Remington and the curse of the Zombiedings

23.10. Der Herbst ist schön vor unseren Fenstern.

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Morgens ruft noch mal Herr MRV an und will noch mal wissen, wo er den Ausweis herbekommt. 100 mal habe ich es ihm das erklärt und bin ungeduldig mit den Worten, ob wir uns jetzt täglich sehen würden. Viel machen, wenn es darauf ankommt, aber auch auf Abstand halten mit aller Deutlichkeit, das ist meine Devise.

Ich bekomme die entwerteten Sparbücher über knapp 31.000,- €. Hat alles gut geklappt, zumal die Grundsicherungsleistungen des Mandanten zum 01.11. auslaufen und er erst mal von seiner Erbschaft leben wird.

Nachmittags habe ich einen Termin beim Kollegen in der Innenstadt, der meinen russischen Alkoholikerbetreuten strafverteidigt. Am 03.12. ist Verhandlung. Ich bin in London. Heute ist Vorbesprechung. Er sitzt mit seinem Kumpel im Wartezimmer, hat ein dickes Auge mit Schnittwunde in der Augenbraue und ist betrunken, sein neuer Job wurde gekündigt und er braucht 100,- € von mir um seine Schulden bei einem Kiosk in Bückeburg zu begleichen. Ich sage, dass ich ihm kein Geld mitgebe in seinem Zustand. Ich werde das Geld an den Typen überweisen. Wie heißt der denn, will ich wissen. Nee, das klappt nicht. Ob ich so türkische Läden mit türkischen Typen kennen würde. Ich: äähh, ja. Nützliche Unterlagen, wie seine Kündigung fürs Jobcenter hat er nicht dabei. Ich lasse mir seine Fahrkarte für heute zeigen. Der Typ, Marke kleine Boxer mit großem Ego. Alles immer kein Problem. So einen Job, findet er Morgen wieder oder er arbeitet schwarz. Ich sage ihm, dass er beim nächsten Job für seine Freundin mitbezahlen darf wegen Bedarfsgemeinschaft und die sich lieber eine eigene Wohnung suchen sollte. Dann wären sie finanziell besser gestellt. Er darauf, wenn er ein Steak hat, soll sie auch eines haben. Als wir beim Strafverteidiger drin sind, geht es darum, dass seine Bewährung vermutlich widerrufen wird und er dann mindestens 6 Monate in den Knast geht. Das ist ihm egal, sagt er, man merkt aber, dass er Schiss hat. Es geht um Ladendiebstahl. Es gibt Bilder der Überwachungskamera. Er kann sich nicht erinnern, weil er vermutlich einen Filmriss hatte. Er klaut nur, wenn er betrunken ist. Warum haben sie ihn nicht vor Ort festgehalten und angesprochen, lautet seine berechtigte Frage. Das wird der Kollege Strafverteidiger dann in der Verhandlung klären. Zum Schluss muss sein Freund, den ich schon kenne und der nüchtern ist, mir versprechen, dass das Geld beim Kiosk-Mann landet und er das beaufsichtigt. Mein Betreuter, der mich sehr mag und in betrunken zu leichter Distanzlosigkeit neigt sagt immer wieder, dass ich nicht sauer sein soll auf ihn. Er schickt mir die Sachen zu. Kündigung, Monatsfahrkarte und Foto für die Krankenkasse. „Ich mag Sie mehr, als Sie wissen“. Doch, das weiß ich schon. Beim Verlassen der Kanzlei wird mir dann viel die Tür aufgehalten, weil sie sind Gentlemen, wie mir die Herren erklären. Herr W. bemerkt sofort mein neues Fahrrad, was er noch nicht kennt. So betrunken kann der gar nicht sein, dass ihm das nicht aufhält. Was ist mit dem schwarzen mit dem Klackerteilchen dran? Ist das neu oder nur neue Lackierung, will er wissen.  

Wir treffen uns bei Piu mit M. und M. Ich übergebe zwei Mal große Kalender an diesem Abend, die nicht gescannt werden können wegen der Größe und weil auch zu viele private Fotos darin sind von den jeweiligen Freunden. Bei Piu haben wir mal Michael Thurnau oder Thürnau gesehen, der Typ, der Bingo-Umweltlotto macht. Wie es der Hannoveranerart entspricht, habe ich so getan, als würde ich ihn nicht kennen. Das fällt sonst auch auf einen zurück, wenn man Sendungen wie Bingo-Lotto kennt. Ich hatte ihn zuvor live auf der Infa gesehen, unfreiwillig. Er ist am Stehtisch gegenüber und isst eine große Portion Pasta. Dann ich alles abgeräumt und ein junges Pärchen trifft ein, die ihm diversen Sachen aus einer Mappe zeigen und wohl dienstlich mit ihm zu tun haben. Er lässt sich dann neu die Karte geben, ganz unschuldig von wegen, was gibt es denn heute und isst dann nochmal mit denen. Das fand ich damals sehr geschickt, obwohl ich denke, dass ich zu meiner Gefräßigkeit stehen werde, auch wenn es noch schlimmer bei mir werden sollte. Heute teilen wir uns jeweils eine Pizza und das Tagesgericht, italienische Fleischklösschen in Whiskysahnesauce mit Dreierlei Gemüse.  Draußen sitzt ein dicker mit seinem Freund auf der Fensterbank und raucht. Ich muss an mein Fahrrad ran und werde darauf aufmerksam gemacht, dass es so was wie Fahrradstellplätze um die Ecke gibt. Ich parke immer direkt vor der Tür bzw. dem Fenster. Unsere Freunde hingegen wissen sich zu benehmen.

„It get’s better“ ist ein thailändischer Film bei dem es um Ladyboys geht. Vorher wird noch Werbung gemacht für einen Kurs für Frauen, die männliches Gehabe üben wollen (ich habe vergessen wie das heißt). Der findet Samstagnachmittag statt und es sind noch Plätze frei. Stephan will mich anmelden. Ich sage, ich kann gut beibringen, wie man sich als Junge verhält bis ca. 5 Jahre. Diese Mischung aus Krawall und Heulsuse habe ich super drauf. Der Film ist größtenteils schmalzig, langweilig und unglaubwürdig. Mehrere Geschichte, die dann am Ende aller zusammen hängen, aber man kapiert es nicht und es ist auch unglaubwürdig. Die Schauspieler haben das Talent von Vorabendserien. Ein Typ, dessen Vater, den er nicht kannte einen Ladyboy-Club in Bangkok betrieben hat, wo Männer als Frauen auftreten und singen und tanzen. Der Sohn ist Erbe und verguckt sich in Ladyboys, aber dann doch nicht, weil er ein Problem dabei hat und sich irgendwie ekelt. Ein anderer wird ins Kloster geschickt von seinem Vater. Das ist dann der Nachtklubbesitzer in seiner Jugend.

Der zweite Kalender wird übergeben an Freundinnen, die noch nie einen hatten. Dann Spätvorstellung. Erst ein serbische Kurzfilm, der dafür recht lang ist (30 Minuten). Eine Dokumentation über einen transsexuellen Mann in Belgrad, der als Sexarbeiter Geld verdient und seine Nichte aufgezogen hat. Die Filmemacherin ist da und bekommt als Dankeschön nach dem Interview Blumen von Gabi, die den Film ohne Untertitel verstanden hat. Er gefällt mir sehr. Er hat was von der Ästhetik von Nan Goldin Fotos. Nicht nur das Metier, sondern auch die Essens- und Küchenszenen mit gebratenen Eiern, viel Weißbrot und immer Wurst oder Würstchen und Pommes und Tischdecken und Wandfliesen dazu. Der Mischlingshund der Hauptdarstellerin ist total schlecht erzogen und flippt immer aus, wenn sie eine Hormonspritze bekommt und muss ausgesperrt werden, aber auch sonst weiß er sich nicht zu benehmen. Die brauchen Cesar Millan und müssen lernen Pack Leaders zu werden, aber das gehört vielleicht nicht zu den zentralen Problemen, auf die der Film aufmerksam machen wollte.

Dann läuft „Bambi“ eine weitere Dokumentation über eine Frau, die als Jean-Pierre in Algerien geboren wurde. Der Mief der Kindheit. Sie liebt ein Kleid mit aufgestickten Punkten und sollte immer wieder ihren Namen sagen, den sie hasst und sich für Autos interessieren und dann ging es in die Schule und die Haare wurden abgeschnitten. Dann Freund, aber sie wollte nicht schwul sein, sondern die Frau, ein normales Paar. Das wurde als Verkleiden zurückgewiesen. Sie ist dann nach Paris und wurde in den 50er Jahren zum gefeierten Showstar und sah so was von überzeugend aus, dass die Kandidatinnen im Publikum nur staunen können und ich mich auch wundere. Die Haut ist hell und voller Sommersprossen und dazu ein tolles Gesicht und kleine Brüste, die sie gerne zeigt. Die Hormone haben hier echt Wunder bewirkt und auch ihre Haut, die nicht verrät, dass sie keine Frau ist. Sie lebt nur für die Auftritte und kennt Paris gar nicht. Das Wetter sei auch schlecht gewesen (nach Algerien). Sie macht dann Jahr später eine Geschlechtsumwandlung, lernt eine 180 m große Blondine kennen mit der sie jahrelang einen Show-Akt macht, in dem beide wie Schwester aussehen und vermutlich allabendlich auftreten, Moulin Rouge mäßig. Die kommen dann zusammen. Irgendwann beschließt Bambi ihr Abitur nachzumachen und studiert an der Sorbonne und arbeitet dann 29 Jahre anonym (d.h. niemand kennt ihr Vorleben) als Lehrerin. Mit der Uta ist sie immer noch zusammen und jetzt weit über 70. Jahrgang 1935. Ein eindrucksvoller Film wie eine starke Frau ihren Weg geht so ganz ohne Unterstützung z.B. aus dem Elternhaus. Das dagegen arbeiten kann auch stark machen genauso wie die bedingungslose Unterstützung. Offenbar ist es so.

24.10. Werde von allein um 7 Uhr wach. Versuche das P-Monster am Handy zu erreichen. Wieder nur Mailbox. Dann muss ich davon ausgehen, dass der Termin stattfindet. Um 20 nach 8 klingelt das Bürotelefon und eine metallische Bandstimme sagt den Termin ab: „Ha be Fie ber und ei ne Zin kver gif tung vo m Schwei ßen u nd mu ss den Ter min he ute lei der ab sa gen….“. Das war klar. Ich rufe vom Büro aus beim Wohnungsamt an und lasse mir bestätigen, dass sie ohne persönliche Vorsprache meines Betreuten nicht tätig sein können. Die Wohnung war schon zum 30.09. gekündigt und der Vermieter wird langsam ungeduldig, aber was soll ich machen?

Den ganzen Tag über ruft Herr MRV nicht an, was für eine Wohltat. Das ist fast so überraschend wie der Umstand, dass ich neulich aus dem Büro kam und dem „Schimpfer von Linden“ direkt in die Arme gelaufen bin und er hat nicht geschimpft. Das war so einer mit Zeitung unterm Arm, DDR-Dialekt und der hat immer besonders aufgedreht, wenn er mich gesehen hat. Das war zumindest mein Eindruck und ich habe die Begegnungen gefürchtet, vorallem wenn ich nicht schnell mit dem Rad flüchten konnte und jetzt auf einmal nichts mehr. Das war verblüffend und auch erholsam.

Mittags 11 A. Ein bisschen draußen sitzen bei dem herrlichen Wetter. Sonne ist leider nicht mehr da. Ich beichte Stephan, dass ich heute nicht mitkomme ins Kino. Ich schaffe das nicht. Sonst bin ich ganz unausgeschlafen und schlecht gelaunt in Frankfurt und das will keiner. Will dem Kollegen meine Karte andrehen.

Ich bekomme private Post in Gestalt einer Collagenpostkarte meiner Freundin Andrea, die ich für sehr gelungen halte:

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Bei Frau P. im Altersheim ist heute die Telekom und legt ihr den Anschluss. Ich rufe sie nachmittags an und wir telefonieren, was sehr schön ist. Sie wird immer klarer. Ich sage ihr, dass ihr Lebensgefährte Herr K. wieder von Kornkreisen spricht und sie: „der braucht seine Spritze“. Dass die Wohnung in Spanien verkauft wird, findet sie auch gut. Ja, ihre Tochter wird die nicht übernehmen und sie kann ja nicht mehr hin. Seit sie aus dem Messiehaushalt raus ist, wo Herr K. ihr immer Puddingteilchen zu essen gibt bei Diabetes, ist sie richtig fit. Das hätte wohl schon viel früher stattfinden müssen. Ich rufe die Tochter in Hamburg an um ihr die neue Nummer ihrer Mutter zu geben und sage ihr, dass die Betreuerin von Herrn K. die Wohnung kündigen will und wie schlau ich das gemacht habe, dass er den Mietvertrag übernommen hat und wir nichts mehr mit dem ganzen Zeug zu tun haben. Sie spricht von alten Fotoalben. Ich schlage vor, dass sie sich meldet, wenn sie in Hannover ist, aber zeitnah, ich dann einen Wohnungsschlüssel von der Diakonie hole und den Klostuhl abholen lasse und sie in der Zeit die Wohnung durchschaut nach den Fotoalben. Sie zu mir: „Melden Sie sich also wieder“. Ich: nein. Noch mal im Klartext: „Sie melden sich, wenn Sie es nicht tun, sind die Sachen weg in ein paar Monaten. Ich halte es nicht für schlau gegenüber der Betreuerin oder der Diakonie noch offiziell Besitzansprüche aus der Wohnung anzumelden. Möbel braucht Ihre Mutter nicht und ich habe im Schweiße meines Angesichts alle Frauenklamotten und den ganzen Schmuck rausgeholt und rübergeschafft sowie alle Bilder an den Wänden ihres Zimmers und die Tiffany-Lampe“. Oh Mann, diese Tochter nervt und macht nichts. Die ist unfitter als ihre bettlägerige Mutter. Was ist an meinem Plan so schwer zu verstehen? Und natürlich muss sie sich melden, wenn sie in Hannover ist und zwar mindestens 24 Stunden vorher, damit ich das mit dem Klostuhl organisiert bekomme.

Nachmittags treffe ich mich mit einem Betreuten aus Syrien beim Arzt. Der Typ war Jahrzehnte lang Taxifahrer und hat keinen anderen Wunsch im Leben als Auto zu fahren. Vor ca. einem halben-dreiviertel Jahr war er zuletzt in einer manischen Phase nachdem er die Medikamente abgesetzt hat, wollte sich einen alten Mercedes kaufen und mir ein neues Fahrrad. Dann Klinik. Seitdem ist es wieder ruhig. Der Facharzt hat ein Gehirnmodell auf dem Schreibtisch, mit dem ich spiele während wir warten. Auseinandernehmen traue ich mich nicht, weil ich es sonst vielleicht nicht mehr zusammen bekomme. Der Arzt sagt, auf die Frage nach Fahrtauglichkeit: was wollen Sie fahren? Straßenbahn? Ja, das geht. Auto? Das würde nicht gehen. Das hätte der Gesetzgeber ausgeschlossen. Das wisse ich ja als Anwältin. Das ging nicht wegen der Diagnose und auch wegen der Medikamente. Er schaut betrübt und ich frage ihn, wo das stehen würde in der StvO oder einem anderen Gesetz, weil ich es nicht kennen würde die Vorschrift. Außerdem sei Herr K. er sehr guter Fahrer und ich würde Jederzeit mit ihm mitfahren. Er sei sehr umsichtig. Dann heißt es auch einmal, na ja, er solle in einer Fahrschule 2 Probestunden absolvieren und schauen, was die sagen. An der Wand hängen ganz schlechte Bilder von roten Ferraris, schlecht gerahmt, wie Jugendzimmer oder Baumarkt sieht das aus. Ich zu dem Arzt, das wäre ja grausam, wie Alkoholiker behandeln und dann Jack Daniels Werbung an der Wand hängen haben. Ich bitte Herrn K. schon mal rauszugehen und frage den Doktor noch mal nach Elisabeth Taylor, die gerne wieder beim ihm Patientin werden wolle. Er reagiert vehement beim klang des Namens. Die will er nicht wieder haben. Die hätte die Mitarbeiterinnen so derbe beschimpft. Das ginge nicht.

Um 18:30 Uhr mache ich Feierabend und bekomme derart einen Energieschub angesichts der Tatsache, dass ich Morgen frei habe, dass ich nachdem der Nachbar sich den Schlüssel abgeholt hat für Ersatzmöbel für seine Feier am Wochenende, zu der wir auch eingeladen sind, aber nicht teilnehmen können, mich erst mal umziehe und meinen neuen zuvor frisch gemachten Divine-Button anlege zusammen mit einem schwarzen Rock mit einem Hundekopf im Schritt, der in diesem Zusammenhang eine symbolische Rolle spielt. Dazu einen kleinen Kapuzenpulli in Regenbogenfarben und mein Perlenhüttchen, eine Art Krone aus festem Schaumstoff mit den grünen Originalperlen (jetzt sind sie seit Jahren Lila). Als Stephan vom Sport kommt bin ich total aufgekratzt. Ich schaue alte Fotos durch für Nachbestellungen und noch weitere Kalender 2014 und überbrücke damit die Zeit.

Dann fahren wir erneut zu dem Freiluftkronleuchter in die Innenstadt. Markus hat uns Flyer bzw. eine Speisekarte vom Inder „Jewel of India“ und eine Visitenkarte von Iimori aus Frankfurt mitgebracht. Wie lieb. Ich erzähle Gabi, dass wir zuhause so schöne Blumen von ihr haben in Lila. Ganz herrlich und ich bin zuversichtlich, dass die länger halten, weil die einen sehen schon aus wie Trockenblumen und die anderen haben so kleine Perlen, also Beeren dran.

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„Remington and the curse oft the Zombiedings“ wird gegeben und ich freu mich, weil ich die Filmidee schon großartig finde. Ein Junge, der sich über Dragqueens lustig macht, wird von einer mit einem Fluch belegt, der ihn im Erwachsenenalter einholt. Ein Mann mit Maske spricht die Begrüßung. Der Film ist neben der Divine-Doku mein Lieblingsfilm des Festivals und bekommt meine beste Bewertung auf den Stimmzetteln für die Verlosung. Das Kind Remington deutet auf Schwule und ruft „Homo, Homo, Homo“. Dann geht er zu Beichte und vertreibt den Priester mit diesen Rufen aus dem Beichtstuhl. 15 Jahre später. Es geht ein Serienmörder um in der Kleinstadt und die Opfer sind alle schwul und verwandeln sich in Dragqueen-Zombies mit toller Schminke, sobald sie sterben. Zwei Polizistinnen ermitteln. Die eine ist die Mutter von Remington. Die Kollegin mit kurzrasierten Haaren und einem langen Ohrring, asymmetrisch auf einer Seite z.B. mit langen Federn spielt den Badcop. Sehr lustig. Remington verliebt sich in Hanna, die Tochter der Dragqueen, die ihn verflucht hat und das weiß sie. Sie lehnt ihn deswegen ab. Die Mutter, die die Sachen ihres toten Mannes weggegeben hat wegen der schmerzhaften Erinnerung und mit Inlinern durch die Wohnung fährt, genauso. Dann beginnt der Fluch und Remington ist auf einmal rasiert am ganzen Körper und mag vor dem Spiegel seine unförmigen T-shirts nicht mehr tragen und wählt eine bunten Mädchen-T-shirt von der Wäscheleine und verändert entsprechend sein Wesen. Das führt dazu, dass die trauernde Witwe ihn total lustig und sympathisch findet und Hanna sich in ihn verliebt. Er wiederum ist mittlerweile in seinen besten Freund Jinxs verknallt. Der Mörder hat eine Waffe, die ausschaut, wie ein alter Fön mit einer Glühbirne vorne und bunten Lichtern (es wurde mit Heißkleber gebastelt). Die Waffe erkennt, wer schwul ist. Hanna sagt, Remington, er sei nicht schwul und müsse für die Liebe kämpfen. Um den Fluch zu lösen, muss er einen Mann finden, der im Hinblick auf Liebe mit Männern Jungfrau ist und der freiwillig schwul wird. Das macht dann Remingtons Vater. Der Film ist toll, toll. Ich hätte es gerne, dass ein Masken- und Kostümbildner uns so für Halloween so ausstattet als Dragqueen-Zombies und Polizistinnen mit Uniform und Hüten (ein bisschen wie Heilsarmee) und mit der gebastelten Waffe aus dem Film. Das wäre toll. Die Filmkritik hatte Recht. Auch die Nebenrollen sind alle toll besetzt. Ich mag auch die philippinische Optik und habe jetzt Lust in das katholische Asien zu reisen. Die Friedhöfe sehen toll aus und die Vegetation ist eindrucksvoll bis scary. Grüne Tsunamis. Da fand ich die als imposant gelobten Landschaften aus Thailand im Film „It get’s better“ im Vergleich langweilig wie die Kasseler Berge. Neben dem Stimmzettel nehmen wir zwei Mitgliedschaftsanträge für die Perlen mit nach Hause.

Wir fahren mit M. und M. nach Hause über den Opernplatz. Dort am jüdischen Mahnmal steht eine betrunkene Gruppe Jugendlicher um eine Parkbank. Eine Frau reißt sich gerade von der Gruppe los und läuft Richtung Opernhaus und ruft dabei: „Den bringe ich jetzt um. Das ist mir egal“. Ich daraufhin: „ohh, hier sind auch lauter Zombies unterwegs“. Daraufhin einer der Typen: „Halt an, stehen bleiben, Du Hure“ auf mich bezogen. Sehr lustig. Es gibt noch den Extragrusel auf dem Heimweg, ob er es schafft mich einzuholen und warum eigentlich „Hure“, weil ich sie Zombies genannt habe? Stephan sagt, es sei das schlimmste Schimpfwort was ihm eingefallen sei.

25.10. Im Zug läuft ein Typ durch unser Abteil, den ich aus Hannover kenne: weiß Haare, immer in der Innenstadt unterwegs, Flohmarkt am Hohen Ufer, Langhaarschäferhund und rot-weiße Trainingsanzug. Er schimpft vor sich hin: „nicht die Hälfte hat Bahn-Comfort“. Ah ha!

Weil die Singles einen nicht zusammen sitzen lassen, setzen wir uns nach Kassel noch mal um mit Sack und Pack damit wir zumindest für den Rest zusammen sitzen können. Neben mir hatte die Frau, die mit Printmedien was zu tun hat auch gerade angefangen unangenehm zu telefonieren: „Hallo Frau Soundso. Ach so, Ananas. Ja, manche Südfrüchte z.B. Orangen gehören ja gar nicht in den Kühlschrank“. Jetzt erklärt sich ihr Werbekulli mit Food-irgendwas und ihr Buch über Fette in der Ernährung. Es wurde Zeit, dass ich mich weg setzte.

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