mal kreativ sein. Die Stripperin auch mit Ganzkörperlatex wegen seines Orsa-Keimes. Dann kommen wir wieder auf Fernseher. Er hat einen, der gehört ihm aber nicht und ich denke, anderes Gerät kaufen, bringt ihm auch keinen Vorteil. Dann erzählt mir der Pfleger aber, dass seiner keine Fernbedienung hat und er immer bettlägerig wird und daher will ich Abhilfe schaffen. Stephan bringt den Fernseher direkt ins Heim, so dass weniger als 2 Stunden später einer da steht. Das ist wirklich eine gute Tat und die Betreuerin war mal wieder so schnell, dass die das gar nicht glauben können. Mein Termin läuft weniger erfolgreich, weil die Diakonie sich verguckt hat und doch keinen Schlüssel mehr für die Wohnung hat. Die neue Betreuerin der Herrn K., der nicht mehr zurück soll/kann in die Wohnung hat die Schlüssel. Tolle Wurst. Ich sage, jetzt dürfen sie sich um den Klostuhl und angeblich wollen sie das tun und ich bekomme dann die Abholquittung. Da bin ich mal sehr gespannt. Frau P. ist beim Mittagessen und ich werde gefragt, ob ich ihr helfen können beim Essen, wenn was nicht klappt, also wohl sie füttern. Wie machen die das, wenn ich nicht da bin? Es liegt ein Pamphlet aus mit einer Geschichte, die mir gefällt. Irgendwas in der Art, dass ein Rabbi Himmel und Hölle sehen will und erst wird er in einen Raum geführt mit einem Kochtopf in der Mitte mit leckerem Essen darin um den die Menschen sitzen. Sie sehen alle mager und elend aus und haben lange Stiele an den Löffeln, so dass sie das Essen nicht zum Mund führen können. In dem anderen Raum wieder derselbe Topf in der Mitte und Menschen darum versammelt, die lange Löffel in der Hand haben, aber alle lachen und sind wohl genährt, weil sie sich mit den langen Löffeln wechselseitig füttern. Ja, da steckt viel Weisheit drin. So einfach ist das. Die Tochter kommt verspätet an, aber auch und ist sehr befremdet im Umgang mit der eigenen Mutter. Sie weiß nicht so recht, wie mit ihr umgehen, da bin ich schon fast vertrauter. Das ist traurig. Dann kommt noch eine Frau vom Besuchsdienst, die meine Betreute wohl schon lange kennt und ich verabschiede mich langsam. Draußen ist die Kaffeetafel schon gedeckt und kleine Sektgläschen stehen auch schon bereit. Ich fahre Richtung Linden. Es ist 10 vor 1 und ca. 1 wollte ich Stephan nach seiner Saturn-Hansa-Mission treffen. Er ruft mich von der Telefonzelle an. Das Timing zwischen uns ist mal wieder perfekt. Bis gleich bei Pio. Es ist knallvoll und mein Mann kommt nicht. Habe ich ihn innerlich zu früh gelobt. Er war zu Mio Mio gefahren. Es gibt leckere, riesige gefüllte Nudeln mit Spinat und Ricotta, die bis abends knallsatt machen. Stephan ist beim Gericht Christian Wulff direkt in die Arme gelaufen oder umgekehrt, der mit 2 Leibwächtern zu einem Nebeneingang wollte an einer ganz schmalen Stelle, Flur des Landgerichts. Ich werde nach dem Essen auf mein Hütchen angesprochen, so welche gäbe es in New York in einem Atelier. Ah hah, sage ich. Ja, selbst gemacht. Nein, hat keinen Namen. Könnte ich aber sofort nachliefern denke ich mir dann. Die Babuschka auf den goldenen Bällen oder so. Nachmittags ist wieder Geldabholzeit. Ein Termin kommt, der andere nicht. Frau K. kommt und Elisabeth nicht. Bei Frau K. wurde das Insolvenzverfahren eröffnet und sie hat ca. 220,- € zu viel auf dem Konto. Ich hoffe, der Insolvenzverwalter gibt das frei, sonst haben wir umsonst gespart. Sie wohnt in einem 4-Bett –Zimmer in der Frauenunterkunft und braucht das Geld für eine Mietkaution, schreibe ich ihm. Ich bin auf die Antwort gespannt. Die Pfändungsgrenze liegt bei 1.045, € pro Monat, aber ihre Einkünfte liegen weit darunter bei weniger als 700,- €. Der Überschuss ist hiervon angespart worden, weil sie von keinem Amt ein Darlehen für die Mietsicherheit bekommen wird. Wenn der Insolvenzverwalter das Geld für die Gläubiger vereinnahmt, würde das meinem Rechtsempfinden widersprechen, aber das wäre auch nicht das erste Mal.

Dann noch ins Autohaus und die 20 Essengutscheine abgeben. Das war der lustigste Vergleich meiner Karriere. Zur Abgeltung der Klagforderung gibt es Gutscheine für Eintopf. Ich rufe vorher an, wer zuständig ist und treffe den Chef des Autohauses. Ich sage, hier steht eine Waschmaschine, die können wir prima als Schreibunterlagen benutzen und Sie quittieren mir bitte den Empfang der liebevoll laminierten Gutscheine und dann sage ich ihm, dass ich im Showroom unten ganz alleine war mit den Autos und das war fast unheimlich und er fragt: „fahren Sie Auto?“. Guter Verkäufer, aber da kann ich nun wirklich beim besten Willen nicht aushelfen als Nichtführerscheininhaber und Überzeugungsradfahrerin. Ich glaube an die Abschaffung des Individualverkehrs, aber das musste ich ihm nun nicht auf die Nase binden. Ich verabschiede mich nur so und freue mich immer neue Räumlichkeiten einmal von innen gesehen zu haben an denen man jahrelang vorbei fährt. Es gibt einen anderen Blick auf die eigene Stadt.

Ich mache früh Feierabend.

Abends gehen wir auf die Vernissage einer Freundin, kommen aber zu spät und sehen die Performance kaum noch. Es sind so Bekannte da und ich merke, dass man etlichen Leuten auch echt nichts zu sagen hat. Bei einigen finde ich das fast schade. Eine Bekannte finde ich einfach unsympathisch und freue mich, wenn ich sie nicht mehr sehe, auch wenn es früher gemeinsame Abende gegeben hat. Vielleicht passen zwei egomane Frauen einfach nicht gut zusammen. Ich finde sie oberflächlich und harsch und will mir ihr nichts zu tun  haben. Anderer Lebensstil, anderer Geschmack in allen Bereichen des Lebens und auch einfach mal den Altersmut das zu erkennen und es nicht weiter zu versuchen.

15.11. Rechner ist noch nicht fertig installiert, obwohl mein Kollege mit dem teuren Arbeiter bis nachts um 23:30 Uhr in der Kanzlei war. Er tut mir leid. Er ist geduldig und ich wäre bei dem Typen schon ausgeflippt. Ich fahre zum Fachbereich Senioren und lass mich beraten, was es für Demenz und Seniorenbegleitdienste für meine Neue gibt, auch wenn sie am Telefon immer sagt: „jetzt lasst mich doch in Ruhe, Kinder, ich hab doch noch keinen Blödsinn gemacht, ich will doch nur in Ruhe gelassen werden“ und mehr oder weniger alles ablehnt, was ich ihr vorschlage. Auf dem Rückweg hole ich meine Buttonstanze wieder ab.  Mein Kollege schlägt dem PC-Fredi immer vor, eine Checkliste zu machen. Der ist aber auch beratungsresistent, weil er über die Hälfte der Sachen immer vergisst und das einfach nicht beherzigt und diesmal ist es genauso. Als er sich verabschiedet Freitagmittag sind meine Drucker nicht angeschlossen. Ich denke, wie geht so eine Installation in einem Großraumbüro mit 500 Mitarbeitern? Die Software-Updates machen mich schon immer fertig. Die Benutzeroberfläche ist wieder anders, alles neu. Die Schritte, die man gehen muss, leicht abgewandelt. Ob mir das bitte einer erklären kann, warum das immer so ist. Software Update und man muss alles neu lernen. Das ist hinderlich. Das ist wie Auto in die Werkstatt bringen und Gas und Bremse werden ausgetauscht. Das will doch keiner? Warum machen die das? Dann gibt es noch ein kleines Detail, dass wir alle von unterwegs und zuhause die Emails nicht abfragen können. Da muss man selber drauf stoßen und der Rechnertyp kommt nicht auf die Idee, dass dieses Detail stören könnte oder er es ansprechen sollte. Wie soll das gehen, wenn ich demnächst 6 Tage in London bin. Das ist meine Verbindung zur Arbeit. Hallo? Die Wut auf den Typen staut sich und alles muss mein armer Kollege aushalten. Ich sage zu der Steuermitarbeiterin. Neues Server kommt mir vor, als hätte mir einer eine Geschlechtskrankheit für teures Geld aufgequatscht so nach dem Motto: „wenn Se erst mal den Tripper haben, werden Se gar nicht wissen, wie sie ohne leben konnten“.

Sport und dann nach Hause und um 21 Uhr in die Weinbar (hier bekommen wir Einladungen für eine andere Vernissage kommenden Freitag, aber da sind wir schon verabredet, mal sehen) und nach langer Zeit mal wieder ins 11 A. Der Chef begrüßt uns mit Handkuß und es gibt außerhalb der Karte Gänsestopfleber und im Ganzen gebratenen Fisch. Beides sehr lecker. Ein sehr lauter Geburtstag feiert und beschallt alle mit Gröllliedern. Eine Frau bekommt einen Kicheranfall. Ein bisschen Kindergeburtstag. Vorne im Raucher ist der Stehtisch mit Männern besetzt. Einer sagt, wer so ein Hütchen trägt, wolle wohl angesprochen werden. Ich darauf, nö, es gefällt mir halt. Ob es von Astrid sei? Manchmal denke ich auch, die haben keine Augen im Kopf, die Männer und sage ihm das auch.

Das Emailfach ist kahl und leer und ich kann keine Emails abfragen das ganze lange Wochenende. Das ist ein Gefühl der Unvollständigkeit und Abgeschnittenheit, aber ich halte mich, wie immer mit Basteln beschäftigt, außerdem packe ich schon für London. Zu früh, zu viel, ich will doch Kekse einkaufen en masse. Immer wieder dasselbe. Ich habe ein Londonhütchen schon vor Monaten gebastelt. Thema: Movember. Spültuch aus Koppenhagen. Na, wenn ich da mal nicht wieder drauf angesprochen werden will….

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Samstag feiert ein lieber Freund seinen fünfzigsten Geburtstag nach. Das Büffet ist köstlich und die Wohnung total auf Feier umgebaut inklusive einer Cocktailbar an der seine Mitbewohnerin den ganzen Abend über hantiert und leckere Drinks macht. Gute Gespräche, Gäste waren vor einigen Jahren in Brasilien und erzählen davon und ich komme mit der Frau meines Kollegen, die ich sehr selten sehe ins Gespräch und sage ihr, dass ich mich auf die Büroweihnachtsfeier freue und ihr eine Tasche aus Paris schenken will, die ich nicht nutze und von der ich denke, dass sie besser zu ihr passt. Ich tanze ganz kurz. Das Geburtstagkind ist offen und umarmt die Gäste, auch mich und sagt persönliche Dinge und mir wird klar, dass ich zu dieser Clique noch nicht so lange dazu gehöre, aber sie jetzt eine große Rolle für mein Leben spielt. Viele kommen aus Hannover und kennen sich schon vor der Schule. Ein Fotobuch vom vierzigsten Geburtstag des Gastgebers macht die Runde und dort wurden die Gäste mit Zetteln, auf denen sie schreiben sollten, woher sie das Geburtstagskind kennen vor einer Mustertapete abgelichtet. Wir sind noch nicht dabei. Heute ist dieser Freund jedoch eine wichtige und sehr wertvolle Person für mich und unersetzlich in meinem Leben, so dass ich ihm am nächsten Tag schreibe, dass es nicht sei wie Knast bei einer Haftstrafe und nur auf die Dauer ankomme bei einer Freundschaft und ich mir einbilden kann mit ihm zur Schule gegangen zu sein so verbunden fühle ich mich und das nach weniger als 10 Jahren. Das ist beachtlich und ich fühle mich gesegnet durch diese Freundschaft, die mir schon so viel gegeben hat. Auch mein Kollege, der leider krank im Bett liegt ist nach meinem Mann vielleicht in männlicher Hinsicht das Beste, was mir im Leben passiert ist, weil meinen Vater nehme ich mal aus, weil dem bin ich ja passiert, den Kollege kenne ich auf einer Freundschaftsebene noch nicht so lange. Im Studium kannten wir uns nur vom Sehen und unter ferner liefen und heute kann ich von Glück sagen, dass er schwierige Frauen ab kann und sich mit Technik auskennt, weil die meisten Berufskollegen von uns sind ähnliche Analphabeten wie ich und dann wären wir richtig aufgeschmissen. Hinzu kommt die menschliche Komponente, das ich ihn schätze und gerne mit ihm zusammen bin, was das Arbeiten sehr angenehm macht. Das ist besser gar nicht vorstellbar. Ja, ich kann nur ein Loblied auf mein Umfeld singen. Meine Nähfreundin, die an diesem Abend auch dabei ist, zählt dazu. Die Annäherung war da und wurde auch ein paar Jahre unterbrochen und jetzt ist sie wieder da und ich genieße sie. Auch wenn ich nicht aus Hannover komme, bin ich hier doch angekommen nach 25 Jahren und das ist sehr schön und ich will nicht weg, nur immer wieder kurz zum Verreisen….

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