05.08. Auch wenn sich das anders liest, ich war sehr brav am Wochenende. Ich bin Samstag um 22 Uhr ins Bett gegangen und habe dem Tanz auf dem Vulkan nicht beiwohnen können (wohl eine neue Rampe/Pipe bei den Skateboardern, mit Rauch aus dem Vulkankegel über den auf Brettern gesprungen wird, sehr eindrucksvoll). Sonntag habe ich den ganzen Tag das Haus gehütet und bin abermals vor 22 Uhr ins Bett gegangen. Ich habe die Wohnung überhaupt nur Samstagabend für einen kleinen Imbiss verlassen. Ich bin also nicht schuld daran, dass die Erkältung nicht weg geht, sondern sich eher verschlechtert.
Die Augen fühlen sich an, als wären sie an Fäden aufgespannt im Schädel und die Bewegung der Augäpfel schmerzt. Ich habe jetzt einen sehr rauen Hals und klinge grauenhaft, auch etwas Husten und mir ist einfach elend zumute. Heute weiß ich, das Schwitzen ist krank und nicht Wetter.
Die von mir beantragte Unterlassungsverfügung ist Freitag um 16:04 Uhr schon ergangen und wird jetzt über die Gerichtsvollzieherverteilerstelle zugestellt.
Heute kommt eine sehr zierliche Frau, die einst bei den Stadtwerken in Istanbul gearbeitet hat und leider querulatorische Züge trägt und sich immer von ihrem minderbemittelten Sohn Begleitschutz geben lässt. Sie ist körperlich schwer krank und kann kaum zum Gartentor laufen, arbeitet aber zugleich als Außendienstmitarbeiterin im IT-Bereich. Jetzt soll sie berentet werden. Das ist die neuste Frechheit. Alles wird angegriffen, Beschwerde, Eingabe bei der Kammer, Ablehnung wegen Befangenheit, Ärzte müssen verklagt werden und das Finanzamt. Das ist entweder mutig oder einfach durchgeknallt, wenn man glaubt, es mit denen aufnehmen zu können. Das sage ich ihr und, dass ich heute etwas angegriffen sei und sie bitte meine Nerven schonen solle. Wenn sie eine Rente bekommt, verbietet ihr keiner das Arbeiten. Es ist eine Absicherung und sie kann trotzdem Karriere machen (sie arbeitet sogar für eine konservative Partei auf Lokalebene, wie ich nebenbei im Internet nachvollziehen kann. Das lässt ja tief blicken). Es gehöre zum Erwachsensein dazu, dass man weitergeht auch wenn einem einmal Unrecht widerfahren sei. Immer wieder geht es um Mobbing am Arbeitsplatz von vor über einem Jahr, der Tinnitus, den sie deswegen bekommen habe und der der Berufsgenossenschaft gemeldet werden müsse und der Nachbar aus Braunschweig, damals, der gestalkt hat, komischerweise ist das Verfahren in einer Anklage gegen sie wegen übler Nachrede geendet. Ich sage, wenn man jede Ungerechtigkeit des Lebens immer vor sich her schiebt und jeden Tag neu auffrischt und durchlebt, tut man sich selber keinen Gefallen damit. Jedem von uns seien Ungerechtigkeiten widerfahren seit damals im Kindergarten als ein anderes Kind das Spielzeug oder Pausenbrot weggenommen hat. Wir müssen darüber hinweg kommen und können uns nicht daran festklammern. Es bringe nichts. Bestimmt ist es auch mein Zustand heute, der mich extra versöhnlich macht.
Angesichts der neuen Hütchenproduktion will ich das allererste Hütchen freigeben. Ich trage es einfach nicht mehr, weil es eben zu hübsch und ordentlich, sprich langweilig und nicht selbstgemacht ist. Ich halte es in Ehren, weil so alles anfing. Es waren Pferderennen in Hannover-Langenhagen und ich habe die weinroten Lackblüten gekauft für teures Geld.
Es sah gut aus und stand mir und es war sein Geld Wert,denn es hat mich vor allem auf eine Idee gebracht. Am darauf folgenden Wochenende fing die Produktion an und ich habe meine ersten 20 Hütchen selber produziert aus Bastelmaterialen und Gesammeltem. Seit dem und 500 Hütchen später gehe ich immer noch darin auf. Wenn ich meine Schmuckproduktion chronologisch beschreiben sollte, dann war es zuerst dieser Punker in Bayreuth, der die Figuren aus den Ü-Eiern mit dem Feuerzeug anders zusammengeschweißt hat und irgendwie spielten Eisenbahnfiguren und diese kleinen Gummitiere, Schweinchen und so was eine Rolle. Das waren damals Ohrringe, die einzeln und asymmetrisch getragen wurden und im Ohrloch und nicht als Clips. Dann irgendwann fing ich an mit Rohlingen große Ohrclips zu produzieren, Riesendinger. Davon habe ich noch 2 große Schubladen, trage sie aber nicht mehr. Dinosaurier spielten eine große Rolle und Wollpudel, Baufahrzeuge, Hubschrauber und kleine Collagen als Perlen, Müll und Text. Irgendwann fing ich an mit Haarspangen und habe hier riesige Konstruktionen für den Hinterkopf gebaut (Brett vor dem Kopf wurde da gerne gesagt). Die habe ich über einem schlecht gebundenen Dutt getragen und sie waren z.T. sehr schwer und haben Kopfschmerzen verursacht, außerdem sah man vor vorne die Rückseite, auch ein Nachteil. Nach der Phase der Haarspangen, die ich gar nicht mehr trage (ca. 3 Umzugskartons wurden hergestellt mit Haarspangenrohlingen), bin ich mehr in die Kettenproduktion eingestiegen. Erst viel mit Quetschperlen und dem Seil dazwischen sichtbar, dann auch immer größer und frecher. Parallel wurden Plastikarmreife wiederentdeckt und Ringe zur Komplementierung des Outfits. Hier passt auch gar nichts mehr auf die Halterungen (altes Batterieregal, knallvoll). Ketten mache ich nur noch sehr selten. Ketten habe ich als einzigen Schmuck auch schon verschenkt an Verwandte hauptsächlich. Dann kamen die Hütchen als Renaissance der Haarspangen und viel besser, weil sie eben vorne sitzen und damit viel mehr das Outfit komplimentieren und mir auch einfach viel besser stehen. Die Ohrringe sind kleiner geworden und hier sammele ich auch alte Modeschmuckohrringe. Die Ohrringe mache ich durchgehend, aber die Taktung hat auch schwer nachgelassen, weil ich einfach genügend habe.
Heute möglichst keine Konfrontation suchen, also möglichst wenig telefonieren, weil ich einfach nicht überzeugend bin. Fristsachen machen, Klage Sozialgericht. Stephan wird sie einwerfen. Dann muss ich Stephans Studio anschreiben, hoffe das kostet ihn nicht seine Mitgliedschaft, aber die sind echt dickfällig. Mein Studio muss heute wieder ohne mich auskommen. Mir brummt der Schädel. Herr A. kommt ohne Termin vorbei und will was. Das ist schon fast zu viel für meine Nerven heute. Ich bin heute zu zart besaitet. Ich streiche um vor 15 Uhr die Segel. Ich hatte Sonntag schon über 37 ° und habe es für leicht erhöhte Temperatur gehalten.
07.08. Es ging dann von 38,8° (Montag) über 37,8 ° (Dienstag) auf 36,2 ° (Mittwochmorgen) und es war sehr anstrengend und mit viel Schwitzen verbunden. Am Dienstag habe ich nur 1 Stunde Büro geschafft und Termine abgesagt, einen Brief bringe ich zustande ein paar Telefonate und dann wieder schlafen. Auf dem Sofa erreicht mich der Hilferuf einer Frau, deren Freundin sie das neugeborene Kind weggenommen hätten seitens des Jugendamtes. Ein Auftrag, den ich sicher nicht vom Krankenbett aus annehme. Außerdem ruft mit der Vermieter von Herrn W. an, irgendeiner aus diesem Riesenladen und will einen Termin zur Wohnungsübergabe mit mir ausmachen. Ich sage, sie seien ja geil unorganisiert. Die hätte schon stattgefunden. Die Durchschläge der Protokolle seien in meiner Akte.
Meine Schwiegereltern haben Blaubeeren und grüne Bohnen und Bohnensalat mit gelben Bohnen vorbeigebracht. Meine Schwiegermutter hat es sich nicht nehmen lassen am Schlafzimmer zu klopfen und Hallo zu sagen. Ich hatte mich verschanzt, weil ich echt nicht gästetauglich war. Es ist schön, wenn man sich wohl fühlt im eigenen Krankenlager. Ein Baum vor dem Festern soll ja die Heilung beschleunigen. Ich mache Kopfkino und genieße das Farbspiel der Rot- und Pinktöne bei geschlossenen Augen. Dazu das Licht- und Schattenspiel der Sonne die immer wieder durch die Äste des Baumes durchbricht. Mein Fuß liegt in der warmen Sonne. Die Mustermixtempos aus Wien kommen zum Einsatz. Während ich Montag nix gegessen habe, wollte ich Dienstag schon eine scharfe Sucuk zum Bohnensalat, d.h. dass die Lebensgeister wieder kommen. Zum krank sein gehörte auch ein unsägliches Tagesfernsehprogramm. Eine Zoosendung aus dem Berliner Tiergarten, die das Zeug dazu hat, krank zu machen. Dass die Berliner einen Knall haben in punkto Tiere und vermeintlicher Tierliebe, davon bin ich schon länger überzeugt, dass sie Hunde vermenschlichen vor lauterGroßstadtblues und bekannt ist ja auch, dass sie Kurt zu Tode gepflegt haben. Die Sendung belegt all diese berechtigten Vorurteile. Wildkatzen gehören nicht in kleine Betonkäfige bei denen die Menschen ihnen ganz nah auf die Pelle rücken und in die Augen glotzen können. Das wird alles mit ganz viel „na Mäuschen“ usw. kommentiert, wie bei dem Sheba-Tiger zuhause. Wenn die Löwin auf den präparierten gefüllten Sack mit Stroh und Fleischstück nicht reagiert, weil sie hospitalisiert ist und sich am liebsten umbringen würde, wenn sie es könnte, dann heißt es seitens des Tierpflegers, „ditte is ne Schick-Micki-Dame, bloß nich dreckig machen, wa“. Hallo? Geht es noch. Herrn Mollath habe sie gestern rausgelassen, aber dieser Maßregelvollzug für Säugetiere mit psychiatrischer Zwangsbehandlung findet kein Ende. Die glauben wohl auch noch, dass ihre Folter irgendwas mit „Tierschutz“ zu tun hat oder die Tiere sie lieben würden. Keine Ahnung wie weltfremd man sein kann. Raubkatzen stehen nicht darauf, ein totes Stück Tier durch die Gitterstäbe geworfen und per Lichtschalter eine gute Nacht gewünscht zu bekommen von so einer Irren Katzenmutti. Hier würden die Katzen den Nachwuchs instinktiv sterben lassen aus Tierschutzgesichtspunkten, aber das wird durch Katzenmutti verhindert und das Leiden geht weiter. Ich wünsche mir einfach nur, dass einmal die Käfigtüre nicht richtig zu gemacht wird. Mehr Chancengerechtigkeit.
Heute am Mittwoch bin ich stolz auf meine Temperatur und nehme mir jedes Mal vor, meine Körpertemperatur zu messen, wenn ich mich mal absolut gut fühle, weil ich sicher bin, dass ich Untertemperatur habe, fühle mich aber leider noch so was unfit. Ich schwitze an den Beinen, das ist schon unnormal (dafür fühlen sich meine Hautporen richtig sauber an vor lauter Schweißdurchlauf) und dann habe ich Kopfweh, leichten Druck auf den Ohren als wären die mit Watte ausgestopft, die Mundhöhle fühlt sich an, als hätte sie jemand gefüttert und bin sehr geräuschempfindlich und kälteempfindlich. Lüften ist unangenehm. Schön warm anziehen. Ich nehme heute mal eine Aspirin, weiß aber, dass ich mich schonen muss. Ich muss das weiter beobachten. Nächste Woche habe ich eine Reise vor und familiäre Verpflichtungen. Sport macht noch gar keinen Sinn. Die Wadenbeschwerde, die ich vermeintlich für Muskelkater gehalten habe, wollen einfach nicht weggehen und hängen irgendwie mit diesem Infekt zusammen. Hat mich Herr PM doch mit Ebola angesteckt?
Verballere meine gesamten Briefmarken für die ganzen Regio-S Karten und Hannover Pässe und die bekomme ich auch noch für bereits Verstorben sowie ehemalige Betreute zugeschickt und wenn man da versucht den Fehler aus dem System zu bekommen, ist die Kraft für den ganzen Tag fast schon verbraucht. Bei meiner einen Betreuten ist die Adresse der Werkstatt für Behinderte statt der eigenen angegeben. Keiner kann helfen. Die Stelle, die verschickt, kann die Daten nicht einsehen, die anderen sagen, alles Paletti. Ich sage, ist es nicht und das kann ich schon sehen, weil bei einem Vordruck vom Amt auch diese Adresse als Anschrift auftaucht. Irgendwo muss doch der Fehler drin sein und dann wird er immer perpetuiert. Warum bekomme ich diese Dinger überhaupt zugeschickt? So betreut kann kein Mensch sein, dass sein Betreuer die Ermäßigungskarten bekommt statt der Berechtigte selber. Wer hat sich das ausgedacht? Jahr für Jahr. Ich ergebe mich schließlich und frankiere eine Runde um und führe eine Liste wo ich was reklamiert habe. Für wen eigentlich?
Ich bin schwächer, fahre an die Seite auf den Marktplatz und biege nicht aus dem fahrenden Verkehr ab. Ist mir zu viel mit Straßenlärm, Kopf drehen zu anstrengend. Mein Sattel löst sich und dreht sich mit. Schon damit bin ich überfordert. Im Büro wird mein Kopfputz kommentiert. Sitzkissen, haha. Mit fällt nichts Schlagfertiges ein und ich ignoriere es einfach. Dann fragt mich der Kollegen, wem das Birchermüsli gehören würde, weil 3 große Packungen da seien und es nur noch 4 Monate haltbar sei. Ich frage ihn, ob er sich langweilt und ob es schon mal was von Mindesthaltbarkeit gehört habe. Außerdem isst das der andere Kollege in rauen Mengen, gerade wenn die Hitze vorüber geht, wird er täglich einen Napf wie für einen großen Hund davon verzehren.
Ich bekomme Post in einer alten Betreuungssache. Die Frau ist mit über 90 Jahren verstorben. Sie kam ursprünglich aus Berlin und war mit einem Mann verheiratet, der Kriegsverletzungen hatte und im Landwirtschaftsministerium gearbeitet hat. Sie hat große Renten bekommen, hatte eine Eigentumswohnung im 50er Jahre Stil und war dement. Ihr Sohn war Alkoholiker und wohnte auswärts, kam aber regelmäßig zu Besuch, wenn er Geld brauchte. Danach hatte der Pflegedienst doppelt so viel Arbeit. Er hat sie ausgenommen und war von der fiesen Sorte, daher war eine Berufsbetreuung vorgeschlagen worden. Die anderen hatten sich abschrecken lassen, weil er drohte, außerdem hatte er einen großen Hund. Sie war so was von süß, hatte Vertrauen zu mir und hat mir gleich das Du angeboten. Sie hat so niedliche Sachen zu mir gesagt wie: wenn Du mal Probleme hast und jemanden zum Reden brauchst, kannst Du ruhig zu mir kommen. Das war für mich ein ernst zu nehmendes Angebot.
Den Hund habe ich nie kennen gelernt, weil ich da war mit dem Pflegedienstleiter und er nicht und dann erhielt ich eines Tages einen Anruf von ihr, dass der tote weiße Schäferhund von ihm auf ihrem Balkon liegen würde und Gerhard sei gegangen und sie wisse, ob er wieder kommen würde. Sie hätte schon versucht, das Tier an den Beinen in die Wohnung zu ziehen. Es war Hochsommer. Ich sagte ihr, dass ich mich kümmere. Das war dann Tierarzt über Google Maps ausfindig machen. Der gab mir die Info, dass der Sohn sturztrunken in der Eckkneipe gegenüber sei, dann schließlich Tierbestatter und den weißen Schäfer abholen lassen. Der Tierarzt hatte nur Kapazitäten für Kleintiere zum einlagern.
Ich habe ihn dann auch kennen gelernt und er saß auf der Couch und trank Schnaps mit Cola und musste sich an der Wand festhalten bzw. konnte nicht frei stehen oder gehen. Daneben erzählte er Märchen über Fliegereinsätze und andere berufliche Abenteuer, die so was von weltfremd waren, wenn man ihn sah in seinem desolaten Zustand wie ein Penner mit Plastiktüten und eingepisst und stinkend. Außerdem drohte er mit der Kanzlei Willig. Das tun nach meinen Erfahrungen gerne Menschen von diesem Schlag. Sie hat das immer in Schutz genommen, dass er krank sei, auf den Kopf gefallen, ein Unfall und nichts dafür könne. Er müsse starke Medikamente nehmen wegen der Schmerzen. Es war eine Gradwanderung aus ihn wegbeißen, aber nicht so sehr, dass er gar nicht mehr kam, weil einziger Sohn und leiblicher Verwandter. Vor wem soll man das Geld schützen? Er würde es eh bekommen. Außerdem hätte er auch Hilfe benötigt, aber ich war nicht für ihn bestellt und er wohnte auch nicht in Hannover. Alles sehr schwierig.
Sie ging dann 4 oder 5 mal die Woche in die Tagespflege und war so etwas aus der Schusslinie. Eine Vorsorgevollmacht haben wir noch gemacht für sie. Das war gut, weil auch klar, dass Gerhard sich um nix kümmern wird. Sie hat mich behandelt, als wären wir alte Jugendfreundinnen. Sie hat viel von ihrer Jugend erzählt und von ihrem Bruder, mit dem sie ein sehr inniges Verhältnis hatte. Da ging es um Wandern, Zelten am See, Lieder singen, Kameradschaft, dass er immer ein Wörtchen mitzureden hatte wenn sie einen Freund hatte und den mitbeurteilt hat, ob er der richtig für sie sei. Eigentlich klang es mehr so, als hätte sie gerne den Bruder zu Mann genommen. Sie hat über die Tagespflege neue Klamotten bei Karstadt gekauft, für die wohlhabende Kundschaft wird da mal ein Taxi spendiert um sie aus der Pflegeanstalt abzuholen. Als sie dann ins Krankenhaus kam und ich kam zeitgleich mit dem Krankenwagen mit dem Fahrrad an, hat sie geweint und war ganz glücklich mich zu sehen. Sie sagte mehrfach: „Du bist doch meine beste Freundin“. Wie will man bei so etwas emotional nicht betroffen sein, frage ich mich. Geht das? Ich glaube nicht.
Sie wurde operiert und das ging gut. Dann wenige Wochen danach kam sie wieder ins Krankenhaus und ist verstorben. Das passierte an einem Wochenende und ich war im Atelier und habe mehrfach mit der Klinik gesprochen, Schlagader im Bauch geplatzt, der ganze Darm und alles löste sich auf, auch mit Intensivmedizin war hier nichts mehr möglich. Dann fingen die Probleme an, weil ich noch Geld für meine Arbeit zu bekommen hatte. Titel musste umgeschrieben werden auf ihren Rechtsnachfolger, den lieben Sohnemann. Ich musste für diesen einen Erbschein beantragen! Hat mich auch gewundert, war aber so. Die Konten, die zum Todestag über 35.000,- betragen hatten, waren mittlerweile schon leer. Das alles dauert alles fast 1,5 Jahre und meine Gebühren sind nicht verzinst und ein alter Studienkommilitone ist der Rechtspfleger und ich habe schon ganz schlechte Laune bei dem Thema, weil Gerhard die Konten leer geräumt hat und ich nicht schnell genug an mein Geld komme. Ich bekomme mein Geld von einer Versicherung. Erfolgreich habe ich vollstreckt. Parallel kommt die Meldung, dass auch der Sohn verstorben ist, knapp 1 Jahr nach der Mutter. Er hat damals schon ca. 20 Jahre älter ausgeschaut als seine Mutter obwohl er über 30 Jahre jünger war. Jetzt bekomme ich Post einer Hamburger Großkanzlei, dass es ein Nachlassinsolvenzverfahren für ihn gibt, d.h. seine Kinder haben das Erbe ausgeschlagen und er hatte Gläubiger und dafür wird nun die Wohnung verwendet. Es gibt schon Kaufinteressenten. Die werden dann befriedigt und dann ist endgültig Ruhe. Von mir wollen sie eine Aufstellung der Konten, damit sie nichts übersehen. So denke ich heute noch mal an meine alte Freundin und das ungleiche Paar von Mutter und Sohn. Schade, dass ich damals noch nicht Tagebuch geführt habe, weil die Erinnerungen verblassen etwas.
Abends auf dem Sofa wieder 37,2 °. Eine bunte Tüte für 2,- muss herhalten. Nur gesunde Ernährung kann mir hier wieder raushelfen.
