Berlin die faulste Hauptstadt der Welt

17.04. Wir können noch nicht in die Wohnung und treiben uns herum. Schon sage ich aus gegebenem Anlass mehrfach: „Berlin, die faulste Hauptstadt der Welt“. Hier haben die Läden entweder keine Öffnungszeiten oder sie gelten nicht. Wir kennen es von Vor-Aufenthalten. Fahrradverleih, macht einfach nicht auf. Der verpennte Typ schließt irgendwann auf und hat hinten im Laden geschlafen und kommt total verpennt zur Tür. Superleckeres arabisches Essen, wie Kantine. Es gibt Lahmacun mit Käse und einen Eintopf mit Kichererbsen und als Beilage auf einem Extrateller, geschnittene Tomate, eingelegtes Gemüse u.a. rosa eingefärbten Rettich, frische Minze, einen großen Strauß und Zwiebeln. Wir entdecken einen Baklava-Laden, Umkalthum auf der Sonnenallee, wo dicke Männer, die ausschauen wie Antje, das Maskottchen vom NDR, in großen Töpfen Süßes rühren, es riecht lecker und Torten verspachteln, wie die Maurer. Stephan und ich sind uns einig, falls es zum Dreier kommt. Wir gehen hier täglich hin und holen Ware.

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Die Familie erwartet uns. Ich bin die schlechteste Freundin der Welt und Heike hatte am Vortag Geburtstag, was ich nicht wusste als ich uns derbe eingeladen habe. Ich schäme mich. Meine Mitbringsel passen ihr nicht oder gefallen ihr nicht. Nächstes Mal gibt es die Schneidemaschine, die ich mir von der Steuernachzahlung bei Boesner gekauft habe im Anflug von Papiermacherkursen und nie benutzt habe. Statt schlechtes Gewissen und sie steht im Keller, bin ich froh, dass ich sie bald los bin und hier wird sie gebraucht und kann was Nützliches ausrichten. Jan ist todmüde um 23 Uhr um zu erfahren, dass sein Nagel bezogen muss wegen der Nagelbettentzündung, aber das sei nicht so schlimm, da bekomme man vorher eine Spritze. Trotzdem heult das übermüdete Kind. Vielleicht doch kein Schwimmbadbesuch? Ich bekomme 2 Kleider von Heike geschenkt. Das eine mit den Blumen, da sehe ich sie noch drin. Beide trage ich gleich in Berlin. Beweisfotos werden in der Wohnung gemacht. Unsere Wohnung ist unbewohnt und ich muss mir Seife und braunen Zucker von Heike mitgeben lassen. Da achte ich zukünftig drauf. Das passiert mir nicht noch mal.

 

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18.04. Sitzauflage für das Hipster-Café wo wir täglich einkehren. Sehr leckere Sachen. Dots heißt der Laden und wir von jungen Menschen mit Tochter betrieben. Ich trage auch jeden Tag was mit Punkten. Viele Hunde, bei manchen hat der Sterbevorgang eingesetzt. Ich fotografiere gerne Hundekacka in Berlin. Es sieht hier streckenweise aus als wäre die Straßenreinigung das letzte Mal kurz nach der Wende da gewesen. Versteinerte Hundekacke. Einmal war ein lustiges Muster aus Flüssigkeit auf dem Trottoir und wir haben beschlossen das war ein Hund mit Inkontinenzproblemen. Dann am letzten Tag war ein Wasserstreifen auf dem Gehweg und der war eindeutig zu lang für Prostata-Ding, aber ganz schmal und der ganze Dreck daneben als wäre sie ganz dezent daran vorbeigefahren mit einer ganz schmalen Spur. Wir sind gleich bei der berühmten Rüttli-Schule, die man aus den Medien kennt. Fahrräder gibt es keine, obwohl Erol’s Bike Shop gleich bei Larissa unten im Haus ist. Sie wohnt bei einer Schneiderin, die gerade in Paris ist. Erol hat aber eh nur noch ein 26er Rad und Larissa ein Auto und Misstrauen gegen die Radwege der Hauptstadt. Tag der Plattenladens. Leider werden wir mit schlechtem Krach gequält, aber das tut dem Shoppingerlebnis keinen Abbruch. Boxi, eine Frau, die mich aus Hannover erkennt und dann hinter mir Sabine sieht, die sie wirklich kennt und hier Flohmarkt macht. Montag will sie zurück und bietet uns Mitfahrgelegenheit an, aber wir haben schon. Sie kommt aus Linden und will Limmern. Ich dachte so reden die Touristen. Tolle Kaffeestände auf dem Markt. Der Indianerkaffee aus Neapel in keinen Plastikespressotassen (mitnehmen Hütchen für Neapel basteln). Ich kaufe herrliche selbstgestrickte Socken mit Lochmuster für 5,- €. Dafür braucht man nicht selber stricken. Sie sehen aus wie Ballettschuhe einer bettlägerigen Frau sagt Stephan. Ich mag sie, weil man die Strumpfhose so schön durchsieht.

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Abends Soupe Populaire mit der Ausstellung von Norbert Bisky, die wir sehen wollten. Das Menü zur Ausstellung, leider schmecken die Cocktails nicht in der schicken Bar. Wir ziehen weiter und treffen Brigitte und Arnd, der mit umgehängter Hundeleine, aber ohne Hund kommt. Wir trinken Gin and Tonics bis die Augen brennen.

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19.04. Sonnenstrahlen im Nacken brennen wie ein Heißlüfter oder Sonnenbrand. Bin so dankbar, dass ich nicht wirklich krank geworden bin, obwohl es zeitweise so aussah und ich Halsschmerzen bekommen habe, aber toi, toi, toi. Dots, es ist sonnig ohne Ende. Park. Zwei Flohmärkte, der eine ist wie in der List und dann Boxi. Larissa sucht ein Tablett. Das finde ich auch bei uns in der Straße auf der Straße, aber leider kaputt. Distanzlose Berlinerinnen, die sich alles anschauen wollen was ich an mir habe, aber so ganz nah und ich schaue weg und sie lassen nicht nach, weil das sieht so interessant aus und wer so ausschaut muss damit rechnen und vielleicht wollen sie das auch mal machen und nicht mehr so langweilig rumlaufen. Ich ignoriere sie, aber sie sind Borderline und merken es nicht. Da schätze ich wieder Hannover. Da sind die Leute cooler. Auf dem Heimweg ist die passende Karikatur in der Taz. Mittagsschlaf für alle außer mich. Ich ruhe nur. Abends Rosa Caleta mit herrlichen Lampen aus Plastikbechern und hier schmecken die Cocktails. Wir laufen zu Fuß zurück durchs nächtliche Berlin. Viel Polizei, aber die die gemeint sind lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Die wissen, wie der Hase läuft und für sie ist es wie die Baustelle einrichten, das was Larissa morgen machen muss, also ihr tägliches Geschäft.

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20.04. Leggings kaufen am Cottbusser Damm. „Restposten aus London“. So heißt ein Laden dort, ohne Spaß, es sind doch nur Türken, die Ware aus aller Welt, dort wo günstig produziert wird, feil bieten. Der Laden in den ich will hat wieder unverbindliche Öffnungszeiten und hätte schon längst offen sein müssen. Was soll man tun? Abwarten und frühstücken. Der türkische Verkäufer schließt mich ein. Wir haben es beide nicht gemerkt, ich war in der Umkleide, Stephan vor der Tür. Sie haben ihm Ware geklaut und Preisverhandlungen sind schwierig. Ich habe dafür die krassesten Leggings Siegfried und Roy treffen Versace. Leopardenmuster im Schritt. Frühstück im Graefekiez und dann noch mal bei Dots getrüffeltes Ei im Glas und Blueberry Pancakes und ein Nata Törtchen. Sie sieht das Kilo Baklava und fragt, ob das nicht reicht. Sie bringt dann das Törtchen nicht und ich gehe rein und frage, ob sie mich auf Diät setzen will. Wenn sie wüsste, dass wir schon im Graefekiez frühstücken waren und das die zweite Runde ist. Da würde sie ganz vom Glauben abfallen. Langsam kennen wir uns 5 mal an 4 Tagen. Sie fragt, wo wir herkommen und ob es geklappt hat mit den Rädern. Die Radwege sind hier nicht so gut, wir kommen aus Hannover. Das überrascht sie. Bis zum nächsten Mal. Wir haben Berlin-Blut geleckt. Es war toll. Wir mögen Sonnenallee. In Friedrichshain sind uns zu wenig Türken. Auf dem Weg zum Bahnhof treffe ich den Tischnachbarn aus dem arabischen Imbiss vom Anfang, den ich nach dem Kichererbseneintopf befragt habe. Small world.

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