31.08. Ich gehe abends zur Weinprobe zum Wein Weib und mein Kopfschmuck kommt gut an, auch der Ohrschmuck vom VDP. Ich sage, was soll dieser dicke Adler. Die Ösis machen das viel geschickter. Da kann selbst ich als Weinanalphabetin quer durch den Raum die Weine erkennen an dem Verschluss oben mit rot-weiß und Wiedererkennung, darum geht es doch. Dieses Mal halte ich mich auch zurück mit Essen und vor allem trinken. Ich lerne neuen Winzerjargon. Beigewächs für Unkraut. Das ist z.B. Rucola oder wilde Erdbeeren. Dann: Wer „die Primäraromen“ mag, sollte den Wein schnell trinken bzw. nicht lagern. Halbtrocken gibt es nicht mehr, sondern das heißt jetzt „feinherb“. Feinherb ist doch Schokolade denke ich und sage es auch. Kommt mir vor wie Schwachsinn, diese neuen Begrifflichkeiten.
Wir brechen dann auf zur Bauwerkstattparty und Stephan holt vorher ein paar CDs von zuhause. 23 Uhr. Es ist reichlich voll dort und ich tanze erst mal eine Runde. Im Hof ist es noch voller als innen und als Jan mich fragt, bist Du jetzt wieder gesund sage ich ja, ja, merke aber in dem Moment, dass es mir echt schlecht geht. Genau in dem Moment quasi wie bei Tannhäuser oder welche Wagner-Oper war das mit der Erlösungsfrage: wie geht es Dir? 1 Uhr ich sitze zuhause auf dem Sofa und mir ist ganz schlecht und ich habe ein übles Völlegefühl. Ich denk dann: schlafen. Schlafe ein paar Stunden und werde wach mit flüssigem Stuhlgang, der in die Kloschüssel schießt, quasi hinten wie vorne. Ja, das wollte keine lesen. Leiden ist angesagt. Schlafe den Sonntag über, nur nachmittags durch heftiges Erbrechen unterbrochen (offensichtlich nur Magensäure nach so vielen Stunden). Abends schlafe ich weiter und die Nacht durch. Trinke nur wenig, ekele mich vor allem was ich schlucken muss nur schlafen und schwitzen geht. Darm hat genauso viele Nervenzellen wie das Gehirn, sagt mein Paps.
02.09. Morgens wache ich kraftlos auf und lege mich ins Gästezimmer, wo ich mit kurzen Unterbrechungen bis 16:30 Uhr schlafe. Wenig trinken, wenig pinkeln. Mein Gott geht es mir übel. Fieber, Gliederschmerzen. Zum Glück haben die Auswürfe aufgehört, aber appetit- und kraftlos. 2 Emails und ein Telefonat mit der Psychiatrie in Sachen PM ist alles was ich schaffe. Er hält sich nicht an Absprachen, kommt vom Ausgang nicht zurück, lag nackt mit einer Frau im Zimmer und soll jetzt vorzeitig entlassen werden. Irgendwie verkehrte Welt. Entlassung wegen guter Führung sieht sonst anders aus. Ich denke, der ist denen lästig und sie wollen ihn los werden. Ich interveniere so gut ich kann. Dann kommt Krankenbesuch. Ein Freund aus Hannover und einer aus Fürth trauen sich in mein Ebola-Zimmer, wie ich es nenne. Es gibt Eingekochtes aus dem Garten. Bei der Vorstellung wird mir schlecht, aber das ändert sich ja bestimmt noch. Dazu ein Badeelixier aus dem Garten, selbstgebraut und entzündungshemmend. Abends wieder früh zu Bett. Ich sage zu Stephan, das Bett ist nass und er sagt, ja, aber nass ist ja relativ heutzutage.
03.09. Ich schlafe bis morgens um 6, bleibe dann noch bis 7 liegen. Ich sitze auf dem Sofa und trinke schwarzen Tee. An Kaffee ist nicht zu denken. Der kalte Schweiß beunruhigt mich. Heute muss ich ran. MHH-Termin mit Herrn W. Das wird nicht an mir scheitern. Um 8 Uhr bin ich im Büro. Habe alles so weit abgearbeitet, z.B. Termin für Mittwoch abgesagt, die allesamt nicht dringlich sind, so dass ich um 11:47 Uhr mit der Bahn fahre und um zwanzig nach 12 mich an der bekannten Info-Box der HNO-Abteilung melde. Ohne Patienten geht nicht. Ich sage, weil wir doch einen Folgetermin im Haus haben, wollte ich helfen den Zeitplan einzuhalten. Der asiatische Pfleger vom letzten Mal bringt Essen to go für alle. Um 13 Uhr werde ich nervös. Leider habe ich mein Handy im Büro liegen lassen. Bitte meine eine Freundin im Heim anzurufen. Dort geht ein AB an. Wo gibt es denn so was, sagt sie. Sie sollen sich überlegen, ob sie mit mir Vorlieb nehmen und ich mich verpflichte die Überweisung und Versichertenkarte nachzureichen. Während sie das klärt, kommt Herr W. mit 2 Pflegern. Der eine, ein älterer Cooler sorgt dafür, dass er gleich in den kleinen OP-Raum durchgeschoben wird, statt wie letztes Mal stundenlang im Flur zu warten mit seinem Orsa. Das rettet uns an diesem Tag. Der Typ ist Held. Schreib die Telefonnummer auf für den Rücktransport und die Wagennummer, weil dort die Originalverordnung sei (echte Profis). Wir warten. Ich lese die Schilder. Tür immer geschlossen halten auf der geöffneten Schiebetür des anderen OP-Raums, innen kommen Geräusche aus dem Raum als würde jemand kräftig in einer Werkzeugkiste wühlen. Bitte abholen in den 3. Stock, danke Silke. So tolle handgeschriebene Schilder in Mädchenhandschrift kann ich ohne mein Handy nicht fotografieren. Dann liegt der Geschäftsmann auf der Liege, im Anzug, die schwarzen Lederschuhe kann ich sehen. Er hat Nasenbluten, was nicht aufhören will. Er wird gefragt nach Bluthochdruck und blutverdünnenden Mittel und verneint beides, dabei ist sein Blutdruck mit 180 zu 100 und damit „nicht schön“, wie er zu hören bekommt. Er bekommt erst mal etwas Eis zum Kühlen. Da sei wohl ein Gefäß in der Nase geplatzt. Bei uns ist es schließlich derselbe Arzt mit dem schleimigen Lächeln und den weißen Mokassins wie letztes Mal. Erst kommt sein Hiwi und geht mit einem langen, dünnen Gerät in sein linkes Nasenloch, auch ohne den Patienten vorher anzusprechen als sei er ein Tier bzw. mit denen wird gewöhnlich viel mehr geredet. Herr W kneift die Augen zusammen, dann wird das Einauge noch vorne in die Metallöffnung des Tracheostoma reingehalten und dann zeigt mir der andere Arzt Daumen nach oben. Was heißt das? Krebs hat nicht gestreut, jetzt soll mal die Strahlenambulanz sagen, was getan wird. Medikamentöse Therapie oder so. Ich sage, dass ich schon mal vor gehe um den Termin pünktlich einzuhalten und wir besprechen noch, wo das ist. Es wird ein Transport bestellt. Ich habe schon Angst, dass sie es nicht gebacken bekommen ihn innerhalb des Hauses von A nach B zu bewegen und warte über ½ Stunde auf ihn und werde das zweite Mal an diesem Tag nervös. Hier wieder viel Wind um den Orsa. Falscher Raum, Kollege Bockmist gebaut. Viel Geschimpfe der Mitarbeiter untereinander. Einmal lässt man ihn einfach so im Wartezimmer und jetzt große Panik, so dass ich schon sage, wenn das Ebola so schlimm ist, wie will man den alten Rollstuhl, aus dem das Futter rausquillt eigentlich wieder desinfizieren? Dieses Mal nette Ärztin. Meiner ist noch beeindruckt von dem Schlauch. Ja, das hat er sich gemerkt. Hier rein und bis unten. War ein bisschen steif. Ich berichte ihr von dem Daumen nach oben was wir geerntet haben. Sie will wissen, was das heißt. Das kann ich ihr auch nur bedingt sagen. Dass der Tumor nicht gestreut ist. Sie kommt auf die Idee mal seinem Schmerz nachzugehen. Steinharte Lymphknoten. Hätte ich auch sagen können, nachdem sie nekrotische Lymphknoten im CT festgestellt haben, den Befund hatte ich dabei und er eine deutliche Schwellung links am Hals hat und ich aus eigener Anschauung weiß, wie die Dinger weh tun können, wenn sie dick sind und so dick waren meine bestimmt noch nie. Ich sage was davon, dass es ja rauswuchern würde aus dem Halszugang und sie kommt auf die glorreiche Idee, dass Verbandtuch zu heben und da drunter ist ein schönes Gewächs, Blumenkohl aus Gewebe. Haben das die Kollegen gesehen? Ich sage, nö. Nur mit Schlauch in Hals durch die Nase und dann in die offizielle Öffnung am Hals. Dann soll Foto gemacht werden und ich werde als Kameraassistentin benötigt und darf das Verbandmaterial weg halten fürs Bild. Ja, ich desinfiziere mich danach 2 x. Ich bin kaputt und schaffe es nicht mehr mein Rad aus dem Büro zu holen. Das muss Stephan mache und eine Suppe wünsche ich mir. Ich bekomme einen Haufen Nudeln. Ich mag keine Udon-Suppen. Wusste mein Mann nicht, geht zu selten mit mir essen (haha). Egal. Ein paar Löffel essen, mehr geht eh nicht. Er isst die dicken Regenwürmer raus, damit ich etwas Brühe kriege. Ich wollte Flüssigkeit und nicht diese Pampe. Ich hatte den ganzen Tag mit Schwindel und Kreislauf zu kämpfen. Es muss besser werden. Sonst bald Doppelbestattung mit Herrn W. Späten Nachmittag ruft mich noch der Lebensgefährte meiner Frau PM an, erst grüßen wir freundlich, dann soll ich was an seiner Waschmaschine gemacht und an sein Konto gegangen sein, was jetzt mit 30,- € überzogen sei. Das wird er melden. Bevor ich reagieren kann, wird der Hörer aufgedonnert. Ich schlafe bevor Stephan vom Sport wieder kommt.
04.09. Es muss mehr unternommen werden. Erinnere mich an Perenterol und esse davon was. Vielleicht hängen die Infekte zusammen oder ich gebe einfach zu viel Gas. Krank, essen gehen, Urlaub, krank, essen gehen, Urlaub, krank. So kommt es mir vor und so ist es vermutlich auch. War die Sommergrippe noch nicht überstanden? Mein Geruchsinn war ja so schlecht. Gestern in der Bahn musste ich mich fast wegsetzen, weil ich so deutlich alles Mögliche, Parfüm und einen Geruch nach Orangenbrausetabletten gerochen habe. Die TCM-Leute sagen ja, Durchfall = Entgiftung. Keine Ahnung. Vielleicht war das andere doch nicht richtig auskuriert und ich musste mich von irgendwas frei machen oder was kommt als Nächstes und wann hört das Ganze auf? Der Sommer der Reisen und Krankheiten. So wird er eingehen in meiner Geschichte.
Heute alle Termine abgesagt, erledige Arbeiten, viele Briefe und Telefonate. Telefoniere mit der Frau, die ins geschlossene Wohnheim soll, weil sie sich zu Tode hungert und sonst alle 6 Wochen mit der Feuerwehr aus der Wohnung geholt werden muss, die bombardiert mich mit Anrufen. Das Heim, welches laut Gutachter geeignet war, hat abgesagt, dann doch wieder Wohnung. Gehe nächsten Montag dort hin, auch in meiner Sache A., der entgiftet da gerade und war suizidal. Ich hoffe endlich auf die Atteste, die wir für den Asylfolgeantrag brauchen. Ich rufe sofort an wegen Hilfeplanung. Ich kann meine Strategie ändern. Schnell handeln ist angesagt und keine Zeit verlieren auf Kosten der Klienten. Ich beschließe nur Reis zu essen und mittags macht mir Stephan welchen. Computerupdate und ich bleibe gleich zuhause. Das muss ja wieder werden mit mir. Arbeite etwas von zuhause. Telefoniere mit dem Strafverteidiger mit dem ich gerade zwei gemeinsame Fälle habe. Einmal Maßregelvollzug. Termin in knapp über 2 Wochen. 10 Jahre drin. Er hat sich schon aufgegeben. Ich habe allerdings auch Angst, dass er wieder Mist baut und dann war’s das. Da steht eine Begutachtung der Gefährlichkeit an. Der Typ ist einfach durch und hat ganz unrealistische Vorstellungen und ist nicht lenkbar, aber originell ist er schon oder war er zumindest früher. Der Hungertod wäre schlimm für mich. Wie ich schon leide, wenn ich einen Tag nur Reis essen soll mit etwas Butter, Salz und Sumak. Nachmittags esse ich etwas Wurst zum Reis, aber die gute aus Oberfranken dazu. Stephan schimpft. Ich muss mich so beherrschen keine Süßigkeiten aus der Schweiz, Karamell zu essen, kein Käsegebäck von Niederegger (liegt in der Küche, hatte ich gestern etwas genascht) und ich tue mir dabei soooo leid. Yogalehrein hat mir Kokoswasser empfohlen wegen der Elektrolyte. Hat Stephan brav besorgt. Das schmeckt schlimm. Ich muss Kokoswasser trinken und Reis essen. Wääähhh. Ihr könnt euch vorstellen, was ich für ne Heulsuse bin, wenn’s echt ernst wird. Allen Sport abgesagt, die ganze Woche. Würde gerne, geht aber nicht. Draußen ist Sommer, mache die Türen und Fenster zu. Morgen muss ich wieder richtig ran. Die ganzen Anstrengenden kommen und holen Geld, mehr als sonst, von allem Frau Taylor. Ich werde weitere Fristverlängerungen beantragen müssen. Ich habe dem Kollegen geschrieben, dass es mir Leid tut, dass ich ausfalle und ich nicht absichtlich faul bin. Er schreibt sehr süß zurück, dass keiner auf die Idee käme dieses Attribut in Bezug auf meine Person zu verwenden. 21 Uhr werde ich immer müde. Der Hamburgausflug am Wochenende ist stark gefährdet und dabei so ein Herzenswunsch von Stephan. Santiago Sierra Vernissage. Freunde besuchen, die mir dem Gutschein für Jerwitz geschenkt haben und gleich in der Nähe wohnen. Yuhu, neue Stifte, Berlin Basteltasche mit Inhalt am Zaun hängen lassen hat Spuren hinterlassen und die Sachen werden immer noch schmerzlich vermisst. Ich wollte Yoga machen. Zuhause bleiben und ihn alleine fahren lassen macht mich auch nicht glücklich. Ich will jetzt nicht mehr über meine Krankheit und Verdauung schreiben. Ihr werdet an den Bildern merken, ob Hamburg geklappt hat. So. Punkt.
05.09. Mir geht es wieder besser. Mehr Kraft. Die Konsistenz und Farbe des Stuhlgangs lasse ich an dieser Stelle mal weg. Ich finde neue Mottenschäden. Ich denke an das was der Biologe und Schädlingsbekämpfer mir geraten hat. Die Sachen ausschütteln, weil die Eier nicht haften und dann leicht rausfallen und in die Sonne hängen, weil die Larven das nicht vertragen. Warum haben die Dinger nur aus den Faltenröcken und auch hier nur vorne mittig über dem Schritt riesige Löcher ausgeschnitten. Ist das ein modischer Hinweis an mich?
Ich lese Spiegel online: Juhu: Deutsche Städte verkommen. Endlich mehr Detroit-Feeling. Ich mag ja Schrottplätze und Abgerocktes. Der Arbeitstag läuft ohne besondere Vorkommnisse. Nachmittags holen etliche Schützlinge Geld von mir, mehr als sonst. Auch Elisabeth Taylor kommt. Die Mutter hat Morgen Geburtstag und sie darf nicht kommen, weil sie sich mit der Freundin der Bruders nicht verträgt. Mutter will ihr was kaufen. Sie hat einen Haufen Werbeprospekte dabei. Es gibt wieder diese Katzenpullis oder ein Longshirt. Sie liebt ja diese Longshirts. Dann will sie ihr noch eine Jacke kaufen. Sie hätte gerne eine Fleece-Jacke von Frankonia, die haben auch schöne Taschenmesser. Ich habe Phantasien, wie ich sie bei Shopping-Queen anmelde und stelle mir vor, wie sie in ihrem Bunker die weiblichen Gäste bewirtet und anschließend mit 500,- € durch Hannover zieht und dann ihre Konkurrentinnen beleidigt.
Ich schreibe Rechnungen, mahne ab in einer neuen, alten Sache, der fast gewonnen Mietrechtsstreit, die Mieterin kürzt immer noch fleißig weiter die Miete und ist uneinsichtig, obwohl das Landgericht ihr das doch auch noch mal seitenweise erklärt hat und das muss per Einschreiben. Bringe selbiges zur Post. Um 17 Uhr ist Feierabend. Bloß nicht übertreiben. Immer noch kein Sport. Dafür packe ich. Ich nehme es ernst mit Santiago Sierra und Stephan hat einen neuen Banh-Mi Laden in Hamburg entdeckt. Da habe ich richtig Bock drauf. Nur 4 Sandwichs auf der Karte. Das macht einen richtig guten Eindruck. Die Vernissage ist in Harburg und ein alter Freund von uns macht was in Hamburg. Ich habe leichte Shopping-Pläne: Teeladen, Andronaco, Jerwitz, Schuhe gucken. Gerne auch eine Runde Mahjong spielen. Mal schauen, wie lange die Batterie hält. Heute hält die Batterie bis nach 23 Uhr. Eine Folge Cesar Milan rundet mal wieder den Tag ab.
06.09. So ein Darminfekt hilft bei der Figur…. Ich bin bester Dinge und die Darmfloraaufbaupillen sind unterwegs. Auch eine Stuhltransplantation ist ja heutzutage schon möglich. Leider muss ich meiner Cousine absagen, die mich zu ihrem fünfzigsten Geburtstag nach Bühl eingeladen hat, weil wir schon anderweitig im Schwarzwald unterwegs sind an dem Wochenende. Das ist auch Jammern auf hohem Niveau. Es tut mir aber trotzdem leid, dass nicht beides geht und ich eine Feier auslassen muss. Das ist doch wieder die richtige Einstellung!
Da wir ab 13 Uhr ein Softwareupdate haben und man eh nicht mehr arbeiten kann, kommt mir das zu Pass. 2 Beratungshilfesachen abrechnen (Kleinvieh macht auch Mist) und etwas arbeiten. Wurstbrote im Büro verteilen sowie den Ginko-Tee, den Stephan für mich eingekauft hat (ich trinke jeden Kräutertee war die Ansage gewesen) und den ich leider nicht herunter bekomme. Wacher Geist hin oder her, das Zeug schmeckt grauenhaft. Der Kollege kommt später und hat einen Katalog von Frankonia dabei mit den neuen Kanzleioutfits. Ich sage, er könne sich mit meiner Betreuten Frau XY zusammen tun beim Modegeschmack. Ich freue mich irrsinnig über den frühen Feierabend und bin ganz happy und bester Laune. Immer noch. Das geht gar nicht mehr weg. Erkläre der Mitarbeiterin meiner Kollegin meine Vorliebe für den neu entdeckten Stadtteil Ottensen. Da ist die Hamburger Kaufkraft noch ungebrochen. Da kann man mit allem einen Laden aufmachen. Treibholz und Feinkost. Einfach ein bisschen ausgewaschene Holzbretter hin dekorieren und 2 Salami in die Auslage und fertig ist die Laube.
Beim Verlassen der Wohnung stellen Stephan und ich beide fest, wie toll unsere Bananenpflanze ist und was sie uns für Freude macht. Anlässlich der WEG-Versammlung habe ich sie von oben bewundern dürfen und da sieht die noch besser aus. Sie ist wie unser Kind.
Aber auch unsere Rankpflanze im Garten kann einiges. Fahrrad ein Wochenende am Zaun stehen lassen = eingewachsen. Hier etwas Müll, den sie sich auch zu Eigen macht bzw. mit einbaut in ihr Werk:
Beim Fahrkartenautomat an der Haustür ein toller handgeschriebener Aufruf:
Beim Einsteigen in den Zug drängelt sich ein Hamburger Jungspießer, Typ Burschenschaftler mit breitem Grinsen und vielen Zähnen vor und ergattert 2 Sitzplätze neben einander. Sie sind auch zu zweit, er und sein Kommilitone, auch gebräunt Lacoste Polo-Hemd mit Lederhose. Was soll’s, so ist es halt, mit derlei Klientel muss man rechnen wenn man Richtung Hamburg fährt. Die beiden haben alles dabei, Anzugtasche und Freizeitequipment. Die Studentenpartys der letzten Tage waren anstrengend und so schlummern dann beide nach einer kleinen Dose Bier. Ich sitze „getrennt“ von Stephan, er neben einem Rentner, der viel schläft, aber den Gangplatz wählt und so geweckt werden muss, ich neben einem Betriebsratsmitglied der Messe-Hamburg, der Protokolle und Betriebslohntabellen studieren muss und sich handschriftliche Anmerkungen macht, „Regelung hat große Nachteile“….
Sonst sitzen Badener Touristen in der Nähe. Die letzte Stunde der Fahrt sei anstrengend. Sie ist junge Studentin, die Mitreisenden sau alt, also mein Alter wahrscheinlich. Als ich dann höre, erst ins Hotel einchecken und dann vorher noch was essen, überlege ich, wo die heute Abend hingehen, Rocco, König des Tarzan oder so was. Irgendjemand aus der Familie vermute ich wohnt da, denn „sie hat gegen 17 Uhr Feierabend“ und ob sie den Laptop noch braucht oder sie den wieder mitnehmen wird spekuliert. Dann geht es um sonstige Kofferkapazitäten und Niederegger Marzipan. Das ist teuer, aber gut, stellt Mutti fest. Ich muss sagen, das ohne Schokolade, was aussieht wie Nacktmulche ist langweilig und hat viel zu viel Verpackungsmaterial, nämlich einen ganzen Berg für 8 Nacktmulche. Nächstes Mal nehme ich das Geflammte oder keines mehr.
Thomas hat um 15 Uhr Feierabend und will auch zu Andronaco. Alle Zeichen stehen auf ein tolles Wochenende. Einziges Risiko, zu hohe Erwartungen, zu viel Vorfreude. Claudias erste Woche Urlaub ist auch bald um. Ich denke an sie.