Mein Mann ist viel feinfühliger als ich. Ich bin ein Holzklotz. Ich bin immer wieder erstaunt, dass Menschen so ein falsches Bid von mir haben und mich z.B. für eete-petete halten? Mich! Ich bin die größte Schlampe und kann kein Buch anschauen, ohne meine Spuren zu hinterlassen. Jede Seite, die ich mir angeschaut habe, markiere ich unfreiwillig mit einem fettigen Fingerprint und bin immer wieder aufs neue erstaunt: „dhoo“, wie Homer. Ich lache auch sonst, weil ich das Gegenteil von Prinzessin auf der Erbse bin und schon auf mehreren Schere nebst Stiften, Büchern und Geodreiecken, Linialen, geschlafen habe.
Stephan hatte sofort gemerkt, dass nur ich eingeladen war, als ich schon für uns beide zugesagt hatte. Er hatte auch die Intuition, dass es als anlässlich eines Geburtstages sein könnte. Ich war ahnungslos. Er hatte Recht. Ca. 15 Frauen treffen sich im Wilhelm-Busch-Museum zu einer privaten Führung der Gastgeberin. Sie ist mit Leib und Seele Kunsthistorikerin und das steckt an. Sie erklärt so viel zu den Bildern, dass es für mich so ist, als würde ich sie noch mal sehen, ganz neu, d.h. ich war zur Vernissage bereits dort, aber die vielen Menschen und die vielen Glotzer haben mich in die Flucht geschlagen. Heute lerne ich neue Worte wie „Rahmenforschung“, dass der Wechselrahmen erst erfunden wurde und davor das Bild eine Auftragsarbeit war mit einer festen Bestimmung in einem Schloss oder in einer Kirche zu hängen und da war der Rahmen fester Bestandteil der Arbeit. Erst als Bilder als Wertanlage entdeckt wurden kam der Bedarf ein Bild auch mal dem bisherigen Rahmen zu entnehmen. Alles was ich hier schreibe steht unter der Prämisse, dass ich es hoffentlich richtig verstanden habe. Das will ich mal ganz klar stellen, bevor ich fortfahre. Interessant war auch die Bildersprache, dass mit bestimmten Tieren etwas angedeutet wurde. Ein Schwertfisch oder eine Eule als Nachttier sollten jedem klar machen, dass die Dienstleister, die auf dem Bild dargestellt wurden windige Zeitgenossen oder Quacksalber waren. Auch ein Schmetterling, der auf einem riesigen Bild mit Tiermalerei (Kühe und Schafe) gegenüber einem Pärchen winzig klein in der anderen Ecke des Bildes zu entdecken ist, soll andeuten, dass der Flirt der zwischen den Menschen dargestellt wird, eben nur ein Flirt ist und die Liebe nicht von Bestand. Dass die Jagdstilleben so beliebt waren, weil die Jagd dem Adel vorbehalten war und das Bürgertum, welches zu Geld gekommen war seine Räume trotzdem nicht mit Geweihen schmücken konnte und sich dann den aufgehängten Hasen neben totem Fasan und Rebhuhn dekorativ umrahmt von Blumen sehr gerne als Motiv hat malen lassen. Dass es in Amsterdam mehr Maler als Bäcker und Metzger gab zur Zeit der Blüte der niederländischen Malerei. Es ist kühl im inneren des Museums, gefühlte 12 ° und die Damen, die eine Strickjacke dabei haben nutzen sie auch.
Wilhelm Busch liegt der Gastgeberin besonders am Herzen und ich bin nun kein Wilhelm Busch Kenner, überhaupt nicht, finde es aber total interessant Neues über ihn zu erfahren, weil es eben so interessant erzählt wird. Am meisten hat mir die Erkenntnis beeindruckt, dass er im Alter nicht konservativer wurde, sondern eher Richtung moderne Malerei gegangen ist. Er war Fan der niederländischen Malerei und das ist ja auch Thema der Ausstellung, hat sich in seinem Spätwerk aber von seinen früheren Vorbildern gelöst und sehr modern und abstrakt gemalt. Auch für mich erkennbar ein Vorreiter der Moderne. Das war sehr interessant nachzuvollziehen mit professioneller Hilfe. Außerdem gefällt es mir gut, wenn einer in diese Richtung tendiert, die ich auch an mir selber feststelle, dass ich mutiger werde, mehr zu mir selber finde und nicht konservativer, aber das Gegenteil. Das andere scheint normal zu sein. Als Jugendlicher Punk und dann Banklehre und Perlenstecker. Aber, es muss nicht so kommen.
Anschließend gibt es einen Sektempfang und ich habe kurzweilige Gespräche mit einer Französin, die ein schönes Möbelgeschäft in der Innenstadt betreibt und die ebenfalls Salzbutter liebt und einer sehr sympathischen Zahnärztin mit viel Ausstrahlung u.a. über das Projekt der Tochter für den Kunstleistungskurs eine Truhe mit Papageienfedern und Papageienlauten und einer mechanischen Vorrichtung zu bauen á la Rebecca Horn. Außerdem über das Gebiss des OB-Kandidaten Waldraff auf den Wahlplakaten. Ich erfahre nämlich, dass meine Zähne schwierig sind für die Prothesenherstellung, weil man bei mir das Zahnfleisch sieht. Das leuchtet ein und hat sogar einen eigenen Namen. Was für ein schöner Nachmittag, der damit abschließt, dass ich in einen Kreis aufgenommen wurde, zu dem ich vorher nicht gehört habe und die Gastgeberin mir das Du anbietet.
Für die Verabredung mit Freunden bin ich zu früh dran. Ich will auf eine schattige Wiese, aber wegen Fährmannsfest ist alles weitläufig abgesperrt. Auf der Limmerstraße merkt man deutlich, dass die Hitze die Psychosen geradezu ausbrütet, wie bestimmte Bakterien auch in einem bestimmten klimatischen Milieu am besten gedeihen. Mein lieber Swan. Gut, dass ich nicht für die alle zuständig bin. Als nächstes denke ich mein Fahrrad hat einen krassen Platten, weil ich auf einmal abbremse bis ich merke, dass sich der Teer wegen der extremen Hitze erweicht hat und ich darin quasi stecken bleibe.
Beim Essen läuft mir die Brühe den Körper herunter und ich muss mit der Papierserviette meine Kniekehlen auswischen. Die junge Bedienung frage ich, ob es warm genug sei, wie in Italien und sie sagt, zu warm, weil dort könne man Abkühlung im Wasser finden und hier gäbe es nur den Maschsee und da würde sie nicht reingehen wegen der Leichenteile. Da würde doch zurzeit immer wieder Unglaubliches in der Zeitung stehen. Das muss man sich in einer sizilianisch geführten Trattoria von der sizilianische Bedienung sagen lassen, wie unsere Freundin zu Recht feststellt. Anschließend wollen wir noch mal draußen sitzen. Der Versuch im eigenen Garten scheitert wieder, weil es zu abenteuerlich ist, zu viel Natur, nass vom Rasensprengen, dunkel, ich verlege sofort meinen Schlüssel und bekomme Panik, dass ich uns in den Garten eingeschlossen habe. Meine Füße sind nass, wir verlegen das Ganze auf den Balkon. Dort ist man der Zivilisation näher. Auch das ist bei uns Abenteuer, Möbel rausstellen, schnell wieder die Balkontür zumachen, damit keine Mücken und Falter in die Wohnung geraten, im Dunkeln sitzen. Die Sterne sind nicht mehr so herrlich klar wie am Vorabend, aber es ist schön draußen zu sitzen. Wenn ich Glück habe, werde sich diese Freunde auch nach Wien locken lassen.
Samstag weiß ich noch lauter Träume, habe aber den Ehrgeiz schon wieder verloren, sie zu behalten oder aufzuschreiben. Es ist wieder Traumdemenz angesagt. Immer wieder einschlafen und noch mal wirres Zeug träumen. Es ist herrlich. Beim Kaffee lese ich in meinem neu erworbenen Otto Dix Kunstbuch im Wintergarten. Das habe ich gestern aus einer Flohmarktkiste im Wilhelm Busch Museum erstanden und sehe dann, dass es aus der DDR stammt (VEB) aus meinem Geburtsjahr. Wir lieben Otto Dix. Wie der einen Dackel oder einen Schäferhund malen konnte und die Porträts, auf denen das Wesen der abgebildeten Menschen erkennbar wird. Dann die tollen Porträts seiner Kinder, Ursus und Jan und Nelly (seine Tochter). Wer war Bettina? Ich lese es nach dank Internet. Seine Tochter Nelly hat Zwillinge geboren, die verstorben sind und dann Bettina und ist dann im Alter von 33 Jahren an den Folgen eines Schwangerschaftsabbruchs gestorben, so dass Otto Dix Bettina adoptiert hat, die Tochter seiner Tochter. Ganz schön tragisch. Den verbleibenden Vormittag und auch Nachmittag verbringe ich damit die Fleischbilder aus den Edeka beilagen auszuschneiden und daneben ein paar Buttons aus der Presse jagen.
Ich bin leicht krank und weinerlich und das Chaos in der Wohnung nervt mich und die Erdbeeren mit Vanillejoghurt schmecken nicht (beides sind Zeichen, dass ich krank bin) neben den körperlichen Symptomen, Halsschmerzen stärker, Kopfschmerzen, Gefühl der Schlappheit und wie Fieber, aber bei den Temperaturen weiß man nicht, was ist krank und was ist Wetter.
Ich will es nicht einsehen, dass ich ins Bett gehöre und will eher eine Aspirin nehmen, sonst gar nicht meine Art, aber das passt mir einfach nicht ins Programm. Ich bäume mich auf. Wir werden sehen, wer diesen Kampf gewinnt. Körper oder Geist.
Was Essen gehen mit einem Freund geht noch, aber Zweierskateboarding findet ohne mich statt.
Ich werde mehrfach wach und Stephan ist noch nicht zuhause. Schließe das Fenster und ziehe ein anderes Nachthemd an, weil ich verschwitzt bin.
Sehr intensive Traumwelten. Zuerst bin ich bin einer Betreuten zu Besuch und zufällig kommt eine ganze Gruppe Richter zu einer Anhörung um mir zu sagen, dass meine Anträge, die ich im Februar gestellt habe überwiegend unzureichend sind. Ich sage, die Amtsgerichtsrichterin, die das entschiede habe und jetzt aber nicht mehr zuständig sei (es ist im Traum eine befreundete Staatsanwältin, die es im wirklichen Leben gibt) habe mich darin bestätigt, dass die Familie mindestens dies und jenes brauche (was ich im Einzelnen argumentiere). Sie habe es deswegen damals so entschieden. Außerdem hätten sie mir ja sagen können, dass ich die Anträge umschreiben müsse wegen richterlicher Hinweispflicht und überhaupt, wenn sie das jetzt ablehnen würden, dann fahre ich ins Büro und formuliere alles neu mit Hilfe meiner Freundin und sie dürfen erneut darüber entscheiden. Das mache nur mehr Arbeit. Ich kann sie schließlich überreden, statt nur dem Wanddurchbruch 3 von 4 Punkten zuzustimmen und wir schließen einen Vergleich. Wieder im Büro angekommen ruft mich die Geschäftsstelle an und sagt, wir müssten das noch mal vergleichen und dazu mündlich verhandeln. Ich sage, wir hätten uns doch schon geeinigt und das sei auch mündlich gewesen und weigere mich jetzt noch mal deswegen zu einer Verhandlung zu kommen.
Dann treffe ich die Frau eines Kollegen, mit denen das Verhältnis etwas abgekühlt ist seit man sich mal in einem Fall gegenüber stand. Ich war da nachtragend. Ich bin ernst einmal blöd zu ihr, wie immer. Ich habe auch einen Dackel dabei und sie will mir was zeigen. Ganz spielend bringt sie dem Hund eine kleine Choreographie bei mit der Pfote, die einzelnen Fingerglieder werden bewegt, 2 mal damit, dann 2 mal damit und dann der Äußere, der Daumen und der Äußere (irgendwas Komplizierteres Abfolge schließt das Ganze ab). Sie zeigt es ihm einmal und mein Dackel kann es auf Anhieb und hat auch noch Spaß daran. Ich bin irgendwie gerührt und es hat mich weich gemacht und ich liege weinend in ihren Armen.
Irgendwann zwischendurch schaue ich mir die Farbe meiner Zähne an und sie sind ganz hell gelb. Es ging am Freitag im Gespräch mit der Zahnärztin um Sauerstoffbleaching. Ich glaube daher.
Dann zweite Traumhälfte: Stephan und ich sind im Theater und es ist englisch sprachig und sehr schlecht besucht, aber das Stück ist toll. Es tanzen unwiderstehliche junge Mädchen unterschiedlichen Alters und Könnens in niedlichen Kostümen (wie Ballett, aber in individuelle Ausstattung) und dann gibt es tolle Verkleidungen mit Gesichtsmasken, so dass man die Schauspieler nicht sieht und tolles Bühnenbild und es wird mit den Masken und Sprache gearbeitet und dann wieder Tanzeinlagen und alles ist sehr innovativ und auf Englisch. In den Pausen machen die Schauspieler Impro und reden mit dem Publikum und reichen Werbematerialien. Ich sitze in der ersten Reihe und wir bekommen ein paar rosa halterlose Strümpfe für 6,95 € und innen ist eine Orange eingepackt. Das Mädchen neben mir will wissen, ob ich die kaufen will/anziehen will und sagt selber, dass ich dafür wohl zu alt sei. Es ist Größe M (das sind Sequenzen aus Shopping-Queen, ich muss wohl das ganze schlechte Fernsehprogramm aufarbeiten, was als Hörspiel lief während ich mit halber Kraft gebastelt habe). Ich sage, dass ich nur den Text lesen wolle. Dann nehme ich die Orange aus der Packung und pelle sie und esse sie und mache die Packung wieder zu und hoffe, dass sie mir dafür nicht 6,95 € in Rechnung stellen. Ich will eigentlich schon gehen, weil es mir dann reicht, aber irgendwie ist abgeschlossen und man wird wieder hineingeleitet. Dann erzählt der Regisseur und Schauspieler, wie er die Leute rekrutiert, dass es Laiendarsteller seien, straffällig Gewordene zum Teil und was er für Vorurteile gehabt habe und spielt mit einem jungen Mann die Szene nach, wie sie sich kennen gelernt haben. Dann ist das Stück vorbei und es gibt einen Plan von Niedersachsen, der N’esque heißt und in Landkreise aufgeteilt ist mit unterschiedlichen Farben und man sieht wo sie überall spielen werden im Umland. Ich finde das witzig und will unbedingt die Werbetrommel dafür rühren (das hat sich damit was zu tun, dass mein Kollege eine Karte der Landgerichtsbezirke der OLG Celle an der Wand hängen hat, Stadthagen, Hildesheim und ich kommentiere das, Hannover ist zu klein und auf Verden und Stade bezogen, das sei auch Niedersachsen). Dann sollen wir auf einen Schauspieler warten und der hat einen sehr unerzogenen Schäferhund, der randaliert, d.h.in die Leine springt und Stephan will den auf Teufel komm raus und 10 Minuten erziehen (wir haben kurz Herrn Rütter geguckt und uns wieder gewundert, was Tierbesitzer sich alles von ihren Vierbeinern gefallen lassen). Erst dreht Stephan auf und will dadurch irgendwie Dominanz ausdrücken, was den Schäfer noch mehr aufputscht. Dann geht er mit ihm raus und ist superstreng und will ihn schlagen und ich sage, das dürfe er nicht, es sei ein fremder Hund. Dann befreit sich der Hund von der Leine, kommt aber auf Rufen wieder und lässt sich wieder einfangen, d.h. gerade als ich ihm das Halsband ummachen will, beißt er hinein und ich werde wach. Es ist erst 8 Uhr, aber ich habe genug geschlafen.
Es ist bewölkt. Alleine zum Flohmarkt habe ich keine Lust, außerdem ist es hier eh zu voll und Hütchen und Bastelmaterialien habe ich genug. Dann lieber so aufregende Dinge tun wie die Bügelwäsche, den großen Berg, einmal abarbeiten.
Ich fange stattdessen an mit Hütchen basteln und stelle erneut fest, wie mich das Berlinwochenende mit Heike nachhaltig inspiriert. Heike, die eigentlich aus dem Bereich Nähen kommt hat mich neu aufs Kleben mit der Heißklebepistole gebracht. Ich war da schon ganz weg davon, so von wegen schlechte Arbeit, Pfusch, darf man nicht. Total Quatsch und es hilft einfach verschiedenen Materialen zu verbinden und der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ich mache erst mal 3 Hütchen, 1 genäht und zwei geklebt mit Plastiktüten und Papier. Herrlich, dann wecke ich Stephan weil ich der Meinung bin, dass er wohl genug geschlafen hat. Insgesamt werden es heute 6 Hütchen. Das mit dem Schwein ist von einem Weinkarton vom Winepunk.
Daneben tut sich aber nicht so viel. Die Fleischcollagen bleiben unfertig und irgendwann muss ich sie wieder einsammeln, weil sonst kein Platz mehr auf dem großen Esstisch ist, so wie ich überhaupt die ganze Wohnung in Beschlag nehme….Beim Bügeln läuft mir die Suppe runter. Ich habe noch nie eine Folge Shaft gesehen, aber auch die stehe ich nicht bis zum Schluss durch.






