Das kleine Familienfest und die Parties der Promis

15.06. Traum: Alle haben was an den Beinen, nur ich habe nackte. Mir ist kalt, Stephan hat die Sommerdecken aufgezogen. Das muss ich verarbeitet haben.

Morgens Kaffee und mittags um Türken mit dem Kollegen, etwas den Geburtstag nachfeiern auf ganz kleinem Niveau. Er war Samstag tanzen im Lux. Da hätte man also noch hingehen können. Der Ofenmann bekommt gerade Brennholz angeliefert. Die farbige Nonne kommt vorbei. Sie war gerade auf Tour in 4 Ländern. Ich spreche von Movenyo als „mein Studio“ und das irritiert sie.

Beim Sport turne ich neben eine kleinen, die eine Bärchenfigur hat. Wir sind immer schön synchron. Ich und die beiden jungen Dinger in meiner Reihe.

Mein Schwiegervater steht unten vor unserer Haustür. Haben Sie Dich nicht reingelassen? Diesen Humor musste ich erst lernen in der angeheirateten Familie und es ist mir gelungen, einigermaßen, ähnlich wie Skat. Meine Schwiegermutter sagt, ich sei dünn geworden, meiner Schwägerin geht es gut. Sie wollen nicht bleiben.

16.06. Viertel vor 6 wach, um 7 im Büro. Der Zeitungskiosk hat noch zu und der Markt auch. Gerichtspost. Auch das Amtsgericht hat halb geschlossen. Mein Schritt ist heute besonders federnd. Lieber lange Lügen als kurze Beine, sage ich nur.

Suki holen. Ein Mann aus dem Haus interessiert sich für uns, ob der andere da bleiben muss, ob der Hund in die Tasche kommen usw. Georgenpark. Suki kackt sich aus, was gut ist vor der Reise. Sommerlich gemähte Wiesen und Flächen auf denen man das Gras hat stehen lassen wechseln sich ab. Ein Baum mit Spinnweben?

IMG_1416IMG_1419

Alter Kampfhund, läuft ohne Leine, kackt auf die Wiese und alle laufen weiter. Seine Begleitung 2 Männer, die ich zunächst für Gärtner halte. Suki läuft hin und sie beschnüffeln sich. Suki bewegt sich hektisch, halt normal. Der Hund stürzt sich auf ihn. Ich bin erstarrt. Suki quiekt, kann sich befreien. Der andere Hund kommt auf uns zu. Ich stelle mein Rad dazwischen und spreche ihn an um ihn an der Vorwärtsbewegungen zu hindern. Auf die Besitzer hört er nicht und hat noch nicht mal ein Halsband um. Wir gehen weiter. Suki dreht sich immer wieder ängstlich um, aber der kommt nicht nach. Ich schaue, ob ich was an ihm sehe. Ich bin ganz zitterig, aber bloß nichts anmerken lassen. Ich will Suki nicht traumatisieren und sage: nix passiert. War ein Arschlochhund, die Hundekenntnis reichte offenbar nicht aus, er ist schließlich hingegangen, nix passiert, weiter gehen. Im Büro ist Suki entspannt auf dem Rücken. Ich freu mich so auf die Fahrt. Er blutet leicht in der Leiste. Ein Kratzer. Ob das überhaupt der andere Hund war, ist mir nicht klar. Dafür klein und falsche Stelle. Könnte auch von einem Ast kommen.

Die Frau, die Stimmen hört, hat eine Wohnung in der Nordstadt. Die Vermieterin will ihn den Vertrag zuschicken. Ich freu mich sehr für sie, aber es gilt erst, wenn der Vertrag unterschrieben ist.

Elisabeth hatte einen schwabbeligen Terroristen in der Bahn mit Bart. Sie hat ihm gesagt, dass sie ihm den Unterkiefer wegreißt und er hat Angst gekommen und sein Kinn hat angefangen zu bibbern. Sie hat einen schönen Ring aus Knochen (von Sputnik) und Glitzernagellack für 16,- € gekauft (ich sage, voll teuer und sie: das hat sich aber gelohnt. Sie will weniger Geld mitnehmen und für Krelingen sparen. Da will sie Weihnachten hin. Hat GVH Infobuch umsonst mitbekommen und muss es nicht zurück geben und liest mit daraus vor. Kinder bis 12 und Hunde fahren umsonst. Tagesticket. Die Frage sei, wann fängt so ein Tag an und wann hört er auf. Stephan schaut wegen Krelingen:

Kategorie Freizeiten  (Bibel Feiern)

Thema Gemeinsam an der Krippe

Beschreibung An der Krippe kommt uns Gott entgegen. Dort entdecken wir das Geheimnis seiner Liebe. Zum Fest laden wir Sie herzlich ein. Wer die Weihnachtstage gern in Gemeinschaft erleben möchte, egal ob jung oder alt, alleinstehend oder als Ehepaar, soll eine frohe und besinnliche Woche erleben. Die Bibelarbeiten von Bräumers, die schönen Weihnachtsgottesdienste, die stimmungsvolle Dekoration des Hauses und das festliche Essen werden Ihnen an Leib und Seele gut tun. Füllen Sie die freie Zeit mit Begegnungen, Spaziergängen, Lesen, Spielen, Singen, dem Besuch eines Weihnachtsmarktes oder einfach mit Ausruhen, ganz nach Ihren Bedürfnissen. Diese Freizeit endet am 27.12. nach dem Frühstück.

Gut, letztes Mal ist sie rausgeflogen.

Bevor ich abhaue fällt mir noch was Gutes ein. Die reiche Nachbarin anrufen und ihr Hausaufgaben aufgeben. Sie soll einen Standardmietvertrag besorgen, den wir als Anlage zu dem Mietvorvertrag nehmen. Dann ist 99 % schon geregelt und man muss nur noch Miethöhe und Mietbeginn einfügen. Dann ist das Streitpotential geringer. Sie findet es genial und ich finde es genial, wie ich den Ball zurückgegeben habe. Wenn ich einen schreibe wird es teurer und denen reicht immer ein Mustermietvertrag, also wozu?

Lange war es spannend, ob Stephan mit kommt, meine Familie war am Rande. Meine Zugfahrkarte habe ich schon vor Monaten besorgt und daher Zugbindung und kann nicht mehr switchen, jetzt wo mein Bruder schon nach dem Frühstück aus der Schweiz angefahren kommt und mittags da ist. Stephans Warnung mit Flexibilität die flöten geht, hat sich bewahrheitet. Ich hatte es genau nach seiner Ankunft ausgerichtet. Pech. Mein Bruder freut sich auf das kleine Familienfest, wie er es nennt. Suki ist tiefenentspannt und ich trinke Grüntee aus dem Bordbistro. Es war eine geniale Idee ihm keine eigene Tasche extra mitzunehmen, sondern auf der halb vollen Taschen mit unseren Sachen oben thronen zu lassen wie Prinzessin auf der Erbse, riecht nach Rudel, Hundefutter unten drunter, schön oben drauf und doch geschützt, weil stabile Tasche, fester Rand und ich muss nicht extra irgendwelche Koffer oder Taschen für den Hund schleppen. Perfekt.

IMG_1423IMG_1422

Anruf während der Zugfahrt, ob ich noch rein komme ins Büro. Der Kollege hat sich ausgesperrt. Ich bin genervt vom Bahnfahren. Der Regionalzug hat Verspätung, wird umgeleitet und ist knallvoll und alle glotzen und ich häkele und sie glotzen mehr. Meine Familie, auch mein Bruder holt uns ab. Champagner und fränkische Würste. Paps hat meinen Hornfisch aus London mit LED zur Nachtischlampe umgerüstet und er sieht großartig aus. Noch viel besser als erwartet. Blutung, aber keinen Schmerz. Meine Mutter fragt, ob ich die Regel habe. Das kann man nicht mehr so genau sagen. Doppelkopf und Suki wälzt sich lautstark und kaut auf den Pfoten. Das ist so charmant wie durchgeknallt. Arnhild hatte Läuse im Holunder (so der Stand beim Hamburgtreffen) und die Küche steht voller Uringläser. War die zweite Blüte. Stephan geht abends mit ihm eine feste Runde durch die Siedlung. Deutscher von Geburt und Franke durch Gottes Gnade Flaggen sind gehisst. Das Gästebett ist riesig. Ich werde es nicht in die Stadt schaffen. Die Firmungspaten meiner Schwester sind für 11 Uhr angekündigt. Die Feiern der Promis. Nur Promis können es sich leisten am Mittwoch zu feiern.

16.06. Prachtwetter. Mama hat Granola für mich gemacht und das gibt es mit Pfirsich im Garten, dann einen Spaziergang mit meinem Bruder. Frederik feiert eine Flipperparty und wechselt die Schuhe, soll aber neben Flipper und Computerspiele noch andere Hobbies entwickeln. Wo er es wohl nur her hat. Meine kahlen, unansehnlichen Beine müssen vor Italien ein paar Sonnenstrahlen abbekommen.

DSC01572 DSC01573 DSC01575 DSC01576 DSC01577

Martha und Sepp kommen mit ihrem schwarzen Dackel-Terrier-Mischling. Es ist Waggi Nr. 6. Die heißen immer gleich. Früher waren es echte Dackel und seit einigen Jahren sind sie aus dem Tierschutz. Den Vorgänger hat Martha überfahren und es wird immer ein Grablicht für ihn angezündet (sie steht immer noch unter Schock und verarbeitet das Ganze katholisch, würde ich sagen). Auf in die Bürgerreuth. Wir fahren mit Hannes in der Familienkutsche. Pegnitz hat 3 Tattoostudios bei 13.000 Einwohnern. So sieht es an der Bushaltestelle aus. Die junge Familie mit Kinderwagen warten auf den Bus, der 3 x die Stunde kommt. Stephan sagt zu Recht, bei der richtigen Ausleuchtung (sie sitzen etwas im Schatten) wäre das ein preisgekröntes Foto geworden. Vor dem Festspielhaus ist ein Wappen aus Blumen gepflanzt und oben beim Italiener hat man einen Blick auf die Stadt. Hier habe ich im Winter Schneebälle für Suki geworfen als wir essen waren.

DSC01579 DSC01580 DSC01583

Gedichte für meine Schwester und Musik, der Hilfspastor an der Gitarre. Martin ist textsicher. Die Feier ist festlich und ergreifend. Sie ist geliebt und willkommen und welche geistig Behinderte kann sich schon 2 Physikprofessoren leisten, die links und rechts neben ihr sitzen. Sie ist glücklich, die Hunde und vor allem Sepp. Immer wieder sagt sie „mein Sepp“, den sie besonders ins Herz geschlossen hat, was ich verstehen kann. Sepp ist Bergmensch, Gondeln lehnt er kategorisch ab, wenn er nicht zu Fuß hoch kann, dann nicht. Ski fahren geht nicht mehr, dann frieren seine Haxen. Uns verbindet viel, USA, die Unterstützung meiner Schwester. Suki ist wieder Therapiehund par excellence und geht immer zu den am stärksten Beeinträchtigten hin und ist dann ganz sanft, der alte Menschenversteher, gerne Menschen im Rollstuhl. Es ist heiß und wir sitzen als Familie auf der großen Holzschaukel, mein Bruder hat die Rückreise schon angetreten, dann wird Steffi abgeholt von der Gruppenleiterin. Nächstes Mal will ich ins Schustermuseum. Dann der See mit der Plassenburg im Hintergrund als Kulisse. Still, friedlich und der Imbisskiosk „Zur Kieswäsch“ mit denselben Stammgästen, wie meine Eltern wissen. Frikadelle und Kartoffelsalat. Das Bier schmeckt echt gut. Nächstes Mal will ich hier baden. Hunde sind auf den Wiesen verboten, was ich verstehen kann. Ich gehe in die andere Richtung mit Suki, wo die Kanuten sind mit spitzen Holzhäusern mit Dach bis zum Boden und finde einen Tennisball für Hunde zum Werfen. Die Klos haben keine Beleuchtung.

DSC01584 DSC01585 DSC01595 DSC01597 DSC01599 DSC01602 DSC01613 DSC01618 DSC01646 DSC01648 DSC01649 DSC01650 DSC01651

Von 19 bis 20 Uhr schlafen. Dann der Streit. Von – 22 auf heute + 16 beim Doppelkopf, aber das lässt mich kalt. Stimmung im Arsch, weil ich ehrlich war. Ich habe Bedenken geäußert hinsichtlich einer anstehenden Gruppenreise. Meine Mutter verletze ich damit, was mir leid tut. Sie sollen mit den Enkeln hin und Strandurlaub machen, Insel ist nicht so meine Welt und wir haben 3 x Kalifornien und 4 x Weihnachten Vorsprung. Ich biete den Rücktritt an. Der Abend ist nicht ganz furchtbar. Ganz entzückend balanciert Suki bei meiner Mutter auf dem Schoss und wird durchgestreichelt und genießt es sicherlich und ja, Rücken streicheln kann meine Mutter. Das weiß ich noch zu gut. Sie würden ihn am liebsten da behalten und das wäre kein schlechtes Los für den Hund, kann ich das nicht meiner Freundin irgendwie verkaufen. Ja, aber ich weiß nicht, wie. Morgens – noch vor dem Frühstück -wird immer gefragt, ob der Hund nicht was bekommt und kommentiert wie grausam wir zu dem Hund sind, aber der Chef und ich sind nun mal die Erziehungsberechtigten des Gasthundes auf Zeit. Der würde dort im Schlaraffenland leben und hätte eine therapeutische Aufgabe. Auch ich genieße das mit Hund auf Reisen sein. Es erinnert mich an die glückliche Zeit mit Feininger, als wir komplett waren, eine Familie. An dieser Stelle mal was ganz anderes: die Teneriffa-Postkarte von unserem Freund Markus.

175558

17.06. 7 Uhr wach. Paps sagt beim Frühstück, das sei unsere Familienkultur, dass wir alles aussprechen, was da oben im Hirnkasten los ist, woanders gibt es ähnliche Gefühle und Stimmungen, aber unausgesprochen. Ich glaube, der hat Recht. Er will ohne uns nicht nach Teneriffa, weil das sonst keinen Reiz für ihn hat. Noch mehr vermittelnde Menschen. Brauchen wir mehr aus der Familie meines Mannes, meine Schwägerin noch als Verstärkung. Meine Mutter will was ganz besonderes und aufregendes, dann sind wir alle so abgelenkt, dass wir uns nicht gegenseitig an die Gurgel gehen können. Galapagos-Inseln, aber für ein Wochenende, das schaffen sie nicht.

Der Waller im Hofgartenkanal, das Beweisfoto. Stephan richtet Dropbox für Oma ein wegen Enkel-Fotos und so. Sie ist begeistert. Mein Vater anti: ist wie Plumpsklo. Es nieselt. Da wo früher der Radweg war und jetzt für die Gartenschau gesperrt ist eine große Autobahnbrücke mit schönen Durchblicken. Meine Mama geht mit mir und Suki. Ich werfe den Ball und muss ihn selber in der ungemähten Wiese suchen. Anschließend sind meine Schuhe verfärbt. Ich freue mich, dass meine Mutter ihre Putzfrau auf 11 Uhr verschoben hat. Ich fühle mich dadurch immer gestört und meine Mutter kennt mich. Sehr rücksichtsvoll.

Mein Kollege hatte um Rückruf gebeten, es sei wichtig. Er hat Psychiatriealarm im Freundeskreis. 50 Einsatzfahrzeuge und schön viel Dramatik. Ich berate ihn.

Bäckerei, Metzgerei. Ich liebe die Verkäuferin in dem Fleischereifachgeschäft. Die ist echt spitze. Ich kenne mich aus mit dem Sortiment. Ich nehme einfach alles was die Expertin vor mir nimmt. Dann kommt Stephan rein und geht wieder. Sie unterbricht und will ihn vorziehen. Das ist echt geschäftstüchtig so nach dem Motto, großer dicker Mann darf nicht so wieder abhauen und einem durch die Lappen gehen, dann muss geschwätzige Frau, deren Sachen schon halb eingetütet sind, warten.

Wieder voll nach Nürnberg, aber der Zug fährt durch und hält nicht in lauter Käffern, die man vorher nicht kannte, wie auf dem Hinweg. Schnabelwaid. Ein Schaffner mit Dauerwellenlocken nervt. Suki muss in die Tasche. Obwohl ich angespannt bin, macht er es anstandslos und sie ist viel voller mit Granola in einer großen Blechdose, Marmelade und Holunderblütensirup in Gläsern, alles kein Problem. Eine Oma im ICE, ob das Hündchen so lange still halten kann, spekuliert sie zu Beginn der Fahrt ihrem Enkel gegenüber. Spielt mit ihm verstecken mit seinem Stofftier. Er macht die Augen zu und zählt und Frido versteckt sich. Das finde ich genial. Nein, hier in der Nähe hat er sich versteckt, nicht irgendwo im Zug, wo es die Leute stört, erklärt sie ihm. Als es kritisch wird, aussteigen, umsteigen (Anschlusszug verpasst, weil wir durchs Leinetal umgeleitet werden) ist der Enkel im Tiefschlaf, Sebastian, Du musst wach werden; ich kann Dich nicht tragen. Jetzt heulen andere.

Mein Bruder lädt im August ein zu seinem Geburtstag, aber ob das sein muss. Wir können Jederzeit kommen außerdem bin ich wieder verknallt in Oberfranken, warum nicht noch mal da treffen, wenn die Kirschen in Nachbars Garten reif sind. Kann ich Suki mitbringen, sie haben das Hundegrundstück vor dem Herrn mit Wasserschutzgebiet gleich angrenzend und die Hundekackbeutelstation ist immer gefüllt (im Alter ziehe ich hier hin und zahle meinem Bruder Miete und halte ein Rudel Hunde) und wir könnten schön in den Biergarten gehen, Klöße essen und bei meinen Eltern chillen. Christoph und Lea müssen wir schreiben, die heiraten kirchlich, wenn wir weg sind und das Geo-lino Abo für Frederik muss schleunigst verlängert werden. Um 15 Uhr bin ich im Büro und schaufele etwas Arbeit weg, alles sichten. Viele Anrufe auf dem AB. Der Typ im Knast zwei Mal. Dann Hund wegbringen. Wir sind so ein eingespieltes Team, dass die Leute anerkennend schmunzeln und dann fragen, wo ist der Hund, wenn ich ohne Suki zurück kehre. Abgegeben. Umziehen, auf zur Kestner. Nan Goldin, die neuen Arbeiten bzw. die Art der Aufbereitung mit Louvre Fotos gefällt mir. Während der Dia-Show ruft der Kollege wieder an wegen seines Psychiatrie-Falles. Pipi sehe ich durch die blaue Glasscheibe. Werde gefragt, ob ich die Künstlerin sei von einer Mutti. Gut, ich habe mich anbiedernd angezogen. Kurzer Plausch mit DJ-Sabine. Dann fragt mich ein Typ, ob mein Outfit Marke Eigenkreation oder Desigual sei. Was für eine Beleidigung. Unser Miteigentümer sind da und auch total geflasht von Pipis Arbeiten.

Auf zur VHV. Wir sind erst beim alten Gebäude. Dann strahlend weiß mit Lichtkunst, Stephan geht durch die Drehtür und fragt den gut aussehenden schwarzen Pförtner, ob wir richtig sind. Der Vorstand begrüßt uns überschwänglich. Es ist offenbar eine regelmäßige Veranstaltung wo die Gönner gegen Sponsorengelder Künstlerberührung bekommen können (Streichelzoo mit Künstler zum Anfassen). In der Rede sagte Mr. VHV: Die Freunde der Künstlerinnen seien heute zahlreich vertreten, was den Altersdurchschnitt senken würde (alte Säcke). Alle dürften umsonst essen und trinken, aber sie seien eine Versicherung und da sei nichts umsonst. Dieses Gebäude wird eines Tages nichts mehr wert sein, nur das Klo, weil sie erwarten, dass die Künstler sich dort verewigen und auf dem Männerklo sei mehr los, da habe Herr Gursky schon gezeichnet. Nan Goldin war auf dem Örtchen, als sie wieder kommt und er es noch mal in Englisch übersetzt schaut sie erst entsetzt und sagt dann, sie habe schon unterschrieben. Es gibt 4 Eddings in blau, rot, grün und schwarz, die mehrfach in die Höhe gehalten und gezeigt werden. Pipi ist supersüß und stellt ihre Gäste vor und wir bekommen ein Buch mit Widmung, ein Leporello zum Aufstellen. Im Nebenraum ist eine lange Tafel, man kann das Ende kaum sehen und es gibt eine Sitzordnung. Stephan ist mit Nachnamen erwähnt und ich bin Frau Franziska, auch ganz geil. Stephan löst später das Rätsel, während ich nur irritiert war, mir aber eine sexistische Diskriminierung kaum vorstellen konnte, ist ihm als Erklärung eingefallen, dass ich meine zwei Vornamen angegeben habe und dadurch der zweite automatisch zum Nachnamen wurde. Das Namensschild ziert nun meinen Arbeitsplatz. Neben mir wird ein Platz abgedeckt, weil die Frau nicht kommt und ich sitze dann zwischen einem Buchhändler und einem Typen von Vorwerk. Gegenüber die Galeristen oder Assistentinnen von Pipi. Ich bin für duzen, ist doch privat. Die meisten sehen es eher als Linkdin- oder wie das heißt, veranstaltung. Der schwule Buchhändler findet meinen bürgerlichen Beruf langweilig, er arbeitet bei Hugendubel. Das ist ja fast so spannend, wie Kik mein Kommentar. Gegenüber die Frauen aus der Schweiz. Die eine ist Italienerin und isst keinen Fisch und nur rohes Fleisch. Essen wenig, Trinken mehr. Der Mann im Blumenpulli am Kopfende des Tisches hat sich verpisst, da stimmte die Chemie nicht, dafür ist der Vorwerk-Typ spitze. Ich sage, meine Schweigermutter hat mir so ein teures Teil zur Hochzeit geschenkt. Staubsauger für 2000 DM und wollte vermutlich den Putztrieb in mir wecken, statt mir was Praktisches zu schenken, wie ein Vibrator. Er schlagfertig: den kann man umrüsten. Er ist für Teppiche zuständig und lustig. Die Staubsauger sind nicht mehr eierschalenweiß und jagdgrün erfahre ist. Das war die alte Generation und er kennt natürlich den Designer der Teppiche im Vier-Jahreszeiten. Außerdem macht Vorwerk großes Geschäft mit einem Küchengerät, was die Hausfrau, die auch Tupper liebt (so meine Interpretation) total abfeiert und mit dem man Kuchen backen und Suppen machen kann. Name vergessen, klingt irgendwie technisch. Schlecht gelauntes VHV-Personal serviert die Speisen, die so groß sind wie ein Amuse Geule. Werden die in Haftpflichtversicherungen bezahlt? Mr. VHV meldet sich später erneut zu Wort, dass sie es noch nie hatten, dass ein Elternteil eines Künstlers anwesend sei und stellt Pipis Mutter vor aus Buchs. Großer Applaus. Pipi sitzt in der Mitte der Tafel und steht auf mit dem Vorschlag, dass jeder seinen Nachbar vorstellt oder ihm eine Postkarte schickt und wir sollen abstimmen und Handzeichen geben. Ich bin für die Postkarte und Herr Teppich stellt sich schon darauf ein, mich vorzustellen. Ich bin dafür, dass wir alle Pipis Mutter eine Postkarte schicken in die Schweiz und verbreite das bei mir in der Ecke. Der Vorwerk-Typ muss zurück nach Hameln, aber ich werde ihm noch eine Postkarte schicken. Ich mochte ihn. Pipis Mutter setzt sich zu uns und sie ist so sympathisch. Wir sprechen über das späte Wahlrecht in der Schweiz, da gingen ihre Kinder schon zur Schule und über Gallus, der Bär, der dem Schweizer geholfen hat, sein Haus zu bauen. Ist das nicht sehr unrealistisch. War einer der Braunbären Statiker? Das Haus müsste man als Kunstprojekt machen, so schief und krumm. Dann geht es auch um meine Liebe zu den Brockenhäusern und pränatale Diagnostik als Thema der jüngsten Volksabstimmung. Irgrendwann greift sie in ihre Tasche und schenkt uns eine wunderschöne Schachtel. Mr. VHV hatte auch eine von ihr bekommen. Ich sage, sie hat es so richtig gemacht mit ihren Kindern. Vielleicht etwas mehr Zeit gelassen und der Drang Geld zu verdienen war nicht ganz so präsent wie bei anderen, ist ihre Erklärung. Es ist 2 Uhr morgens. Wir begleiten Frau Rist zum Taxi. Unter der Pförtner ist noch auf seinem Posten und muss bis 6 Uhr ausharren. Was für ein toller Abend. Stephan schreibt einem gemeinsamen Freund, der uns vorgestellt hat später, dass wir Süßigkeiten von Pipis Mutter bekommen hätten und von Pipi nur ein Buch. Der ganze erlebnisreiche Abend mit echten Promis ohne ein Beweisfoto. So ist es halt manchmal und wenn man sehr im Jetzt ist, dann fällt das Dokumentieren hinten runter.

Ich schreibe Pipi am nächsten Tag:

„Liebe Pipi,

herzlichen Glückwunsch zu Deiner Ausstellung. Die Arbeiten sind wieder sehr eindrucksvoll und wir sind glücklich, dass wir sie in Hannover sehen können. Sie machen glücklich und ersetzen Drogen. Ich werde schnell in den Kunstverein eintreten, dass ich noch ein paar mal rein kann in die Ausstellung. Apropos Drogen. Ich war gestern ziemlich angetrunken, hatte aber einen herrlichen Abend. Der Highlight war Deine Mutter. Wir haben sie um 2 Uhr zum Taxi gebracht. Sie hat uns was aus der Schweiz geschenkt mit einem herrlichen Bildermotiv auf der Schachtel. Wie es schmeckt, kann ich noch nicht sagen, aber bestimmt lecker, geht ja nicht anders. Ich habe ihr im Gegenzug was aus einem Brockenhaus aus Hannover gekauft und werde es ihr schicken (aber nicht verraten). Als ich sie zu den Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen befragt habe, die sie absolviert hat, ging das sicherlich zu weit. Vorweg ging eine Diskussion über die Volksabstimmungen in der Schweiz und die pränatale Diagnostik. Wie dem auch sei, da bin ich etwas über das Ziel hinausgeschossen. Ich mag Deine Mama sehr. Eine tolle Frau. Die Erschafferin, der Erschafferin, quasi die Oberkünstlerin. Grüß sie bitte von mir und der Stefan P. von Vorwerk ist auch ein guter Typ. Dem werde ich auch noch eine Karte schreiben, auf Deine Anregung hin und ganz freiwillig. Komm mal wieder nach Hannover. Unser ganzes Haus ist Fan von Dir. Du kannst Dir ein Gästezimmer aussuchen und auch Deinen Mann, Deinen Sohn und/oder Deine Mutter mitbringen.

Kuss“

Nan Goldin, die alte Krawallschachtel aus Berlin, ehemals NY. Wir lassen derbe vollgeschmierten Klos zurück. Nicht von mir, aber die junge Gruppen um Nan Goldin habe ich im Verdacht, alles ist vollgetagt, auch die Klobrille und es sieht aus wie normale Abortschmierereien, aber Herr VHV hat danach gerufen. Was für ein toller Abend.

Ich bin nicht Fan von vielen Leuten, aber von Pipi bin ich Fan. Die macht so ästhetisch ansprechende und einwandfreie Sachen, von denen ich auch nicht ansatzweise weiß, wie das technisch geht. Ich stehe davor wie ein mittelalterlicher Bauer vor dem Petersdom mit offenem Mund und voller Bewunderung. Die Arbeiten sind schön, sprechen einen emotional an und das bei aller technischer Rafinesse. Außerdem ist Pipi ein total toller Mensch!