Archiv für den Monat: November 2013

Outfit 30.10.

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Ja, das ist der neue Fisch von Oxfam aus Frankfurt mit Elastikband ebenfalls aus dem Frankfurter Kurzwarenladen und auch noch in FF genäht.

Hatte ich doch neulich vergeblich gebettelt nach einer neuen Schreibtischunterlage und habe dann diese gefunden mit immerhin noch 6 Blättern. Wusste gar nicht, dass ich die habe und vorher. Verdammter Messe-Haushalt.

Immer wieder Frankfurt, unreife Jungs und die Neuentdeckung von Frederik Lau

28.10. Ich hatte meine Eltern vom Bahnsteig aus angerufen um die Zugverspätung zu überbrücken und ihnen die Dürer-Ausstellung empfohlen sowie das Hotel mit der Bar im 22. Stock und den Sonderangeboten für Zimmer am Wochenende. Da lobe ich mir doch meine Rentnereltern. Mein Vater schreibt mir kurz vor dem Tatort um 19:14 während ich im Zug sitze folgende email:

Haben für die Museumsnacht am 16.11. Tickets und Zimmer im Innside.
Danke

Paps“

Das nenne ich mal schnelles Reagieren. Ich finde es gut, dass meine Eltern noch so jugendlich sind. Geld sparen tun sich nicht mehr. Auch die richtige Einstellung. Kann ich nur applaudieren.

Ich wollte noch vier Frankfurt-Themen nachtragen. Zum einen die Disko Maxim, die ich erwähnen wollte, die es nicht mehr gibt, wenn ich es richtig verstanden habe. Da waren Charlotte und ich früher zu Gast und Jimmy, der leider verstorben ist, ein Urgestein aus Hannover, der dann nach Frankfurt gewechselt war, erzählte auch immer von dem Laden. Mitten im Rotlichtviertel war der gelegen und Jimmy war die erste Person, die wir in Hannover kennen gelernt haben an einem Kiosk in Hainholz mitten in der Nacht während man auf Munchies sich nicht entscheiden konnte, welche Süßigkeit es nun sein sollte. Mit ihm haben mich viele Dinge verbunden, obwohl wir so verschieden waren. Ich erinnere mich daran, wie er erzählt hat, dass in seiner Kindheit die Mitschüler alle Süßigkeiten bekommen haben zu Matten mähren und er als einziger eine Banane (wegen seiner dunkleren Hautfarbe). Dann ging es mal darum jemanden in einem Wort zu charakterisieren und sagte spontan auf mich bezogen: „überkandidelt“. Das hat gesessen und bleibt unvergesslich wie viele andere Jimmy-Geschichten. Da hatten die Frankfurter auf jeden Fall ein Original aus Hannover.

Dann kommen die Lappalien. Zum einen diese Plakate mit David Garrett, dem Teufelsgeiger, die überall in der Stadt plakatiert waren. Hier habe ich bislang keine gesehen. Da hatten wir neulich im Kino eine Vorschau gesehen vor dem Liberace-Film. Ich weiß nicht, ob die so Amazon-mäßig dachten, wer das mag, mag auch dies. Hier lagen jedenfalls gründlich daneben und das ganze Kino hat sich ausgeschüttet vor Lachen über den peinlichen Film, den man als cineastisches Ereignis überhaupt nicht ernst nehmen konnte, gesponsert von Thomas Sabo, der Marke für schrecklichen Modeschmuck aus Sterling Silber und einer Sonderedition zum Film mit einer silbernen Geige, die Herr Garrett auch an einer Kette um den Hals trug und als individuellen Schmuck lobte. Oh Mann.

Dann hatte ich mich mehrfach darüber ausgelassen, dass die Straßennamen in Frankfurt auf den Schildern alle ausgeschrieben sind. Auch bei langen Doppelnamen wird auch am Wort Straße nicht gespart. Das sieht lustig aus, wie eine Übertreibung aus der Caricatura.

Als letztes Anliegen. Die vielen Hochhäuser der Commerzbank. Aus meiner Zusammenarbeit mit denen bekommen die die Note mangelhaft. Jetzt versuchen sie ihr Image zu retten mit einer joggenden Frau, die allerhand pseudokritische Fragen stellt, ob wir noch so eine Bank brauchen, die einfach weiter macht. Ich bin ja der Meinung, dass wir auf ihr Haus und noch einige andere ganz verzichten können. Zufriedenheit garantiert? Die sollen erst mal das online banking für Berufsbetreuer auf die Reihe kriegen. Warum können die sich so viele Hochhäuser leisten? Haben die Frankfurter dort alle ihr Konto aus Solidarität?

Ich lese morgens bei Spiegel online, dass Lou Reed gestorben ist und bin total traurig. Das ist vielleicht doof, traurig zu sein bei jemanden, den man gar nicht persönlich gekannt hat, aber ich war echt Fan und habe die Musik und die Texte sehr gemocht, das heißt ich tue mir selber leid, dass er gestorben ist. Dann finde ich noch ein Bild aus dem Juni 2013, wo er mit Laurie Anderson und einem Terrier-Malteser-Mischling in einem Straßencafé in Tribeca sitzt und bin noch mal extra traurig. Den ganzen Tag habe ich Liedzeilen von den Velvet Underground Hits im Kopf: „What costume shall the poor girl wear to all tomorrows partys“, obwohl das war dann Nico. Lieber eine Zeile aus Perfect Day. 71 Jahre ist er geworden. Das klingt erst mal nicht so alt. Das sind noch mal 25 Jahre bei mir oben drauf und dann wäre das Leben allerdings ziemlich voll gewesen. Da müsste man sich wohl zufrieden geben mit der Bilanz als Sterbliche, sage ich mir.

Heute ist Verhandlung vor dem Jugendgericht. Das Kind M.A. meiner türkischen Betreuten ist als Zeugin vorgeladen. Der Beschuldigte hat in einer Gartenlaube der Kleingartenkolonie mit seinem Smartphone Samsung Galaxy, S III, blau unterliegt als Tatmittel der Einziehung…Der Beschuldigte ist ein pausbackiges Dickerchen, den die Mädchen nicht ranlassen und der ex-Freund und sein Kumpel sind zwei Jüngelchen, unreif und doof. Sie sind jetzt noch ganz verrückt darauf sich wechselseitig Bildchen auf dem Handy zu zeigen. Da hat auch der Vorfall, der heute zur Verhandlung ansteht nichts daran geändert und als eine körperbehinderte Mitarbeiterin des Amtsgerichts den Gang entlang läuft, kriegen sie sich auch nicht mehr ein. Einfach unreif. Wenn das nicht besser wird, prognostiziere ich die Wiedergeburt als Eintagsfliege, d.h. noch mal ganz von vorne anfangen. Die Frau von Violetta ist sehr gut und schirmt Mutter und Tochter ab, das heißt, wie gehen in einen anderen Gang und sie schaut immer und sagt uns dann Bescheid. Dann beschreibt sie M. wo wer sitzt und wen sie anschauen soll und wie es ablaufen wird. Ich sage, dass ihr klar sein muss, dass sie nicht angeklagt ist, bloß weil sie auch vor Gericht muss und nach Name und Geburtsdatum gefragt wird. Ihre Reaktion: was, das wird gefragt. Die Schuldfrage wird ohnehin familienintern kontrovers diskutiert bei der konservativen Einstellung. Schließlich kommt der Richter mit Zopf raus zu uns, d.h. um die Ecke. Er will M. von einem Täter-Opfer-Ausgleich überzeugen. Wir sind erst dagegen, mache es dann aber doch, weil M. einwilligt und die Frau von Violetta sie begleiten will. Ich sage, ein Versuch ist es wert. Vielleicht bringt es ihr was, sonst kann man es immer abbrechen und landet wieder hier. Außerdem sei das im Ihmezentrum und damit gleich bei meinem Büro um die Ecke. Wenn was sei, könne sie zu mir kommen. M. will ein Praktikum im Kindergarten machen und dann Berufsschule und Ausbildung. Gutes Mädchen. Ganz doof die Kerle. So unsensible Vollpfosten. War doch klar, dass ihr Freund da Bescheid gewusst haben muss. Wer läuft sonst als Jugendlicher durch eine Gartenkolonie. Sie hat sie Schule gewechselt und der Vorfall hatte einen großem „Impact“ auf ihr Leben. Das soll sie dem Dickerchen mal klar machen, wenn da nicht Hopfen und Malz verloren sind.

Zivilgericht Shok Detlef Tag

Abends Geburtstag in der kleinen Küche einer Freundin. Auch hier fallen die Männer mit Stokeligkeit auf. Es ist ein netter Abend und ich bekomme den Ausstellungskatalog von „about“ den ich haben wollte sowie ein dickes Stück Käsekuchen, was ich mir mit Stephan teile für den nächsten Tag.

29.10. Deutsche Bank bestellt mich ein in 2 Betreuungssachen, weil sie meinen Ausweis kopieren müssen, d.h. ich wurde angeschrieben. Ich bringe gleich die Unterlagen aller Fälle, die bei ihnen spielen mit, weil ich das heute insgesamt erledigen will.

Mittags hätte Anhörung von Herrn I. beim Betreuungsgericht stattfinden sollen. Das habe ich letzten Freitag schon abgesagt, morgens bevor wir nach FF fuhren. Der Typ sitzt seit Monate in Untersuchungshaft. Schön wäre, wenn er auf einen Plausch zum Betreuungsgericht vorbei schauen könnte.

Herr Maßregelvollzug (MRV) braucht Geld. Ich will ihm keines leihen, aber eine Alternative dazu gibt es nicht. Er soll um 13:30 Uhr vorbei kommen und kommt nicht vorbei. Dafür bekomme ich abends einen Anruf der Klinik. Eine Psychologin, die mir während ich turne vier Mal denselben Text auf mein Band spricht. Er war heute um 15 Uhr dort verabredet und ist nicht erschienen. Das mit dem Probewohnen wird dann schwierig und sie müssen einen Hausbesuch machen, was er ablehnt. Ich soll als Betreuerin auf ihn einwirken. Dann noch mal. Er ist heute nicht gekommen usw. Mann, Mann, Mann.

Meine Freundin Andrea kommt vorbei und holt sich Tischtücher und Vorhänge ab, aus denen sie mir Röcke nähen will. Nicht ohne mit einen Leinenrock und eine Sommerbluse mit Brusttaschen und Applikationen aus gestreiften Krawatten zu schenken.

Endlich erreicht mich die Frau, die sich meine Buttonmaschine ausleihen will. Sie erzählt was von einer Selbsthilfegruppe. Sie kommt aus Frankfurt und wir sprechen etwas darüber. Vor allem über die wechselseitig negativ Wahrnehmung der Städte untereinander. Ich sage ihr, dass sie die Buttonstanze bekommt und dann nach Herzenslust Vorlagen herstellen kann und ich ihr die Buttons mache. Die Maschine selber will ich nicht verleihen. Das ist alles zu umständlich. Ob ich sie nicht kennen lernen muss. Nein, Gabi reicht mir als Leumund.

30.10. Die Eltern des schwer kranken jungen Mannes, der immer betteln geht und dann vertrieben wird haben einen Termin bei mir. Er ist Architekt im Ruhestand und sie ist so eine ganz penible Person. Schwarz angezogen mit Hahnentrittblazer, sehr schlicht alles. Sie loben die Räumlichkeiten des Büros und interessieren sich für den Innenhof. Ob es hier laut sei oder man gut hier wohnen könne. Am Ende stellt sich heraus, dass sie ihre Wohnung im Osten der Republik verkaufen wollen und nach Linden ziehen. Der Sohn und ihre bisherige Bleibe ist in Misburg. Der Wochenmarkt am Samstag gefalle ihnen so gut. Oh Mann, der wird uns noch ganz viele Landeier bescheren, so beschaulich wie der ist.

Mitten in der Besprechung kommt Herr MRV zu früh. Ich muss unterbrechen. Er sieht schlimm aus mit Schorf am Kopf, ganz abgemagert und blaue Hände, offenbar ein Unfall mit Tinte. Er hat heute einen Termin in Wunstorf. Ob er das hinbekommt?  Wir haben eigentlich Morgen ein Treffen mit dem ambulanten Wohnbetreuer. Den lehnt mein Herr MRV allerdings ab, so dass ich das absagen kann. Alles soll an mir hängen.

Per Email wird angefragt wegen eines Raumsprays für Herrn W., weil es so unangenehm riecht wegen des Tumors. Pflegedienstleitung fragt, ob sie das anschaffen dürfen. Auf dem Taschengeldkonto stapelt sich das Geld und ich kann nur immer wieder um sinnvolle Verwendung für den Bewohner, meinen Betreuten bitten. Die kriegen das nicht hin.

Hat mein neues Fahrrad Nazi-Symbole und ich darf es nicht fahren? Der Fahrradhändler aus Linden, der auf Oldtimer steht sagt, er hätte ein ähnliches Rad als Herrenrad im Keller stehen, aber irgendwie hat er Gewissenbisse wegen des Adlers. So unsensibel wie ich bin hatte ich darüber noch nicht nachgedacht, ob man ein altes Fahrrad vielleicht nicht fahren darf. Das politisch nicht pc ist. Was soll das? Ist doch kein Panzer. Ich sage, ich glaube, die Fahrräder haben kriegstechnisch weniger eine Rolle gespielt.

Ich bin ganz verliebt in die penible Auflistung der Restaurierung des Fahrrads vom Vorbesitzer. Der Rahmen im Wohnzimmer vor dem Spitzendeckchen und der selbstmalten Excel-Tabelle und das soll jetzt böse sein?

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Elisabeth kommt heute und erzählt von sich aus was von Kleopatra-Badezusatz, den sie neulich gekauft oder verwendet hat. Innerlich bin ich sehr irritiert, weil ich denke, kann sie Gedanken lesen. Ich habe die Assoziation und sie kommt mit mir jetzt Kleopatra und Eselsmilch.

Stephan trägt einen Frank Hanebuth Solidaritätsbart, weil er sich langsam auf Movember in London vorbereiten muss und wir gehen mittags zu Mr. Thang als Iimori-Ersatz. Der Schick ist nicht da, aber der Sushi-Mittagstisch M 1 für 5,90 € schmeckt gut und der Grüntee und die Edamame sogar besser als im Iimori, aber halt ohne die Atmo.

Kurz vor dem Sport bekomme ich eine Email aus Wunstorf in Sachen Maßregelvollzug:

Hallo Frau A.,

Herr MRV kam am Mittwoch zwei Stunden zu spät, aber er kam – ausgemergelt, mit Rötungen/Beulen (wie Sturzverletzungen aussehend, was Herr MRV bestritt), aber gedanklich geordnet, alltagspraktisch jedoch völlig ungeordnet..

Er gab an, gelegentlich Bier zu trinken; er laufe und fahre viel in Hannover herum. Könne in der Wohnung nicht kochen; duschen auch nicht – der Mitbewohner fühle sich gestört. Er wolle alleine eine Wohnung suchen, nur im Notfall auf Herrn Hem. zurückgreifen. Ich werde deswegen auch keine Fachärztl. Stellungnahme schreiben.

Er wolle sich gerne bei uns duschen und schlafen, was er dann tat. Er habe nicht genug Geld für Essen; bekam von uns noch etwas. Man habe ihm beim Ladendiebstahl erwischt – Hausverbot, keine Polizei.

Nächstes Treffen: Nächsten Dienstag 11.00 Uhr zur Visite.

In anderthalb Wochen schreiben wir eine Entlassungsempfehlung.

Grüße, A. K.

Abends scheuere ich mir den Ellbogen wund beim Yoga und merke es nicht, d.h. auf dem Fahrrad tun die Ellbogen weh und ich denke, komisch und schaue zuhause nach und finde das:

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Das heißt, ich bin ganz schön weggestrahlt bei der Yogapraxis und könnte vermutlich auch dabei operiert werden ohne weitere Narkose.

Gilt das als Sexunfall außerhalb des Sex oder mit mir selber?

Eine Freundin mit ihrer Freundin ist da wegen New York-Tipps. Der Hund hat auf meinen Teppich gekackt. Das ist mein Lieblingsteppich.

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31.10. Ich verschicke die Topflappenpostkarte von Rattelschneck an Susann, eine Freundin in Köln, die unsere Topflappen gehäkelt hat. Darauf ist eine Frau in Hausschuhen in der Küche zu sehen, die aufgedreht hüft und damit ruft: „Toll! Ein Topflappen mit vier Schlaufen. Kein langes Suchen nach der Schlaufe mehr!“. Ich finde die Karte toll, aber die waren ja auch zum Verschicken gedacht.

Der ambulanten Wohnbetreuung von Herrn MRV musste ich ja absagen, weil es ohne Proband sinnlos ist. Dafür kommt eine langjährige Betreute, die derzeit mit den Nachbarn Ärger hat mit ihrer Wohnbetreuung, die sie schon seit 2 Jahren betreut, die ich aber heute das erste Mal kennen lerne. Es geht um die Wohnung, die wohl ganz vollgestellt ist, so dass meine Betreute auf dem Sofa schlafen muss und da kommen die Sprungfedern schon durch. Ich sage: ahh, Massagesessel. Wir überreden sie, dass wir mal einen 3 Stunden Einsatz bei ihr machen und sortieren und mal schön Altpapier in Säcke machen. Ich sage, das wird ganz entspannt, weil sie will keine Fremden in der Wohnung und deswegen kommen nur wir in Frage. Wenn es ihr nicht gefällt, kann sie alles wieder auspacken, wenn wir gehen und wenn sie vorher schon alles erledigt hat, dann trinken wir nur Tee. Dann hole ich aber Petit Fours dazu. Sie ist sehr ernst, aber es gelingt mir etwas, sie aus der Reserve zu locken. Ich finde es immer pervers, wenn ich dann beim Aufräumen helfen soll, wo ich da selber Hilfe gebrauchen könnte, aber bei anderen Leuten geht das immer ganz gut und deswegen bin ich vielleicht gerade geeignet, weil ich weiß, um was es geht bzw. keine Berührungsängste habe.

Mittags kommt eine ältere Freundin und wir gehen ins 11 A. Ihr Serviettenknödel schmeckt wie ein altes Brot stellt sie fest, also es scheint ihr nicht so zu schmecken. Sie hat eine wirklich vorzügliche und sehenswerte Sammlung von Salz und Pfefferstreuern, die wohl derzeit im August Kestner Museum gezeigt wird. Sie wollte, dass die Leute sie anfassen können und nicht alles in die Vitrine hinter Glas. Dafür wollte der Direktor, dass sie die Wache dazu schiebt. Da sei am Museumstag, dem Sonntag wohl eine alte Frau da gewesen. Bestimmt so an die 90 mit Rollator und die habe ihr erklärt, warum sie den Salzsteuer in Form einer Zitronenscheibe brauche, weil sie nämlich täglich Tequila trinken würde und das Salz dafür müsse aus diesem Salzsteuer kommen und die Sammlerin hätte ja schließlich genug. Dann solle sie den am besten gleich einpacken war die Reaktion unserer sehr großzügigen Freundin, die damals als Unisekretärin auch nur damit beschäftigt war alle am Lehrstuhl und an den Nachbarlehrstühlen zu verwöhnen und die edelsten Snacks auszugeben, die man von ihren Gehalt gar nicht richtig finanzieren konnte.

Die Gerichtspost bringt etliche neue Nachrichten u.a., dass die Querulatorin einen Betreuerwechsel will nach einem Jahr. Das war die Frau, bei der zuletzt der Mieterverein Braunschweig die Klage zurück genommen hat. Ich würde ihr gesundheitlich und finanziell schaden und nichts für sie tun. Sie will eine andere, die mit dem Wechsel einverstanden ist. Ich soll dazu Stellung nehmen. Ich hätte misstrauisch werden sollen, dass sie auf meine letzten Mails nicht geantwortet hat, wo ich doch sonst gerne 4-6 am Tag von ihr bekommen habe.

Nachmittags kommt eine Mandantin von früher mit ihrer Mutter (Kopftuchträgerin, alles bunt, kleine Frau). Beide mühen sich in den zweiten Stock und sind atemlos abgehetzt, weil sie mich nicht gefunden haben. Dann bimmelt das Handy der Mutter, orientalische Klingeltöne, wie beim türkischen Jugendlichen. Die Tochter scheißt die Mutter zusammen. Dann geht es um den Fall. Zahnersatz. Implantate. Die Mutter spricht schlecht Deutsch und wusste nicht, dass sie was dazu zahlen muss. Dann war die Tochter mit in der Praxis und wollte fragen und immer hieß es, dass wird nicht teuer. Jetzt wollen sie über 2.500,- von der Frau, die Grundsicherung bekommt und damit nur 382,- € pro Monat zum Leben hat. Die Tochter hat eine Ratenzahlungsvereinbarung über 300,- € pro Monat unterschrieben, weil der Arzt vorher die Zähne nicht herausgeben wollte und jetzt Anwalt: mach mal. Nein, sie sind ganz nett und dankbar, aber leider ohne Beratungsschein. Auch der muss erst über mich beantragt werden.

Dann noch schnell Eilverfahren vor dem Sozialgericht anhängig machen, weil sie Herrn I. bis Jahresende kein Taschengeld mehr zahlen wollen und der ist doch Raucher, mein Untersuchungshäftling, der neulich schon Tabak wollte. Es geht nur um 40,- € pro Monat, aber das doofe Amt will die nicht rausrücken und es sitzt auf dem Trocknen. Mal sehen, was das Gericht dazu sagt. Seine Mittellosigkeit hat er eidesstattlich versichert, dass er das Geld, die 111,- € verbraucht hat und nur noch 32 Cent auf dem Taschengeldkonto sind.

Abends habe ich einen Wohnungsbesichtigungstermin mit dem Typen von der Sparkasse. 50er Jahre Haus. Leider sehr viel hässlich. 4 OG. Nur toll sind die großen Doppelfenster mit Blick auf die Rampenstraße, da konnte ich mich nicht satt sehen, aber dafür muss man auch den Rest kaufen. Die Kabuffs und die scheußliche Küche und das schlimme Bad. Verliebt ist was anderes und wenn man das alles ändert, von den kleinen braunen Türen angefangen mit dem hässlichen Türklinken und dem gelben Riffelglas und die Plastiksteckdosen mit rotem Rand. Dann ist man am Ende bei astronomischen Preisen.

01.11. Beim Warten auf dem Makler war mit die Sigg-Flasche ausgelaufen und vor allem das Portemonnaie mit Inhalt war nass. Das hatte ich nicht ausreichend beachtet. So konnte ich die 15,- € Eigenbeteiligung für die Beratungshilfe am nächsten Morgen nicht einzahlen, weil der Automat mein nasses Geld nicht wollte, wie feuchte Windeln fühlte sich das an. Ich muss mich anstellen und das nasses Geld gegen trockenes tauschen. Während ich warte beobachte ich Trockenbauer, die sehr sauber und souverän arbeiten, so dass es eine Freude ist denen zuzusehen. Monatswechsel . Schöne Kontoauszüge ziehen.

Morgens kommt ein Mandant nicht. Ich fahre die Klage zum Sozialgericht und in die Stadt Kalendernachschub holen. Ein Bastelwochenende steht vor der Tür.

Ich erledige die ganze Schreibarbeit die noch ansteht diese Woche. Nachmittags kommt eine neue Betreute, die sich über einen anderen Betreuten bei mir beworben hat. Sie ist gut organisiert und bringt mir Listen mit allen wichtigen Daten und Telefonnummern. Die wissen das alle nicht mit der Betreuung und es ist nur für den Notfall. Ich werde diskret damit umgehen verspreche ich ihr. In einem Nebensatz erzählt sie, wie die Suizidalität sie ihr ganzes Leben begleitet seit sie 8 Jahre alt ist. Sie lächele, gehe raus und suche dann nur ein Gebäude zum Springen oder nehme Tabletten. Das sind für mich fremde Welten. Das sage ich ihr auch. Ich hänge am Leben. Sie ist bei Therapeuten angebunden und ich habe auch keine Gesundheitssorge, sondern soll sie nur dem Antragskram entlasten. Sie hat in Frankfurt studiert. Noch mal Frankfurt also diese Woche. Heute war mal ein erster Termin, an dem wir ein paar Dinge auf ihrer Liste angegangen sind und die abgearbeitet haben. Ich sage ihr, dass sie nächstes Mal sagen soll, wenn sie einen Kaffee will. Heute denke ich erst daran einen anzubieten als es schon zu spät ist.

Heute Abend ist Brotzeit in meinem Ex-Atelier, d.h. die haben Leute, Freunde und Interessierte eingeladen und ich will hingehen, Ralf zu liebe. Bloß nichts da essen. Das Büffet kann ich mir schon vorstellen. Ich sehe Salzstangen und abgelaufene Bonbons von Street irgendwas, dieser Aldi-Marke. Ich will ins Da Etna und dann in die Spätvorstellung ins Apollo-Kino. Türkischer Film aus Berlin über einen Typen, der für den Verfassungsschutz gearbeitet hat und ausgestiegen ist und neue Freunde gewinnt und dann von der Vergangenheit eingeholt wird. Die Bilder haben mir gut gefallen. So meine Überlegungen als ich das Büro verlasse Richtung Sport.

So und danach: Atelier fiel aus, weil ich keinen Bock hatte auf Pflichtveranstaltungen in meiner Freizeit. Im Da Etna hat man sich gefreut uns mal wieder zu sehen und ich hatte Antipasti, sowie Kalbsleber mit Salbeibutter und eine ½ Flasche Rotwein. Dann zu Onkel-Rewe um die Zeit zu überbrücken und mit einer doppelten Ladung Toffifee und Mango-Lassi sowie einer Packung Buttertoast ins Kino. Luisa aus meinem Sportstudio treffen wir an der Kasse. Die Stimmung unter den wartenden Besuchern ist lustig. Der Film ist geht so und bekommt nur Note 4. Die Vorschau hatte mal wieder die ganze Munition verschossen. Ich finde allerdings den Hauptdarsteller attraktiv. Frederik Lau heißt der offenbar. War mir noch nicht aufgefallen, aber ich gucke auch wenig deutsche Filme. O.k. und dafür waren zu wenig Sexszenen in dem Film, nämlich genau keine.