ida ahlo

28.06.2013 9:41 ICE nach Basel über FFM, Zielort Baden-Baden. Bin um 6 Uhr schon wach und fahre noch ins Büro. Wenn das Sozialamt am Donnerstag um 14:58 Uhr schon Feierabend macht, wie die Sachbearbeiterin, die ich noch am Telefon erwische mir sagt unter Hinweis auf die Öffnungszeiten auf dem Briefpapier, trotz einer von mir vorgetragenen Dringlichkeit, dann entwickele ich hier einen gewissen Ehrgeiz. Mein Betreuter, Herr I. hat 2 Nächte nicht geschlafen und kann nicht mehr gerade aus laufen. Er war der Zimmergenosse von Herrn A. und ist seit Mittwoch obdachlos. Zum Glück konnte ich die anvisierte Unterkunft überzeugen, dass ich mich um das Kostenanerkenntnis kümmere und alles bereits gefaxt ist und ich so was kann und verlässlich bin und Profi. Da will ich jetzt schön hinterher telefoniert und um vor 8 erreicht man am Freitag die Mitarbeiter, die mittags schon ins Wochenende wollen. Alles bestens. Mission erfüllt.

Wir haben uns leider bis Baden-Baden 12 Minuten Verspätung eingefangen und der Anschlusszug nach Bühl konnte nicht warten (fährt auch 2 mal die Stunde, schon o.k.). In der Bahnhofsunterführung denke ich, mich laust der Affe. Immer noch hängt dort das Plakat auf dem eine Frieda Kahlo Ausstellung in Baden-Baden in einem mir unbekannten Museum beworben wird. Das hing das schon vor 2 oder 3 Jahren! Das kann gar nicht wahr sein. Wir sehen es als Zeichen, zumal Stephan und ich beide große Fans sind. Gepäck ins Schließfach an Gleis 1 (4,- € für 72 Stunden). Das können wir da jetzt drin lassen bis zum Heimfahrt, wie Stephan zu Recht feststellt, weil es ist doch eine Erleichterung so ohne die Gewichte bei der Wärme und ein verlockender Gedanke. Am Bahnhofsausgang beginnt die Schnitzeljagd. Das erste Plakat verspricht: Frieda Kahlo nur 7 Minuten zu Fuß und dann muss man den schwarzen Schildern mit weißer Schrift (Frieda Kahlo und manchmal ein Pfeil) einfach folgen, vorbei an einem staubigen Parkplatz und durch ein kleines Industriegebiet. Vorbei auch an der Bahnhofszene hinter dem Bahnhof. Einer der Alkis trägt die Aufschrift Security auf seinem T-Shirt und wir überlegen kurz, ihm unseren Schließfachschüssel anzuvertrauen, lassen es aber. Auf dem Weg durch die Einöde an den Gleisen entlang kommen uns vereinzelt Passanten, aber noch mehr Radfahrer entgegen. Hier sollen die Bilder der Meisterin hängen, die wir in Wien im Forum Austria verpasst haben? Wir treten ein in die Baracke in einen sehr umfangreichen Gift-Shop mit Frieda Kahlo Hausschuhe und Ringen und allem nur erdenklichen Gedönse, mexikanische Blechskelette für 20,- €, die im Einkauf 50 Cent gekostet haben. Ich verstehe 10,- €, aber das ist der ermäßigte Preis. Ich drücke 30 ab für 2 und wir passieren die Kasse. Vorher bekommen wir noch die Erklärungsbücher in die Hand gedrückt. Kopierte Heftchen, die es umsonst dazu gibt, wie die Hausfrau an der Kasse uns die Sache schmackhaft machen will. Man solle sie aber wieder abgeben, sonst stehe auch Herr Soundso für Fragen zur Verfügung. Es scheint der Chef des Hauses zu sein, der sich durch eine Geste zu erkennen gibt. Es gibt einen Innenhof mit einem Brunnen und Kakteen und vielen Fotos von Frieda und der Familie und alles ist liebevoll-hausfraulich dekoriert. Es dauert nicht lang bis ich erkenne, dass hier kein einziges Bild meines Idols hängt, dafür lauter „lizensierte Reprographien“ oder wie sie das nennen. Es war auch klar und ich naiv, wie sollten hier jahrelang Originale von Frieda Kahlo hängen??? Zahlen wir jetzt 30 Euro für ein paar Kalenderblätter? Nicht ärgern. Es lustig finden. Dafür kostet auch der Kaffee aus dem kleinen Krankenhausautomaten 2,- €. Das sind hier halt die Preise. Als wir gehen fragt die Hausfrau, ob es uns gefallen hat. Hier ist jetzt noch mal Zähne zusammen beißen und Lügen angesagt. Auf dem Rückweg nehme ich das kaputte Schild aus der Gosse mit und stecke es ein. Darauf steht ido ahlo. Das passt und ich finde es lustig. Im Frieder Burda Museum gibt es Nolde, aber die haben den Bahnhof hier außerdem der Stadt gebaut. Das wäre auch doof gewesen. Wir nehmen den Vorortzug um 14:05 Uhr, der nur auf Verlangen hält, wie die Durchsage vor jeder Station ankündigt. Mein Erinnerungsschild wird später im Hotelzimmer als erstes unter fließend Wasser mit Seife gesäubert.