Hamburg, vieles geht, alles nicht

06.09. In der U-Bahn wieder die Leute, über die ich mich aufrege. Spät gebärende Mütter, deren 3-jährige Tobsuchtsanfälle bekommen und sie sagen ganz laut zu dem Kind, wir schauen gleich mal, ob uns jemand einen Sitzplatz anbietet statt direkt jemanden zu fragen oder bitten. Wenn „Passanten“ dem Blag dann helfen werden sie getreten und mit den Worten: fass mich nicht an bedacht. Das bleibt unkommentiert seitens der Mutter. Das ist quasi keine Erziehung. Ich steige die nächste aus und es wäre schön, wenn Du mitkommen würdest ist stattdessen die Reaktion. Viel anti-autoritär und diskutieren mit dem Kind. Das tut ihm gut!? Ich will auch raus und bücke mich schon nach dem Gepäck, Beautycase um dem ängstlichen Rentner zu signalisieren: ich werde die Tür nicht blockieren, ich steige auch aus. Der muss sich vorbei drängeln und steht direkt vor mir, unangenehm nah. Der Zug bremst und er fällt mir gegen den Busen. Und dann Entschuldigung. Nein, halt nicht, Du Pfosten.

Thomas war schon bei Andronaco, weil er sein Auto dort in die Werkstatt bringen musste. Wir fahren Bus mit Gruppenticket 9 Uhr und probieren den neuen Bahn-Mi Laden aus. Thomas begleitet uns, will aber nichts essen. Leider keine niedlichen Asiaten, die uns die Brote füllen und mit Selbstverständlichkeit ihre Dienstleistung vollziehen, sondern ein mittelalter Hamburger, der uns ungefragt erklärt, wie viel Arbeit er da rein gesteckt hat und wie er das Fleisch gart, bei welcher Temperatur und offenbar bewundert und gelobt werden will.

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Thomas denkt an Händedesinfizierung, so wichtig beim Thema Streetfood. Bei ihm flammen wieder die Erinnerungen an meinen Noro-Virus vor 2 Jahren auf und er stellt erneut fest, dass ich alle angesteckt habe damals. Das wird mir oft aufs Butterbrot geschmiert. Da könnte ich schon einen Comic daraus entwickeln, wenn ich zeichnen könnte. Noro-Virus Girl und dann Pharmavertreterboy. Ich denke, so ist es halt bei Krankheiten, einer hat sie zuerst, dann bekommt sie der nächste, aber was hat das mit Schuld zu tun? Nicht, wir hatten das alle, sondern von mir hatten sie es alle. Ich habe sie doch auch von irgend wem bekommen, aber so ist das halt. Offenbar war das eindrucksvoll, für mich ja auch, wie ich seinerzeit über ihrer Kloschüssel hing, nachdem ich es kaum nach Hause durch den Schanzenpark geschafft hatte und hier schon ins Gebüsch reihern wollte und man die Klotür vor allem nicht schließen konnte in dieser Position, wenn ich davor kniete (wie kleine Gästetoilette), so dass ich quasi öffentlich mein Malheur austragen musste mit dem hinteren Teil meines Körpers im Flur und alle alles mitbekommen haben. Das war traumatisierend und dann so krank sein und im fremden Bett und nicht zuhause und dann noch nach Hause fahren müssen mit dem Zug. Na ja, ist lange her. Nein, mein Bruder hat es damals nicht bekommen und Claudia auch nicht. Nicht von meinem Teller gegessen? Keine Ahnung. Der Weg der Viren und was der einzelne ihnen entgegensetzen kann nehme ich an.

Wir nehmen Bus und Bahn nach Altona. Ich bin eine große Attraktion für die Hamburger. Von wegen zurückhaltend. Das habe ich schon öfter festgestellt, die glotzen hier wie die schlimmsten Landeier in Oberfranken. Nach mehrfachen Kommentaren erreicht es seinen Höhepunkt als mich eine lustige Rentnerin quer durch den Bus fragt: „darf man lachen“ (blödeste Anmache aller Zeiten, oder?) und dann auch nicht ablässt, „ist da Tabak drin?“, „habe ich ja noch nie gesehen“, „elegant“. Sie kann sich einfach nicht entscheiden. Kaum denke ich erleichtert, ich bin sie los, kommt die Stalkerin noch mal und hat jetzt erst meine Kette gesehen, so was hat sie natürlich auch noch nie gesehen, Gesamtkunstwerk, blabla, Lass mich in Ruhe, bitte, um Himmels willen.

Altona hat viele Bausünden. Fast am schlimmsten ist der Schweinske-Biergarten am Bahnhof.

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Wir suchen den Teeladen auf, den wir auch nach kurzem Fußweg finden. Ich erhalte einen dienstlichen Anruf, dass eine Betreute Tabletten geschluckt hat und sich von der Selbsttötung nicht distanzieren kann, geschlossene und Montag noch mal sprechen. Der Inhaber der Ladens, ich nehme an, dass er es ist, hilft wenig. Ich frage nach Kräuterteemischungen. Die stehen draußen. Ne, habe ich schon geguckt, sind nicht die dabei die ich im Internet gesehen hatte. Na ja, wenn er nicht verkaufen will, der Hanseat. Ich will eine kleine Dose Schokolade in einer Kaviardose kaufen, die mir optisch gefällt. 7,50 € für die kleine Dose.

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Bam!! Ich zahle und lasse mir von den Jungs den Kilo-Preis ausrechnen. Es sind 20 gr in der Dose. Weiter zu dem Schuhladen. Ich werde fündig und zwei Strumpfhosen für 10,- €. Winterstrumpfhosen, Schnäppchen. Die Jungs blockieren das Schuhgeschäft und stören die Frauen, wie Touristen, die durch die Dünen laufen und die brütenden Vögel aufschrecken. Ich muss sie rausschicken, Kaffee trinken. Stephan hat mir nur zeigen wollen, welche Schuhe flach sind. Ich kaufe noch einen Silberring und bin happy. Der ist mindestens 50 Jahre alt, erklärt mir die Ladeninhaberin. Sie hat ihn damals angekauft. Der Tochter, die ihn mir aus der Auslage geholt hat erkläre ich ihn mit den Worten aufgeplatztes Ginkoblatt mit Steuerrädern aus Silber.

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Ich finde die Beschreibung nach wie vor passend. Claudias neuer Kiez gefällt mir auch beim zweiten Besuch. Der Alimentari-Laden hat kaputte, kleine Tontöpfe für 3,95 € vor der Tür, aber schön dekoriert alles und hey, ist Hamburg. Hier ist so was besonders wichtig und immer einen riesigen Blumenstrauß haben. Das macht was her.

Wir fahren kurz zurück und geben Thomas zuhause ab und fahren dann nach Harburg. Diese Strecke kann ich jedem Hamburg-Touristen nur empfehlen. Hochbahn und zwischen City-Süd und Veddel bietet sich ein phantastischer Ausblick, Landungsbrücken nichts dagegen, die Abendsonne steht tief am Himmel und taucht Schiffe und Kräne in ein orangefarbenes Licht und vor allem die Wasseroberfläche glitzert in dem Licht.

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Beim Aussteigen spricht uns ein Typ an, ob wir auch zu der Santiago Sierra Ausstellung wollten, als wir bejahen, freut er sich: „Kunstleute“ würde man erkennen. Er ist jung, sympathisch, breite Brust, weißes Hemd, kleiner als ich, ein Schneidezahn steht schief. Er sei aus Berlin angereist. Drei Stunden, das sei kein Ding. Er kennt den Galeristen. Ob wir den Künstler kennen lernen wollen ist immer wieder Thema. Wir erklären ihm, dass wir schüchtern seien. Er sagt, das wirke gar nicht so. Ich sage, ansprechen lasse ich mich, aber innerlich bin ich total am bibbern dabei. Er will vorher noch was trinken beim portugiesischem Café, welches wir unterwegs passieren. Die Räume sind riesig und schön. Industrieromantik mit zugewachsenen Fenstern und tollen Ausblicken.

Sierra Innenhof begrünt 1 Sierra Innenhof begrünt 2 Sierra Innenhof

Zum Mitmachen gibt es auch was

Leiter in die Kunst

und schöne Bauschaumfotos von einer seiner Aktionen.

Sierra Bauschaum 1

Norman ruft an, mit dem wir uns auch noch treffen wollten, ein Freund aus Hamburg, mit dem wir vor Jahrzehnten auf Mallorca waren in einem tollen Stadthaus mit seiner, unserer damaligen Freundin, einer Hamburger Floristin, die dort jeden Tag die Terrasse gefegt hat. Ich war junge Punkerin, die Welten prallten damals schon aufeinander und die Freundschaft zu der Frau hielt auch nicht, aber Norman ist geblieben. Das wird heute nichts mehr mit Treffen, vielleicht Morgen auf einen Kaffee. Stephan freut sich immer wieder so sehr über die Schlammbilder aus der Kestnergesellschaft, das ich ihm vorschlage eines für zuhause zu kaufen. Das will er aber dann doch nicht. Ich denke, lustig, wir drei Fans, der Berliner und wir. Wenn der Meister da ist, lassen wir uns einen Stich quer über den Rücken tätowieren. Das würde ich noch mal machen, genau mit dem Typen. Er findet uns wieder. Wir spielen etwas mit der schiefen Ebene und dem roten Wasser, es ist Nasenbluten aus einer riesigen Pappmachénase, wie mir der Berliner zeigt. Oben ist ein Motorrad halb zu sehen und an diversen Stellen sind Löcher, durch die man den Kopf stecken kann um eine kleine Welt zu entdecken. Jetzt sind wir in der Halle mit den Bierbänken und angetrockneten sowie angeschimmelt ausschauenden Schnittchen angekommen.

Sierra Catering Stullen

Die Stimmung ist 3-4. Ich habe wieder einen Fan an der Backe, extrovertierte alte Schachtel, die mich fotografieren will. Es tut mir leid, dass ich nicht zurück fotografiere für Buttermusch, aber grds. muss ich auch nicht die schlechten Eigenschaften perpetuieren, also vielleicht besser so. Ist einfach nicht mein Stil. Der Berliner lobt ihren Schmuck, das kann er nicht ernst meinen. Sie hat den geschmacklosesten Modeschmuck um. Die Krönung bildet ein goldener Männertorso (ca. 15 cm groß), den sie an einem langen, dicken schwarzen Gummi auf Bauchhöhe trägt, wie eine texanische Krawatte. Der Meister ist da, ich wusste nicht, wie er aussieht, aber kleiner schüchterner Spanier wurde gesagt und das passt auch und gleich muss er Gruppenfoto machen. Die Frau, die mich penetriert stellt fest, er wolle nicht fotografiert werden und das akzeptiert sie nicht. „Dann soll er nicht in die Öffentlichkeit gehen“, ist ihr Fazit. Das halte ich für Schwachsinn, nicht jeder, der Kunst macht muss sich alles gefallen lassen à la Streichelzoo. Soll man ihn gleich im Käfig auf die Bühne bringen und dann muss er machen, was wir wollen? Was soll das? Der Berliner ist selber Künstler und freut sich über Resonanz. Immer wieder will uns der Jonathan Meese in gut aussehend überreden gemeinsam mit ihm zum Meister zu gehen. Wir lehnen ab, er macht ernst. Er lernt kennen, wenn er kennen lernen will und wir gehören zu denen, die angesprochen werden und nicht selber ansprechen. So unser Resumée. Wir gehen Richtung S-Bahn, er zum Meister. Der scheint mir eingeschüchtert genug und ich glaube, es bringt dem nur Stress, wenn alle auf ihn zustürmen und er hat dann Angst. Ihm reicht es zu sehen, dass wir da sind und seine Sachen unterstützen. Das sind halt die verschiedenen Herangehensweisen bzw. Einschätzungen. Ich denke an Calixto, den wir lange schon stalken auf Opernpremieren in Hannover, Stuttgart und Basel. Der hat mich neulich in Basel gegrüßt, ganz schüchtern hat er die Hand gehoben und mich angelächelt. Das war toll und hat gereicht.

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Wir überraschen einen Freund bei dessen Fotovernissage. Die Überraschung ist gelungen. Ich lerne die Töchter kennen und auch hier ist mein Hütchen wieder Thema, aber nicht schlimm nur interessiert. Das gibt es auch. Andere Menschen, die man von früher kennt sind auch da. Herrlich kann man draußen sitzen. Beim Gehen treffen wir noch eine Frau aus unserem Stadtteil beim Inder nebenan. Wir haben auch noch etwas Appetit und rufen bei unseren Gastgeber an, die gegenüber einen leckeren Vietnamesen haben, ob sie schnell was für uns bestellen können. Es ist 22:02 und man weiß nicht, wie lange der geöffnet hat. Ich will Glücksrollen und eine Tom ka Gai in der vietnamesischen Variante. Das Leuchtplakat von Andronaco nähe Reeperbahn sehe ich als Zeichen, dass ich da Morgen hin muss.

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Auf dem Weg zur Haltestelle St. Pauli hält ein Reisebus und der Inhalt, eine Gruppe Rentner, ergießt sich ins Holiday Inn Reeperbahn. Die Gastgeber geben uns das Essen aus und Thomas spült die supergenialen, stabile tv-Diner to go Verpackung für mich. Wir unterhalten uns noch etwas. Zum Spielen reicht es bei mir nicht mehr. Um 1 Uhr ruft das Bett. Ich bin sehr zufrieden mit dem Tag, vor allem das Gruppenticket 9 Uhr für 10,40 € hat sich voll bezahlt gemacht.

07.09. Ich werde lange vor den anderen wach. 8:30 Uhr. Irgendwann wird Stephan auch wach und nach einem Kaffee gehen wir nach nebenan zu Jerwitz. Da sind Luftballons gehisst und es gibt Brezeln und Saft, also was zu feiern. Ich mag die Stifte mit denen man Porträts zeichnen soll von gelblich bis dunkelbraun, je nach Hauttyp. Innen edel mit Anspitzer. Ich mag auch das Set mit dem Metallkasten mit Fuchs drauf. Innen nur Fuchsfarben. Das ist, wenn man ganz viele Füchse malen will. Ich mache mich viel lustig über Pinsel mit 5 Köpfen. Erledigt gleich 5 Aufträge auf einmal. Dann suche ich was raus und gehe zur Kasse. Wir hatten uns am Vortag darüber unterhalten, wie umständlich die sind. Erst mal am Prozenterad drehen. Ich erreiche nur 5 %. Das ist etwas 12 mal vertreten und 20 % nur einmal (die können halt auch rechnen und vor allem die Prozente klein halten). Etwas feiern, nicht zu viel. Dann mein Gutschein an der Reihe. Die Gutscheinnummer ist nicht registriert. Er kann nicht gefunden werden. War da nicht neulich zu viel Geld in der Kasse? Dann ganz umständlich Storno, neuen Gutschein, noch mal buchen, überlegen, ob das so geht und Diskussion was daran das Problem ist und an der anderen Variante und noch mal Storno. Es ist der Wahnsinn und ich verlasse mit einem neuen Gutschein über 19,51 € den Laden.

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Wir nehmen den Bus nach Altona und besuchen Norman. Der wohnt seit eh und je sehr schön hier. Bei dem malerischen Innenhof muss ich an besagte gemeinsame, frühere Freundin denken, wie sie Kindern erklärt hat, dass man da nicht mit einem spitzen Gegenstand wie z.B. einer Schere rein stechen sollte, weil da Folie drin sei. Das war das reinste Kinder auf gute Ideen bringen. Ich spiele etwas mit seinen Spielsachen und wir bewundern den kleinen Caro-Kaffee, Kaufmannsladengröße. Einen kleinen Essig und ein kleines Wallnussöl gibt es auch. Schöne Wohnung, gemütlich eingerichtet und sehr aufgeräumt.

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Dann gehen wir zu Kerstin, die uns total leckeren Kaffee macht und die Rosen duften. Die reinste Bundesgartenschau.

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Die neuen Gästezimmer sind total schön gemacht. Ein junger Mann sucht one man army, Kampfsportbekleidung würden die herstellen laut Internet. Wir wissen von nichts. Machen uns über ein Wohnungsangebot lustig, was ich auf der Straße finde. 2 Kommilitonen (400,- €) in dem feudalen Haus ohne Angabe von Quadratmetern und alles in Anführungszeichen. „Deine Eltern werden begeistert sein“. „Studenten- und Künstlerherz, was willst Du mehr?“

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Andronaco ist böse, wie Berlusconi, aber das muss mir heute egal sein. Dafür gehe ich nicht zu Onkel Rewe, der ist auch böse.

Uni, Rentnerbegegnungsstätte „Kontaktstudium“, Abitur nicht erforderlich. Hamburg kann auch manchmal verzweifelt wirken.

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Schön hinpilgern. Es gibt Prosecco aus Plastiksteckbechern am Eingang. Wir gehen vorbei. Am Käsetresen ist es viel Bella und ja, meine Blume, ja, meiner Rose angesagt, aber das kann man ignorieren. Kekse, eine Packung Nudeln, 2 x Espresso nach einer Verkostung. Leider frage ich nicht nach einem Kuli und klauen will ich ihn nicht. Ich hätte bestimmt einen geschenkt bekommen zum 30-jährigen Jubiläum.

Wir surfen mit dem Bus durch Hamburg, 3 Kinderwagen. Statt Feldstraße auszusteigen fahren wir weiter bis Rödingsmarkt, aus Versehen. Im Bus erklärt die Mutter der Tochter: wenn wir gleich bei Opa sind ist es ganz wichtig, dass Deine Erkältungsteilchen nicht zum Opa wandern, sonst bekommt er Deine Erkältung auch und der ist schon krank. Kurze Siesta. Dann geht es los mit dem Schnellbus. An der Ampel vom Schlump muss ich immer an meiner Lähmung denken und dann freue ich mich und nehme sie in extra großen Schritten. Hinten im Bus krempelt ein Mann, der zuckerkrank ist, wie wir erfahren seine Hose hoch und zeigt uns seine Beinwunde. Auf dem Schienbein eine – wie es ausschaut – riesige wassergefüllte Blase mit roten Rändern, entzündet, nicht gut. Er holt sich Tipps von dem Mitfahrenden hinten, ob man die vielleicht öffnen sollte und ich denke nur, aber bitte nicht während der Fahrt.

Aperitif unter den Linden.

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Am Nachbartisch teilen sich drei Damen einen Eisbecher mit Wallnüssen. Es bleibt noch was übrig. Ich schaue gierig hin. Sie wundern sich dann über die Rechnung über 120,- €, aber die eine meinte, muss man nicht nachprüfen, die haben einen Rechner. Dann hört man noch irgendwas über eine Kreditkarte, die noch nie funktioniert hat. Wir schauen uns noch ein bisschen die Hafenszenerie an gegenüber von Airbus. Hier ist allerdings hafenmäßig wenig los. Das kleine, dicke Airbus-Flugzeug sieht aus wie ein aufgeblasenes Kindermodell aus einer Juniortüte. Ein Schiff ist wohl wenig beladen und die Hakennase schwebt oberhalb der Wasseroberfläche, ein anderes, kleines fährt fast unterhalb der Wasserkante und ich mache mir kurz Sorgen, dass wir es untergehen sehen werden, was aber nicht passiert. Wir gehen rein. Wir essen. Ich nehme das vegetarische Menü und bekomme wie die anderen eine Kaninchenterrine als Gruß aus der Küche. Gut, dass ich das nicht so ernst meine mit dem fleischlos. Das Essen in meinem Menü ist recht leicht, aber ich probiere auch Stephans und esse reichlich Brot und eine Kugel Butter und wir trinken viele verschiedenen Weine, zum Schluss einen alten Portwein aus einer riesigen, schönen Glasflasche, der nur bedingt zu dem leichten Ziegenfrischkäse mit Sellerie und Sauerkirsch passt, der eher neutral schmeckt wie Quark. Der Nachtisch bei mir auch ganz leicht, Wassermelone und Litschi. Ich hätte gegen die cheese cake-Interpretation tauschen sollen. Der Süßigkeitswagen ist toll mit Pralinen, kleinen Kuchen, Windbeuteln, Quarkbällchen, Bruchschokolade. Mein Mann traut sich alles zu fordern und dann noch Nachschlag. Das Vanille-Eis ist ein Traum und auch bei der Darbietungsform werden Kinderträume war, zumindest bei mir. Wir zahlen dann und hätten gerne noch was von den Fruchtgelees, bittet Stephan erneut um Nachschlag. Es ist einmal ein kleines rundes Mojito-Türmchen. Sehr süß gemacht. Eigentlich sollten die sich freuen, dass man nach 7 Gängen da noch so eine Leidenschaft an den Tag legt.

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Unten feiert eine Hochzeitsgesellschaft, die Musik schallt hoch, wenn man zu dem Toiletten geht.

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Im Foyer, Feuer im Kamin, Modellwindhind davor. Es gibt dieses Mal keine abgelaufenen Muskatnüsse. Letztes Mal nehme ich eine große Dose, die ich wegen des Ablaufs des MHD geschenkt bekomme (!!) (bestimmt 1 kg große Muskatnüsse) und habe davon immer noch welche und auch schon reichlich verteilt, damals gleich an die Taxifahrerin. Da lache ich mir immer noch ins Fäustchen, weil MHD bei Gewürzen, das gibt es doch quasi nicht. Wir haben dieselbe Fahrerin wie damals. Rentnerin mit moderner, blondierter Kurzhaarfrisur. Reeperbahn und dann Schlump. Ich bin müde und schaffe vor allem keinen Alkohol mehr. Ins Bett. So es Essen und die Weinbegleitung ist anstrengend für den Körper. Das bremst mich dann in vielerlei Hinsicht aus.

08.09. Ich schlafe bis 11:47 Uhr mittags. Das liegt aus an dem Schlauch vom Vorabend. Bei einem normalen Restaurantbesuch wäre ich bestimmt 2-3 Stunden vorher wach geworden. Frühstück. Ich mache mich über das Schokoladenfondue-Set lustig, was es bei Kaufhof gab. Kleines Porzellanschälchen und Teelicht und vier kleine Pieker. Im Kopftopf soll man Sahne und geriebene Schokolade erhitzen und umfüllen in das winzige Schälchen. Praktisch ohne Ende. Ich schlage es als Geschenk für die neue Chefin unseres Gastgebers vor um die Reaktion zu testen.

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Apropos Gastgeber, die wollen trotz des Nieselregens Pilze sammeln und bieten uns den Schlüssel für ihre Wohnung an. Auch wenn ich tatsächlich mal ca. 4-5 Monate hier gewohnt habe, muss ich bei dem Wetter nicht auf Teufel komm raus zum Flohmarkt und wir nehmen ein Taxi zum Dammtor. Vielleicht ist das Wetter in der Lüneburger Heide auch besser. In Hannover ist es das jedenfalls. Dorthin zurück wollen wir lieber mit den Einkäufen von Andronaco, Käse und Wurst in den Kühlschrank verstauen. Zu Hause chillen und eine Darmfloraaufbautablette einwerfen und das Wochenende ausklingen lassen, etwas Kraft tanken bevor die Woche wieder los geht. Wieder müssen wir getrennt sitzen im Zug auf den Bahncomfort-Plätzen. Der Typ neben mir liest erst die Rezepte bei Men’s Health und spielt dann etliche Runden Pseudo-Mahjong auf seinem Tablet. Wenigstens einer.

Zuhause gibt es endlich die winzigen kleinen Läckerli aus St. Gallen. Kleine Törtchen mit Karamell als Methadon, damit ich über den restlichen Tag hinweg komme…

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